Merkwürdig: Aber mir fehlt etwas....

Franzi70

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16 September 2013
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Meine Geschichte ist in ein paar Sätzen erzählt.

Mir ging es zwei Jahre sehr schlecht. Todesfall in der Familie--> gesundheitliche Probleme---> Jobprobleme.
Dadurch wurde ich depressiv. Teilweise sprach ich über Wochen mit niemanden, da auch mein Freundeskreis weggebrochen ist.

Mitte letzten Jahres beschloss ich, meine Situation zu ändern. Ich besuchte eine Selbsthilfegruppe, war auch noch in Therapie. Ich fing wieder an zu leben. Zuerst musste ich mich zu allem zwingen. Mittlerweile ist die Freude am Leben wieder zurück. Ich habe neue Hobbys, neue Bekanntschaften und nehme wieder aktiv am Leben teil. Ich habe Spaß, amüsiere mich.

Aber es fehlt etwas. Ich bin jetzt über 40 Jahre alt. Und ich habe das Gefühl, ich müsste noch irgendetwas tun. Etwas bewegen. Etwas außergewöhnliches machen. Aber ich bin nicht außergewöhnlich. Ich bin nicht besonders talentiert was Kunst etc. angeht, keine gute Sportlerin etc. Dieses Gefühl lässt mich aber nicht los!

Ich habe auch bereits versucht, etwas wirklich sinn stiftendes zu machen. Habe mich ehrenamtlich engagiert und bin auch bei einer Partei eingetreten. Mir liegen diese Sachen auch wirklich am Herzen!! Besonders die Politik.

Trotzdem: Es fehlt etwas. Ich kann Euch nicht sagen was.

Früher "brannte" ich regelrecht mit Leidenschaft für verschiedene Ziele. Ziele die ich unbedingt erreichen wollte, was ich auch tat. Dafür nahm ich auch einiges in Kauf, weil es mir so am Herzen lag.

Und jetzt? Mir fehlt diese Leidenschaft, dieses Feuer. Ich bin zwar jetzt sehr ausgeglichen und meistens geht es mir auch gut. Aber das fehlt.

Ich denke, in meinem Kopf ist noch irgendetwas versteckt, was ich nicht weiß. Was anklopft und raus will. So im Unterbewußtsein. Aber ich finde es nicht!

Hat jemand eine Idee, wie ich da ran komme?
 
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Hallo Franzi,

also ganz ehrlich, ich bewundere dich für dein Engagement. Du arbeitest ehrenamtlich und engagierst dich politisch. Alle Achtung!

Ausserdem hast du dich nach deinen erlebten Schicksalsschlägen auf die (sprichwörtlichen) Hinterbeine gestellt und etwas für dich getan.

Wenn das nicht sinn-stiftend und sinn-voll ist, dann weiß ich auch nicht...

Aber dieses Gefühl, das du da so treffend beschreibst, kenne ich auch. Ich hatte es auch, als ich so um die 40 war. Meine Mutter beschrieb es mal als "Halbzeitsleere".

Ich denke, du bist mit diesem Gefühl nicht alleine.

Eine Freundin von mir, die sich auch öfters fragte, ob 'das nun schon alles gewesen sein soll', hat irgendwann einfach angefangen Tagebuch zu schreiben, um diesem Gefühl eine "Stimme" zu geben.

So nach und nach, hat sie dann zwei Dinge begriffen. Nämlich, dass sie gar nicht so unglücklich und unzufrieden mit ihrem Leben war - und, dass es nur ganz wenig bedurfte, um etwas zu ändern in ihrem Leben.

Vielleicht wäre das auch etwas für dich.

Ich wünsche dir alles Gute!
 
Hallo Clara, ich danke Dir für Deine Antwort. Halbzeitleere ist wirklich ein guter Begriff! Eine Midlife-Krise ist es nicht... und da paßt der Begriff wirklich.

Ich war heute mal mit dem Rad in der Gegend unterwegs, wo ich vor 15 Jahren wohnte. Damals war ich wie ich es schon beschrieb, voller Enthusiasmus. Allerdings ist mir auch heute bewußt geworden, das ich damals so eine "Power" hatte, weil mir mein Leben von a-z nicht gefiel.

Damals musste ich so leben, den Umständen entsprechend. Es ging nicht anders. Wie soll ich das erklären? Als ich mit 18 Jahren von meinen Eltern auszog, hatte ich nicht viele "Entfaltungsmöglichkeiten". Es fehlte zuerst die Bildung (war auf der Hauptschule gewesen), natürlich das Geld und man traute mir auch vieles gar nicht erst zu.
Ich hörte sehr oft den Satz: "Das geht nicht". Ohne Argumente.

Diese extrem negative Denkweise beeinflusste meine ganze Sicht der Dinge. Ich rede nicht nur vom Job, sondern auch von allem anderen was man so tut. Das bezieht sich ebenso auf Freundschaften und Hobbys.

Anfang 20 hatte ich das Gefühl, ein komplett falsches Leben zu leben. Als wenn es mir von außen, der Gesellschaft, meinen Eltern und weiß der Kuckuck wer aufgedrängt würde. So unter dem Motto: "Friß oder stirb".

Das hat mich damals in jungen Jahren richtig wütend und auch verzweifelt gemacht. An die Wut erinnere mich noch sehr gut, besonders am Anfang. Das war ein richtiger Antrieb für mich, etwas zu verändern.

Jetzt bin ich an einem Punkt, wo ich alles, was ich mit Anfang 20 mir vom Leben vorgestellt habe, umgesetzt habe. Darüber bin ich auch sehr glücklich!

Mir wäre diese Halbzeitleere bestimmt schon früher aufgefallen, aber ich war ja die letzten beiden Jahre mit "krank sein" beschäftigt. Da bleibt nicht viel Raum über "den Sinn des Lebens" nachzugrübeln. Nur jetzt fällt sie mir langsam auf.

Wie gesagt, ich bin auch glücklich über mein Leben. Aber ich bin erst Anfang 40 und es liegt noch (hoffentlich) viel Leben vor mir. Und das möchte ich sinnvoll ausfüllen. Vielleicht versuche ich es mit dem Tagebuch schreiben. Ich denke, man kann nie etwas im Leben erzwingen. Solche Sachen müssen zu einem kommen.

Vielleicht muss ich mir auch einen anderen Antrieb als "Wut und Verzweiflung" suchen. So schön sind beide Gefühle auch nicht, kann gut drauf verzichten. Nur ob ich ohne diese Gefühle damals mit 20 mich so extrem für meine Sachen eingesetzt hätte? Ich weiß es nicht!
 
Liebe Franzi!

Ich muss ganz klar sagen:

HUT AB!
SEI STOLZ AUF DICH!

Du sagst, du hast bis jetzt alles umgesetzt, was du wolltest, das schaffen nicht viele*lächel

Ich zb auch nicht.
Ich wollte immer schon Gitarre spielen!
Und weißt du warum?
Weil ich diese Stimmung am Lagerfeuer so mag!*lach

ABER, ich habe es mir fest vorgenommen!
Und das, obwohl ich eigentlich total unmusikalisch bin*grins

Jede Zeit hat ihren Sinn....
auch diese Leere, die du jetzt empfindest.
Klar ist es immer schwer, leere anzunehmen, da man leere mit NICHTS in Verbindung bringt...
Dabei ist LEERE ja etwas wunderbares, denn man kann sie füllen!*lächel

Füllen mit Dingen, die einem wichtig sind, oder jetzt gerade aktuell erscheinen....

Wenn man lernt, diese leere nicht negativ zu sehen,
sondern wie ein großes Gefäß, das mit einem wunderbar schmackhaften getränk gefüllt werden kann,
schaut es gleich ganz anders aus!

Eine Blumenvase kommt auch erst mit dem entsprechenden " grün " richtig zur Geltung ;)

Ich wünsche dir auf diesem " LEEREfüllenden " Weg alles erdenklich Gute!
 
Liebe Franzi,

du beschreibst deine Gefühle sehr anschaulich. Vielleicht wäre das Tagebuchschreiben wirklich etwas für dich. Um die Gedanken zu ordnen ist es allemal gut.

... und vielleicht kristallisiert sich dabei der ein oder andere lichtbringende Gedanke heraus, der Knoten platzt und du siehst klarer was dir fehlt.

Vielleicht ist es bei dir aber auch so, dass du einfach sehr viel in den letzten Jahren erreicht hast. Du hattest wenig Zeit zur Ruhe zu kommen. Jetzt hast du geschafft, was du dir vorgenommen hast - und du hast Zeit zum Nachdenken. Klar fehlt dir da was.

Das muss eine sehr ungewohnte Situation sein für dich. Doch, wie Ella schon schrieb, auch diese Zeit ist sinnvoll in deinem Leben.
 
@hallo Franzi!

Ich habe so eine ähnliche Lebensphase hinter mir.
Heute ist es so, dass ich plötzlich Zeit habe für mich und langsam aber sicher weiss ich konkret was ich damit machen will. Ich spiele wieder Tischtennis, habe schon Partner, obwohl ich kein Talent bin und habe mich für einen ungarisch Sprachkurs angemeldet, weil es plötzlich klingelte, ich will Sprachen können.

Zu deinem Fall:
Ähnlich ist es auch bei mir, ich bin ruhig und ausgeglichener geworden und ich finde das gut so. Das mit dem Feuer in dir kann auch die Folge noch deiner Vergangenheit sein, die Energiebehälter sind noch nicht ganz voll. So empfinde ich das auch bei mir, ich komme schön langsam wieder in Fahrt, aber die Akkus müssen noch nachladen.

Was mir bei deinen Zeilen auffällt und was ich empfinde wäre, ein bisschen Selbstbeschränkung. Du schreibst du bist keine grossartige Sportlerin und bist nichts besonderes.

Dazu, wenn man ein Hobby hat, wird man meist gefragt, was bringt es dir, wofür kannst du es nutzen. Ich meine darauf, es bringt mir nur eines, ich habe Freude daran, das genügt.

Könnte zb für dich bedeuten, vielleicht würdest du gerne joggen, Fussballspielen, oder irgendeinen Sport gerne ausüben, machst es aber nicht, weil du sagst dir ich bin keine grossartige Sportlerein deshalb mache ich es nicht.
Du blockierst dich unter Umständen damit, dass du zu dir selber sagst, du bist nichts besonderes, deshalb fängst du Dinge nicht an, weil du glaubst dazu muss man etwas Besonderes sein, es muss was bringen, es muss was darstellen, aber es ist völlig egal, es zählt einfach, hauptsache du machst es, einfach für dich.
Vielleicht, das fällt mir dazu ein, blockierst du dich da und dort ein wenig.

Vielleicht spielst du eines Tages mit Ella am Lagerfeuer Gitarre und es ist so falsch, dass es keiner aushält:) Aber es ist vollkommen egal, es macht Spass, du musst kein Talent dafür haben.

Vielleicht liegt es in dir drinnen, in deinen Worten ich bin nichts besonderes, keine Sportlerin etc und dahinter wartet irgendein Hobby.

Vielleicht ist eine neue Lebensphase bei dir, etwas ruhig und ausgeglichener, muss es immer das Feuer sein?
LG
Ritter Omlett
 
Hallo Ritter! Vielen Dank für Deine Antwort, die stimmt auch teilweise. Allerdings nicht beim Sport. Das ich dort nicht gut bin hat rein gesundheitliche Gründe. Ich bin sogar seit genau....2 Tagen Mitglied hier in einem Verein geworden. Gehe dort aber schon seit einem Monat ca. hin.

Aber womit Du vollkommen Recht hast, das ich mich unter Druck setze und bei allem so eine Selbstbeschränkung habe. Das kommt ganz doll aus meiner Kindheit. Damals gab es das einfach nicht, etwas zu tun, einfach weil es Spaß machte. Es musste immer alles einen Sinn haben, etwas "einbringen". Hobbys wurden deswegen in "gut" und "schlecht" eingeteilt. Über die schlechten Hobbys wurde mit totaler Verachtung gesprochen. Durch diese falschen Denkmuster fällt es mir manchmal schwer, einfach nur Spaß bei einer Sache zu haben. Weil ich dann wirklich ein schlechtes Gewissen habe, weil ich meine Zeit z.B. mit Sport verbringe.

Das spielt aber auch noch bei einer ganz anderen Sache eine große Rolle: Ich gönne mir nichts. Wenn mein Mann Geld auf den Kopf haut...o.K. Aber wehe ich gebe Geld für mich selber aus! Das geht gar nicht! Das wurde mir eingetrichtert. Auch wenn es sinnvoll ist und ich was ich kaufe auch wirklich regelmäßig brauche.

Heute abend ist ein schönes Beispiel. Ich habe hier noch ausgeliehene DVDs rumfliegen. Trotzdem wollte ich mal ins Kino. Einfach um rauszukommen, unser Kino ist wirklich sehr schön (so ein richtiges Erlebnis) usw. Die ganze Zeit spukte in meinem Kopf rum: Wenn Du jetzt zuhause bleibst, dann ist es viel billiger. Da zahlst Du keine 8 € pro Person Eintritt....

Wie gesagt, diese extreme Geizigkeit kommt auch aus meinem Elternhaus. Sie ist auch nur gegen mich selbst gerichtet. Das ist auch eine Sache, die mich wütend macht. Weil ich denke, ich verdiene vernünftige, gute Sachen. Besonders wenn ich sie mir leisten kann. Aber ich muss mich selbst überwinden, das Geld dann auch auszugeben! Ich, weil ich eine Frau bin, habe es einfach nicht verdient. Männer--> ja. Frauen---> können sich auch mit dem zweitbesten zufrieden geben. Mit diesem Weltbild bin ich aufgewachsen.

Auf der einen Seite sind es "Glaubenssätze" die sich tief in mir verankert haben, die einfach wie bei einer Gehirnwäsche drin sind. Auf der anderen Seite rebelliere ich dagegen. Und wie!

Diese "Glaubenssätze" waren auch zum größten Teil Schuld an meiner Isolation. Ich habe viele Dinge früher nicht gemacht, weil ich eben im Kopf habe, sie wären schlecht. Das hat dann zu total bescheuerten Verhaltensmustern geführt.

Das musst Du Dir so vorstellen: In der Kindheit habe ich gelernt, das man seine Zeit beim Sportverein verplempert. Nicht nur das, da sind ja sowieso nur "Idioten". Also bin ich NIE hingegangen als Erwachsene. Stattdessen saß ich noch vor einem Jahr hochdepressiv und einsam zuhause vorm Fernseher und wußte nichts mit mir anzufangen. Oder tat eben diese Dinge, die ich in meiner Kindheit als "vernünftig" gelernt habe (alles was dem Frauenklichee der 50er Jahre entspricht) und war einsam und tot unglücklich.

Jetzt werden die meisten sagen: Aber Du warst doch schon erwachsen! Du hättest doch schon anders handeln können! Ich kann es wirklich nicht erklären. Es war ein Angang. Ich habe mich auch an jemanden dran gehangen ,den ich kannte, sonst hätte ich mich nicht getraut. So stark war noch das erlernte Verhalten in mir, obwohl ich längst erwachsen bin. Und wie Du richtig erkannt hast: Ich kämpfe immer noch mit mir! Fast jeden Tag! Und meine größte Angst ist wieder in die alten Muster zu rutschen.
 
lächel

Guten Morgen!

Ich kann es total verstehen.... dennoch muss ich sagen,
nur DU kannst es ändern.

Auch wenn diese Gedanken und Glaubensmuster verankert sind,
den ersten und wichtigsten Schritt hast du bereits gemacht:

DU hast sie erkannt!
Und nur DU kannst sie auflösen!

Das wird nicht von heute auf morgen gehen....
muss es ja auch nicht.
Wenn man überlegt, wie viele Jahre man " geprägt " wurde, steht es einem auch zu,
Jahre zu brauchen, um diese auf zu lösen*lächel

Auch wenn es Rückfälle gibt, und die wird es geben....
bist DU nun auf DEINEM Weg!

Und wer weiß, welches Lagerfeuer uns mal zusammen bringt*lach


@ Ritter:

Schön das du wieder hier bist!
 
Das kommt ganz doll aus meiner Kindheit. Damals gab es das einfach nicht, etwas zu tun, einfach weil es Spaß machte. Es musste immer alles einen Sinn haben, etwas "einbringen". Hobbys wurden deswegen in "gut" und "schlecht" eingeteilt. Über die schlechten Hobbys wurde mit totaler Verachtung gesprochen. Durch diese falschen Denkmuster fällt es mir manchmal schwer, einfach nur Spaß bei einer Sache zu haben. Weil ich dann wirklich ein schlechtes Gewissen habe, weil ich meine Zeit z.B. mit Sport verbringe.

Das spielt aber auch noch bei einer ganz anderen Sache eine große Rolle: Ich gönne mir nichts. Wenn mein Mann Geld auf den Kopf haut...o.K. Aber wehe ich gebe Geld für mich selber aus! Das geht gar nicht! Das wurde mir eingetrichtert. Auch wenn es sinnvoll ist und ich was ich kaufe auch wirklich regelmäßig brauche.



Wie gesagt, diese extreme Geizigkeit kommt auch aus meinem Elternhaus. Sie ist auch nur gegen mich selbst gerichtet. Das ist auch eine Sache, die mich wütend macht. Weil ich denke, ich verdiene vernünftige, gute Sachen. Besonders wenn ich sie mir leisten kann. Aber ich muss mich selbst überwinden, das Geld dann auch auszugeben! Ich, weil ich eine Frau bin, habe es einfach nicht verdient. Männer--> ja. Frauen---> können sich auch mit dem zweitbesten zufrieden geben. Mit diesem Weltbild bin ich aufgewachsen.

Auf der einen Seite sind es "Glaubenssätze" die sich tief in mir verankert haben, die einfach wie bei einer Gehirnwäsche drin sind. Auf der anderen Seite rebelliere ich dagegen. Und wie!


Das musst Du Dir so vorstellen: In der Kindheit habe ich gelernt, das man seine Zeit beim Sportverein verplempert. Nicht nur das, da sind ja sowieso nur "Idioten". Also bin ich NIE hingegangen als Erwachsene. Stattdessen saß ich noch vor einem Jahr hochdepressiv und einsam zuhause vorm Fernseher und wußte nichts mit mir anzufangen. Oder tat eben diese Dinge, die ich in meiner Kindheit als "vernünftig" gelernt habe (alles was dem Frauenklichee der 50er Jahre entspricht) und war einsam und tot unglücklich.

Ich kämpfe immer noch mit mir! Fast jeden Tag! Und meine größte Angst ist wieder in die alten Muster zu rutschen.

Hallo Franzi,

ich bin schon über 60 Jahre, in einer "Sekte" aufgewachsen und knabbere manchmal immer noch an manchem Muster.
Aber ich habe die Ellbogen etwas mehr ausgebreitet und keine Rücksicht auf Menschen genommen, die dauernd sagen, das und jenes tut man nicht.
Rückfälle sind immer da, genau wie bei Dir ging es mir früher mit dem Geld ausgeben, heute nicht mehr!!!

Aber Du hast die Kraft, Deine eigenen Entscheidungen zu finden und umzusetzen.

Alles Liebe
 
Hallo Spätzin, bei mir war es keine Sekte. Aber es war dem doch sehr ähnlich, was die Abkapslung nach außen (alle außen sind böse) und diese dogmatische Denken betrifft.

Ella sei mir nicht böse: Aber ich finde Deine Betrachtungen für mich persönlich nicht hilfreich. Sie sind einfach zu allgemein. Klar, ich muss was ändern. Die Frage ist ja immer, das WIE. Und da suche ich ganz konkrete Antworten.

Das ist so wie wenn Du einem Alkoholiker sagst, er soll aufhören zu trinken. Das weiß er wahrscheinlich selbst nur zu gut. Aber was ihm wirklich weiter helfen würde, wenn man ihm den Weg aus der Sucht zeigt. Konkrete Beispiele oder Methoden (die gibt es ja.). Macht man ihm nur Vorwürfe, wird es nicht wirklich besser....

Ich persönlich bin deswegen auch ein ganz großer Fan von Verhaltenstherapie.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Franzi,

mein Mann ist in einer Familie aufgewachsen, ähnlich wie du sie beschreibst.

Der Geiz meines Schwiegervaters fand sich in allem. Er war geizig im Geldausgeben(so durften seine Kinder nie einen Schulausflug mitmachen, Taschengeld mussten sie sich selber verdienen, ebenso neue Klamotten oder Spielsachen). Auch in Punkto Wärme und Zuneigung war er ein echter Geizkragen.

Meine Schwiegermutter hatte sich da in all den Jahren des Zusammenlebens angepasst und fuhr ganz gut damit. Sie gehorchte ihrem Mann bedingungslos und stand stets auf seiner Seite.

Bei meinem Mann hat sich das überhaupt nicht fortgesetzt(bei seinen Geschwistern auch nicht).

Er ist ein sehr großzügiger Mensch, mit viel Herzenswärme. Er ist ein liebevoller Vater und Ehemann und ein gutes Beispiel dafür, dass man die anerzogenen Strukturen nicht unbedingt bis in alle Ewigkeit weiterführen muss.

Sein Vater waren ihm immer ein mahnendes Beispiel, wie ein verschwendetes Leben auch sein kann. So wollte er nicht werden. Schließlich habe wir nur ein Leben, ist sein Motto. - Und wenn man´s richtig macht, reicht auch einmal!

Das, was Ella schreibt, finde ich sehr wichtig. Ich kann lernen - und ich kann es anders machen. Das geht nicht von heute auf morgen. Doch es geht. So hat es jedenfalls mein Mann gehandhabt. Das war kein Prozeß, der von heute auf morgen funktionierte.

Wir alle übernehmen Verhaltensmuster unserer Eltern und leben mit ihnen. Mir geht es da nicht anders. Doch wir haben ein Hirn in unserem Schädel zum Umdenken und anders machen. Ist nicht immer einfach, doch es geht.

Manchmal brauchen wir Hilfe durch Therapien, manchmal reicht auch nur ein kleiner Schupser. Aber lernen können wir.

Ich habe vor langer Zeit beschlossen, dass meine miese Kindheit zu mir gehört. Ich muss damit umgehen, dass da Vieles falsch gelaufen ist. Aber ich kann auch daraus lernen - und ich muss keinesfalls alles verinnerlichen oder gar wiederholen, was meine Eltern für gut befunden haben. Das ist gar nicht so einfach, weil viele Dinge aus meiner Kinderzeit heute noch sehr präsent sind. Doch es geht. Ich staune selber oft, wie lernfähig ich bin.
 
Ich glaube, wir reden ein bisschen aneinander vorbei. Natürlich kann man und sollte man etwas ändern, wenn es schief läuft. Davon schreibe ich ja die ganze Zeit. Das habe ich inhaltlich nicht bestritten. Würde ich auch nie tun.

Naja, es gibt eben Menschen die einem sympatisch oder unsympatisch sind in dem was sie schreiben und wie sie es ausdrücken.

Das ist nur meine Meinung. Mich wird ja auch nicht jeder mögen. Aber dafür gibt es dann ja auch die Ignorierfunktion.
 
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@Hallo Franzi70

Danke für die interessante Diskussion und für die Erzählung aus dir und von dir.

Einiges fällt mir dazu ein. Vergangenheit sind nicht mehr Dinge die geändert werden können, es war ein gelebtes Leben, mit welchen Glaubenssätzen auch immer.

Irgendwie ist jeder in seinem Leben in einem Lernprozess, der für ewig vielleicht sogar vorhanden ist. Man macht Erkenntnisse, dass und jenes war nicht gut für mich. Doch mit Erkenntnissen beginnt meist ein neuer Weg mit sich selbst.
Jedoch Erkenntnisse zu machen und diese auch umzusetzen, damit beginnt wieder ein neuer Weg. Das Vergangene ist gelebt jedoch am Wichtigstem, im Morgen ist der Anfang es anders zu machen.

Einige mir nahestehende Sterbefälle haben mich zum nachdenken gebracht. In solchen Stunden bereut man vielleicht vieles was man tun wollte und eigentlich nicht getan hat. Welchen Grund gibt es, etwas nicht zu tun? Es ist immer Bewertung, die man zulässt, Gesellschaft, Umkreis, oder von sich selber. Ich glaube die meisten Menschen sind in vielen was sie tun verstrickt in Gedankenbewertungen wie, was bringt es mir, bringt es Erfolg, was kann ich damit tun, welchen Sinn hat es blaablaaa etc.

Der einzige Grund bleibt, mir macht es Freude.

Dementsprechend mache ich heute Dinge die mir Spass machen und habe immer ein kleines Monatsbudget für mich. Ist es nicht schade, in der letzten Stunde zu sagen, ich habe eigentlich ein paar Filme nicht gesehen, weil die hätten ein paarmal mal 8Euro gekostet, oder warum habe ich eigentlich nicht gestrickt Gitarre gespielt oder sonst was oder meinen ungarisch Kurs besucht, da gab es auch genug schlaue Leute mit für was braucht man das, damit kann man nix anfangen. blablabla

Zu alten Verhaltensmuster
Einfach geduldig sein, manchmal gibt es wieder Rückfälle, von heute auf morgen geht das nicht. Wichtig ist für sich erkennen und die Richtung beginnen zu gehen, aber nicht zu laufen in Ungeduld, sondern schön druckfrei.

Was mir auch oft hilft ist, seine Vergangenheit zu umarmen und auf gar keinen Fall auf sich selber böse sein. Es gibt immer etwas was man besser machen könnte, doch wichtig ist, schon das Morgen wieder mit Freude zu empfangen, einfach die Lust zu finden, egal was da war, schon beim aufwachen kann ich etwas schon anders machen.

Deine Vergangenheit war dennoch ohne wenn und aber wertvoll und du wirst es finden, dass was fehlt. Vielleicht es das Fallenlassen einer unbewussten Verurteilung was ich alles anders machen hätten können, oder einfach nur das Annehmen seiner selbst ohne wenn und aber, was die Energiebehälter füllt, dich in eine andere Richtung treibt und wenn das ohne Druck ist, wie diesmal muss das einfach perfekt sein, klappt es...

LG
Ritter Omlett
 
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