Partner als Lernaufgabe?

Christoph

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15 Januar 2004
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Gebrauchswert des Partners?

Hallo Leute,

in einigen Postings hier fällt mir auf, dass davon gesprochen wird, der Partner sei dazu da, dass wir etwas lernen können. Überhaupt sei der Partner "zu etwas da" (hat also eine Funktion). Wenn wir das dann gelernt haben, hat der Partner ausgedient und kann verlassen werden.

So habe ich das aber gar nicht gemeint. Und ich finde das eine achtlose Reduktion auf eine Gebrauchsfunktion, wie sie heute sehr weit verhbreitet ist. Und genau diese Haltung: der Partner ist dazu da, eine Funktion für meine egoistische Selbstverwirklichung einzunehmen. Und wenn er das nicht mehr tut oder ich etwas Besseres finde, dann kann ich einfach gehen und mir einen neuen Konsumartikel suchen.

Die Entscheidung für oder gegen den Partner und die Beziehung richtet sich dann nach dem Gebrauchswert, den mir das verspricht? Ich finde das zuhöchst verachtend! DAS hat mit Liebe nun nichts mehr zu tun.

Ganz genau diese Haltung ist es, die zu schlimmen Folgen in späteren Beziehungen und für den, der sie hat auch ganz körperlich führt.

Was aber, wenn ich anerkenne, dass ich gemeinsam mit dem Partner in etwas Größeres eingebettet bin, dem wir beide nicht entgehen können und es nicht darum geht, ob er oder sie mir vordergründig nützt?

Ich selbst habe das mit meinen Lieben immer so erlebt: wir sind in einer Kraft eingebettet, die uns anzieht und der wir uns zu stellen haben. Ob es lustig ist oder nicht. "In guten und in schweren Tagen". Und dich sehe es als meine Aufgabe, mich mit dieser Kraft in Einklang zubringen - ebenso wie damit, das die Liebste sich der Kraft vielleicht nicht überlassen und lieber die Konsumhaltung pflegen will.

Das nur mal grundsätzlich zur Klärung.

Liebe Grüße
Christoph
 
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danke christoph

für diese beiden postings ...

ich habe es nicht wirklich gesehen, was ich denke. aber ich denke tatsächlich irgendwie so ...
und doch, als ich darüber nachgedacht habe, als ich es jetzt auf mich hab wirken lassen ist mir klar geworden, das ich nie so gehandelt habe...

weder familie noch partner waren für mich je lernobjekte, aber auch hier gilt wieder ... nicht entweder/oder, sondern sowohl als auch... ich habe mich immer bemüht in einklang zu kommen, was doch auch bedeutet, es für beide so zu gestalten, das beide frei und glücklich sein können.

wenn ich ehrlich bin ist es mir nie wirklich gelungen, also denke ich wohl im nachhinein, das es aber im endeffekt eine lernaufgabe war. nämlich immer wieder dazuzulernen, noch weicher, noch sensibler, noch härter, noch konsequenter zu werden, um beim nächsten mal, oder hier in meinen bestehenden beziehungen, partnerschaften es noch effektiver versuchen zu können eine linie zu finden.

vll. ist es mir aber tatsächlich nicht gelungen, weil ich meine umwelt tatsächlich nur als komparsen sehe, die mir meinen weg gestalten sollen ?

ich werde darüber nachdenken ...

danke für die offenen worte, christoph :danke:

mara
 
Liebe Mara,

vll. ist es mir aber tatsächlich nicht gelungen, weil ich meine umwelt tatsächlich nur als komparsen sehe, die mir meinen weg gestalten sollen ?
Leider hab ich das oft selbst erleben und auch in Aufstellungen usw. sehen müssen. das ist eine weit verbreitete Haltung - gerade bei sogenannten EsoterikerInnen. Ich habe für mich erkannt; wir haben keinen Anspruch auf Selbstverwirklichung - selbst wenn wir uns das vielleicht qua Gesetzgebung zugestehen wollen.

Das soll nicht hießen, dass wir am geliebten Partner nicht lernen sollen oder können. Wir müssen es sogar. Aber es ist ein Unterschied, ob ich sage: ich weiß, was ich lernen will und du musst mir dazu dienen oder ich suche mir einen, wo ich das dann so lernen kann, wie ich meine, dass es zu lernen wäre. das ist der bequeme und konsumierende Weg.

Oder ich sage: wie soll ich lernen und wie kann ich fließen, dass ich mit dem, dem ich an die Seite gestellt bin vom Schicksal, optimal klar komme und wie kann ich das lernen, was mir dieser Menschen so wie er ist, zu lernen ermöglicht?

Hinter der ersteren Haltung steckt noch viel mehr Anmaßung, als offensichtlich ist. Es ist nicht nur eine anmaßende Haltung gegenüber dem Partner ("Ich weiß, was ich verdinet habe und werde dich prüfen, ob du dem je genügen kannst. Und wenn du nicht genügst, suchew ich mir ienen anderen, der besser ist. Dazu habe ich das Recht, weil ich ja zur Selbstverwirklichung gebopren bin.") sondern auch gegenüber dem Leben. Man will dem Leben vorschreiben, wie es uns zu begegnen hat. Man meint, es besser zu wissen, als das Leben oder Gott (=das was hinter allem steht und das wir nicht kennen) selbst.

Ich habe für die Liebe und die Beziehung so ein Bild: meine Liebe ist als ein Fluss einer landschaftlichen Gegebenheit - vielleicht auch den Steinen der Eigenheiten des Partners - begegnet, die mich angezogen hat. Dann kann ich lernen so zu fließen, das ich bzw. meine Liebe das Schwierige um- und durchfließe/t.

Übrigens ich rede nicht jenen das Wort, die meinen, man müsse auf-Teufel komm-raus zusammen bleiben! Beziehungen sind tatsächlich endlich. Aber das natürliche Ende erkennt man daran, dass beide gemeinsam trauern können und aus tiefstem Herzen sagen: es ist gut, das es war. Und dann trennt man sich ohne Groll, einvernehmlich und mit Liebe.

Liebe Grüße
Christoph
 
ja chris ...

jetzt hast du mir die worte geklaut ... :)

ich habe eine große resonanz auf dieses thema, aber irgendwie war mir klar, dass es mich nur halb trifft.

und jetzt schreibst du selbst... klar lernen wir voneinander und ich denke nach wie vor, das ist der grund, warum wir uns begegnen. ja - wir ziehen menschen an, in unser leben, um von einander zu lernen, vll. sollte man lieber sagen, um zu teilen. zu nehmen, zu geben ...
gerade als ich deinen post las, kamen alte bilder in mir hoch, bilder einer beziehung, die genauso lief, wie du das da beschreibst ... ich erinnere mich noch gut an den schmerz, den es hervorgerufen hat. wie ein gegenstand benutzt zu werden, als spiegel mißbraucht zu werden und immer wieder die worte: "was bringst du mir" ... "wann gibst du mir" ... "sag mir dies... sag mir jenes"

ich habe genauso reagiert, wie du es sagst: mit verweigerung, dabei hätte ich so gerne geteilt. meine liebe, mein wissen, meine persönlichkeit mitgeteilt. aber da war überhaupt kein platz für mich ... es gab nur ihn ...

trotzdem glaube ich, das so ein verhalten "nur" eine kurze zeit ist, auf dem weg, den wir alle gehen. es bleibt nicht so. es ist eben doch ein "lernen" *lol*, nämlich das es so nicht geht. vll. war ich auch zu dem zeitpunkt auf dem weg in solch ein verhalten und wir begegneten uns deshalb.
es hat mich tief getroffen und nachhaltig erinnert, nie den menschen dahinter zu vergessen, aber vor allen dingen, das geschenk nicht zu übersehen, das das universum, das gott uns mit diesen begegnungen macht. und auch die verantwortung für mein verhalten und mein achtsames umgehen mit dem anderen. es hat mich sensibel gemacht für die jeweilige geschichte, die hinter jedem menschen und jedem verhalten steht ...

und von daher bin ich diesem mann in tiefer liebe und achtung verbunden, weil ich weiß, was ich mir aus dieser verbindung mitnehmen durfte ...
das war ich immer, christoph ... ich habe die menschen immer geachtet als ganzes, aber auch als das, was sie mir mit auf meinen weg gaben und mich lehrten ...

ich habe walter gebeten, diese beiträge in einen eigenen thread zu stellen. ich finde dieses thema sehr bedeutsam gerade in verbindung mit esoterik. es kommt aus dem wissen, das man irgendwann erlangt. nämlich wozu wir hier sind. im endeffekt um zu lernen... ja - so ist das. aber wie wir mit diesem lernen umgehen, wie wir den anderen menschen dabei achten und ob wir uns immer bewußt bleiben, das auch er genau aus demselben grund da ist wie wir, darauf kommt es an.

und auf die liebe. es hilft alles wissen, alles lernen nichts, wenn es ohne liebe geschieht.

das ist jedenfalls meine meinung ... nur wenn wir das erlernte, das erfahrene in liebe annehmen können, können wir es auch integrieren in unserem sein und anderen wieder zuführen und sie daran teilhaben lassen ...

dieses andere verhalten, christoph, es birgt den tod in sich, habe ich da recht ? es ist das, was ich gefühlt habe und auch jetzt noch fühle ...
 
mir kam noch so in den sinn ...:

hinterher ist es sehr wahrscheinlich äußerst hilfreich und eine gnade, wenn man weiß und erkennt, warum man mit dem und dem menschen eine zeitlang ein stück gemeinsam den weg gehen mußte/durfte - je nach dem, wie man das zusammensein empfunden hat ...
den gerade die "schlimmen" beziehungen - wo es um gewalt geht zb. oder um mißhandlung in welcher weise auch immer - sind erst wertvoll, wenn wir verstehen können, was uns dorthin gezogen hat.

und dann ist es eben doch die erkenntnis, das es was zu lernen gab ...
 
wachsen ...

es ist nicht lernen ... es ist wachsen!

miteinander aneinander wachsen und im günstigsten falle wachsen wir zusammen ...
das wird aber wohl nur möglich sein, wenn beide bereit sind sich dieser chance zu stellen und die herausforderung anzunehmen ...
 
Hallo Mara,

ich habe walter gebeten, diese beiträge in einen eigenen thread zu stellen.
Soll mir Recht sein.

und jetzt schreibst du selbst... klar lernen wir voneinander und ich denke nach wie vor, das ist der grund, warum wir uns begegnen. ja - wir ziehen menschen an, in unser leben, um von einander zu lernen, vll. sollte man lieber sagen, um zu teilen. zu nehmen, zu geben ...
... ist aber missverstanden. Ich schrieb etwas anderes:

Was aber, wenn ich anerkenne, dass ich gemeinsam mit dem Partner in etwas Größeres eingebettet bin, dem wir beide nicht entgehen können und es nicht darum geht, ob er oder sie mir vordergründig nützt?
Ob dieses Große, was dahinter steht und uns leitet, einen Zweck damit verbindet, kann ich nicht sagen. Was ich sagen kann - und das ist schon gewagt - ist, dass wir zu jemandem und der zu uns hingezogen wird, ebenfalls hingezogen sind. Und wenn wir dieser Anziehung nachgeben bis zum vollen Vollzug mit seinen Bindungsfolgen, sind wir gewissermaßen in die Pflicht genommen. Aber auch ihr nicht nachzugeben ist vermutlich dem Großen dahinterstehenden zuzuschreiben. Wir können es nicht sicher wissen. Allerdings gehe ich in letzter Zeit mehr und mehr davon aus, dass unsere vermeintliche Freiheit (die hier so hoch gehalten wird bis hin zu der verstiegenen Behauptung, wir hätten die Entscheidung über unser Geborenwerden selbst getroffen) gar nicht existiert. Sie ist eine Illusion aus kindlichem Allmachtswahn, weil wir es nicht ertragen, uns dem Unvorstellbaren zu stellen und auszusetzen in seiner ganzen Wucht. Wenn die Anziehung angefangen hat, sind wir ihr ausgesetzt, ob wir wollen oder nicht.

Die Vorstellung also, wie du sie formulierst, ...
wir ziehen menschen an, in unser leben, um von einander zu lernen, vll. sollte man lieber sagen, um zu teilen. zu nehmen, zu geben
beinhaltet aber dieses schwierige "um...zu..." als ultimative Voraussetzung. Und genau daran wage ich zu zweifeln.

Ich bleibe vorerst bei der phänomenologischen Sicht, dass etwas einen Menschen und einen anderen voneinander angezogen sein lässt. Das reicht mir.

Der mir vorstellbare Sinn: das Leben will weitergehen und weiter gegeben sein. Und: ein Mann ist erst ganz Mann durch seine Frau und eine Frau ist erst ganz Frau durch ihren Mann. Und insofern brauchen sie einander unbedingt. Auch das ist hier unpopulär: man pflegt lieber die Vorstellung von Animus und Anima und wähnt sich in "Freiheit" (und Allmacht). Doch die Kuh, die solche Freiheit sucht, landet manchmal im Zoo. Mehr nicht.

Erkenne ich aber die Abhängigkeit an, wie sie ist, dann ergibt sich eine ganz neue und tiefe Qualität von Freiheit.

Liebe Grüße
Christoph
 
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Christoph schrieb:
Hallo Mara,


... ist aber missverstanden. Ich schrieb etwas anderes:

du schriebst :
Oder ich sage: wie soll ich lernen und wie kann ich fließen, dass ich mit dem, dem ich an die Seite gestellt bin vom Schicksal, optimal klar komme und wie kann ich das lernen, was mir dieser Menschen so wie er ist, zu lernen ermöglicht?

aber das hier gefällt mir noch besser ...

Ob dieses Große, was dahinter steht und uns leitet, einen Zweck damit verbindet, kann ich nicht sagen. Was ich sagen kann - und das ist schon gewagt - ist, dass wir zu jemandem und der zu uns hingezogen wird, ebenfalls hingezogen sind. Und wenn wir dieser Anziehung nachgeben bis zum vollen Vollzug mit seinen Bindungsfolgen, sind wir gewissermaßen in die Pflicht genommen. Aber auch ihr nicht nachzugeben ist vermutlich dem Großen dahinterstehenden zuzuschreiben. Wir können es nicht sicher wissen.

es gibt begegnungen, die finden einfach statt, weil man sich zueinander hingezogen fühlt und es gibt begegnungen, die finden statt, weil man sich etwas zu geben hat. und es gibt begegnungen, die wir haben, weil wir etwas lernen wollen ...
ich erlebe zu oft, das ich vorher denke, ich möchte jetzt das und das erleben/erfahren/lernen und dann menschen begegne, die mir diese erfahrung ermöglichen... es ist wie es ist, christoph.
und ich erlebe begegnungen, die überhaupt keinen anderen zweck erfüllen, als ein zueinander hingezogen sein, weil man einfach gern zusammen ist, weil es schöner ist, zu zweit zu sein. weil sich ein gewisses gefühl einstellt, wenn der andere da ist. sei es zufriedenheit, harmonie, ruhe, glückseeligkeit, freude ...

allerdings läßt sich das nicht erzwingen ...

Allerdings gehe ich in letzter Zeit mehr und mehr davon aus, dass unsere vermeintliche Freiheit (die hier so hoch gehalten wird bis hin zu der verstiegenen Behauptung, wir hätten die Entscheidung über unser Geborenwerden selbst getroffen) gar nicht existiert. Sie ist eine Illusion aus kindlichem Allmachtswahn, weil wir es nicht ertragen, uns dem Unvorstellbaren zu stellen und auszusetzen in seiner ganzen Wucht. Wenn die Anziehung angefangen hat, sind wir ihr ausgesetzt, ob wir wollen oder nicht.

Die Vorstellung also, wie du sie formulierst, ...
beinhaltet aber dieses schwierige "um...zu..." als ultimative Voraussetzung. Und genau daran wage ich zu zweifeln.

du hast recht. dieses "um-zu" ist anfänglich nicht richtig. jede begegnung sollte aus dem aspekt den du anführst angegangen werden. unschuldig wie ein kind. offen für alles und dann einfach sehen, was geschieht ...

Ich bleibe vorerst bei der phänomenologischen Sicht, dass etwas einen Menschen und einen anderen voneinander angezogen sein lässt. Das reicht mir.
Der mir vorstellbare Sinn: das Leben will weitergehen und weiter gegeben sein. Und: ein Mann ist erst ganz Mann durch seine Frau und eine Frau ist erst ganz Frau durch ihren Mann. Und insofern brauchen sie einander unbedingt.

das habe ich schon mal gehört, oder auch schon öfters. immer wieder spricht mich dieser satz sehr an. aber auch so eine form von begegnung läßt sich nicht erzwingen und sie fordert mMn zuerst einmal jede menge begegnungen der anderen art, bis wir gelernt haben uns so hingeben zu können, das dieser satz:

ein Mann ist erst ganz Mann durch seine Frau und eine Frau ist erst ganz Frau durch ihren Mann

realität werden kann ... das ist vll. nicht bei allen so. aber doch bei den meisten. wir habne die hingabe verlernt ...

Erkenne ich aber die Abhängigkeit an, wie sie ist, dann ergibt sich eine ganz neue und tiefe Qualität von Freiheit.
Liebe Grüße
Christoph

du meinst, wenn wir erkennen, das frau und mann voneinander abhängig sind, dann erst sind wir frei, weil wir nicht mehr gegen diese sehnsucht ankämpfen?
ja. das kann ich nachvollziehen. aber diese abhängigkeit habne wir alle schon hinter uns als wir kinder waren und die wenigsten von uns haben sie positiv erlebt. das hat uns gelehrt, lieber nie wieder abhängig von irgendjemand sein zu wollen ...

es hat etwas mit urvertrauen zu tun, das wir verloren haben und wiederfinden müssen. wie das verlorene paradies ...
 
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