Altersdemenz ?

Liebe Marion,

in meinem Vater ist noch soviele Energie das alles selber zu machen, was ich auch auf der einen Seite schön finde.

Aber er ist unvernünftig , wie ein kleines Kind, er weiß genau, daß er sich nicht mehr bücken soll, weil das für seinen hohen Blutdruck nicht geeignet ist .
Er weiß selbst, daß er dann Kopfschmerzen bekommt doch was macht er, nimmt sich seine Gartenhacke und zupft das lockergewordenen Unkraut raus. Wir haben in der Woche 2 Gartentage, an dem wir das gemiensam machen, er lockert auf, ich rupfe alles raus, was nicht dahingehört.

An einem Tag, kam mir ein Termin dazwischen, da war er grantig und meinte dann , er müßte es alleine machen, obwohl er weiß, welche Auswirkungen das hat.
Was meinst Du, was ich wohl wieder für ein schlechtes Gewissen habe.....
Ich bin auch nicht sauerr, aber es bringt mich oft auf die Palme...

Das mit den Kartoffelschälen ist ohnehin sein Job, das macht keiner so gut wie er :) !

Seine Arbeiten verändern, sowas kann nur meine Mutter, das würde ich auch nicht tun, als seine Tochter !

Wir versuche es auch , nicht soooo offensichtilich zu machen, aber schauen halt, daß er sich die Auszeiten nimmt, die er sich ansonsten nicht nehmen würde, man könnte ja was verpassen :D.

Ich muß sagen, es fällt mir schwer , das zu akzeptieren, daß er oft so kindisch ist, es ist, als würde er sich zurück entwickeln und das tut mir weh für ihn !
Er war immer ein gestandener Mann, mit viel Energie, immer für uns da !

Es freut mich, daß Dein Vater und Du so schön miteinander umgehen.

Viele liebe Grüße,

Silence
 
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Liebe Silence.

Eins brauchst du wirklich nicht zu haben: Ein schlechtes Gewissen.

Dein Vater ist erwachsen, und weiß selber ganz genau, wann er über seine Grenzen geht.
Stell dir mal vor du würdest aus irgendeinem Grund in eine anderen Stadt umziehen und dein eigenes Leben leben. Ihr wärd vielleicht 500 KM voneinander entfernt, so das die beiden Gartentage ganz wegfallen würden.

Dein Vater würde diese Arbeit wahrscheinlich selber machen. Aber nur bis zu einem bestimmten Zeitpunkt..nämlich dann, wenn er durch seinen hohen Blutdruck echte Probleme bekäme. Es müßte eine Neuregelung getroffen werden, was die Gartenarbeit betrifft. Und diese Neuregelung wird er zähneknirschend selber treffen müssen.

Ich weiß was du durchlebst, ich kenne das, wenn man selber mal nicht sofort stand by zur Stelle ist..ich habe Anklagen und bitterböse Attaken gehört, die mich richtig fertiggemacht haben. Erst als ich wußte das sich sein Zorn nicht gegen mich richtete konnte ich meine eigenen Gefühle neu sortieren.

Vielleicht kannst du auch ein bisschen locker lassen...vielleicht wäre es ganz gut...nicht immer parat zu sein.

Du hast ja auch ein Leben..Freunde, vielleicht Familie , Kinder..

Ich habe unendlich viele Jahre gebraucht um eins zu verstehe:

Ich habe auch ein Leben das gelebt werden will....

Ich habe viele Jahre meinen Vater, und weit über 20 Jahre meine Mutter gepflegt.

Liebe Grüße in deinen Abend wünscht dir

Marion:))
 
Liebe Marion,

ich habe mehr und mehr das Gefühl, kein eigenes Leben mehr zu haben.

Wenn ich das damals gewußt hätte, was ich heute weiß, wäre ich nicht in das Haus meiner Eltern gezogen.

Es hat nichts mit den zwei Gartentagen zu tun, oder daß die Eltern alles, aber wirklich alles mitbekommen und es hat auch nichts damit zu tun, daß ich meine Eltern nicht liebe.

Aber Privatsphäre habe ich seitdem nicht mehr !

Es ist auch außerdem das Gefühl, der ständigen Präsenz hier, es wird gerade renoviert und ich habe Urlaub, da kann ich hier oben ja nicht sitzen, während sich meine Eltern da unten abrackern !

Sie begründen das unter dem Aspekt, daß dies alles für mich , meine Schwester und mein Sohn sei, wenn sie nicht mehr leben werden.
Ich bin auf der einen Seite auch sehr dankbar, aber............
Dabei war mein ursprünglicher Plan , das Haus zu verkaufen , mit meiner Schwester zusammen und wieder in die Stadt zu ziehen.

Eben darum, weil ich nur ein Leben habe, dort viel mehr los ist und dort alles vor Ort ist !
Ich denke ja auch weiter, wie es gesundheitlich weiter geht und daß ich in einer Stadt mehr Möglichkeiten hätte, auch mal unter die Leute zu kommen.

Es sind so viele Kleinigkeiten, die mir gerade sehr gegen den Strich gehen, aber ich leider nichts ändern kann.

Ich weiß nicht, ob mich da irgendjemand verstehen kann, aber ich habe das Gefühl, in einem goldenen Käfig zu sitzen.

Sorry, bin heute nicht gut drauf, trotzdem vielen lieben Dank für Deine tröstenden Wort.

Du hast es auch nicht einfach gehabt, wenn Du Deine Eltern so lange umsorgt hast !

Viele liebe Grüße,

Silence
 
Liebe Silence.

Willkommen im Club. Auch ich bin damals in das Haus meiner Eltern gezogen, habe dort meine Familie gegründet und keinerlei Privatsphäre mehr gehabt. Meine Eltern haben alles mitbekommen...mir zur Kindererziehung nicht nur gute Ratschläge gegeben, sondern sich massiv in unser Leben eingemischt. Sie haben sich unsere Freunde genau angesehen, und so lange mich Fragen gelöchert, das diese kaum noch uns uns zu Besuch kamen. Wir hatten keinerlei finanzielle Vorteile. Wir mußten genauso die Miete zahlen und die Nebenkosten. Zum Shoppen muss ich eine ganz schöne Strecke fahren. Die kleinen Geschäftchen hier im Ort sind nur dafür da, wenn man mal ein Teil vergessen hat.

Für meine Eltern war es sehr schön ihren Enkel so nahe bei sich zu haben. Sie haben ihn auch sehr vereinnahmt und manchmal fragte ich mich, ob sie, oder ob mein Mann und ich die Eltern sind.

Ich fühlte mich so unselbstständig. Meine Mutter stand schon zum Frühstück bei mir in der Küche, damit das Enkelchen auch was zu essen bekam! Mittags sagte sie mir, was ich meinem Mann zu kochen habe, damit der nicht von der Kraft käme!

Silence, ich sag dir ich hab Sachen erlebt, darüber könnte man ein Buch schreiben.

Über lange Jahre habe ich geschwiegen. Dann sprach ich mit meinem Mann und dann mit meiner Mutter. Es gab einen riesen großen Krach. Meine Eltern sprachen mehrere Wochen lang nicht mit mir...dann ging ich zu ihnen und entschuldigte mich dafür, das ich mein eigenes Leben leben wollte.

Silence, mach dir keinen Kopf. Fühl dich nicht verantwortlich. Zieh dich ein ganz kleines Stückchen zurück....und pass gut auf dich auf.

Liebe Grüße an dich

Marion:))
 
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Liebe Marion,

Owei, das hört sich auch richtig dramatisch an !

Wie war das denn für Deinen Mann ? Macht ein Partner das überhaupt mit, sowas ?

Das ist das große Problem mit diesen Ansprechen. Die Eltern kommen damit nicht klar, wenn man das so offen sagt.
Sie würden sehr wahrscheinlich denken, daß ich egosistisch bin oder undankbar. Ich habe schon öfters versucht, ganz vorsichtig, meine Grenze zu verdeutlichen. Doch für sie bin und bleibe ich das jüngste ihrer drei Kinder, welches besondere Fürsorge braucht.

Das ich die garnicht mehr haben will, merken sie nicht oder wollen sie nicht merken.
Ich will ihnen auch nciht wehtun, aber ich frage mich oft, wie ich hier herrauskomme ? !

Es ist , als würde einem die Luft zum atmen fehlen....

Ich versuche , so gut ,, wie es eben geht, mich zurück zuziehen....ist im Moment schwer .

Viele Grüße,

Silence
 
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