keine ahnung, wie es weiter gehen soll......

Bingo! So wie du es beschreibst, liebe Lucille, lief es bei uns zu Hause auch ab.

Nichts, das ich tat, hatte Bestand in den Augen meiner kritischen Mutter. Sie wartete darauf, daß mir, wiedereinmal, etwas nicht gelang, damit sie mich korrigieren konnte.

... Doch am Schlimmsten war, daß wir nicht ordentlich saubergemacht hatten nach dem Kochen.

Sie fragte sich immer, warum wir nie alleine zurecht kamen. Ja, wie nur? Wenn sie uns noch nicht mal erlaubte alleine ein Brot zu schmieren(und sich dabei beklagte, daß sie immer so viel für uns tun müßte). "Laßt mich mal lieber machen, du machst nur Dreck!" war ihr Standardspruch. Bei mir kam noch erschwerend hinzu, daß ich Linkshänderin bin. - Also quasi "schwerbehindert".

Ich bin zwar nicht Linkhänderin, aber genauso lief es bei uns ab ...

Ein einziges Mal hat Mutter mich gelobt ... als ich frisch verheiratet war und sie zum Essen am Sonntagmittag eingeladen hatte. Da sagte sie, nie im Leben hätte sie gedacht dass ich so eine ordentliche und saubere Hausfrau würde. Allerdings ist sie auch gleich mit dem Finger über die Schrankkante gefahren und ich sagte nur:" in der ersten oberen Schublade in der Küche rechts liegen die Staubtücher." Nie wieder hat sie bei mir irgendetwas angefasst ohne zu fragen. Habe sie auch nur 2x Mal im Jahr gesehen und hatte dann über 20 Jahre den Kontakt abgebrochen...
 
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Ich bin auch Mitglied dieses Clubs.:cool:

Aber irgendwie...das ist alles schon so lange her und hat heute keine Bedeutung mehr für mich.

Ich habe das Glück (?), dass meine Eltern relativ früh relativ weit weggezogen sind und unser Verhältnis ist heute sehr liebevoll, vielleicht auch deswegen.

Das hatte natürlich auch Nachteile, z.B. wegen der Kinder. Andere alleinerziehende Mütter hatten Großeltern, die hie und da mal einspringen konnten in der Kinderbetreuung, wenn Not am Mann war, das ging bei uns aufgrund der Entfernung schon mal nicht.

Wenn ich zurückdenke an meine Kindheit, sie war nicht schön. Ich sehe das heute auch so, dass damals einfach andere Maßstäbe gegolten hatten, die Eltern standen auch gesellschaftlich ziemlich unter Druck, wenn Kinder nicht "artig" waren, so wurde ihnen vorgeworfen, nicht hart genug zu sein. Es war einfach eine andere Generation.

Und ich kann nicht sagen, dass ich nicht, wäre ich an ihrer Stelle gewesen, in ihrer Zeit, mit ihrem Druck von außen, nicht auch so gehandelt hätte. Das ist jetzt keine Entschuldigung, sondern einfach eine Feststellung für mich.

Die Zeiten und die Einstellung Kindern gegenüber haben sich in unserer Generation grundlegend geändert, von daher kann ich sie einfach nicht verurteilen.

Ich glaube, Hortensie hat in ihrer Signatur so einen coolen und tiefsinnigen Spruch, sinngemäß lautet er: Es ist unfair, die Vergangenheit vom heutigen Wissensstand aus zu verurteilen.

Heute bin ich erwachsen, heute habe ich selbst Kinder und kann es anders machen. Mit meiner Eigenverantwortung nehme ich ihnen die Macht und auch den Erinnerungen die Macht. Wobei ich nicht ausschließe, dass meine Kinder später auch mal schreiben, wie schrecklich meine Erziehungsmethoden waren, weil es eben auch wieder andere Erkenntnisse gibt und andere Versuche, es besser zu machen.

Liebe Grüße
Reinfriede
 
Sicher waren es andere Zeiten, andere Umstände in denen unsere Eltern großgeworden sind. Aber genau die Maßstäbe, die wir an uns ansetzen, wenn wir sagen, wir akzeptieren die Verhaltensweise unserer Eltern und lernen daraus, galt auch für sie.

Wenn ich z. B. meine, mit Schuld und ewigem schlechten Gewissen begleitete Kindheit, mit der meiner Cousinen(Kinder der Schwester meiner Mutter) vergleiche, dann wird mir heute noch schlecht. Meine Tante(vier Jahre älter als meine Ma)nahm sich ihre schlimme und brutale Kindheit als Leitmotiv, es besser zu machen. Ihre Kinder wuchsen frei und ohne Druck auf. - Und das merkt man ihnen und ihren Abkömmlingen heute noch an.

Daß ich mit meiner Mutter meinen Frieden gemacht habe, bedeutet mir sehr viel. Vergessen habe ich deswegen nichts - jedoch sehr viel daraus gelernt. Geprägt hat mich meine Kindheit trotzdem. Das kann ich nicht ad Acta legen. Es begleitet mich überallhin. Es sind schlimme Dinge passiert, die ich hier nicht ausführen will. Ich ver-arbeite immer noch.
 
Liebe Clara!

Ich wollte damit auch nichts entschuldigen, das ginge ja gar nicht.

Ich meinte damit eigentlich nur, dass ich für mich entschieden habe, die Vergangenheit ruhen zu lassen, auch damit sie keine Macht über mich hat.

Immer, wenn ich zurückblicke in meinem Leben, tuts weh. Entweder sind es Kindheitserinnerungen, die nicht angenehm sind, oder so wie jetzt, weil meine Mädels ausziehen, blicke ich fast sehnsüchtig auf die Zeit zurück, als sie noch klein waren - auch das tut weh.

Im Grunde genommen ist es für mich immer besser gewesen, nach vor zu schauen und nicht zurück. Ich spür halt immer, dass es mir besser geht mit dem Blick nach vor als mit dem Blick zurück.

Ich will dieser Traurigkeit keine Macht über mein Leben geben, höchstens in dem Maße, dass ich sage, ich versuche, es SO nicht zu machen, sondern in meinen Augen besser (ist ja alles subjektiv, wie gesagt, meine Kinder werden vielleicht auch mal schreiben, dass sie alles anders machen werden als ihre Mutter es getan hatte).

Aber jeder löst seine Knöpfe auf seine Weise, ich bin sicher, dass mein Weg für viele Menschen völlig unpassend ist, für mich fühlt er sich "richtig" an - für mich.

Liebe Grüße
Reinfriede
 
Aber genau die Maßstäbe, die wir an uns ansetzen, wenn wir sagen, wir akzeptieren die Verhaltensweise unserer Eltern und lernen daraus, galt auch für sie.

Das denke ich mir auch oft, Clara.

Allerdings hat die Sache dann einen Haken, wenn Eltern die Erziehung durch ihre eigenen Eltern nicht negativ bewerten.
Ich habe zB meine Mutter noch nie ein kritisches Wort über ihre eigene Mutter sagen hören.
Sie hat deren Werte und vorallem deren Verhalten ungefiltert übernommen.
Und mir ist diese Fortsetzung des Musters auch über Jahre hinweg "gelungen".
Erst eine ernsthafte Lebenskrise hat mir die Augen geöffnet.

Daß ich mit meiner Mutter meinen Frieden gemacht habe, bedeutet mir sehr viel.

Darum beneide ich Dich sehr. Wie ist es Dir gelungen?

Es sind schlimme Dinge passiert ... Ich ver-arbeite immer noch.

Darf ich Dich fragen, ob das objektiv gesehen schlimme Dinge waren - oder ob Du diese Bewertung
auf Deine eigene Wahrnehmung beziehst?


.
Die Zeiten und die Einstellung Kindern gegenüber haben sich in unserer Generation grundlegend geändert, von daher kann ich sie einfach nicht verurteilen.

hmm ... es ist so, dass ich meine Eltern (wobei ich aber insbesondere meine Mutter meine) auch nicht für ihr damaliges Verhalten verurteile. Es
ist schon richtig, dass man gewisse Dinge aus der Zeit heraus betrachten muss. Damit habe ich auch kein Problem.

DAS Problem schlechthin - für mich persönlich - ist der Mangel an Bereitschaft, ihre eigenen Anteile an unserer sehr belasteten Beziehung zu sehen. Ich werde ständig mit Vorwürfen (die oftmals nur durch die Tonlage zu erkennen sind) zugekleistert.

Auweia, ich überlege ernsthaft, hier einen Mutter-Thread zu eröffnen ... das gestrige Telefonat nach 6 Wochen "Abstinenz" hat mich
wieder eine fast schlaflose Nacht gekostet.
.
 
Liebe Lucille,

mach den Thread auf, liebe Lucille. Ich bin dabei!

Deine 2. Frage kann ich heute, wo ich erwachsen bin, ganz leicht beantworten. Was bei uns zu Hause üblich war, war einfach Psychoterror. Es war Kindesmißhandlung, ganz klar. Meine Eltern waren intelligente Menschen. Sie schlugen uns nicht - sie hatten andere Methoden, die letztendlich so effektiv waren, daß der entstandene Schaden lebenslang anhält.

Als meine Mutter an Brustkrebs erkrankte, war eigentlich immer meine jüngere Schwester für sie da. So hatten wir das auch erwartet, sie hing mit einer sehr merkwürdigen, kriecherischen Liebe an meiner Mutter. Sie wohnte mit über vierzig Jahren immer noch bei ihr, hatte praktisch kein eigenes Leben und ließ sich von ihr wirklich sehr viel gefallen. Meine Mutter behandelte sie nicht anders als uns. Meine Schwester beschreibt unsere Mutter noch heute als herzlich und warmherzig. Mein Bruder und ich schütteln darüber nur den Kopf.

Als sich aber herausstellte, daß meine Mutter ihre Krankheit nicht überleben würde, zog sich meine Schwester zurück. Sie kam mit der Situation nicht klar und leugnete sie sogar noch als meine Mutter schon im Sterben lag.

Meine Mutter bat mich ihr zu helfen alles zu regeln. Sie wollte so lange wie möglich zu Hause bleiben. Mein Mann, unsere Tochter und ich kümmerten uns um die meisten Formalitäten. Wir hatten den nötigen Abstand.

In dieser letzten Phase ihres Lebens kamen wir uns näher. Meine Mutter schaffte es noch mir zu sagen, daß sie stolz auf mich sei - auf das was ich geschafft habe. Ihre Bettnachbarin, im Krankenhaus, hatte sie berichtet, daß sie sich sehr schäme in meiner eigenen Krankheit nie für mich dagewesen zu sein und mich - und meine Familie komplett allein gelassen zu haben. Leider hat sie sich nicht überwinden können mit mir darüber zu sprechen.

Als sie starb, starb sie im Kreise ihrer Familie - ihre Hand lag in meiner. Sie ging friedlich - und schenkte mir den Frieden, den ich brauchte.

Das klingt ein wenig pathetisch, ich weiß. Doch ich kann´s nicht besser ausdrücken.
 
Ich finde es gut und richtig, wenn man mit seiner Vergangenheit abschliesst und nach vorne schaut aber was tut man, wenn sich nichts geändert hat zu deiner Kindheit??? Wenn dich dein Vater heute noch genauso behandelt, wie früher als Kind??? Obwohl ich mittlerweile fast 44 Jahre bin und selber Mutter bin, ist die Situation noch genauso wie damals. Da er jetzt mitbekommen hat, dass ich wieder wegziehen will, dreht er voll ab. Er regt sich wohl jeden Tag masslos auf, ist so am schreien, dass er kaum Luft bekommt und tut so, als würde ich ihn damit ärgern wollen. Ich war seit meiner Entscheidung nicht bei ihm, bekomme es nur von meinem Bruder und meiner Mutter erzählt. Er hat wohl auch gesagt, womit er das nur verdient hätte, so eine Tochter zu haben. Wenn er sich nicht beruhigt, werde ich bis zu meinem Umzug nicht zu ihm gehen. Kann diese Schreierei und Vorwürfe einfach nicht mehr ertragen.
 
Liebe Sanne!

IWenn er sich nicht beruhigt, werde ich bis zu meinem Umzug nicht zu ihm gehen.

Das wäre die einzig richtige Reaktion in dieser Situation. Wenn er sich beruhigt hat, dann kann man auch vielleicht darüber reden, aber jetzt würde es wahrscheinlich nur eskalieren.

Grundsätzlich ist es Dein Recht, hinzuziehen, wohin immer Du willst.

Liebe Grüße
Reinfriede
 
Er regt sich wohl jeden Tag masslos auf, ist so am schreien, dass er kaum Luft bekommt

Puuhh - leicht cholerischer Mensch, hm?
Er schadet sich selbst (gesundheitlich), er schadet Eurer Beziehung, er beschädigt die Atmosphäre zuhause.
Er gibt auch für seine Enkelkinder kein positives Bild ab.
"Familie" - im guten Sinn - sieht anders aus.
Sein Verhalten ist destruktiver Egoismus pur.
Solchen Menschen MUSS man (musst Du) ganz dringend Grenzen aufzeigen.
Es ist gut und richtig, Dich im Moment fernzuhalten.

Er hat wohl auch gesagt, womit er das nur verdient hätte, so eine Tochter zu haben.

Hilfloser, unüberlegter und extrem dummer Killer-Spruch so mancher Eltern (und mir selbst nicht unbekannt ...).
Ich hoffe, Du denkst nicht weiter darüber nach und lässt diese sinnlosen Untergriffe dort, wo sie herkommen - bei ihm.
Es hat NICHTS mit Dir zu tun, Susanne!!!!!


Und weil es mich interressiert:
was, glaubst Du, steckt hinter dem ganzen Aufruhr?
Um was geht es Deinen Eltern, Deinem Vater wirklich?

LG
Lucille
 
Ja, Susanne, das würde mich auch einmal interessieren. Warum rastet dein Vater dermaßen aus?

Im Übrigen hatte deine Mutter dir doch sowieso "Hausverbot" erteilt. Also würde ich das akzeptieren und nicht mehr zu den Eltern gehen.

Zieh dein Ding durch und laß dich nicht von deinen Eltern beeinflussen, wenn DU es nicht willst.
 
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Hallo Ihr Lieben,

worum es meinem Vater geht, ist, was er sagt, muss gemacht werden. Er hat grundsätzlich Recht und weiss schon immer alles im voraus. Also ich glaube nicht, dass es ihm darum geht, dass ich in Rüsselsheim nicht glücklich werde, sondern dass er schon immer gesagt hat, das Rüsselsheim scheisse ist, mein Mann scheisse ist und das es nur eine Möglichkeit gibt, wieder nach Dortmund zu ziehen.Wir durften als Kinder keine eigene Meinung und keinen eigenen Willen haben und als Erwachsene auch nicht. Nur was er sagt, zählt!!!!! Und meine Mutter will mich einfach nicht verlieren. Sie hat ja sonst nichts. Meine Brüder haben keine Zeit und mit meinem Vater kann man nichts mehr anfangen.

Lg. Susanne
 
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