Ich weiß nicht, woran ich bin ...

kleinkariert

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27 Juni 2010
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Guten Abend :)

Ich war und bin extrem gut darin, Sachen übers Knie zu brechen, aber es geht für mich gerade um etwas, das ich nicht unnötigerweise versauen will: meine Ehe.

Grundsätzlich ist mein Problem daran wohl, dass ich mir nicht sicher bin, ob das, was wir hier leben eine Ehe ist oder nur eine komische WG. Ich würde gern mal hören, was ihr darüber denkt und wie ihr diese Situation empfinden würdet, einfach um meinen Standpunkt klarer beurteilen zu können.

Das wird vermutlich ziemlich lang, ich hatte ja viel Zeit, Probleme zu sammeln - vielen Dank schon mal fürs Durchlesen.



Wir sind jetzt seit 7 Jahren zusammen und davon 6 Jahre verheiratet.
Mein Mann ist ein ganzes Eckchen älter als ich und hat auch einen ganz anderen Hintergrund.

Wir haben uns ziemlich schnell verlobt, da waren wir keine zwei Monate zusammen, kannten uns also eigentlich noch gar nicht richtig. Ich muss auch ehrlich gestehen, dass ich heute nicht mehr sagen kann, warum ich Ja gesagt habe ...

Wir kommen eigentlich ganz gut miteinander aus, aber es ist für mein Empfinden irgendwie so ein Nebeneinanderherleben ... wir wohnen halt zufällig zusammen.

Ich bin für ihn (überspitzt gesagt) Putzfrau, Köchin, Sekretärin, Hausmeister, Waschfrau, Therapeutin ... gefühlt Mutterersatz (er hat eine extrem starke Bindung zu seiner Mutter, auch heute noch).

Er ist für mich ... die dritte Hand, derjenige, bei dem ich direkt meinen Arbeitsfrust loswerden kann und jetzt fällt mir schon nichts mehr ein, was ich für die Ausgewogenheit schreiben könnte. Oh, er ist derjenige, bei dem ich mir Lob abhole, wenn ich meine, dass ich welches verdient habe.

Ich habe das Gefühl, dass ich in die Beziehung mehr reinpowere, als gut für mich ist.

Seine psychische Situation fordert von mir extrem viel Einfühlungsvermögen, Rücksicht und Trost, oftmals (bzw. durch die bereits vergangene Zeit) mehr als ich geben zu können glaube und ich habe inzwischen nicht mehr sehr viel Geduld in der Hinsicht.
Ich habe schon mehrfach gefordert, dass er sich hinsichtlich der Hypochondrie und seiner Panikattacken in Therapie begibt. Nach langem Drängeln hat er mal einen Therapeuten angerufen und ihm aufs Band gesprochen. Der Therapeut hat nicht zurückgerufen und damit war der Mensch für ihn gestorben. In einer anderen Praxis hätte er sich auf die Warteliste setzen lassen können, hat er aber nicht gemacht - ich schließe daraus, dass er keine Therapie will. Ich denke schon, dass er das Problem erkannt hat, aber er hält wohl grundsätzlich nichts von Therapie, das hat er auch schon so gesagt - er ist der Meinung, wer Psychotherapeut wird, hat selbst einen an der Klatsche (O-Ton).

Wenn er an so einem hypochondrischen Anfall leidet und mich damit auf dem falschen Fuß erwischt, breche ich inzwischen sofort in Tränen aus, weil ich einfach nicht mehr damit umgehen kann oder/und ich laufe weg und versuche, mich der Situation zu entziehen, weil ich es nicht mehr ertrage, dass er diese Dinge bei mir ablädt.


Ein weiterer, offensichtlicher Punkt, der mich umtreibt, ist die familiäre Arbeitsteilung.

Dazu muss ich sagen, dass ich keine perfekte Hausfrau bin und auch nicht wirklich vorhabe, das zu werden. Bei mir muss man nicht vom Boden essen können, wir haben Geschirr ;-)
Zugegebenermaßen siehts manchmal schon schlimm aus hier - dann kann mein Mann auch durchaus mal einen Anfall kriegen und fängt an, aufzuräumen. In der Regel ist es so, dass ich dann ziemlich schnell mitmache, weil es mich eh schon gestört hat - in der Regel ist es aber auch so, dass ich nach einer Weile damit dann wieder alleine bin. Während ich in der Küche, im Bad oder Wohnzimmer (also den "Gemeinschaftsräumen") saubermache, verzieht er sich in sein Büro und macht da sauber und räumt auf. Ich hab auch ein eigenes Zimmer für meinen Kram, aber da siehts wüst aus, weil ich mich vorrangig um die gemeinsamen Räume kümmere, in mein Zimmer kommt ja niemand rein. In sein Büro auch so gut wie nie (nur seine Eltern/Familie).

Er räumt meistens die Spülmaschine aus bzw. stellt sie an, wenn sie voll ist. Seit ein paar Tagen macht er auch morgens die Betten und kümmert sich ums Lüften der Wohnung (das hat er von sich aus angefangen, ich kann die Betten selten machen, weil er fast immer noch drin liegt, wenn ich zur Arbeit aufbreche). Hin und wieder leert er mal einen Mülleimer aus, aber meistens kann man doch noch was reinstopfen, auch wenn der Deckel dann eben nicht mehr zu geht. Gelegentlich hilft er beim Wäsche auf- oder abhängen und Wegräumen.

Das wäre soweit okay, wenn er die "typischen" Männeraufgaben übernehmen würde (Rasenmähen, Autos pflegen, Heimwerken usw.). Da es ihm aber an jeglichem Geschick und Willen mangelt, mach ich das zu 95% auch. Ebenso ist es mit Dingen wie der Steuererklärung, dem Garten, Anrufen bei Handwerkern usw.

Ein beliebter Satz, wie er ihn sagt: "Wir müssten mal dringend dies und jenes tun!"
Bei mir kommt dann aber an: "DU musst mal dringend ..."
Und da sich diese Aufgaben bisher nicht erledigt haben, gehe ich mal davon aus, dass das auch genauso gemeint ist.

Wir arbeiten beide. Ich bin teilzeit angestellt, er arbeitet freiberuflich von daheim. Sein Job ist nicht konstant, d.h. er hat oft Phasen mit sehr viel Leerlauf bzw. ist es auch in Beschäftigungsphasen die Regel, dass er effektiv am Tag vielleicht 5 Stunden arbeitet. Er sitzt zwar den ganzen Tag in seinem Büro, aber Wahlergebnisse anderer Bundesländer angucken und online das Wetter beobachten ist in meinen Augen keine Arbeit (nein, das hat auch nichts mit seinem Beruf zu tun). Vom Einkommen her verdient er wohl mehr als ich es tue, aber auch nicht solche Mengen, dass es das in meinen Augen rechtfertigen würde. Es hängt leider viel davon ab, dass er tut, was er eben tut, weil er keinen richtigen Lohnberuf gelernt hat und Arbeitsalternativen für ihn nicht in Aussicht sind.

Es ist für mich gar nicht mal das Problem, dass er die Böden nicht wischt und die Fenster nicht putzt.
Aber es ist für mich ein Problem, dass er auch nicht die Brotkrümel wegputzt, wenn er sich ein Brot geschmiert hat und nicht einen Lappen holt, wenn er kleckert. Und es ist ein Problem, dass er (trotz entsprechender Ansage) die Socken nicht ordentlich in den Wäschekorb tut (also auf rechts gedreht und nicht als Ball). Und es ist ein massives Problem, dass er anscheinend sein Revier markieren muss (er pinkelt im Sitzen, aber leider nicht nur in die Schüssel) und die Klobürste nicht erkennt.

Auf all diese Punkte (und noch mehr) habe ich ihn schon angesprochen. Grad heute wieder auf die Sache mit der Klobürste ... das ist ja nun wirklich nicht schön.
Es kam dann direkt eine Retourkutsche: Wenn ich morgens beim Schminken ein Stück Toilettenpapier benutze (für Wimperntusche oder Lippenstift zum Abtupfen oder so), dann werfe ich das Stück Papier in die Toilette, ziehe aber dafür nicht extra ab. Das schwimmt dann da, wenn er aufs Klo geht.

Abgesehen davon, dass man das nun (in meinen Augen) nicht gut vergleichen kann: okay, es stört ihn, ich werfe das Papier jetzt in den Mülleimer.

So wie in diesem Fall läuft es fast immer: Wenn ich ihn auf irgendetwas hinweise (und meistens auch nicht zum ersten Mal), es kommt gleich was zurück. Er sagt mir nie etwas, wenn der Fall akut ist, ich kriege diese Ansagen immer nur als Antwort auf Kritik.

Ich empfinde sein Verhalten in Haushaltsdingen als Mangel an Rücksichtnahme (möglicherweise ist es auch steinzeitmännliches Reviermarkieren? Ich bin nun mal irgendwie auch der "Mann" im Haus, aber das ist ja nicht nur meine Schuld ... wenn ich es nicht mache, wer dann?)
Oft bekomme ich zu hören "Ich sehe den Dreck nicht" oder "Ich weiß nicht, wie/wo usw.". Es ist allerdings auch nicht so, dass ich ihm nicht Dinge zeige oder erkläre bzw. ihm da auch seinen Weg lasse (wenn er mal Wäsche zusammenlegt, macht er das anders als ich, okay ... wenn es mich bei meinen Sachen stört, lege ich es eben hinterher noch mal "richtig" zusammen).


Ein weiterer Punkt, bei dem ich wirklich nicht weiß, wie ich dazu stehen soll:

Wir haben keinen Sex. Genaugenommen hatten wir noch nie "richtigen" Sex. Er leidet an einer Erektionsstörung, unsere sexuellen Erfahrungen belaufen sich also "nur" auf das Drumherum. Das wusste ich vorher, natürlich, aber ich kannte die Ausmaße nicht.

Er hat nämlich auch kein Interesse an Sex. Unser letzter "Kontakt" in der Hinsicht muss weit über ein Jahr hersein. Hin und wieder kommt es schon zu sexuell aufgeladenen Momenten, die bei mir dann immer alle Lampen aufleuchten lassen ... und nach wenigen Minuten heißt es dann: "Ach Schatz, ja, wenn es heute nicht so heiß/kalt, regnerisch, windig wäre, wenn heute nicht dies und das und jenes wäre ...".
Zwischenzeitlich haben wir einiges ausprobiert, um da etwas mehr Schwung reinzubringen, aber "befriedigende" Ergebnisse sind dabei auch nicht herumgekommen.

Das hat mir früher weniger ausgemacht, allerdings war ich zu Beginn unserer Beziehung noch sehr jung. Inzwischen ist das ein Punkt, der mich wirklich sehr stört.

Ich weiß, dass er sich selbst als bisexuell bezeichnet. Allerdings vermute ich, dass er eigentlich schwul ist und es sich selbst nicht recht eingesteht. Ich wüsste wahrscheinlich nur gern, woran ich bin, da es in den meisten anderen Punkten einfach nach Alibi-Ehe schreit ...
Es wäre okay. Wenn es eine gemeinschaftliche Abmachung gäbe, die unser Sexleben betrifft und mit der wir beide zufrieden sein können ... aber so fühle ich mich "hingehalten" und abgestellt ... er weiß das.

Dazu kommt, dass wir uns am Anfang einig waren, dass wir Kinder wollen ... er will immer noch Kinder bzw. sagt er das, ich bin mir da nicht mehr sicher. Also, ich hätte schon gern Kinder - aber mit ihm? So, wie wir sie gemeinsam machen könnten (das hätte mehr was von Samenspende ...), so möchte ich keine Kinder!



Auf der anderen Seite steht, dass er mich sehr verwöhnt, was mir allerdings manches Mal schon ziemlich auf den Keks geht. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit gibt er Unmengen Geld für mich aus (Geld, das wir an sich nicht haben) ... und ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Ich glaube schon, dass er mir eine Freude machen will (auch wenn es eben teilweise einfach in die Hose geht), aber ich bin mir nicht sicher, ob er sich vielleicht auch (unterbewusst) freikaufen will? Aber das ist es ja nicht, was ich von ihm will (und auch das sollte er wissen, ich habs oft genug gesagt).

Von außen betrachtet scheinen wir eine wirklich gute Ehe zu haben ... das bekommen wir auch immer wieder zu hören. Aber das ist ja nun nicht die Latte, an der man das misst.

Jetzt höre ich euch schon: So viel hat sie geschrieben und den wichtigsten Punkt total ausgelassen: Liebst sie ihn denn?

Ja, wenn ich das nur wüsste ... :confused:
 
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AW: Ich weiß nicht, woran ich bin ...

Moin,
habt ihr schon einmal über euere Beziehung geredet?
Für mich klingt es so, als wenn du dich schon entschieden hast, aber nicht recht weißt, wie du es beenden sollst.
Eberesche
 
AW: Ich weiß nicht, woran ich bin ...

Als ich anfing zu lesen dachte ich noch, na, das kann man doch in den Griff kriegen. Aber je mehr ich las, desto mehr entstand der Eindruck dass du eigentlich nur für ihn lebst.

Bei so einem Mann, in so einer Situation, mit der Vorgeschichte... Ich glaub da kann man nicht viel ausrichten. Versuche doch mal, dein Schema zu ändern. Überlege dir, wie du in welchen Situationen reagierst. Und dann überlege, wie du anders reagieren könntest. Zum Beispiel die Sache mit der Kritik. Ich finde das fürchterlich, diese "Ja, aber du bist ja auch voll doof!"-Reaktionen. Wie bei einem Kind. Wenn er auf deine (selbstverständlich sachlich und ruhig vorgebrachte!) Kritik so reagiert, dann gehe nicht drauf ein, sondern sag sowas wie "Mag ja sein, aber darum gehts jetzt nicht. Es geht um dasunddas." Oder ähnliches. Ich denke du weißt was ich meine.
Wenn du nicht so agierst wie er das gewohnt ist, kann er auch nicht so reagieren wie er das gewohnt ist.

Änderst du dein Verhalten/deine Reaktionen, muss er ebenfalls mitziehen, weil eben seine alte Reaktion nicht mehr passt.

Aber soll ich dir was sagen? Ich glaube du bist einfach nur eine lebenshungrige junge Frau, die den falschen Mann abbekommen hat. Überlege dir gut, ob du das bis zum Ende deines Lebens aushalten willst. Manchmal passen Menschen einfach nicht zueinander.
 
AW: Ich weiß nicht, woran ich bin ...

Liebe Kleinkariert!

Man (bzw. frau) kann Liebe auch mit Dankbarkeit verwechseln.

Das funktioniert sogar sehr lange und sehr gut. Nur - irgendwann bemerkt frau das.

Woran frau das erkennt? An der Vorstellung, sich zu trennen - welche Gefühle kommen da hoch, wenn Du genau analysierst, was überwiegt? Sehnsucht nach ihm oder Schuldgefühle (ihm gegenüber, der Umwelt gegenüber etc.)?

Liebe Grüße
Reinfriede
 
AW: Ich weiß nicht, woran ich bin ...

@Eberesche

Wir haben schon oft geredet ... das ist eigentlich eine ziemlich regelmäßige Einrichtung geworden, das "Reden", genau wie meine "Aussfälle", weil es mir zuviel wird ... es ändert sich nur gefühlt nicht mehr viel. Er macht zwar Zugeständnisse in vielem, aber das wenigste davon wird dauerhaft umgesetzt.

Ähnlich ist es eben mit seinen Angstanfällen - direkt nach so einem Anfall ist er auch jedes Mal bereit, doch noch mal nach einem Therapeuten zu gucken, aber am nächsten Morgen ist von dieser Bereitschaft nichts mehr da.

Dass ich mich schon entschieden habe, kann ich nicht sagen - möglicherweise unterbewusst, aber noch nicht so, dass ich irgendwas unternehmen würde (da ständen auch noch andere Probleme vorher).

Natürlich denke ich darüber nach, das Ganze zu beenden. Ich will aber auch nichts wegwerfen, was vielleicht gar nicht tot ist ... und ich mache mir auch Sorgen darüber, wie er damit umgehen würde.


Wie bei einem Kind.

Ja, genau so sehe ich das auch. Ich glaube, dass er in vielen Teilen auch noch Kind ist.

Er hatte und hat eine extreme Bindung zu seiner Mutter. Während des Studiums und teilweise danach hat er zu Hause gelebt und war als Erstgeborener auch "Mamas kleiner Goldschatz" ... daran, wie er als Kind war, werden heute noch alle Kinder gemessen (und für schlechter befunden).

Als ich ihn kennen lernte, hat er zwar nicht mehr im gleichen Haus gelebt wie seine Eltern, aber seine Mutter hat ihm noch die Wäsche gemacht und ihn versorgt. Das würde sie auch heute noch tun bzw. sie tuts noch. Wenn er seine Eltern besucht, kommt er jedes Mal mit irgendetwas zu Essen nach Hause und wenn seine Eltern übers Wochenende mal unsere Tiere versorgen, dann steht garantiert hinterher auch etwas zu Essen im Kühlschrank.

Gut, das ist ein Problem zwischen Schwiegermuttern und mir, hauptsächlich. Aber er akzeptiert das eben immer noch und das finde ich bedenklich.
Er und seine Mutter telefonieren auch mindestens einmal am Tag, meistens öfter ... um sich gegenseitig Sachen aus den Nachrichten zu erzählen oder sowas. Er hat sich nie richtig von seinen Eltern abgenabelt ...

Und ich bekomme für meinen Geschmack zu oft zu hören, dass ich genauso bin, wie seine Mama als junge Frau war :eek:


Ich werde mit meinen Reaktion mal darauf achten, das Muster zu durchbrechen. Momentan gibt er sich sehr viel Mühe, aber das ist auch wieder so eine Sache ... ich glaube, er tut das nicht, weil er es für angebracht hält, sondern weil er merkt, dass was im Busch ist und er "Schönwetter" machen muss ...

Bis zum Ende ... nein, auf keinen Fall! Nicht so, das würde eindeutig auf ein verfrühtes Ende hinauslaufen.


@Reinfriede

Ich verstehe, was du meinst - wenn ich an Trennung denke, natürlich würde er mir fehlen. Aber ich kann nicht den Finger drauf legen, ob es dabei um ihn geht oder einfach um irgendwen, der da ist ... das ist vermutlich schon bedenklich genug *seufz* Ich werde in der Hinsicht noch mal in mich gehen und versuchen, den Punkt eundeutig zu kriegen ...
 
AW: Ich weiß nicht, woran ich bin ...

Hallo kleinkariert.

Erstmal herzlich willkommen.

Ich möchte mich Gwendolyn anschließen.

Es gibt einiges was du zunächst an deinem Verhalten ändern kannst.

"Therapeutin": Du bist keine Therapeutin. Du bist "nur" seine Frau. Kriegt er einen Anfall ist das nicht DEIN Problem, es ist SEINS! Du hast das Recht ihm seine Probleme zurück zu geben. Nimm in dem Augenblick deine Handtasche und geh Kaffee trinken.

"Waschfrau": Warum wäscht du ihm seine Sachen? Es ist seine Schmutzwäsche.
Wenn er nichts mehr zum Anziehen hat, ist es sein Problem. Er ist doch zu Hause, also kann er sich eine Maschine an schmeißen.

"Sekräterin": Seine Termine seine Lohnsteuererklärung, das sind SEINE Aufgaben. Stell das einfach ein, das führ ihn zu übernehmen.

Ich spreche zu dir aus Erfahrung, ich habe automatisch auch vieles für meinen Mann übernommen und irgendwann habe ich das eingestellt. Das ist möglich, wenn frau aufmerksam schaut: "Ist das jetzt meins?" "Ach so, es ist nicht meins, also hier lieber Mann, ich gebe dir die Verantwortung zurück."

Ich weiß zB ganz genau, dass mein Mann für morgen keine saubere Unterwäsche mehr hat.

Es ist seine dreckige Wäsche, nicht meine. Das einzige was ich noch mache ist ihn darauf hinzuweisen und auch das werde ich in Zukunft einstellen.

Überlasse deinem Mann die Verantwortung für seine "dreckige Wäsche" auch im übertragenen Sinne, auch was seine psychischen Probleme betrifft. Ansonsten hast du so etwas wie die Aufgabe eines Mülleimers und ich denke nicht, dass ein Mensch gerne Mülleimer ist.

Ich gehe auch zu einer Therapeutin, weil mein Mann nicht mein seelischer Mülleimer ist. Ich kotze mich dort aus, wo ich einen Menschen dafür bezahle, weil es sein Job ist, meinen seelischen Müll auszumisten, bei einem Menschen der darin geschuhlt ist, durch einen seelischen Schweinestall geschickt zu werden, der das ab kann.

Versuch dich innerlich so zu distanzieren, das sein "Dreck" sein Dreck bleibt. Seine dreckigen Teller lässt du liegen, seine Urinflecken soll er selber weg machen usw.

Aus eigener Erfahrung muss ich dir sagen, dass wir da zunächst mit uns selber hartnäckig bleiben müssen.

Das wars fürs Erste von mir.

Ich schaue jetzt Fußball.

Ich hoffe von dir noch etwas zu hören, ich finde du schreibst sehr schön, mag ich gerne lesen.

Liebe Grüße an dich.

Johanne
 
AW: Ich weiß nicht, woran ich bin ...

@Johanne

Die Sache mit der Verantwortung (für sich selbst, für andere, für das gemeinsame Leben und das häusliche Umfeld usw.) ist immer wieder ein Reibungspunkt bei uns.

Ich nehme ihm zu viel ab und kann ganz schlecht zusehen, wie er "Dummheiten" macht. Auf der anderen Seite wirft er mir (natürlich zu Recht) vor, dass er nichts zu entscheiden hat. Was so auch nicht stimmt, er fragt mich ja jedes Mal, ob er dieses oder jenes darf oder machen soll.
Ich geb mir da Mühe, so oft wie möglich "Musst du wissen ..." zu sagen und mich nicht zu stark in seine Entscheidungsfindung einbinden zu lassen. Aber ich kann auch nicht immer aus meiner Haut und gerade wenn es um teure Anschaffungen geht, kann ich mir mein "Muss das sein?" auch nicht immer verkneifen.

Momentan weiß ich noch nicht genau, wie ich ihm "seinen Dreck" wieder zuspielen kann, auf dass er sich selbst drum bekümmtert. Ich scheue mich davor, zu offensiv vorzugehen, weil ich keine schlafenden Hunde wecken möchte und wir gerade letztes oder vorletztes Jahr viel Theater um zukünftige Erbschaftsangelegenheiten hatten, bei denen ich mich als Ehefrau übergangen fühlte (von seinen Eltern) und daher musste vieles geändert werden. Wenn er jetzt annimmt, dass ich mich mit einem Trennungsgedanken beschäftige, wird seine Mutter es erfahren und dann hab ich hier eine schwere Zeit vor mir bzw. jeglichen Vertrauensvorschuss wieder verspielt.

Will sagen, ich kann schlecht seine Wäsche liegen lassen und nur meine waschen. Dann könnte ich auch gleich meine Taschen packen, ganz blöde ist er ja auch nicht ;-)


Bei seinen psychologischen Problemen werde ich das jetzt verstärkt durchziehen, da habe ich teilweise schon so reagiert und da wird er es dann akzeptieren müssen (vor allem ist das einer der wenigen Punkte, in denen meine Schwiegermutter mich unterstützt), dass er entweder selbst damit klarkommt oder sich woanders ausweint.
 
AW: Ich weiß nicht, woran ich bin ...

Will sagen, ich kann schlecht seine Wäsche liegen lassen und nur meine waschen. Dann könnte ich auch gleich meine Taschen packen, ganz blöde ist er ja auch nicht ;-)

Hallo.

Ich verstehe immer noch nicht ganz was Wäsche mit Trennung zu tun hat.

Mein Mann würde nie im Leben daran denken, dass ich mich von ihm trennen will, weil ich ihm seine Unterhosen nicht wasche.

Das ist führ ihn endlich mal normal, dass er selbst dafür zuständig ist.

Er hat sie überigens noch nicht gewaschen.

Und ich: :party02:

Er würde das aber auch nicht von mir verlangen oder mir Vorwürfe machen.

Desto mehr ich mich aus seinen Sachen ausklinke, desto mehr höhre ich wie sehr er meine Unterstützung schätzt.

Vorgestern hat er mir sogar noch Rosen geschenkt und gesagt wie glücklich er mit einer Frau wie mir ist.

:confused:

Versuch es Schritt für Schritt.

Was kann schon passieren, wenn du sagst, du bist zu Hause, also kannst du auch eine Maschine anschmeißen. Ich fühle mich hier wie eine Putzfrau, das tut mir nicht gut. Ich möchte, dass wir uns die Aufgaben mehr teilen. Ich möchte, dass du zumindest deine Sachen selber machst.
 
AW: Ich weiß nicht, woran ich bin ...

In einem zwei-Personen-Haushalt mit einer normalgroßen Waschmaschine die Wäsche getrennt zu waschen halte ich für albern.

Kann er denn (zumindest theoretisch) Wäsche waschen? Weiß er wie man sortiert, welches Programm für welche Wäsche, welches Waschmittel etc.? Vielleicht machst du es nicht ganz so krass, eher unauffälliger. Du bereitest einen Korb Wäsche vor, stellst ihn irgendwo hin und sagst deinem Mann: Ach Schatz, wenn ich nachher einkaufen bin, dann mach doch mal die Waschmaschine fertig, der Wäschekorb steht schon bereit. Und dann die nötigen Zusatzinfos, falls er das nicht weiß, Temperatur, Waschprogramm etc. :waesche2:

Wenn er dann mal daran gewöhnt ist, alle paar Tage (oder wie oft eben bei euch Wäsche anfällt) ein, zwei Maschinen anzustellen, dann kannst du ihm irgendwann sagen: Ach, Schatz, ich bin noch nicht zum sortieren gekommen, mach doch mal den Korb fertig...

Und selbstverständlich immer fein loben, und nicht rumkritteln wenn mal was falsch ist.

Steter Tropfen höhlt den Stein... :D
 
AW: Ich weiß nicht, woran ich bin ...

Danke :kiss4:

Ich hab heute einen Tag voller erhellender Erkenntnisse gehabt und bin gerade in einer sehr aufgeräumten und dankbaren Stimmung :)


@Johanne

Dein Mann nicht, meiner schon ... oder wahrscheinlich auch nicht, möglicherweise ist das auch _meine_ Verlustangst, die ich projeziere bzw. die sich in ihm spiegelt ... eieiei. Gelegentlich trifft es einen ja mit dem Vorschlaghammer und ich hatte heute so einen Tag. :)


Aber ihr habt auf jeden Fall recht in dem Punkt, dass _ich_ an _mir_ arbeiten muss. Das muss ich wirklich und ich glaube, da wird noch einiges ans Tageslicht kommen, von dem ich gar nicht wusste, dass es da ist.

Ich habe heute viel geweint, aber im Vergleich zu den meisten vergangenen "Heultagen" war es heute einfach ... befreiend, etwas zu erkennen und loslassen zu können. Nicht diese pure Verzweifelung, die mich sonst überfallen hat ...

Ich weiß, dass viel harte Arbeit auf mich zukommt, bis ich mit meinen Wunden und Narben ausgesöhnt bin ... von denen ich gar nicht wusste bzw. verdrängt habe, dass sie da sind. Es gibt da so viel zu heilen ...


Ich habe meiner Schwiegermutter vergeben :) Mein Mann verkörpert für sie all das, was sie in ihrem Leben zugunsten der Familie aufgegeben und nicht verwirklicht hat, da ist es absolut verständlich, dass es ihr schwer fällt, ihn freizugeben und ziehen zu lassen. Er war der "Mann", der ihr Ehemann ihr nicht sein konnte ... ich glaube, dass sich da viel klären wird, wenn ich den Versuch aufgebe, ihr den "Rang" abzulaufen und ihre Position einzunehmen. So lange ich unterbewusst versuche, für meinen Mann die Position einzunehmen, die seine Mutter für ihn einnimmt/eingenommen hat, wird er mich natürlich auch so behandeln und von mir die "Fürsorge" erwarten, die seine Mutter ihm gegeben hat. Wie soll er da eigenverantwortlich handeln, wenn "Mama" immer um ihn rum ist (das erklärt auch, warum er mich manchmal Mama nennt und seine Mutter Liebling :D er kann uns wirklich schlecht auseinanderhalten).

Das muss für euch jetzt alles ziemlich seltsam klingen, dass ich so umschwenke von jetzt auf gleich. Aber, wie gesagt, mich hat ein Offenbarungs-Vorschlaghammer getroffen und ich bin gerade sehr verwundert darüber, dass ich, die ich mich immer für sehr aufgeklärt und offen gehalten habe, so blind sein konnte.

Ich möchte mich jetzt aber auch nicht von hier zurückziehen und in meiner neugefundenen Glücksseeligkeit verschwinden ;-) Da ist noch viel Arbeit zu tun :)

Danke dafür, dass ich hier einen Teil der Entwicklung ausleben darf.
 
AW: Ich weiß nicht, woran ich bin ...

Ich hatte ja versprochen, nicht einfach zu verschwinden. :)

In den letzten Tagen ist mein Taschentuch-Verbrauch ganz rapide angestiegen, aber ich habe dabei trotzdem das Gefühl, mir selbst näher zu kommen.

Mir ist klar geworden, dass ich im Grunde alles in Frage stellen muss - aber nicht meine Beziehung. Die kann nichts dafür, sie kann nur sein, was ich in sie "reinstecke".

Ich glaube, ich bin eigentlich gar nicht die "Powerfrau", die ich zu sein vorgebe und die alleine klarkommt und der der Mann in der Beziehung nur der Klotz am Bein ist. Das bin nicht ich - das ist die Fünfjährige, die ihren Vater anruft, um ihn zu ihrem Geburtstag einzuladen und er will nicht kommen. Und dann will ich ihn auch nicht mehr! *mitdemFußaufstampf*

Verlust und Zurückweisung sind schon immer Dinge gewesen, mit denen ich überhaupt nicht klargekommen bin. Ich erinnere mich, dass ich im Kindergarten und später immer wieder Situationen inszeniert habe, die dann für mich in "in-den-Arm-genommen-und-getröstet-werden" oder "gelobt, akzeptiert, wertgeschätzt" endeten.

Ich erinnere mich, dass ich im letzten Kindergartenjahr mal meinen Fuß unter das Stuhlbein einer Erzieherin gestellt habe und dann hat sie sich hingesetzt. Ich habe den Schmerz ertragen, bis mir wirklich die Tränen runterliefen und es bemerkt wurde, ich getröstet wurde und auf den Schoß durfte.

Und ich bin sehr berechnend ... ich überlege mir sogar jetzt ganz genau, was ich schreibe, wie das beim Leser ankommen kann bzw. was ich damit bezwecken will *lach* Ich muss gerade wirklich an mich halten, diesen Absatz nicht einfach wieder zu löschen und mein "schönes Bild" aufrecht zu erhalten.

Verdammt, ich bin ein "Opfer" :escape: Ich gebe alles, mache und tue und "opfere" mich auf für andere, um damit Akzeptanz und Wertschätzung zu "ernten". Ich will nichts für mich, ich "brauche" nichts, gebe viel und gerne an alle und jeden und schäme/gräme mich, wenn ich etwas nicht schaffe oder absagen muss ...

Ich erkaufe mir Liebe. Und wenn ich denke, dass ich nicht ausreichend "bezahlt" werde, reagiere ich, indem ich mir sage, dass ich ohne diesen "Nutznießer" besser dran bin und weglaufe ...
 
AW: Ich weiß nicht, woran ich bin ...

Hallo kleinkariert.

Warum bist du so streng zu dir........

So streng zu dem kleinen Mädchen, dass so viel unternehmen musste um geliebt zu werden.....

Du bist doch heute die Erwachsene, nimm das kleine Mädchen mal in den Arm und sage ihr, dass DU sie liebst.

Vielleicht ist es ja auch so, dass nur dieser sehr kleine Persönlichkeitsanteil in dir sich immer wieder mit der alten Erfahrung immer wieder meldet?

Und du vielleicht tatsächlich geliebt und geschätzt wirst, ohne etwas zu leisten?

Deswegen nimm mal innerlich dieses kleine Kind in den Arm und sage ihm, das jetzt alles gut ist.

Und dann schau, ob du dich als Erwachsene immer noch grundsätzlich als Opfer fühlst.

Und urteile bitte nicht so streng mit dir. Ok?

:liebe1:
 
AW: Ich weiß nicht, woran ich bin ...

Liebe johanne,

danke für deine lieben Worte.

Das kleine Mädchen und ich, wir sind uns schon einen Schritt näher gekommen, glaube ich :)

Mit dem "Opfer sein" meinte ich mehr meine innere (ganz tief drinnen) Erwartungshaltung, dass ich eh nicht bekomme, was ich will, egal, wie viel ich leiste ... und darum leiste ich noch mehr und noch mehr und muss alles können und probieren und für andere machen, damit die mich lieb haben. Aber das muss ich gar nicht (mehr). :)

Ich denke, mein Vater hat es damals für das Beste gehalten, den Kontakt abzubrechen ... ich weiß, dass meine Eltern viel gestritten haben.
 
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Ich denke, mein Vater hat es damals für das Beste gehalten, den Kontakt abzubrechen ...

Mein Vater auch.

Nur mein Vater lebt nicht mehr, weil er Suizid begangen hat. Das letzte Lebenszeichen meines Vaters war, "Du hast keinen Vater mehr, du brauchst mich nicht mehr mit Papa ansprechen." Die räumliche Trennung von mir und meiner Mutter - Ausland - war bestimmt Ausschlag gebend.

Was meinst du wie ich meinen Vater gesehen habe, dass er mich als Tochter verleugnet hat?

Bis ich nach erfolglosen Kontaktversuchen erfahren musste, dass er kurz zuvor verstorben war.


In dieser Hinsicht bin ich selbst bereits von Emotionen und erheblichen Erfahrungen belegt. Deswegen will ich dir keinen Rat geben.

Nur so viel als Randbemerkung.

Mein Vater war mit heutigem Abstand betrachtet, mit dem Abstand den die erwachsene Johanne zu diesem Menschen hat - nicht die kleine Johanne zu ihrem Papa der sie verlassen hat - in vielerlei Hinsicht ein ganz besonderer Mensch.

Und diese Besonderheit hat die kleine Johanne mit auf dem Weg bekommen und die große Johanne kann diese Fähigkeiten heute für sich nutzen. Es sind Kleinigkeiten, Feinheiten.

Doch im Ganzen haben diese Feinheiten auf meinem Lebensweg Großes bewirkt.

Wenn ich heute die Chance dazu hätte, ich würde meinem Vater so gerne unter vier Augen sagen können, dass ich ihm für diese Feinheiten sehr dankbar bin und ich sie für immer wert schätzen werde.
 
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