Dinge passieren

Hortensie

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14 Mai 2004
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Ihr Lieben,
habt ihr das auch manchmal....
das tausend Dinge passieren? Alles prasselt auf einen ein?
Das läuft das Leben monatelang in ruhigen Bahnen...
...und peng kommt´s knüppeldicke!
Selbst, wenn ich die Dinge nicht alle so mega persönlich nehme, passiert gerade sehr viel bei mir.
Erst die Krankheit meiner Mutter. Dann der Streit mit der Nachbarin, der ja eigentlich für mich etwas total Gutes hatte.
Jetzt erfahre ich eine Geschichte aus der Familie, die mich total umgehauen hat. Daran sehe ich, wie die Generationen wirklich nacheinander leiden, weil die Eltern mal "Mist" verzapft haben. Es betrifft mich nur indirekt, aber es hat mich emotional dermaßen berührt - unglaublich. Besonders das Verhalten der Menschen untereinander.
Und ich habe gestern einen Bericht über Dora Ratjen gesehen. Zu was Eltern fähig sind um ihrem Kind das Leben zu versauen. Auch das hat mich sehr berührt. Ich habe mal davon gehört, aber nicht so genau. Ich dachte, das wäre eine große Schummelei von den Nazis gewesen...aber das es ganz anders war hat mich total berührt, vielmehr das Wie hat mich berührt.
Für diejenigen, die die Geschichte nicht kennen: Eine arme Familie bekommt ein 4. Kind. Die drei ersten waren Mädchen. Die Mutter sagt dem Vater und den Behörden es sei ein Mädchen und die Familie zieht es auch als Mädchen auf. Er wurde als Mädchen behandelt und ihm wurde nicht gesagt, dass er ein Junge ist. In der Pubertät wundert er sich nur..... Er macht Hochsprung und wird von den Nazis 1936 zu den Olympischen Spielen abgesandt, weil er/sie höher sprang als die Beste deutsche Frau - eine Jüdin.... die die Nazis auf keinen Fall dabei haben wollte. Das mal die Kurzform, ihr könnt ja auch googeln. Und noch einiges anderes.
All diese Dinge berühren mich im Moment so enorm. Was ist das?
Umbruch?
*einenachdenkliche*
Eberesche
 
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Ach liebe Eberesche,
ja so ergeht es mir auch oft,
täglich hört man Schreckensnachrichten aus aller Welt oder auch aus lokaler Region,und jedes Mal bin auch ich bestürzt zu was die Bestie Mensch in der Lage ist,
ob es Verbrechen sind, psychisch oder physisch,Tierquälerei nimmt mich immer sehr mit,
das Verhalten mancher Menschen im eigenen Umfeld/Familie...

Ich frage mich auch ständig ob ich einen an der Waffel habe oder sind es die anderen...einer muß es ja sein!

Wir gehen arbeiten,bezahlen alle Rechnungen,waren noch nie mit dem Gesetz in Konflikt (außer mal falsch parken o.ä.)
usw usw....also was sich so braver Bürger" nennt...
Klar tun dies viele Menschen genauso,
aber auch genauso viele sind völlig ab von der Linie,
haben noch nie gearbeitet,haben Schulden,begehen Diebstähle,Verbrechen usw...
Und man kann doch nicht immer alles auf eine "schlechte" Kindheit schieben.....
Ja so grübel ich eigentlich auch sehr oft vor mich hin...
es hat sich bei mir schon gebessert aber noch nicht so wie ich es gerne hätte!

Ich beneide oft die Menschen die fröhlich durchs Leben gehen,denen egal ist was andere denken,ihr Ding durchziehen...

Ja und am Ende denkt man doch wieder,was will ich mich beklagen,wir haben es doch gut,wir haben doch alles,in anderen Ländern ist alles viel schlimmer......

ich glaube es ist einfach "der Mensch" der mir am meisten zu schaffen macht,
zu welch grausamen Dingen er in der Lage und fähig ist...
das werd und will ich einfach nie begreifen!
 
Liebe Eberesche!

Mir geht es auch oft so, dass ich mir bei manchen Schicksalen denke, ich versteh nicht, wie man so handeln kann.

Aber ich bin auch nicht in deren Schuhen gelaufen. Ich hab nicht ihr Leben gelebt, ihre Erfahrungen gemacht und kann deshalb diese Dinge nicht verstehen. Hätte ich ihr Leben gelebt, würde ich vielleicht auch so gehandelt haben? Ich weiss es nicht, vermute es aber - und das ist kein angenehmer Gedanke.

Jeder Mensch macht ja das, was er für richtig befindet. Und die Entscheidung, was richtig und falsch ist, trifft er aufgrund seiner bisherigen Erfahrungen.

Ich kann nicht urteilen, ich habe ja ganz andere Erfahrungen gemacht.

Und von daher denke ich mir bei diesen Geschichten in den meisten Fällen: Himmel, bin ich froh, dass ich nicht deren Leben leben muss. Egal nun, ob das das Leben des "Täters" oder des "Opfers" ist.

Mir gefällt in diesem Zusammehang so gut das Lied von Elvis Presley "In the ghetto", in dem es ja darum geht, dass ein Kind im Ghetto geboren wird und dort aufwächst - es lernt zu stehlen und zu überleben und stirbt zum Schluss den voraussehbaren Tod als Gangster.

Es ist für mich nicht verurteilbar, denn wäre ich an der Stelle des Kindes dort geboren, wäre ich diesen Weg gegangen.

Ich hatte das Glück, woanders und unter völlig anderen Voraussetzungen geboren zu werden. Ich habe kein Recht dazu, da etwas zu bewerten.

Als im ehemaligen Jugoslawien der Krieg ausgebrochen war und schreckliche Greueltaten direkt in unserem Nachbarland bekannt wurden, habe ich auch vieles nicht verstanden.

Wie könnte ich auch - ich habe dort nicht gelebt, nicht den gegenseitigen Hass gespürt, kann nicht sagen, wie sich dieser Hass angefühlt haben muss und wozu er mich fähig gemacht hätte.

Es war ein leichtes, von der sicheren Seite der Grenze heraus zu sagen, Ach, was sind das doch für schreckliche Täter. Mir gings ja gut - hier im friedlichen Ösiland. Wäre ich dort aufgewachsen und hätte all das erleben müssen, was diese Menschen dort erlebt haben - weiss ich, wozu ICH fähig gewesen wäre? Wäre ich vielleicht auch so ein schrecklicher Täter geworden? Ich fürchte mich vor der Antwort, denn sie wäre wahrscheinlich: Ja.

Liebe Grüße
Reinfriede
 
Ihr Lieben, habt ihr das auch manchmal....
das tausend Dinge passieren? Alles prasselt auf einen ein?
Das läuft das Leben monatelang in ruhigen Bahnen...
...und peng kommt´s knüppeldicke!
All diese Dinge berühren mich im Moment so enorm. Was ist das?
Umbruch? ...
*einenachdenkliche*
Eberesche

Ja, manchmal läuft das Leben in geregelten Bahnen und dann kommts wirklich knüppeldick.

Im Moment hab ich das Glück, geregelte Bahnen in meinem Leben zu haben und die anstehenden Probleme zeitnah lösen zu können.
Zur Zeit interessiert mich garnicht, was über mich geredet wird, das geht an mir vorbei. Auch das Schweigen meiner Verwandtschaft passt mir. Wer nicht mit mir reden möchte, muss nicht.
Ich für mich habe festgestellt, dass die Kommunikation im Moment sehr einseitig ist, nämlich immer bin ich diejenige, die anruft, schreibt oder telefoniert. Und diesen Zustand hab ich abgestellt ... mit der Verwandtschaft ... ich ruf nicht an, ich telefonier nicht und ich schreib auch nicht. Schaun mer mal, was passiert.

Was in der Welt passiert, interessiert mich sehr, nicht nur hier um mich sondern auch weiter weg wie z.B. der Nahe Osten, wo wir ja Urlaub machen. Aber ändern kann ich nur in meinem direkten Umfeld und vielleicht ein bisschen weiter, aber nicht die ganze Welt.
 
Liebe Eberesche,

ja ich kenne das auch, momentan geht es bei mir auch drunter und drüber, wenn es mal ohne "Turbulenzen" verlauft kommt das nächste. Aber ich weiß das auch wieder ruhigere Zeiten kommen, so ist eben das Leben. Es geht bergauf und bergab, uns so lernen wir.

Ich wundere und bin auch entsetzt über manche Geschichten die das Leben schreibt, die überall groß angeprangert werden. Es kommt mir vor als ob es passiert und weit weg ist, und wenn es dann in "meinem" umfeld passiert sind wir erschrocken denn "soetwas passiert doch nur anderen und nicht mir!".
Es gibt Schicksale die schrecklich sind, das ist allen klar aber können wir darüber urteilen, dürfen wir darüber Urteilen ohne das wir in der Situation waren. Wir sind Menschen, wir machen Fehler.
Das soll jetzt nich heißen das ich die schrecklichen Dinge gutheiße, ich sage auch das manche Dinge schrecklich sind, aber darf ich wirklich darüber Urteilen wieso ein Mensch so gehandelt hat?
Denn dann stellt sich mir weiter die Frage: Verhalte ich mich immer korrekt? (Vl nicht in dem Ausmaß wie andere, aber jeder macht doch Fehler oder?)

Ich bin froh das ich in einer Umgebung aufgewachsen bin, die wie man sagt wohlbehütet ist und mir hat es an nichts gefhelt, und ich weiß es zu schätzen das das nicht selbst verständlich ist. Aber ich kann nicht die Welt ändern, ich kann nur dort helfen wo ich zugang habe und bekomme, und das tue ich auch. Und wenn jeder dort anfängt wo er kann, kann die Welt besser werden.

Alles Liebe
abetterway
 
Hallo ihr
...hm, verurteilen wollte ich keinen, stimmt es kam so rüber....sicher hat die Mutter ihre Gründe gehabt...es war keine Geld da, aber Mädchenkleider, war halt zu der Zeit einfacher....vielleicht wollte sie auch nicht, dass er in den Krieg muss...wir werden es nie erfahren. Mich hat nur das Leid aller derer, die da dran hingen unheimlich berührt...
Ich hatte auch den Mist in Anführungszeichen gesetzt, weil mir kein anderes Wort einfiel. Da es Familiengeschichte war, habe ich noch mit meinen Eltern darüber geredet. Ihre Meinung ist bis heute...schön alles unter den Tisch kehren. "Manchmal ist es gut, wenn man nicht alles weiß" tja...und manchmal eben nicht. Wer weiß das schon so genau. Nach zwei Tagen Heulerei, habe ich mich heute wieder ziemlich berappelt. Es ist schade, dass die Ahnen alle nicht mehr Leben, jetzt wo ich alt genug bin um zu verstehen, ist keiner mehr da, der etwas erzählt....von früher.
Danke für eure Beiträge.
Eberesche
 
Liebe Eberesche!

Nun sehe ich gerade, nachdem ich Deinen Beitrag nochmal gelesen habe, dass ich zu sehr auf der Schiene der Bewertung unterwegs war, entschuldige bitte. Ich hatte den Eindruck, Du fragtest, wie wir mit solchen Schicksalen umgehen, wenn wir davon hören.

Dabei wolltest Du wahrscheinlich eher mitteilen, dass es Dir nicht gut geht...ich hab das nicht gecheckt.:oops:

Wenn die Ahnen was "verbockt" haben, dann liegt es im morphischen Feld und ist über Generationen spürbar. Ich weiss, es ist da frustrierend, wenn man keine Auskunft bekommt, was damals tatsächlich passiert ist, die Hintergründe, die Motive nicht kennen kann.

Wir haben auch so eine dramatische Geschichte bei uns in der Familie, die spürbar ist, ohne dass wir wissen, warum und wieso alles so passierte - die Beteiligten sind bereits lange verstorben, die Energie und die Problematik wirkt trotzdem stark nach.

Man kann nur interpretieren, vermuten, aber genau wird man es nicht wissen können. Vielleicht liegt der Schlüssel darin, dass man es den Ahnen ganz einfach zugesteht, dass sie es "gut" gemeint haben, in bestem Wissen und Gewissen gehandelt haben - nach ihren eigenen Erfahrungen nach, die keine andere Alternative zugelassen hatten.

Und damit den Knopf zumindest lockert, weil man ihr Schicksal auch achtet. Ist manchmal sicher nicht leicht, kann ich mir vorstellen.

Mir hilft in solchen Fällen, mich in die Rolle des (in meinen Augen) Täters reinzuversetzen und mir zu überlegen, was er wohl Gutes damit hat machen wollen. Denn ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand vorsätzlich und ganz bewusst und vor allem wissend, dass es "schlecht" ist, schlecht handelt, ohne dass derjenige davon überzeugt ist, im Endeffekt doch "gut" zu sein.

So wie Du z.B. überlegt hast, die Mutter hätte den Sohn vor dem Krieg schützen wollen - da wäre Sorge das (gut gemeinte) Motiv gewesen.

Liebe Grüße
Reinfriede
 
. Da es Familiengeschichte war, habe ich noch mit meinen Eltern darüber geredet. Ihre Meinung ist bis heute...schön alles unter den Tisch kehren. "Manchmal ist es gut, wenn man nicht alles weiß" tja...und manchmal eben nicht.
liebe eberesche,

ich finde es wunderbar, dass du mit deinen eltern über solche dinge reden kannst. der pauschale satz "manchmal ist es gut, wenn man nicht alles weiß" hört sich echt pauschal an, hat aber sicher immer wieder einen großen anteil an richtigkeit. würden wir uns in jedes schicksal einklinken, bei jedem haus wissen, was dahinter passiert, wir würden es nicht ertragen.
früher hab ich mich verrückt gemacht, mir z.b. vorgestellt, wie in galtür die eltern neben den kindern nach dem lawinenunglück unterm schnee begraben sind und sie mit dem bewusstsein, ihre kinder würden bitterlich um hilfe flehen und sie können NICHTS tun, als selber langsam das leben auszuhauchen, das hat mich schier verrückt gemacht. ich dachte dann an die schmerzen, die man haben kann, wenn einem irgendein balken trifft und der schock nachlässt, ..... es tut schon weh, wenn du dir mit dem hammer ein klein wenig auf den daumen knallst, und dann erst diese dimensionen.
dann musst du schon froh sein, wenn du bald ersticken darfst, während der schock noch die empfindungen lähmt. unvorstellbar.
mir wurde bewusst, dass es niemanden was bringt, wenn man sich verrückt macht für andere. und ich denke mir, dass die natur in solchen situationen vielleicht doch irgendein wundermittel hat, so wie man beim tod anscheinend durch endorphine in einen absoluten glückszustand kommt.
wer weiß das alles schon`??
es redet ja keiner drüber was passiert am krankenbett, in todesnähe.... . etc.etc.

manchmal denke ich mir, man ist bei vielen dingen so hilflos ausgeliefert und man muss ganz alleine DURCH, ... niemand da, du musst es voll alleine durchstehen. .....

und die erkenntnis, dass diese dinge millionen mal passieren und keiner redet darüber hat mich schockiert. bei einer geburt z.b. hört man doch so gut wie nie, wie schlimm sie sein kann. jeder sagt: oh, mir ist es gut gegangen. und punkt. was steckt dann tatsächlich dahinter? wenn du selber sterben möchtest als da durch zu müssen, dann ...kannst du ja nicht die einzige sein, die das erlebt???
was wird tatsächlich alles unter den tisch gekehrt. ist es wirklich gut so??

wenn du schlimmes erlebst und es fragt dich jemand: wie war das wochenende, dann musst du fast sagen, "gut", weil der andere meist nichts anderes hören will. die dimensionen und hintergründe der jeweiligen leben sind nicht fassbar für die meisten menschen, und wenn man dann selber probleme hat, kommt man sich so endlos verloren vor, weil man im grunde weiß, dass man voll alleine ist.

ich bin schon öfter heulend durch die straßen gelaufen und dachte mir, mein gott, ich bin sowas von alleine auf mich gestellt jetzt. es ist schlimm.

wenn eltern da sind, die ihr kind als mädchen verkaufen, damit es nicht in den krieg geschickt wird, dann ist das berührend.SO alleine kann dieses kind dann nicht sein. es hat eltern, die ihr leben aufs spiel gesetzt haben für ihr kind. ich würde es auch so sehen, dass sie das kind schützen wollten, damit es nicht in den krieg muss. ist irgendwie voll schön - so kleine lichtblicke. den genauen inhalt kenn ich nicht.

lg abendsonne
 
Wenn die Ahnen was "verbockt" haben, dann liegt es im morphischen Feld und ist über Generationen spürbar. ...........
unsere generation trägt viel an aufarbeitungsfunktion ,weil eben die kriegs- und nachkriegsgenerationen sich mit den elementaren dingen beschäftigen mussten, und keine zeit blieb für das durcharbeiten durch die ganzen verstrickungen.
ich glaube stark daran, dass das tatsächlich so ist. als diese welle enorm spürbar war, denke ich dass die meisten sehr in die ablenkung gegangen sind. und dort befinden sich noch immer sehr viele. die einigen wenigen, die echt nachdenken, tragen dann vieles alleine mit sich herum.... . "ach, denk nicht so viel nach" , das hört man dann sehr schnell. wär ja die einfachste lebensform. aber wir übertragens dann halt wieder weiter an die kinder.

lg
 
und die erkenntnis, dass diese dinge millionen mal passieren und keiner redet darüber hat mich schockiert. bei einer geburt z.b. hört man doch so gut wie nie, wie schlimm sie sein kann. jeder sagt: oh, mir ist es gut gegangen. und punkt. was steckt dann tatsächlich dahinter? wenn du selber sterben möchtest als da durch zu müssen, dann ...kannst du ja nicht die einzige sein, die das erlebt???
was wird tatsächlich alles unter den tisch gekehrt. ist es wirklich gut so??

Liebe Abendsonne!

Ist jetzt eher weg vom Thema, aber ich seh das anders. Als ich schwanger war, hatten mir eigentlich ausnahmslos ALLE Frauen nur Horrorgeschichten über ihre Geburt(en) erzählt, ich dachte mir damals schon, das wäre eine Art von speziellen Sadismus.

Mutter sieht Frau mit Bauch und MUSS ihr un-be-dingt erzählen, welche Qualen eine Geburt bedeuten.

Ich hatte dann drei Geburten, deren Wehen vollkommen schmerzlos waren (kleine Einschränkung: die natürlichen Wehen). Und einen Riesenzorn auf alle, die mich mit ihren blutrünstigen Ich-hab-nur-noch-gebrüllt-vor-Schmerz-Geschichten vorher fast in den Wahnsinn getrieben hatten.

Und meinen Mädels hab ich wahrheitsgemäß erzählt, dass das mir NICHT wehgetan hatte, kein bisschen. Ich seh nicht ein, warum ich diesen Kreislauf Angst ==> noch mehr Verkrampfung ==> noch mehr Schmerzen ==> noch mehr Angst fördern sollte.

Also es kann auch ganz normale Hintergründe haben, dass Dir diese Es-tut-so-weh-Geschichten nicht erzählt wurden.

Jeder Jeck ist anders. Und es gibt Frauen, für die Geburten Spaziergänge sind. Und Frauen, denen das wehgetan hat. Hat nichts mit Tapferkeit oder Wehleidigkeit zu tun, sondern wahrscheinlich mit ganz anderen Dingen. Ich bin ein verzweifelter Jammerlappen, wenn ich meine Kreuzschmerzen habe, aber eine Geburt würde ich jederzeit wieder machen. Bin also ganz und gar kein Held, aber jemand, der Geburten nicht als schmerzhaft empfindet.

Liebe Grüße
Reinfriede
 
liebe reinfriede,

du hast das schlimmste erwartet und es WAR nicht so schlimm. vielleicht gerade deshalb. bei mir war es so. beim ersten mal war ich vor den kopf gestoßen, weil ich mit sowas nicht gerechnet hab. beim zweiten mal erwartete ich das schlimmste und es war wunderschön.

deshalb meine ich, man sollte sich nicht SO verschließen mit der eigenen wahrheit.

lg abendsonne
 
Liebe Abendsonne!

Ich kenne Frauen, die gemeint hatten, wenn man sie vorher nicht so verängstigt hätte, hätten sie weit weniger Schmerzen gehabt. Denn Angst verursacht Verkrampfungen (die man gerade in DER Situation so gar nicht brauchen kann), die Gebärmuttermuskulatur verhärtet sich dadurch noch mehr.

Auch viele Hebammen sind heute der Meinung, dass Angst den Schmerz massiv verstärkt. Nicht nur den Schmerz, sondern auch die Atemtechnik ist mit Angst nicht mehr möglich - sie schadet damit Mutter UND Kind.

Mir wäre es hundertmal lieber gewesen, ich hätte die Horrorvorstellungen nicht gehört.

Stell Dir vor, Dir wurde eingetrichtert, dass Wehen unsagbare Schmerzen bedeuten. Und dann kommt die erste Wehe, Du bemerkst, wie Dein Bauch steinhart wird, kriegst die Panik - und in Erwartung des tödlichen Schmerzes kommt er auch - unter Garantie.

Ich hatte das "Glück", dass ich in die Klinik kam, als ich schon mit dieser alle paar Minuten auftretenden Luftnot (anders kann ich die Wehen nicht beschreiben) umgehen konnte. Ich nahm an, dass das irgendwelche "Vorzeichen" sein müssten, dass in den nächsten Tagen das Baby käme, die beschriebenen "Vorwehen" eben und ging nur sicherheitshalber in die Klinik.

Umso überraschter war ich, als die Ärzte mich ans Gerät angeschlossen hatten und gemeint hatten, dieses Nach-Luft-Japsen sei eine Wehe - eine echte Wehe. Und ich sei schon 6 cm offen.

Und bei der zweiten Geburt war ich in der Klinik (da wusste ich schon, was die Atemprobleme sind) um 6 Uhr morgens noch unter der Dusche, hab mich danach in Ruhe eingecremt und bin dann in den Kreissaal spaziert - um 6 Uhr 11 Minuten war meine Tochter da. So easy war das. Und auch ohne Schmerzen.

Bei der dritten liefs auch so. Und das, obwohl ich nach jeder Geburt in den OP geschoben wurde, weil meine Plazenta leider nie rausging.

Also die Angst davor hat mir nur monatelange Schlaflosigkeit beschert, und auf die hätt ich liebend gerne verzichtet.

Liebe Grüße
Reinfriede
 
...

Wenn die Ahnen was "verbockt" haben, dann liegt es im morphischen Feld und ist über Generationen spürbar. Ich weiss, es ist da frustrierend, wenn man keine Auskunft bekommt, was damals tatsächlich passiert ist, die Hintergründe, die Motive nicht kennen kann....
Guten Morgen Reinfriede,
danken für dein tolles Posting....und wieder rinnen die Tränen bei mir.....einfach so......?
Liebe Grüße
Eberesche
 
Liebe Eberesche,

Da es Familiengeschichte war, habe ich noch mit meinen Eltern darüber geredet. Ihre Meinung ist bis heute...schön alles unter den Tisch kehren. "Manchmal ist es gut, wenn man nicht alles weiß" tja...und manchmal eben nicht. Wer weiß das schon so genau.

Familiengeschichten sind oft heikle Themen, und meiner Erfahrung nach "kehren" das viele deswegen unter den Tisch weil oft die eigene Familie nicht weiß wie sie mit manchen Themen umgehen soll. Denn sobald es jemanden anderem passiert kann man darüber reden, aber wenn es die eigene Familie betrifft ist man überfordert. Da heißt es dann nur schnell vergessen, das Gesicht möglichst zu wahren, denn sonst müsste man sich schämen und rechtfertigen.
Ob es manchesmal gut ist das man nicht alles weiß, das kann ich dir nicht sagen, das muss jeder für sich selbst wissen. Ich denke mir manchmal muss ich nicht alles wissen, und es ist besser so. Denn wenn ich alles weiß, sollte ich mich damit zurechtfinden, denn was ist wenn einen eine Erkenntnis zurückwirft.
Die "neue" Generation, die Generation nach dem Krieg und auch die zweite und dritte Generation nach dem krieg muss sicher noch mit vielem fertig werden. Den damals sind schreckliche dinge passiert, und jetzt wird angefangen alles aufzuarbeiten und zu verarbeiten um endlich loslassen zu können, nur leider fehlen uns mit der Zeit immer mehr die Zeitzeugen um wirklich verstehen zu lernen.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten loszulassen, ohne alles wissen zu müssen.

Alles Liebe
abetterway
 
Werbung:
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Nun sehe ich gerade, nachdem ich Deinen Beitrag nochmal gelesen habe, dass ich zu sehr auf der Schiene der Bewertung unterwegs war, entschuldige bitte. Ich hatte den Eindruck, Du fragtest, wie wir mit solchen Schicksalen umgehen, wenn wir davon hören.

Dabei wolltest Du wahrscheinlich eher mitteilen, dass es Dir nicht gut geht...ich hab das nicht gecheckt.:oops:...
Liebe Reinfriede,
....eigentlich war es mehr das...
ich konnte den Beitrag nicht mehr ändern.
Jetzt kann ich es auch lesen ohne wieder zum Heulen anzufangen. Es ist doch wie verhext diese Tage.....
Liebe Grüße
Eberesche
 
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