AW: Totaloperation
Zu diesem Thema kann ich leider eigene Erfahrungen beisteuern.
Eine landläufige Totaloperation bedeutet: Entfernung der Gebärmutter. Dieses Organ hat nur die Funkton um ein Kind zu gebären. Wenn diese entfernt werden muß, heißt das, daß diese Frau keine Kinder mehr bekommen kann. Das ist für Frauen, die vielleicht noch jung sind und Kinderwunsch haben, schon schlimm genug. Die Psyche hat damit schon Probleme. Was man dann braucht, ist ein Partner, der einen versteht und zur Seite steht. Dann kommt noch das Geschwätz von Menschen dazu, die keine Ahnung haben aber behaupten, man wäre ja nun keine Frau mehr!!!Ja was denn, bin ich dann ein Kaninchen?
Das Ganze hat aber mit den nötigen Hormonen, die ja die Eierstöcke produzieren und der Libido, dem Wunsch nach Sex überhaupt nichts zu tun. Eine liebevolle Partnerschaft bringt das wieder hin.
Die weitaus schlimmere Variante und die wird wirklich nur gemacht, wenn es gar nicht anders geht, um das Leben zu retten, ist die Kastration.
Das heißt wirklich so, auch wenn es komisch klingt bei einer Frau.
Mir wurden auf Grund von Gebärmutterhalskrebs, bereits befallenen Keimdrüsen und Myomen, alles entfernt.
Ich war 25 Jahre alt.
Mir wurden beide Eierstöcke, beide Eileiter und die Gebärmutter entfernt.
Nebenbei noch ein paar Zysten und Myome.
Die Folgen dieser wirklich ins Leben eingreifenden Operation sind schon enorm.
Ich war innerhalb von 5 Stunden(Operation) im Wechsel! Ich bin heute noch sehr dankbar für die Liebe und Zuwendung meines Mannes und meiner Familie. Ohne diese hätte ich es nicht geschafft.
Bestrahlungen, die Operation war Anfang der 70iger, da gab es noch keine Chemo, starke Medikamente inclusive Psychopharmaka haben den Körper und die Seele schon sehr belastet. Mein Sohn war gerade 3 Jahre alt und die beiden Töchter aus der ersten Ehe meines Mannes, die bei uns lebten und meine blinde Schwiegermutter, der Haushalt, ich war stark überfordert.
Ich habe zugenommen, weil die Schildrüse und der Stoffwechsel nicht mehr in Ordnung waren und die Hormontabletten, die ich ja nehmen mußte, alles zusammen, nur Horror. Mein Körper hatte keine Widerstandskraft mehr, ich wurde sehr schnell krank, d. h. eigentlich wurde ich gar nicht mehr gesund. Mit 28 mußten mir alle Zähne im Oberkiefer operativ entfernt werden wegen Eiter. Die Libido war fast auf Null. Erst mit ca. 35 hatte sich alles eingespielt, man lernt mit den Verlusten zu leben.
Als ich 37 war verstarb mein Mann plötzlich.
Heute bin ich 63, Gott sei Dank noch am Leben, ich habe gelernt damit umzugehen, bin allein geblieben, ohne Partner aber mit meiner Familie und guten Freunden. Nun kommen die Alterbeschwerden noch dazu, doch das läßt sich auch in den Griff bekommen
Ich lebe gern und entsprechend meines Gesundheitszustandes habe ich viel Freude zum Beispiel hier an der Kommunikation mit Menschen, an schöner Musik, an Büchern, meinen Katzen und als ich noch im Dienst war an meiner Arbeit am Theater.
Ohne die Hilfe der Familie oder professioneller Hilfe, guten Ärzten und einer guten Portion Mut ist das nicht zu schaffen und ich wünsche allen, die dieses Schicksal haben, egal in welchem Alter eben diese Unterstützung.
Ich bin auch gerne bereit Hilfestellung zu geben, manchmal hilft es auch, nur zu reden oder zu schreiben.
LG zeder:kuss1: