Sex ist nicht alles, aber ohne Sex ist alles nichts...

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Meine Jugend fand in den 60iger Jahren statt. Wir waren aufgewachsen in einem Klima der Prüderie und das Thema Sexualität war Gegenstand in den Gesprächen mit gleichaltrigen Freunden. Dann erlebten wir die sogenannte "Sexuelle Revolution". Mit roten Ohren schlichen wir uns ins örtliche Kino, um uns die ersten Kolle-Filme anzusehen.
Dann hörten wir von Langhans und seiner Uschi. Die Studenten-Revolte trug in weiten Teilen auch die Zeichen einer sexuellen Revolution. Der Kontrast hätte nicht größer sein können: In meiner christlichen Jugendgruppe beichteten wir unseren Leitern unsere heimlichen Freuden, kämpften gegen unsere Onanie-Gelüste. Von außen aber überfluteten uns die Belege der Freizügigkeit.
Diese emotionale Gemengelage nahm ich mit in meine Ehe. Vor der Ehe erlebte ich eine sehr offene Partnerin, dann jedoch machte sich die Flaute im Ehebett bemerkbar. Es gab Phasen, in denen ich mich fühlte wie ein Mönch. Noch heute sage ich, dass meine Ehe im Bett scheiterte.
Meine Partnerin bekundete mir, die Fortsetzung einer Wohngemeinschaft könne sie sich vorstellen bis zum Ende unserer Tage, mehr jedoch gehe nicht.
Das war das Ende, wollte ich doch als Mitte 40iger nicht leben wie ein Mönch.
Unser Verhältnis zur Sexualität ist auf vielfache Weise gespalten. In der Schule begegneten mir zunehmend junge Menschen, die sich immer früher in die intime Zweisamkeit einließen. In meiner eigenen Altersgruppe aber hörte ich Altersgenossen eher mit Frustration reden.
Ein merkwürdiges Bild: Die Youngster tobten sich aus, während wir darbten. Bis heute suche ich nach den Gründen und finde keine wirkliche Erklärung. Sexuelle Überflutung einerseits, sexuelle Frustration andererseits. In den Eheberatungen und Beratungsstellen dürfte das Thema an vorderer Stelle stehen. Auch da musste ich seltsame, mich bis heute wundernde Erfahrungen machen. Ich habe ein Recht auf meine Sexualität, beschied mir eine Psychologin in einer Paar-Gruppe. Aber ich habe nicht das Recht, die Erfüllung meiner Bedürfnisse von meiner Partnerin zu erwarten. Der Abend, an dem ich dies hörte, bleibt mir unvergesslich.
Inzwischen sind meine Bedürfnisse deutlich reduziert, die Gnade des Alters zeigt Wirkungen. Glücklich jedoch macht mich das nicht, fühle ich mich doch um einen wesentlichen Teil meines Lebens betrogen, um die Erfüllung wichtiger Bedürfnisse gebracht.
 
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... natürlich hast du nicht das Recht, die Erfüllung deiner Bedürfnisse von deiner Partnerin zu 'erwarten'. Dabei lege ich die Betonung auf das Wort 'erwarten'.

Es gibt bestimmt viele Ehen/Lebensgemeinschaften in denen Sex nicht unbedingt ein wesentlicher Teil der Partnerschaft ist. Ich kenne sogar ein Paar, die seit einigen Jahren gar keinen Sex haben. Aber dann sollten beide Partner es so wollen. Wenn einer mit dieser Situation unzufrieden ist, ist das keine Basis für eine gute Beziehung.

Und eine gute Paarberatung sollte stets beide Ehe/Lebenspartner beraten.
 
Clara, ich hab`s ja hinter mir. So sehr ich damals den Sex vermisst habe, so sehr schätze ich heute, dass niemanden mehr ausgeliefert bin, was die Erfüllung meiner Erwartungen ausgeht. Das ist - so gesehen - auch ein Stück Freiheit.

Gruß

Hans
 
Clara, ich hab`s ja hinter mir. So sehr ich damals den Sex vermisst habe, so sehr schätze ich heute, dass niemanden mehr ausgeliefert bin, was die Erfüllung meiner Erwartungen ausgeht. Das ist - so gesehen - auch ein Stück Freiheit.

Gruß

Hans

Was meinst du mit "ausgeliefert"?

Clara,

ich wittere Ungemach für den Fall, dass ich mich da soweit auslasse, wie es mir bei diesem Thema ist. In der Tat weiß ich von vielen Männern von dem Beziehungsfrust an diesem Punkt. Und ich habe wenige gefunden, die für sich eine Antwort fanden, wie sie mit der ihnen aufgezwungenen Enthaltsamkeit umgehen konnten.
Bei mir, ich sprach bereits darüber, gab es eine klare Veränderung im Verhalten meiner Partnerin vor dem Ringwechsel und nach dem Ringwechsel. Diese Erfahrung teile ich, da bin ich ganz sicher, mit vielen Geschlechts-und Leidensgenossen.
Wenn Frauen aber an diesem Punkt dichtmachen, sind wir Kerle ihnen ausgeliefert. Wollen wir nicht fremdgehen, was ich gegenüber einer anderen Frau unaufrichtig und letztlich nicht vertretbar finde, können wir uns nur bescheiden und unser männliches Ego schädigen. Ich möchte nicht wissen, wie viele Männer sich in diverse Engagements stürzen, in der Politik den großen Macher geben, sich in Jobs aufreiben, weil sie letztlich unbefriedigt bleiben.
Mir sind auch Männer begegnet, die sich heldenhaft darin fanden, den verständnisvollen Frauenfreund zu geben. Ein solches Exemplar Mann saß mir in der Eheberatung gegenüber. Im Dreier-Gespräch ergriff er die Partei für meine Partnerin. Geraume Zeit später, meine Partnerin war schon ausgezogen, forderte er mich auf, jetzt meine Interessen zu vertreten, ihr zu zeigen, was eine Harke sei. Sein Männermut kostete ihn auch nichts mehr.
Nochmals zu deiner Frage: Ich habe viele Jahre gerungen, gekämpft. Das hat mich aufgezehrt, und es hat mir am Ende nichts gebracht. Wenn wir Männer uns an diesem Punkt zurücknehmen, unsere Erwartungen zähmen, helfen wir uns letztlich selbst, weil wir uns unabhängig machen, eben nicht mehr in die Venus-Falle stolpern.

Gruß

Hans
 
... aha.

Als Frau, die naturgemäß eine andere Sicht auf diese, deine Sachlage haben kann (nicht unbedingt muss), klinke ich mich da lieber aus der Diskussion aus.

Ich könnte dir jetzt ein paar Gründe nennen, die Frauen dazu bringen nicht mehr mit ihren Partnern schlafen zu können/zu mögen. Aber wozu? Du hast dich mit deiner Situation abgefunden, schreibst du. Obwohl sich dein Text schon sehr frustriert liest.

Ich bin eine Frau und natürlich sehe ich aus Frauenaugen in die Welt.

Männer sind halt anders... und Frauen eben auch(frei nach Loriot).
 
Clara,

ich zitiere: "Ich bin eine Frau und natürlich sehe ich aus Frauenaugen in die Welt."

Das war mir sehr wohl bewusst, und ich deutete das ja auch an. Aber, wie Du dann mit Frauenaugen diese Dinge betrachtest, sehe ich sie mit meinen Männeraugen.
Im Übrigen glaube ich, dass zu viele Männer sich in Herzinfarkt und Arbeitsstress stürzen, wollen sie sich doch nicht den Fragen stellen, die sie im Innersten betreffen.

Ich nehme mir die Freiheit.

Hans
 
Lieber Hans,

ich kann die Welt nicht aus Maenneraugen sehen, sondern nur aus Frauenaugen und ich glaube aber nicht, dass da der Unterschied so riesengross ist.

Ich kenne Maenner mit geringerem Wunsch nach Sex als ihre Frauen den haben und aber auch das Gegenteil. Jeder Mensch hat seinen eigenen, individuellen Sexualtrieb und so finde ich voellig andere Sachen spannend als die Frau um die Ecke und vice versa.

Ich kann die Welt auch nicht mit den Augen eines Menschen sehen, der in den 50er oder 60er Jahren geboren ist, denn ich bin ein Kind der fruehen 80er. Ich kann Dir nur sagen, dass ich eigentlich viel zu frueh angefangen habe Sex zu haben, das hat meinem weiteren Leben aber nicht geschadet. Ich kann Dir sagen, dass jeder Mensch die Pflicht hat (fuer sich selbst), sich einen Partner zu suchen, dessen sexuelle Interessen, Vorlieben, Drang mit den eigenen uebereinstimmt und dazu heisst es reden, reden, reden. Ich bin davon ueberzeugt, dass man keine erfuellte Sexualitaet haben kann, wenn man nicht bereit ist alles mit seinem Partner ins Details zu besprechen.

Wenn Du Dich um einen grossen Teil Deiner Sexualitaet betrogen fuehlst, dann musst Du Dir darueber klar werden, dass Du Dich darum betrogen hast und sonst niemand. Es hindert Dich aber auch genau niemand daran das jetzt aufzuholen, auch wenn Du schon aelter bist.

Ich kann Dir nur zustimmen, wenn Du sagst ohne Sex ist alles nichts. Ich habe keine Lust mein restliches Leben, wie eine Nonne zu verbringen, aber gluecklicherweise will mein Mann auch kein Moench sein, daher kann ich nur sagen, such Dir jemanden, der zu Dir passt.

Alles Gute!
cloudlight
 
Lieber Hans
Grüss dich

Ich denke jede Thematik ist gut für dich, wenn du dazu deine Lösung, deine ganz persönliche Lösung zu dem Umgang mit deinem Thema gefunden hast, wo du die Auseinandersetzung damit suchst.

Bist du insgesamt zufrieden? Bist du mit dieser für dich beschriebenen Freiheit zufrieden? Ich selber frage mich oft, wenn ich mich mit einem Thema auseinandersetze, will ich das für mich, bin ich mir sicher?

Ich kann nun nur von meiner Lebensphilosophie sprechen. Ich habe mein Leben jetzt und in dieser Form. Habe ich mein Leben soweit als möglich ausgelebt?
Habe ich als Verantwortlicher meiner Selbst dazu alles getan, sodass ich mir heute sagen kann, ich habe bis jetzt intensiv gelebt, zwar sind einige Teile meines Lebens nicht plangemäss verlaufen, doch habe ich immer alles gegeben.

Auch du hast bisher intensiv gelebt. Ich denke bei fast allen Menschen ist vieles nicht nach Plan gelaufen.
Deine Überschrift, mein persönliches Gefühl dazu ist, dass du dir eine Antwort nur in deiner Überschrift selber gibst. Vor allen Dingen der letzte Teil, ohne Sex ist alles nichts.

Ich nehme mir die Freiheit diesen letzten Satz einfach zu beurteilen. Würdest du heute keine Lust auf Sex haben, wäre viel Gelassenheit in deinen Zeilen.

Diese Auseinandersetzung klingt nach Empfinden, wobei ich gerne einen Gedankengang einbringen möchte.
Es könnte grosses Glück sein, dass du vielleicht vieles noch nicht erlebt hast, es könnte dir noch bevorstehen. Wenn du gesund bist, würde dir doch nichts im Wege stehen, noch vieles nachzuholen, vielleicht wird nun das dein Lebenselixier oder ein Ziel.

Ich kann das aber nur aus meiner Sicht beurteilen, wenn ich mir denke etwas versäumt zu haben, wäre ich jederzeit dazu bereit, mir noch etwas zu holen ;-))
Es sei denn, du hast dich damit abgefunden und es für dich gelöst, ich selber glaubs nicht so Recht.
LG
Ritter Omlett
 
Hallo Hans aus Burbach!

Männer scheinen auch nicht immer gleich zu ticken oder ähnlich zu denken :)

Zu diesem Thema möchte ich mal ein paar meiner Gedanken einbringen:

Wenn Frauen aber an diesem Punkt dichtmachen, sind wir Kerle ihnen ausgeliefert.

Ist man in so einem Fall seiner Partnerin oder vielleicht doch eher seiner eigenen Lust ausgeliefert? Das Bedürfnis nach Sex kommt meiner Meinung nach von einem selbst und wenn dem so wäre, wäre man sich eigentlich sich selbst ausgeliefert.

Führt man eine Beziehung unter Gleichberechtigten, so kann man aber auch ohne Weiteres jedem Bedürfnis den gleichen Stellenwert einräumen. Oder nicht?

Aber es stimmt schon, wenn man nicht mehr auf einem gemeinsamen Nenner kommt, sollte man wohl besser etwas ändern - zum Wohle aller Beteiligten.

Bestes Gegrüße
Sebastian
 
Sebastian, Du schreibst:

"Ist man in so einem Fall seiner Partnerin oder vielleicht doch eher seiner eigenen Lust ausgeliefert? Das Bedürfnis nach Sex kommt meiner Meinung nach von einem selbst und wenn dem so wäre, wäre man sich eigentlich sich selbst ausgeliefert."

So kann man das sehen. Sicher. Wobei ich allerdings dann einmal anmerken muss, dass sexuelle Bedürfnisse in einer Partnerschaft ja nun nichts Ungewöhnliches sind. Ich fände es vielmehr sonderbar, hätte man sie nicht. Ich denke, dann würde sich die jeweilige Partnerin, der jeweilige Partner die Frage mangelnder Attraktivität stellen, sich wohlmöglich vernachlässigt fühlen.

Eins ist sicher klar: Weichen die Bedürfnislagen zu deutlich voneinander ab, kommt der/diejenige mit den weitergehenden Bedürfnissen auf Dauer zu kurz.
Dein Einwand gibt zudem keine Erklärung, den ich mit dem Verhalten einer Partnerin vor dem Ringwechsel und nach dem Eheschluss beschrieb.

Hier hat Heinz Körner in seinem Buch "Männertrauma" übrigens nach meiner Meinung sehr trefflich das beschrieben, worum es mir geht. Und Heinz Körner geht sicher nicht als Macho durch. Zudem verlegte er sein Buch in dem Verlag seiner Frau.

Schlussendlich: Ich stehe zu meinen männlichen Bedürfnissen, und es liegt mir fern, mich dafür zu entschuldigen. Ich empfinde deine Antwort, da spreche ich Klartext, sehr Frauen zugewandt. Da unterscheiden wir uns, habe ich doch die Erfahrung machen müssen, dass mir eine solche Haltung eher zum Nachteil gereichte.

Gruß

Hans
 
Guten Abend

Bei diesen Zeilen fällt mir jedoch immer wieder das Thema des Loslassens der Vergangenheit ein.
Wenn du heute zu deinen männlichen Bedürfnissen stehst, ist dies eine besondere Erkenntnis, du weisst zu was du stehst und empfindest deine inneren Werte.

Was mir nun auch auffällt, ein Gedanke der mir bei deinen Zeilen soeben kommt, ist, dass du auch deine Zukunft schlecht bewertest, du begrenzt dich, ich bin
zu alt, gesundheitliches Problem, finanziell nicht die gute Partie, es muss genau diese Partnerschaft sein wenn etc.

Dazwischen Vergangenheit und Zukunft steht deine Gegenwart, wo du zu deinen männlichen Bedürfnissen stehst, die du weisst und im Prinzip genau weisst was du willst ohne Wenn und Aber, Erfüllung bestimmter sexueller Wünsche.

Die du nie hattest und meiner Meinung auch nicht mehr haben wirst, da du dich intensiv in deinen Zukunftsgedanken einschränkst.

Ich als neutraler Beobachter sehe das anders, du hast allemal die Chance vieles zu haben und deine Vergangenheit war besser als es dir bewusst ist.
So würde ich es daraus lesen aus deinen Erzählung, wobei ich deine Sichtweisen und deinen Zugang enorm interessant finde und die Beschreibung deiner inneren Gefühle....

LG
Ritter Omlett
 
Guten Morgen!

Ich glaube in einigen Punkten habe ich mich nicht ganz klar ausgedrückt, deswegen möchte ich noch ein wenig ergänzen.

So kann man das sehen. Sicher. Wobei ich allerdings dann einmal anmerken muss, dass sexuelle Bedürfnisse in einer Partnerschaft ja nun nichts Ungewöhnliches sind. Ich fände es vielmehr sonderbar, hätte man sie nicht. Ich denke, dann würde sich die jeweilige Partnerin, der jeweilige Partner die Frage mangelnder Attraktivität stellen, sich wohlmöglich vernachlässigt fühlen.

Eins ist sicher klar: Weichen die Bedürfnislagen zu deutlich voneinander ab, kommt der/diejenige mit den weitergehenden Bedürfnissen auf Dauer zu kurz.
Dein Einwand gibt zudem keine Erklärung, den ich mit dem Verhalten einer Partnerin vor dem Ringwechsel und nach dem Eheschluss beschrieb.

Ungewöhnlich ist ein sexuelles Bedürfnis bestimmt nicht, aber die Art des Bedürfnisses kann doch sehr unterschiedlich sein. Die einen finden es erotisch einfach nur Nähe zu zeigen und sich innig zu umarmen, andere wiederum verbinden starke Schmerzen mit Erotik. Diese Dinge sind alle sehr individuell und können sich mit der Zeit ändern. Sei es dadurch, dass einem gewisse Praktiken einfach zu langweilig geworden sind oder sich die Gefühle zum Partner geändert haben.

Eine Erklärung zu dem Verhalten deiner Partnerin abzugeben, wäre reine Spekulation und würde vermutlich zu keinem Ergebnis führen. Schließlich kenne ich euch beide gar nicht und das was du schreibst, reicht mir auch nicht um gedankliche Verknüpfungen zu erzeugen.

Möglichkeiten gibt es tausende, einige ganz normale und andere die bis zur Ausnutzung deiner Person führen würden. Aber eben das, kann ich in keinster Weise beurteilen.

Hier hat Heinz Körner in seinem Buch "Männertrauma" übrigens nach meiner Meinung sehr trefflich das beschrieben, worum es mir geht. Und Heinz Körner geht sicher nicht als Macho durch. Zudem verlegte er sein Buch in dem Verlag seiner Frau.

Was schreibt Heinz Körner denn in dem Buch? Es scheint schon etwas älter zu sein und ein Werk von insgesamt fünf Autoren zu sein. So ganz verstehe ich nicht, was mir dieser Abschnitt sagen soll.

Schlussendlich: Ich stehe zu meinen männlichen Bedürfnissen, und es liegt mir fern, mich dafür zu entschuldigen. Ich empfinde deine Antwort, da spreche ich Klartext, sehr Frauen zugewandt. Da unterscheiden wir uns, habe ich doch die Erfahrung machen müssen, dass mir eine solche Haltung eher zum Nachteil gereichte.

Ich finde es gut wenn du zu deinen Bedürfnissen stehst und eine Entschuldigung finde ich weder notwendig noch erwarte ich sie. Wärst du eine Frau gewesen, hätte ich vermutlich das gleiche in Bezug auf "Lust" geschrieben. Das ist keine Sache die nur Männer betrifft, aber das ist nur meine Meinung. Andere Menschen können das absolut anders sehen und vielleicht ist es das ja auch.

Die Aussage, dass man jemanden "ausgeliefert" ist, beschreibt für mich viele Aspekte. Zum einen Passivität, einen gewissen Teil Hilflosigkeit (man könne nichts machen), aber auch einen Teil Verantwortung von sich weisen. Meiner Meinung nach schränkt man sich in seinen eigenen Möglichkeiten ein, wenn man sich - egal in welcher Hinsicht - als ausgeliefert bezeichnet.
Es ist vollkommen ok Bedürfnisse zu haben, genau so ist es ok keine Bedürfnisse zu haben - das Bedürfnis an sich, bewerte ich gar nicht.

Bitte beachte, dass es mir nicht um eine Bewertung geht. Wer ein Bedürfnis hat, versucht dieses zu befriedigen. Wie man das macht hängt von vielen Gesichtspunkten ab, zum Beispiel von der eigenen Moral. So wäre es zum Beispiel eine Möglichkeit ein sexuelles Bedürfnis bei einer anderen Frau zu befriedigen, was für dich aus moralischen Gründen nicht in Frage kommt. Für mich käme diese Möglichkeit genau so wenig Frage.

Eine andere Möglichkeit wäre aber auch zu versuchen, den Partner oder die Partnerin zu stimulieren, ihre Motivation zu erwecken. Die Bedürfnisse zu ermitteln, sich versuchen anzupassen, auf den Partner oder die Partnerin einzugehen. Auch dies kann zu dem Ziel führen seine eigenen Bedürfnisse zu befriedigen. Natürlich führt nicht jede Anstrengung auch zum Ziel, aber man ist oder war zumindest in keinster Weise "ausgeliefert" sondern hatte Handlungsspielraum. Zu diesem Handlungsspielraum gehört es dann auch, wenn beschlossen wird, dass die Beziehung keinen weiteren Bestand mehr hat weil die Gemeinsamkeiten für eine gemeinsame Zukunft fehlen.

Je mehr Gründe man für eine Partnerschaft hat, für desto stabiler halte ich sie. Ein erfülltes Sexleben ist nur ein Grund davon. Wenn jetzt aber genau dieser eine Grund zu einer Trennung führt, so ist es durchaus möglich, dass man seine Bedürfnisse mit einem anderen Partner (oder Partnerin) wieder komplett erfüllen kann. Genau deswegen bin ich auch weiterhin der Meinung, dass man nicht der Frau, sondern seiner Lust ausgeliefert ist.

Das ist lediglich meine Sicht der Dinge, andere Sichtweisen kann ich genau so gut akzeptieren.

Gruß
Sebastian
 
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Lieber Sebastian,

nein, du hast dich nicht unklar ausgedrückt.

Danke für deine Beiträge, die sehr einfuehlsam sind.
 
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