Hallo DeepBlue!
Ich bin auch (alleinerziehende) Mutter von drei Kids und ich hab das Kleinkindalter mit ihnen sehr, sehr genossen, hatte aber immer die Panik vor der Pubertät.
Meine eigene Pubertät war schlimm, wir waren vier Kinder, es gab ständig Prügel und die meisten verließen das Elternhaus mit 16, 17 Jahren, weil die Situationen immer eskalierten, sprich Hinauswurf.
Darum fürchtete ich nichts mehr als die Pubertät meiner Kinder, die Angst davor hing wie ein Damoklesschwert über uns.
Dann arbeitete ich bei einem Psychologen-Ehepaar, das schon vier erwachsene Kinder hatte und das Verhältnis zwischen den Eltern und den Kindern war bewundernswert. Ich hab mit ihnen einmal über meine Angst gesprochen und sie gaben mir folgenden Rat:
"Du musst immer den
richtigen Zeitpunkt abwarten. Wenn sie wieder mal Machtspiele durchprobieren wollen, lass sie einfach in Ruhe. Nicht darauf reagieren, später - wenn sie sich wieder beruhigt haben, ist auch noch Zeit für ein Gespräch. Signaliseren, dass Du für ein Gespräch bereit bist, aber erst dann, wenn sie "wieder normal" sind."
Und ich hab mir diesen Rat zu Herzen genommen. Wenn meine Kinder wieder mal völlig auf Eskalation geschalten hatten, blieb ich ruhig. Ich sagte ihnen, dass sie jederzeit mit mir darüber diskutieren könnten - aber nicht jetzt und nicht so. Wenn ein paar Stunden vergangen waren, sind sie dann oft gekommen und haben sich mit mir zusammengesetzt, sie waren wieder "sie selbst" und das Gespräch führte auch zu was.
Oft hab ich, gerade von meiner Ältesten, gehört: "Ich weiß nicht, warum ich diese Dinge gesagt hab - ich fühl mich manchmal so aggressiv, dann muss ich diese Dinge einfach zu Dir sagen, ich mein sie nicht wirklich so, aber das muss einfach sein, ich muss so rumbrüllen. Später weiß ich gar nicht mehr, warum ich so war...." Sie tat mir dann so leid, denn ich weiß noch, wie ich mich in dem Alter gefühlt hatte:
Himmelhoch jauchzend - zu Tode betrübt. Meine Hormone spielten von einer Sekunde zu anderen verrückt. Ich fühlte mich oft so unverstanden, polarisierte ständig und es gab plötzliche Momente, in denen ich ausrastete, es war wie ein Zwang. Und Minuten später verstand ich mich selbst nicht mehr und war ein Häufchen Elend, war in einer Situation, die auswegslos erschien, denn was ich im Zorn gesagt hatte, war gesagt... Meine Eltern waren böse auf mich und es gab keinen Weg zurück... Und klein beigeben konnte ich auch nicht.... Der nächste Streit war vorprogrammiert.
Ich will nicht, dass meine Kinder das so empfinden müssen. Für mich die einzige Möglichkeit: Die Situation erst gar nicht eskalieren lassen (ist schwer, ich weiß...), sondern ruhig bleiben, sodaß diese Verletzungen erst gar nicht passieren müssen. Somit kann jeder der Beteiligten sein Gesicht wahren.
Und ich muss sagen, es funktioniert, zumindest bei mir
. Es wird kein Patentrezept sein, aber es hilft.
Und mittlerweile sind meine Kinder schon fast erwachsen und wir haben die Pubertät bald erfolgreich hinter uns gebracht....(ich werde eine Kerze in einer Kirche anzünden, wenn wir das geschafft haben *grins*).
Liebe Grüße
Reinfriede