Die aktuellen globalen Geschehnisse

Stephan37

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19 Juli 2014
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Die aktuellen globalen Geschehnisse machen mich unruhig, 25 Jahre nach dem Umbruch der sozialistischen Staaten. Wie kann heutzutage noch so viel Dunkelheit herrschen?
Hier in Deutschland erscheint doch alles so sicher zu sein, dass man sich über den Frieden nicht allzu viel Gedanken macht, weil er doch schon recht gut "überall" verankert ist, zumindest in reichhaltiger Mehrheit. Man kann doch nicht mehr mehrheitlich kollektiv für das Schlechte sein, das bereit ist, alles für "Russland" zu akzeptieren? Das ist mehr als Unwissenheit gegenüber dem, was das Miteinander zusammenhält. Das ist Hass, warum noch heutzutage?
 
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Wir leben hier in Deutschland im Frieden. Und ich bin sehr dankbar dafür. Ich weiß sehr wohl, dass wir uns glücklich schätzen können in einer gefestigten Demokratie leben zu dürfen. Für mich ist das eine Gnade.

Das war hier bei uns schließlich nicht immer so. Morgen ist der 20. Juli. Da denke ich ganz besonders an die Menschen, die mit ihrem selbstlosen Einsatz den Grundstock für diese Demokratie legen wollten.

Über die politische Situation in anderen Ländern der Erde bin ich informiert - und wahrscheinlich stelle ich mir die gleichen Fragen wie du. Mit einem Unterschied: ich teile nicht in hell und dunkel ein, in gut und böse.

Ich habe oft Mühe nachzuvollziehen, warum die Menschen sich so unversöhnlich gegenüber stehen. Bei einigen, wie bei den sogenannten "Separatisten" in der Ukraine, kann ich es mir lebhaft vorstellen. Umbrüche in Ländern lassen plötzlich Möglichkeiten für Menschen auftauchen, die immer schon mal mit der sogenannten Macht spielen wollten. Endlich sind sich auch einmal jemand. Sie können bestimmen, befehlen, unterdrücken und ja - auch töten. Sie haben es in der Hand.

Sie sind in ihrem Leben nichts Besonderes. Sie sehen sich vielleicht sogar vom Leben benachteiligt und fühlen sich zu Höherem berufen.

Aber drücke ihnen eine Waffe in die Hand und stelle ein paar Mitläufer dazu, die Beifall klatschen über jeden Mist, den sie absondern. Und schon erhältst du den zu allem bereiten Revoluzzer, der sich für nichts zu schade ist und sich so richtig wichtig vorkommt.

Wir Deutsche können ein Lied mit vielen Strophen von solchen Schwachköpfen singen. Es gab sie zu allen Zeiten in unserem Land. Namen muss ich nicht nennen.

Was derzeit in Gaza und Israel geschieht, kann ich auch leicht nachvollziehen. Was dort passiert, war absehbar. Was die Situation um so schlimmer macht. Besonders für die vielen, unschuldigen Menschen.

All das ist furchtbar, da gebe ich dir recht.

Was ist deine Intension hier zu schreiben?
 
Ehrlich gesagt bin ich bei diesem Thema sehr zwiegespalten.

Einerseits finde ich nicht gut was aktuell in der Ukraine passiert, andererseits finde ich auch die Spionageaffären um die NSA herum mehr als daneben.

Den Vogel hat heute für mich ein Artikel zum Thema FBI und Terrorismus abgeschossen:
http://www.heise.de/newsticker/meldung/Human-Rights-Watch-FBI-zuechtet-Terroristen-2264070.html

Wenn man bedenkt, dass diese Institutionen das selber machen, wovor sie einen beschützen sollen - kann man sich doch manchmal einfach nur an den Kopf packen und fragen "Warum?".

Ich möchte nicht eines Tages aufwachen und mir die Frage stellen müssen, welchem Übel ich mich lieber aussetzen möchte.

So oft ich mir von der Regierung in letzter Zeit auch mehr Courage gewünscht habe, so froh bin ich aber auch, doch noch hier in Deutschland zu wohnen und nicht die Probleme anderer Länder zu haben.

Und zu dem Thema "Russland", so verstehe ich durchaus, warum man nicht auf kompletten Konfrontationskurs gehen möchte - immerhin möchten mehrere Millionen Haushalte auch im nächsten Winter wieder warmes Wasser haben ;-).
 
Angeblich gibt es hierzulande (nach den jüngsten Engpässen) einen ausreichenden Vorrat an Gas. Des Weiteren ist unsere Regierung, wie ich unlängst hörte, beim Aushandeln neuer Gaslieferungsverträge (ohne russischer Beteiligung). Präsident Putin pocht inzwischen auf Einhaltung der bestehenden Verträge mit seinem Land (nicht nur für uns blöd, wenn´s im Winter kalt bleibt, sondern auch für Russland, denn dort zieht inzwischen die Wirtschaftskrise größere Kreise und man benötigt das Geld von den Partnerländern, die man bisher verhöhnte).

Sicher, Sanktionen sind ein zweischneidiges Schwert, doch es kann und darf nicht sein, dass der Präsident eines Landes (der schwer ertragen kann nicht so mächtig zu sein, wie er sich gerne selber sieht) ganze Erdteile in Angst und Schrecken versetzt.

Ich bin allerdings der Meinung, dass zum "Druck machen" auch das Gespräch, ergo die Verhandlung, gehört. Das ist die schwierige Arbeit, die die Politiker und die Diplomaten haben. Ich beneide sie nicht darum.

Ich bin nicht nur froh hier in Deutschland zu leben, ich bin sehr dankbar und glücklich darüber. Ich wollte in keinem anderen Land der Welt leben. Wir leben hier in einer gefestigten Demokratie und können uns hier frei austauschen. Vielleicht liest hier ja gerade irgendein Geheimdienst mit (und schläft hoffentlich nicht ein vor Langweile;)). Meine Meinung darf ich offen sagen. War ja nicht immer so hier bei uns...

Am Montag stand in unserer Tageszeitung ein großer Artikel über die Militärjunta in Thailand. Mir fällt das gerade ein, weil wir ja in einem anderen Thread vor ein paar Wochen intensiv mit Asirik/Iris darüber diskutiert haben. Sie war ja ganz begeistert von den dort herrschenden Zuständen.

Jetzt weiß ich, dass ihr inzwischen auch gar nichts anderes übrig bleibt, will sie ihren Lebensabend in Thailand verbringen. Wie es bei Militärregierungen so üblich ist, können auch die Militärs in Thailand negative Äußerungen gar nicht gut verknusen und haben mit sog. "Säuberungsaktionen" begonnen. Dieser Ausdruck lässt mich wieder spontan an die Nazizeit denken.
 
Och ja ... Deutschland ist schon schön. Niederlande, Schweden, Finnland, Norwegen, fände ich aber auch zumindest interessant :)

Wie schon geschrieben bin ich etwas zwiegespalten. Als Informatiker habe ich bestimmt auch einen anderen Fokus darauf, was mir wichtiger ist. Spontan muss ich da an Snowden denken.

Es mag zwar sein, dass er seine Geheimhaltungspflicht verletzt hat, aber ich finde auch nicht richtig, in welchem Ausmaß jeder ausspioniert wurde und wird.
Putin gewährt ihm vermutlich nicht aus humanitären Gründen Asyl, aber in diesem Fall finde ich es gut, dass es einen gewissen "Kontrast" gibt.
Dies ändert aber nichts daran, dass ich den restlichen Mist wie das Vorgehen gegen Homosexuelle, Einschränkung freier Meinungsäußerung, usw. nicht gut finde!

Erfahrungsgemäß muss man einige Informationen aus den Medien auch mit Vorsicht genießen, da es zwischenzeitlich eher um Auflage als um Informationen geht. So wurde ja auch groß über die Verhaftung von Pussy Riot berichtet, nachdem sie einen Protestsong in einer Kirche spielten.

Wenn man mal etwas weiter liest und sich informiert, kann man allerdings auch erfahren, dass Pussy Riot einen sehr radikalen Protest ausüben und sich in einer anderen Sache, eine dieser verhafteten Frauen aus Protest ein Tiefkühlhühnchen zwischen ihre Beine geschoben hatte.
Dafür gäbe es vermutlich auch in unserem freien Deutschland einen auf den Deckel.

Hoffen wir mal, dass unsere Vertreter erfolgreich verhandeln und alle Wogen glätten können! Und da stimme ich dir zu ... Es allen Recht zu machen ist eine schwierige und undankbare Arbeit :)
 
Ich finde einen sog. Protest, der darauf beruht mit löcherigen Strickmützen auf dem Kopf in einem Gotteshaus zu "singen", genauso dämlich und geschmacklos wie die fragwürdige Aktion mit den Tiefkühlhähnchen.

Und eigentlich wird ja auch erst durch die Reaktion der Regierung Russlands ein politischer Protest daraus. Hierzulande würde der Pastor die Damen aus der Kirche komplimentiert haben und fertig. Und ich denke, dass die "Nummer" mit dem Tiefkühlgeflügel hier bei uns auch nicht viel bringen würde - außer Erfrierungen zwischen den Beinen.;)

Ich denke da an den merkwürdigen Protest der "Femen-Aktivistinnen" überall oben ohne zu demonstrieren. So tauchten sie nicht nur bei der Cebit auf, sondern "protestierten" auch nackig gegen die religiöse Unterdrückung muslimischer Frauen(0der war es das Kopftuchverbot?). Was diese eher als Beleidigung, denn als Unterstützung auffassten. Was ich nachvollziehen kann...

Russlands Präsident ist für mich ein Despot, der seine zweifelhafte Macht auf den Rücken wehrloser Menschen ausleben muss, weil er im Grunde einfach ein schwacher Mensch, mit Minderwertigkeitskomplexen ist. Und wenn unser ehemaliger Bundeskanzler diesen Mann, den er seinen Freund nennt, als "lupenreinen Demokraten" bezeichnet, dann kann ich dazu nur mit meiner Oma sagen: zeige mir deine Freunde - und ich sage dir, was für ein Mensch du bist!

Übrigens: so neu ist die Kirchenaktion gar nicht mehr. Wir hatten in den 70ern einen jungen Mann in unserer (katholischen) Gemeinde, der machte sich bei den sonntäglichen Gottesdiensten/Messen gerne einen Weg zum Altar, um für die Freigabe bewusstseinverändernder Drogen zu demonstrieren. - Sehr zum Leidwesen seiner Eltern, die aus der Creme unserer kleinstädtischen Gesellschaft stammten.

Er war schwer drogenabhängig . Vor ein paar Jahren hörte ich, dass er nach vielen Jahren wieder in unsere Heimatstadt gezogen ist. Er ist inzwischen clean, verheiratet und Vater mehrerer Kinder - und evangelischer Pastor! :)
 
Ein schöner Beitrag! :)

Die Geschichte mit dem Pastor gefällt mir besonders gut!

Was unseren Ex-Kanzler angeht, oder irgendwelche anderen Politiker: "Schaue dir die Gesetzesbeschlüsse innerhalb einer Legislaturperiode an und du weißt welche Lobby den größten Einfluss hatte" ... zumindest denke ich mir das ganz oft, wenn irgendeine EU-Regelung beschlossen/abgelehnt wurde, oder plötzlich Stellen in der Wirtschaft frei werden sobald man den Posten in der Politik nicht mehr inne hat.

Genau so wird es seine Gründe haben, warum bestimmte Gesetze genau dann beschlossen werden "müssen", wenn parallel ein besonderes sportliches Ereignis stattfindet, viele Abgeordnete im Urlaub sind, oder es schon so spät ist, dass sowieso jedes Gesetz durchgewunken wird.

Unabhängig von der Verantwortung die jemand trägt, so bleiben wir am Ende doch "nur" alle Menschen mit Fehlern und Schwächen, die uns aber auch erst zu Menschen machen.
 
:) Ja, die Story mit dem Pastor ist wirklich schön.

Eine Freundin schickte mir vor Jahren einmal den Kirchenbrief einer evangelischen Gemeinde in meiner Heimatstadt. In ihrem Begleitbrief stand: "Erinnerst du dich noch an J.? Schau, was aus ihm geworden ist!"

Ich fand es prima und habe mich sehr für ihn gefreut. Obwohl ich annehme, dass seine erzkatholischen Eltern die Konvertierung ihres Sohnes nicht gerade hat jubeln lassen. :)

Aber immerhin geht es ihm heute gut. Ganz anders nämlich als einem seiner Klassenkameraden, der getrieben von seinen politischen Ansichten, Bomben für die RAF gebastelt hat. Er sprengte sich dabei versehentlich selber in die Luft - überlebte aber trotz größter Verstümmlungen und schwersten Verletzungen.
 
Aber immerhin geht es ihm heute gut. Ganz anders nämlich als einem seiner Klassenkameraden, der getrieben von seinen politischen Ansichten, Bomben für die RAF gebastelt hat. Er sprengte sich dabei versehentlich selber in die Luft - überlebte aber trotz größter Verstümmlungen und schwersten Verletzungen.

o_O ... da kommt die Lektion anscheinend noch im selben Leben. Eine echt krasse Geschichte ...
 
Ganz ehrlich mache ich mir weniger Sorgen um den Frieden als um die Freiheit. Wenn ich an CETA und TTIP denke, dann kann es uns auch in Deutschland bald ganz anders gehen.

Wenn die großen Konzerne Länder verklagen können, weil Gesetzgebungen den Gewinn schmälern, dann bekomme ich wirklich richtig Angst um unsere Zukunft!

Logisch geht es uns hier richtig gut und ich bin dankbar, auch wenn ich ja nicht mehr in Deutschland lebe, aber man darf es nie als gegeben sehen, muss immer wachsam bleiben und sich seiner Verantwortung bewusst sein.

Was Politiker angeht... Puh, da denke ich kann man auch nur das geringste Übel wählen, denn meiner Meinung nach sind alle korrupt und denken sowieso nur an die nächste Wahl nicht daran, was fuer das Volk am Besten ist.

LG
cloudlight
 
Das sehe ich anders.

Warum sollte jemand zur Wahl gehen, wenn er nur ein "Übel"wählen kann?

Egal wie groß, übel ist übel.
 
Das klingt nach Campact Newsletter, liebe Cloudlight :)

@Clara Clayton
Das mit dem Wählen sehe ich wiederum anders!

Persönlich sehe ich keine Partei für mich, die meine Interesse so vertreten würde, wie ich es mir zumindest im Ansatz vorstelle. Dennoch gehe ich wählen, meistens eine kleine alternative Partei, um zum einen mein Wahlrecht in Anspruch zu nehmen und zum Anderen um zu verhindern, dass irgendwann der nächste Adolf an die Macht kommt. Das könnte nämlich passieren, wenn zu viele Leute der Meinung waren "es bringt doch eh nichts".

Der Spruch "Wer nicht wählt, wählt Rechts" hat durchaus seine Berechtigung.

Außerdem gönne ich es den großen Parteien nicht das Geld für die Nichtwähler einzuheimsen. Jede Stimme wird nämlich mit einem gewissen Betrag gefördert und auch der Betrag für die Leute, die gar nicht wählen gegangen sind, wird später prozentual aufgeteilt.

Aber am Ende gibt es bei den Herrschaften ja eh nur Gewinner :-/ ... zwischen Verblendung und Optimismus scheint es nur einen schmalen Grat zu geben.

Lieben Gruß
Sebastian
 
Mir geht es um diesen alten, mich wirklich nervenden Spruch "man kann heutzutage nur das kleinere Übel wählen".

Er klingt wie eine Entschuldigung des Wählers zwar sein Möglichstes zu tun, um das Land nicht vor die Hunde gehen zu lassen, aber leider seien ihm die Hände gebunden. Ich höre den Spruch vor jeder Wahl, egal welcher. Meistens von Leuten, die selber nicht zur Wahl gehen, die aber wissen, dass ich seit Jahren in einer Partei bin.

Und, um es einmal radikal auszudrücken, er kotzt mich einfach an.

Ich bin in keiner der großen Parteien. Aber ich weiß, wie mühselig die Parteiarbeit ist. Sie beginnt ganz unten und immer ist da einer, den du als Gegner hast und dem du es nicht recht machen kannst - auch unter deinen eigenen Leuten. Du bist gezwungen Kompromisse einzugehen, wenn du dein Ziel erreichen willst und wirst als korrupt beschimpft, wenn du es endlich erreicht hast.

Das ist keine einfache Aufgabe für Politiker. Du trittst als Idealist an und wirst ganz schnell von der Realität eingeholt. Du musst in der Lage sein mit Nachdruck deine Ziele zu verteidigen und du musst sehr hartnäckig sein.

Ich bewundere Menschen, besonders Frauen, sehr, die sich in die Politik begeben und sich durchzusetzen lernen. Das ist kein einfaches Brot. Und sie alle über einen Kamm zu scheren und zu behaupten sie sind korrupt, ist zwar einfach, aber auch einfach nicht wahr!

Sicher gibt es korrupte Politiker, genauso wie es die geborenen Machtmenschen gibt, die ohne Rücksicht auf Verluste ihren Willen durchsetzen. Wir erleben es gerade in der Bundespolitik. Eine kleine Partei aus Bayern, und ihr machtbesessener Vorsitzender, fordern hier gerade ihren Teil der Koalitionsvereinbarungen ein, möge er auch noch so unsinnig sein.

So ist Politik. Aber Politik kann ganz anders sein. Vor ein paar Jahren haben sich hier bei uns mehrere Eltern, alles Mitglieder einer bekannten, kleinen Partei, zusammengetan um Geld zu sammeln, damit ein baufälliger Spielplatz renoviert werden kann. Sie organisierten einen Flohmarkt, bettelten hartnäckig bei der Landeshauptstadt um Geld und Genehmigungen und konnten sich schließlich durchsetzen. Sie aktivierten Menschen, aus ihrem Stadtteil. Und irgendwann war der neue Spielplatz fertig.

Das nur als ganz kleines Beispiel.

All das sehe ich als gelebte Demokratie. Wir können hier zusammen etwas schaffen. Wir dürfen uns einbringen in die Politik. Der Einfluss des Bürgers erschöpft sich nicht am Wahlsonntag, wenn er das "geringere Übel" wählen geht. Er ist aufgerufen mitzugestalten.

Politik fängt bei jedem, einzelnen Bürger an, der etwas verändern möchte. Sie kann bis ganz nach oben gehen, wo vermeintlich die ganze Macht der Welt zusammen läuft. Aber alles hängt miteinander zusammen und ist wichtig.

Ich bin davon überzeugt, dass unsere Regierung in dieser schweren Zeit gute Arbeit leistet. Ich habe sie nicht gewählt.
 
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Punkt für dich liebe Clara! Ein gutes Statement, finde ich.

Du schreibst aus eigener Erfahrung, dass man ständig gegen Windmühlen kämpfen muss. Genau diese Windmühlen sind es aber auch, die es mich verstehen lassen, warum man vllt. politikverdrossen wird.

Ein damaliger Politik-Lehrer drückte das mit dem Übel etwas anders aus "Zur Zeit hat man ja nur die Wahl zwischen Durchfall und Verstopfung", womit er darauf anspielen wollte, dass die eine Partei zu Schnellschüssen neigt und die andere Partei Entscheidungen hinauszögert.

Das mit der "guten Politik" ist natürlich so eine Sache, wozu mir spontan der Vergleich mit Internethändlern einfiel.
Solange alles gut läuft ist es ok, es reicht bei 100 guten Transaktionen aber schon eine einzige die schlecht lief und ihm wird das Vertrauen entzogen.
Ich bestelle zum Beispiel nicht mehr bei einem Händler, mit dem ich bereits schlechte Erfahrungen gemacht habe. Kenne ich einen Händler nicht, so sehe ich von einer Bestellung ab, wo die Anzahl positiver Bewertungen unter 93% liegt (wobei eigentlich 89% auch schon gut sind).

Wird das im politischen Bereich nicht ähnlich gesehen!?

Um mich einer deiner Aussagen anzuschließen: Mir gefällt die Arbeit des Finanzministers - obwohl ich ihn weder gewählt habe, noch wählen würde. Vom Gefühl her finde ich, dass er das ganz gut macht (soweit ich es eben beurteilen kann).

Dennoch gibt es viele Situationen wo ich mich frage, ob das jetzt wirklich sein muss ... so wie du es schon mit der "Durchsetzung der Koalitionsvereinbarung" andeutest.

Anfang des Jahres habe ich bei uns im Ort an einer öffentlichen Sitzung teilgenommen.
Dort ging es hauptsächlich um den Bau einer Umgehungsstraße nahe der Ortschaft, den ein großer Teil der Anwohner nicht befürwortet. Gemunkelt wird eher, dass Druck vom Land ausgeübt wird, damit die zu vollen Autobahnabschnitte aus der Umgebung entlastet werden.
Das Thema Umgehungsstraße kommt seit 30 Jahren alle 10 Jahre ans Licht, diese Windmühlen sind hartnäckig. Und jedes mal gehen die Leute auf die Straße, es gibt Demos, es werden Unterschriften gesammelt, und und und.
Wenn es jetzt nicht durchgedrückt werden kann, wird vermutlich in 10 Jahren das Ganze wieder von vorne losgehen.

Das Verhalten des Vorsitzenden (SPD) war "naja". Redner wurden unterbrochen, auf bestimmte Fragen gar nicht eingegangen, Argumente ignoriert, teilweise vertröstet. Das Gleiche aber auch mit Mitgliedern der anderen Parteien (Die Grünen und Bürgerblock). Getreu dem Motto "die Anderen haben eh keine Ahnung und sie schon gar nicht". Die Worte fielen zwar nicht, aber so kam es mir vor.

Insgesamt machte es den Eindruck, dass der Beschluss eigentlich schon fest steht und die Versammlung nur noch den Anschein wahren soll.
Eines der ignorierten Argumente war unter anderem die Tatsache, dass unter den Straßen noch alte Kohleschächte verlaufen. Vor kurzem wurde erst ein Teilstück auf der noch vorhandenen Straße repariert, da sich ein kleines Loch mitten in die Straße gerissen hatte.

Dass die Straße durch ein Naturschutzgebiet geführt werden soll und eine fette Straße an Schulen und Kindergarten vorbeiführen würde, käme noch zusätzlich hinzu.

Weswegen ich aber eigentlich darauf komme!! Es ging in der Versammlung auch um den Verkauf eines Grundstücks, auf dem ein Spielplatz steht. Ein Familienvater wollte dazu etwas sagen, war aber einer derjenigen, den man gar nicht richtig hat aussprechen oder argumentieren lassen. In einem Schnellverfahren wurde beschlossen, dass der Spielplatz aufgelöst und das Grundstück verkauft werden soll.
Jetzt ein kleiner Schwenk zum Thema Korruption: Der Beschluss wurde mehrheitlich durch SPD und CDU befürwortet. Die meisten Grundstücke werden bei uns durch Sparkasse und Volksbank verkauft ... die SPD hat einen Vertreter der Sparkasse im Rat sitzen und die CDU einen Vertreter von der Volksbank. Da es sich hierbei nicht um Einzelfälle handelt ist es doch klar, dass sich die Leute ihren Teil dabei denken ... egal ob wirklich Korruption vorliegt oder nicht.

Dies war meiner Meinung nach eine Sache auf kommunaler Ebene, wie sieht es aber aus, wenn es um Landes-, Bundes- oder Europapolitik geht?
Vor ein oder zwei Jahren hat es ein Vorschlag immerhin bis in die Abstimmungsphase des Europaparlaments geschafft, ob der Salzgehalt im Brot vorgeschrieben werden muss ...

Es gibt eben viele Punkte, wo ich absolut verstehen kann, dass jemand solche Sprüche macht "Man kann sich nur auswählen welches Übel man wählt".

Klar kann man es nie allen Recht machen, dennoch finde ich, sollte man sich zumindest ein gewisses authentisches Verhalten bewahren.

Ist doch klar, dass einige Dinge sauer aufstoßen:
- Klassisches Beispiel:
Diäten erhöhen während man alle anderen zum Sparen aufruft und gewisse Lohnerhöhungen durch gerichtliche Beschlüsse durchgeboxt werden müssen.
In Schleswig-Holstein ermöglicht das Land sogar, dass Tarifverträge von Krankenschwestern gekündigt werden können und die Angestellten weniger bekommen als vorher ... die Details kenne ich leider nicht, vertraue meiner Schwester in der Hinsicht aber, wenn sie mir das erzählt.
- Vorbestrafte zum Justizminister ernennen oder anderen vorbestraften Politikern das Bundesverdienstkreuz verleihen.
- Gesetze beschließen die sich für bestimmte Unternehmensgruppen positiv auswirken und nach der Amtszeit in ein solches Unternehmen wechseln
- Beschlüsse die auf breiten Widerstand stoßen einfach durch die Hintertür genehmigen oder dem Kind einfach einen neuen Namen geben und es erneut versuchen

Ich stimme dir absolut zu, dass man in einer Demokratie wesentlich mehr machen kann und vielleicht sogar sollte.
In einer parlamentarischen Demokratie sein Mitwirken über die Wahl selbst auszuüben, finde ich jedoch durchaus legitim ... egal ob es noch Alternativen gibt oder eben nicht.

Natürlich hast du damit Recht, wenn du schreibst dass man durchaus mehr machen könnte! Dennoch habe ich absolut Verständnis dafür, wenn solche Kommentare abgelassen werden.

Lieben Gruß
Sebastian
 
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