ständig unzufrieden

lili84

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16 September 2011
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Hallo liebe Leute

brauche dringend euren Rat. Bin 27, lebe in einer festen Partnerschaft mit einem liebevollen Mann, ich selbst bin an meiner Doktorarbeit und habe schon recht viel erreicht dafür, dass ich noch ziemlich jung bin. Wir wohnen in einer schönen Wohnung, haben durch unsere beiden Jobs jetzt zwar nicht Unmengen an Geld, können aber uns ein angenehmes Leben ermöglichen.
Auch habe ich einen guten Freundeskreis, ich gelte - so schätze ich das zumindest ein - als aufgestellt und extrovertiert. Meine Familie ist sehr liebenswürdig, unterstützend und wir haben alles in allem ein sehr gutes Verhältnis.

Dennoch ist es so, dass ich ständig unglücklich bin. So zogen wir beispielsweise erst vor drei Monaten in die jetzige Wohnung, weil die frühere Wohnung im gleichen Haus wie die von meinen Eltern war und mir war das dann doch etwas zu nah zu den Eltern. Wollte auch wieder ins Zentrum einer Stadt und nicht in der Agglomeration wohnen. Mein Freund fand diesen Wechsel auch gut, obwohl er der Bequemlichkeit halber sicherlich dort geblieben wäre.

Nun sind wir kaum drei Monate hier und ich sehne mich schon wieder zurück in die alte Wohnung - ein Grund könnte sein, weil die andere Wohnung wesentlich luxuriöser ist. Komischerweise hatte ich aber damals immer gesagt, ich bräuchte das alles nicht. Auch finde ich hier das Putzen wesentlich angenehmer, bin immer schnell fertig und neben dem Arbeiten noch viel putzen ist ja auch nichts.

Das Problem ist aber nicht nur die Wohnung, sondern eigentlich alles wofür ich mich entscheide. Jetzt habe ich mich für den Job in der Wissenschaft entschieden, bin dann aber trotzdem wieder eifersüchtig, wenn andere mir von ihrem Job in der Wirtschaft erzählen - ich sehe dann nur, dass es dort spannender, verantwortungsvoller, realer, praxisorientierter und besser bezahlt ist und die Vorteile meines Jobs, der übrigens eigentlich hochinteressant ist, sehe ich dann gar nicht mehr.

Dasselbe mit meinem Partner - vor dreieinhalb Jahren habe ich mich wahnsinnig in ihn verliebt und ich liebe ihn sehr, aber es gibt plötzlich Momente, in denen ich mir ein komplett anderes Leben wünsche - nach einiger Zeit geht das aber immer wieder weg und ich kann gar nicht mehr glauben, dass ich das mal dachte. Ab und zu denke ich, ich möchte am liebsten eine kleine Wohnung für mich, einen einfachen Job und einen Hund -nun, woran liegt das? Habe ich Angst vor Herausforderungen? Brauche ich einfach eine tiefgreifende Veränderung? ich werde einfach nicht schlau aus meiner ewigen Unzufriedenheit.

Danke für eure Antworten und sorry, dass mein Beitrag so ewig lang ist.
 
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Hallo,

tja, jeder Mensch hat manchmal Phasen, in denen er nicht mit seinem Leben zufrieden ist und eigentlich etwas anderes möchte.

Ist das bei dir immer schon so gewesen, oder ist es erst so, seitdem du in der neuen Wohnung bist?

Daß du nicht so eng bei deinen Eltern wohnen willst, kann ich gut verstehen. Ist ja nicht immer so leicht.
Warum hebst du so hervor, daß eure Wohnung so leicht zu putzen ist? Ist das sehr wichtig für dich? Dein Freund könnte ja schließlich auch saubermachen. - Entschuldige, aber nach diesem Gesichtspunkt habe ich eine Wohnung noch nie betrachtet. Ich hab´s auch gerne sauber. Doch danach habe ich noch nie meinen Lebensraum ausgesucht.

Ich will dir jetzt nicht sagen, daß es toll ist, daß du in der Wissenschaft arbeitest, daß du deine Doktorarbeit schreibst, usw. Das weißt du sicher selber alles. Und viele Leute haben dir das sicher schon gesagt.

Aber vielleicht ist die Tatsache, daß du in jungen Jahren schon so viel erreicht hast, der Ursprung deines Unzufriedenseins.

Denk´mal darüber nach. - Von der Anschaffung eines Hundes möchte ich dir im Übrigen dringend abraten.
 
liebe Clara

danke für deine Antwort.
zu deinen Fragen:
Ich habe das Gefühl, ich bin schon seit einigen Jahren so. Sicherlich nicht erst seit wir hier hergezogen sind. Zum Beispiel habe ich es deutlich gespürt, als wir in unsere alte Wohnung (die neben meinen Eltern) gezogen sind...irgendwie hats wohl mit Veränderungen zu tun. Aber auch davor gabs schon solche Situationen, z.B. mit der Wahl des Studiums etc.

Das mit dem Putzen wurde ein wichtiges Thema weil die alte Wohnung sehr aufwändig war und ich's halt sehr sauber mag. In der alten Wohnung war ich echt überfordert, die war zu gross zum putzen und eine Haushaltshilfe konnten wir uns nicht leisten, weil wir beide noch in einer Form in der Ausbildugn waren. Putzen ist in der Tat ein Thema, bei dem mein Freund und ich ein wenig anderer Meinung sind - er findet ich übertreibs ein wenig. aber es ist kein wirklich schlimmes Streitthema. Und: Er putzt nicht, weil er die Wäsche macht. Ist also aufgeteilt.:)

Ja, es stimmt schon - vielleicht mache ich mir einen Stress mit den hohen Herausforderungen -ich bin ein Mensch, der ziemlich streng zu sich ist. Aber dann vergleiche ich mich wieder mit anderen, z.B. meinem ersten Freund, den ich hatte, und der war noch viel strenger und ist jetzt mit 32 schon Prof geworden und da denke ich mir dann, dass ich eigentlich ganz normal streng zu mir bin. Ich arbeite auch nie am Wochenende durch, höchstens mal einen halben Tag.

danke nochmal für deine Antwort
Lg
 
Gerne.

So wie du schreibst - und so wie du von dir erzählst, scheinst du ein sehr disziplinierter Mensch zu sein. Du bist streng zu dir? Beschreibe mir das mal genau - wenn du magst. Wie äußert sich das?

Vielleicht willst du im Grunde deines Herzens(oder im Unterbewußtsein)eigentlich ein anderes Leben leben. Vielleicht möchtest du lieber lockrer sein, mal "Fünfe gerade sein lassen"wie man so schön sagt.

Wenn du ein Mensch bist, der es gerne sehr sauber und reinlich hat, warum willst du dir dann einen Hund anschaffen? Überlege mal: Hunde machen viel Dreck. - Ich weiß das, ich habe selber einen. Ich liebe ihn von ganzem Herzen, und bin mega-glücklich, daß er da ist. Aber er ist ein Golden Retriever - und folglicher Weise auch ein echtes Schwein. Wer es gerne sehr reinlich mag, dem empfehle ich auf einen Hund zu verzichten. Ein Hund erwärmt das Herz - und füllt den Staubsaugerbeutel.

Kann es sein, daß dir deine selbstauferlegte Strenge eigentlich viel zu viel ist? Möchtest du deswegen anders leben? Wie hast du als Kind gelebt? Waren deine Eltern auch sehr streng mit dir?

Ich weiß, viele Fragen. Aber deine Geschichte interessiert mich - und es kann ja sein, daß die Fragen dir helfen können, dich besser zu verstehen.
 
Wer es gerne sehr reinlich mag, dem empfehle ich auf einen Hund zu verzichten. Ein Hund erwärmt das Herz - und füllt den Staubsaugerbeutel.

DAS unterschreibe ich sofort.:cool:

Liebe Lili!

So wie es klingt, fehlt Dir nur eines: Die Zufriedenheit. Da müsste man mal definieren, was Zufriedenheit eigentlich ist.

Die Tante Wiki sagt dazu:

"Zufriedenheit ist gemäß dem Bedeutungswörterbuch des Duden: a) innerlich ausgeglichen zu sein und nichts anderes zu verlangen, als man hat; b) mit den gegebenen Verhältnissen, Leistungen o. ä. einverstanden zu sein, nichts auszusetzen zu haben"

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Zufriedenheit

Dazu vielleicht ein paar Gedankensplitter, die möglicherweise Puzzlesteine sein können:

"Du kannst eine Million auf Deinem Sparbuch haben, wenn Du nicht zufrieden damit bist, bist Du ein Bettler."

"Kein Vorteil ohne Nachteil."

"Die eierlegende Wollmilchsau ist noch nicht erfunden worden"

"It's a rule - man is a fool.
When it's hot, he wants it cool.
When it's cold, he wants it hot,
He always wants, what he has not."

Bei Bert Hellinger hab ich mal folgenden Spruch gelesen, ich gebe ihn sinngemäß wieder:

"Neid bedeutet, etwas besitzen zu wollen, das ein anderer hat, ohne dessen Preis dafür bezahlen zu wollen"

Neid hat mit dem Thema Unzufriedenheit eng zu tun. Wer zufrieden ist mit seinem Erreichten, kann nicht neidisch reagieren.

Mir hilft diese Überlegung immer sehr. Wenn ich auf jemanden anderen sehe und spüre, dass ich diesen Menschen um irgendetwas beneide, dann überlege ich mir, welchen Preis dieser Mensch dafür bezahlen musste (nicht unbedingt finanziell, sondern auch auf einen Arbeitsaufwand, Studium etc. bezogen).

Und dann überlege ich mir, ob mir selbst dieser Preis das wert wäre.

Als ich z.B. zu malen begonnen hatte, blickte ich neidisch auf die wundervollen Gemälde anderer, z.B. alter Meister, wissend, dass ich diese Perfektion niemals erreichen würde.

Irgendwann fiel mir das Zitat von Hellinger ein - und ich überlegte mir, ob ich auch mein ganzes Leben, täglich von früh bis spät soviel üben möchte, über Jahre, über Jahrzehnte - alles zurückstellen wollte, um diesen Punkt der Perfektion zu erreichen. Denn genau DAS mussten die Meister auch tun.

Und nein, ich wollte das nicht. Und damit war für mich der Neid verschwunden. Denn ich gelangte zu der Überzeugung, dass jeder, der genau denselben Weg der Meister gegangen war, dieselben Entbehrungen auf sich nehmen würde, dieses Ergebnis auch erreichen kann. Die Frage ist einfach nur: Will ich diesen Weg mit allen Konsequenzen gehen? Nein. Damit ist meine Kleckserei rehabilitiert.;)

Und ähnlich wird es sich vielleicht bei Dir verhalten wenn Du unsicher bist, ob das Studium Deiner Kollegen nicht das bessere gewesen wäre - auch dieses Studium wird in manchen Abschnitten so gewesen sein, dass Du am liebsten alles hingeschmissen hättest. Und wer weiss, vielleicht beneiden sie DICH insgeheim? Was ist schon das optimale Studium?

Was ist die optimale Wohnung?

Es gibt noch einen Spruch, den ich wahnsinnig gerne mag:

"Intelligenz heisst, aus jeder Situation das Beste zu machen."

Aus jeder Wohnung lässt sich ein Paradies machen, wenn man dazu steht. Umgekehrt kann man 20 mal umziehen und nirgendwo glücklich werden, weil jede Wohnung neben Vorteilen auch Nachteile hat.

Zufriedenheit ist für MICH das Wissen, aus einer Situation das Beste herausgeholt zu haben.

Weiss nun nicht, ob Dir das in irgendeiner Form weiterhelfen kann, aber vielleicht findest Du in meinem Posting irgendetwas, das es "klingeln" lässt.

Liebe Grüße
Reinfriede
 
Hallo und herzlich willkommen, liebe Lili

Neid ist wahrlich kein guter Lebensbegleiter. Denn Neid bedeutet aus meiner Sicht gesehen , immer nur auf das zu schauen, was andere haben, besitzen und erreicht haben.

Wenn Du Dein Augenmerk auf das lenkst, was Du hast, kannst und besitzt wirst Du Dir bewußt werden, was Dein jetztiges Leben ausmacht.

Ich hatte vor einigen Jahren auch so eine Phase, in der ich immer nur toll fand, was andere haben und können ect.
Und dieser Zustand hat mich total frustriert. Denn natürlich gibt es immer , Menschen , die mehr haben, mehr können, eine noch luxiriöse Wohnung haben, einen noch einflußreicheren Freund, ein teureres Auto ect.

Aber hör mal bewußt in Dich hinein, ist es wirklich wichtig immer noch mehr zu haben , mehr zu können, mehr Einfluß zu besitzen ect.

Ist es nicht viel wichtiger, daß Du in Deinem Beruf die Erfüllung findest, den Du ja nicht einfach so gewählt hast, sondern weil es Deine Bestimmung ist, in dem Du Deine Stärken und Fähigkeiten zeigen kannst, Du hast DIESEn jetzigen Partner , nicht einfach so gewählt, sondern weil Du im tiefsten Inners spürst, daß er für Dich Dein Partner ist, der anscheinend nur zu Dir passt, sonst würdet ihr nicht so eine gute Beziehung führen , wie Du schreibst. Außerdem bist Du gesund an Körper und Geist, das ist soetwas wertvolles.

Hast Du Dich eigentlich mal für all das bedankt ??
Es ist nicht alles selbstverständlich, was Du ereicht hast .

Für dieses Leben, welches Du jetzt führst, sehr wahrscheinlich sind viele Menschen auf Dich neidisch, viele träumen bis ans Ende ihrer Tage von alledem, was Du jetzt hast, aber noch nicht richtig wertschätzt !

Im Grunde genommen ist es doch eher oberflächlich, Deine Unzufriedenheit, sehr wahrscheinlich deswegen, weil Du noch nicht bei DIR angekommen bist. Die Zufriedenheit, nach der Du Dich sehnst, kannst Du nur in Dir selber wiederfinden.

Ich wünsche Dir ganz viel Zufriedenheit, viele Grüße

Silence
 
Danke erstmal für alle eure Antworten. Ich habe mir diese Dinge schon sehr häufig gesagt und ab und zu gelingt es mir, den Augenblick zu schätzen, aber häufig schaff ich das nicht - es nagen dann Sorgen, irgendwelche Zukunftsängste oder diese mühsame Unzufriedenheit an mir. Ich glaube auch, dass es Menschen gibt, die finden den Zugang zu sich selbst durch Religion oder Esoterik, aber das schlägt bei mir überhaupt nicht an - ich bin sehr rational.

@Clara
Die Strenge gegenüber mir äussert sich z.B. darin, dass ich ein schlechtes Gewissen habe, wenn ich mal nicht wesentlich weiter gekommen bin beim Verfassen meiner Arbeit oder wenn ich mal einen etwas faulen Arbeitstag hatte. In der Freizeit bin ich aber gar nicht streng- ich geniesse gerne -esse gut, treibe nur sehr in Massen Sport, geniesse auch mal ein Glas über den Durst mit Freunden.
Meine Eltern waren sehr streng bezüglich guter Ausbildung - ich hatte am Anfang wenig inneren Antrieb, aber je näher das Abitur kam einen immer stärkeren inneren Ehrgeiz entwickelt, der sich dann auch im Studium weiter verstärkt hat.
Das mit dem Hund stimmt schon :), aber es wäre nicht gerade ein Golden Retriever, sondern eher etwas in Richtung Prager Rattler...also klein. Aber ich weiss, wie wichtig es ist, sich die Anschaffung eines Hundes zu überlegen - sonst wird es schnell unfair einem Tier gegenüber.

Merkwürdig: Jetzt gerade bin ich in guter Laune und in diesen guten Momenten kann ich dann meine Unzufriedenheit gar nicht mehr verstehen - aber dann kommen Momente, da falle ich plötzlich in ein tiefes Loch und finde alles extrem belastend.

Ich weiss nicht, ob ich die Arbeit zu schwierig finde und etwas einfacheres machen sollte, denn ab und zu denke ich, dass ich für diesen Job noch viel lernen muss, aber bis jetzt bekomme ich nur Lob und alle scheinen zufrieden zu sein.

@Silence
ja, ich habe mich schon bedankt - ich weiss, wie oberflächlich das alles wirken muss. Schliesslich haben viele andere Menschen echte Probleme und das muss wie eine Farce erscheinen. Ich muss in der Tat die Zufriedenheit in mir selbst finden, nur: ich weiss den Weg dahin leider nicht. Wie hast du ihn gefunden?
 
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@Silence
ja, ich habe mich schon bedankt - ich weiss, wie oberflächlich das alles wirken muss. Schliesslich haben viele andere Menschen echte Probleme und das muss wie eine Farce erscheinen. Ich muss in der Tat die Zufriedenheit in mir selbst finden, nur: ich weiss den Weg dahin leider nicht. Wie hast du ihn gefunden?[/quote]

Hallo, liebe lili,

.....indem ich den Blick von anderen auf mich gelenkt habe, eines Abends habe ich mich hingesetzt und einfach mal alles aufgeschrieben, was mir gut gelungen ist und was mir an meinem jetztigen Leben gefällt.
Dazu möchte ich noch sagen, daß ich ein gläubiger Mensch bin. Ich habe gemerkt, daß alles negative auch etwas positive hat, es hat alles seinen eigenen Ryhtmus und etwas zu begreifen , braucht eine gewisse innerliche Reife, die ich zugegebener Maßen in Deienm Alter auch ncoh nicht hatte.

Aber daß Du darüber nachdenkst, über Deine Unzufriedenheit, kann ein erster Schritt in Dein neues Bewußtsein sein.

Viele liebe Grüße,

Silence
 
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