Fettnäpfchen - ADHS und Medienkonsum

pisces

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hallo ihr lieben, ich melde mich mal unter dieser rubrik zu wort, denn ich habe mich gestern böse mit meiner schwester gezofft. und mir wäre euer rat hierzu sehr wichtig.

es ging um den medienkonsum (online-spiele und nintendo) meiner neffen, insbesondere des größeren. der ist nämlich 13 jahre alt und hängt in seinen großen ferien die meiste zeit vor dem rechner, spielt online spiele (mittelalterlich, herr der ringe, etc.) und hat überhaupt keine weiteren interessen, als in dieser traumwelt zu sein. es gibt auch noch eine ‚spielhalle’ für kinder, jugendliche und erwachsene, wo rollenspiele ausgeführt werden. da geht er auch gern hin. aber sonst passiert nichts mehr.

ich muss dazu sagen, dass er adhs-betroffen ist und medikamente dagegen nimmt und von vorneherein also ein besonderes kind ist. nun kommt auch noch eine blühende phase der beginnenden pubertät dazu – das ist mir schon klar, aber:

- er ist in der schule abgesackt
- er hat von sich aus überhaupt keine lust mehr, sich zu bewegen (allerdings nimmt er anregungen von außen schon wahr, wenn sie kommen und freut sich darüber)
- verbringt die meisten tage abgeschieden in seinem zimmer
- er hat nur noch einen besten freund

das zimmer ist komplett ausgestattet mit einem teuren computer, nintendo und konsolen der neuesten generation. und er hat eines der teuersten smartphones.

das ist doch nicht gesund, oder? mein neffe war früher interessiert an vielen dingen. er hatte zwar aufgrund seiner adhs nie große ausdauer über lange zeit, hat aber hat einiges probiert und sich auch mehr bewegt.

er geht in größeren abständen zu einem kinder- und jugendpsychologen, der tests durchführt und maßnahmen empfiehlt, die gegen seine problematik helfen. der nächste test steht im herbst an, meiner schwester und ihrem mann ist das allerdings zu teuer und so wird das wohl ausfallen, sofern nicht von anderer seite – großeltern oder von mir – gesponsort wird.

zu seinen schulleistungen - mit guten leistungen hat er sich früher ein extra taschengeld verdient, das jetzt wegfällt. meine schwester und ihr mann haben dem kleinern sohn, der hochbegabt ist, eine klasse übersprungen hat und sehr gut in der schule ist, ein feriengeld gezahlt, dem großen aber nicht. der ist allerdings ein ganz anderer typ als mein großer neffe, obwohl auch er extrem durch medienkonsum gefesselt wirkt.

generell habe ich das gefühl, dass der kleine dem großen vorgezogen, das ist aber eine andere baustelle.

gestern nun habe ich durch zufall eine arbeit eines schweizer kinder- und jugendpsychologen gelesen, das sich genau mit dieser problematik befasst und die negativen auswirkungen eines exzessiven medienkonsums gerade auf sehr gut und detailliert anhand eines beispiels erläutert. ich habe meine schwester auf diesen artikel aufmerksam gemacht und damit in ein totales wespennest gestochen.

sie hat sich furchtbar aufgeregt und meinte, meine eltern – die ebenfalls den medienkunsum und die entwicklung der kinder mit sorge sehen, und ich würden uns unmöglich aufführen, sie würde sich sehr darüber aufregen und das, was wir so vortrügen würde absolut nicht stimmen. es sei alles ein phase in der pubertät, mein anderer neffe sei halt anders vom character, alle kumpels wären im urlaub und daher sei es in diesen ferien halt mal so, dass der neffe ein bisschen mehr spiele, als sonst üblich.

und im übrigen - mein schwager würde auch spielen und das mache nichts. und überhaupt – er hätte nun mal diese interessenlage und das sei auch gut so.

nun haben diverse meiner kollegen auch 13-jährige söhne oder neffen, etc. und das mag nicht repräsentativ sein, die aber erzählen von fussballcamps, tenniscamps oder insgesamt aktivitäten – was ich ansprach, und daraufhin als retour kassiere, dass diese leute dann wohl ziemlich priveligiert wären und auch mehr freizeit und viel mehr geld hätten.

ich machte dann die bemerkung, das sie aufgeregt sei und fragte sie, ob sie diesbezüglich schuldgefühle hätte – was in dem besagten artikel sehr gut beschrieben wird und wofür es auch lösungsansätze gibt. daraufhin wurde sie ausfällig und meinte sehr direkt, dass es sich bei meinen ausführungen um psychologisches geschwafel handele und sie auf den ganzen mist keine lust hätte. :confused:

darauf habe ich dann das gespräch beendet, es hatte einfach keinen zweck.

ich bleibe bei meiner meinung und beobachtung, dass es meinem neffen nicht gut tut, weiß aber ehrlich gesagt im moment nicht mehr, ob ich noch etwas machen kann oder wieder tatenlos zusehen muss.

was meint ihr dazu?

liebe grüße von der besorgten tante
p.
 
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Liebe pisces,

das klingt wirklich alles nicht gut, was du da beschreibst.

Sicher ist der permanente Medienkonsum für deinen Neffen, gerade auch da er unter ADHS leidet, nicht gut.

Ich verstehe auch deine Argumente. Ich sehe das genauso.

Nur, du kannst nicht viel dagegen unternehmen, denn es handelt sich bei dem Jungen um deinen Neffen. Er ist das Kind deiner Schwester, nicht deines.

Bis zu einem gewissen Grad kann ich deine Schwester sogar verstehen. Ich wäre auch sauer geworden, würde mir meine Schwester in meine Erziehungsmethoden(auch wenn sie noch so beschissen sein mögen)reinreden würden.

Wenn du ansonsten ein gutes Verhältnis zu ihr hast, kannst du versuchen auf deine Schwester einzuwirken. Sprich mit ihr über deine Sorgen. Vielleicht hast du ja als Tante einen viel besseren Zugang zu dem Jungen als seine Eltern. Das ist ja oft so. Aber schimpfe sie nicht aus, dann machen sie zu.

Falls sie sich aber jede Einmischung verbittet, dann wirst du das einfach hinnehmen müssen. Dann würde ich allerdings - an deiner Stelle - auch keine Geldmittel mehr zur Verfügung stellen.

Aber unter uns gesagt: wenn ich eine Gefahr für den Jungen sehen würde, würde ich mir den Mund nicht verbieten lassen. Ich würde meine Meinung sagen - höflich aber bestimmt.

Erkundige dich mal beim Kinderschutzbund(ganz unverbindlich und ohne deiner Schwester damit zu drohen)was du tun kannst, welche Möglichkeiten du als Tante hast.
 
Liebe Pisces!

Ich muss Dir gestehen, dass ich zu dem Thema nur bedingt etwas sagen kann. Erstens habe ich keine Erfahrung mit ADHS (außer dem, was ich mal gelernt hatte, nämlich dass der Komplettausstieg (!) aus dem Zuckerkonsum beeindruckende Ergebnisse bringen kann - und da bin ich mir mangels eigener Erfahrung nicht sicher, ob das stimmt) und zweitens habe ich Mädels, die sind in der Pubertät anders als Jungs.

Was ich Dir dazu sagen kann ist, dass Kritik an der Erziehung eines der unangenehmsten Dinge ist, die man als Eltern hören kann und man dementsprechend hornissenhaft reagiert, ging mir auch so.*gestehe*

Ich würde es daher hintenrum angehen, z.B. den Neffen einladen zu gemeinsamen Aktivitäten (Bootfahren, Kino, Städteausflug, Museum etc.) eventuell mit dem Hinweis, dass auch ein, zwei Freunde von ihm gerne dabeisein können. Um ihn quasi auf den Geschmack zu bringen, ohne dass es als Kritik gewertet wird.

Liebe Grüße
Reinfriede
 
...nämlich dass der Komplettausstieg (!) aus dem Zuckerkonsum beeindruckende Ergebnisse bringen kann
liebe reinfriede, dadhs ist je nach schweregrad eine stoffwechseldisposition oder erkrankung (von letzterer ist mein neffe betroffen), die sich nicht über die ernährung verbessern lässt. sicherlich schadet ein zu hoher zuckerkonsum insgesamt, aber dass der verzicht auf zucker eine merkbare verbesserung der symptomatik hervorruft, ist leider nicht der fall.


ich bin aufgrund meiner beruflichen tätigkeit zeitlich recht eingeschränkt, aber habe schon aktivitäten ins auge gefasst, die im realen leben stattfinden. ich denke, das wird der weg sein. es fällt trotzdem sehr schwer, das mitanzusehen.
 
es fällt trotzdem sehr schwer, das mitanzusehen.

Das kann ich gut nachfühlen.:(

Aber Angriff (und als solcher wird auch vorsichtige Kritik sehr schnell empfunden) birgt meistens die Gefahr, dass der Weg abgeschnitten wird.

Lieber mit dem "Auf-den-Gusto-bringen-Weg" arbeiten, dann wird es keine Probleme mit den Eltern geben.

Meinen Bruder (auch so ein Pubertäts-Stubenhocker) hatte in dieser Zeit eine entfernte Tante einmal eingeladen, mit ihr Tennis-Spielen zu gehen. Sie kaufte auch die Ausrüstung für ihn. Das brachte ihn auf den Geschmack, er war danach begeisteter Tennisspieler. Vielleicht funktioniert sowas ähnliches auch bei Deinem Neffen.

Liebe Grüße
Reinfriede
 
Ich kann mich nur anschliessen, ich habe mich schon heftigst mit meinem Bruder ueber seine Erziehungsmethoden gestritten und bin zu dem Schluss gekommen, dass man es leider mit ansehen muss, egal, wie weh es einem tut. Es sind nicht meine Kinder, es ist nicht Dein Kind. Solange die Eltern nichts tun, was gegen das Gesetz verstoesst ist man machtlos und Dinge anzusprechen enden meistens leider im Streit ausser man hat ein extrem gutes Haendchen solche Gespraeche zu fuehren!

Ich druecke Dir auf jeden Fall alle Daumen und hoffe fuer Deinen Neffen, dass Du es zeitlich schaffst ihn ein wenig aus der Spielewelt heraus zu holen!

Der Sohn einer Bekannten von mir hat Asperger Syndrom und haengt auch nur vor dem Computer oder der X-Box, auch da verkneife ich mir jeden Kommentar, weil ich weiss, dass die meisten Menschen bei der Erziehung eben keine Hilfe wollen und sei sie noch so gut gemeint!

Alles Gute!
Cloudlight
 
liebe pisces,

wenn ich über all die dinge, die meine mutter pausenlos über meine kinder sagt, mich aufregen würde, dann gäbs keinen kontakt mehr. ich denk mir einfach, es ist FAMILIE, und der stehts ja wohl zu, was zu sagen. recht hast du ja, ich merk bei meinem ADHS-buben, dass er voll fahrig wird, wenn er lange an diesen dingern hängt und dann weg muss davon. ich hab aber auch eher die überzeugung, ihn das ausleben zu lassen, das interesse verliert sich. mein neffe meinte, auch ER wäre pc-spiel-süchtig gewesen, mutter hats ihm immer verboten, er ging zu den freunden zum spielen und spielte heimlich nachts, und irgendwann, als sie die kontrolle darüber verwirken ließ, hats nachgelassen. es hat ihn dann gar nicht mehr interessiert .

lg
 
.... weiß aber ehrlich gesagt im moment nicht mehr, ob ich noch etwas machen kann oder wieder tatenlos zusehen muss.

Liebe pisces,

ich denke tatsächlich, Du musst tatenlos zusehen. Das Problem besteht - aus Sicht Deiner Schwester - eher
darin, dass Du ihre Erziehungsmethoden generell in Frage stellst, und es wundert mich nicht, dass sie so aufgebracht reagiert. Würde sie Dich um Rat fragen und Du tätest Deine Meinung kund, dann wäre die Ausgangslage eine andere, und sie wäre wahrscheinlich Deinen Argumenten zugänglich.

Mein Sohn hatte (und hat immer noch) ADS (ohne die Hyperaktivität), und ich weiß, wie schwer der
Umgang mit dem personifizierten Chaos ist. Damit hatte ich echte Probleme, unsere Chemie schien keinen gemeinsamen Schnittpunkt zu haben. Auch heute noch kann ich die impulsiven Gedankengänge und Handlungen meines mittlerweile erwachsenen Sohnes nicht immer nachvollziehen. Ich habe gelernt, ihn sein zu lassen, wie er ist, mit Kritik halte ich mich so gut wie ganz zurück - und meine Einstellung kommt letztendlich unserer Beziehung zugute.

Als er etwa im Alter Deines Neffen war spielten die Medien bei weitem nicht eine solch dominante Rolle
wie heute. Bei ihm war's der Gameboy, gefolgt von PC-Spielen, die langsam Einzug hielten. Leider haben weder mein Mann noch ich hier eine inhaltliche Kontrolle geübt und vorallem auch kein Interesse an "seiner" Welt gezeigt. Das tut mir heute unendlich Leid, ich denke, er fühlte sich sehr alleine gelassen.
Darin sehe ich ein grundlegendes Versäumnis von uns als Eltern.

Für mich war es immer ein "rotes Tuch", wenn er sich mal wieder in seinem Zimmer hinter dem PC verschanzte und alles andere außen vor ließ. Gegengesteuert haben wir, indem wir versuchten, ihm
andere Aktivitäten schmackhaft zu machen ... Jungschar, Tennisunterricht, Klavierspielen. Für eine begrenzte Zeit hat das auch funktioniert, aber letzlich entschied er sich immer dagegen. Und mit Brachialgewalt kann man da nichts ausrichten.

Müßig zu erwähnen, dass auch seine schulischen Leistungen litten. Was wiederum zur
Folge hatte, dass mein Mann seinen Sohn immer öfter als "Versager" betitelte. Es war ein schlimmer Negativ-Kreislauf, den ich selbst erst im Nachhinein erkennen konnte.

Soviel zu meiner persönlichen Erfahrung, woraus sich aber auf andere Betroffene nicht zwingend etwas
ableiten lässt.

Wenn Du etwas tun willst, dann würde ich Dir intuitiv raten, den Medienkonsum deines Neffen vorallem ihm selbst gegenüber nicht abzuwerten. Gerade Jugendliche mit gewissen Hemmschwellen kommen via PC schnell zu spielerischen Erfolgserlebnissen, die ihnen eventuell im realen Leben versagt bleiben.

Schau Dir die PC- und Wii-Spiele mit ihm an, lasse Dir seine Apps und deren vermeintlichen Nutzen für ihn erklären, und versuche, Dich ein wenig in den Kick, den er daraus bezieht, einzufühlen.
Die Eltern wären gut beraten, dies ebenso zu handhaben.
Nur so ist auch eine gewisse Kontrolle über die Art des Konsums möglich, die Eltern sollten sich hier Kompetenz aneignen. Sonst werden Argumente auch vom Sohn nicht ernst genommen.

LG
Lucille
 
Gerade Jugendliche mit gewissen Hemmschwellen kommen via PC schnell zu spielerischen Erfolgserlebnissen, die ihnen eventuell im realen Leben versagt bleiben.
liebe lucille, genau darin liegt die crux, denn das belohnungssystem über ein training von reaktion bzw. reflexen zu aktivieren (genau das passiert bei online- oder konsolengames) und das bei jemandem mit adhs (einer generellen schwäche, reize von außen zu filtern) der ohnehin viel zu gut ausgeprägte reflexreaktionen hat, führt zur verkümmerung anderer kognitiver fähigkeiten und auch nicht selten zur online-sucht.


ich habe auch noch einmal mit einer sehr kommunikationsstarken bekannten darüber gesprochen, die mir geraten hat, bei meiner meinung zu bleiben, da ich die kinder, bzw. den neffen sehr gern habe und aufgrund meiner eigenen betroffenheit (habe selbst ads, mein lebensgefährte ebenfalls) einen tiefen einblick in mechanismen habe, und insgesamt über die entwicklung sehr besorgt bin. es geht nicht darum, ein bashing zu betreiben oder jemanden an den pranger zu stellen oder zu kritisieren. ich werde nicht mehr aktiv auf meine schwester zugehen. sofern das thema jedoch wieder verbalisiert wird, werde ich es genau so formullieren.
 
... denn das belohnungssystem über ein training von reaktion bzw. reflexen zu aktivieren (genau das passiert bei online- oder konsolengames) und das bei jemandem mit adhs (einer generellen schwäche, reize von außen zu filtern) der ohnehin viel zu gut ausgeprägte reflexreaktionen hat, führt zur verkümmerung anderer kognitiver fähigkeiten und auch nicht selten zur online-sucht.

sofern das thema jedoch wieder verbalisiert wird, werde ich es genau so formullieren.

Problembewusstsein und das Ausformulieren birgt allerdings noch keine Lösungen in sich.
Ich schätze, dass Deine Schwester durchaus auch die Problematik sieht, aber hilflos in der
Situation ist.

Was hältst Du vom letzten Absatz meines Beitrags?
 
die kompetenz besteht darin, dass der vater ebenfalls viel zeit mit online-games und sonstigem medienkonsum verbringt. :D wie mein lg - der geht sofort nach dem betreten der wohnung in sein zimmer und schmeisst den rechner an und ward nicht mehr gesehen. nur - der ist in foren unterwegs und mein schwager spielt online-games.

ich habe mich für die inhalte der games interessiert, bzw. spreche mit ihm darüber und werde ihm auch einen wunsch erfüllen, der eine teilnahme an einem realen event beinhaltet. wobei - für mich ist es äußerst schwierig, die inhalte nachzuvollziehen. es ist schwierig für meinen neffen aus der perspektive eines insiderrs ein 'briefing' zu formulieren, bzw. die inhalte so wiederzugeben, dass ein außenstehender sie versteht ;) eigentlich bin ich am sonntag dort eingeladen, um den geburtstag meines schwagers zu feiern. ich bin mir nicht sicher, ob die einladung noch steht.o_O
 
Frag´einfach mal nach, liebe Pisces. Ist auch ein guter Grund um das Gespräch zu suchen.

Wenn du es gut anstellst und dich ein wenig moderat verhälst, hast du einen Fuß in der Tür und kannst dich in aller Ruhe unterhalten mit deiner Schwester. Vielleicht nicht sofort - aber sicher demnächst mal.

Diese Onlinespiele mögen für einige Leute das A und O sein. Für mich sind sie absolut weltfremd.

Vor ein paar Jahren war ich auf der Geburtstagsparty einer Bekannten eingeladen. Mein Mann und unsere Tochter waren auch mit.

Die zahlreich erschienen Gäste saßen plaudernd und lachend um den großen Wohnzimmertisch versammelt. Es herrschte eine aufgeräumte Stimmung.

Wir waren schon eine Weile da, als noch zwei verspätete Gäste eintraten. Die beiden Herren mittleren Alters, waren Arbeitskollegen des Gastgebers, wie sich herausstellte.

Es dauerte nicht lange, da hatten sie das Gespräch an sich gerissen. Auch nach längerem gebannten Zuhören erschloß sich mir der Inhalt der Unterhaltung nicht. Die erwähnten Namen von irgendwelchen Leuten kamen mir völlig absurd vor. Spitznamen vermutlich, dachte ich.

Bis es mir so langsam dämmerte, worum es in dem lautstarken Gespräch handelte, verging eine halbe Stunde.

Die Leute(nicht nur die beiden Herren, sondern auch die Gastgeber und einige Familienmitglieder)sprachen über ein Onlinerollenspiel namens "WoW", das damals total "in" war.

Als leidenschaftliche Verfechterin von altmodischen Spielen wie "Monopoli", "Mensch ärgere dich nicht" und "Scrabble", hatte ich natürlich null Ahnung von sowas.

Was mich absolut schockierte an der ganzen Geschichte war, daß diese Leute daon sprachen, als ginge es um das reale Leben, als seien diese Spiele ihr einziger Lebensinhalt. Sie erzählten von Zwergen und Riesen(?). Faselten davon, daß sich irgendwelche "Blödlinge", die ja wohl die absoluten Loser seien, ihrer Gruppe(?)anschließen wollten. Die hätten sie "voll weggemobbt".

Meine Bekannte fragte mich dann allen Ernstes noch, ob es wohl ginge, daß sie während ihres Nachtdienstes(sie ist Pflegerin in einem Altenheim)ihr Online-Rollenspiel spielen dürfe.

Ich war fassungslos. Mein Interesse ebbte ab dem Zeitpunkt sofort ab und dümpelte in Richtung Unterbewußtsein dahin. Wir machten uns bald auf den Nachhauseweg.

Später erfuhr ich noch, daß einer der Spätankömmlinge(sie waren deshalb so spät, weil sie noch ihr Onlinespiel fertigmachen mußten)von seiner Frau verlassen worden war. Sie war, nach vielen gescheiteten Versuchen ihren Gatten vom PC wegzulotsen, fortgezogen.
 
und im übrigen - mein schwager würde auch spielen und das mache nichts. und überhaupt – er hätte nun mal diese interessenlage und das sei auch gut so.

Das hatte ich offenbar überlesen in Deinem EP.

Ich weiß ja nicht, wie Deine Schwester mit der ausgeprägten (?) Neigung ihres Mannes
umgeht. Aber ich könnte mir denken, dass sie da nicht viel ausrichten kann.

Der Vater fällt als Vorbild diesbezüglich weg, und so kämpft sie gegen Windmühlen.
Vielleicht ist es die Aussichtslosigkeit auf eine Veränderung, die sie so heftig in die
Defensive gehen lässt.

ich habe mich für die inhalte der games interessiert, bzw. spreche mit ihm darüber und werde ihm auch einen wunsch erfüllen, der eine teilnahme an einem realen event beinhaltet.

Das finde ich gut.
Das Allergrößte für meinen Sohn damals waren WLan-Partys.
Hätte er nicht gehen dürfen, wäre er wahrscheinlich in den Hungerstreik getreten ;--).

für mich ist es äußerst schwierig, die inhalte nachzuvollziehen.

Verstehe ich.
Allerdings verstehe ich auch die Faszination, die dieses virtuelle Zweitleben für einen
Jugendlichen hat.
Ich kann mich an Zeiten erinnern, als die ganze Familie eifrig mit "Siedler" beschäftigt war ...

Wie schon gesagt, ich finde, es ist Pflicht der Eltern, bei einem 13-Jährigen zu kontrollieren,
welche Ausrichtung die Spiele haben. Gewaltspiele à la "Doom" und "Man Hunter" zB dürfen nicht ins Haus.

Als leidenschaftliche Verfechterin von altmodischen Spielen wie "Monopoli", "Mensch ärgere dich nicht" und "Scrabble", hatte ich natürlich null Ahnung von sowas.

Diese "konservativen" Spiele liebe ich ebenfalls, UNO steht auch bei meinen
Kindern hoch im Kurs.

Eine ausgewogene Co-Existenz "alter" Spiele und moderner Online-Spiele sollte
eigentlich möglich sein. Wenn wir (also unsere Generation) uns diesem letzteren Thema komplett
verschließen, schaffen wir damit nur Distanz zu den Jungen.

Deine Schilderung der Geburtstagsparty ist allerdings "krass".
Das ist eben der berühmte Schritt zu weit - kein Wunder, dass bei Dir Aversionen aufgekommen sind.

.
 
Unsere Tochter spielt auch gerne die "althergebrachten" Spiele. Ja, Uno und auch Jenga sind bei uns nicht wegzudenken. Solche Spiele haben uns so manchen verregneten Urlaubstag gerettet.

Da unsere Tochter schon Ende 20 ist, kann ich, ehrlicherweise, nicht über solche Online-Spiele mitreden. Von ADS oder ADHS habe ich auch gar keine Ahnung.

Ich wüßte nicht wie ich damit umgehen würde, wenn mein Kind exzessiv mit Ballerspielen o. ä. beschäftigt wäre. Wie sollen Eltern immer genau überprüfen was ihre Kids da so im Net machen? Wo ist die tägliche Grenze?

Ich bin froh, daß unsere Tocher im Vor-Internetzeitalter großgeworden ist...
 
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Ich weiß ja nicht, wie Deine Schwester mit der ausgeprägten (?) Neigung ihres Mannes
umgeht. Aber ich könnte mir denken, dass sie da nicht viel ausrichten kann.

Der Vater fällt als Vorbild diesbezüglich weg, und so kämpft sie gegen Windmühlen.
Vielleicht ist es die Aussichtslosigkeit auf eine Veränderung, die sie so heftig in die
Defensive gehen lässt.

Dem möchte ich mich anschließen. Das Vorleben ist schon ein großer Part, was nicht heisst, dass nicht auch Kinder von Nicht-Online-spielenden Vätern trotzdem darauf abfahren können, aber wenn der Vater auch viel spielt, wird das ungleich schwerer wiegen.

UNO stand bei uns übrigens auch immer hoch im Kurs.

Oder unser heissgeliebtes "Skrupel"-Spiel, das war ein Kärtchenspiel mit Fragen (ganz fiesen Gewissensfragen) drauf und man musste das Gegenüber einschätzen, wie es die Frage beantworten würde. Wer die Mitspieler am besten einschätzen konnte, bekam die meisten Punkte und gewann.

@Pisces: Vielleicht ließe sich Dein Neffe auch zu einer Partie Schach mit Dir überreden oder zu Wettkämpfen mit sportlichem Schwerpunkt?

Etwas, bei dem er sich auch "beweisen" kann?

Liebe Grüße
Reinfriede
 
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