Zu späte Erkenntnis?

saden

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29 Juni 2016
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Hallo, ich bin Sarah und 30 Jahre alt.
Ich bin hier, weil Rat brauche, und zwar nicht den schonenden Rat einer Freundin, ich suche soetwas wie einen sachlich distanzierten, erfahrenen Ratgeber.Im Wesentlichen denke ich geht es um die Frage des Loslassens oder des "Kämpfens" um das, was man liebt.

Ich liebe meinen Exfreund Daniel.Exakt so, wie vom ersten Tag an.Wir waren 6 Jahre ein Paar, sind seit 1 1/2 Jahren getrennt.
Als wir uns kennenlernten liebte ich ihn sofort, ohne je richtig übel "verliebt" zu sein- alles war einfach ruhig, friedlich, vertraut, vertrauensvoll.Ich habe mich sehr bewusst für die Beziehung mit ihm entschieden, ich war nie verklärt rosarotsehend...ungewöhnlich für mich.Aber als ich ihn kennenlernte wurde einfach alles in mir ruhig und ich wusste sofort: dieser Mann ist der beste Ort für mein Herz.
Ich war absolut überzeugt nachdem ich mich erstmal entschieden hatte, er hatte mehr Angst.
Ich ließ ihn immer wissen was ich wollte und dass ich bereit wäre, ua fürs Zusammenziehen, und er brauchte etwas Zeit und und "ging" mit mir.
Eigentlich war es dann immer so.Ich legte vor, er legte nach.
Und irgendwann wurde mir das zu...wenig.Ich hatte das Gefühl er folgt mir, aber nur weil er selber nicht weiß wohin.Ich wollte mehr Liebe, mehr Mut von ihm. Er ist eben eher phlegmatisch, ich eine Grüblerin, genau das liebte und hasste ich irgendwann.
Ich wurde unzufrieden, wollte gemeinsame Ziele und ihm aber gleichzeitig Raum lassen, ihn nicht drängen, ihn nicht "gefangennehmen" sozusagen: ich wollte dass er selber will.
Und dann wurde ich erst unzufrieden, dann unglücklich, dann depressiv und selbstzweiflerisch, ich war mir fast sicher dass er mich nicht liebt, oder nicht genug.
Ich dachte immer (denke es immernoch) dass Aufrichtigkeit wesentlich ist, und ich habe als Pflegekind gelernt, dass Liebe nicht selbstverständlich ist, sondern auch eine Entscheidung, ich war absolut bereit dazu zu lernen um unsere Beziehung zu verbessern: aber redete nicht mit mir, er versteifte bei jedem Gespräch über Gefühle und gab mir immer das Gefühl er wüsste am liebsten garnichts von meinen Zweifeln und Ängsten und auch nicht meiner Liebe zu ihm...
Natürlich hab ich auch vieles verkehrt gemacht.Ich war vorwurfsvoll und genervt und verletzt, ich hab die schönen Dinge übersehen, ich hab Kleinigkeiten zum Ventil für meinen Frust genutzt...was man blöderweise so macht halt.
Ich wurde wütend auf ihn, ich provozierte Streit damit er endlich mal was sagt, oder schreit, egal!!
Im letzten Jahr dann öfter eher Monologe mit dem O-Ton dass ich das gerne alles will, aber es alleine nicht schaffe.Ich hab gesagt " nimm dir doch mal Zeit und überlege dir was wir tun können wenn du auch willst"

Dass von ihm nichts kam habe ich dann als "offensichtlich nicht wollen" interpretiert- zu Recht???
Das letzte Mal als ich ratlos vor ihm saß sagte er: das ist dann jetzt wohl so.Das war unsere Trennung.

Das ist wie gesagt über ein Jahr her, und immernoch liebe ich ihn, es hat sich nichts geändert.
Er wollte befreundet bleiben, ich wollte ihn zurück und dachte, wir geben uns Zeit: er um sich zu überlegen was er will, ich um mich wiederzufinden.
Wir haben beide viel gedatet in der Zeit, viel miteinander gesprochen.Ich dachte: Erfahrungen sammeln.All meine Erlebnisse hab ich "benutzt" um einen Weg zu finden, insgeheim habe ich gewartet.

Ich habe mich gefreut dass er meinen Rat sucht, sehr offen und ehrlich, er hat sich um mein Wohlergehen gesorgt, mich eingeladen...ich dachte er verfolgt vielleicht jetzt das selbe Ziel wie ich.
Und dann habe ich jemanden kennengelernt, der wirklich toll ist und der mich unbedingt will, wir sind absolut ehrlich und offen miteinander, und Daniel lernte auch jemanden kennen.
Ich konnte mich schlecht darauf einlassen, mein Herz schlecht freimachen, weil ich ja eigentlich einen Neuanfang mit Daniel hätte, und das habe ich ihm dann auch zum ersten Mal seit der Trennung klar und deutlich gesagt.
Er glaubte, es läge daran dass er was Neues anfängt, aber tatsächlich lag es daran dass ICH etwas Neues beginnen könnte.Ich bin wirklich streng mit mir und prüfe meine Gefühle!
Daniel glaubt er hätte um mich gekämpft.Er wundere sich darüber dass ich JETZT so ehrlich wäre.Er hätte ja auch von einer Zukunft von mir geträumt.Er wolle mich nicht verlieren, aber will das mit seiner neuen Freundin versuchen weil er sie mag.

Seitdem üb ich mich in Akzeptanz.Weil mir wirklich wichtig ist dass er glücklich ist. Aber es fällt mir immernoch so schwer.Ich bin jetzt auf Distanz gegangen, ein wenig auch weil ich hoffe er vermisst mich doch.Er meldet sich auch und will mich bei Aktivitäten mit Freunden dabeihaben, aber ich überlege immernoch wie ich ihn gewinnen kann.
Wenn ich ihm von meinen Gefühlen erzähle dann führe das nur dazu dass er Fluchtgedanken habe und mauere.

Aber er liebt mich einfach nicht, richtig?

Es würde mir helfen wenn er das sagen würde."Ich liebe dich nicht, das wird nie wieder was mit uns"
Aber er sagt: erstmal nicht.Sonst sind wir wieder da wo wir waren.

Und da will ja sogar ich nicht hin.Ich will es ja offener und ehrlicher, aber das kann ich nicht fordern, das lässt sich nicht fordern, das muss er selber wollen, richtig?
Trotzdem mein Drang zu kämpfen.Ist es dumm von mir zu glauben ich könnte noch irgendeinen Einfluss nehmen?
 
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Das klingt zwar alles so sachlich, aber ich bin echt zerrissen und gerade sehr sehr unglücklich und traurig! Ich wünschte er würde sich wieder in mich verlieben, aber wie soll das gehen wenn wir keinen Kontakt mehr haben??Ich habe eine Playlist für ihn mit Songs erstellt die meine Gefühle besser in Worte fassen als ich es kann: ich schicke sie ihm aber nicht weil ich nicht will dass ihn das bedrängt, und das würde es sicher!
Ich habe Aufkleber beschrieben mit kleinen Sätzen darüber was ich vermisse, was ich gelernt habe, was ich erkannt habe, was ich mir wünsche, um die auf seinem Arbeitsweg aufzukleben weil ich weiß er schaut sich aufmerksam um...aber ich befürchte dass ich damit eher sein Mitleid als seine Liebe wecken würde, also tue ich es nicht.

Ich sage mir: ich habe alles getan was ich konnte.Ich habe alles gesagt was ich fühle, eigentlich weiß er doch alles, und ich kann garnichts mehr tun als einfach Tag für Tag weiterzumachen und zu leben, und oft beruhige ich mich damit auch.
Aber es kommen immer wieder die Momente in denen ich einfach merke dass ich nicht WIRKLICH aufgebe!

Und nach Schuld suche, obwohl ich weiß dass das nun irrelevant ist.
Und dann wieder die Augenblicke in denen ich stolz und wütend bin, weil er es nicht ein einziges Mal geschafft hat sich unseren Problemen zu stellen, sondern stattdessen meinte "es müsste halt einfach entspannt sein und wenn das nicht so ist hat es ja keinen Sinn"
Diese Null-Bereitschaft etwas Energie zu investieren, dass ich es ihm nicht wert war das zu tun, und dass ich eigentlich finde dass ich es sehr wohl wert bin.
Ich hatte das nur irgendwann vergessen, DASS ich es wert bin.
Ich frage mich wie lange das dauern soll.Ich bin ja groß genug um zu wissen dass es vorbeigeht, und dass da genügend andere Herausforderungen auf mich warten.
Ich weiß auch dass ich ohne ihn Leben kann,
aber ich will das garnicht.

In einem Thread habe ich gelesen: einem Mann zu sagen er sei ein Zuhause schlage ihn unweigerlich in die Flucht!

Ich hab das gesagt.Ich versteh mich nicht auf irgendwelche Strategien, und will das auch nicht.

Ich weiß einfach nicht ob ich mit ihm befreundet sein kann und möchte, und dann schäm.ich mich dafür dass ich nicht "größer" sein kann und darüberstehen kann.Ich hasse es bemitleidenswert zu sein
 
Hm
find ich jetzt irgendwie spannend
weil ich hab die letzten Tage bissale in Youtube gesurft
und hab Kartenlegungen zu Dualseelen und Seelenpartner gehört.
Solltest dich vielleicht mal damit beschäftigen ;-)

Eins ist in diesem Zusammenhang witzig
gibt einige, die meinen, wenns noch nicht passt, passts einfach nicht
dann sollte man - oder eben meist frau - sich nicht verbiegen
sondern beginnen, das eigene Leben zu leben

Wenns wirklich eine Dualseele ist, kommt er wieder
sobald er seine Lernerfahrungen gemacht hat
und sobald er selbst seine Baustellen aufgearbeitet hat

Ich hab mir das jetzt selbst mal zu Herzen genommen
habe gestern nicht gewartet, bis er sich meldete
sondern bin spontan alleine essen gefahren
gemütlich in der Sonne gesessen und geschlemmt

und als ich heim kam fand ich ein Mail vor
er würde gerne nächste Woche Mittwoch vorbei kommen
wir reden seit fast eineinhalb Jahren, dass wir uns mal treffen
und immer wieder kam was dazwischen
mal sehen, ob es diesmal klappt ;-)
 
da passt dies : was man liebt muss man loslassen, wenn es zurückkommt, bleibt es.
das mit den eigenen baustellen finde ich auch passend.
ich freu mich für dich und wünsche dir ein schönes treffen :)
 
Hallo saden,
Liebe kann frau nicht erzwingen. Ich glaube nicht, dass du Schuld bist an irgendetwas, manchmal soll es einfach nicht sein und frau macht sich das Leben schwer, weil sie meint, wenn sie sich anders verhalten hätte, wäre das nicht passiert. Hm, wäre es wahrscheinlich auch nicht, aber es ist nun mal so gelaufen und vielleicht hast du daraus (was auch immer) gelernt. Vielleicht hattet ihr eure Zeit miteinander. Vielleicht kommt noch mal eine, aber vielleicht auch nicht.
Du bist nicht bemitleidenswert, du machst dir viele Gedanken - vielleicht zu viele.
einem Mann zu sagen er sei ein Zuhause schlage ihn unweigerlich in die Flucht!
Das würde ich auch nicht unterschreiben. Jeder Mensch/Mann ist anders, auch wenn Ähnlichkeiten vorhanden sind. Manche Männer wollen ein Zuhause sein, andere brauchen eins.
Laß los, dann bist du auch für andere offen. Sonst verpasst du noch den, der auch gut zu dir passen würde.
 
Danke Hortensie.Ich hab schon ein paar deiner Beiträge gelesen und bewundere deine klaren bedächtigen Worte sehr.
 
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Lieben Dank saden.
Im Wesentlichen denke ich geht es um die Frage des Loslassens oder des "Kämpfens" um das, was man liebt.
Ich glaube diese Frage wird ungeklärt bleiben. Einer möchte, dass um ihn gekämpft wird, der andere nicht. Einer möchte kämpfen, der andere nicht. Es gibt keinen Universalweg. Ich frage mich an dieser Stelle, ob es immer richtig ist, wenn man seinem Bauchgefühl folgt....


Ja auf alle Fälle!!! Doch oft ist das Bauchgefühl getrübt und es kann kein Wegweiser sein. Deshalb muss man prüfen ob es echt ist und nicht nur, weil man das unbedingt will. ...und manchmal kann man seinem Bauchgefühl nicht folgen, weil der Verstand auch mal recht hat. ;)
 
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