Das Gewissen

Canja1986

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28 Februar 2011
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11
Hallo zusammen,

Dieses Thema plagt mich schon seid einiger Zeit, es passt zwar nicht wirklich in eine bestimmte Kategorie dieses Forums. Denoch möchte ich meine Gedanken loswerden und diese mit jemandem diskutieren.
Im laufe meines Lebens kommen bei mir immer wieder Phasen auf, in denen ich gerne auch etwas für andere Menschen tun will. Ich bekomme eigenartige Schuldgefühle, mit folgenden Gedanken.

"Wir haben es doch so gut hier und sehr vielen anderen Menschen geht es doch so viel schlechter."

Ich möchte auch gerne helfen, aber ich komme immer wieder an den Punkt an dem ich nicht weiterkomme.
Eigentlich würde ich gerne denn Menschen helfen die es am nötigsten haben (Afrika).
Jedoch kann ich da nicht wirklich unterstützend wirken, außer geld für Hilfsorganisationen zu spenden. Dagegen habe ich zwar nicht, aber ist es nicht etwas einfach.
Nur einen monatlichen Betrag zu überweisen und sonst nichts zu tun.

Der andere Weg ist es jemandem in der Umgebung zu helfen, z.B. einen älteren Menschen zu unterstützen...
Aber das sind sicherlich nicht die Menschen die es am nötigsten haben (da hierzulande genügend Hilfsorganisationen).

Und diese Frage bringt mich immer zur Verzweiflung!

Ich könnte sicherlich auch beides machen ... aber währe das nicht zu viel?
Und sind diese Schuldgefühle "normal"?
In meinem Freunde/Familienkreis hat sonst niemand solchen Gedanken/Bestrebungen.


Gruß
Alex
 
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"Wir haben es doch so gut hier und sehr vielen anderen Menschen geht es doch so viel schlechter."

Ich möchte auch gerne helfen, aber ich komme immer wieder an den Punkt an dem ich nicht weiterkomme.
Eigentlich würde ich gerne denn Menschen helfen die es am nötigsten haben (Afrika).
Jedoch kann ich da nicht wirklich unterstützend wirken, außer geld für Hilfsorganisationen zu spenden. Dagegen habe ich zwar nicht, aber ist es nicht etwas einfach.
Nur einen monatlichen Betrag zu überweisen und sonst nichts zu tun.

Der andere Weg ist es jemandem in der Umgebung zu helfen, z.B. einen älteren Menschen zu unterstützen...
Aber das sind sicherlich nicht die Menschen die es am nötigsten haben (da hierzulande genügend Hilfsorganisationen).

Und diese Frage bringt mich immer zur Verzweiflung!

Ich könnte sicherlich auch beides machen ... aber währe das nicht zu viel?
Und sind diese Schuldgefühle "normal"?
In meinem Freunde/Familienkreis hat sonst niemand solchen Gedanken/Bestrebungen.
Alex

naja, es gibt auch ein ungesundes Helfen wollen, was man wohl unter dem Helfersyndrom einreihen würde,
meist sind das Menschen die selber viele Probleme haben und dann versuchen sie im Aussen bei anderen zu lösen.

Es ist aber auch ganz natürlich helfen zu wollen, aber einfach so wie man/frau kann und wo es möglich ist.
Wenn Dich Schuldgefühle plagen, dann ist das schon sehr unangenehm und Du überforderst Dich selber.
Hinter Schuldgefühlen steht aber die eigene Angst. Schuldgefühle lähmen Dich dann noch zusätzlich um im Aussen helfen zu können.
Tu einfach was Du tun kannst, mehr geht eh nicht.
Aber wenn Du finden willst was es bei Dir ist ,weshalb Du Schuldgefühle hast, dann kannst Du Dich fargen welchen Vorteil sie Dir bringen...
z.B. nicht handeln zu müssen, oder um Dich nicht einzulassen und so ähnlich.
Die Angst ist in Dir an einem anderen Ort, sie zeigt sich auf diese Weise...Angst vor der Zukunft oder ähnliches,
es ist wie eine Selbststrafe Dir selber gegenüber und ein nicht mehr "schönes" sehen können/wollen.
Ver-zwei-flung ist dann das hin und her gerissen werden zwischen Helfen wollen und wissen, das auch das Helfen nichts ändert an
der Grundangst des fehlenden Vertrauens in das Leben...ist auch kein Wunder wenn amn bedenkt was alles passieren kann wie z.B. im Momemt in Japan,
aber leider ist das leben so, man gibt sich ihm hin oder man leistet Widerstand, aber passieren tut so oder so was passiert.
 
Hi Alex,

Eigentlich würde ich gerne denn Menschen helfen die es am nötigsten haben (Afrika).
Jedoch kann ich da nicht wirklich unterstützend wirken, außer geld für Hilfsorganisationen zu spenden. Dagegen habe ich zwar nicht, aber ist es nicht etwas einfach.
Nur einen monatlichen Betrag zu überweisen und sonst nichts zu tun.
Was hältst Du von einer Patenschaft für ein Kind? Wenn Du "Patenschaft für Kinder" googelst, kriegst Du jede Menge Information. Vielleicht kommt Dir das - so wie mir - sinnvoller vor als eine Spende an irgendeine Orga, wo man nicht weiß, was mit dem Geld geschieht.

Der andere Weg ist es jemandem in der Umgebung zu helfen, z.B. einen älteren Menschen zu unterstützen...
Aber das sind sicherlich nicht die Menschen die es am nötigsten haben (da hierzulande genügend Hilfsorganisationen).
Trotz der Hilfsorganisationen gibt es noch viel Not und Elend oder alte Menschen, denen ein bisschen Zuwendung gut täte. Hilfe muss durchaus nicht immer mit Geldspenden verbunden sein. Weißt, was ich meine? Wenn Du Dich ein bisschen um jemanden kümmerst, vielleicht einen Spaziergang mit einem alten, einsamen Menschen machst, mit ihm einkaufen gehst oder Dich mit ihm unterhältst, fällt das unter seelische Hilfe, die mit Geld kaum aufzuwiegen ist.

Ich könnte sicherlich auch beides machen ... aber währe das nicht zu viel?
Und sind diese Schuldgefühle "normal"?
In meinem Freunde/Familienkreis hat sonst niemand solchen Gedanken/Bestrebungen.
Was meinst Du mit "zu viel"? Man muss natürlich auf Ausgewogenheit achten. Einer der wenigen Menschen, die zu völlig selbstloser Aufopferung fähig waren, war Mutter Teresa. Für den "normalen" Menschen ist es - glaube ich - schon gut zu helfen, nicht nur, weil andere diese Hilfe brauchen, sondern auch, weil es gut für das Selbstwertgefühl ist.
Schuldgefühle, weil es einem selbst gut geht, sind - glaube ich - nicht angebracht. Im Gegenteil, Du solltest Dich darüber freuen, dass es Dir gut geht und dass Du dadurch die Möglichkeit hast, anderen zu helfen.
Es ist leider so, dass viele Menschen derartige Gedanken nicht haben, weil sie ganz einfach zu leichtlebig und nur auf sich selbst bedacht sind. Ich finde es sehr schön und gut, wenn Du teilen willst mit denen, die vom Schicksal nicht so gut behandelt werden.

Liebe Grüße,
ElliB
 
Ich bekomme eigenartige Schuldgefühle, mit folgenden Gedanken.

"Wir haben es doch so gut hier und sehr vielen anderen Menschen geht es doch so viel schlechter."

Ich möchte auch gerne helfen, aber ich komme immer wieder an den Punkt an dem ich nicht weiterkomme.

Gruß
Alex

Hallo Alex!

Der Punkt, der Hilfe in Wahrheit verhindert, ist wieder der Blick aufs Große.

Wir hatten das Thema glaube ich schonmal bei der Frage des Studiums (ich hoffe, ich verwechsel Dich da jetzt nicht).

Hilfe besteht IMMER aus Kleinigkeiten, die sich summieren können. DIE Hilfe schlechthin gibt es nicht.

Du könntest bei einer Hilfsorganisation anfangen - aber dann schau NUR auf diese Hilfsorganisation, nicht links, nichts rechts, nirgendwo anders hin. Denn Du wirst tausende von Informationen finden, wo es noch mehr und noch mehr zu helfen gäbe. Dann stellt sich das Gefühl der Hilflosigkeit und der Ohnmacht gegenüber der Problematik ein, die jede noch so kleine Hilfe verhindert. Das ist ein natürlicher Mechanismus, hat mit Informationsflut und Reizüberflutung zu tun.

Ein Weg, den man geht, beginnt immer mit dem ersten, zaghaften Schritt. Ohne diesen kleinen Schritt gibt es keine Richtung.

Geh einen Schritt, konzentriere Dich nur auf den einen. Und wenn es eine winzige Kleinigkeit ist - dann bist Du Teil einer größeren Sache.

Alles andere kommt von alleine, trau Dich einfach.

Liebe Grüße
Reinfriede
 
Liebe Canja1986

Eine unendlich hohe Anzahl an Menschen die einer Hilfe bedürfen werden von Freiwilligen betreut. Und jeder von uns, wirklich jeder kann im nächsten Augenblick diese Hilfe ganz dringend brauchen, zumal der Staat tausende Dinge nicht tut. Oft nicht aus böser Absicht sondern weil das Geld fehlt. Du solltest Dir zunächst klar werden, kann ich es bis zum Ende durchziehen - ins Ausland zu gehen und damit im Zusammenhang - werde ich das Heimweh unterdrücken können. Ich betreue zum Beispiel alte Menschen (vorwiegend Frauen). Als quasi "Nebenprodukt" lernt man in diversen caritativen Institutionen den Umgang mit dementen Personen. Und man mag es kaum glauben, das hilft auch im täglichen Leben. Wär das nichts für Dich?

lg Martin
 
Hallo Alex,

wenn du helfen willst, weil dein Gewissen dir dazu rät, ist das erst einmal eine Gute Sache.

Warum möchtest du denn in Afrika helfen? Was stellst du dir da genau vor? Hast du vielleicht einen Beruf, der dazu beitragen könnte, dich einer der Hilfsorganisationen anzuschließen?

Ansonsten rate ich dir: höre einfach auf dein Gewissen und geh´zu einer Freiwilligen Initiative. Die schicken dich(hier bei uns)da hin, wo Hilfe wirklich nötig ist und gebraucht wird. Denn, wie hier schon gesagt wurde, auch hier gibt es viel anzupacken und zu helfen!
 
Hallo zusammen,

Erstmal vielen Dank für die vielen Antworten, ihr habt mir eine Menge neuer Perspektiven aufgezeigt.
Ich merke, dass ich etwas Zuspruch benötige bevor ich mich zu solchen Dingen entschließen kann.

Der Punkt, der Hilfe in Wahrheit verhindert, ist wieder der Blick aufs Große.
Wir hatten das Thema glaube ich schonmal bei der Frage des Studiums (ich hoffe, ich verwechsel Dich da jetzt nicht).
Reinfriede

Reinfriede du hast sicherlich Recht, ich verrenne mich anscheinend oft.
Indem ich mich mit meinem Blick auf das Ganze, anscheinend oft übernehme.
Nochmals danke für deinen Beirag.

naja, es gibt auch ein ungesundes Helfen wollen, was man wohl unter dem Helfersyndrom einreihen würde,
meist sind das Menschen die selber viele Probleme haben und dann versuchen sie im Aussen bei anderen zu lösen.

Vittella von dieser Seite habe ich, dass Ganze noch gar nicht betrachtet, aber ich hoffe das es bei mir noch nicht etwas krankhaftes ist.
Bin zwar im Moment einem gewissen Druck ausgesetzt. Aber diese Gedanken/Gefühlen habe ich schon seid dem ich denken kann.

Ellib bis zur fölligen Selbstaufgabe wollte ich eigentlich nicht gehen.
Aber es ist schewer zu entscheiden, was man zum Beispiel spenden sollte.
Der normale Beitrag für ein Patenkind beträgt etwa 30€, aber ist das nicht viel zu wenig?
Sicherlich sollte man das geben, was für einen zu verkraften währe.
Aber wieviel kann man verkraften, wo ist die Grenze?

Clara in Afrika wollte ich nur helfen, weil dort meiner Meinung nach die Not am größten ist.

Martin44
Die Betreung alter Menschen währe für mich glaube ich auch etwas interessantes.
Das man dabei auch viel fürs Leben lernen kann, ist sicher auch richtig.

Vielen Dank nochmal ...

Gruß
Alex
 
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Hallo Alex,
die Gedanken kenne ich, das ist aber schon eine Weile her. Diese Gedanken waren so extrem, dass es schon weh tat...irgendwer sagte mir später mal, ich wäre nicht für die ganze Welt verantwortlich, das musste ich erst einmal auf den Schirm bekommen.
Ich hatte Phasen, da habe ich (nicht ungefragt) sehr vielen Mittellosen, Ausgegrenzeten und auch diejenigen, die sich einfach nur benachteiligt fühlten geholfen. In meinem jeweiligen Wohnort. Ich war eine Anlaufstellte, aber irgendwann fühlte ich mich ausgenutzt und ausgelaugt. Später merkte ich allerdings auch, dass ich das auch getan hatte, um mich ein wenig vor meinen eigenen Problemen zu drücken. Aber das ist etwas anderes.
Meine Oma, damals ein Flüchtling hat sich mit drei kleinen Jungs in einer Baracke durchschlagen müssen. Als der Mann vom Krieg heimkam, starb er zeimlich schnell und so blieb meine Oma alleine mit den wilden Rackern. Keiner half ihr. Ich hatte vor ca. 12 Jahren auch eine extreme Notsituation und bekam durch die Kirche keine Hilfe, sondern nur den Gerichtsvollzieher. Daher beschloss ich, wenn helfen, dann keinesfalls mit Spenden in bar - außer mal für Patenschaften im hiesigen Tierpark, bei Schulfördervereinen oder bei besonders netten völlig überlasteten Arzthelferinnen; sondern entweder mit Naturalien oder meiner Hilfe. Damit fahre ich z.B. gut. Ich finde hier gibt es genug Elend.
Wenn du für dich Afrika entschieden hast, ist das auch gut. Bekannte von mir fahren regelmäßig nach Tansania, sie leisten dort Hilfe zur Selbsthilfe...hm und den Erzählungen nach, geht es den Menschen dort, wie soll ich es ausdrücken, nicht mal" so schlecht". Das ist immer alles relativ, gelle? Die Tansanianer waschen ihre Autos ganz sorglos sogar mit kostbarem Wasser, das ist so ein Punkt, der ist mir in Gedanken geblieben. Obwohl es da knapp ist, aber sie empfinden das nicht so. Meine Bekannten helfen auszubilden und überhaupt Bildung nahe zu bringen, damit sie sich selber helfen können.
Eine andere Bekannte hat mal ein Jahr in einem anderen dritte Welt Land als Krankenschwester verbracht.
Suche dir eine Organisation, der du vertraust und schaue, was für dich stimmig ist.
Eberesche
 
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