Probleme einen Job zu finden und: Wie kann ich meiner Mutter verzeihen?

Michael89

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1 September 2015
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Hallo liebes Forum,

ich habe schon öfters als Gast dieses Forum aufgesucht und das hat mir schon bei einigen Probleme gut geholfen.

Ich trage seit längerem schon ein Problem herum, wo ich nicht weiterkomme. Ich habe auch schon im Forum nach älteren Beiträgen gesucht, konnte mir leider nicht so weiterhelfen. Ich würde mich über Eure Ratschläge sehr freuen.

Ich bin momentan 26 Jahre alt und auf der Suche nach Arbeit und das leider schon sehr lange und frustriert.

Ich habe mit 20 Abitur gemacht und danach 2 Jahre Tontechnik an einer Tontechniker-Schule studiert. Ich wollte immer irgendwie im Musik-Bereich arbeiten, weil ich schon, seitdem ich Laufen kann, Musik gemacht habe. Das Studium hat mir sehr viel Spaß gemacht und ich habe dabei sehr viel gelernt. Danach bin ich in ein Loch gefallen:

Mit der Band, in der ich damals gespielt habe und die mich auch durch mein Studium als "Versuchskaninchen" begleitet hat, habe ich mich so dermaßen verkracht, sodass ich dann ausgestiegen bin. Mit einem Live-Club, in dem ich mal als Tontechniker arbeiten sollte, habe ich mich ebenso verkracht, weil dieser aus Verunsicherung einen anderen Tontechniker für die Veranstaltung bestellt hatte, zu der ich gebucht war (ohne mir Bescheid zu geben).
Mit meinem besten Kumpel habe ich mich auch verkracht, nachdem er mir über einen Rechtsanwalt mitgeteilt hat, dass er seine Leistungsrechte für eine Aufnahme haben will, die ich mit ihm gemacht habe. Und mit meinem Vater habe ich mich so dermaßen verkracht, dass wir das bis heute nicht mehr einrenken konnte. Der Grund war nur ein Missverständnis wegen eines Treffpunktes...
Also irgendwie hab ich mich damals mit allen verkracht.

Dann habe ich meine Freundin kennengelernt. Sie hat damals noch ein Freiwilliges Soziales Jahr in der Stadtbibliothek gemacht und sich danach für ein Pharmazie-Studium eingeschrieben. Ich hatte mich zur selben Zeit im Anschluss an mein Tontechnik-Studium für Informatik eingeschrieben, aber habe das nicht ernsthaft studiert, sondern nur, um keine Lücke im Lebenslauf zu haben. Nach ein paar Monaten habe ich aufgehört und mich beim Rundfunk beworben, wo ich aber nach einem Einstellungstest rausgefallen bin. Ich habe mich frustriert dann für alle möglichen Ausbildungen in der Stadt beworben, aber halt für nichts passendes.
Ich habe dann über Connections von der Mutter von meine Freundin ein Praktikum von einem Monat in einem Tonstudio machen können. Danach hat sich leider auch nichts ergeben und ich war wieder ratlos.

Meine Freundin hat mich mal in die Uni mitgenommen und das Umfeld hat mir gut gefallen. Ich hatte dann einfach Lust was zu studieren. Ich hab mich für Lehramt Gymnasium eingeschrieben mit Latein und Religion. Das war die Fächerkombination, in die ich reinkam, da ich leider keine gute Abinoten hatte.
Die Fächerkombination war natürlich zum Scheitern verurteilt, v. a. weil's mich nicht wirklich interessiert hat. Ich habe nebenbei als Gitarrenlehrer noch viel gejobbt. Meine Freundin kam dann einfach auch nicht in ihrem Studium voran und ich fühlte mich immer leerer und ausgebrannter und wusste, dass das kein gutes Zeichen war und habe mich an die psychologische Beratungsstelle der Uni gewendet.

Nach ein paar Gesprächen mit einem Psychologen der Beratungsstelle wurde auch klar, dass ich völlig an meine Interessen vorbei studiert habe.

Ich habe dann als erstes Religion und dann später Latein abgelegt. Und eigentlich wollte ich gar nicht studieren, sondern arbeiten oder eine Ausbildung machen. Also begann ich zweigleisig zu fahren: für Jobs oder Ausbildungen im Medienbereich bewerben oder zur Überbrückung was passendes studieren. Ich wollte dann Medienwissenschaften und als Nebenfach Kulturwissenschaften studieren, bin aber wegen numerus clausus nicht in Medienwissenschaften reingekommen. D. h. ich kann jetzt zwar schon mit Kulturwissenschaften anfangen aber nicht mit Medienwissenschaften, sondern mit Geschichte, was mich dann eher nicht interessiert.

Jetzt hab ich mich schon eine zeitlang wieder beworben, hatte auch schon 2 Bewerbungsgespräche, aber danach leider auch 2 Absagen und viele sonstige Absagen ohne Bewerbungsgespräch.
Die Bewerbungen sind nicht schlecht, da hat mir auch meine Freundin geholfen, die letztendlich auch ihr Pharmaziestudium aufgehört hat und sich für eine Ausbildung bei einem Verlag erfolgreich beworben hat. Aber ich habe das Gefühl dass mein Alter, meine schlechten Noten, mein "mysteriöses" Tontechnik-Studium und die vielen Wechsel danach bei den Arbeitgebern abschrecken.
In den Bewerbungsgesprächen bin ich nicht souverän. Ich glaube, die finden mich immer zu seltsam und ich passe nicht auf die Stellen.

Während meiner 2. Studienzeit bin ich mit meiner Freundin in eine gemeinsame Wohnung gezogen. Nach 1 1/2 Jahren sind wir wieder ausgezogen, u. a. weil wir uns ständig nur gestritten haben und andererseits sind wir mit dem Vermieter nicht zurecht gekommen. Die Beziehung zu meiner Freundin hat seitdem auch sehr viel eingebüßt, nachdem ich angefangen habe auf meine Bedürfnisse zu achten. Das hat dann oft zu massiven Streitereien geführt, sodass meine Freundin auch mit Selbstmord gedroht hat. Wir haben dann eine Paar-Beratungsstelle aufgesucht und beim 2. Gespräch kam zum Vorschein, dass meine Freundin so starke Probleme mit ihrer Familie hat. Ich wollte mich zu dem Zeitpunkt von ihr trennen, weil die Beziehung mir zu anstrengend, zu einengend und zu belastend wurde. Momentan wohne ich wieder bei meiner Mutter und ihrem Lebensgefährten. Ich habe momentan nur 2 Ziele vor Augen: einen Job finden, in dem ich genug verdiene, damit ich mir eine eigene Wohnung leisten kann. Ich möchte nicht mehr mit meiner Freundin zusammenziehen und nicht mehr bei meiner Mutter wohnen.

Ich habe dann gemerkt, dass ich mit 16 mal zu meiner Mutter gesagt habe, dass ich nicht mehr in die Schule gehen möchte, sondern dass ich arbeiten möchte. Meine Mutter hat mir das damals ausgeredet. Das kann ich ihr einfach nicht verzeihen. Letztendlich habe ich mich dann durchs restliche Gymnasium gezwungen, bin dann in der 11. Klasse sitzengeblieben, habe zur Kollegstufe hin die Schule gewechselt und dann ein schlechtes Abi hingelegt.

Ich weiß, dass man die Vergangenheit nicht ändern kann. Man muss vom hier und jetzt ausgehen. Aber wie kann ich lernen damit umzugehen, dass ich mich mit 16 nicht dafür eingesetzt habe, dass ich arbeiten möchte? Dann hätte ich vielleicht über Praktika usw. eine Ausbildung beim Rundfunk gemacht und wäre jetzt schon weiter wie jetzt...

Ich ertappe mich immer wieder dabei, wie ich mir denke: "Meine Mutter hat mich durchs Gymnasium gezwungen, das ist der Grund, warum ich jetzt herumhänge."
Ich kann ihr dafür einfach nicht verzeihen. Ich habe ihr das auch schonmal gesagt und sie redet sich dabei heraus und sagt, dass ich das mit 16 nicht deutlich genug gesagt habe.
Ich habe auch eine 2-Jahre ältere Schwester, die hatte immer Top-Noten und auch ein erfolgreiches Medizinstudium und hat auch dieses Jahr geheiratet.

Zur Familiensituation noch ganz kurz: Meine Eltern haben sich scheiden lassen, als ich 11 war (5. Klasse Gymnasium). Mein Vater hatte damals sein homosexuelles Coming-Out. Ich habe danach bei meiner Mutter gelebt zusammen mit ihrem Lebensgefährten. Ich hatte kaum guten Kontakt zum Lebensgefährten meiner Mutter, er hat mich immer klein-gemacht und neigte zu Eifersucht bzgl. meiner Mutter. Zu meinem Vater habe ich keinen Kontakt mehr. Habe mich Ende letzten Jahres mit ihm getroffen, um meine Beziehung zu ihm zu klären (nach einem Gespräch mit dem Psychologen hatte ich auf einmal das Bedürfnis danach) und seitdem will und habe ich keinen Kontakt mehr zu ihm. Er ist unglaublich manipulierend und ständig nur dabei seine Grenzen zu verteidigen.

Zur Beziehung zu meiner Freundin: ich mag sie sehr gerne, sie muss aber ihre Familienprobleme in der Griff kriegen, v. a. die Beziehung zu ihrer Mutter, die sehr an ihrer Tochter klammert vielleicht auch durch eine Therapie. Aber meine Freundin schafft diesen Schritt nicht und das belastet unsere Beziehung immer noch, sodass ich mich freier fühlen würde, wenn ich mich von ihr trennen würde...

Also: ich will mein Leben selbst anders gestalten, so wie ich es mir vorstelle. Ich möchte einen Job, mit dem ich mir auch eine eigene Wohnung leisten kann. Aber beim Job-finden haperts und da möchte ich ansetzen und würde mich über Eure Ratschläge freuen.

Michael
 
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Hallo Michael,

du hast absolut recht. Du kannst die Vergangenheit nicht mehr ändern. Du lebst jetzt gerade und musst das Beste daraus machen.

Da ich selber Mutter (einer inzwischen über 30jährigen Tochter) bin, kann ich dir aus meiner Sicht sagen, dass deine Mutter nicht weniger als das Beste wollte, als sie dich zum Abitur "zwang". Hast du schon einmal überlegt, dass sie sich gar nicht "herausreden" will, wenn sie dir sagt, du hättest damals im Alter von 16 Jahren keinesfalls deutlich mitgeteilt, was du eigentlich machen willst? Ich kann jedenfalls nicht behaupten, dass ich mit 16 schon ganz genau wusste, was ich unbedingt wollte. Ich hatte damals zwar viele Meinungen und wusste auch stets alles besser, doch wie sich hinterher herausstellte, waren viele meiner damaligen Gedanken und Vorstellungen von großer Unkenntnis und Besserwisserei geprägt. Pubertät halt. Aber bei dir mag es anders gewesen sein...

O. k. dein Abi ist nun nicht besonders gut ausgefallen, doch es ist ein Abi. Und aus meiner Sicht ist ein Abitur eine wichtige Grundvoraussetzung für viele Ausbildungsberufe und für die Hochschulen. Gerade in der heutigen Zeit kann auch ein schlechtes Abitur zu einer guten Berufsausbildung führen, suchen doch die Firmen hierzulande händeringend Auszubildende. Da ist sicher auch für dich der richtige Beruf dabei.

Mir scheint, du weißt zwar grundsätzlich was du tun willst im Leben, bist aber zu sehr damit beschäftigt, nach Ausreden zu suchen, weshalb du deine Ziele nicht erreichen kannst.

Wenn du aus Gründen deines schlechten Abischnittes nicht dein Wunschstudium/deine Wunschausbildung beginnen kannst, dann lasse dich doch einmal beim Arbeitsamt beraten wie du vorgehen kannst, um wenigstens in 'die Nähe' deines Wunschberufes zu bleiben. So etwa durch eine Ausbildung in einem artverwandten Beruf. So kommst du u. U. über diesen Umweg doch noch in naher Zukunft zu deinem Traumberuf.

Die Freundin meiner Tochter hat das so gemacht. Sie konnte wegen des Numerus Clausus´ nach dem Abitur nicht mit einem Medizinstudium beginnen. Statt sich auf eine Warteliste in ihrer Wunschuni setzen zu lassen, hat sie erst einmal eine Ausbildung zur MTA gemacht und hat dann eine Weile als Sprechstundenhilfe gearbeitet. Parallel hat sie sich an der Universität unserer Stadt beworben und schließlich einen Platz bekommen. Inzwischen ist sie Assistenzärztin in unserer Uniklinik, hat nebenher noch geheiratet und ein Kind bekommen. Sie war hartnäckig und hat das Ziel nie aus den Augen verloren. Das ist mit Sicherheit sehr schwer. Doch es lohnt sich unbedingt, finde ich.

Auch empfehle dir eine professionelle Hilfe beim Schreiben von Bewerbungen und beim Training von Vorstellungsgesprächen. Das halte ich für sehr wichtig.

Weißt du, miese Schulnoten sind das eine woran eine Bewerbung scheitern kann, doch wenn da ein potentieller Arbeitgeber sieht, dass da jemand sitzt und nicht "brennt" für eine Ausbildung oder einen Arbeitsplatz - und sich schlecht verkauft - dann sucht er sich einen geeigneteren Kandidaten. Immerhin warst du ja schon zwei mal zu Vorstellungsgesprächen geladen. Da geht also was. Das musst du ausbauen. Und das kannst du lernen.

Mir würde jetzt spontan bei deiner abgeschlossenen Ausbildung als Tontechniker, ein Studium zum Toningenieur einfallen. Aber da kennst du dich bestimmt viel besser aus als ich...

Anfänglich schriebst du in deinem Post von' einem' Problem, dass du schon sehr lange mit dir herum schleppst. Aber eigentlich sind es doch viele Probleme, die du da hast.

Das, was bei dir im Privatleben im Argen liegt, spielt sicher auch in dein Berufsleben ein, deshalb solltest du das umgehend angehen.

Wenn du dich also mit deinem Freund wegen irgendwelcher Leistungsrechte verkracht hast, dann bringe das in Ordnung. Es ist ja wohl unnötig, dass hierfür ein Rechtsanwalt eingeschaltet werden muss, oder? Sicher hast auch du dein Scherflein dazu beigetragen, dass es so weit gekommen ist, könnte ich mir vorstellen. Zu einem so schlimmen Streit kommt es doch immer durch alle Beteiligten, also auch durch dich. Frage dich einfach einmal, warum sich so viel Leute mit dir streiten. Und das sogar dermaßen schlimm, dass es zu Kontaktabbrüchen kommt.

Selbst wenn da nichts mehr zu kitten ist, solltest du nachdenken, wie es so weit kommen konnte. Damit meine ich auch die Beziehung zu deinem Vater.

Du schleppst da Vieles mit dir herum, dass du 'abarbeiten' solltest. Vielleicht mithilfe eines Psychologen.

Ganz wichtig finde ich auch, dass du dich von deiner Freundin trennst, wenn du nicht mehr mit ihr zusammen sein möchtest. Weil sie dich unter Druck setzt - oder aus Mitleid - kannst du auf keinen Fall bei ihr bleiben. Das ist nicht gut. Nicht für dich - und für deine Freundin schon gar nicht.

Du schreibst sehr klar und kannst dich sehr gut ausdrücken. Du bist ein intelligenter, sensibler Mensch, der sicherlich seinen Weg gehen wird, wenn er ihn erst einmal gefunden hat. Denke nicht immerzu daran, was alles falsch gelaufen ist in deinem Leben (so eine Phase hatte ich auch einmal:(). Das zieht dich nur runter! Überlege dir in aller Ruhe was du wirklich willst. Fang nicht einfach irgendetwas an nur um etwas zu tun damit dein Lebenslauf keine Lücken aufweist.

Versuche diese Lücken mit etwas Sinnvollem aufzufüllen. So könntest du z. B. gemeinnützig arbeiten. Das macht sich immer gut in einem Lebenslauf. Auch ein Freiwilliges Soziales Jahr würde dir sicherlich beim Nachdenken helfen und dich zur Ruhe kommen lassen. Überlege mal.
 
Hallo Clara,

vielen Dank für Deine Antwort. Das tut gut zu wissen, dass man mit seinen Problemen nicht alleine gelassen wird.

Und vielen Dank für die vielen nützlichen Tipps.
 
Hi, ich sehe das so wie Clara, als du 16 gewesen bist, hatte deine Mutter die Fürsorgepflicht und konnte gar nicht anders handeln, als dich zum "Gymnasium" zu zwingen.
Du machst dir und ihr das Leben nur unnötig schwer, wenn du darauf herumreitest. Ich habe gestern durch Zufall einen schönen Beitrag gefunden:

Pierre Franckh

Pierre Franckh

Ich bin noch nicht dazu gekommen alles zu lesen, aber der Anfang gefiel mir schon mal sehr gut. Und da ist etwas Wahres dran. Wenn du nicht vergeben kannst, belastet du dich selbst am meisten und hinderst dich selber an ein Vorankommen.

Hortensie
 
Hallo Michael,

Clara hat Dir ja schon viele hilfreichen Tipps gegeben, da gibt es nicht mehr viel zu schreiben.

Wenn Du Musik machen willst, dann mach sie. Wenn Du weisst, was Du willst, dann geh Deinen Weg. Fuer mich liest sich vieles so, als willst Du alle Probleme von Dir weg schieben. Das geht aber leider nicht, denn die Probleme gehoeren Dir und Dir ganz alleine.

Eine Freundin von mir ist mit 13 zu ihren Grosseltern gezogen, weil sie klar gesagt hat, mit der neuen Frau ihres Vaters wohnt sie nicht zusammen. Wenn Kinder und Jugendliche ihren Weg kennen und wissen, wo sie hingehen, dann koennen in den wenigsten Faellen irgendwelche Erwachsene zu etwas zwingen. Hattest Du denn mit 16 eine Ausbildungsstelle? Hast Du Dich aktiv bemueht von der Schule abgehen zu koennen?

Sorry, meine Tochter ist jetzt auf meinem Schoss, ich muss spaeter weiter schreiben.

Ich wuensch Dir auf jeden Fall alles Gute und viel Erfolg
cloudlight
 
...Hattest Du denn mit 16 eine Ausbildungsstelle? Hast Du Dich aktiv bemueht von der Schule abgehen zu koennen?...
Ja, das interessiert mich auch. Hattest du einen Plan?

...Eine Freundin von mir ist mit 13 zu ihren Grosseltern gezogen, weil sie klar gesagt hat, mit der neuen Frau ihres Vaters wohnt sie nicht zusammen. Wenn Kinder und Jugendliche ihren Weg kennen und wissen, wo sie hingehen, dann koennen in den wenigsten Faellen irgendwelche Erwachsene zu etwas zwingen. ...
Das hat mich doch irgendwie getriggert. Nun ja, ich weiß ja nicht, was bei deiner Freundin vorgefallen ist, bzw. wie die Freundin des Vaters war. Bei ihr mag es sinnvoll gewesen sein. Doch das ist nicht immer so. Manchmal ist das einfach eine Bockigkeit/Unerzogenheit/Machtausspielenwollen, Verwöhntheit den eigenen Kopf durchsetzen zu wollen. Auch Kinder/Jugendliche müssen Kompromisse eingehen lernen. In manchen Dingen fehlt ihnen einfach die Lebenserfahrung, die Erwachsene besitzen. Und langfristig gesehen ist es (machmal) schon besser auf sie zu hören. Oft sehen Dinge nach außen anders aus, als sie wirklich sind. Das habe ich die Tage wieder festgestellt, als ein Mädchen dem neuen Lebensgefährten der Mutter das Leben schwermachte. Hm auf eine ziemlich durchtriebene Art. Zu was Kinder so fähig sind, wenn sie ein Elternteil für sich alleine haben wollen..... Klar sind Kinder einem wertvoll, aber nicht zu jedem Preis und manchmal muss man den Kindern Grenzen setzen. Womit wir wieder beim Threaderöffner wären. Die Mutter hat die Genze gesetzt, weil sie meinte es wäre gut für ihn. So wie ich es herauslese war sie ja alleine verantwortlich, das war es für sie doppelt schwer. Er hat das Abi gemacht und danach zwei Jahre ein Fach was ihm lag studiert.
Nun kommen wir wieder zu dir Michael, bis dahin lief es ja gut. Warum hast du dich mit allen so verkracht? Die Verunsicherung aus deinem ersten Beispiel muss ja irgendwo hergekommen sein. Vielleicht suchst du deinen Anteil an den Vorfällen. Das könnte dich weiter bringen. Ich finde ja schon gut, dass du während deiner Leerläufe etwas gemacht hast.
Ich kann mir vorstellen, dass es als Trennungskind nicht leicht ist. Und dann noch das Coming out deines Vaters, doch es ist dein Leben. Du bist jetzt dafür verantwortlich. Es ist dir nicht geholfen, wenn du verpassten Gelegenheiten nachtrauerst. Versuche herauszufinden wofür das alles gut war.
Du meinst, du fühlst dich frei, wenn du deine Freundin verlässt?
Hm, du weißt es aber nicht.... Das ist die Schwierigkeit im Leben. Entscheidungen zu treffen!
Ich weiß wovon ich spreche, Entscheidungen treffen ist nicht grad mein Spezialgebiet. :D
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo zusammen,

ich freu mich über Eure Resonanz. Ich möchte gerne auf die Frage eingehen, ob ich mit 16 schon einen konkreten Plan hatte.

Nein, ich hatte keinen Plan. Ich habe zu diesem Zeitpunkt nur gemerkt, dass ich mir ziemlich schwer getan hab auf dem Gymnasium und dass ich keine Lust mehr hatte auf Schule (nicht ungewöhnlich in dem Alter). Aber ich hab zu dieser Zeit angefangen sehr viel Gitarre zu spielen und habe auch eine Schülerband gegründet. Ich hatte damals irgendwie im Kopf: "Anerkennung mit Schulleistungen gewinnen ist langweilig, ich will mir Anerkennung mit was "geileres" gewinnen.
Nun ja, auf diese Anerkennung, die ich mir damals erwartet hatte, warte ich bis heute noch...
Aber was ich im Nachhinein vermisst habe wäre vielleicht gewesen dass das jemand ernst zu hinterfragt. Warum will mein Sohn nicht mehr auf die Schule gehen? Ist es wirklich eine "Null-Bock-Phase" oder steckt da was anderes dahinter?
Andere Kinder fangen ja an richtig zu rebellieren, um den Eltern zu signalisieren: "Du, ich meine das wirklich ernst, was ich sage. Ich weiß zwar auch nicht, warum ich denn eigentlich nicht mehr auf die Schule gehen möchte, aber irgendwas stört mich ganz gewaltig dran."

Ich habe dieses Thema auch schon mal mit einem Psychologen besprochen:
Er hatte mir das so erklärt, dass oft die jüngsten Geschwister (ich habe eine ältere Schwester) die wackelnde Familie zusammenhalten wollen. Dabei wollte ich auch meine Mutter nicht zusätzlich belasten, die damals gerade beruflich ihre Umschulung gemacht hatte und bei einem Betrieb so eine Art praktisches Jahr gemacht hat. Meine Schwester hat das völlig kalt gelassen. Sie hat sich ständig nur gestritten mit meinen Eltern. Ich habe mich damals immer so geschämt für meine Schwester. Heute sehe ich das anders und sie hat sich dadurch einfach ihr Selbstbewusstsein aufgebaut.

Ich hab mich mittlerweile mehr damit befasst und auch die Sichtweise meiner Mutter verstanden und kann ihr das auch verzeihen.

Fuer mich liest sich vieles so, als willst Du alle Probleme von Dir weg schieben.

Ja, das habe ich wirklich solange getan, bis es nicht mehr ging. Ich dachte, ich müsste mit allem alleine fertig werden. Und irgendwann konnte ich es einfach nicht mehr bewältigen, weshalb ich mich dann in einer psychologischen Beratungsstelle beraten lassen habe.

Zu den Streitigkeiten muss ich eingestehen, dass ich wirklich meistens meinen Teil dazu beigetragen habe. Ich kann unglaublich stur sein. Und die Geschichte mit dem Rechtsanwaltsbrief, da hab ich einfach mit der Studio-Aufnahme eigennützlich gehandelt und wollte mir damit Anerkennung schaffen zu einem sehr hohen Preis. Und ähnlich war es auch mit der Band, mit der ich mich verkracht habe usw.
Deswegen habe ich solche Sachen einfach nicht mehr gemacht, weil ich zu Recht gemerkt habe, dass ich damit auf dem Holzweg bin, wenn ich so stur meinen Kopf durchsetze.
 
Kleine Ergänzung dazu noch, weil ich gerade "über mich selbst gestolpert bin":

Diese Anerkennung, nach der ich ewig suchte (und wahrscheinlich immer noch suche), bestand darin bei Frauen anzukommen. Und, wie sollte es nicht auch anders sein, ich suchte diesen Weg über die Musik.

Irgendwie habe ich das Gefühl, dass mein Selbstbewusstsein seit meiner Jugend daran gekoppelt ist eine Frau durch Musik erobern zu können.

Heute weiß ich natürlich, dass das Blödsinn ist. V. a. weil ich alles andere als ein "Weiberheld" bin. Und das gute ist, dass ich zu meiner Freundin nicht über die Musik direkt gekommen bin und meine Freundin mich wegen meinen musikalischen Aktivitäten beneidet.

Ich müsste irgendwie schaffen diesen alten Aberglauben abzulegen.
 
Hallo lieber Michael,

ich habe mit 16 auch mit mir gerungen, ob ich Abitur mache oder nicht und war bei der Berufsberatung. Ich hab ein Abi, sogar mit nicht mal so schlechtem Durchschnitt, aber studieren war nie was fuer mich, weil ich leider genau null Faehigkeit habe mich selbst zu motivieren. So habe ich einige Jahre "studiert" aber leider ohne Abschluss, dann habe ich eine Ausbildung gemacht mit der ich jetzt auch wenig anfangen kann. Das sind aber alles Entscheidungen die ICH getroffen habe, ist also im Grunde alles ganz wunderbar meine eigene Schuld.

So ist das mit allem im Leben. Es ist Dein Leben, Du musst was oder eben nichts draus machen. Eroeffne eine Musikschule, gruende eine neue Band, mach mit Deiner Freundin Schluss oder nicht, das musst Du alles ganz alleine entscheiden, denn Du bist alleine mit Deinem Leben und den Konsequenzen (uebertrieben, aber es geht um den grundsaetzlichen Gedanken).

Ich weiss nicht, wie es fuer Dich war Kind zu sein, aber ich habe selbst in letzter Zeit bemerkt, wie viel Eltern falsch und kaputt machen und viel viel Arbeit es kostet, das wieder irgendwie hinzubiegen und manche Sachen kann man schlicht und erreifend nicht reparieren. Als ich ein kleines Kind war hatte ich genau niemand, der fuer mich da war, der mich gesehen haette oder bereit gewesen waere fuer mich zu kaempfen. Damals haette ich das gebraucht, aber ich habe es nicht bekommen. Heute brauche ich das nicht mehr zum ueberleben, aber die Leere ist trotzdem da. Durch die Trauer und das tatsaechliche Sehen der Wirklichkeit, wie sehr ich teilweise im Stich gelassen worden bin muss ich mich alleine druchschlagen. Zu Vergeben gibt es nichts, denn was soll ich sagen "och, Schwamm drueber" wenn ich jeden Tag mit mir, mit den Konsequenzen der handelnden Erwachsenen leben muss.

Sorry, ich hoffe ich hab nicht zu viel von mir erzaehlt. Ich hab erst letzthin wieder ein Video gesehen in dem gesagt wurde, eine erfuellende, gut Karriere kann man nur haben, wenn man das macht, was man liebt. Such Dir, was Du liebst und akzeptiere keine der 100.000 Ausreden, die man sich selbst gibt, warum das nicht geht.

Ich wuensche Dir alles Gute!
cloudlight,,,
 
Ach cloudlight, lass dich mal feste drücken.
Vielleicht muss "man" nicht mal vergeben. Vielleicht genügt es "einfach", das Anzunehmen, dass es so war. "Man" kann es ja nicht mehr ändern.
Sich selber lieben ist auch nicht immer so einfach :rolleyes: ...und einfach ist auch so leicht gesagt...die einfachsten Dinge sind oft die schwersten :confused:
Michael, du hast eine hohe Erwartungshaltung und nimmst an: wenn es so und so wäre, dann wäre das...dann lieben mich die Frauen, dann......
hm natürlich ist es super, wenn "man" sich die Dinge vorstellen kann, wie sie werden sollen... aber wer zu hohe Erwartungen hat, der wird einfach enttäuscht.
Sozusagen eine Selbsttäuschung. :eek:
Hach mir ist heute so nach Smileys:D
 
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Fortsetzung meiner "Story":

Letztendlich bin ich an der Uni geblieben, hab mein Studium zum Wintersemester nach einer erneuten Studienberatung vom Lehramt auf Bachelor Medieninformatik und Vergleichende Kulturwissenschaften gewechselt, hab mich bis zum Jahreswechsel noch weiter um Ausbildungsstellen beworben (ohne Erfolg) und dann zum Jahresende eine wichtige Erkenntnis gehabt: an der Uni fühle ich mich wohl.

Ich habe dann im Dezember noch einen VHS-Kurs "Souveränes Auftreten" besucht und dabei gelernt mich selbst wieder richtig wert-zu-schätzen.

Danach ging's auch mitm Studium voran, bin dann richtig "angekommen" an der Uni und war nicht mehr nur so der Gast.

Zum Start des Sommersemesters hab ich dann gemerkt, dass mein geübtes souveränes Auftreten richtig gut ankam, z. B. auch bei den Studentinnen.
Ich musste wieder eine Entscheidung treffen: ich habe mich dann letzte Woche von meiner Freundin getrennt, weil ich gemerkt hatte, dass wir uns auseinander gelebt hatten.

Wir hatten ja schon eine schwierige Phase mit Paarberatung durchgemacht.

Meine Freundin hängt viel zu sehr an ihrer Mutter. Ich dachte immer, ich müsste ihr helfen von ihr loszukommen.
Hmm, und dann hatte ich gemerkt, dass meine Freundin das gar nicht will... nun ja.

Ich habe wirklich viel Mühe investiert, wir hatten eine gemeinsame Wohnung, die Paargespräche, usw. weshalb ich jetzt sehr gut zu meiner Entscheidung stehen kann.
Letztendlich bleibt einfach eine große Enttäuschung zurück.

Was denkt ihr drüber?


Viele Grüße
Michael
 
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