Kopf oder Herz?

dejana

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3 August 2011
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Hallo ihr Lieben

Jetzt versuch ich mein Glück auch einmal in einem Forum. Selbst wenn es zur Entscheidungsfindung nichts beiträgt, dann hilft das Niederschreiben zumindest sicher, meine Gedanken etwas zu büscheln.

Ich bin jetzt Ende zwanzig und seit zweieinhalb Jahren in einer Beziehung. Für mich ist das eine sehr lange Zeit, da ich mich sonst in Beziehungen immer sehr schnell langweile. Allerdings war es lange Zeit eine Fernbeziehung auf die andere Seite der Welt, also effektiv physisch zusammen waren wir etwas mehr als ein Jahr - in der Zeit war es allerdings sehr intensiv, da wir zusammen gewohnt haben.

Wir lernten uns kennen, als ich mal wieder sein Land besuchte, um mich zu entscheiden, ob ich nach dem Studium für eine Weile dort leben und arbeiten möchte. Natürlich hat es meine Entscheidung beeinflusst, ihn dann kennengelernt zu haben. Es war praktisch Liebe auf den ersten Blick. Einige Monate später kam er mich für ein paar Wochen besuchen, und wir verlebten im grossen und ganzen eine sehr schöne Zeit. Mit einigen Streitereien, aber die sind bei uns normal, da wir uns beide schnell aufregen, aber auch schnell wieder beruhigen und vergeben.
Dann, knapp ein halbes Jahr später, gegen Ende des Jahres, wanderte ich in sein Heimatland aus, wo ich zunächst bei ihm und seiner Familie lebte, die mich sofort ins Herz schloss - und ich sie.
Er beschloss, im Sommer für drei Monaten ins Ausland zu gehen, um sich dort etwas Geld zu verdienen. Eine Entscheidung die ich lange Zeit nicht verstehen konnte, da ich etwas älter bin als er und er noch viel mehr einen Drang zur Freiheit und "sein eigenes Ding durchziehen" hatte als ich. Aber natürlich akzeptierte ich diese Entscheidung. Nur wenige Tage vor seiner Abreise fand ich heraus, dass er mich betrogen hatte, bevor ich zu ihm ausgewandert war, während drei Monaten. In der Zeit hatten wir auch viel Streit, da für uns die Beziehung auf Distanz sehr schwer war, nach den schönen Wochen die wir miteinander verbracht hatten. Seine Ausrede: Wegen der Streitereien habe er nicht mehr daran geglaubt, dass ich wirklich zu ihm komme, und gedacht die Beziehung sei faktisch eh schon zu Ende.
Ist für mich weder Entschuldigung noch sonst irgendwas. Dennoch habe ich ihm eine zweite Chance gegeben. Er war ja dann eh erst mal drei Monate weg, von denen wir allerdings die letzten zwei Wochen zusammen reisen waren. Und kaum waren wir zurück, musste ich aus familiären Gründen für einen Monat weg, weil meine Mutter im Sterben lag. Kam aber dennoch wieder zurück - nicht nur wegen ihm, ich hatte ja auch Arbeit dort und meinen eigenen Freundeskreis, mein Leben halt.
Aber mir ging es sehr schlecht, ich war depressiv - vielleicht verständlich wenn man in Betracht zieht, dass ich meine Mutter verloren hatte, zu der ich eine sehr enge Beziehung hatte, und noch enige andere familiäre Problemchen hatten sich durch das aufgetan. Natürlich hatte meine Depression Auswirkungen auf unsere Beziehung. (Ich besuchte schliesslich eine Psychologin) Galten wir bis anhin noch als das Traumpaar, waren wir schon bald das Horrorpaar, das sich nur noch am streiten war.
Bis er mich schliesslich wieder betrog - allerdings nur platonisch. Es fühlte sich aber deswegen nicht besser an. Ich fand heraus, dass er seit einiger Zeit mit einer anderen sehr persönliche und intime emails austauschte, in der Sachen wie "ich wünschte du wärst jetzt hier" etc. standen und dass er auch oft mit ihr gechattet hatte während ich neben ihm lag.Ja ich gebe es zu, ich las heimlich seine Mails, da e smir auffiel, dass er sich immer von mir wegdrehte wenn er seine mais checkte. Nebenbei bemerkt habe ich noch nie zuvor so etwas gemacht, nicht mal SMS hab ich von irgendeinem bisherigen Freund gelesen. Dass er mich bereits betrogen hatte, hatte mich misstrauisch gemacht.

Dieser erneute Vertrauensbruch verletzte mich so sehr, dass ich ihn kurzerhand aus unserer gemeinsamen Wohnung warf und eine Woche lang jeglichen Kontakt abbrach.
Schliesslich aber versöhnten wir uns wieder. Allerdings beschloss ich meine Zelte dort abzubrechen und nachhause zurückzukehren (nachhause hört sich zwar falsch an, da ich inzwischen wirklich zwei Länder mein zuhause nenne). Der Tod meiner Mutter hatte zudem einige Probleme in meiner Familie verursacht und ich wurde dort dringend gebraucht. Etwa einen Monat später verliess ich das Land. Der Abschied fiel schwer (nicht nur von ihm), v.a. da wir es in den letzten paar Wochen wieder sehr schön miteinander hatten.
Wir verblieben so, dass wie die Zeit der Trennung, die mindestens zehn Monate betragen wird, dazu nutzen, uns klar zu werden, was wir wollen, ob wir zusammenbleiben wollen und an uns zu arbeiten.
Ihm waren seine Fehler klar.
Auch meine Fehler sind mir bewusst. Ich hatte geklammert, ihm kaum mehr Freiheiten gelassen und war in meiner letzten Zeit dort wirklich unausstehlich (wobei zumindest letzteres gut begründet und wohl verständlich sein sollte), habe mich vor allem nach dem Tod meiner Mutter an ihn geklammert und von ihm erwartet, dass er mich wieder glücklich macht - ich musste lernen, dass nur ich allein für mein Glück verantwortlich bin. Ich war regelrecht abhängig von ihm, und für ihn war das (verständlicherweise) nicht einfach. Auch deswegen wollte ich erst mal nachhause. Ich wusste ich muss erst mal alleine klar kommen.
Zuhause erwarteten mich ein ganzer Haufen neuer Probleme, die meine Beziehungsprobleme erstmal in den Schatten stellten.
Nun bin ich seit ein paar Monaten wieder da, und kann zum ersten Mal ein wenig durchatmen - und sollte mich also mal der Beziehungsproblematik widmen :)
Ich möchte hierbei mal kurz anmerken, dass ich in der Regel kein Mensch bin, der schnell den Mut oder den Blick für das Positive in der Welt verliert. Was das angeht habe ich gemerkt, dass ich wohl eine Kämpfernatur bin und nicht so leicht unterzukriegen.

Also jedenfalls ist mein Freund sich tatsächlich am bessern, ist da für mich wenn zuhause mal wieder alles ein bisschen viel war und ich wen zum reden brauchte, möchte mir helfen, einen Flug zu bezahlen um ihn über Weihnachten/Neujahr zu besuchen. (Stecke zu allem Übel noch in finanziellen Problemen).
Wegen dem Zeitunterschied, und weil wir beide viel arbeiten, kommen wir aber auch nur so etwa alle zehn Tage dazu, richtig miteinander zu reden. Zwischenzeitlich helfen emails, kurze "Guten Morgen mein Schatz"-Anrufe, Fotos, etc...

So wie er spricht, ist für ihn klar, wenn irgendwie möglich, komme ich ihn wie gesagt besuchen, und danach will er zu mir ziehen. Laut seiner eigenen Worten "ist er jetzt mal dran was zu machen".

Ich weiss aber, wenn ich trotz allem an eine gemeinsame Zukunft mit ihm glauben will, muss ich erstens das vergangene in der Vergangenheit lassen, und lernen ihm wieder zu vertrauen. Von dem Vertrauen war zuletzt nichts mehr übrig.
Auch muss ich, zweitens, einige Standpunkte klar darlegen. Ich muss ihm ganz klar sagen, was ich will und was nicht, wie ich mir ein Zusammensein vorstelle. Mir ist schon klar, dass ich mich auch ändern muss. Ohne ein solches Gespräch ist eine Zukunft für mich sowieso undenkbar.
Ich habe das Gefühl, dass der Abstand uns beiden und unserer Beziehung gut tut (nicht, dass wir uns nicht vermissen würden!!). Es wäre aber auch schön, ihn einfach mal sehen zu können, zu sehen wie es istm wieder mit ihm zusammen zu sein, wie es sich anfühlt.

Die meisten meiner Freunde sagen mir "Lass es sein. Verlass ihn, nach allem was er getan hat." Bin ich zu naiv, dass ich auch mein eigenes Verschulden an der Sache sehe? Ich rechtfertige sein Fremdgehen etc. in keiner Weise, ich sage lediglich dass ich sehe, was ich dazu beigetragen habe. Zudem kenne ich ihn wirklich sehr gut, da wir eigentlich eine relativ gute und offene Kommunikation hatten, kenne seinen Hintergrund etc, und sehe seine Beweggründe (es wäre mir lieber ich würde das alles nicht verstehen und könnte ihn einfach zum Teufel jagen).Zudem hat er ja nicht nur Mist gebaut.
Mein Kopf sagt mir: Jag ihn zum Teufel. Es gibt noch andere Mütter mit schönen Söhnen. Aber dann funkt halt das Herz wieder dazwischen.
Dazu kommen Faktoren wie, er hat meine Mutter und meinen Vater (der inzwischen auch schwer krank ist) noch gekannt; seine Familie ist mir auch sehr ans Herz gewachsen, etc.

Also, das wären jetzt zweienhalb Jahren in 1300 Wörtern. Entschuldigt bitte meine Langatmigkeit!

Was ich jetzt von euch wissen will? Einfach eure Meinung, Mir ist schon klar, dass mir niemand meine Entscheidung abnehmen kann. Aber ich möchte gerne einfach mal eine objektive Meinung hören, von jemandem der nicht in das ganze involviert ist. Vielleicht hilft es ja bei der Entscheidungsfindung.

xoxo
 
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Liebe Dejana!

Erstmal: Herzlich willkommen hier im Forum!:)

Die Entscheidung ist klarerweise nicht leicht. Eine Frage: MUSST Du Dich entscheiden?

Er kann ja auch zu Dir kommen auf eigenes Risiko. Man wird dann sehen, obs funktioniert oder nicht. Manche Dinge kann man einfach nicht vorher entscheiden, bevor man sie nicht ausprobiert hat.

Das war so mein erster Gedanke beim Durchlesen Deines Postings - vielleicht machst Du Dir einfach zu viel Druck.

Liebe Grüße
Reinfriede
 
Hmm, interessant, von der Seite habe ich das noch nie gesehen. Ich habe mich eher ein bisschen für sein Glück verantwortlich gefühlt, wenn er denn hierher kommt. Aber wahrscheinlich beinhaltet Loslassen dann wohl noch ganz andere Aspekte.

Danke für die Antwort und danke fürs willkommen heissen!

Lieber Gruss,
Dejana

http://www.blog-und-stift.blogspot.com/
 
Hallo Dejana,

Reinfriedes Anmerkung ist top - ich finde auch, Du musst ja nichts entscheiden jetzt.
Du bist in ein fremdes Land gegangen, er will das selbe tun, und oben sagtest Du ja auch mehr oder weniger, er ist noch jung und will was erleben - also wird er gerne zu Dir kommen.

Und nein, ich finde es gar nicht dumm, dass Du auch Deine eigenen Fehler siehst.
Das ist die größte Chance, die ein Paar hat - dass man nicht nur dem Anderen seine Fehler vorwirft, sondern auch seine eigenen Anteile erkennt.

Das ist doch super! Auch, weil Ihr offensichtlich beide füreinander kämpfen wollt. (und so was macht gegenseitig sehr sexy ;))

Das ist eine gute Chance, weiter zusammenzuwachsen und sich emotional näher zu kommen.
Und emotionale Nähe schränkt nach Ansicht vieler (auch meiner :D) die Lust, fremdzugehen, stark ein.

Nein, ganz und gar nicht dumm :)
Und Garantien gibts sowieso nie ;)

lg
B.
 
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Hallo Bachstelze

Ja das stimmt schon. Ich hab halt nur grosse Angst, wieder verletzt zu werden und weiss daher auch nicht, ob ich mein Vertrauen zu ihm wirkich wieder ganz aufbauen kann.
Trotzdem lieben wir uns aber und haben auch einiges zusammen durchgestanden. Vielleicht mache ich mir wirklich einfach zu viele Gedanken!! Wäre ja nichts neues :)

Vielen Dank für Eure Kommentare!

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