Spiritualität & Sexualität

Sexualität und Spiritualität?

  • Sex behindert die spirituelle Entwicklung, ist dem Geist abträglich

    Stimmen: 15 6,3%
  • Sexualität kann wundervolle, mystische Erlebnisse erfahrbar machen

    Stimmen: 140 58,3%
  • Weder noch, es ist einfach was es ist, nur nicht all zu wichtig nehmen

    Stimmen: 55 22,9%
  • Sonstiges

    Stimmen: 30 12,5%

  • Umfrageteilnehmer
    240
Enthaltsamkeit

Hallo

Ich möchte dazu folgendes sagen:

Sobald die Kundalini zum 2. Chakra, dem Sexualchakra, aufsteigt, fällt die Sexualität wie ein reifer Apfel von dir ab. Sie interessiert dich nicht mehr. Und das ist dann besonders angenehm, wenn man in den Jahren zuvor, sehr auf den Sex fixiert war. Aber der Weg, an diesen Punkt zu kommen ist knallhart und kann nur mit eisernem Willen erreicht werden.

Sobald die Kundalini zum 3. Chakra, dem Solarplexus aufsteigt, fällt jede Angst und alle psychosomatischen Schmerzen von dir ab. Passiert das, dann erlebst Du eine Freiheit, die einfach grossartig ist. Ohne Angst zu leben, öffnet dir sehr viele Türen, die dir vorher verschlossen waren. Aber das mit dem 3. Chakra jetzt mal nur am Rande. Eigentlich ist hier ja die Rede von der Enthaltsamkeit.

Und weil Swami Chidananda die Zusammenhänge viel besser erklären kann als ich, möchte ich auf seinen Artikel verweisen. Nehmt euch die Zeit und lest den Artikel einmal durch. Es lohnt sich wirklich.

Alles Liebe. Gerrit
 
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ich habe es zu meinem sonntagsmorgen-vergnügen gemacht, das von dir. lotusz, angelinkte swami chidananda-interview zu lesen.

die meisten seiner argumente für brahmacharya/zölibatäres leben kenne ich schon aus katholischen quellen. und vieles weiteres möchte ich hier im respekt vor der lehre eines großen mannes aus einer fremden kultur unkommentiert lassen. ein einziges zitat sei hier noch gestreift:
swami chidananda schrieb:
Die meisten körperlichen Vorgänge finden mechanisch statt. Kaum jemand ist sich sehr deutlich bewußt, daß er ißt, trinkt, schläft, ausscheidet. All das hat sich automatisiert. Der einzige Vorgang allerdings, den die meisten Menschen mit Zielstrebigkeit ausführen, nach dem sie großes Verlangen haben - den sie wollen, an den sie denken, den sie planen und hinter dem sie her sind -, ist die sexuelle Befriedigung. Was bedeutet, daß dies ein Vorgang ist, der ihr gesamtes Bewußtsein, ihren ganzen Geist und ihre volle Aufmerksamkeit auf das Körperliche, auf ihre physische Identität lenkt. Einerseits ist der Geschlechtsakt der Gipfel der Körperlichkeit oder Animalität. Es ist ein Prozeß, der notgedrungen die gesamte Aufmerksamkeit auf das Körperliche und noch mehr die volle Konzentration des Wünschens und Strebens auf den Teil der physischen Natur lenkt, den der Mensch mit dem gesamten Tierreich teilt. Wird dies irgendwie dazu beitragen, kosmisches Bewußtsein zu erlangen?
ich esse selten automatisch. ich trinke nicht ferngesteuert. ich empfinde sogar die momente der körperlichen ausscheidungen als von angenehmen gefühlen begleitete erleichterung. und der schlaf schenkt mir hin und wieder träume. die mechanischen komponenten all dessen teile ich mit dem tierreich, auch jene des sexualaktes, das stimmt schon... aber die "volle konzentration des wünschens und strebens" richte ich, wenn überhaupt, eben gerade nicht auf "den teil der physischen natur", den ich mit den brüdern und schwestern im tierreich gemein habe.

ich habe keine ahnung, wie tiere das essen, trinken, schlafen, vögeln empfinden bzw. welche tiere welche empfindungen an welche auslösereize binden... das ist bei würmern vermutlich anders als bei hunden. ich habe aber vor allem keinen anlass, mich als mensch über die tiere zu erheben und als "krone der schöpfung" das tierische zu degradieren.

es geht um die beziehung zwischen materiellem und spirituellem nicht wahr? sexualität ist ja nur ein teil davon... andere bindungen an die materie, die das tier mit großer sicherheit nicht kennt, zutiefst menschliche, verlocken ja mindestens so sehr wie der sex: geld um der geldvermehrung willen, macht um der macht willen...

wenn ich den verlockungen des materiellen dadurch entkommen will, dass ich die volle konzentration auf das spirituelle richte, dann ist das der klassische asketische weg, der für mich immer den beigeschmack hatte, dass er voll auf das materielle konzentriert ist - nur halt eben auf dessen abwehr. da stimmt dann schon das von chidananda verwendete bild der aufgestauten energie, die als potenzial bereitsteht, wenn ich sie nicht in tagtäglicher hingabe an die materiellen verlockungen abfließen lasse. jeder psychotherapeut weiß um die kraft von verdrängungen und die macht, die sie in sublimierenden kanälen erlangen können. insofern wäre dann eine asketische spiritualität das produkt des materiellen, eine gegenkraft, die nur als antipode einer starken kraft vorstellbar ist. eine art krieg gegen das materielle... und ich respektiere auch diesen weg, diese einstellung mit allen implikationen, die sie im laufe der geschichte gebracht hat. wer in diesen krieg ziehen möchte, tut es.

auch das haben wir ja hinreichend in unserer jüdisch-christlichen tradition: der kampf gegen das böse. das gute, das eigentlich nur als gegenpol des bösen verstanden werden kann. mit allen kriegen und kreuzzügen bis in die gegenwart hinein. weithin unbeachtet geblieben sind die aufweichungen im kampf gegen das böse, die jesus in den mund gelegt werden... "widersteht nicht dem bösen" zum beispiel, und einer der standardvorwürfe der pharisäer war ja, dass er ein fresser, säufer, hurenbock gewesen wäre... ich nehme mal an, maria magdalena würde da so ungefähr wie die mona lisa dazu lächeln...

welches wachstum erlebt meine spiritualität, wenn ich der sinnlichkeit der schöpfung ehre erweise, indem ich auch die kanäle meiner sinnlichen wahrnehmung verfeinere? ist ein - nach chidananda - "mechanisches" essen, trinken, schlafen nicht eine form, die schöpfung zu missachten?

es geht nicht um sexualität, es geht um den genuss. es geht um die befürchtung, genuss könnte so sehr an den materiellen aspekt binden, dass das spirituelle auf der strecke bleibt. dabei wird das wort "genuss" schon als abwertender begriff verwendet. sagen wir: freude. eine freudlose spritualität mag ich mir nicht vorstellen.

freude an materiellem, freude an sinnlichen aspekten der schöpfung: das mag eine ganz spontane regung sein, das mag sich in einem angemessenen ritual mit tieferen schichten des wahrnehmens und die-ehre-gebens verbinden, das mag zu einem gottes-dienst werden. freude am sinnlichen ist nicht zügellos und nicht wahllos, sondern eingebunden in meine weltsicht, meine weltordnung. freude am sinnlichen erlaubt es mir, im fluss zu sein, nicht hart dem harten zu widerstehen, sondern im weichen fließen von der quelle an die mündung getragen zu werden, getragen von meinem vertrauen, dass materielles und spirituelles letzten endes eins sind.

laotse schreibt über den...

verfall der sitte

das große tao ward verlassen:
so gab es sittlichkeit und pflicht.
klugheit und erkenntnis kamen auf:
so gab es die großen lügen.
die blutsverwandten wurden uneins:
so gab es kindespflicht und liebe.
die staaten kamen in verwirrung und unordnung:
so gab es treue diener.

alles liebe, jake
 
Hallo Jake..

auch einen wunderschönen guten Morgen..
äh..liest Du dann das Internet vor bei oder nach dem Frühstück (lach) und wie bewusst könntest Du dann noch frühstücken..?
Scherz beiseite, es hat sehr gut getan das zu lesen, was Du über die weiblichen Aspekte Gottes und über das Tierreich geschrieben hast.
Das fühlt sich für mich sinnbildlich so an als würde man nicht mehr die eine Backe küssen und die andere ohrfeigen.
somit Balsam auf meine geschwollene Backe.

Die Sache die zur Gänze außer acht gelassen wird ist das Wunder.
Leider wird die Empfängnis von Leben nicht mehr als Wunder erfahren oder erkannt, es wird als "alltäglich", selbstverständlich und sogar lästig (Verhütung) abgewertet.
Würde man verstehen was Dem Wunder Leben zugrunde liegt, würde das viele Missverständnisse von selbst bereinigen.

LG
Danke für deinen Beitrag, er hat gut getan

Regina
 
Enthaltsamkeit

Hallo Jake

Mir gefällt es ebenfalls nicht, wenn der Mensch sich als Krone der Schöpfung betrachtet. Er tut dieses, weil er als Wertmassstab, die Intelligenz oder vielleicht seine spirituelles Ausrichtung nimmt. Mein Wertmassstab dagegen ist die Überlebensfähigkeit einer Rasse. Und da sind die meisten Insekten und Pflanzen dem Menschen weit überlegen. Mit anderen Worten, wir Menschen sollten nicht so überheblich sein und mehr Respekt vor anderen Lebewesen haben.

Jake, Du stellst da eine sehr komplizierte Theorie von Spiritualität, Materialismus und Krieg auf. Wenn ich das lese, dann frage ich mich, ob Du den Text wirklich gelesen hast. Der Text hätte dir Antworten gegeben. Es geht doch nicht um Krieg.

Also, es geht um folgendes. Immer wieder wird die Behauptung aufgestellt, dass das Verdrängen der Sexualität nur zu einer grösseren Bedrängnis durch sie führt. Das mag stimmen. Aber es ist auch nur vorübergehend. Ist der Apfel reif, dann fällt er vom Stamm. So einfach ist das. Dann hat er eben nicht mehr das Bedürfnis noch länger am Baum zu hängen. Und die zweite Tatsache ist, dass es keinen wirklichen spirituellen Fortschritt gibt, wenn die sexuelle Energie nicht sublimiert wird.

Und um nochmals auf deinen Krieg zurückzukommen. Derjenige, der die Sexualität sublimiert hat, ist bestimmt weniger kriegslüstern, als der, der das nicht gemacht hat. Die letzten Bilder aus amerikanischen Gefangenenlagern sprechen für sich. Wieviele, die in den Krieg ziehen, haben im Hinterkopf, endlich mal die Sau rauszulassen, und sich das mit Gewalt zu nehmen, was ihre nimmersatte Sexualität befriedigt.

Jake, Du sagst, es geht nicht um Sexualität, sondern um Genuss. So sollte es auch sein. Nur, wenn Du wirklich Sexualität so erlebst, wie Du es dir immer gewünscht hast, weisst Du, was dann passiert? Dann wird sie sublimiert. Das ist nämlich der tantrische Weg. Ich habe überhaupt nichts gegen den tantrischen Weg bis auf die Tatsache, dass es vielleicht nur einer unter Millionen schafft, auf diesem Wege das Ziel seiner Spiritualität zu erreichen. Die Wahrscheinlichkeit dieses Ziel auf yogischem Weg zu erreichen ist viel grösser und in einem viel kürzerem Zeitabschnitt zu erreichen. Und darum geht es mir.

Alles Liebe. Gerrit
 
Lieber Gerrit..

jede Abkürzung birgt Gefahren und die Gefahr falscher Anschauungen.
Leider kann ich Dir im hier und jetzt keine Priesterin empfehlen, die Dir die Angst nimmt das Du BEIDES haben kannst, den Aufstieg der Energien UND die Sexualität.
Die Bewusstwerdung ist wie eine Kraft die deine Energien in immer höhere Zentren fließen läßt und auch wieder zurück..sieh es als Kreislauf der in immer größere Höhen gepumpt wird und nicht als Einbahnstraße.
Der Grund warum AM ENDE die Sexualität tatsächlich nicht mehr praktiziert wird ist der, das in der Schlussphase ein männlicher Körper gewählt wird.
Körper und Geist verhalten sich aber wie die beides Ströme in der Monade, sie sind gegengleich gewichtet.
Der männliche Körper wird gewählt wei er im Gegensatz zum Weiblichen nicht die Tendenz in sich trägt sich zu Erden, zu verankern, fruchtbar zu sein.
Der GEIST aber will im männlichen Prinzip der Vereinigung (und da ist es egal ob wir von sex.Vereinigung oder der Vereinigung mit Gott sprechen) AKTIV sein. Ich WILL lieben!
Das ist der Part des Mannes im Liebesspiel...aktiv seine Liebe zum Ausdruck zu bringen.
Der letzte Teil des Aufstieges ist jedoch GEISTIG ein PASSIVER Weg..ich will dienen, annehmen..diesen "Geist Gottes" oder diese höchste Energie EMPFANGEN. So wird die AUSRICHTUNG im letzten Teil der Bewusstwedung WEIBLICH und DAS ist der Grund warum die Sexualität aufgegeben wird..denn auf diesem Pfad gilt wie´innere Ausrichtung so äußere Handlung.
Dies ist zwar zum Aufstieg des Bewusstseins ins Scheitelchakra nötig und sinnvoll, davor aber durchaus in Frage zu stellen.

LG
Regina
 
männlich - weiblich

Hallo Regina

Ich bin davon davon überzeugt, dass am Ende eines jeden spirituellen Weges die Sublimation der sexuellen Energie steht.

Du baust dir da nach meinem Empfinden eine recht komplizierte Welt auf. Du solltest dir vielleicht einmal die Frage stellen, warum das so ist.

Alles Liebe. Gerrit
 
Sublimation

Hallo Regina

Ich glaube, dass Sexualität nur deshalb von Interesse ist, weil es eine sexuelle Energie gibt, die nicht durch lustvolle Sexualität ausgelebt worden ist. Dieses Ausleben kann durch normale Sexualität geschehen oder durch Enthaltsamkeit. Jawohl, auch durch Enthaltsamkeit.

Jedenfalls gilt das für den Mann. Ich muss sagen, dass ich mich mit der Physiologie der Frau zu wenig auskenne, um mir eine endgültige Meinung diesbezüglich der weiblichen Sexualität zu bilden. Es scheint aber ähnlich zu sein.

Resultat: In der Enthaltsamkeit erlebst Du genau die Sexualität, die Du dir immer gewünscht hast.

Ist diese gebundene, ich würde fast sagen, gefangene sexuelle Energie abgebaut, dann interessiert dich Sex nicht mehr. Die vorher gefangene sexuelle Energie ist freigesetzt und kann andersweitig genutzt werden.

Leider sind die meisten Menschen durch ihre Erziehung nicht in der Lage, sich in der Sexualität so fallen zu lassen, wie sie es sich vielleicht wünschen. Im Hintergrund schwingt immer noch eine grosse Angst mit, die es verhindert, dass der Betreffende sich fallen lassen kann. Also bleibt diese sexuelle Energie unberührt und produziert weiterhin sexuelles Verlangen.

Alles Liebe. Gerrit
 
lieber lotusz!
Jake, Du sagst, es geht nicht um Sexualität, sondern um Genuss. So sollte es auch sein. Nur, wenn Du wirklich Sexualität so erlebst, wie Du es dir immer gewünscht hast, weisst Du, was dann passiert? Dann wird sie sublimiert. Das ist nämlich der tantrische Weg.
nein, ich sagte nicht, dass es mir um den genuss geht, ich habe sogar betont, dass mir das wort genuss ein wenig zu sehr bindung an das materielle mitschwingen lässt. ich habe stattdessen die freude als begriff gewählt... freude am sinnlichen (was ja weit über das sexuelle hinausgeht), spiritualität der freude. und sollte ich irgendeinen tantrischen weg beschreiten, dann allenfalls unbewusst... so wie ich das tantra verstehe, handelt es sich auch dabei um einen weg der suche nach erleuchtung, und das habe ich ja in einem früheren posting schon klargestellt: ich bin nicht auf der suche nach erleuchtung.

mir gefällt dein bild vom apfelbaum. wenn der apfel reif ist, fällt er ganz von selbst vom ast. also in meinen augen ist das die gelebte sexualität des apfelbaums: er spendet seinen samen der erde... und siehe da, das ist das dann auch nicht ein für allemal gewesen, sondern im nächsten spätsommer bringt er viele, viele neue äpfel hervor. der rausch der blüte, das rascheln des laubes, das spiel von licht und schatten, das wachsen der früchte, ihre färbung... die wurzeln des baumes, die die erde streicheln, sich mit ihr vereinigen, aus ihr empfangen, die vielem weiterem leben raum und geborgenheit geben... in meinen augen (und auf das risiko hin, nun vollends als sexbesessener zu gelten... :) sind das auch - auch! - freudvolle, schöne bilder von erotischen zyklen in der natur.

vor allem aber, lotusz: missversteh mich bitte nicht, dass ich deinen weg, deine entscheidung, diesen weg zu gehen, für ein kriegerisches unterfangen halte. ich unterstell selbstverständlich auch swami chidananda keine kriegstreiberei oder auch nur militante propaganda. ich habe große achtung vor deiner suche nach erleuchtung - und ich achte auch die entscheidung eines jeden kriegers, in den krieg zu ziehen.

ich alter hippie halte es mit "make love, not war" und mit "stellt euch vor, es wäre krieg, und keiner geht hin!" ... auch das wären individuelle entscheidungen, die ich gerne achten würde.

was ich aber meinte, war etwas ganz anderes, und es ist auch nicht von mir so konstruiert worden, sondern hat viele wurzeln ... einige davon sind zum beispiel der kulturphilosoph bazon brock, die psychoanalytiker erich fromm und alice miller, der systemische therapeut bert hellinger ... ich versuche, es noch einmal kurz zu erklären:

der weg der askese (und noch einmal: mein großer respekt, wenn sich jemand persönlich dafür entscheidet...) beruht auf der entsagung gegenüber dem materiellen. der asket hält das materielle für hinderlich auf seinem spirituellen weg (nur nebenbei: mater-iell = weiblich und spirituell = männlich...). bei hinreichender souveränität wird der asket das einfach hinter sich lassen können und sich über die materie erheben.

all die vielen, die über diese souveränität nicht verfügen, erleben die entsagung als kampf gegen das mater-ielle. dass hier sexuelle energie eine starke rolle spielt, räume ich gern ein. wie viele junge männer sind wegen ihrer bescheidenen erfolge bei frauen frustriert, aus welchen gründen auch immer (und gründe mögen nicht selten auch in mater-ieller erziehung liegen, wenn die mütter sagen: du darfst nicht so ein schwein werden wie dein vater!)!? speziell in kulturen, in denen das weibliche abgewertet ist, eh schon als feindbild und gefahr hinter kopftüchern oder noch umfassenderen verhüllungen verborgen wird... hier bleibt als ventil, als psychohygienischer ausweg faktisch kaum noch etwas anderes als der kampf gegen die materielle verlockung.

dieser kampf besteht in verurteilung, abwertung... auch bei uns, weiß gott... man höre sich männergespräche nach der zweiten halben bier an...

und dieser kampf wird ganz leicht verbrämt und positiv gewendet, wenn es jemand mit höheren, nicht materiellen zielen verbindet. wenn das materielle, weil nicht erreichbar, zum "pfui" wird, dann gibt die ideologische überhöhung dem ganzen einen sinn, für den mann bis zum heldentod geht.

nicht umsonst gehört die strikte reglementierung der sexualität zum repertoire der meisten männerbünde (von der kriche abwärts bis zum militär). nicht umsonst werden soldaten materiell auf sparflamme und sexuell auf wohldosierte belohnungsrationen gesetzt, um sie für "höhere ziele" zu mechanisieren.

was bringt selbstmordattentäter dazu, flugzeuge in wolkenkratzer zu steuern oder bomben in einkaufszentren zu zünden, wenn nicht der spirituelle weg, den ihnen geschickt operierende führer vorgegaukelt haben!? was hat den terrorist/innen der RAF, der bregate rosse in den 1970ern den ideologischen zündstoff (zusätzlich zu den individuellen voraussetzungen) gegeben, wenn nicht der hass auf die ausgeburt des materiellen, den kapitalismus? all diese bewegungen haben ihre radikalen asketischen elemente, haben eine ebene der spirituellen verheißung... und im extremen und als massenbewegung haben wir es nationalsozialismus erlebt, dessen ideologen nicht zufällig das spirituell arische als leitmotiv gewählt haben bis hin zum "fremdländischen" hakenbkreuz, der svastika... und nicht das doch eher erdgebunden-sinnliche germanische. was wurde nicht alles "der rasse", "dem volk" geopfert, den vermeintlich höheren zielen, welchen unwert erhielt dabei das individuum (es sei denn, es wäre eins der machthaber gewesen...)

nun liegt es mir - ich kann es nicht oft genug betonen - fern, jemand wegen seines spirituellen weges der entsagung mit solchen machenschaften oder denkstrukturen auch nur entfernt in berührung zu bringen. wirklich nicht.

worauf es mir ankam: darauf hinzuweisen, dass gerade im asketischen alle grundzüge enthalten sind, auf denen eine freund-feind-propaganda aufbauen kann. bis hinein in die extremsten bereiche.

mir ist auch völlig klar, dass es das gegenteilige extrem gibt - wie auch nicht in einer polaren welt...: kriege, die aus purer gier geführt werden; auch das in allen bereichen, am arbeitsplatz wie auf unserem globus. die vergötterung des materiellen führt zum gleichen grauen wie seine verteufelung. und ich stimme dir zu, lotusz: was uns die u.s.army gerade wieder im irak vorführt, hat wohl auch viel mit unfrei gelebter sexualität zu tun, ganz offensichtlich. in meinen augen aber auch viel damit, dass dahinter auch ein system steht, in dem eben die reglementierung des sexuellen als gehirnwäsche der soldaten und als waffe eingesetzt wird. hier wird nicht die sau rausgelassen, hier wird gezielt pervertierte sexualität kaltschnäuzig im krieg eingesetzt. hier sind die de facto missbrauchenden in gewisser weise auch opfer derer, an deren langen leinen sie zappeln. bert hellingers arbeiten mit palästinensern und israeli, aber auch mit nachkommen von ns-tätern und nachkommen deren opfern, aber auch mit opfern von sexuellen übergriffen in familien oder von anderen vergewaltigungen zeigen auf, dass sowohl täter als opfer oft in schicksalhafte dienste eingespannt sind, die über individuelle schuldmechanismen weit hinausreichen.

das hat jetzt wohl weit weggeführt vom eigentlichen thema... und ist auch eher eines, das mich interessiert: die reglementierung von sexualität als machtinstrument. vor allem aber wollte ich klarstellen, dass ich niemand, der enthaltsam leben möchte, der faschistischen kriegshetze bezichtige oder insgeheim für einen selbstmord-attentäter halte. sollte dieser eindruck entstanden sein, so tut es mir leid.

alles liebe, jake
 
Lieber Jake,

die reglementierung von sexualität als machtinstrument

genau das ist es auch was mich immer wieder stört. Aber es ist auch nicht nur die Reglementierung sondern auch die ständige Bewertung.

Auf der einen Seite gibt es 10 000 Bilder davon wie ein normaler Mann oder eine normale Frau die Sexualität leben sollte. Gerade diese Vorstellungen die von den Medien entworfen werden, empfinde ich oft als sehr abschreckend. Auf der anderen Seite ist ín den Köpfen noch die christliche Enthaltsamkeit. Und dann entsteht oft gegen der Moral der christlichen Enthaltsamkeit ("mal will ja nicht prüde und altmodisch sein") sexuelles Verhalten, das nichts mit den wirklichen sexuellen Bedürfnissen und wirklicher Befriedigung zu tun hat.

Wieviele Männer und Frauen sind dabei das Bild der Medien nachzuspielen in dem Glauben das wäre ihre Sexualität und das wäre normal? Auch wenn ich nur dabei bin weil ich nicht ... sein will, komme ich nicht zu meiner eigenen Sexualität.

Ich finde es wichtig, daß ich meine Bedürfnisse, auch meine sexuellen lerne wahrzunehmen und sie auch ohne schlechtes Gewissen haben darf. Ich habe die Möglichkeit, wenn ich meine wirklichen Bedürfnisse kenne, mein Leben dementsprechen zu gestalten.

Meine eigenen sexuellen Bedürfnisse kann ich aber nur entdecken, wenn ich mich und meinen Körper annehme und spüre. Was nutzt mir Sexualität, wenn ich nicht mit meinem Körper verbunden bin?

Liebe Grüße
Ereschkigal
 
Hallo Jake

...freude am sinnlichen...

Du weisst ja, dass man sich von den sinnlichen Verhaftungen lösen sollte.

Ich sympathisiere mit der Hippiebewegung. Und wenn es zum Krieg kommt, dann wird es schwer werden, mich zu finden. Ich habe nämlich keine Lust, mich den Herrschenden als Kanonenfutter zur Verfügung zu stellen.

Jake, mir laufen auch immer wieder diese Machos über den Weg. Und wenn dann auch noch Alkohol im Spiel ist, dann können manche ganz schön unangenehm werden. Ohne Alkohol sind sie eigentlich ganz nett. Aber es gibt ja auch noch nette. Ausserdem bin ich auch gerne alleine.

Ich kann diese Rebellen verstehen. Schliesslich zähle ich mich auch (noch) dazu. Sie schiessen so weit über's Ziel hinaus, weil sie einerseits sensibel sind und weil andererseits die Masse sich in Gleichgültigkeit übt. Aber das weisst Du ja sicher auch selber. Ich denke vor der Erleuchtung kommt die Revolution.

Mach's gut, alter Hippie. Gerrit
 
@Lotusz

In der Enthaltsamkeit erlebst Du genau die Sexualität, die Du dir immer gewünscht hast.


..wenn das so ist würde ich fast ein anderes Wort wählen, denn dann hältst Du Dir die sexuelle Energie ja nicht vor sondern setzt sie für Dich zufriedenstellend um.
Ja, kann ich nachvollziehen und ist für mich auch stimmig.

@Jake
Das war ein interessanter Ausflug

@Ereschkigal
Ich geb Dir recht..ich finds zum k...wenn sich der Partner bei der Sexualität an die Medien hält und nicht am Bedürfnis des Partneres orientiert.
Am Ende hat es doch überhaupt keine Bedeutung was dabei passiert sondern was man empfindet...

LG
Regina
 
liebe ereschkigal,
da bin ich ganz bei dir... vermarktung von sexualität (im rahmen der totalvermarktung aller lebensumstände) ist ein übel unserer zeit, keine frage - und hat mit befreiung von sexualität null zu tun, ganz im gegenteil. sich selbst annehmen und auf die spur der eigenen bedürfnisse kommen... schwer genug unter solchen begleiterscheinungen!

lieber lotusz...
hab mich gefreut über deine sympathie zu hippies und rebellen... danke für die guten wünsche :)

schönen abend noch, alles liebe, jake
 
Liebe Regina,

vielleicht wärs es auch erst mal wichtig, die eigenen Bedürfnisse zu sehen und nicht das zu tun, was die Medien verlangen. Manchmal denke ich, daß bei Männern dieses Bild, wie sich ein Mann als Mann beweist noch schlimmer ist als bei Frauen. Er muß immer Lust haben, immer können ... Erst durch seine Sexualität beweist sich der Mann als Mann. Ein Mann der in diesem Fahrwasser ist, fühlt sich kaum, denn er erfüllt hauptsächlich Erwartungen.

Aber leider stehen dabei die Bedürfnisse der Partnerrin nicht im Fordergrund, da hätte wenigstens noch eine Person ihre Freude daran, sondern der Bewies, was er doch für ein super Mann ist.

solange solche Beweise für was auch immer die wirklichen Gefühle verbauen, lohnt sich gar nichts.

Lieber Jake,

leicht ist es nicht zu den eigenen sexuellen Bedürfnissen zu kommen, aber ich finde es lohnt sich.

Liebe Grüße
Ereschkigal
 
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Hallo Ereschkigal..

ich lass mich ohnehin von nichts und niemand unter Druck setzen..das mach ich schon selbst. Aber am Aussen orientiere ich mich nicht dabei..nur an meinen Empfindungen...und wenn man auf die nicht zur Gänze eingeht hat man bei mir ohnehin keine chancen.
Einfach WEIL ich's nicht notwendig habe.(ich hab keinen Ergänzungsdrang und bin GERN für mich).
Daher bin ich auch nicht korrumpierbar.
Ich belüge mich nicht selbst und lasse mich auch nicht benutzen.
Und wenn meine eigene Gefühls und Gedankenwelt mir einen Strich durch die Rechnung macht, zieht eben der Körper für mich die Notbremse..dann ist es auch aus.
Es kann mich nur so wütend machen wenn Männer so Medienverseuchte Vorstellungen haben...den Partner dabei nicht mehr wahrnehmen oder die Wahrheit der eigenen Empfindung und ein Film vor Ihrem geistigen Auge abläuft "wie's sein soll".
Da gebe ich Gerrit schon recht und ich kann Ihn verstehen.
Seehr viel angenehmer ohne...

LG
Regina

PS muss ich Dir ganz ehrlich sagen..selbst der Traummann würde zZ bei mir abblitzen, auf der körperlichen Ebene.
Da ist nähmlich absolut kein Bedürfnis..
und da hat Gerrit irgendwie recht..für den körperlichen Sex müsste ich Energie aus den oberen Zentren abziehen und dass will ich wirklich zZ absolut nicht.
 
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