Am liebsten Reset und noch mal von vorne anfangen, aber wie??

Tiaret

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24 Januar 2012
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Hallo, mein Name ist Julia.
Ich bin noch relativ neu hier, aber ich brauche Hilfe und hoffe sie hier zu bekommen. Ich weiß nicht, ob man mein Problem als Lebenskrise bezeichnen würde, aber ich weiß einfach nicht, wo ich sonst hin soll. Ich habe mich letzte Woche aus einem total dämlichen Grund mit einer sehr guten Freundin gestritten und sie meinte nur zu mir, ich solle mich und mein Leben endlich in den Griff bekommen....

Ich bin vor 2 1/2 Jahren wegen meiner Ausbildung von zu Hause ausgezogen und ab da nahm mein Leben den Lauf einer Achterbahn. Na jedenfalls bin ich dann im Sommer letzten Jahres zu meinen Großeltern gezogen, hab mein eigenes kleines Reich und eigentlich ist es auch unglaublich toll, aber ich habe angefangen mich und meine Mitmenschen zu vernachlässigen. Ich lasse mich gehen, schiebe Aufgaben Tage oder Wochen vor mir her, ziehe mich zurück und habe dann die ganze Zeit das Gefühl, meine Freundin( mit der ich den Streit hatte) würde hinter meinem Rücken über mich reden, was aber nicht stimmt, denn darum gings in diesem Streit. Na jedenfalls ist sie total enttäuscht von mir und ich steh hier vor dieser Wnad und weiß nicht weiter....

Ich habe es versucht mit Wochen- und Tagesplänen, mit Motivationen, Lektüren, die mich wieder auf den Weg bringen sollen, mit Bestrafungen (keine Sorge, nur Süßigkeitenentzug und so etwas in der Art). Aber ich gebe immer wieder auf. Ich halte meine ach so tollen Pläne, mich auf den richtigen Weg zu bringen 1-2 Wochen durch und dann.....

Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll. Ich bin mit meinem Latein total am Ende und genauso weiß ich aber auch, dass es so wie es jetzt ist nicht weiter gehen kann. Bitte! Kann mir vielleicht jemand helfen, mir einen guten Rat geben?
Ich bin für jede Hilfe dankbar!!!!!
 
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Guten Morgen Julia und willkommen hier!

Wenn Du Dich selbst und Deine Mitmenschen vernachlässigst, dann läuft etwas nicht rund - wie Du ja selbst erkennst.

Darf ich Dir ein paar Fragen stellen zum besseren Verständnis?

Magst Du die "Achterbahn" ein wenig beschreiben?
Befindest Du Dich nach wie vor in Ausbildung oder arbeitest Du?
Wie ist das Verhältnis zu Deiner Familie? Fühlst Du Dich mental unterstützt?
Kannst Du noch mit Deiner Freundin reden?

Erstmal liebe Grüße,
Lucille
 
Hallo Lucille,

Ich bin noch in der Ausbildung, mache im Sommer aber mein Examen und darf dann hoffentlich ab September arbeiten :). Zu meiner Familie hab ich ein sehr gutes Verhältnis. Meine ältere Schwester und meine Eltern geben mir viel Kraft, das alles durchzustehen. Meine Mutter macht sich allerdings immer so Gedanken und Sorgen und deswegen kann ich nicht so gut mit meinen Eltern über meine Probleme reden, weil ich mir dann Sorgen um meine Mom mache, dass ihr das Ganze zu nahe geht.....

Wie beschreib ich mal meine Achterbahn???...
Also zu Anfang ist es mir sehr schwer gefallen von zu Hause weg zu gehen. Ich hatte große Angst, dass meine Mitbewohner (ich habe zuerst im Wohnheim gewohnt) ein Problem mit mir haben könnten, oder das wir uns nicht verstehen. Das hat sich glücklicherweise nicht bewahrheitet, meine Leute waren/sind echt klasse! Und dann war es die letzten zwei Jahre ein Wechselbad der Gefühle. Wir hatten viel Spaß, haben gut zusammen für die Ausbildung gelernt, Party gemacht... Irgendwann habe ich angefangen nicht mehr so auf mein Äußeres zu achten, hab mich nicht mehr richtig frisiert oder geschminkt. Und da ich Physiotherapeutin werden will, ist es schon wichtig, dass ich optisch einen guten und gepflegten Eindruck mache. Zudem habe ich meine Pflichten im Haushalt vernachlässigt, obwohl ich in der Vergangenheit keine Probleme damit hatte. Meine Freundin( mit der ich den Streit hatte) hat mich unter ihre Fittiche genommen und mir so ein paar Motivationsschübe gegeben, mir Komplimente gemacht und unterstützt, sodass ich das Gefühl hatte, dass ich jemand bin und ich diesen Durchhänger locker wegstecken kann. Es hat auch gut geklappt, aber ein paar Monate später ging das selbe Spektakel von vorne los. Wir zwei haben uns so oft zusammen gesetzt und versucht heraus zu finden, was mein Problem ist, wo meine Blockaden sind und wie ich am besten an mir arbeiten kann. Ich konnte mich immer wieder irgendwie zusammen raufen und dann lief es richtig gut, aber irgendwann falle ich in dieses Loch und leider sind es meine Mitmenschen, die mich darauf hinweisen, ich komme selten selbst auf den Trichter, dass es so nicht weiter geht.... oder zumindest kann ich es mir nicht eingestehen! Bis jetzt, sonst hätt ich mich nicht hier angemeldet.
Na jedenfalls ist es wohl mal wieder soweit, nur diesesmal hab ich meine Freundin echt enttäuscht und ich weiß, dass es so nicht weiter geht! Ich meine dieses ständige Rauf und Runter ist für mich und meine Liebsten einfach nicht gut.....

Zur Zeit herrscht ein relativ neutrales, distanziertes Klima zwischen uns beiden. Wobei ich leider sagen muss, dass es eher von mir ausgeht. Ich habe das Gefühl, dass ich nicht einfach zu ihr gehen kann, so unterm Motto "Schwamm drüber.." Immerhin habe ich ihr weh getan und ich möchte ihr nicht gegenüber treten ohne etwas in der Hand zu haben. Ich möchte ihr zeigen, dass ich es ernst meine, nach all den Versuchen mein Leben in den Griff zu bekommen.... ach ich weiß auch nicht. Es fällt mir nur so schwer.

Lucille, ich danke Dir für Deine Aufmerksamkeit!!! Vielen Dank!
 
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Liebe Julia,

Deine Beiträge lesen sich sehr angenehm und sortiert - schön, dass Du so ausführlich berichtet hast.
Du hast Dir einen Beruf mit allerbesten Zukunftschancen ausgesucht, das ist schon mal eine erfreuliche Perspektive!

Meine Mutter macht sich allerdings immer so Gedanken und Sorgen und deswegen kann ich nicht so gut mit meinen Eltern über meine Probleme reden, weil ich mir dann Sorgen um meine Mom mache, dass ihr das Ganze zu nahe geht.....

Ich kenne Deine Mom zwar nicht - aber ich traue mich sagen, dass Mütter generell ziemlich belastbar sind, sie hält das schon aus ;--)
Selbst wenn sie die Tendenz hat, überbehütend zu sein, dann bist DU es, der das nicht zu nahe gehen darf.
Außerdem ist da ja noch Dein Dad und Deine Schwester, denen Du Dich anvertrauen kannst, oder?
Irgend ein feed-back wird es geben, und vielleicht ist der eine oder andere Gedanke von den Menschen, die Dich gut kennen, ja hilfreich.

Und umgekehrt - hat Dich jemand aus Deiner Familie von selbst auch einmal auf Dein Problem angesprochen?
Es ist ja, wie Du selbst sagst, eine "sichtbare" Sache.

Ich hatte große Angst, dass meine Mitbewohner (ich habe zuerst im Wohnheim gewohnt) ein Problem mit mir haben könnten

Wie kamst Du darauf, dass jemand ein Problem mit Dir haben könnte?
Hast Du Dich selbst als ... wie soll ich sagen ... Aussenseiterin gesehen, von der sog. Norm abweichend?


Und dann war es die letzten zwei Jahre ein Wechselbad der Gefühle. Wir hatten viel Spaß, haben gut zusammen für die Ausbildung gelernt, Party gemacht... Irgendwann habe ich angefangen nicht mehr so auf mein Äußeres zu achten, hab mich nicht mehr richtig frisiert oder geschminkt.

Wechselbad der Gefühle - meinst Du Stimmungsschwankungen?
Oder hatte es mit bestimmten Menschen zu tun?

Kannst Du vielleicht einen Anlass oder ein bestimmtes Ereignis ausmachen, das dazu beigetragen haben könnte, dass
Du Dir selbst auf einmal nicht mehr so viel wert warst (nichts anderes ist es, wenn man sich selbst vernachlässigt)?

... nur diesesmal hab ich meine Freundin echt enttäuscht ...
... Immerhin habe ich ihr weh getan ...
... Ich möchte ihr zeigen, dass ich es ernst meine ...

Mir fällt auf, dass Du vorallem Deine Freundin im Fokus hast - und weniger Dich selbst.
Ich verstehe schon, dass man weder eine Freundin noch sonst jemanden enttäuschen möchte (wer will das schon?),
aber unter Deinem Problem leidest hauptsächlich Du selbst.

Ich will damit sagen, dass, wenn Du etwas ändern möchtest - was ja der Fall ist -, dann solltest Du es in erster Linie
für Dich selbst wollen!! Dieser Punkt ist wichtig und ausschlaggebend für eine nachhaltige Wirkung.
Dass Dich dann auch Dein Umfeld (Familie, die Freundin) anders wahrnehmen werden, ist ein ebenso auotmatischer
wie angenehmer Nebeneffekt.

Du scheinst Dir viele Gedanken wegen Deiner Freundin zu machen.
Vielleicht kannst Du ihr ja sagen (ohne Dich zu entschuldigen!), dass Du zu der Einsicht gekommen bist, dass Du
etwas ändern möchtest ... dass Deine Probleme nichts mit ihr zu tun haben, sondern nur mit Dir selbst ... dass Du ihre bisherigen
Bemühungen zu schätzen weißt.
Eine gute Freundschaft hält so ein "Tief" aus, da bin ich mir sicher.

Für heute eine Gute Nacht!
LG
Lucille
 
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