Hallo zusammen,
ich wende mich mal an euch, weil ich gerade überhaupt nicht weiter weiß und es mir vorkommt, als würde mein ganzes Leben "zerbrechen". Über Ratschläge, Einschätzungen, Tipps wäre ich wirklich sehr dankbar (ich entschuldige mich schon im Voraus dafür, dass mein Text wahrscheinlich ziemlich lang werden wird, aber es gibt gerade so vieles, was ich mir von der Seele schreiben möchte/muss).
Also: ich bin 29 Jahre alt, habe Jura studiert, mache momentan mein Referendariat und schreibe in 2 Monaten mein 2. Examen. Vor dem Jurastudium habe ich ein anderes Fach begonnen, das Studium dann aber nach 5 Semestern abgebrochen, weil es nicht das Richtige war. Jura an sich mag ich gerne, allerdings habe ich während des Referendariats gemerkt, dass ich wahrscheinlich nicht in einem "klassischen" Juristenberuf arbeiten möchte. Dazu kommt, dass ich bis jetzt viel zu wenig für mein Examen gelernt habe und auch während des ganzen Referendariats zu wenig gemacht habe, weshalb ich jetzt Panik habe, das Examen nicht zu bestehen (aber nicht mal hauptsächlich deshalb, weil ich dieses Examen für mich als essentiell ansehe (wie ja schon geschrieben, weiß ich gar nicht, ob ich in dem Beruf überhaupt glücklich werden kann), sondern einfach weil ich Angst hätte, ansonsten nur mit meinem Uni-Abschluss dazu stehen.
Das Berufliche ist also das Eine: ich bin ein sehr kreativer Mensch, mache auch vieles in der Richtung, bin sehr kommunikativ, komme schnell mit Menschen ins Gespräch und interessiere mich für zwischenmenschliche und gesellschaftliche Themen. Jura ist mir oft zu trocken, vieles langweilt mich und ich habe Angst, mein Leben lang in diesem Beruf zu "stecken". Auf der anderen Seite die Angst davor, das Examen nicht zu bestehen, als Versager angesehen zu werden und keinen Fuß fassen zu können im Leben
Dazu kommt, dass ich mich schon viel zu alt fühle (obwohl es im Referendariat viele in meinem Alter gibt oder sogar noch Ältere).
Das Hauptproblem ist aber wahrscheinlich, dass auch außerhalb des Beruflichen nichts in meinem Leben so läuft, dass ich damit zufrieden wäre. Ich hatte in den letzten Jahren sehr vieles zu verarbeiten. Mit 23 habe ich mich als schwul geoutet, dem ging eine relativ lange sehr schwere Zeit voraus, in der ich mich verstellt habe, mich dafür gehasst, nicht so zu sein wie alle anderen und in der ich große Angst hatte, nicht so angenommen zu werden, wie ich bin. Das Outing lief auch nicht wirklich gut, meine Freunde haben es zwar gut aufgenommen, meine Familie kam aber nicht gut damit klar. Mittlerweile hat sich unser Verhältnis zum Glück aber wieder deutlich gebessert.Trotzdem war es eine schwere Zeit, die noch ziemlich an mir nagt (ich hatte vor meinem Outing auch Drogenprobleme, habe mich selbst verletzt und kam schon damals nicht wirklich klar).
Das nächste "Problem" ist mein Liebesleben. Als ich mich geoutet habe, war ich schon ein Jahr mit meinem Ex-Freund zusammen. Wir waren insgesamt fünf Jahre zusammen, das letzte Jahr davon war eine Fernbeziehung (800 km), in der wir uns immer mehr voneinander entfernt haben und uns deshalb letztendlich getrennt haben. Die Trennung war sehr hart für mich, mittlerweile bin ich einigermaßen darüber hinweg und ich sehne mich auch wieder nach einer Beziehung, aber irgendwie will auch das nicht so richtig klappen und ich weiß nicht, woran es liegt
Ich bin immer viel unterwegs, habe auch einen recht großen Freundeskreis, lerne schnell neue Leute kennen, aber mit der Liebe klappt es einfach nicht. Ich werde von anderen als attraktiv bezeichnet, es gab/gibt auch einige Männer, die an mir Interesse zeigen, leider sind das aber genau die, an denen ich nicht interessiert sind. In meinen mittlerweile schon fast drei Jahren als Single war ich drei Mal ein bisschen verliebt, allerdings wurde daraus nie etwas (einer der Männer war bereits vergeben, ein anderer war zwar auch in mich verliebt, wollte aber keine feste Beziehung und der dritte ist zwei Monate, nachdem wir uns kennengelernt haben, nach Australien ausgewandert
). Ich fühle mich oft einsam und habe Angst davor, nie mehr wieder in einer glücklichen Partnerschaft leben zu können
Das alles belastet mich sehr und ich bekomme es momentan einfach nicht auf die Reihe, mich neben all dem noch auf mein Referendariat und das Examen zu konzentrieren. Am liebsten würde ich alles hier aufgeben und ganz von vorne anfangen. Oder einfach alles hinschmeißen und irgendwo kellnern, jobben - und daneben Zeit für mich haben, neue Menschen kennenlernen. Hier fühle ich mich mehr und mehr unwohl und ich habe keine Ahnung, was ich dagegen tun kann.
Im Rahmen des Referendariats war ich vier Monate in einer anderen Stadt. Dort leben meine besten Freunde, dort fühle ich mich wohl. Am liebsten würde ich einfach dort hin ziehen und einen Neuanfang starten. Das geht ja aber nicht, weil ich hier noch mein Ref beenden muss, das Examen schreiben (was ich höchstwahrscheinlich sowieso nicht bestehen werde, dann heißt es Wiederholung des Examens, was dann nochmal länger dauert. Und wenn ich daran nur denke, wird mir schlecht). Der Druck ist sowieso schon so groß und so langsam halte ich es nicht mehr aus. Bis jetzt lief immer alles gut, ich musste mich im Studium nicht sonderlich anstrengen, hatte daneben immer sehr viel Zeit für mich und meine Freunde (und meinen Ex) und hatte trotzdem gute Noten. Jetzt merke ich, dass es so nicht mehr funktioniert, aber ich weiß, dass ich zugrunde gehen werde, wenn ich die Zeit für mich und die Menschen, die mir wichtig sind, nicht mehr habe. Ich habe den Eindruck, dass ich mich entscheiden müsste zwischen Leben und Lernen/Jura/geregeltem Leben. Dazu kommt, dass ich nicht weiß, woher ich die Kraft nehmen soll, um dem Druck stand zu halten. Die meisten meiner Referendarkollegen sind in langjährigen Beziehungen oder leben teilweise noch bei ihren Eltern, die sie unterstützen. Ich lebe alleine, habe hier zwar auch einige Freunde (wobei meine guten Freunde wie schon geschrieben in meiner Traumstadt leben), aber bin so vollkommen auf mich allein gestellt. Ich fühle mich, als sei ich ein vollkommen einsamer Versager... und ich weiß nicht, was ich dagegen machen kann.
Vielleicht war der Text wirklich zu lang? Aber irgendwie hängt das ja alles zusammen. Und ich brauche, glaube ich, gerade wirklich Hilfe. Deshalb würde ich mich sehr über Antworten freuen! Vielen Dank im Voraus!!
ich wende mich mal an euch, weil ich gerade überhaupt nicht weiter weiß und es mir vorkommt, als würde mein ganzes Leben "zerbrechen". Über Ratschläge, Einschätzungen, Tipps wäre ich wirklich sehr dankbar (ich entschuldige mich schon im Voraus dafür, dass mein Text wahrscheinlich ziemlich lang werden wird, aber es gibt gerade so vieles, was ich mir von der Seele schreiben möchte/muss).
Also: ich bin 29 Jahre alt, habe Jura studiert, mache momentan mein Referendariat und schreibe in 2 Monaten mein 2. Examen. Vor dem Jurastudium habe ich ein anderes Fach begonnen, das Studium dann aber nach 5 Semestern abgebrochen, weil es nicht das Richtige war. Jura an sich mag ich gerne, allerdings habe ich während des Referendariats gemerkt, dass ich wahrscheinlich nicht in einem "klassischen" Juristenberuf arbeiten möchte. Dazu kommt, dass ich bis jetzt viel zu wenig für mein Examen gelernt habe und auch während des ganzen Referendariats zu wenig gemacht habe, weshalb ich jetzt Panik habe, das Examen nicht zu bestehen (aber nicht mal hauptsächlich deshalb, weil ich dieses Examen für mich als essentiell ansehe (wie ja schon geschrieben, weiß ich gar nicht, ob ich in dem Beruf überhaupt glücklich werden kann), sondern einfach weil ich Angst hätte, ansonsten nur mit meinem Uni-Abschluss dazu stehen.
Das Berufliche ist also das Eine: ich bin ein sehr kreativer Mensch, mache auch vieles in der Richtung, bin sehr kommunikativ, komme schnell mit Menschen ins Gespräch und interessiere mich für zwischenmenschliche und gesellschaftliche Themen. Jura ist mir oft zu trocken, vieles langweilt mich und ich habe Angst, mein Leben lang in diesem Beruf zu "stecken". Auf der anderen Seite die Angst davor, das Examen nicht zu bestehen, als Versager angesehen zu werden und keinen Fuß fassen zu können im Leben
Das Hauptproblem ist aber wahrscheinlich, dass auch außerhalb des Beruflichen nichts in meinem Leben so läuft, dass ich damit zufrieden wäre. Ich hatte in den letzten Jahren sehr vieles zu verarbeiten. Mit 23 habe ich mich als schwul geoutet, dem ging eine relativ lange sehr schwere Zeit voraus, in der ich mich verstellt habe, mich dafür gehasst, nicht so zu sein wie alle anderen und in der ich große Angst hatte, nicht so angenommen zu werden, wie ich bin. Das Outing lief auch nicht wirklich gut, meine Freunde haben es zwar gut aufgenommen, meine Familie kam aber nicht gut damit klar. Mittlerweile hat sich unser Verhältnis zum Glück aber wieder deutlich gebessert.Trotzdem war es eine schwere Zeit, die noch ziemlich an mir nagt (ich hatte vor meinem Outing auch Drogenprobleme, habe mich selbst verletzt und kam schon damals nicht wirklich klar).
Das nächste "Problem" ist mein Liebesleben. Als ich mich geoutet habe, war ich schon ein Jahr mit meinem Ex-Freund zusammen. Wir waren insgesamt fünf Jahre zusammen, das letzte Jahr davon war eine Fernbeziehung (800 km), in der wir uns immer mehr voneinander entfernt haben und uns deshalb letztendlich getrennt haben. Die Trennung war sehr hart für mich, mittlerweile bin ich einigermaßen darüber hinweg und ich sehne mich auch wieder nach einer Beziehung, aber irgendwie will auch das nicht so richtig klappen und ich weiß nicht, woran es liegt
Das alles belastet mich sehr und ich bekomme es momentan einfach nicht auf die Reihe, mich neben all dem noch auf mein Referendariat und das Examen zu konzentrieren. Am liebsten würde ich alles hier aufgeben und ganz von vorne anfangen. Oder einfach alles hinschmeißen und irgendwo kellnern, jobben - und daneben Zeit für mich haben, neue Menschen kennenlernen. Hier fühle ich mich mehr und mehr unwohl und ich habe keine Ahnung, was ich dagegen tun kann.
Im Rahmen des Referendariats war ich vier Monate in einer anderen Stadt. Dort leben meine besten Freunde, dort fühle ich mich wohl. Am liebsten würde ich einfach dort hin ziehen und einen Neuanfang starten. Das geht ja aber nicht, weil ich hier noch mein Ref beenden muss, das Examen schreiben (was ich höchstwahrscheinlich sowieso nicht bestehen werde, dann heißt es Wiederholung des Examens, was dann nochmal länger dauert. Und wenn ich daran nur denke, wird mir schlecht). Der Druck ist sowieso schon so groß und so langsam halte ich es nicht mehr aus. Bis jetzt lief immer alles gut, ich musste mich im Studium nicht sonderlich anstrengen, hatte daneben immer sehr viel Zeit für mich und meine Freunde (und meinen Ex) und hatte trotzdem gute Noten. Jetzt merke ich, dass es so nicht mehr funktioniert, aber ich weiß, dass ich zugrunde gehen werde, wenn ich die Zeit für mich und die Menschen, die mir wichtig sind, nicht mehr habe. Ich habe den Eindruck, dass ich mich entscheiden müsste zwischen Leben und Lernen/Jura/geregeltem Leben. Dazu kommt, dass ich nicht weiß, woher ich die Kraft nehmen soll, um dem Druck stand zu halten. Die meisten meiner Referendarkollegen sind in langjährigen Beziehungen oder leben teilweise noch bei ihren Eltern, die sie unterstützen. Ich lebe alleine, habe hier zwar auch einige Freunde (wobei meine guten Freunde wie schon geschrieben in meiner Traumstadt leben), aber bin so vollkommen auf mich allein gestellt. Ich fühle mich, als sei ich ein vollkommen einsamer Versager... und ich weiß nicht, was ich dagegen machen kann.
Vielleicht war der Text wirklich zu lang? Aber irgendwie hängt das ja alles zusammen. Und ich brauche, glaube ich, gerade wirklich Hilfe. Deshalb würde ich mich sehr über Antworten freuen! Vielen Dank im Voraus!!