Beziehung beenden? Fehler?

Elinor

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5 Februar 2012
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Hallo alle zusammen,

ich habe mir in den letzten Wochen den Kopf zerbrochen und so ziemlich alles im Internet gelesen, was meiner Situation irgendwie nahe kommt. Natürlich habe ich keinen 1:1 übertragbaren "Fall" gefunden und da ich einfach immer noch sehr unsicher bin, schreibe ich meine Situation selbst auf.

Vor über 8 Jahren bin ich mit meinem Freund zusammen gekommen. Da waren wir 14 und 15 (ich bin ein Jahr älter als er). Wir hatten Höhen und Tiefen, aber wir sind zusammen groß geworden und uns verbindet natürlich sehr viel. Seit fast vier Jahren wohnen wir auch zusammen und haben einen Hund zusammen. Seit einiger Zeit bin ich mir aber nicht mehr sicher, ob es das wirklich ist, was ich will.
Ein Problem, das mir wirklich zu schaffen macht, ist, dass wir so total unterschiedlich sind. Früher ist das nicht so aufgefallen, da hatten wir noch die Schule gemeinsam (wir waren in einer Klasse) und ich konnte mich auch noch ein bisschen für sein größtes Hobby, den Computer, begeistern. Aber je älter wir werden, desto mehr verändern wir uns (logisch). Aber irgendwie in andere Richtungen. Mir fehlt sehr viel in der Beziehung. Ich wünsche mir Gemeinsamkeit, Zärtlichkeit, Interesse und Liebesbeweise. Versteht mich bitte nicht falsch, dass nach über 8 Jahren nicht mehr die Schmetterlinge fliegen, ist mir klar. Aber ich hatte noch lange Zeit ein besonderes Gefühl, wenn ich ihm in die Augen gesehen hab. Das ist irgendwie nicht mehr so richtig da.
Mein Freund ist der totale Einzelgänger. Oft habe ich das Gefühl, er braucht niemanden wirklich zum glücklich sein. Ich dagegen schon. Er verbringt den ganzen Tag am Computer und wenn ich Zeit mit ihm verbringen will, muss ich ihn darum bitten und dann erst mal abwarten, wie er sich entscheidet. Das tut mir weh. Und außer einen Film zusammen anzusehen, finden wir nichts, was wir zusammen machen könnten. Er will, dass ich mit ihm Computer spiele, das will ich nicht. Ich will mit ihm raus (mit dem Hund spazieren oder mal ein Eis essen), das will er nicht.
Er macht auch alles mit sich selbst aus und gestaltet sein Leben so für ihn um sich herum. Das ist ja an sich auch in Ordnung, aber ich weiß nicht, ob ich wirklich ein Leben lang auf vieles verzichten will. Auch was den Haushalt angeht, ist er nicht wirklich interessiert. Trotz vieler langer Gespräche, in denen er mir versichert hat, sich zu bessern, ist keine richtige Besserung eingetreten. Das hält dann meist so ein bis zwei Wochen und dann fällt er sein altes Schema zurück.
Auch ich habe mich versucht, für ihn zu ändern. Ich habe lange Zeit davon gesprochen, dass ich heiraten will. Da er aber erst in ein paar Jahren noch ein Studium beginnen möchte, ist das für ihn nur akzeptabel, wenn er mit seinem Studium fertig ist. Außerdem sagt er immer, dass er Heiraten für unsinnig und unnötig hält. Ich will aber nicht jemanden heiraten, der das macht, damit ich zufrieden bin, sondern der das wirklich auch will.Ich weiß auch nicht, ob man sich wirklich für jemanden ändern kann, oder ob man sich nur ändern kann, wenn man das für sich selbst auch will.
Er sagt zwar noch, dass er mich liebt und eigentlich glaube ich ihm das auch, aber ich frage mich warum er das tut. Er zeigt kaum Interesse mit mir, ist lieber die ganze Zeit alleine und hat seine Ruhe. Das letzte mal wirklich gut gelaufen ist es letztes Frühjahr, als wir ein paar Tage zusammen im Kurzurlaub waren. Aber da gab es keine Arbeit, kein Studium, keinen Hund, keinen Haushalt, keine Zukunftspläne etc. Ohne all das läuft es zwischen uns. Aber in "normalen" Leben scheint es nicht zu klappen. Jedenfalls nicht so, dass ich sagen kann, ich wäre glücklich und würde in der Beziehung alles bekommen, was ich brauche.
Ich bin mir meiner Gefühle ihm gegenüber nicht mehr sicher. Ein Zeichen dafür, das mich auch wirklich aus der Bahn geworfen hat, ist Folgendes. Er war vor Kurzem auf einem Geburtstag, zu dem ich nicht mitwollte. Ich bin mir sicher, dass er sich da ordentlich die Kante gegeben hat und auch geraucht hat und so. Normalerweise würde mich das total aufregen (ich kann mit Alkoholkonsum gar nicht umgehen, egal in welchem Ausmaß) und wahrscheinlich wäre ich nur mitgefahren, um zu kucken, dass er nicht so viel trinkt. Aber er war mir egal.
Ich habe auch schon darüber nachgedacht, wie es wäre, ohne ihn zu leben. Und an sich kann ich mir das vorstellen. Aber was ich mir gar nicht vorstellen kann, ist, mit ihm zu reden und das Ganze evtl. zu beenden und dann aus der Tür zu gehen mit der Gewissheit, ihn vielleicht nicht mehr wieder zu sehen. Er ist mir natürlich noch sehr wichtig und ich kenne mein Leben ohne ihn gar nicht wirklich. Aber ich bin mir sicher, dass er eine sehr lange Zeit keinen Kontakt mehr haben wollte (verständlich), aber das würde mir auch das Herz zerreißen.
Ich würde mir wünschen, gemiensam die Trennung zu beschließen und im Guten auseinander zu gehen. Das würde aber nur gehen, wenn er auch so denkt wie ich. Aber er redet nicht wirklich über Gefühle und ich habe oft das Gefühl, er sagt manche Sachen nur, weil er weiß, dass ich sie hören will. Ich kann ihn nach 8 Jahren immer noch nicht richtig einschätzen.
Andererseits ist mir die Beziehung ziemlich sicher und wenn ich mich anpasse, könnte das auch ein Leben lang halten. Was soll ich tun? Den "sicheren Hafen" verlassen und vielleicht den größten Fehler meines Lebens machen? Oder bleiben und die Chance auf eine Beziehung verpassen, in der ich mich nicht so anpassen muss?
Viele Grüße
 
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Hallo Elinor,

was du tun sollst, kann ich dir natürlich nicht sagen. Das mußt du schon selber wissen.

Ihr seid sehr früh zusammengekommen und beide noch sehr jung. Da ist es völlig in Ordnung, daß du dich einfach noch nicht für den Rest deines Lebens festlegen willst.

Trotzdem kommt es mir so vor, als lese ich über ein altes Ehepaar, das kurz vor der goldenen Hochzeit steht.

Ich bin schon seit über dreißig Jahren mit meinem Mann zusammen, doch so eine Beziehung, wie ihr sie führt, haben wir nach all den Jahren nicht(und hoffentlich kommt es dazu auch nie).

Natürlich ist es nicht so einfach eine so lange Beziehung einfach aufzugeben. Wenn du dir aber nicht mehr sicher bist, ob ihr euch noch liebt, dann sprich mit deinem Freund. Nur aus Bequemlichkeit zusammenzubleiben ist sicher nicht o. k. Das kann keine Grundlage sein.

Wie würdest du denn gerne leben wollen? Was machst du beruflich? Wie sind eure Familienverhältnisse? Und was wird aus eurem Hund, falls ihr auseinandergeht(interessiert mich, weil ich selber einen Hund habe)?
 
Hallo Clara,

vielen Dank für deine Antwort.

Du hast schon recht mit dem "alten Ehepaar". So kommt es mir auch oft vor. Und genau das will ich eben nicht (vor allem nicht in meinem Alter).

Wie würdest du denn gerne leben wollen? Was machst du beruflich? Wie sind eure Familienverhältnisse? Und was wird aus eurem Hund, falls ihr auseinandergeht(interessiert mich, weil ich selber einen Hund habe)?

Ich würde gerne mit einem Partner zusammenleben, der mir Aufmerksamkeit schenkt und gerne Zeit mit mir verbringt. Ich spreche nicht davon, 24/7 nur zusammen zu sein, da ich auch gerne etwas mit meinen Freundinnen unternehme und ich meinem Partner seine Freiräume natürlich auch geben will.
Ich bin zur Zeit Studentin und da ist wieder ein großer Knackpunkt. Mein Freund arbeitet zur Zeit noch und weil er so lange auf einen Studienplatz warten muss, fängt er an, wenn ich gerade fertig werde. Das hatte ich mir eigentlich auch anders vorgestellt. Ich dachte, wir werden in etwa zusammen mit unserem Studium fertig und werden dann langsam richtig erwachsen, mit Familie etc. Aber das möchte er nicht. Dass er als Student keine Kinder haben will, kann ich verstehen, aber er lehnt auch das Heiraten und das richtige "Erwachsenwerden" vorerst total ab. Ich habe eben auch die Angst, dass ich dann auf ihn warte mit der ganzen Familienplanung und er dann nach dem Studium feststellt, dass er noch immer nicht bereit dazu ist. :( Zum "Erwachsenwerden" muss ich auch noch sagen, dass ich mir manchmal vorkommen, als wär ich seine Mutter. Ständig muss ich ihn bitte, seine Klamotten nicht überall liegen zu lassen, die Schranktüren wieder zu schließen oder Dinge, die er benutzt hat, wieder wegzuräumen. Ich habe einfach das Gefühl, dass ich in der Entwicklung ein bisschen weiter bin als er, auch wenn das jetzt gemein klingt.
Die Frage mit dem Hund stelle ich mir auch schon lange. Dazu muss ich sagen, dass ER den Hund wollte, nicht ich. Ich wollte später mal einen Hund, wenn wir nicht mehr so im Stress sind mit Studium etc. Aber er hat mich dann doch überredet und jetzt möchte ich ihn auf keinen Fall wieder weggeben. Da mein Freund lange Arbeitszeiten hat und Schicht arbeitet und eben auch kein so großes Interesse an der Welt um ihn herum zeigt, bin ich die Hauptbezugsperson für den Hund. Ich war mit ihm in der Hundeschule, ich gehe mit ihm lange Spaziergänge machen etc. Mein Freund geht zwar mal schnell mit ihm Gassi, wenn ich ihn darum bitte oder kuschelt/spielt mal fünf Minuten mit ihm und das war's dann auch wieder. Auch das Füttern vergisst er, wenn ich ihn nicht darauf hinweise. Ich habe oft das Gefühl, dem Hund auch nicht richtig gerecht zu werden, weil ich eben auch sehr wenig Zeit habe (gehe neben dem Studium noch arbeiten des Geldes wegen). Ich habe ehrlich gesagt sogar schon nach kleinen Wohnung hier geschaut und die allermeisten verbieten die Haustierhaltung. Bei meinem Freund lassen kann ich ihn aber auch nicht, weil er eigentlich zu wenig Zeit für ihn hat. Vielleicht würde seine Mutter ihn nehmen, die haben schon einen Hund und mit dem versteht er sich auch gut. Aber eigentlich will ich ihn nicht hergeben. Am Liebsten würde ich ihn mitnehmen. :(

Aber als hätte mein Freund etwas gemerkt, kam er heute von selbst auf mich zu und fragte, ob wir einen Waldspaziergang mit dem Hund machen wollen. Eigentlich sollte ich mich darüber freuen, aber das macht es mir nur noch schwerer, eine Entscheidung zu treffen. Zum Einen, weil er sich bemüht (ich aber recht sicher bin, dass das wieder nachlässt, sobald er sich wieder "sicher" fühlt) und zum Anderen weil es mir zeigt, dass ihm ja doch noch viel an mir zu liegen scheint.Ich kann / will ihm einfach nicht so weh tun.
 
Aber als hätte mein Freund etwas gemerkt, kam er heute von selbst auf mich zu und fragte, ob wir einen Waldspaziergang mit dem Hund machen wollen. Eigentlich sollte ich mich darüber freuen, aber das macht es mir nur noch schwerer, eine Entscheidung zu treffen. Zum Einen, weil er sich bemüht (ich aber recht sicher bin, dass das wieder nachlässt, sobald er sich wieder "sicher" fühlt) und zum Anderen weil es mir zeigt, dass ihm ja doch noch viel an mir zu liegen scheint.Ich kann / will ihm einfach nicht so weh tun.

Liebe Elinor!

Du solltest mit ihm darüber reden. Im Moment machst Du alles mit Dir alleine aus, er ist da völlig ausgeschlossen. Aber wenn sich etwas ändern soll, dann ist er sicher involviert in das Geschehen, so oder so.

Also geht es ihn auch etwas an, wie Du denkst, in welche Richtung Deine Gedanken sich jetzt bewegen. Es wäre unfair ihm gegenüber, ihn dabei draussen zu lassen.

Auch für den Fall, dass es auf eine Trennung hinausläuft, wäre er dann nicht so plötzlich damit konfrontiert.

Liebe Grüße
Reinfriede
 
Hallo Reinfriede,

danke für deine Antwort, du hast wohl Recht mit dem was du sagst. Natürlich sollte ich mit ihm darüber sprechen, es fällt mir nur sehr sehr schwer ihn zu enttäuschen und zu verletzen (und das tue ich ja letzten Endes). Denn für ihn scheint es keine Probleme zu geben.

Ich denke, ich werde nachher das Gespräch suchen und hoffe, dass er vielleicht das Ganze doch ein bisschen so sieht wie ich.
 
Liebe Elinor,

das scheint mir ein Knackpunkt bei euch zu sein. Du willst deinem Freund nicht weh tun, sagst du.

Aber du machst da einen Denkfehler, weißt du?! Du wirst ihm sehr weh tun, wenn du ihn außen vor läßt in deinen Überlegungen. Beziehe ihn ein, sprich mit ihm. Er muß doch wissen, was dich bewegt - auch wenn es unangenehm ist. Schließlich ist er ein erwachsener Mensch und muß nicht wie ein Kleinkind behandelt werden.

Du mußt ihn nicht schonen, er ist kein Baby - und du bist nicht seine Mutter.

Sag, liebst du ihn noch?
 
Hallo,

also wir haben uns heute Nachmittag über alles unterhalten. Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass wir nun mal sehr sehr unterschiedlich sind und dass sich das nicht ändern lässt.
Ich habe ihm auch gesagt, dass ich schon deutlich über Trennung nachgedacht habe. Dazu wollte er sich aber nicht äußern, sondern er meinte, das wäre ganz alleine meine Entscheidung. Einerseits hat er zwar Recht, dass ich alleine wissen muss, was ich will und was nicht. Andererseits würde er mir die Entscheidung vielleicht auch leichter machen können, je nach dem wie er zu Allem steht. Ich habe ihn auch gefragt, ob er denn glücklich ist oder ob ihm etwas fehlt. Er meinte nur, dass er darüber noch nicht nachgedacht hat und mir keine Antwort geben kann.
Ich habe ihm aber klar gesagt, was mir fehlt und was ich mir wünsche und er meinte, er würde sich Gedanken darüber machen. Aber auch, dass es nicht sein Fehler ist, dass mir das fehlt, weil er einfach so ist, wie er ist und wir zusammen etwas ändern müssten. Wie das genau aussehen sollte, konnte er mir aber nicht sagen. Wahrscheinlich muss ich jetzt einfach abwarten, wie sich alles entwickelt und dann eventuell neu entscheiden.

Was die Liebe angeht... Also eigentlich glaube ich schon, dass ich ihn noch liebe, Aber ich glaube auch, dass das in letzter Zeit etwas eingeschlafen ist.
 
Hallo Elinor,

dein Freund macht es sich da ein wenig einfach, finde ich.

Es klingt ja fast so, als sei ihm egal was aus eurem Zusammenleben wird. Für so junge Menschen, wie ihr es sei, seid ihr schon ganz schön eingefahren in euren Gewohnheiten.

An einer Beziehung muß von beiden Seiten kräftig gearbeitet werden. Da reicht ein "Abwarten wie sich alles so entwickelt" nicht aus. Klar ist das erst mal bequem, keiner muß sich entscheiden. Das wird erst einmal aufgeschoben.

Natürlich liegt es auch an deinem Freund, wenn du in eurem Zusammenleben etwas vermißt. Wenn ein Partner seine Zeit hauptsächlich am Computer verbringt, ist das nicht gerade beziehungsfördernd, eher im Gegenteil.

Ich hoffe für dich, daß du deinen Weg findest - entweder mit deinem Partner oder ohne ihn. Du bist noch so jung. Sieh´zu, daß du nicht zu kurz kommst!
 
Liebe Elinor!

Dazu wollte er sich aber nicht äußern, sondern er meinte, das wäre ganz alleine meine Entscheidung. Einerseits hat er zwar Recht, dass ich alleine wissen muss, was ich will und was nicht. Andererseits würde er mir die Entscheidung vielleicht auch leichter machen können, je nach dem wie er zu Allem steht. Ich habe ihn auch gefragt, ob er denn glücklich ist oder ob ihm etwas fehlt. Er meinte nur, dass er darüber noch nicht nachgedacht hat und mir keine Antwort geben kann.

Das kann gut sein, es gibt Menschen, die einfach vor sich hinleben, vorm PC sitzen und über die Beziehung nicht nachdenken. Und auf ihre Art und Weise dabei glücklich sind, oder zumindest zufrieden.



Ich habe ihm aber klar gesagt, was mir fehlt und was ich mir wünsche und er meinte, er würde sich Gedanken darüber machen. Aber auch, dass es nicht sein Fehler ist, dass mir das fehlt, weil er einfach so ist, wie er ist und wir zusammen etwas ändern müssten. Wie das genau aussehen sollte, konnte er mir aber nicht sagen. Wahrscheinlich muss ich jetzt einfach abwarten, wie sich alles entwickelt und dann eventuell neu entscheiden.

Es wird sich nichts ändern, zumindest so wie er reagiert, dürfte das nicht zu erwarten sein. Es könnte sein, dass er Dir zuliebe für eine gewisse Zeit andere Verhaltensweisen sich zulegt, aber das ist nunmal nicht er.

Das, worüber Du Dir klar werden müsstest ist: Will ich mein Leben in dieser Weise weiterführen oder nicht? Auf Wunder würde ich nicht hoffen, sondern es wäre wichtig, dass Du für Deine Zukunft konkretere Bilder entwickelst. Und dann schaust, ob er in dieses Bild passt.

Und wichtig ist auch das Gespräch. Lass ihn nicht im Unklaren, wie es in Dir aussieht. Sag ihm, was Dich stört, was Du Dir erwartest.

Liebe Grüße
Reinfriede
 
An einer Beziehung muß von beiden Seiten kräftig gearbeitet werden. Da reicht ein "Abwarten wie sich alles so entwickelt" nicht aus.
Das sehe ich eigentlich genauso. Aber da er mir nicht gesagt hat, ob ihm etwas fehlt oder nicht bzw. ob ich etwas ändern sollte oder nicht, weiß ich nicht, was ich machen soll. Ich weiß nicht, was er jetzt von mir erwartet. Meine Ansprüche überdenken und dann zurückschrauben? Verlange ich vielleicht wirklich zu viel von ihm?

Es wird sich nichts ändern, zumindest so wie er reagiert, dürfte das nicht zu erwarten sein. Es könnte sein, dass er Dir zuliebe für eine gewisse Zeit andere Verhaltensweisen sich zulegt, aber das ist nunmal nicht er.
Das, worüber Du Dir klar werden müsstest ist: Will ich mein Leben in dieser Weise weiterführen oder nicht? Auf Wunder würde ich nicht hoffen, sondern es wäre wichtig, dass Du für Deine Zukunft konkretere Bilder entwickelst. Und dann schaust, ob er in dieses Bild passt.
Dass sich nichts ändern wird -jedenfalls auf Dauer gesehen- befürchte ich auch. Aber vielleicht ist ihm endlich klar geworden, wie ernst es mir ist und kann sich doch ändern? Deshalb will ich noch abwarten, wie er/es sich entwickelt. Vielleicht war dieses Gespräch doch ausschlaggebend für ihn. Sobald er aber wieder in sein altes Schema zurück fällt, werde ich das sofort ansprechen.
Ich habe eigentlich schon konkrete Vorstellungen, wie meine Zukunft aussehen sollte. Nur ob er reinpasst oder nicht, kann ich einfach nicht wirklich abschätzen. Ich mag ihn sehr als Mensch und ich wünsche mir wirklich, dass er ins Bild passt. Vielleicht wünsche ich mir das zu sehr?

Ich wüsste wirklich zu gerne, was er darüber denkt. Ich verstehe nicht, warum er nichts dazu sagt. Mag ja sein, dass für ihn alles in Ordnung ist. Aber wenigstens das könnte er dann doch sagen.
 
Hi Elinor,

wirklich, ich denke, dein Freund ist so zufrieden wie es jetzt ist bei euch. Ihm fehlt ja nichts. Er sitzt an seinem Computer(ob du nun da bist oder nicht). Er hat sich an dich gewöhnt. Ihr kennt euch ja auch schon recht lange. Vielleicht denkt er, daß das Liebe ist.

Du verlangst nicht zu viel! Mensch Mädel, du bist jung, du hast noch so viel vor dir.

Liebe Lucille,

auf dem Bild rechts, das ist mein Hugo. Der kleine Racker daneben ist sein bester Kumpel. Wir treffen uns immer auf der Hundewiese.
 
Hallo Elinor,

ich habe mich extra im Forum angemeldet, um auf dein Thema zu antworten. Ich denke, ich bin deinem Freund sehr ähnlich - nur ein paar Jährchen älter.
Und lebe ebenso in einer Beziehung, die deiner sehr ähnlich klingt. Und auch wir waren schon häufig kurz vor der Trennung, vor allem weil meine Partnerin mit meiner Vorstellung einer Beziehung nicht 100% klar kommt. Auch wir haben wenig bis gar keine gemeinsamen Interessen, auch ich spiele gerne Computerspiele, mache aber auch gerne Musik und Sport - alles nichts, wofür sich meine Partnerin begeistern kann. Sie wiederum hat Interessen, an denen ich wenig motivierend finde.
Und auch dieses "die Partnerin fühlt sich wie die Mutter" ist etwas ganz typisches in Beziehungen, zumindest höre ich das sehr oft auch von anderen Freundinnen, die über ihren Partner sprechen. Männer sind und bleiben ein Leben lang große Kinder. Der eine mehr, der andere weniger. Aber sehr viele Männer suchen unterbewusst ihre "Mutter" in der Partnerin. Darüber kannst du auch sehr viele psychologische Abhandlungen im Internet lesen oder dich mit Personen vom Fach unterhalten. Ebenso suchen aber auch sehr viele Frauen unterbewusst ihren "Vater" in ihrem Partner. Sehr viele vergleichen auch direkt die Vaterfigur mit ihrem Partner und weicht der Partner zu stark von der Vaterfigur ab, sind sie unzufrieden.
Genau das, was du beschreibst, dass du "nicht willst, dass dein Freund etwas macht nur dir zuliebe", habe ich schon sehr häufig getan. Weil ich weiß, meine Partnerin will dieses und jenes - mir ist es nicht wirklich wichtig, aber wenn sie das will und es mir nicht weh tut, mache ich es eben. Warum auch nicht?

Meiner Meinung nach leben sehr viele Menschen in einer Traumvorstellung von Beziehung, die stark von Hollywood geprägt ist. Die Realität einer Beziehung ist meiner Meinung nach, dass es sehr viel Arbeit bedeutet. Für beide Seiten. Der Mann hat es natürlich deutlich leichter wenn er ein Charmeur erster Klasse ist und eine Frau nach allen Regeln der Kunst "besäuseln" kann...dann sieht sie gerne über so manches Manko hinweg. Aber sowohl dein Freund als auch ich scheinen nicht zu dieser Spezies zu gehören.

Eines ist auf jeden Fall klar: Sich "für jemanden ändern" ist Quatsch. Das funktioniert nicht ist meine Erfahrung aus mehreren Beziehungen.

Wie dein Freund auf euer kürzliches Gespräch reagiert, erinnert mich auch an mich selbst. Du musst auch eines bedenken: Viele Menschen sagen zwar etwas, meinen es aber eigentlich anders. Und sehr viele Männer geben auch ungern Schwächen zu. Beispiel: Wenn ich mit meiner Partnerin ein derartiges Krisengespräch führe, kommt es auch vor, dass ich etwas sage wie "gut....das musst du wissen...wenn du nicht mehr mit mir klar kommst, kann ich das gut verstehen und dann müssen wir uns womöglich trennen"....aber eigentlich will es natürlich nicht.Viele Männer sagen nicht wirklich was sie denken, weil sie es schwerer haben, über Gefühle zu sprechen bzw. Schwächen zuzugeben. Dein Freund ist mit Sicherheit nicht egal, was da passiert....aber bei ihm dauert es vielleicht deutlich länger, bis es aus ihm "raus bricht"...meistens dann, wenn es schon so gut wie zu spät ist.
Das kennt man ausnahmsweise auch aus Hollywood ;)

Wiederum kann ich nur sagen: Darauf zu hoffen, dass sich ein Mensch grundlegend ändert, ist meiner Meinung nach Zeitverschwendung. Wir alle sind mit einem fest verankerten "Programm" versehen, das in der Kindheit manifestiert wird. Die grundlegenden Verhaltensweisen eines Menschen zu ändern, ist unheimlich schwer bis unmöglich meiner Erfahrung nach. Deshalb muss man eigentlich so konsequent sein und sagen "komme ich mit diesem Menschen so wie er jetzt und heute ist mein Leben lang klar? Oder muss ich mir selbst eingestehen, dass ich so nicht mein Leben verbringen will und kann ich mit den Konsequenzen dessen leben?"

Denn ganz klar: Niemand gibt einem irgendeine Garantie, was danach kommt. Es kann einem ein besser passender Partner über den Weg laufen, es kann aber genau so gut so laufen, dass du in einigen Jahren zurück denkst und dich fragst, warum du damals nicht bei ihm geblieben bist.
Ist mir z.B. passiert. Ich bin und war schon immer alles andere als der perfekte Typ, eher ein Egoist mit ziemlich vielen Mankos...und habe so auch immer meine Beziehungen gelebt. Und genau die Partnerin, die etwa in deinem Alter mit mir zusammen war, sagte mir einige Jahre nach unserer Trennung, dass sie nichts so sehr bereut, wie sich von mir getrennt zu haben und eigentlich lieber heute mit mir zusammen wäre, anstatt Kinder mit einem anderen zu haben.
So kann es auch gehen. Was jetzt nicht bedeuten soll, dass es dir so gehen wird - ich wollte nur mal eine Gegendarstellung äußern zu der häufig geäußerten These, dass man immer einen besseren finden wird / etwas "besseres verdient" hat.

Zurück zum Thema "wie meistert man eine Beziehung mit so einem Kerl?": Das wichtigste ist meiner Meinung nach "sagen, was man will". Bei meiner Partnerin ist es oft so, dass sie darauf wartet, dass ich mir "selbst denke was sie möchte" und mir das von selber einfällt. Dabei bin ich eigentlich wie ein blöder Hund, dem man einfach immer wieder sagen muss, was er zu tun hat. Und so sind sehr viele Männer ;)
"Schatz, massier mich mal bitte". "Schatz, ich will spazieren gehen. Mach bitte dein Spiel fertig und dann gehen wir zusammen raus - OK?". "Schatz, ich würde gerne heute Abend mit dir nen Film schauen - such bitte mal was raus was heute Abend kommt, du sitzt doch eh schon am Rechner".

"Nimm ihn mit".

Thema "Zukunftspläne": Das ist meiner Meinung nach einer der größten Fehler, den Frauen machen (auch wenn sie nicht anders können). Rein aus Erfahrung. So ziemlich alle meine Ex-Freundinnen und sonstige Bekannte leben heute ein komplett anderes Leben, als sie vor 10 Jahren "geplant" hatten. Träume sind nett und schön und motivierend - aber sich zu fest an fixe Zukunftsvorstellungen zu klammern bringt meiner Meinung nach mehr potentiellen Schmerz als Freude. Denn sobald etwas schief geht, ist dein ganzer "Lebenstraum zerstört". Und schief geht sehr viel im Leben bzw. das Leben nimmt einen Verlauf, den du vorher niemals geplant hättest. Damit muss man rechnen und das lehrt einen das Leben.
Deshalb lebe ich auch sehr stark im "hier und jetzt" - in gewisser Weise sind Männer also die geborenen Buddhisten;) Wenig Sorgen um Morgen machen, den aktuellen Moment genießen und einfach das tun, was man gerne tut. Und nebenbei natürlich auch seinen Pflichten nachkommen, um Haus und Hof zu versorgen.
Das ist aber auch ein typisches Mann-Frau Problem. (Junge) Frauen haben immer Pläne. Die drehen sich häufig um die (romantisch verträumte) Ehe, Kinder kriegen, eigenes Heim haben....und der Mann "macht einfach mit" - nüchtern und sachlich. Und die Flitterwochen "holen wir irgendwann nach" - ein ganz typischer Satz, den man auch 30 Jahre später noch von vielen Ehemännern hört;)
Interessanterweise ist es dann aber so, dass geschiedene Frauen sehr häufig komplett Abstand nehmen vom Thema Zukunftsplan. Zumindest die, mit denen ich mich unterhalten habe / die ich kenne. Die sind dann oft so Ende 30, Anfang 40 und fangen dann ein Leben an, das dem Denken der Männer sehr nahe kommt. Die "Träumereien" sind vorbei und jetzt wird einfach "gelebt" und Spass gehabt. Ohne daran zu denken, was in 5 Jahren ist oder ob jetzt unbedingt nochmal der Traumprinz um die Ecke kommt. Natürlich ist nicht jede Frau so, aber diese Beobachtung habe ich schon sehr sehr häufig gemacht.

Also jetzt habe ich hier einen endlosen Roman geschrieben und hoffe, du kannst daraus irgendwelche positiven Erkenntnisse für dich ziehen.

Meine Zusammenfassung für dich:

- Ziehe mal ein Fazit über eure gesamte Beziehung von Anfang bis Ende. Hat sie dir mehr positives gebracht als negatives? (z.B. mehr Stabilität im Leben)

- Denke nicht daran, deinen Partner ändern zu können. Das kannst du nicht. So gut wie niemand kann das. Dass sich Menschen grundlegend ändern ist sehr, sehr selten und wenn dann meistens mit "großen" Ereignissen verbunden. Einfach so ändert sich niemand.

- Sage deinem Partner was dich stört und was du willst. Und arbeite mit ihm an konkreten / konstruktiven Ideen, wie ihr das verbessern könnt. Und wenn das so bescheuert ist wie "wir machen jetzt eine feste Uhrzeit aus, wo wir regelmäßig zusammen Zeit verbringen."

- Wenn dein Partner einen Schritt auf dich zu kommt und zeigt, dass er sich bessern will / die Beziehung ihm am Herzen liegt, dann gib ihm auch etwas zurück. Lass ihn spüren, dass du dich sehr darüber freust, dass er auf dich zukommt.


Sei konstruktiv wenn du die Beziehung bessern willst. Konstruktiv und denke "einfach". Männer denken sehr einfach.

Alles gute:)
 
Hallo Kerl!

Das war ein klasser Beitrag, ich kann den so unterschreiben, vor allem das hier:

Zurück zum Thema "wie meistert man eine Beziehung mit so einem Kerl?": Das wichtigste ist meiner Meinung nach "sagen, was man will". Bei meiner Partnerin ist es oft so, dass sie darauf wartet, dass ich mir "selbst denke was sie möchte" und mir das von selber einfällt. Dabei bin ich eigentlich wie ein blöder Hund, dem man einfach immer wieder sagen muss, was er zu tun hat. Und so sind sehr viele Männer ;)
"Schatz, massier mich mal bitte". "Schatz, ich will spazieren gehen. Mach bitte dein Spiel fertig und dann gehen wir zusammen raus - OK?". "Schatz, ich würde gerne heute Abend mit dir nen Film schauen - such bitte mal was raus was heute Abend kommt, du sitzt doch eh schon am Rechner".

"Nimm ihn mit".

Ich hatte in meiner Beziehung ähnliche Probleme und die Erkenntnis, dass ich nicht verlangen kann, dass mein Partner erahnt, was ich möchte, war ein langer Weg.

Die Wende kam erst, als ich begonnen hatte, meine Vorstellungen immer zu artikulieren in möglichst klaren Sätzen, ohne weibliche Spielchen. Die von mir gar nicht als Spielchen gemeint waren, sondern meiner Erziehung entsprachen (als Frau darf man nichts verlangen, sondern muss durch Manipulation den Mann soweit bringen, dass er glaubt, es wäre seine eigene Idee gewesen).

Liebe Grüße
Reinfriede
 
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Ja, in gewissen Zügen erkenne ich in deiner Erzählung meinen Mann - und auch mich wieder, lieber Kerl.

Ich habe meinem Mann allerdings gesagt, daß der Tag, an dem ich mich damit abfinde, daß er schweigend macht was er will und ich das zu akzeptieren habe, der Tag unserer Trennung sein wird. Wir haben sehr an unserem gemeinsamen Zusammenleben "gearbeitet". Wir haben gelernt uns zu nehmen, wie wir sind. Wir haben gelernt Kompromisse zu schließen. Und wir haben festgestellt, daß wir uns immer noch lieben.

Wir lassen uns unsere Freiräume und unsere Eigenheiten. Wir unternehmen aber auch viel gemeinsam. Wir haben gelernt klar anzusprechen, wenn uns etwas nicht paßt. Das war wirklich nicht so einfach. Wir sind zwei schwierige, temperamentvolle Menschen und sehr dickköpfig. Doch wir sprechen nach so vielen Jahren immer noch miteinander. Ich glaube, das ist das ganze Geheimniss unserer Ehe. Dadurch konnte unsere Liebe auch in schlechten Zeiten bestehen, ja - und auch wachsen.

Vielen Dank für deinen Beitrag, Kerl! Ich hoffe, Elinor liest ihn.
 
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