Schwester verpetzt

@ lotusz

Hallo Gerrit,

kann ja sein, dass du diese Meinung hast. Die lass ich dir auch.

Ich schöpfe nur aus einer Erfahrung mit den Menschen, mit denen ich gearbeitet habe in verschiedensten Kontexten. Unter anderem in der Suchthilfe vor langer Zeit.

Ich rbeite erst seit etwas mehr las 25 Jahren mit Menschen und meine Erkenntnisse siet dem haben sich ständig gewandelt. Ich kann also für jene Fälle, die ich (oder Kollegen) nicht kennen auch nicht sicher sein.

Allerdings habe ich es noch nie anders beobachtet. Auch jetzt habe ich Süchtige in meinen aktuellen Kursen und dort ist es ebenfalls so - aber in der Tiefe, nicht an der Oberfläche. Und in Aufstellungen hat es sich auch immer wieder gezeigt.

Allerdings muss man unterscheiden zwischen Alkoholikern und anderen stoffgebundenen Süchten. Die dahinter liegenden Dynamiken sind etwas verschieden. In den meisten Fällen haben sie allerdings gemeinsam, dass der Vater der Betroffenen von der Mutter verachtet wird. Alkoholsucht funktioniert auf der systemischen Hintergrundebene etwas anders als die Sucht nach anderen Stoffen. Da ist es oft nicht der Antrieb, sich zu zerstören.

Der systemische Hintergrund von Sucht (ausschließliches nehmen von der Mutter und Verachten des vaters) bedingt auch, dass es für Süchtige, die etwas Lösen wollen ungut ist, mit Frauen zu arbeiten. (Ist wieder Nehmen vom Weiblichen und damit mehr desselben).

Die Theorie vom ausweichenden Verhalten ist weit verbreitet; die hat sich aus meiner Sicht und Erfahrung schon vor 20 Jahren widerlegt. Ich hab früher auch mal danach gearbeitet und sie trifft nicht den Kern (auch wenn das vielleicht mal ein Nebeneffekt ist).

Es gibt in der Fachliteratur interessante Berichte mittlerweile über erfolgreiche Arbeit mit Süchtigen auf der phänomenolopgisch-systemischen Basis und mit NLP. So ist es z.B. entgegen den landläufigen Glaubenssätzen möglich, als ehemaliger Missbräuchler wieder ökologisch mit Alkohol umgehen zu lernen. Vorausgesetzt, man lernt, wie es geht bzw. "entlernt" sein Unbewusstes. Ganz automatisch und unbewusst fuktioniert das dann. Keine bewusste Kontrolliererei, sondern je nach Lage ein genussreicher Umgang mit Alkohol oder auch mal kein Alkohol. Man hat die Wahl. Es hat nichts mit dem Ansatz des "kontrollierten Trinkens" zu tun, bei dem Listen geführt werden und alles durch das Wachbewusstsein ständig kontrolliert werden muss. das fördert nur wieder Suchtmechanismen. Ein Kollege und guter Freund arbeitet sehr erfolgreich mit diesem Ansatz.

Grüße
Christoph
 
Werbung:
Hallo Gerrit, hallo Christoph :)

ich bin eine Süchtige - und ich spreche hier von einer Mehrfachabhängigkeit.

Ich habe immer eine ganz tiefe Todessehnsucht verspürt. Gelegentlich verspüre ich sie noch. Das einzige, was mich davon abhielt, mich dann wirklich totzutrinken in Kombination mit Opiaten, war die Überzeugung, daß ich es in den nächsten Inkarnationen wieder "auf's Brot geschmiert" bekomme. Aber ich habe Alkohol und Medikamente auch benutzt, um vor Empfindungen zu flüchten. Gleichzeitig erhielt ich mich damit "funktionsfähig". Ich hatte viele "Gründe".

Sucht hat mit Mißbrauch höchstens die Menge an Drogen gemeinsam. Manche treiben ihr Leben lang Mißbrauch, werden aber nie süchtig. Andere konsumieren eher geringe Mengen, nicht mal regelmäßig, und sind süchtig.

Ich bin ganz "klassisch" aus der Sucht gekommen - bislang jedenfalls - und ich hatte eine Therapeutin, was mir persönlich sehr gut tat.

Ich wage es derzeit nicht, auch nur einen Versuch zu unternehmen, jemals wieder zu trinken oder Opiate zu nehmen. Nicht einmal mit NLP würde ich es versuchen.

Nach fast 9 Jahren Abstinenz bin ich wieder in die Sucht gerutscht - und es war grausamer als zuvor. Dieses Risiko will ich nicht wieder eingehen.

Ich denke, die Wege aus der Sucht sind so unterschiedlich wie die Menschen. Was dem einen hilft, kann für einen anderen genau das Verkehrte sein. Und ich habe vieles ausprobiert, um auszusteigen.

Herzliche Grüße
Rita
 
ist nicht leicht zu bewerten , denn wie ist das verhaeltnis mutter zur schwester ??

bernhard22 schrieb:
Hallo!

Meine Schwester hat 2 Jahre lang Gras geraucht. Jeden Tag, auch um einzuschlafen. Sie hatte dann auch Stimmungsschwankungen, war extrem verletzlich und hysterisch...Also fühlte sich sofort angegriffen und verteidigte sich extrem. Sie war anstrengend. Ich hab es auch eine zeitlang gemacht, aber aufhören können.
Sie war auf entzug in einer Nervenklinik.
Ich besuchte sie auch, einmal da nutzte ich ihre schwäche aus und versuchte ihr Schuld an meinem schlechten Verhältnis zu meinem Vater zu geben... Ich war sehr emotional. Sie hat sich aufgeregt und musste ruhiggestellt werden. Hatte einen Nervenzusammenbruch hörte ich.
Aber auch bevor ich sie besuchte, musste sie Psychopharmaka nehmen...
Ich weiss jetzt dass es scheiße war. Dennoch glaube ich, es musste so kommen. Auch um zu verstehn, dass es nichts bringt ihr das vorzuwerfen

Aber es geht um was andres:

Sie war dort drei Wochen, dann hörte sie auf zu Rauchen und zu Kiffen auf.
Man hatte das gefühl ihr ging es besser.
Ich war bei einer psychologischen Astrologin und sie hatte auch Holzfiguren, die die Familienmitglieder repräsentieren. Sie war auch systemische Aufstellerin. Es war schon zu Ende und die figuren stehn noch herum: Ich rechts und links umgeben von meinen Schwestern...sie gab mir das blatt mit meinem Radix und ich zog es her und dabei warf ich unabsichtlich eine Holzfigur, die eine meiner Schwestern darstellte um. Ich denke es ist ein schlechtes Omen. Was könnte das bedeuten?

Naja, heute war ich von Graz in KLagenfurt auf Besuch. Ich geh an ihrem Zimmer vorbei, rieche sofort Gras und finde es in ihrer Tasche.
Ich rede sie drauf an, Sie sagte: sIe hat es jetzt nur einmal und dann nie wieder gemacht um ihrem freund zu zeigen wie das ist. Das andere Gras hat sie für ihren besten Freund besorgt und sie bringts ihm gleich. Ich soll nichts sagen...
Meine Mutter kommt und merkt es auch gleich, findet es aber nicht.
Als meine Schwester weg ist, sage ich ihr das mit ihrem Freund und dem Bekannten. Aber vielleicht hat siees nur auf diesen guten Freund geschoben und ich hab ihn ungerechtfertigt angepatzt (es ist ihre Ex Liebe mit der sie noch nicht ganz abgeschlossen hat) vielleicht hält man sie jetzt wegen mir auseinander und meiner Schwester gehts noch schlechter, weil dieser FEx Freund ihr immer Kraft gab...

Ich fühl mich scheiße wie eine Petze. Vielleicht hat sie die Wahrheit gesagt?

Was meint ihr, war es richtig?


Hi,

ich wuerde folgendes als meine bewertung sagen,......
a) zunaechst die frage wie ist das verhaeltnis deiner schwester zu deiner mutter, warum hatte sie, wenn sie es als entschuldigung dir so eraehlte , nicht es auch deiner mutter gesagt, und es einfach so belassen dass sie nichts gefunden hat,

b) wie hatte deine mutter generell reagiert ?? als sie es roch aber nicht finden konnte ??

c) und wie ist dein verhaeltnis zu deiner mutter , das du ueber denb freund zu deiner mutter sprachst ??

Denn wenn deine mutter eigentlich keinen oder weniger vertrauen mit dieser materie DROGE - GRAS ect hat, wuerde ich generell auch nicht viel erzaehlen, es sei denn sie wuerde zuhoeren und vielleicht das eine oder andere akzeptieren und tolerieren, dann ja ist es ok, dann haette es aber deine schwester auch schon so versuchen sollen deiner mutter alles zu erklaeren.

Ist das verhaeltnis ueber das thema gespannt, dann ist natuerlich auch kein grund fuer dich mehr als notwendig zu erzaehlen zu deiner mutter, haette es abgeschwaecht und versucht mutter zu beruhigen , nicht aber den freund genannt.

Hast du deine schwester verpetzt, - nein ich wuerde es nicht so seghen, du hast eher versucht ihr zu helfen , und dies ist vielleicht nicht gerade ideal gewesen , aber du solltest dann versuchen mit deiner chwester darueber zu reden und es ihr zu erklaeren, falls das thema freund aufbringt. kann ja gut angehen dass deine mutter deine schwester naetuerlich den freund auch erwaehnt, was nicht so gut waere, aber man steckt ja nie drinn.

wenn deine frage gerichtet war , ob du ein schlechtes gewissen haben must, - wuerde ich nein sagen.

aber es sollte eine lehre sein, vielleicht doch nicht allzuviel helfen zu wollen, und eher versuchen bruecken zwischen mutter - schwester - thema drogen gras ect. zu schaffen, und versuchen gemeinsam mit deiner schwester zu sehen wie sie sich helfen lassen kann und will.

OK hoffe dir denkanstoesse gegeben zu haben, alles gurte noch weiterhin,

Dino
 
Suizidgedanken

Hallo Rita

Wenn ich jetzt darüber nachdenke, dann ist wohl beides vorhanden. Zum einen der Versuch zu vergessen und auch immer wieder der Wunsch zu sterben.

Ich selber war nie drogenabhängig. Kann mich also nur bedingt da hineinversetzen. Aber ich weiss natürlich, wie der Alltag eines Drogenabhängigen aussieht.

Da gibt es immer wieder bittere Situationen in der alles über den Drogenabhängigen zusammenbricht. Sei es, dass er Entzugserscheinungen hat, keinen Schlafplatz hat und auf der Strasse schlafen muss, dass die abhängige Drogensüchtige von einem Freier geschlagen, beklaut oder vergewaltigt wird. Selbst Tötungsversuche sind in diesem Millieu nicht unbekannt. Ausserdem ist das Leben auf der Strasse sehr hart und das Drogenmillieu zieht viele finstere Gestalten an.

In solchen Situationen sind sicherlich bei manch einem Junkie Suizidgedanken vorhanden. Und um so länger er sich in der Drogenszene aufhält, um so schlechter ist seine Gesundheit, um so eher treten wahrscheinlich Suizidgedanken auf.

Bei den Menschen aus der Drogenszene, mit denen ich allerdings zu tun hatte, und die alle mindestens fünf Jahre Erfahrungen mit harten Drogen hatten, waren, so weit ich das beurteilen kann, solche Gedanken nicht vorhanden. Oder jedenfalls nicht ernsthaft vorhanden. Sicherlich gab es bei denen bestimmt auch hin und wieder Überlegungen in diese Richtung, nämlich dann, wenn sie wirklich am Boden lagen. Aber es war dann wohl eher eine momentane Reaktion auf die jeweilige Situation, aber kein permanenter Wunsch nach dem Suizid.

Andererseits kann ich mir gut vorstellen, dass sich der Gedanke an den Suizid irgendwann permanent festsetzt. Das ist alles vielleicht nur eine Frage der Zeit und der Kraft, die der Junkie hat, seinem Leben irgendetwas positives abzugewinnen.

Dir Rita wünsche ich für die Zukunft alles Gute. Gerrit
 
@ Green Tara

Hallo Rita,

Ich habe immer eine ganz tiefe Todessehnsucht verspürt. Gelegentlich verspüre ich sie noch.

Die Frage bei so etwas ist: zu wem, zu welchem/n Toten aus der Familie zieht es dich. Das ist dir natürlich nicht bewust. In so einem Fall kann ich dringend eine Austellungen empfehlen. Die wird das wahrscheinlich lösen.

Ganz gleich ob ein Zug in den Tod bewusst ist, wie bei dir oder ob er unbewusst ist, wie bei anderen, die Drogen benutzen: es ist immer der Zug zu einem/r Toten, die zur Familie gehört. Dazu können auch Opfer gehören, die von einem Familienmitglied getötet wurden.

Und nur eine Aufstellung kann dies wirklich klären, weil es im systemischen Feld gespeichert ist, an das kein anderes Verfahren -bisher - heran kommt.

Sucht hat mit Mißbrauch höchstens die Menge an Drogen gemeinsam. Manche treiben ihr Leben lang Mißbrauch, werden aber nie süchtig. Andere konsumieren eher geringe Mengen, nicht mal regelmäßig, und sind süchtig.

Ich sprach von Alkohol-Missbrauch an der Schwelle zur Abhängigkeit. Auf keinen Fall sprach ich von illegalen bzw. harten Drogen als ich von ökologischem Umgang sprach.

Abstinenz ist ganz offensichtlich für dich die bessere Lösung. Ich habe hier nichts anderes behaupten wollen. Es gibt aber Fälle, in denen, wenn es nocht nicht so weit ist, ein Wiedererlernen eines ökologischen Umganges mit Alkohol möglich ist.

Bei Poytoxikomanen wie dir ist oft nicht das von mir beschriebene übermäßige Nehmen von der Mutter - aus Liebe - die vordringliche Dynamik sondern der Zug zu einem toten Familienmitglied, das dann oft in der Familie verleugnet wird. Oft spielt hier auch ein unbewusstes Bedürfnis eine Rolle, für den Täter auszugleichen. Das Nehmen von der Mutter ist oft dann ide zweitwichtigste Dynamik. ABer nicht notwendigerweise.

Deine Art, Drogen zu gebrauchen war ganz gezielt der Selbstmordversuch.

Und was die Therapeutin angeht: sie hat dir eben deswegen helfen können - bis zu dem Punkt: Zug in den Tod. Den hat sie nicht fassen können.

Natürlich entwickelt sich im LAufe der Abhängigkeit auch zwangsläufig ein Vermeidungsmuster. Die Vermeidung der Entzugserscheinungen durch den Gebrauch der Droge wird ja irgendwann zentrales bewusstes Motiv. Aber das ist nur eine Nebenwirkung des Drogenmissbrauches.

Andere konsumieren eher geringe Mengen, nicht mal regelmäßig, und sind süchtig.

Wie definierst du in diesen Fällen die Sucht?

Liebe Grüße
Christoph
 
Lieber Christoph :)

Zur Niedrig-Dosis und zum unregelmäßigen Konsum:

Sucht im Falle einer eher niedrigen Dosis tritt zum Beispiel auf bei Benzodiazepinen. Oder wie bei mir im Falle des Quartalstrinkens. Durchschnittlich geringe Dosis, nicht regelmäßig und trotzdem treten starke Entzugssymptome auf. Entscheidend ist der "Point of no Return" - sprich, der Kontrollverlust.

Die Vermeidung der Entzugssymtomatik ist in allen Fällen gegeben. Hinzu kommt eine Vermeidungshaltung gegenüber bestimmten Gefühlszuständen.

Zu den Toten in der Familie: Da sind einige, zu denen ich mich "gezogen" fühle. Sicher mein als tot erklärter Großvater. Meine Großmutter, an der ich sehr hing und die tödlich verunglückte, als ich 6 Jahre alt war. Mein Sohn, der im Alter von 9 Monaten verstarb. Ihm wollte ich - für mich wahrnehmbar, greifbar - von allen am sehnlichsten folgen.

In Frage - aber für mich noch eher theoretisch - kommt ein Geschwister in Frage, mit dem meine Mutter kurz nach meiner Geburt schwanger war. Diese Schwangerschaft endete in einer Fehlgeburt.

In einer Sitzung am Familienbrett hatte ich ein Heer von Alkoholikern im Rücken - väterlicherseits. Mütterlicherseits war es ein Heer von Depressiven und Selbstmördern.

Das war vor etwa einem Jahr. Ich war danach erst einmal sehr "bedient", was Aufstellungen jeglicher Art anbelangt. Mittlerweile habe ich meine "Fühler" wieder vorsichtig ausgestreckt, da ich mit Organisationsaufstellungen sehr positive Erfahrungen verbinde.


Ich sprach von Alkohol-Missbrauch an der Schwelle zur Abhängigkeit. Auf keinen Fall sprach ich von illegalen bzw. harten Drogen als ich von ökologischem Umgang sprach.

Gut, das kann ich nachvollziehen, da in diesem Fall noch kein Kontrollverlust entstanden ist.

Herzlichen Dank für deine Antwort, die über das hinausgeht, was man mir bisher aus Sicht von Aufstellern und Teilnehmern zum Thema Sucht berichtete.

Lieben Gruß
Rita
 
@ Green Tara

Hallo Rita,

die starken Entzugssymptome in Verbindung mit "Kontrollverlust" lasse ich gelten. Allerdings ist nicht jeder Kontrollverlust gleichzusetzen mit Sucht, sondern nur der ständige Kontrollverlust mit eben jenen Symptomen.

Also der Kollege, von dem ich sprach arbeitet eben mit genau jenen Missbräuchlern, die durchaus eine für sie mitunter bedenklichen Kontrollverlust - der kann schon aus Gewohnheit bestehen - haben. Also es geht um mehr Wahlmöglichkeiten, dei genau so gut sind, wie das nächste Glas Bier oder Wein oder was auch immer sofern es nicht mehr nur um den Genuss geht. Er entkleidet sozusagen den Genuss von Alkohol seiner sekundären Funtkionen. Was bleibt ist, dass die Leute nur mehr Alkohol trinken, wenn sie wirklich Alkohol genießen wollen und können und dass sie für alle anderen Funtkionen des Alkoholgenusses wirksamere Alternativen haben und weiter selbst entwickeln.

Selbst wenn es um den Zustand des angetrunken Seins geht, können sie nachher diesen ganz ohne den Konsum des Stoffes allein aus dem Unbewussten hervorrufen - und was noch vile wichtiger ist - wieder "abstellen". Ich habe mit diesem Menchen mal eine Silvesterfeier erlebt, wo der keinen einzigen Tropfen getrunken hatte. Wir anderen waren ziemlich angeheitert. Und wer wirkte am besoffensten? ER! Dabei hatte er keinen einzigen Tropfen konsumiert. Und als wir uns dann verabschiedeten, "schaltete" er sich schlagartig auf "nüchtern" und war der Einzige, der noch Auto fahren konnte. Er kam dann in eine Alkoholkontrolle, wo wirklich jeder pusten musste. Ergebnis 0,0 Promille! Kein Wunder - er hatte ja auch nichts getrunken und war stocknüchtern.

Was die von dir angesprochene Vermeidungshaltung gegenüber bestimmten Gefühlszuständen angeht, so ist die eine allgemeine menschliche Verarbeitungsstrategie,die nicht nur Süchtige betrifft, die aber auch bei ihnen auftritt. (s.a.u. "Arten von Gefühlen - Sekundärgefühle") Ganz schlimm sind mir solche Muster aber tatsächlich bei (teils ehemaligen) Mitgliedern von Sucht-Selbsthilfegruppen und bei "geläuterten" Süchtigen aufgefallen. Oft zeigt sich das dann in einer ständigen Litanei darüber was für schlechte Menschen und schlimme Süchtige sie sind, die noch so dermaßen gefährdet und ungut sind oder in einer Litanei darüber, wie heilig sie jetzt sind usw. Auch das ständige suchthafte Erzählen der eigenen Suchtkarriere und wie es war, "nass" zu sein usw. gehören wohl in diese Kategorie. Oft ist das verbunden mit einem Strahlen im Gesicht oder mit "nassen" physiologischen Veränderungen. Gleichzeitig wird der Suchtstoff und "die Sucht" als Feind betrachtet und verteufelt. Das führt zu einer inneren Spaltung.

Ich habe irgendwann herausgefunden, dass man es bei Süchtigen immer mit mindestens zwei Teilpersonen zu tun hat: der "trockenen" und der "nassen" Persönlichkeit. Zumindest gilt dies, wenn die Sucht schon weiter fortgeschritten ist. In eine Therapie (die ich nicht durchführe) oder Beratung kommt immer der "nüchterne" Teil. Der hat aber kein Problem mit Alkohol. Der Alkohol ist in diesen Fällen sozusagen nur der "Umschalter" in die andere Persönlichkeit.

Aufstellungen - anders als z.B. sogar die wirksame Psychotherapie mit NLPt - insbesondere, wenn sie im Supervisionsrahmen von den Therapeuten gemacht werden, haben eine Wirkung nicht nur auf die ganze Persönlichkeit des Betroffenen sondern auch auf die anderen Personen in seinem System.

In einer Sitzung am Familienbrett hatte ich ein Heer von Alkoholikern im Rücken - väterlicherseits. Mütterlicherseits war es ein Heer von Depressiven und Selbstmördern.

Liest sich übrigens, als würdest du diese Heere zutiefst verachten und als wärest du in keinster Wiese in Einklang damit. Da hat der Therapeut aber etwas nicht beachtet. Nun das "Familienbrett" hat eigentlich nichts mit systemisch-phänomenologischer Familienaufstellung nach Bert Hellinger zu tun. Meines Wissens wurde es u.a. von Ludewig und Anderen schon in den siebziger Jahren entwickelt und geht von ganz theoretischen Annahmen bezüglich der in diesem Fall tatsächlich zugewiesenen Be-Deutungen der Positionen der Figuren aus. Es wird hauptsächlich in Zusammenhang mit "herkömmlicher" systemischer Familientherapie verwendet, die weitgehend nichts mit dem Familienstellen nach Hellinger zu tun hat. Dennoch kann ein systemisch-phänomenologischer Berater u.U. dieses Brett als Werkzeug in der Einzelberatung verwenden. Allerdings ist schon Aufstellen in Einzelberatung nichts mehr, was mit der Arbeit Hellingers zu tun hat.

Mir scheint, ein wichtiger Schritt für dich könnte sein, mit diesen "Heeren", wie du sie nennst, in Einklang zu kommen und dich ihnen anzuvertrauen bzw. ihnen ihr Schicksal zuzumuten. "Ich gehöre zu euch. Ich bin wie ihre geworden...aus Liebe."

Herzlichen Dank für deine Antwort, die über das hinausgeht, was man mir bisher aus Sicht von Aufstellern und Teilnehmern zum Thema Sucht berichtete.

Was das denn ist, das interessiert mich, ist aber hier denn endgültig off-topic. Vielleicht schreibst du mir mal eine PN dazu? *neugierigbin*

Herzliche Grüße dir!
Christoph
 
Hallo Christoph :)

ich melde mich per PN bei dir.

Ob ich die "Heere" verachte? Ich habe sie Heere genannt, weil der Therapeutin die kleinen Flachmänner und die kleinen Pillendosen - die sie neben jede Figur, die ein dadurch symbolisiertes Problem hatte - ausgingen. So etwas war wohl bis dahin noch nie vorgekommen - was daran liegen mag, daß ich recht viel über die Familie weiß.

Nein, ich verachte sie nicht mehr wie früher. Mir ist "nur" deutlich geworden, wie groß die seit Generationen getragene Last aller ist und daß ich gegen solche "Heerscharen" nicht kämpfen kann. Die Verachtung wird weniger, das "Verstehen" größer.

Herzlichen Gruß
Rita
 
Große Kraft

Liebe Rita,

ich habe große Achtung vor deiner Kraft und deinem Schicksal!

Im Einklang zu sein mit dieser Familiengeschichte, gibt Würde.

Da ist viel Liebe in deiner Familie!

Herzliche Grüße
Christoph
 
Christoph schrieb:
Hallo Gerrit,

kann ja sein, dass du diese Meinung hast. Die lass ich dir auch.

Ich schöpfe nur aus einer Erfahrung mit den Menschen, mit denen ich gearbeitet habe in verschiedensten Kontexten. Unter anderem in der Suchthilfe vor langer Zeit.

Ich rbeite erst seit etwas mehr las 25 Jahren mit Menschen und meine Erkenntnisse siet dem haben sich ständig gewandelt. Ich kann also für jene Fälle, die ich (oder Kollegen) nicht kennen auch nicht sicher sein.

Allerdings habe ich es noch nie anders beobachtet. Auch jetzt habe ich Süchtige in meinen aktuellen Kursen und dort ist es ebenfalls so - aber in der Tiefe, nicht an der Oberfläche. Und in Aufstellungen hat es sich auch immer wieder gezeigt.

Allerdings muss man unterscheiden zwischen Alkoholikern und anderen stoffgebundenen Süchten. Die dahinter liegenden Dynamiken sind etwas verschieden. In den meisten Fällen haben sie allerdings gemeinsam, dass der Vater der Betroffenen von der Mutter verachtet wird. Alkoholsucht funktioniert auf der systemischen Hintergrundebene etwas anders als die Sucht nach anderen Stoffen. Da ist es oft nicht der Antrieb, sich zu zerstören.

Der systemische Hintergrund von Sucht (ausschließliches nehmen von der Mutter und Verachten des vaters) bedingt auch, dass es für Süchtige, die etwas Lösen wollen ungut ist, mit Frauen zu arbeiten. (Ist wieder Nehmen vom Weiblichen und damit mehr desselben).

Die Theorie vom ausweichenden Verhalten ist weit verbreitet; die hat sich aus meiner Sicht und Erfahrung schon vor 20 Jahren widerlegt. Ich hab früher auch mal danach gearbeitet und sie trifft nicht den Kern (auch wenn das vielleicht mal ein Nebeneffekt ist).

Es gibt in der Fachliteratur interessante Berichte mittlerweile über erfolgreiche Arbeit mit Süchtigen auf der phänomenolopgisch-systemischen Basis und mit NLP. So ist es z.B. entgegen den landläufigen Glaubenssätzen möglich, als ehemaliger Missbräuchler wieder ökologisch mit Alkohol umgehen zu lernen. Vorausgesetzt, man lernt, wie es geht bzw. "entlernt" sein Unbewusstes. Ganz automatisch und unbewusst fuktioniert das dann. Keine bewusste Kontrolliererei, sondern je nach Lage ein genussreicher Umgang mit Alkohol oder auch mal kein Alkohol. Man hat die Wahl. Es hat nichts mit dem Ansatz des "kontrollierten Trinkens" zu tun, bei dem Listen geführt werden und alles durch das Wachbewusstsein ständig kontrolliert werden muss. das fördert nur wieder Suchtmechanismen. Ein Kollege und guter Freund arbeitet sehr erfolgreich mit diesem Ansatz.

Grüße
Christoph

hi

wie kann man einen alkoholkranken mit einem menschen vergleichen der gras raucht? das sind doch 2 verschiedene welten.
 
@ Magicglass

Hallo Magicglass,

warum soll das nicht vergleichbar sein? Warum ist es nicht legitim, über Erfahrungen mit beiden Gruppen zu berichten?

Warum soll es nicht legitim sein, wenn man bei beiden Gruppen auch ähnliche innere Haltungen und Familiendynamiken wie auch unterscheidliche entdeckt?

Liebe Grüße
Christoph
 
Hallo Magicglass :)

mein Sohn ist ein wirklich abhängiger Kiffer - ich bin mehrfachabhängig. Fakt ist: Wir sind beide suchtkrank. Es sind keine allzu verschiedenen Welten.

Herzlichen Gruß
Rita
 
Christoph schrieb:
Hallo Magicglass,

warum soll das nicht vergleichbar sein? Warum ist es nicht legitim, über Erfahrungen mit beiden Gruppen zu berichten?

Warum soll es nicht legitim sein, wenn man bei beiden Gruppen auch ähnliche innere Haltungen und Familiendynamiken wie auch unterscheidliche entdeckt?

Liebe Grüße
Christoph

Hallo

sei mir nicht böse, aber das ist der größte Blödsinn den ich jemals gelesen habe. Alkoholkrankheit und einer der Gras raucht sind für mich 2 Welten. Vom Gras rauchen alleine kann man nicht sterben, von Alkohol schon. Vom Gras rauchen kann man leicht aufhören, aber ein Alkoholiker kann nicht von heut auf morgen aufhören ohne rückfällig oder wahnsinnig zu werden.

magic
 
GreenTara schrieb:
Hallo Magicglass :)

mein Sohn ist ein wirklich abhängiger Kiffer - ich bin mehrfachabhängig. Fakt ist: Wir sind beide suchtkrank. Es sind keine allzu verschiedenen Welten.

Herzlichen Gruß
Rita

Liebe Rita,

naja ich hab eine andere Meinung, ich kenne 2 Personen die suchtkrank sind. Naja eigentlich mehrere, aber das ist egal. Der eine hat 15 Jahre lang täglich unendlich viel gekifft und hat von einem auf den anderen Tag aufgehört, er hat 2 Tage nicht schlafen können und das wars. Die andere Person ist alkoholkrank seit 16 Jahren. Und er will auch aufhören, das geht aber nicht ohne Therapie und schon gar nicht von heut auf morgen. Also für mich sind das 2 Welten. Wie auch immer ihr es seht, das ist meine Meinung. Und mit den 2 verschiedenen Welten meine ich auch, dass ein Kiffer sicher weniger zu Aggressionen neigt als ein Alkoholiker, das ein Kiffer eher der ruhige und lustige Typ ist und ein Alkoholiker der aggressive und depressive Typ ist. Ich kann mich auch irren, aber ich seh es wenn ich diese Personen anschaue, mit ihnen rede und sie mir sagen wie es ihnen geht.

magic
 
Werbung:
Hallo Magic :)

ich will dir gern deine Meinung lassen.

Allerdings geht es nicht darum, wie leicht man aufhören kann. Kiffer haben mit der Sehnsucht nach dem erzeugten Zustand oft viel länger zu kämpfen als ein Trinker.

Zwei junge Männer - Kiffer - mit denen ich in der Therapie zusammen war, waren mitnichten locker, fröhlich, sondern fast noch depressiver als die Trinker. Sie waren auch nicht weniger aggressiv. Überhaupt haben viele Süchtige ein Problem damit, richtig wütend zu werden bzw. angemessen mit Aggressionen umzugehen.

Das Gerede darüber, daß THC keine körperliche Abhängigkeit erzeugt usw. usf., erschwert meines Erachtens den Ausstieg noch viel mehr - nämlich den Ausstieg in dem Sinne, daß deutlich wird, daß sich das Denken verändern muss, um gesund zu werden. Und das Denken von Kiffern ist um keinen Deut gesünder als das von Alkoholikern. Kiffer bleiben in ihrer Persönlichkeitsentwicklung genauso stehen wie Trinker. Ich kenne viele Menschen, die getrunken haben, ich kenne ebensoviele, die Jahre und Jahrzehnte kifften. Beide Gruppen weisen Gemeinsamkeiten auf:

Wenn du ganz genau hinschaust, sind sie alle in gewisser Weise "entpersönlicht", ohne Persönlichkeitskern. Alle haben starke Fluchttendenzen.

Was die Auswirkungen angeht, kann ich da höchstens im zeitlichen Verlauf einen Unterschied erkennen. Wenn man sich richtig "Mühe" gibt, geht es mit Alkohol schneller...

Wie gesagt, deine Meinung ist deine Meinung. Meine Erfahrung mit 30 Jahren eigener Sucht und dem Umgang mit Süchtigen aller Couleur ist eine andere.

Herzlichen Gruß
Rita
 
Zurück
Oben