Bodenlos

shanti

New Member
Registriert
31 Oktober 2013
Beiträge
2
Hallo liebe leute

danke fürs lesen meiner worte und fürs einfühlen. Und wenn jemand mag, antworten.
Ich fang grad an:
Fühle mich boden- und heimatlos, weiss nicht, wo ich hingehöre, und das stresst mich.
Bin w, 31.

Habe einen besten freund, dem ich alles erzählen kann und dem ich absolut vertraue. Er gibt mir viel halt. Ansonsten fühle ich mich sehr haltlos.
Warum?

ich bin vor einigen jahren aus meiner heimat weggezogen, wegen einer arbeitsstelle, und grad mit meinem partner zusammengezogen. Ich hatte dann eine sehr zurückgezogene phase, habe nicht viel unternommen, was auch so gepasst hat am anfang. Da mein partner sehr unternehmensUNlustig ist, haben wir uns zusammen in unsere kleine welt gebuddelt. In dieser zeit habe ich mich bewusst von einigen "freunden" distanziert und auch unpassende freundschaften beendet oder gelockert, v.a. Weil ich mich mit meiner art nicht wahrgenommen gefühlt habe, weil unsere lebenswege auseinander gegangen sind. Ich wünsche mir freunde, die mich und meinen lebensweg so akzeptieren wie ich bin.

Mit der zeit wurde mir aber unsere kleine welt viel zu eng. (Meine arbeit passt mehrheitlich gut. Daneben bin ich in einer ausbildung, um künftig in einem anderen bereich "teilzeit-selbständig" zu arbeiten) ich hab meinen partner gebeten, gemeinsam unseren horizont zu erweitern, was er auch wollte, jedoch geschah für mich zuwenig. Ich wurde immer unzufriedener. Irgendwann hab ich begriffen, dass er einfach anders tickt, dass ihm diese kleine welt, die für mich viel zu eng ist, passt - und ich mir meine welt ohne ihn vergrössern muss. Dazu möcht ich sagen, dass ich sehr gerne im austausch bin mit anderen menschen, trotz meiner introvertiertheit. Jedoch bin ich anspruchsvoll und nur wenige menschen interessieren mich wirklich, resp. Ich fühle mich nur bei wenigen menschen wohl. Bin ein sensibelchen.

Was ich eigentlich sagen will - vom vielen zuhause-sein hab ich natürlich keine neuen leute kennengelernt. Seit ca einem halben jahr bin ich viel aktiver und mache vermehrt dinge, die mir spass machen und mich interessieren. Dabei habe ich auch schon leute kennengelernt, doch kann ich nicht mit den fingern schnippen und habe gleich 3 gute freundinnen.

Meine "liebesbeziehung" hat sich, u.a. auch aus den genannten gründen, negativ verändert, und wir stehen vor der trennung. Dh wir suchen grad aktuell 2 wohnungen.

Zu meiner familie ist der kontakt ok, eher oberflächlich, ich fühle mich nicht "getragen" von ihnen / nicht geborgen bei ihnen, ich sehe sie so ca alle 2 monate.
Nun ist die sache so, dass ich kurz vor der trennung bin, seit paar jahren in einer gegend lebe, die mir zwar gut gefällt, aber ich kenne kaum jemanden hier. In meine heimatgegend will ich nicht zurück, da fühl ich mich nicht mehr zu hause, fühl mich nicht geborgen da, ich hab auch keine beziehungen da, die mir viel bedeuten. Doch da wo ich jetzt bin - eigentlich hält mich nichts hier. Meine arbeitsstelle ist zwar ok, aber ich würde woanders auch was gutes finden.
Aber ich wüsste nicht, wohin ich sonst gehen soll. Nirgendwo ist mein zu hause. Klar, die welt ist mein zuhause, ich selber bin mein zuhause, aber ich bin sehr verunsichert. Und fühle mich irgendwie als versagerin. Viele resp. Wichtige lebensbereiche laufen nicht gut.
Ich muss mir mein leben neu aufbauen, muss mir aktiv ein soziales netzwerk aufbauen, und fühle mich so alleine damit. Und überfordert. Die trennung, die angst vor den veränderungen (gleichzeitig freue ich mich auf veränderungen), die angst vor dem alleine sein... Was da alles auf mich zukommt -das erschlägt mich fast... Doch weiss ich keine lösung. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als geduldig schritt für schritt mich irgendwo zu verwurzeln und mit menschen zu verbinden, mir ein soziales netz aufzubauen.

vielleicht hat jmd ähnliche erfahrungen durchgemacht?
Ratschläge wie "steigere dein selbstvertrauen" kann ich leider nicht gebrauchen -das ist ein thema, an dem ich schon seit jahren dran bin.

Bin dankbar für eure impulse.
Alles liebe
 
Werbung:
Dazu möcht ich sagen, dass ich sehr gerne im austausch bin mit anderen menschen, trotz meiner introvertiertheit. Jedoch bin ich anspruchsvoll und nur wenige menschen interessieren mich wirklich, resp. Ich fühle mich nur bei wenigen menschen wohl. Bin ein sensibelchen.

Was ich eigentlich sagen will - vom vielen zuhause-sein hab ich natürlich keine neuen leute kennengelernt. Seit ca einem halben jahr bin ich viel aktiver und mache vermehrt dinge, die mir spass machen und mich interessieren. Dabei habe ich auch schon leute kennengelernt, doch kann ich nicht mit den fingern schnippen und habe gleich 3 gute freundinnen.

Liebe Shanti!

Als ich das letzte Mal übersiedelt bin, habe ich nachgezählt: es war das zwölfte Mal in meinem Leben (auch das schwerste Mal, weil ich zum ersten Mal mit Kindern übersiedelte).

Das heißt, ich bin ohne Kinder 11 x übersiedelt, habe jedesmal neue Wurzeln geschlagen, neue Kontakte aufgebaut, ein neues soziales Netz erarbeitet.

Mein Fazit aus der Übersiedelei ist ein anderes als Deines - ich habe dadurch einen sehr großen Bekanntenkreis. Also denke ich, dass hier der Knackpunkt liegen könnte.

Erstens habe ich die Kontakte von früher nie ganz abreißen lassen (wobei es sicher viele Kontakte dabei gibt, die sich "überlebt" haben, weil sie nicht mehr passten) und zweitens denke ich mir immer: Heimat ist genau dort, wo ich gerade bin.

Du schreibst, Du bist introvertiert, liebst aber den Austausch. Dazu bieten sich Medien wie z.B. das Internet geradezu an. Auch DAS kann zu Freundschaften führen, die Frage ist nur, wie man das definiert, d.h. ob man diese Dinge mit Freundschaft benennen mag oder nicht.

Weiters schreibst Du, dass Du relativ anspruchsvoll bist, das könnte auch ein Faktor sein, der Dich selbst hemmt (jeder Mensch ist interessant, wenn man genauer hinschaut).

Mir ist bei Deinem Posting eine gewisse Ziellosigkeit und Orientierungsschwierigkeit aufgefallen. Du schreibst hauptsächlich über die Dinge, die Du NICHT magst, aber definierst keine Ziele. Das führt meistens zu Frust, weil man das Gefühl der Unzufriedenheit bekommt.

Vielleicht wäre es eine Hilfe, wenn Du Dich konkret mit den Dingen auseinandersetzt, die Du erreichen möchtest, Ziele setzt, klare Vorstellungen davon bekommst, wohin Du in Deinem Leben gehen möchtest. Zielorientierung und nicht Problemorientierung - letzteres hält einen nur auf und irgendwann hat man das Gefühl, nur noch ein Blatt im Wind zu sein, das machtlos hin- und hertrieben wird.

Wenn DU nicht das Ruder in Deinem Leben in die Hand nimmst, nicht entscheidest, wohin Du möchtest, tut es das Leben für Dich. Schau nicht auf das, was Du nicht möchtest, sondern überlege Dir, was Du selbst umsetzen magst.

Als Beispiel: Du weißt, dass die abgeschlossene Welt, die Du bis jetzt gelebt hast, Dir nicht reicht. Dieses Wissen ist nur dann wertvoll, wenn Du daraus fixe Pläne entwickelst, wie die Welt, die Du lebst, aussehen soll. Wo liegen Deine Wünsche, was möchtest Du erreichen, wie schauen die Schritte dorthin aus.

Liebe Grüße
Reinfriede
 
Hallo Shanti!

Das Problem mit der Heimatlosigkeit habe ich nicht, bin aber mit meinen Kontakten ebenfalls sehr "wählerisch" bzw. vorsichtig.

Seit ein paar Jahren besuche ich übers Internet organisierte Stammtische. Dort treffen sich immer unterschiedliche Leute. Mit einigen komme ich gut aus, mit anderen weniger. Aber es gibt keinen Zwang sich mit ihnen zu unterhalten, weil eigentlich immer mehrere Leute dort sind. Man muss die Menschen dort nicht als Freunde bezeichnen, aber es gibt einen harten Kern, der sich immer wieder gerne trifft. Das Schöne für mich ist, dass ich meinen Freiraum habe und trotzdem immer wieder hingehen kann. Es wird nicht erwartet, dass ich mich alle paar Tage melde. Es bietet aber dennoch einen Austausch sozialer Kontakte.

Bei Facebook (ohne Bewertung der Plattform selbst) gibt es zum Beispiel viele Gruppen, die speziell für Neuankömmlinge in Städten gedacht sind. Die heißen dann "Neu in ..." mit dem Stadtnamen. Neu in Bochum, Neu in Wien, Neu in Dortmund, Neu in ... usw.
Es gibt auch Singlegruppen für die größeren Städte, die mit ein wenig Glück ebenfalls Stammtische machen.

Diese Gruppen würden dir bestimmt einen guten Einstieg ermöglichen, wenn du umziehen solltest. Jenachdem, wo du gerade wohnst, könntest du vielleicht schon jetzt neue Kontakte knüpfen!?

Für mich sind diese Stammtische jedenfalls eine gute Mischung aus Freiraum und sozialen Kontakten. Ein Reinschnuppern ist i.d.R. auch kein Problem. Wenn es einem nicht gefällt, geht man einfach nicht mehr hin.

Viel Erfolg auf deinem Weg :)

Beste Grüße
Sebastian
 
Guten Morgen,

in meinem Leben war ich schon mehrfach in der Situation neu anfangen zu müssen. Aus den verschiedensten Gründen(beruflich, gesundheitlich z. B.).

Leider - aber auch zum Glück - haben diese Veränderungen und Neuanfänge in meinem Leben auch oft Umzüge in andere Regionen und Städte zur Folge.

Dadurch lernte ich die verschiedensten Menschen kennen. Ich bin nicht besonders wählerisch was das Schließen von Bekanntschaften angeht. Ich bin ein offener Typ und habe da eher weniger Probleme. Ob aus diesen Bekanntschaften Freundschaften werden, ist eine andere Sache.

Ich frage mich eigentlich nie "passen diese Leute zu mir? Sind die auf meinem Niveau? Kann ich mit ihnen irgendwann richtige Freundschaften schließen?" Ich gehe da ganz anders vor. Wenn(und falls)ich über sowas nachdenke dann eher in die entgegengesetzte Richtung(passe ICH zu ihnen? Was kann ich IHNEN bieten usw.).

Ich habe mir, wenn ich irgendwo neu ankam, ziemlich schnell Leute mit gemeinsamen Interessen gesucht. Im Vor-Internetzeitalter waren das Sportvereine, Literatur-Stammtische und auch einmal ein Kirchenchor.

Aus solchen regelmäßigen Treffen haben sich dann schnell Bekanntschaften mit netten Leuten ergeben.

Richtig gute Freunde habe ich nur sehr wenige. Aber die halten auch über größere Entfernungen und seit vielen Jahren.

Ich sehe jeden Neunanfang als Chance, nicht als Problem. Wie Reinfriede schon schrieb: Heimat ist da, wo ich gerade bin.
 
Fühle mich boden- und heimatlos, weiss nicht, wo ich hingehöre

Zu meiner familie ... ich fühle mich nicht "getragen" von ihnen / nicht geborgen bei ihnen ...

Liebe shanti,

zwischen diesen beiden Aussagen sehe ich eindeutig einen
Zusammenhang. Das Gefühl, nicht zu wissen, wo man hingehört,
ist das, welches ich den "Wurzeln" zuschreiben würde. Es ist ein
dauernd gefühltes Defizit, das man mE nicht kompensieren kann,
denn es betrifft die Entwicklung von Kind an.

Und es geht dabei sowohl um den örtlichen als auch um den emotionalen Aspekt.
Wer es selbst nicht kennt, dem kann man das schwer erklären.

Das "Heimatlose" sehe ich eher als Problem der gerade gelebten
Gegenwart. Es hat mit Orientierung zu tun, mit Zielen und ggfs. auch
mit einer nicht passenden Partnerschaft (wie Du das auch beschreibst).

Meine arbeitsstelle ist zwar ok, aber ich würde woanders auch was gutes finden.
Aber ich wüsste nicht, wohin ich sonst gehen soll. Nirgendwo ist mein zu hause.
... Wichtige lebensbereiche laufen nicht gut.

Das klingt ganz schön traurig, liebe shanti ... und ist gleichzeitig
in wichtiger Hinweis für Dich, dass Du handeln solltest, bevor das
Gefühl der Ausweglosigkeit überhand nimmt.

Vielleicht kannst Du an dem Punkt ansetzen, der Dir
1. am wichtigsten ist (Wohnort, Wohnung oder auch Deine Arbeit)
und der gleichzeitig
2. tatsächlich veränderbar ist (ebenfalls Wohnort, Wohnung, Arbeit)

Dann hättest Du wieder ein Fundament, von dessen sicherer Basis
aus Du Dich weiter bewegen könntest >> soziale Kontakte, Hobbies
ausbauen, aushäusigen Interessen gezielt nachgehen.

Gerade jetzt, wo Deine Beziehung auseinander geht, täte es Dir gut,
andere Ziele im Visier zu haben.

Und fühle mich irgendwie als versagerin.

Das bist Du aber nicht. Du erlebst gerade eine Zeit des Umbruchs,
der sich eben auf mehrere Lebensbereiche erstreckt. In Deinem
Alter ist es nicht ungewöhnlich, alles in Frage zu stellen und bei
Bedarf sein Leben komplett umzukrempeln.

LG
Lucille
 
Werbung:
Zurück
Oben