Was will dieser Arbeitskollege?

Aria17

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6 April 2022
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Ich hab einen Arbeitskollegen mit dem verstehe ich mich ganz gut. Wir schreiben auch mal gern per WhatsApp (nicht jeden Tag, aber paar Mal in der Woche), meistens beruflich, manchmal privat. Machen auch gerne mal Späße oder lästern über die Chefs. Wir haben uns im Laufe der Zeit (bin jetzt fast 2 Jahr in der Firma) angefreundet - mit ihm, sowie mit zwei weiteren Kollegen, mit denen ich auch in einer privaten WhatsApp-Gruppe bin. Mit der Zeit ist einiges vorgefallen, bei dem ich nicht recht weiß, wie ich es interpretieren soll.
Zum Beispiel hat er mir bei WhatsApp immer wieder mal versaute Sachen geschrieben, z.B.:

So einen Treppenwitz aus der Metal Szene, da geht es um einen Ritter, der Drachen auf verschiedene Arten (je nach Subgenre) tötet und dann auf verschiedene Arten mit der Prinzessin vögelt, mit der Bemerkung: "Was man mit Prinzessinnen und Drachen so alles machen kann."

Oder, als es darum ging, dass es grad zum einschlafen langweilig im Büro sei, dass er nicht einschläft, er guckt jetzt Pornos, das bringe sein Blut in Wallung.

Oder dass er gern nackt im Büro rumläuft, ich soll ihn warnen, bevor ich hochkomm, damit er sich schnell wieder anziehen kann und dass ich das bestimmt nicht tun werde, sondern einfach unangemeldet an der Tür stehen werde, wenn er nackt rumläuft.

Oder dass die Chefin daheim in hautengem Latexanzug rumlaufen würde und ihren Mann auspeitschen (als die sich mal wieder vor der Belegschaft zofften).

Ich hielt das ne Weile für Spaß und hab drüber gelacht bzw zurückgeschrieben - weil eben alle Kollegen in dem kleinen Männerbetrieb recht versaut sind - was ich heute nicht mehr tun würde, sondern sofort ne Grenze setzen.

Irgendwann kamen dann noch anzügliche Blicke, ständiges "Brüste-Anglotzen" und abschänzendes von oben nach unten Mustern dazu.

Noch später kam körperliches dazu...

Einmal stand ich vor ihm und zeigte ihm was an meinem Handy, er stand hinter mir. Dann geht er von hinten einen Schritt näher ran und lehnt mit seiner Schulter an meinen Rücken und bleibt so stehen, solang ich ihm was an meinen Handy gezeigt habe.

Oder die Sache am Fenster...er kommt rüber während ich an der Fensterbank stehe und lehnt sich mit seinem Oberkörper an meinen Oberkörper, um an mir vorbei aus dem offenen Fenster zu sehen. Dabei berührte er mit seinem Arm meinen Busen an der Seite, sein Bauch lehnte an meinen Körper. Das war überhaupt nicht nötigt, da war genug Platz. Ich kann mir bei bestem Willen nicht vorstellen, dass er das aus versehen oder gedankenlos getan hat, oder doch?

Ich hätte ihn in den jeweiligen Situationen direkt ansprechen sollen, aber ich hab mich irgendwie nicht getraut.

Wir sind beide verheiratet und das ist auch bekannt.
Ist das bloß dumme "Rumblödelei" unter sich gut verstehenden Kollegen?
Ist das Machtausübung durch sexuelle Belästigung? Will er Sex? Eine Affäre?
Anfangs hat es mir wohl geschmeichelt, weil ich dachte er findet mich attraktiv. Da ich übergewichtig bin (115kg bei 1,70m, große Brüste) dachte ich mir: Wow, jemand findet mich trotz meines Übergewichtes anziehend. Aber jetzt geht es mir doch zu weit, vor allem weil ich auch nicht weiß, was seine Absichten sind.

Was denkt ihr, was will er?
 
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Hallo Aria,

ganz klar gesagt: dein Kollege belästigt dich sexuell. Er ist extrem übergriffig! Du solltest ganz dringend etwas dagegen unternehmen. Und zwar sofort!

Das, was er da macht hat nichts mit Verliebtsein zu tun. Es macht ihm Spaß auf diese Art und Weise Macht über dich zu haben. Er macht das, weil du dich nicht wehrst.

Dokumentiere die Nachrichten, die er dir schickt und gehe damit zu einer/einem Vorgesetzten. Vielleicht habt ihr auch einen Betriebsrat.

Ich bin sogar der Ansicht, dass dein Kollege angezeigt gehört. Ich vermute, du bist nicht die Einzige, die er auf diese Art sexuell belästigt.

Was sagt eigentlich dein Mann zu diesen Vorfällen?

Du schreibst, du bist unsicher, weil du etwas übergewichtig bist. Du dachtest, der Mann würde dich eventuell trotzdem attraktiv finden. Das klingt für mich nicht nach einem gesunden Selbstbewusstsein. Erst einmal würde er dich auf jeden Fall auf diese Art und Weise belästigen, egal wie du aussiehst, denn du lässt dir das gefallen. Zum anderen solltest du dich nicht kleiner machen als du bist.

Vielleicht wäre ein Coaching in Sachen Selbstbewusstsein bei dir ein Weg aus deinem Dilemma herauszukommen.

Aber wie ich schrieb, zunächst einmal solltest du dringend etwas gegen die Belästigungen deines Kollegen unternehmen. Wehre dich! Antworte ihm nicht mehr. Sage ihm klipp und klar, dass du das nicht möchtest. Und hole dir Hilfe und Unterstützung. Das ist sehr wichtig!

Im Internet findest du die Adressen von Anlaufstellen, die dir weiterhelfen können. Dort findest du Beistand und Unterstützung. Vielleicht gibt es da auch etwas in deiner Stadt. Schau einfach mal.

Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer es ist sich gegen sexueller Belästigung oder Mobbing zur Wehr zu setzen. Aber du tust dir selber keinen Gefallen, wenn du dir alles gefallen lässt.

Sei kein Opfer! Unternimm etwas.

Liebe Grüße
Kerstin
 
Vielen Dank. Bei mir ist es etwas schwierig, der Belästigung ist der Schwiegersohn der Chefs.

Wie war das damals bei dir? Was hast du erlebt - natürlich, nur wenn du darüber schreiben willst..
 
... und weil er der Schwiegersohn des Chefs ist, lässt du dir das gefallen?

Bei mir war es ähnlich gelagert wie bei dir. Allerdings bin ich aus einer anderen Generation. Ich bin fast 60 Jahre alt. Ich habe im Büro einer Großküche gearbeitet. Die Angestellten der Firma waren fast nur Männer. Köche, Auslieferungsfahrer, Außendienstmitarbeiter usw. Im 1. Ausbildungsjahr habe ich Ähnliches erlebt wie du. Ich habe mich so unwohl, so gedemütigt gefühlt. Und ich habe mich geschämt. Dazu kam, dass mein Onkel ein paar Jahre zuvor versucht hatte mich zu missbrauchen. Mein Vater war gerade gestorben. Es war ein schlimme Zeit für mich.

Ich wollte mir das einfach nicht mehr gefallen lassen und habe mich laut und energisch gewehrt. Vor Zeugen. Das hat gewirkt. Ab da hatte ich meine Ruhe. Und auch sowas wie Achtung.

Einen Betriebsrat, an den ich mich hätte wenden können, oder eine Beratungsstelle für Missbrauchsopfer gab es damals nicht. Frauen lernten damals gerade erst sich zu emanzipieren und sich nicht mehr alles gefallen zu lassen.

Glaube mir, mit dem Aussehen einer Frau hat das alles gar nichts zu tun. Der Kollege macht das, weil du es zulässt. Er sieht in dir ein Opfer seiner Übergriffigkeit.

Du hast mir meine Frage nicht beantwortet. Was sagt denn dein Mann zu dem Verhalten deines Kollegen?

Du schreibst von der Whats-App-Gruppe, in der du dich mit deinen Kollegen befindest. Ist dir eigentlich schon einmal der Gedanke gekommen, dass diese Kollegen noch eine 2. Gruppe aufgemacht haben, in der sie sich über dich austauschen? Viele Männer brauchen die Anerkennung durch ihre männliche Kollegen/Freunde. Sie prahlen mit ihren Eroberungen und machen ihre Witze. Glaube mir, das sind nicht deine Freunde, wenn sie von dieser Geschichte wissen und dich nicht schützen.

Das, was dein Kollege da macht, geht entschieden zu weit. Du solltest das dringend unterbinden, wenn du schon nichts unternehmen willst. Wie würde wohl euer Chef finden, dass sein Schwiegersohn (der Mann seiner Tochter) ein Typ ist, der Frauen belästigt?

Ich rate dir noch einmal dir Hilfe zu holen. Du musst das nicht alleine durchstehen. Es gibt Beratungsstellen.

Worauf wartest du? Sexueller Missbrauch beginnt oft subtil. Mit Worten mit scheinbar zufälligen Berührungen, mit ekligen Geschichten, die erzählt werden. Aber dabei bleibt es meistens nicht. Du kannst dir selber ausmalen wie es weitergehen könnte.

Du solltest dir wirklich mehr wert sein.

Lieber Gruß
Clara
 
Liebe Clara,

vielen Dank für deine offenen Worte. Um deine Fragen gleich zu Anfang zu beantworten: Dass er der Schwiegersohn des Chefs und der Chefin ist macht die Sache in der Form komplizierter, dass sie sicherlich ihm Glauben schenken werden. Ich habe ihm inzwischen per WhatsApp geschrieben, dass ich mich von seinen sexuellen Nachrichten, den anzüglichen Blicken und dem Körperlichen zu Nahe kommen belästigt fühle und will dass er das künftig unterlässt. Er hat alles abgestritten, im Prinzip soll das bei mir falsch angekommen sein, war nicht seine Absicht, tut ihm leid und er hält in Zukunft Abstand. Nun bin ich mal gespannt, ob er auch tatsächlich Abstand hält.

Mein Mann ist ebenso schockiert, da er dachte, ich hätte mich mit dem Kollegen auf rein freundschaftlicher Basis angefreundet. Er sagt, ich solle mich von ihm fernhalten und falls es nochmal zur körperlichen Annäherung kommt, gibts richtig Stress.

Das mit der 2. WhatsApp-Gruppe ohne mich...der Gedanke kam mir auch schon..

Die anderen zwei Kollegen aus der WhatsApp-Gruppe machen auch gern mal zotige Witze. Einer der beiden legt auch ein Verhalten an den Tag, das zu wünschen übrig lässt. Dieses ist mir erst kürzlich so richtig bewusst geworden, seitdem ich die Verhältnisse in der Arbeit analysiere.
Dieser Kollege steht mir immer wieder mal im Weg rum und geht auch erst zur Seite, wenn ich das 2-3 Mal gesagt habe, was mich ziemlich nervt, oder er tritt körperlich ganz nah an mich heran (bis 20 cm vor mein Gesicht), ich geh dann immer einen Schritt zurück oder eben aus dem Weg. Außerdem neckt der mich den ganzen Tag.

Ich merke auch langsam, das sind keine "Freunde".

Viele Grüße
Aria
 
Hallo Aria,

du hast sehr lange gebraucht, um zu verstehen, was da eigentlich vorgeht bei deinen Kollegen. Es wurde die höchste Zeit, dass du etwas tust. Bravo, kann ich dir dazu nur sagen.

Ich hoffe, dein Kollege versteht deine klare Ansage und unterlässt die Übergriffe. Ich wünsche es dir.

Bei dem Betrieb, in dem du arbeitest, scheint es jawohl um ein eher männlich dominiertes Umfeld zu handeln. Stimmt das? Da gibt es natürlich oft ein Testosteron getränktes Klima, das für Frauen schwer erträglich ist. Voller antiquiertem Männlichkeitsgehabe. Gibt es eigentlich bei euch auch Kolleginnen? Was sagen die dazu? Oder wissen die nichts. vielleicht gibt es da ähnliche Vorfälle.

Du kannst dich durchkämpfen und den sogenannten "Kerlen" zeigen was eine Harke ist, wenn du das schaffst. Und zwar laut und deutlich. Oder du suchst dir auf die Dauer eine andere Arbeitsstelle, in der so ein Verhalten nicht üblich, sondern verboten ist.

Wie kommst du eigentlich darauf, dass deine Arbeitgeber dir nicht glauben würden? Ich als Mutter, würde der Sache jedenfalls ganz genau auf dem Grund gehen, wenn ich so etwas Abscheuliches von meinem Schwiegersohn hören würde. Aber du wirst das selber am besten einschätzen können.

Ich finde es gut, dass du mit deinem Mann darüber gesprochen hast. Dadurch kannst du mit jemandem reden und musst es nicht mit dir alleine abmachen.

Ich kann dir nur raten in Sachen Selbstbewusstsein mehr an dir zu arbeiten. Lass dir solche Unverschämtheiten, solche Übergriffe, nicht mehr gefallen. ziehe eine Grenze. Sage: "Bis hierher und nicht weiter!" Und bleibe dabei. Halte Abstand und verabschiede dich aus der WhatsApp-Gruppe. Diese Kollegen sind nicht deine Freunde. Freunde belästigen Freunde nicht.

Ich schicke dir viele Grüße!
Clara
 
Hallo Clara,

ich arbeite in einem 8 Mann-Betrieb. die einzige weitere weibliche Person ist die Chefin, ansonsten gibts nur Männer. Der Schwiegersohn hat mit seinen Schwiegereltern ein schwieriges Verhältnis, aber auch generell ist es ein recht toxisches Arbeitsklima, Geschäftsleitung kommuniziert nicht mit der Belegschaft, Belegschaft lästert viel. "Antiquiertes Machogehabe" trifft es recht gut!

Ich werde mir auf lange Sicht auf jeden Fall einen neuen Job suchen, da ich nicht glaube, dass das Kollegenverhältnis auf so einen Stand kommt, den ich gerne für ein professionelles Arbeiten bräuchte.

Ja, dass die nicht meine Freunde sind, habe ich inzwischen begriffen. Wünschte, ich hätte es schon vorher verstanden, dann hätte ich nicht so viel Privates mit denen geteilt. Naja...

Viele Grüße
Aria
 
Liebe Aria,

wenn man in so einer schwierigen Lage steckst, dann hat man oft kein Auge mehr für das große Ganze. Du hast sicher viel dafür getan dich in deiner Arbeitsumgebung wohlzufühlen. Es ist ja nichts Verwerfliches sich mit den Kollegen gut verstehen zu wollen. Wer sich falsch verhalten hat, sind deine Kollegen. Nicht du.

Du hast dich hier gemeldet, damit du einen anderen Blickwinkel bekommst. Das finde ich gut und auch mutig. Das machen nicht unbedingt viele Frauen. Ich kenne das hauptsächlich anders.

Ich wünsche dir, dass du bald eine andere, bessere Arbeitsstelle findest, in der du gute Kolleginnen und Kollegen hast, die dich nach deinem Können beurteilen und dich so wertschätzen wie du bist.

Alles Liebe für dich!

Clara
 
Aber was ich mich jetzt noch frage: Warum wird überhaupt sexuell belästigt?
Was für Menschen tun so etwas?! Es geht mir jetzt nicht darum, warum speziell dieser Kollege das tut, sondern generell. Ich will verstehen warum. Würdest du sagen, jeder Mensch kann in bestimmten Situationen so agieren oder beschränkt sich solches Verhalten nur auf "böse" Charaktere?
 
Ich kann nur aus männlicher Sicht was dazu beitragen, aber das dürfte eine lange Liste sein: stark frustrierte Männer die keine Frau abbekommen, Männer die Macht gegen vermeintlich Schwächere ausleben wollen, Männer deren Erziehung ihnen vermittelte dass Frauen keinen Wert haben, Sadisten, psychisch Beeinträchtigte...

Ich würde als Frau mit keinem davon etwas zu tun haben wollen.

Und ja, selten aber doch gibt es auch Frauen, die das tun.
 
Ja, wie Walter es schreibt, gibt es da die unterschiedlichsten Gründe, die zu sexueller Belästigung führen.

Aber immer ist es eine Art der Machausübung gegenüber eines/einer vermeintlich Schwächeren.

Ich bin nicht davon überzeugt, dass es das absolut "Böse" überhaupt gibt. Obwohl es eine sehr einfache Erklärung wäre für viele furchtbaren Geschehnisse auf der Welt.

Ich denke, dass viele der missbrauchenden Männer oder auch Frauen, ein Resultat ihrer Erziehung und ihres Umfeldes sind. Auch lassen sich Rollenbilder, die sich über viele Jahrhunderte lang geprägt haben, nicht so einfach wegwischen.

Umso wichtiger finde ich es, dass es Möglichkeiten für Missbrauchsopfer gibt, sich zu wehren. Das gilt für alle Missbrauchsopfer. Das deutliche Ansprechen ist wichtig, damit eine Öffentlichkeit geschaffen wird. Missbrauch, jeglicher Art, ist kein Kavaliersdelikt. Und ein Flirten und ein Verliebtsein, ist es schon gar nicht.

Wir dürfen uns nicht schlecht fühlen, weil wir uns wehren, wir müssen uns nicht schämen. Die Täter sind Diejenigen, die sich schämen müssen. Daher finde ich, wir müssen den Blick in die richtige Richtung lenken. Weg vom Opfer, hin zu Täter. Denn noch zu oft wird die Schuld beim Opfer gesucht. Wie leichtfertig wird gesagt, dass sich jemand falsch verhalten hat und deswegen missbraucht wurde.

Ja, und es gibt auch Frauen, die missbrauchen. Mein Mann erzählte mir mal von seiner Arbeitskollegin, die ihn an den Hintern gegriffen hatte und ihm auf plumpe Art anzügliche Bemerkungen hinterhergerufen hatte. Er wäre gar nicht auf die Idee gekommen, jemanden davon zu erzählen. Sowas passierte doch nur Frauen und die mussten das auch so hinnehmen, weil Männer nun mal so sind.

Eine Freundin erzählte mir einmal ganz stolz, ihr Arbeitskollege würde ihre Beine so schön finden. Er hätte gesagt, sie solle sich ruhig einen kürzeren Rock anziehen. Als sie Abteilungsleiterin wurde, schrieb er ihr dauernd anzügliche Mails, weil er sich in sie verliebt habe, meinte sie. Dabei sei ja eigentlich er für die Abteilungsleitung vorgesehen gewesen. Meine Freundin wollte eine ganze Weile nicht glauben, dass der Kollege sauer auf sie war und sie diskreditieren wollte. Erst durch eine andere Kollegin, die er auch auf die gleiche Weise belästigte, wurden ihr die Augen geöffnet.

Wie geht es dir eigentlich inzwischen bei der Arbeit, Aria? Lässt dich dein Kollege in Ruhe?
 
Die letzte Arbeitstage waren eher komisch. Der Kollege versuchte erst so zu tun, als sei nichts gewesen, mit allen Witzen, Späßen usw, aber keine körperlichen Annäherungen o. Ä.

Ich halte bewusst Abstand, kommuniziere mit ihm nur in der Gruppe mit anderen Kollegen. Wenn ich mit ihm allein rede, dann nur sachlich. Mit den anderen rede ich locker und mache auch Späße mit (nichts anzügliches oder zweideutiges - die Zeiten sind rum).

Ich glaube, das findet er blöd, er schaut mich dann nämlich immer wieder mit einem Blick an, als wäre er richtig sauer.

Aber das ist mir egal. Ich werde jetzt besser auf mich aufpassen und zu Kollegen generell Distanz halten.
 
Ich habe nur oft ein schlechtes Gewissen, dass ich das anfangs "mitgemacht" habe. Hätte ich zu Anfang sofort Grenzen gesetzt, wäre es nicht so weit ausgeartet. Aber ich dachte mir naiverweise nichts weiter dabei, tat es als Spaß ab und machte mit.
Deshalb denke ich manchmal: War meine WhatsApp Nachricht an ihn vielleicht zu krass formuliert oder unfair? Ich weiß es nicht..

Naja, das alles wird mir eine Lektion fürs weitere Leben sein.
 
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Du kannst dich wirklich frei machen von dem Gedanken, dass du dich falsch verhalten hast. Dein Kollege war es, der sich falsch verhielt. Er hat deine Freundlichkeit ausgenutzt. Er hat probiert dich aus der Fassung zu bringen mit seinem übergriffigen Verhalten. Er hat das schließlich nicht aus Versehen gemacht. Er wollte dir seine Macht demonstrieren.

Du hast dich gewehrt und das nicht weiter zugelassen. Das war genau richtig. Es gibt keinen Grund dich über ihn Gedanken zu machen. Er sich ja auch keine über dich gemacht. Im Gegenteil. Er hat mit seinem Verhalten dafür gesorgt, dass du dich schlecht fühlst. Damit er sich gut fühlen kann.

Wenn deine Nachricht an ihm dafür gesorgt hat, dass er sein Benehmen ändert, dann war sie anscheinend genau richtig formuliert.

Hier geht es um dich, nicht um ihn. Mache jetzt nicht den Fehler, wieder in dein altes Rollenmuster zu verfallen.
 
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