Deja-Vu...

Hallo Fafnir,

Ich kann das, was du schreibst zwar gar nicht nachvollziehen, doch das muss ich ja auch nicht. Jeder Mensch muss seinen eigenen Weg finden. Ich, für mich, möchte ein gutes, schönes Leben führen, das geht mit Menschen, die mir das Leben schwermachen, einfach nicht. Hier ziehe ich eine Grenze. Das hat für mich mit Aufgabe nichts zu tun, sondern mit Stärke. Aber, wie gesagt, so sehe ich das für mich.

Ich wünsche dir viel Erfolg bei deiner Therapie.

Alles Liebe und Gute für dich.

Clara
 
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Hallo Clara,

danke für Deine Antwort.

Das was ich in meinem gestrigen Beitrag über den Verlauf des letzten Telefonates mit meiner Mutter beschrieben habe, sehe ich als Ausdruck emotionaler Distanz, dass ich mich nicht auf ihr Spiel eingelassen habe.
Die Tatsache, dass ich mit meiner Mutter telefoniert habe, ist nicht die Hauptinformation, sondern meine veränderte Reaktion darauf.
Dies ist mEn die wichtigste Hürde und Voraussetzung, loslassen zu können.
Vielleicht gelingt es Dir vor diesem Hintergrund, doch noch ein wenig mit mir zu freuen.
Es ist auch als Botschaft an Euch gedacht, dass Eure Worte mich erreicht haben.
 
Hallo Fafnir,

weißt du, meine Mutter hat mir sehr viele Schwierigkeiten gemacht in meinem Leben. Sie war eine harte, selbstverliebte Frau, deren Lebensmittelpunkt sie selber war. Sie war die Sonne, um die sich alles zu drehen hatte. Meine Geschwister taten dies. Ich nicht. Meine Mutter bestimmte nicht meine Gedanken. Sie hatte keinen Zugang zu meinem Leben. All das war ihr nicht wichtig. Und mir schließlich auch nicht mehr.

Gerne hätte ich eine Mutter gehabt, die sich für mich und meine Familie interessiert hätte. Jemand, der mich in den Arm nimmt, wenn ich Kummer habe und für mich da ist, wenn ich in Not bin. Meine Mutter war nicht bereit dazu. Also habe ich aufgehört mir etwas vorzumachen und das Weite gesucht.

Wenn du dich darüber freuen kannst, dass du dich in dem letzten Telefonat mit deiner Mutter nicht von ihr hast provozieren lassen, ist das nur natürlich. Sicher ist das ein großer Schritt für dich. Das kann ich schon verstehen. Ich kann nur nicht verstehen, warum du, nach allem das du hier geschildert hast, immer noch so viel Interesse an deiner Mutter hast. Warum ist es dir so wichtig ruhig zu bleiben, wenn du mit ihr sprichst? Warum sprichst du überhaupt mit ihr?

Gruß Clara
 
Meiner Mutter geht es gesundheitlich nicht gut, sie lässt sich selbst gehen. Ich habe den Verdacht auf Selbstgefährdung bei ihr. Das darf ich natürlich nicht passieren lassen, nach Gesetz ist man da zum Handeln verpflichtet (Unterlassene Hilfe). Das ist ein Grund weshalb ich mit meiner Mutter telefonieren muss und das auch getan habe. Ich habe ihr eine klare Ansage gemacht, sie soll zum Arzt und mit der Krankenkasse zwecks Pflegestufe telefonieren, weil ich das nicht machen darf. Ich habe mit einem Anwalt und auch den entsprechenden Behörden (Gesundheitsamt) schon telefoniert. Ich habe ihr gesagt, dass ich eingreife, wenn sie untätig bleibt. Sie darf das Gesundheitsamt wegschicken, aber dann ist endlich aktenkundig, dass ich alles Mögliche getan habe...
Dahinter steckt reiner Selbstschutz...

Sie hatte deutlich Angst vor Kontrollverlust und wollte ablenken, aber ich habe mir die Gesprächszügel dieses Mal nicht aus der Hand nehmen lassen.
Sie legt es darauf an, mich zu provozieren, es ist Teil ihrer Masche. Ich mache das unwirksam, wenn ich ruhig bleibe.
Der für mich wichtigste Kontaktabbruch findet auf emotionaler Ebene statt und das ist jetzt eingeleitet.
 
Auch das Thema Krankheit meiner Mutter beschäftigt mich sehr - sie lamentiert ja schon lange über ihre gesundheitlich bedingten Einschränkungen, geht aber nicht zum Arzt. Auch an ihrem Geburtstag musste sie wieder die Leidende spielen. Ich werde wohl im Ernstfall nicht für sie da sein können. Sie hat diese Masche einfach überstrapaziert.

Dann hat bei dir eine gedankliche Veränderung stattgefunden...

Wenn deine Mutter krank ist, sie aber keine Hilfe will, ist das ihre Entscheidung. Es sei denn sie steht unter amtlicher Vormundschaft.

Aber zu diesem Thema schrieb ich dir ja schon ausführlich (Stichwort Pflegevollmacht, Vorsorgevollmacht usw.).

Aber ich klinke mich hier jetzt aus. Ich muss mich gerade selber um einen Krankheitsfall im Freundeskreis kümmern, der mich stark mitnimmt.

Ich wünsche dir alles Gute und viel Kraft im Umgang mit deiner Mutter.
 
Manchmal denke ich dass manche Menschen einfach ein Kapitel ihres Leben nicht abschließen wollen.
Ich hab mich lange mit mir auseinandergesetzt bevor ich den Kontakt zu meiner Mutter abgebrochen habe!
 
sorry, dass ich erst jetzt antworte...

Kein Problem :)
bei mir hat es ja jetzt auch gedauert.

Ja, ich bin mir schon darüber bewußt, dass ich hier nur häppchenweise meine Geschichte schreibe. Aber alles auf einmal geht einfach nicht...

Logisch, geht auch nicht anders ...oder man muss Romane schreiben.

Ich habe halt so lange den Fehler gemacht, immer wieder auf ihr Spiel einzusteigen... Bin da immer auf Autopilot gegangen...

Es scheint nur ein "Fehler" zu sein. Wir sind halt so erzogen......"programmiert" und hätten wir anders handeln können, hätten wir es getan.
Wirf es dir nicht mehr vor.

Im vergangenen Herbst und über den Winter ist meine bisherige Sicht auf meine Mutter völlig aus den Fugen geraten und ich stehe noch immer vor einem Trümmerhaufen.


Ja, so ging es mir auch irgendwann.
Schmerzhaft aber gut und wichtig. Sonst ist Veränderung nicht möglich.
Ich glaube, an den Punkt kommen viele Menschen (die meisten) irgendwann. Als Kinder sind unsere Eltern für uns Gott. Dieses Bild MUSS irgenwann zusammenbrechen.
Und dann können wir sie sehen als Menschen, mit ihren Fehlern und Schwächen. Auch sie haben eine Biografie die sie zu dem gemacht hat was sie sind.
Kennst du die deiner Mutter?
Mir hat es sehr geholfen ihr Leben zu verstehen.
Nicht als Entschuldigung für ihr Verhalten, aber zum Verständnis.

Aber ich muss einfach auf Kommentare reagieren,

Ja, so ging es mir auch irgendwann. Es kam zwar auch nicht wirklich an, aber für MICH war es wichtig mich zu äussern, meine Gedanken und Gefühle auszusprechen, sie nicht mehr zu schlucken. Durch das Schlucken wurde ich regelrecht krank, habe ich ihre Gedanken und Gefühle zu meinen gemacht und ihre Wahrheit zu meiner - ich wusste nicht mehr wer ICH bin. Weil ich ihr geglaubt habe, was sie mir über mich (und andere) erzählt hat.
Erst nachdem ich letztes Jahr alles verbal regelrecht "rausgekotzt" hatte ihr gegenüber (ich ihr ihre Verantwortung "zurück gegeben" und nicht mehr zum Sündenbock mich habe machen lassen) begann eine Veränderung in mir.
Ich weiss nun, dass das was sie mir über mich erzählt (wie ich sei) nicht stimmt. Ihr Bid von mir - das ich für mich übernommen hatte - stimmt nicht und es spielt keine Rolle mehr für mich wie sie mich sieht.

. Ich durchschaue ihre Masche, aber ich bin machtlos dagegen...

Jetzt nicht mehr! :)
 
@Fafnir:
arbeitet deine Therapeutin auch systhemisch?
Oder hast du schon mal an eine Familienaufstellung gedacht?
Manchmal bringt sowas sehr viel Klarheit und kann mehr "lösen" als ewige Gesprächs- oder Verhaltenstherapie.
 
@Fafnir:
arbeitet deine Therapeutin auch systhemisch?
Oder hast du schon mal an eine Familienaufstellung gedacht?
Manchmal bringt sowas sehr viel Klarheit und kann mehr "lösen" als ewige Gesprächs- oder Verhaltenstherapie.
Nein, meine Therapeutin arbeitet selbst nicht systemisch.

Das Hauptproblem besteht nur zwischen meiner Mutter und mir. Es bleibt unlösbar, so lange sich meine Mutter weigert, an dessen Lösung tatkräftig mitzuwirken. Das wird sie auf keinen Fall tun, sie ist zu schwach, hinzusehen und den Schmerz aushalten zu können. Sie weiß schon sehr lange um die Problematik und tut nichts anderes, als neue Fronten als Ablenkungsmanöver zu kreieren, um sich mit meinem Problem nicht auseinandersetzen und den größten Fehler ihres Lebens eingestehen zu müssen. Sie leidet lieber für sich und lässt mich - wie üblich - im Regen stehen.
Meine Mutter hat mich als ihre Altersvorsorge vorgesehen - diese Aufgabe hat sie mir einfach zugewiesen, ohne dass mir je ein Mitsprache-Recht eingeräumt wurde... Leider hat sie mich nicht so behandelt, wie man seine Altersvorsorge behandeln und vor jeglichem Schaden durch andere beschützen sollte.
Ich habe meine Lebensplanung nach dem Selbstmordversuch außerhalb des Elternhauses gemacht und ihren Traum damit unmöglich gemacht. Sie hat mich zuerst im Stich gelassen, ich habe mit meinem Aus- und Wegzug nur die logischen Konsequenzen gezogen. Meine Mutter setzt ihren geplatzten Alters-Traum über meinen erlittenen Schmerz mit dem Im-Stich-Gelassen-Sein durch sie selbst.

Als Kinder sind unsere Eltern für uns Gott. Dieses Bild MUSS irgenwann zusammenbrechen.
Und dann können wir sie sehen als Menschen, mit ihren Fehlern und Schwächen. Auch sie haben eine Biografie die sie zu dem gemacht hat was sie sind.
Kennst du die deiner Mutter?
Mir hat es sehr geholfen ihr Leben zu verstehen.
Nicht als Entschuldigung für ihr Verhalten, aber zum Verständnis.
Ja, ich denke ich kenne den wichtigsten Teil der Historie.
Meine Uroma (Mutter meiner Oma) floh mit ihrer Herkunfts-Familie aus Schlesien.
Meine Oma war eines von ursprünglich 7 Geschwistern, 2 davon sind früh verstorben (Krieg und tödlicher Fabrikunfall). Sie ist als kleines Kind Ende der 1920er Jahre beim Spielen die Schuppen-Treppe runtergefallen und war danach zeitlebens ein Krüppel mit angebrochener Wirbelsäule, weil die Hilfe nicht rechtzeitig kam und die Medizin damals auch noch nicht ausgereift war. Sie hat zeitlebens mit ihrem Schicksal - dem Buckel und ihrer Kleinwüchsigkeit - gehadert, sie sah aus wie die Kräuterhexen aus den Grimmschen Märchen - Buckel, gekrümmte Haltung, Hakennase, vorspringendes Kinn.
Ihren ersten Mann hat sie in Kriegsgefangenschaft verloren, den gemeinsamen Sohn (Halbbruder meiner Mutter) hat sie ihrer Mutter (also meine Uroma) zur Erziehung überlassen, weil diese darum gebettelt hat.
Mit ihrem zweiten Mann hat sie eine Tochter - meine Mutter. Mein Opa ist mit 64 verstorben - ich hab ihn gefunden und die Todesnachricht meiner Oma überbracht. Meine Mutter sagt zwar, sie sei von ihren Eltern nie geschlagen worden. Das kann ich mir angesichts der Gewalt meiner Oma mir gegenüber nur schwer vorstellen. Auf alten Fotos hatte meine Oma schon die furchteinflößende Ausstrahlung, die ich "live" erlebt habe.

@ Spätzin und @ Clara Clayton : ihr habt Recht, dass ich loslassen sollte... Meine Therapeutin rät mir auch dazu. Aber ich muss dafür noch eine für mich akzeptable Grundlage finden.
 
Hallo @Fafnir
Wahnsinn....das ist echt heftig.
Ich wünsche dir wirklich, dass du bald einen guten Weg für dich findest mit all dem umzugehen und Frieden in deinem Herzen zu finden.
LG
 
@ Spätzin und @ Clara Clayton : ihr habt Recht, dass ich loslassen sollte... Meine Therapeutin rät mir auch dazu. Aber ich muss dafür noch eine für mich akzeptable Grundlage finden.

DU hast doch für Dich selbst eine Lebensgrundlage geschaffen. Du hast Familie (und eventuell auch Kinder).
Ich wurde u.a. auch von meiner Mutter abgestraft weil ich keine Kinder bekam. Das tat einige Zeit sehr weh. Aber durch den rigorosen Kontaktabbruch habe ich mir mein Leben aufgebaut wie ich es wollte. Und es war und ist gut so!
Mit meiner Schwester die genauso wie meine Mutter ist hab ich keinen Kontakt - aber mit meiner Nichte wöchentlich. Und da ist es auch so dass meine bösartige Schwester wegen einer Kleinigkeit den Kontakt zur Tochter/Schwiegersohn abgebrochen hat und auch mit den Enkelkinder keinen Kontakt hat.
Ich selbst halte mit solchen Menschen welche mir nicht gut tun keinen Kontakt und ich sage das auch ganz offen warum ich keinen Kontakt will!!!
 
Hallo @ all,

keine Angst, ich komme nicht mit neuerlichen Geschichten. Es gäbe auch gar nichts zu erzählen, denn seit dem letzten Telefonat von Ende Juni gab es keinen weiteren Kontakt mehr zwischen meiner Mutter und mir. Ich habe zwar versucht sie anzurufen, aber sie hat nicht abgenommen und auch nicht zurück gerufen. Ich weiß von ihrem Nachbar, dass sie durchaus dazu in der Lage wäre. Nunja...

In den letzten Wochen beschäftigt mich der Punkt, dass ich wirklich alles loslassen soll, ohne jegliche Aussicht auf ausgleichende Gerechtigkeit für das mir angetane Unrecht. Es widerstrebt mir total, dass meine Mutter wohl ungestraft davon zu kommen scheint.
 
Ich persönlich segne alle Menschen welche mir nicht gut tun ... und habe wirklich an mir gemerkt wie gut mir das tut und wie ich meinen inneren Frieden gefunden habe!!!
 
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Liebe Spätzin,

das ist, wie ich finde, eine sehr gute Einstellung.

Ich habe das für mich selber auch einmal ausprobiert. Nach einer Weile merkte ich jedoch, dass meine Segenswünsche nichts anderes waren, als mir zu viele Gedanken über Menschen zu machen, die mir nicht gut taten.

Ich bin eher der Typ, der sich zu sehr hineinsteigert in vergangene Situationen. Ich weiß, es ist eine Art der Verarbeitung. Doch ich komme dann von´ s Hundertste ins Tausendste und meine Gedanken drehen sich im Kreis. Ich versuche daher meistens loszulassen und nach vorne zu sehen.

Im Falle meiner Mutter war das natürlich sehr schwer. Aber es ist mir gelungen und hat mir sehr geholfen auf Abstand zu gehen und für sie da zu sein, als sie meine Hilfe wirklich brauchte- und auch annehmen konnte. Loszulassen bedeutet ja nicht unbedingt eine Person komplett aufzugeben und sich abzuwenden. Loslassen bedeutet auf innere Distanz zu achten und nicht ständig über die Spitzen und Gehässigkeiten, die Gefühlskälte und die Lieblosigkeit nachzudenken- oder sie gar zu suchen, sondern sie nicht mehr an sich heran zu lassen.

Das ist/war sehr schwer. Am Anfang dachte ich, es sei unmöglich. Das war es aber nicht. Und als meine Mutter erst einmal festgestellt hatte, dass ich nicht mehr mit Weinen und Gekränktsein auf ihre Spitzen antwortete, weil ich mich nicht mehr wie ein Kind behandeln lassen wollte, da erkannte sie, dass ich erwachsen war und sie mir gegenüber einen anderen Ton anschlagen musste. Das war gut. Für uns beide.

Liebe Grüße
Clara
 
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