Kontaktaufbau

sternchen83

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20 August 2016
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Hallo!
Puh, nun muss ich mir auch mal mein Problem von der Seele reden und hoffe auf den ein oder anderen Ratschlag.

Ich bin vor einem Jahr an der Hüfte operiert worden (mehrmals schon) und da ich 5 Monate das Bein nicht belasten durfte, habe ich Physiotherapie verschrieben bekommen. Mein Bruder, der früher regelmäßig Handball gespielt hat, hat mich an seine Physiotherapeutin vermittelt (sie ist ein Jahr älter als ich!) . Zu ihr gehe ich nun seit knapp einem halben Jahr und ich muss zugeben, dass sie bei mir genau die richtigen Kniffe hat. Ich bin nicht immer die motivierteste (hab einfach eine zu lange Krankengeschichte), bin oft traurig und vielleicht auch kompliziert. Mein Selbstbewusststein ist komplett im Keller, ich trete derzeit auf der Stelle, kann nicht arbeiten und wirkliche Freunde habe ich auch nicht, was wohl daran liegt, dass ich mir nie einen Freundeskreis aufbauen konnte, da immer irgendwelche Operationen dazwischen kamen. Also einfach bin ich gewiss nicht, ziehe mich sehr schnell in mich zurück aus Angst vor Enttäuschung. Ich weiß das selber, bin mir aber bewusst, dass mein Selbstbewusststein und meine Fröhlichkeit zurückkommen, wenn ich wieder ein "richtiges" Leben habe ich und nicht nur zu Hause sitze. Aber zurück zu meiner Physiotherapeutin:

Ich bin nicht in sie verliebt (vielleicht lest ihr das gleich raus), aber doch hat sich eine gewisse - ich würde sagen - Schwärmerei eingestellt. Mir ist bewusst ist, dass sie ganz klar in ihrer Therapeutenrolle steckt und ich sie privat einfach nicht kenne und vielleicht nur meine momentane Einsamkeit auf sie projiziere, da sie der einzige Mensch ist, mit dem ich dreimal wöchentlich zusammen bin. Trotzdem lachen wir viel, haben Spaß und sie hat auch schonmal gesagt, dass sie mit mir ein Bier trinken gehen würde, wenn sie etwas mehr Zeit hat. Sie arbeitet von morgens bis abends, hat ein Kind, einen Ehemann, alle zwei Wochen übernimmt sie die Handballmannschaft und hat recht viele Freunde/ Bekannte. Zeit hat sie wirklich kaum, aber ist es nicht so, dass man sich die Zeit nehmen könnte, wenn man wollte? Ich würde so gerne mal gelegentlich etwas mit ihr unternehmen, ein Bier trinken ... Doch wie merke ich, ob ich ihr wirklich am "Herzen liege", oder ob es doch nur das klassische Therapeutin-Patienten-Verhältnis ist? Bei whatsapp ist sie immer erreichbar, wir schreiben auch gelegentlich locker privat, aber doch eher selten.

Im September werde ich nochmal operiert und danach gehe ich hier in meinem Wohnort in die ambulante Reha. Da sehe ich sie also erstmal nicht mehr bei der Physiotherapie (erst nach Beendigung der Reha wieder), doch ich würde so gerne locker mit ihr in Kontakt bleiben. Vielleicht eine lockere Freundschaft aufbauen, aber ungezwungen. Wie stelle ich das an, ohne einen Korb zu bekommen, ich möchte anschließend auf jeden Fall wieder zu ihr, da ich ihre Art einfach brauche, um voran zu kommen? Wie schaffe ich es, ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen, damit sie mir vielleicht auch mal in der Zeit schreibt? Kann ich ihr sagen, dass sie mir wichtig geworden ist oder ihr von meinen Wünschen erzählen? Ich habe jetzt noch 5 Termine und was dann? Warten, ob sie mir schreibt? Jetzt schon irgendetwas einstielen? Ich weiß es nicht, aber irgendwie mache ich mir gerade viel zu viele Gedanken.

Danke und liebe Grüße
 
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Hallo Sternchen,

Du schreibst, du machst die Art deiner Physiotherapeutin für dein gesundheitliches Vorankommen verantwortlich. Das finde ich schon ziemlich krass.

Da ich selber sehr lange krank war (Knochentumor mit Anfang 20 und inzwischen viele OP'S am rechten Knie incl. Knieprothese) habe ich eine leise Ahnung wie du dich fühlen musst. Ich weiß wie es ist viel Zeit alleine verbringen zu müssen, im Krankenhaus und auch zu Hause. Mein Leben hätte sich ganz anders entwickelt, wenn ich diesen Mist-Tumor nicht gehabt hätte.

Trotzdem: Es ist wie es ist und ich musste lernen damit umzugehen.

Mir ist klar, dass du gerne mehr freundschaftliche Kontakte pflegen und öfters mal etwas unternehmen würdest. Doch du solltest nicht dein Seelenheil von dieser einen Person abmachen. Das ist ein wenig unfair und viel zu viel Verantwortung für deine Physiotherapeutin, findest du nicht auch?

Wenn du mal mit ihr ein Bier trinken gehen möchtest, dann frag sie einfach mal. Schließlich hat sie es doch selbst vorgeschlagen. Eine lockere Bekanntschaft oder Freundschaft kann sich dann entwickeln, wenn auch von ihrer Seite her Interesse besteht. Aber erzwingen kannst du das nicht.

Ich habe viele Bekanntschaften und auch Freundschaften in Internetforen gefunden. Dort gab es Menschen mit ähnlichen Erkrankungen wie ich. Viele Kontakte bestehen bereits seit vielen Jahren. Wäre das vielleicht auch was für Dich?

Liebe Grüße
Clara
 
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