Ich gegen mich selbst

...dass ich nicht souverän mit meiner derzeitigen Situation umgehen kann. Dass ich meine Emotionen teilweise nicht unter Kontrolle habe. Dass es für jeden ersichtlich ist, wenn es mir nicht gut geht. Dass ich mich selbst überhaupt nicht mag wenn ich so bin und dass ich kein Verständnis für mich habe. Dass ich mich zur Zeit oftmals als keine "gute Gesellschaft" empfinde und nicht gerne über mich sprechen mag. Dass ich mich komplett in Frage stelle und dass ich mich selbst in eine Schublade stecke (Schwäche, Versagen), vor der ich fürchte, dass andere mich da reinstecken könnten. Dass ich mich dementsprechend verhalte. Ich verschlimmere das ganze irgendwie selbst und das ärgert mich zusätzlich.

Ich hätte mir auch gewünscht, dass ich hier nach all Euren Gedanken/Ratschlägen etwas Besseres zu erzählen hätte, aber jetzt ist nunmal leider gerade wieder ein "schlechter" Tag.. Ich habe manchmal das Gefühl als müsste ich mich für mein derzeitiges Verhalten bei allen entschuldigen, weil es mir unangenehm ist, dass sie mich so erleben.

Danke fürs Zuhören.
 
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Du hast anscheinend hohe Ansprüche an dich. Wie hättest du es denn gerne? Was ist das Idealbild von dir selbst?

Was dein Erleben angeht, kann es zwar durchaus sein, dass andere merken wenn mit dir etwas nicht stimmt, aber sie treffen ihre eigenen Interpretationen.
Deine Eindrücke, wie dich andere sehen könnten kommen vermutlich zu mehr als 80% von dir selbst. Damit meine ich, dass du dich mehr selbst so siehst, als es andere tun.
 
ja du hast recht, aber dadurch dass ich mich so sehe verhalte ich mich auch so und komme dementsprechend ziemlich sicher bei anderen auch so rüber... Ich mache mich dann noch kleiner als ich dann eh schon bin. Stehe buchstäblich nicht über den Dingen. Gebe den Leuten allen Grund das zu glauben was ich befürchte. Was mich wiederum indirekt darin bestätigt dass ich dann auch tatsächlich bei anderen so rüberkomme = so bin. (macht das Sinn?)

Ich bin gern für alle da und helfe wo ich kann. Das macht mich auch irgendwie aus. Aber da ich z.Zt überhaupt keine Kapazitäten frei habe, macht mich das sehr unzufrieden. Und durch mein eigenes Verhalten kommt es so rüber (da sind wir wieder...), dass nicht die Arbeit objektiv zu viel ist sondern dass ICH die Arbeit nicht schaffe. Es ist also mal wieder mein Umgang mit der Sache.

Mit den hohen eigenen Ansprüchen kannst Du recht haben, aber ich bin mir völlig im Klaren, nicht perfekt sein zu können. Bin ich offensichtlich gerade auch nicht annähernd.... ;-) :(
 
Die Situation kann ich natürlich nicht beurteilen, da ich weder dabei bin noch in deinen, noch in die Köpfe der anderen schauen kann. Deine Aussage macht aber durchaus Sinn. Du bist so! Eindeutig. Allerdings bist du meiner Meinung nach die Person, die sich selbst dazu macht. Du denkst du bist es, also bist du es auch.

Es gibt eine Form des gesunden Egoismus, bei dem man einfach mal auf sich selbst achtet und eben nicht anderen hilft.
Irgendwann schrieb mal jemand hier im Forum "lasst diejenigen die Last tragen, die sie tragen können".
Irgendwann hat jeder mal von etwas zu viel und zu dem Zeitpunkt muss man sich selbst helfen. Wenn man keine Kraft hat, kann man anderen auch nicht wirklich helfen.

Ein "Perfekt" in dem Sinne gibt es nicht. Aber das hatten wir ja bereits :).

Mein bisheriger Eindruck ist, dass du dir viele deiner Probleme anscheinend selbst machst. Wie in vielen anderen Bereichen des Lebens auch, liegt es an dir die Verantwortung zu ergreifen und die Dinge zu ändern, wenn du es möchtest. Niemand kann besser mit deiner Situation umgehen als du selbst.

Wege und Möglichkeiten gibt es viele. Ist natürlich die Frage, mit welchen Methoden du am besten zurecht kommst und arbeiten kannst.

Was würdest du denn einer Freundin raten, die mit genau den gleichen Problemen zu dir kommt?
 
Ich glaube ich würde einer Freundin sehr ähnliche Dinge raten wie ihr mir auch... Das Ding ist leider nur, dass ich immer gute Ratschläge für andere finde, aber bei mir selber sind die meist leider völlig wirklungslos (wenn sie von mir kommen).

Und Du hast völlig recht dass ich mir höchstwahrscheinlich viele Probleme auch (unnötig) selber mache. Wenn es mir nicht gut geht gerate ich irgendwie ins Routieren, weil ich damit nicht umgehen kann, fühle mich hilflos. Ich versuche es zu erklären etc. Nach dem gestrigen Telefonat ist mir nochmal klargeworden, dass unabhängig ich von dem "eigentlichen" Problem dann große Angst bekomme, dass sich die anderen (aufgrund meiner vielen geäußerten Gedanken und Selbstzweifel) sich früher oder später von mir abwenden werden, denn man macht sich auf Dauer einfach nur total klein und lächerlich. Der Kollege hat mir heute aber nochmal versichert dass alles gut ist, und ich fühlte mich sofort ein bißchen erleichtert.

Heute war dann auch wesentlich besser als gestern, die Baustellen sind zwar noch genauso da, aber ich blickte heute wieder mit anderen Augen in die Welt. Ich kann nur hoffen dass es länger so bleibt...
 
In einigen Punkten kann ich dich durchaus verstehen. Ein wenig mehr Gelassenheit würde dir vermutlich nicht schaden :).

Deine Ziele und Wünsche solltest du aber selbst in Angriff nehmen und dir auch die Wege überlegen, wie du das angehst. So beschäftigst du dich mehr mit der Situation und kommst vielleicht auch eher zu Lösungen, die dich wirklich deinen Wünschen und Vorstellungen näher bringen.

Für mich liest es sich auch ein wenig nach hausgemachten Teufelskreislauf: Angst führt zu Zweifel, Zweifel führen zu noch mehr Angst und zusätzlich Selbstzweifel, was wiederum erneut zu Angst führt.
Die Zustände scheinen sich selbstständig zu machen und gegenseitig zu triggern. Die Initialzündung ist ein kleiner Gedanke, der sogar noch unbegründet ist, und alles schaukelt sich gegenseitig hoch. Schon ein wenig komisch ... findest du nicht? Das System versorgt sich selbst mit Energie. Doch wo ist das, was dem Ganzen eine Berechtigung gibt zu existieren? Was ist es, was dem Ganzen wirklich immer wieder die Energie gibt?

Dass sich Menschen abwenden passiert immer wieder. Letztes Jahr habe ich jede Menge Leute kennen gelernt, übrig ist davon keiner mehr. Das passiert halt und gehört zum Leben dazu. Manchmal ist es schade, manchmal aber eben auch nicht. Von Höhen und Tiefen im Leben ist niemand befreit.

Manchmal liegt der Fehler auch im System: Wir haben Angst etwas zu verlieren, zum Beispiel Menschen: Aus Angst jemanden zu verlieren blocken wir emotional ab, haben somit niemanden den man "verlieren" kann. Irgendwo ist ja aber der Wunsch nach emotionalen Bindungen! Die Angst etwas zu verlieren, sorgt gleichzeitig dafür, dass man es nie genießen kann und im Nachhinein die Ursache wird, warum wir es verlieren oder gar nicht erst haben.

Vielleicht könnte es dir etwas nutzen, wenn du versuchst, weniger zu interpretieren. Nimm Aussagen und Situationen möglichst neutral wahr, um die Informationen auf einen sachlichen Punkt zu konzentrieren. Nicht jedes Wort zerkauen was jemand gesagt hat und nicht immer hinterfragen "Was meint er damit?", "Ist es vielleicht so oder so?". Einfach so annehmen wie es gesagt wurde, ohne Interpretation! Punkt.

Dies bedeutet aber ein wenig Arbeit für dich, da wir ständig interpretieren und mögliche Folgen abschätzen. Versuche bitte einmal NUR die Information aus etwas zu ziehen. Wenn du merkst dass eine Wertung von dir erfolgt, suche den Verursacher. Suche den Punkt ab dem die Interpretation beginnt und wer oder was dafür verantwortlich ist. Wenn du diesen Verursacher findest hinterfrage ihn in dem Sinne, dass du herausfindest woher er wiederum kommt.

Falls dir die Probleme über den Kopf steigen, solltest du vielleicht professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Zum Beispiel einen Therapeuten suchen.
In diesem Forum kann man dir nur Tipps geben und ob die dann immer so richtig sind, sei auch dahingestellt.

Wünsche dir auf jeden Fall einen tollen Tag ;-)
 
... ich bin wirklich froh über das Forum und erstaunt, dass sich so viele Leute hier so viel Zeit für Gedanken, Tipps und Ratschläge nehmen, also auch nochmal vielen Dank an Dich, dass Du mich vorgestern durch den Abend "gerettet" hast und sofort zur Stelle warst. Ich habe zwar Leute, denen ich mich glücklicherweise anvertrauen kann, aber wenn alle Stricke reißen ist manchmal eine neutrale Meinung und ein neutraler Ort wie hier sehr hilfreich.

Mit dem Teufelskreis und den Interpretationen hast Du (leider) sehr recht, ich bin mir vielen Dingen/Mechanismen auch bewusst, aber wenn die Emotionen/Hormone durchgehen ist häufig alles vergessen. Ich kann nur hoffen, dass ich mit der Zeit einen Weg finde, besser damit klarzukommen, wenn wieder mal ein "schlechter Tag" kommt.
 
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Eigentlich ist zur Zeit extrem wenig los. Sind alle mit etwas anderem beschäftigt wie es scheint (oder sich in anderen Beiträgen nachlesen lässt).

Versuche mal zu beobachten woher deine Interpretation kommt, sobald sie einsetzt. Auch zu fragen, warum sie da ist.
Wenn die Emotionen nicht zu intensiv sind und ein wenig Konzentrationsfähigkeit übrig bleibt, könnte es eventuell helfen :)

Drücke dir auf jeden Fall die Daumen, dass alles klappt.

Falls du gerne liest, schau mal in Kathrin Wesslings Buch "Drüberleben". Passt meiner Meinung nach zum Thema :)
 
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