Was will dieser Arbeitskollege?

Aber ich frage mich immer noch: War das sexuelle Belästigung mit dem Ziel von Machtdemonstration oder war das ein "bloßer Annäherungsversuch" im Sinne von Interesse?
Ich hatte nie vor und habe nicht vor was mit ihm anzufangen, ganz davon abgesehen sind wir ja beide verheiratet.
Aber zweiteres könnte ich eher verzeihen.
Meine Nachricht hat bewirkt, dass sich sein Verhalten geändert hat. Ich glaube der hasst mich jetzt.
Ich will nicht in alte Rollenmuster verfallen, aber ich muss mit ihm zusammenarbeiten und das ist alles andere als entspannt.
 
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Also ehrlich, ich weiß nicht, was ich dir noch raten soll. Was möchtest du hören?

Wie würdest du es empfinden, wenn sich ein Bekannter dir gegenüber genau so verhalten würde, wie dein Kollege es tat? Würdest du dann auch sagen "Ach, der ist in mich verliebt, der findet mich toll. Ich lass ihn mal so weit gehen wie er will." Oder würdest du auf Abstand gehen, weil dein Bauchgefühl dir sagt, dass das nicht in Ordnung ist?

Du musst selber wissen, was du willst. Weißt du, Hass ist ein sehr großes Wort. Ich gehe davon aus, dass dein Kollege weder verliebt in dich ist, noch dass er dich hasst. Er ist einfach ein toxischer Mann, der meint, er kann machen, was er will, weil er dachte, du lässt dir das gefallen.

Was würdest du denn gerne machen? Ihm sagen, "mach weiter wie bisher, ich entschuldige mich." Ich will, dass du mich nicht hasst? Schließlich müssen wir ja weiter zusammen arbeiten." Über das Thema Arbeitsplatzwechsel, anonyme Unterstützung bei einer Beratungsstelle, usw. hatten wir ja schon gesprochen. Das kommt für dich alles nicht in Frage.

Du musst wissen wie weit du gehen willst für ein "gutes Verhältnis" zu deinem Kollegen. Falls du verstehst, was ich meine. Und du musst mit den Konsequenzen klarkommen.

Du schreibst, du hättest ihm verzeihen können, wenn er etwas mit dir hätte anfangen wollen. Ja, er wollte etwas mit dir anfangen! Er wollte dich sexuell belästigen. Ich finde es schon sehr heftig, dass dieser Mann verheiratet ist und dich auf diese üble Weise angeht. Das ist doch nicht in Ordnung. Damit hintergeht er seine Ehefrau.

Wenn du aber meinst, er ist in dich verliebt und hat sich deswegen dir gegenüber so verhalten, dann frage ich dich: wie fandest du seine Berührungen, seine anzüglichen Bemerkungen und den Betrug an seiner Frau? War es schön für dich, mochtest du es? Falls nein, was macht das für einen Unterschied? Zumal du es eh nicht herausfinden würdest. Glaubst du ernsthaft, jemand, der sich in dich verliebt hat, erzählt dir von seinen schlüpfrigen Phantasien?

Verliebtsein hat auch etwas mit Achtung zu tun. Ich will mich von meiner besten Seite zeigen, schließlich soll der Mensch, in den ich mich verliebt habe, sich auch in mich verlieben. Also zeige ich mich von meiner besten Seite.

Ich habe ja schon einige Männer kennengelernt, in dich ich mich verliebt habe oder/und die sich in mich verliebt hatten. Aber niemand hat mir zum besseren Kennenlernen von seiner Pornosammlung erzählt oder ist mir zu nahe getreten.

Vielleicht denkst du auch, du müsstest ein schlechtes Gewissen haben, weil du über seine üblen Bemerkungen gelacht und sie nicht unterbunden hast.


Alles Liebe
Clara
 
Hallo Clara,

danke für deinen Beitrag. Das stimmt schon, wenn sich ein Bekannter mir gegenüber so verhalten würde, wäre ich schon viel früher stutzig geworden und hätte mich distanziert. Das sind sehr ungesunde, toxische Strukturen in unserem Betrieb und kaum, dass ich mich versah, war ich da mehr verfangen, als ich es gewollt hätte.. in der „Kollegen-Klique“, in dem Geläster über die Vorgesetzten, etc.
Ich bin bereits auf der Suche nach einer neuen Arbeitsstelle, allerdings geht das meistens nicht von heut auf morgen.

Nun, zum Kollegen sagen "mach weiter wie bisher, ich entschuldige mich“ werde ich sicher nicht. Ich wünschte, das wäre alles so nicht passiert, und das zwischenmenschliche Verhältnis wäre von vornherein „normal“ gewesen und es auch geblieben. Anonyme Unterstützung bei einer Beratungsstelle ziehe ich inzwischen auf in Betracht.

Du schreibst, du hättest ihm verzeihen können, wenn er etwas mit dir hätte anfangen wollen. Ja, er wollte etwas mit dir anfangen! Er wollte dich sexuell belästigen. Ich finde es schon sehr heftig, dass dieser Mann verheiratet ist und dich auf diese üble Weise angeht. Das ist doch nicht in Ordnung. Damit hintergeht er seine Ehefrau.

Ja, das ist schon sehr krass. Das hatte ich irgendwie total ausgeblendet. Du hast absolut recht, verliebte Menschen bzw. Menschen, die Interesse an einem haben, verhalten sich komplett anders – respektvoll.

Ich habe definitiv ein schlechtes Gewissen, dass ich darüber gelacht habe und es erst so spät unterbunden habe. Ich fühle mich „mitschuld“. Deshalb denke ich mir, das kam vielleicht bei ihm an, als würde ich das auch wollen?! Keine Ahnung. Eine blöde Situation.

Deshalb kann ich es auch keinem sagen, nicht dem Chef, auch nicht anderen Kollegen. Der Kollege könnte ja sagen: „Hier lest die Whatsapp-Nachrichten, sie wollte das ja auch“ so nach dem Motto.

Ich hoffe, dass es bald mit dem neuen Job klappt.

Liebe Grüße
Aria
 
Nein Aria, hier machst du einen Denkfehler. Dein Kollege würde die WhatsApp-Nachrichten mit Sicherheit nicht vorzeigen wollen. Sie würden ihn kompromittieren. Das kann er nicht wollen. Dann würde ja auch bekannt werden wie er zu seinen Chefs steht.

Ja, du hast mit gelacht. Du hast die Dummheit und das gestörte Benehmen deiner Kollegen nicht erkannt. Du wolltest einfach Freundschaften schließen. Nebenbei bemerkt: Kollegen sind Kollegen und Freunde sind Freunde. Nicht immer, doch oft ist es besser diese Bereiche des Lebens strikt auseinander zu halten. Als du dann erkannt hast, was da vorgeht, hast du es beendet. Das war mutig und richtig.

Noch einmal: du kannst das Verhalten und die Gefühle deines Kollegen nicht mit deinen Gefühlen vergleichen. Er denkt wahrscheinlich nicht besonders nach über das, was er da macht. Muss er ja auch nicht. Wahrscheinlich ist er bisher noch nicht auf viel Gegenwehr getroffen.

Ich weiß, dass ein Arbeitsplatzwechsel nicht von heute auf morgen geht.

Als ich gestern deinen Post las, war ich mir eigentlich ganz sicher, dass du deine Situation auch nicht wirklich ernsthaft ändern willst. Aber das ist allein deine Sache. Allenfalls noch die deines Mannes. Aber, wie ich schon schrieb, du solltest dir mehr wert sein.

Ich wünsche dir alles Gute und hoffe, dass du nun deine Ruhe hast und ohne Angst zur Arbeit gehen kannst.

Viele Grüße
Clara
 
Doch, ich will die Situation ernsthaft ändern. Ich kann den Kollegen nur nicht komplett meiden. In einem 8-Mann-Betrieb geht das schlecht, vor allem auch weil ich die Teamassistenz bin.

Ich hoffe, dass es bald mit einem neuen Job klappt. Dann kann ich nochmal in einem anderen Betrieb neu beginnen.

Ich danke dir für deine Worte.
Liebe Grüße
Aria
 
Ich möchte Clara absolut recht geben.
Leider ist das aber gar nicht selten, dass Frauen dann das Gefühl haben, sie seien mit verantwortlich, haben mit gemacht, nicht deutlich genug Grenzen gesetzt, ihn ermutigt usw. usf. Das ist leider auch ein Stück weit gestützt durch unsere Gesellschaft. Man schaue sich nur mal an, wie schwer es zum Teil vor Gericht ist, seinen Vergewaltiger verurteilt zu sehen. War er betrunken, wird ihm das zu seinen Gunsten ausgelegt, war sie betrunken, hat sie ihn wahrscheinlich animiert. Nur ein Beispiel.
Aber auch viele Menschen, Frauen wie Männer, übernehmen sowas unbewusst und dann kommts natürlich noch auf die Person selbst an.
Daher verstehe ich dich TE, dass es dir schwer fällt und du teils ein mieses Gefühl hast. ABER: Clara sieht das richtig. DU hast NICHTS falsch gemacht. ER ist über deine Grenzen gegangen, war unverschämt und übergriffig und hat dich und dein (durch seine Übergriffigkeit und deine Abhängigkeit ausgelöstes!) Verhalten AUSGENUTZT.

Er ist TÄTER!!!

Du hast die richtige Grenze gesetzt. Ein Täter, der hinterher gar unglücklich dreinschaut und mit Hundeaugen sagt, er wollte doch nur, bleibt ein Täter. Ausrufezeichen!

Dir alles Gute.
 
Hallo Zusammen,
Ich muss diesen Thread nochmal wiederbeleben. Ich wollte mal ein Update der aktuellen Situation da lassen. Inzwischen hat sich das Verhältnis zwischen dem Kollegen und mir wieder normalisiert. Ich würde sagen, es ist wieder wie vor der ganzen Sache. Wir reden viel, texten manchmal und haben viel Spaß in der Arbeit. Es gab keine Annäherungsversuche mehr, es scheint alles wieder gut zu sein, als sei nichts gewesen.
Ich frage mich, ob ich das jetzt nochmal persönlich ansprechen soll, einfach, um zu klären, was das denn nun sollte, oder einfach gut sein lassen.
Was ich mich auch frage, wieso tut man jemanden sexuell belästigen, leugnet alles und geht irgendwann wieder über zum "locker-lustigen" Umgang von früher? Das ergibt für mich irgendwie keinen Sinn?!
 
Na ja, du bist doch auch wieder zur Tagesordnung übergegangen. Da scheint der Kollege zu denken, alles ist o. k.

Ob du das Thema noch einmal ansprichst oder nicht, das musst du selber entscheiden. Was würdest du denn damit erreichen wollen?

Liebe Grüße
Clara
 
Vielleicht lässt du dich einmal in einer Beratungsstelle für sexuellen Missbrauch bei der Arbeit beraten, wie und ob du das klären solltest. Im Internet gibt es viele Adressen, wo dich, auch online und anonym, beraten lassen kannst.

Aber eines solltest du nicht denken, dass dein Kollege dich aus purer Verliebtheit so behandelt hat.

Alles Gute für dich!
 
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Okay, vielen Dank. Was ich trotzdem einfach nicht verstehe, wieso man jemanden sexuell belästigt, und dann irgendwann wieder übergeht zum "lockeren" Umgang von früher? Das ergibt für mich irgendwie keinen Sinn?!
 
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