Bin ich unsichtbar?

yertico

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23 August 2011
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Bin in der Mitte des Lebens und frage mich immer noch, warum ich keine wirkliche Freunde habe. Ich habe eine wunderbare Partnerin, einen guten Freund und bin im Job respektiert und beliebt.
Eigentlich klingt doch alles gut. Nur alles hat einen Haken: ICH muss meine Partnerin ansprechen, um gemeinsames zu unternehmen (ich weiss, dass sie mich liebt, daran kann es nicht liegen). Meinen guten Freund muss ICH ansprechen, um gemeinsam auf ein Bier abzumachen, etc. Das heisst, immer muss ICH den ersten Schritt tun, aber er sagt eigentlich immer zu. Ich bin nicht aufdringlich, nicht klammernd, also kann es auch nicht daran liegen.

Mir kommt es vor, als sei ich unsichtbar. Und erst wenn ICH aktiv werde, würden meine Umrisse wahrgenommen werden. Beispiel: Begegne ich Arbeitskollegen, die ich wenig oder gar nicht kenne, so gehen sie an mir vorbei, als ob ich nicht existiere. Ich grüsse sie, weil ich höflich bin, aber nur in den wenigsten Fällen kommt ein Gegengruss, und wenn ja, dann scheint ziemlich erschrocken - wie wenn ich auf einmal sichtbar geworden wäre. Ihr Blick geht meist starr an mir vorbei.

Eine gute Bekannte hat mir erklärt, dass ich sehr kompetent, authentisch und selbstbewusst wirke und manchen fast schon zu viel. Sie selbst hätte enorm Respekt vor mir. Wenn das so sein sollte, dann müssten mir Menschen eher mit Ehrfurcht und übertriebener Freundlichkeit begegnen. Oder kann das sogar abstossend wirken. Leute, die mich gut kennen, schätzen mich, aber eine Freundschaft ist noch nie entstanden. Meist entstehen Freundschaften durch mich, so dass ich das Gefühl habe, ungewollt Vermittler zu sein.

Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht oder eine Idee woran es liegen könnte.
 
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Hallo und herzlich Willkommen, Yertico !

Das ist oftmals so, daß in Beziehungen einer die treibende Kraft ist und der andere hingegen dann " mitläuft ".
Sei es aus Bequemlichkeit, zu wenig eigene Ideen oder Gewohnheit.

Es ist ein stilles Abkommen, hier bist Du es , der alles einbringt und andere , die es annehmen.
Soll heißen, zu diesem stillen Abkommen gehören immer zwei oder mehrere.
Bis Datum ( vielleicht bis heute ) hast Du Dich an dieses Abkommen gehalten und die Führung übernommen. Unbewußt oder bewußt ? !

Wenn Du das nicht mehr möchtest, solltest Du das vielleicht sagen, damit der andere des Abkommens, das weiß !
Es kann ja sein, daß Deine Partnerin davon garnichts weiß und sich denkt, daß Du das schon alles managt .

Zu dem Unsichtbar fällt mir ein, es für viele Menschen eine große Hemmschwelle ist, andere zu begrüßen, ihnen in die Augen zu schauen ect.

Oder wie es Deine Bekannte schon sagt, vielleicht wirkst Du zu selbstbewußt evtl. unnahbar?
Das kann ich von hier nicht einschätzen.

Ich weiß nur aus meinen eignen Erfahrungen, daß viele Menschen mich völlig verkehrt einschätzen und mich sogar für eingebildet halten.
Dabei bin ich ein eher das Gegenteil, von dem, habe oft selber Angst, zu anderen Kontakt aufzunehmen.

Außerdem bin ich der Meinung, daß man unbewußt einen Magnet besitzt, mit dem man bestimmte Menschen anzieht oder nicht .

Die Menschen, die für einen wichtig sind , um etwas bestimmtes zu erfahren oder zu lernen.

Daher solltest Du die ganze Kontaktaufnahme nicht zu verkrampft sehen, versuche es ein bisschen lockerer anzugehen.
Lächele die Menschen an, das allein wirkt schon Wunder ;) !

Viele Grüße,

Silence
 
Hallo yertico,

ja, ich kann dich gut verstehen. Mir geht es auch oft so wie dir. Eigentlich komme ich ganz gut damit klar.

Und doch habe ich manchmal Probleme im Umgang mit anderen Menschen. Vom Typ bin ich eher schüchtern und zurückhaltend(so schätze ich mich selber ein). Aber auf andere Leute wirke ich anscheinend nicht so. Meine erwachsene Tochter hat mir das unlängst ganz unverblümt mitgeteilt. "Du fällst auf, nur durch deine Anwesenheit, Mutti. Du schüchterst die Leute ein" sagte sie. Sie meinte damit, daß von mir so etwas Unnahbares ausgeht für Menschen, die mich nicht kennen. Anscheinend wirke ich abweisend auf Fremde. Sie trauen sich dann oft nicht so recht an mich heran - und tun so, als sei ich "unsichtbar". Ich ergreife oft die Initiative, wenn ich neue Leute kennenlernen möchte. Das kann nervig sein.

Vielleicht schüchterst du, genau wie ich, die Leute in deiner Umgebung einfach nur ein wenig ein. Wahrscheinlich bist du ein straighter Typ, der Macher. Solche Menschen suchen sich oft Freunde und Partner, die in dieser Beziehung das Gegenteil sind - wie Silence schon so richtig schreibt.

Da ich so bin wie ich nun mal bin, bin ich freundlich zu den Leuten und grüße die, die ich nett finde gerne auch zuerst. Und wenn ich mal keine Lust darauf habe, können die mich mal. Dann bin ich eben arrogant und - unsichtbar!

Im Freundes- und Bekanntenkreis habe ich die Eigeninitiative heruntergeschraubt. Wenn jemand etwas von mir will, dann weiß er ja wo er mich findet. - Und, was soll ich sagen, das klappt inzwischen ganz gut. Versuch´s einfach mal!
 
Hallo Yertico,

ich kenne auch deine Situation. Ich habe meine Freunde die mich gut kennen, und ich sagte mir mal ein guter Freund lasse nur Menschen an mich heran die ich vom ersten Augenblick "mag". Andere haben es schwer bei mir, und deswegen komme ich mir manchmal auch so vor als ob keiner mit mir etwas zu tun haben will. Aber ich mache das Unbewusst. Ein anderer guter Freund sagte mir vor einiger Zeit das er großen Respekt von mir habe. Ich habe gedacht er meinte das eher als Scherz aber er meinte er meine das vollkommen ernst und das er michs ehr schätze und auf meine Meinung großen Wert lege.
Vl ist das bei dir auch so, du lasst unbewusst nur die Leute an dich heran die du interessant findest, wie Silence schon mit dem Magneten beschrieben hat.
Ich habe einmal probiert eine zeitlang die Leute, auch wenn sie Fremde sind, die Leute die mir entgegekommen anzulächeln, einfach mal so auf der Straße, auf der Uni, einfach überall. Probier es einfach einmal aus. Es wirkt, es kommen sehr viele unterschiedliche Reaktionen, von Verwunderung bis zu einen Lächeln das dir von anderen geschenkt wird. ;-)

Alles Liebe
abetterway
 
@abetterway
Vielleicht zunächst zu mir. Ich verfüge, ohne dies zu wollen, in meiner Umgebung über eine gewisse Autorität.
Das bringt einfach mein Beruf (meine Berufung) mit sich. Gleich vorweg - bin keine! Und ich mag auch keine sein!
Muss jetzt sogar ein wenig über den begriff "Berufung" schmunzeln, - also ich bin kein Geistlicher.:)

Und doch grüße ich alle ausnahmslos zuerst. Nur wenigen gelingt es, mir zuvor zu kommen.
Und allen "schenke" ich (fand keinen anderen Ausdruck) ein Lächeln.
Dies selbst jenen, von welchen ich schon gehört habe, dass sie negativ über mich reden. Mit Letzterem habe ich nicht das geringste Problem.
Denn es gibt vermutlich keinen Menschen über den man nur Gutes spricht.

Und jetzt zum Lächeln selbst und seine "praktische" Auswirkung. Und das mehr als stark verkürzt.

Durch Dein Lächeln eröffnet sich ein riesiges Reservoire an Möglichkeiten, Menschen näher kennen zu lernen.
Und genau aus diesem Reservoir kannst Du Dir jene Menschen wählen, die Dir zunächst sympatisch vorkommen.
Sich in der Folge auch zu Dir hingezogen fühlen und umgekehrt und Du im Endeffekt zur Freundin oder Deinem Freund machst.

"Wenn ich in eine Kiste nicht hineinsehe (Fremde nicht anlächle) kann ich schöne Äpfel von faulen nicht unterscheiden.

Und wem es schwer fällt diese Pragmatik nach zu vollziehen, sollte mal aus angepasster Distanz ein Kind oder einen geistig Behinderten
anlächeln, - man würde staunen, was passiert!

Viel Glück beim Versuch unbekannte Menschen kurz anzulächeln.

lg Martin
 
Lieber Martin,

vielen Dank für deinen Beitrag, ich stimme mit deiner Ansicht überein, du hast das wunderbar beschrieben.

Vielleicht zunächst zu mir. Ich verfüge, ohne dies zu wollen, in meiner Umgebung über eine gewisse Autorität.
Das bringt einfach mein Beruf (meine Berufung) mit sich. Gleich vorweg - bin keine! Und ich mag auch keine sein!
Muss jetzt sogar ein wenig über den begriff "Berufung" schmunzeln, - also ich bin kein Geistlicher.:)

Und doch grüße ich alle ausnahmslos zuerst. Nur wenigen gelingt es, mir zuvor zu kommen.
Und allen "schenke" ich (fand keinen anderen Ausdruck) ein Lächeln.
Dies selbst jenen, von welchen ich schon gehört habe, dass sie negativ über mich reden. Mit Letzterem habe ich nicht das geringste Problem.
Denn es gibt vermutlich keinen Menschen über den man nur Gutes spricht.

Ich gehe davon aus das du sagen wolltest das du auch wenige Freunde hast oder dir Kontakte knüpfen schwer fällt obwohl du die Leute anlächelst und grüßt?
Ja das kann sein, aber die Frage ist auch ob du damit leben kannst. An deiner Art zu schreiben schließe ich daraus das du damit Leben kannst und dich deswegen nicht einsam fühlst oder?
Yertico fühlt sich allerdings,s o wie ich das mitbekommen habe einsam und einfach nicht wohl in seiner Haut. Es gibt verschiedene menschen und jeder geht anders damit um. ich kan z.B auch gut damit Leben das ich wenige Freunde habe, aber dafür sind die wenigen die richtigen, wobei ich auch ein Mensch bin der seine Zeiten braucht wo ich alleine sein will, das aber nicht gleichzusetzen ist damit das ich einsam bin.
Ich glaube da gibt es einen großen Unterschied, wobei es auch schwer, da der übergang meist fließend ist und manche Menschen einfach in die Einsamkeit "hineinrutschen".

Alles Liebe
abetterway
 
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Danke für eure Beiträge. Ich fühle mich nicht einsam. Wenn ich Kontakt möchte, kann ich auf die Leute zugehen und werde eigentlich nicht abgewiesen. Wahrscheinlich empfinden mich die meisten als zu beschäftigt und unnahbar. Ich werde mir jetzt öfters mal ein Gespräch gönnen und weniger zielstrebig durch die Welt düsen. Der Tipp "Lächle..." funktioniert, zumindest wenn ich bewusst die Leute anlächle, wird es erwidert.
 
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