Als Kind sexuell missbraucht.

Ich42

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Hallo,
ich bin mittlerweile 42 Jahre alt und wurde als kleines Mädchen mehrfach und über einen längeren Zeitraum sexuell missbraucht. Es hat eine "Komplett-Dissotiation" stattgefunden, d.h. mein Bewusstsein/Seele hat alles abgespalten/verdrängt. Erst vor einem halben Jahr kamen die Bilder und Erinnerungen zurück. Anders als andere habe ich mich schon immer gefühlt, und es war zwar ein Schock, als alles wieder hoch kam, aber auch irgendwie eine Erleichterung, da ich jetzt endlich eine Erklärung für "mich" hatte.
Seitdem habe ich das Gefühl, dass ich die letzten 35 Jahre gar nicht (richtig) existiert habe. Ich fühle mich, als hätte ich in einem Film mitgespielt. Meine ganzes Leben seit meinem 7. Lebensjahr bis heute war eine Lüge. Mein Mann und mein Sohn sind die einzigen Menschen, denen ich vertrauen kann. Der Missbrauch hat innerhalb der Familie stattgefunden und ich weiß bis heute nicht, wer alles daran beteiligt war. Was ich aber weiß, dass ich das Thema angesprochen habe und mir niemand (selbst meine Eltern nicht) geglaubt hat. Ich gehöre einer Familie an, denen das "gute Bild nach aussen" über alles geht. Daher fällt es mir sehr sehr schwer anderen Menschen zu vertrauen. Im Moment geht es gar nicht.
Ich weiß nicht mehr wie ich mit anderen umgehen soll, mich gegenüber ihnen verhalten soll, da ich gar nicht mehr weiß wer ich eigentlich bin. Es fühlt sich alles an wie in einer "Zwischenzone" und ich weiß nicht wo ich hin soll. Wie ich zu mir selbst, die ich vor 35 Jahren verloren habe, finden soll. Manchmal habe ich das Gefühl bei mir selbst zu sein, traue mich aber nicht mich nach aussen zu zeigen. Ich habe mich fast komplett von alten Kontakten abgewandt, da sie sich mittlerweile falsch anfühlen. Zu meiner Familie habe ich den Kontakt komplett abgebrochen, ich will erstmal mit mir selbst wieder klar kommen.

Ich weiß, es hört sich alles verrückt und verwirrend an und für mich fühlt es sich auch so an. Ich meditiere viel und mache auch Selbsthypnose um nicht den Verstand zu verlieren.
Kennt jemand diese Situation? Wie kann ich wieder "klar" werden?
Herzlichen Dank für jeden Tipp :)
 
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Hallo und herzlich willkommen

Der erste Schritt zum KLAR werden ist bereits gemacht und ich freue mich für Dich
Auch wenn es nun Arbeit ist, zurück zu gehen, aufzuarbeiten, hast du nun die Chance DEINES Lebens!
Versuche sie zu nutzen
Professionelle Hilfe ist sicher von Vorteil
Und nichts wozu man sich schämen muss
Ich bin seit 2 Jahren in einer therapeutischen Gesprächstherapie..... anfangs um Stabilität zu finden, jetzt nur mehr zur Selbstreflexion ;-)

Ich wünsche Dir für deinen neuen LebensABschnitt ganz viel Kraft und die Liebe deiner Familie

Alles gute für DICH
 
Hallo und willkommen auch von mir!

Ich möchte mich Ella anschließen und rate dir ganz dringend zu einer therapeutischen- bzw. psychologischen Begleitung, um deine Lebensgeschichte aufzuarbeiten.

Vielleicht hast du einen Hausarzt bzw. eine Hausärztin, die dir weiterhelfen kann. Auch gibt es mehrere Anlaufstellen, die dir adäquat raten können, wie du jetzt weiter vorgehen solltest. Lass dir helfen!

Liebe Grüße und alles Gute für dich!

Clara
 
Seitdem habe ich das Gefühl, dass ich die letzten 35 Jahre gar nicht (richtig) existiert habe. Ich fühle mich, als hätte ich in einem Film mitgespielt. Meine ganzes Leben seit meinem 7. Lebensjahr bis heute war eine Lüge.

Bist du dir da sicher? Dass dein ganze Leben seit dem 7. Lebensjahr eine Lüge und/oder ein falscher Film war?
Schliesslich hast du gelebt - wie auch immer - und offensichtlich auch eine eigene Familie gegründet.

Wie wichtig ist es - heute - zurück zu blicken und das Alte neu aufleben zu lassen?
Könntest du dir vorstellen, zu akzeptieren, dass war, was war - und dich genau das zu genau dem Menschen gemacht hat, der du heute bist?
Weil - ändern kannst du es sowieso - jetzt - nicht mehr - aber du kannst dir dein zukünftiges Leben dadurch selbst schwerer machen, als es sein müsste.

Mein Mann und mein Sohn sind die einzigen Menschen, denen ich vertrauen kann.

Dann hast du ja gute Arbeit geleistet in den letzten Jahren, weil du hast Menschen um dich, denen du trotzdem noch vertrauen kannst.

Der Missbrauch hat innerhalb der Familie stattgefunden und ich weiß bis heute nicht, wer alles daran beteiligt war. Was ich aber weiß, dass ich das Thema angesprochen habe und mir niemand (selbst meine Eltern nicht) geglaubt hat. Ich gehöre einer Familie an, denen das "gute Bild nach aussen" über alles geht. Daher fällt es mir sehr sehr schwer anderen Menschen zu vertrauen. Im Moment geht es gar nicht.

Dass du deiner Familie nicht mehr traust, finde ich ok - aber was haben andere Menschen damit zu tun?
Und du hattest ja grad geschrieben, deinem Mann und deinem Sohn vertraust du - gibt sicher noch einige andere, die dein Vertrauen nicht mit Füßen getreten haben - schmeiss jetzt nicht alle in einen Topf.

Ich weiß nicht mehr wie ich mit anderen umgehen soll, mich gegenüber ihnen verhalten soll,

So wie immer - also die Familie mal ausgenommen - die anderen waren großteils sicher nicht daran beteiligt - und mögen dich so, wie du bist, bzw. die letzten Jahre warst.

da ich gar nicht mehr weiß wer ich eigentlich bin. Es fühlt sich alles an wie in einer "Zwischenzone" und ich weiß nicht wo ich hin soll.

Es gibt nur eine Richtung - zu dir - es ist ein verlorenes Puzzleteil zurück gekehrt - jetzt bist du ganzer und voller - nimm es an - und mach das Beste - für dich - draus.

Wie ich zu mir selbst, die ich vor 35 Jahren verloren habe, finden soll.

Hast du nicht - dich vor 35 Jahren verloren - du hast nur einen Teil von dir abgespalten - der Rest hat ganz normal weiter gelebt und sich auch weiter ent.wickelt.

Manchmal habe ich das Gefühl bei mir selbst zu sein, traue mich aber nicht mich nach aussen zu zeigen.

Ja - das ist ungewohnt - zu sich selbst zu stehen - und sich zu leben - aber du wirst sehen, je öfter du dich traust, desto schöner wird es - sei du selbst - liebe dich selbst mit allen Fehlern und Schwächen - und geh davon aus, gerade dieses Erlebnis hat dich zu dem starken und selbstbewussten und selbst reflektierten Menschen gemacht, der du jetzt bist.

Du bist in deiner Kindheit durch die Hölle gegangen - aber sie hat dich nicht umgebracht - du hast dich zum Schutz von einem Teil deiner Selbst abgespalten - jetzt ist auch dieser Teil zurück gekehrt, weil du stark genug bist, es aus zu halten - und daran noch mehr zu wachsen - und immer mehr zu dir selbst zu finden.

Ich habe mich fast komplett von alten Kontakten abgewandt, da sie sich mittlerweile falsch anfühlen. Zu meiner Familie habe ich den Kontakt komplett abgebrochen, ich will erstmal mit mir selbst wieder klar kommen.

Das ist ok - aber das mit den alten Kontakten hat nichts mit dem Mißbrauch zu tun - du spürst dich wieder - und offensichtlich ist auch den Bauchgefühl - ev. wieder - intakt.

Ich weiß, es hört sich alles verrückt und verwirrend an und für mich fühlt es sich auch so an. Ich meditiere viel und mache auch Selbsthypnose um nicht den Verstand zu verlieren.

Das ist ok - es war und ist ein Schock, der verdaut gehört - du verlierst nicht den Verstand - zumindest nicht, wenn du nicht jetzt alles erklären und ungeschehen machen möchtest - das geht nämlich nicht - es ist, wie es ist - es war sch...... - aber es hat dich nur noch stärker gemacht - und es gehört zu deinem Leben und zu deinem Schicksal.

Wie kann ich wieder "klar" werden?
Herzlichen Dank für jeden Tipp :)

Du BIST klar - so klar, wie schon 35 Jahre nicht mehr - aber die Erinnerung ist noch zu neu - du musst sie erst verdauen - gib dir Zeit - aber trenne dich nicht von allen - lebe dein Leben weiter - ab jetzt in dem Wissen, dass du stärker bist als viele andere - dass du Situationen überstanden hast, an denen andere verzweifeln oder zerbrechen.

Du nicht - du hast damals als kleines Mädchen (d)einen Schutzmechanismus hochgefahren - und hast daher überlebt - und jetzt kannst du zurück blicken - die letzten Teile deines Selbst wieder in dein Leben zurück führen - und dich ganz und gar spüren und akzeptieren - und lieben.

Vielleicht hilft es dir, dir alles von der Seele zu schreiben - nimm dir ein Word-Dokument und beginne, alles aufzuschreiben, was an Erinnerungen hoch kommt - alles, was wo steht, brauchst du dir nicht merken - und vielleicht kannst du es dadurch auch aufarbeiten - und dir dein Leben wieder leichter machen - du hast eine tolle eigene Familie - sie haben sich diese starke Mutter sicher auch verdient - geniesse dein - neues - Leben - mit ihnen - noch viel mehr als bisher.

Kennt jemand diese Situation?

Jein - ich bin 59 und mir "fehlen" die ersten 14 Jahre meines Lebens - es gibt für mich eine stimmige Erklärung, was geschehen sein könnte damals - in jener Nacht als mein Bruder tödlich verunglückte - aber ich habe keine Erinnerung daran - aber als ich in einem Gespräch mit einer lieben Freundin plötzlich dieses Aha-Erlebnis hatte - und sich ein Puzzleteil ans andere fügte - gings mir möglicherweise ähnlich.

Ich habe alles durch - von Karmahoroskop, RÜckführungen, über Familienaufstellungen bis zu Körpertherapie - Fakt ist, die ersten 14 Jahre bleiben ein schwarzes Loch - aber vom Gefühl her - von meinem mich ganzer fühlen - haben mir genau die Schritte und Überlegungen geholfen, die ich oben schrieb.

Ich wünsche dir ein tolles Leben mit deinem neuen ICH - lass es zu - lass es raus - das bist DU!
 
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Hallo liebe ChrisTina,
deine Worte haben mich sehr berührt und ich musste erstmal weinen. Ich spüre, dass viel Wahrheit drin ist, auch wenn ich mich im Moment alles andere als stark und selbstbewusst fühle.
Ich versuche mir so wenig wie möglich Gedanken zu machen, was war und was wird. Im Moment bin ich im Jetzt. Alles andere würde mich überfordern. Es ist, als hätte mich jemand dorthin geschickt, damit ich genau das endlich mal lerne. Im Hier und Jetzt leben. Es ist noch befremdlich, da ich immer noch überall Gefahr wittere, aber ich habe keine andere Wahl (mehr). Ich denke, wenn die Zeit reif ist, werde ich weiter gehen. Auf meinem Weg. Und der wird mich irgendwann ans Ziel führen. Zu meiner eigentlichen Lebensaufgabe. Und zu mir, meinem kompletten Ich.
Und Schreiben hilft mir tatsächlich dabei. In mein Tagebuch. Ich schreibe was mir in den Sinn kommt, wie eine Bildergeschichte, meist sinnbildlich und weiß hinterher nicht mehr was ich geschrieben habe. Aber es löst sich gefühlsmäßig dabei was auf. Vlt. sowas Ähnliches wie Channeln.
Ich danke dir für die Mühe und die Zeit, die du dir für mich genommen hast. Allein das hat mir schon gut getan.
Ich wünsche dir von Herzen alles Gute und ein glückliches, erfülltes Leben :love:
 
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