Wie spüre ich wieder Freude daran?

zedernholz

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18 Januar 2011
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Hallo erst einmal. Gerade habe ich mich angemeldet, nachdem ich hier schon lange still mitgelesen habe.

Heute habe ich selbst einmal eine Frage. Vielleicht kann mir ja jemand Anregungen geben. Ich bin 23, weiblich und eigentlich scheint mein Leben perfekt. Ich studiere, habe einen super lieben Freund, wohne in einer WG in der ich mich super wohl fühle, habe meinen tollen Hund (gut, der sich manchmal nicht zu benehmen weiß ;) ), einen Job, der mir gefällt.

Aber jetzt beginnt es. Ich spüre einfach keine Lebensfreude mehr. Seit Jahren habe ich das Gefühl, dass ich keinen wirklichen Antrieb mehr habe. Ich stehe zwar noch gerne auf, und lass auch nicht den Kopf hängen, es ist eher ein Gefühl von "äh, ich muss, aber gut, muss ja" als von "ich schaff das jetzt nicht". Allerdings wächst mir alles immer mehr über den Kopf. Eigentlich habe ich kein hohes Pensum, aber ich bekomme nicht wirklich was auf die Reihe.

Bei meinem Freund kann ich mich nicht öffnen. Wir sind jetzt ein gutes halbes Jahr zusammen und es wird eher schlechter als besser. Ich liebe ihn sehr und er mich auch, er unterstützt mich wo er nur kann, das ist also nicht das Problem. Nur manchmal weiß er auch nicht mehr weiter mittlerweile. Nachdem ich in meiner vorigen Beziehung nur schlechte Erfahrungen gemacht habe, psychische Misshandlung nennt man das wohl, bin ich sehr vorsichtig, was meine Gefühle angeht. Ich weiß, dass das nicht richtig ist, denn ich spüre, dass mein neuer Freund ein ganz anderer Mensch ist, mein Seelenverwandter. Als wir uns kennen lernten hatte ich dieses Vertrauen, diese Verbundenheit sofort gespürt und hab mich in seiner Nähe immer geborgen und sicher gefühlt. Heute bin ich oft misstrauisch. Wahrscheinlich, weil mir die schlimmen Dinge im Leben immer in Beziehungen passiert sind.
Heute Nacht habe ich davon geträumt, dass ich ihn zärtlich küsse, liebkose. Es war so, als würde ich es spüren. Als ich aufwachte, war ich ganz ergriffen davon, wie es sich anfühlen kann, einem Menschen nah zu sein. Es war so als hätte ich es vergessen und der Traum wolle mich wieder erinnern.
Aber wie gehe ich nun an die Sache heran? Ich will ja spüren und fühlen, aber meist bin ich relativ kalt, kann mich nicht fallen lassen, manchmal schwer vertrauen. Und ich habe ein großes Problem zu verstehen, dass ich ihm nicht alles recht machen muss, dass er mich auch lieb hat, wenn ich Fehler mache.

Dann das nächste Problem ist meine Uni. Wegen meiner beschissenen Beziehung davor, habe ich viel schleifen lassen und viel versäumt. Jetzt mache ich mir natürlich unheimlichen Druck, dass ich endlich langsam einmal fertig werde. Aber vor lauter Druck bekomm ich dann nichts in meinen Kopf hinein, fühle mich dann schlecht usw. Jetzt stehen wieder Klausuren an und es beginnt mir alles über den Kopf zu wachsen, weil ich weiß, dass ich langsam muss, aber es teilweise nicht kann. Es ist wirklich mein Traum, ich will später diesen Beruf ausüben, daran liegt es also überhaupt nicht.

Dann das nächste Problem ist mein Hund. Ich liebe ihn sehr, bin gerne mit ihm zusammen, aber manchmal vernachlässige ich ihn stark. Aus meinen eigenen Problemen, weil mir einfach alles zu viel ist. Wenn dann was nicht sofort klappt (er braucht noch viel Erziehung teilweise), dann nervt mich das unglaublich.

Ich fühl mich als kompletter Versager, als würde ich nichts schaffen. Als wäre ich wie ein Kind, das nichts auf die Reihe bekommt. Ich such mir immer den Weg des geringsten Widerstandes, lüge teilweise und nutze das Vertrauen anderer Menschen aus, um es mir leichter zu machen oder mich vor irgendwelchen Dingen zu drücken. Aber das kann so nicht weitergehen.
Klar, so lebe ich ein ganz normales Leben, aber innerlich habe ich einfach keine Freude dabei. Egal was ich tue, es erinnert mich daran, wie unfähig ich bin.
Dabei könnte doch wirklich alles so perfekt sein.

Ich muss vielleicht dazu sagen, dass ich als Kind nie wirklich Liebe erfahren habe. Es war zwar kein schlechtes Elternhaus, aber sowas wie Zuneigung, Umarmungen usw. gab es einfach (zumindest ab dem Zeitpunkt, ab dem ich mich bewusst erinnere) nicht.
Mein Vater ist Alkoholiker. Meine Mutter weiß glaub ich einfach nicht, wie man Liebe zeigt. Denn sie liebt mich ganz sicher, daran habe ich keine Zweifel.
Als Kind hatte ich immer die Meinung, dass ich Leistung erbringen muss, um geliebt zu werden um zu genügen. Aber es war doch nie wirklich gut genug. Egal ob in Schule, Sport oder in der Freizeit.
Mittlerweile habe ich mich von meinen Eltern abgegrenzt und habe nicht mehr allzu viel mit ihnen zu tun.

Entschuldigt, dass es so lange geworden ist, aber ich wollte einmal einen Überblick geben, wo meine Probleme liegen. Wenn ihr genaueres wissen wollt, fragt bitte nach.

Ich danke euch schon mal fürs lesen.
 
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AW: Wie spüre ich wieder Freude daran?

Hallo Zedernholz,

Du bist gerade 23 Jahre alt und möchtest am liebsten schon ein gereifter Mensch sein? Habe ich Dich richtig verstanden?

Mit 23 hat man noch nicht viel Erfahrung mit dem Erwachsen-Sein. Viele Menschen in dem Alter haben ihren Platz im Leben noch nicht gefunden. Insofern brauchst Du Dir zumindest deswegen keinen Druck machen. Dieser Prozess benötigt genau DIE Zeit, die er braucht. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Ungeduld hilft meistens nicht wirklich.

Eine Möglichkeit besteht darin, zu lernen, sich selbst zu akzeptieren, wie man ist. Das schafft schon manche Blockaden aus dem Weg - zumindest die, die durch den Druck entstehen, den Du Dir selbst machst.
 
AW: Wie spüre ich wieder Freude daran?

Halli hallo,

wow - dein Beitrag kommt mir sehr bekannt vor, bei mir hat es nämlich vor einiger Zeit ganz genauso ausgesehen. Ich wusste mich damals nicht anders zu helfen als zu flüchten, weil ich das Gefühl hatte, dass ich es in meiner alten Umgebung nie ändern werde.

Ich bin um ein Jahr älter als du... und habe mich damals mit 23 entschieden meinen Master im Ausland zu machen. Im Nachhinein (ich gehe in 2 Monaten zurück) kann ich sagen, dass das eine der besten Entscheidungen in meinem Leben war, weil ich das Gefühl habe, dass ich hier das erste Mal ich selbst bin und immer mehr zu mir finde... aber wie Ahorn schon gesagt hat, auch wenn du für dein Alter schon relativ reif bist (was ich vor einem Jahr auch gedacht habe), ist mir hier schon bewusst geworden, wie sehr ich noch in dem einen Jahr gereift bin...

was ich damit sagen will, ist nicht, dass du deine Sachen packen und abhauen sollst... (denn mir steht ja jetzt noch bevor heimzukommen und auch mein Leben zu leben - aber ich bin optimistisch), aber langsam etwas ändern...
Uni, Hund, Job, Freund... das ist eine Menge Arbeit, kann es sein, dass du einfach ausgelaugt bist? so war es nämlich bei mir.. man ist in dem Rad drin, denkt, dass man das alles schaffen will/muss (andere tun es ja auch), und vergisst dabei auf sich selbst.

Ich habe hier gelernt einfach auch mal mehr darauf zu achten, was ich will... sei es jetzt einfach mal am Strand spazieren zu gehen oder einen netten Nachmittag mit Freunden zu verbringen oder einfach mal ein Buch zu lesen oder nichts zu tun... also BEWUSST eine Auszeit zu nehmen.. auch spazieren gehen hilft mir da sehr. Ich würde mich jetzt selbst nicht unbedingt als einen Menschen bezeichnen, der die große Lebensfreude ausstrahlt, aber ich glaube ich bin auf einem guten Weg immer mehr Lebensfreude in mein Leben zu bringen, durch das bewusste genießen einzelner Momente, die immer mehr werden.

Das inkludiert auch sich mit den eigenen Werten/Ängsten auseinander zu setzen, und sich beginnen bedingungslos anzunehmen.. aber es ist ein Prozess.

Ich hoffe mein Beitrag konnte dir ein bisschen helfen ;-)

Alles Liebe, Stephanie
 
AW: Wie spüre ich wieder Freude daran?

Ich muss vielleicht dazu sagen, dass ich als Kind nie wirklich Liebe erfahren habe. Es war zwar kein schlechtes Elternhaus, aber sowas wie Zuneigung, Umarmungen usw. gab es einfach (zumindest ab dem Zeitpunkt, ab dem ich mich bewusst erinnere) nicht.
Mein Vater ist Alkoholiker. Meine Mutter weiß glaub ich einfach nicht, wie man Liebe zeigt. Denn sie liebt mich ganz sicher, daran habe ich keine Zweifel.
Als Kind hatte ich immer die Meinung, dass ich Leistung erbringen muss, um geliebt zu werden um zu genügen. Aber es war doch nie wirklich gut genug. Egal ob in Schule, Sport oder in der Freizeit.
Mittlerweile habe ich mich von meinen Eltern abgegrenzt und habe nicht mehr allzu viel mit ihnen zu tun.



Hallo Du,

Du bist in der Tat noch sehr jung , um allen Anforderungen, die Du Dir selbst stellst oder die Dir von außen gestellt werden, gerecht zu werden !
Wer sagt denn, daß Du das alles jetzt und sofort hinkriegen mußt, hast Du zeitlichen oder finanziellen Druck ?

Ich wollte aber nochmal Bezug auf Dein Verhältnis zu Deinen Eltern nehmen ! Das soll das ganze nicht entschuldigen oder beschönigen, was mir dazu einfällt !

Eltern können nur das wiedergeben, was sie selbst in der Kindheit erfahren haben und wenn Dein Vater Alkoholiker ist, wird das ja auch seine Gründe haben, das kommt ja nicht von ungefähr !
Sicherlich trägst Du dafür nicht auch noch die Verantwortung, nur mal darüber nachdenken, warum es so ist, wie es ist !

Hast Du mal mit Deiner Mutter darüber gesprochen, warum sie Dich nicht in den Arm genommen hat ? Oder hinterfragt, warum Dein Vater Alkoholiker geworden ist !
Ich denke, den Kontakt zur Familie abzubrechen , ist keine Lösung. Villeicht geht es Dir ( und Deinen Eltern ) besser, wenn ihr darüber redet !
Selbst diese Gedanken kosten ja viel Energie und kann die Lebensenergie, welche mal da war, reduzieren !
Und die kann im Gegenzug wiederkommen, wenn Du auf unausgesprochene Frage klare Ansagen bekommst !


Du bist und bleibst das Kind Deiner Eltern, welches Dich auch später prägt, wenn Du irgendwann Kinder hast !

Wenn es Dir möglich ist, dann nimm Dir mal ne Auszeit von allem alltäglichen Belastungen, vielleicht würde sich Dein Vater freuen, wenn er Deinen Hund bekommt um mit ihm Spaziergänge zu unternehmen !!!



Ich wünsche Dir alles Gute und vor allem viel Geduld mit Dir selbst und Deinen Eltern :trost:




Silence
 
AW: Wie spüre ich wieder Freude daran?

ich bin 24 hatte fast so ein ähnliches problem gehabt und sogar zum großteils gelöst! Im radio hörte ich das meditation gut helfen sollte und begann damit, ich kaufte mir ein buch namens buddhas anleitung zum glücklich sein und dieses buch im zusammenhang mit meditation hat mir wirklich lebensfreude gegeben!
 
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