Co Abhängigkeit

Hallo Hortensie,
vielen Dank für Deine Mail! Ich kann sehr gut nachvollziehen, was Du beschreibst! Es ist ein großer Schritt für einen Co - abhängigen Menschen solche Details zu erkennen, für sich selbst anzunehmen und dann andere Verhaltensweisen einzuüben. Z. B. die klare Trennung der Verantwortlichkeiten im eigenen und im Lebe anderer! Ich glaube, dass es ein weiter Weg ist, bis man diese FÜR SICH SELBST schädigenden Verhaltensweisen ablegen kann. Geht das für immer? Oder bleibt man immer anfällig, wieder darein zu rutschen?

Ich mache da gerade eine neue Erfahrung. Ich habe eine sehr liebe Freundin. Sie ist Schäferin wie ich und so haben wir viele Gemeinsamkeiten und Interessen. Bisher ist mir nie aufgefallen, dass sie ebenfalls stark Co - Abhängig ist. Plötzlich hat sie wieder Kontakt zu ihrem Exmann der in seinem Chaos versinkt, depressiv ist, viel weint, sein Haus versinkt im Müll und sie stürzt sich Hals über Kopf mitten rein um ihm zu helfen. Ich bin schockiert. Sie verheimlicht ihre Aktionen mit dem Ex ihrem derzeitigen Mann und sortiert und entsorgt tapfer das Altglas dass ihr Ex ihr vor die Haustür bringt. Sie darf das Haus nicht betreten. Und sie sagt ihm, das SIE die einzige Hilfe für ihn ist die er annehmen und damit er sein Gesicht waren kann.

Ich habe ihr erzählt was ich von Co-Abhängigkeit weiß und ihr ähnliches gesagt, wie Du es oben schreibst. Ist schon klar dass sie nicht amüsiert ist über dem was ich da sage. Irgendwie erwarte ich nicht, dass sie meine Worte beherzigt und wenigstens ihren Mann einweit ...
Inzwischen ist dieses Problem groß in unserrer Freundschaft geworden und ich denke daran, schleunigst das Weite zu suchen. Ich will mich nicht da hinein ziehen lassen. Ich will mich nicht auf ähnliche Weise um SIE kümmern wollen, wie sie es bei ihrem Ex macht. ICH WILL DAS NICHT!
Aber ich merke schon wie ich beginne mir Sorgen um sie zu machen und zögere noch die "Schuhe zu schnüren" und Fersengeld zu geben. Ich will sie nicht verlieren. Wir hatten so eine gute ZEit zusammen und sie ist mir ans Herz gewachsen.

Bette, zögerlich
 
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Ich könnte mir vorstellen, dass man immer anfällig bleibt. Der Vorteil ist, dass wir es unter Umständen jetzt bemerken, wenn es uns nochmal passiert, und können dann zu unseren Gunsten handeln.
Es hat ja auch etwas mit Grenzen setzen und wahren zu tun.

Du musst ihren Teil bei ihr lassen, das ist manchmal schwierig und man läuft Gefahr da mit reingezogen zu werden.

Interessant, das gleiche passiert mir gerade mit meiner Freundin. Ich habe den Kontakt etwas gedrosselt, ich habe sie trotzdem lieb, doch momentan geht es nicht. Sie hat auch angefangen mir etwas von ihr überzustülpen. Ich habe es gemerkt, weil es mir zu anstrengend wurde. Anfangs wusste ich nicht wieso das so ist, aber meine Psychologin, hat mich darauf gebracht. Nun weiß ich, was es ist und kann (na ja so halbwegs :whistle:) damit umgehen. Meine Psychologin, sagt es reicht, dass ich es merke. Ich muss es ihr gar nicht sagen, dass ich so empfinde.
Deine Freundin kann ihrem Ex-Mann ja helfen, aber dich da nicht mit reinziehen, sei es, dass sie sich dir anvertraut. Und wenn sie es ihrem Mann nicht erzählt, ist das ihr Problem, nicht deins. Du kannst ihr sagen, wie du dazu stehst - mehr nicht.
Meine Freundin macht auch gerade etwas, das würde ich so nie machen und auch nicht befürworten. Ihr aber tut es gut, sie ist glücklich dabei und dann ist es okay für mich. Ich darf es auch nicht sagen, mache ich auch nicht, und es belastet mich auch nicht (mehr). Ich habe gelernt mich in diesen Dingen abzugrenzen. Ein langer Weg, aber zumindest im Moment erfolgreich.

Du musst also nicht, du kannst dich zurückziehen. Es muss ja nicht für immer sein. Manchmal passt es nur im Moment nicht und erst später wieder.
 
Wenn sie glücklich wäre - wäre alles gut. Aber sie ist es nicht. Seine Verzweiflung hat Heldenmut bei ihr ausgelöst - eine Energie die Co- Abhängige wohl immer in sich entfacht fühlen, wenn es um die Sorgen und Probleme anderer Menschen geht.
Und das macht auch wiederum was mit mir. Aber ich sehe dass was passiert ganz klar und denke es wird eine Kunst für mich werden für sie da zu bleiben ohne mich mit reinziehen zu lassen. Mich in aller Freundschaft abzugrenezen und nicht wegzulaufen und eine Freundschaft aufzugeben. Vielleicht kommen auch wieder bessere Zeiten.
Bette
 
Okay, das ist hart das mit ansehen zu müssen. Sie ist noch nicht so weit wie du. Das gilt es zu akzeptieren. Es werden bessere Zeit kommen.
Jeder hat sein eigenes Tempo, das ist manchmal schwer zu ertragen. Es ist so wie es ist.
Sag deiner Freundin doch einfach, dass du das nicht ertragen kannst, wenn du zusehen musst wie es ihr geht, weil sie das macht. Du sie lieb hast, aber dich für den Moment zurücksiehen musst, damit sie dich nicht runterzieht. Es ist zu deinem Schutz - DEINE Grenze.
 
Hallo, guten Morgen!
Ich freue mich sehr berichten zu können, dass wir ein gutes Gespräch hatten. Tatsächlich hat sie es geschafft - wahrscheinlich durch eine Mischung von Verständnis, tatkräftiger Hilfe UND ehrlichen Worten, dass er bereit ist und einsieht, dass es allein mit dem Sortieren von Altglas nicht getan ist und er - auch aufgrund seiner Depression - professionelle Hilfe annehmen muss und wird. Die ersten Kontakte sind bereits geknüpft und sie hat auf die Bremse getreten und ist nicht mehr als zwei Stunden pro Woche mit helfen beschäftigt. Sie selbst ist mit einem Therapeuten in Kontakt wo sie für sich darüber nachdenken kann wie es ihr geht und wie sie das Erlebte verarbeiten kann.
Ich habe deutlich das Gefühl dass sich die Dinge in eine positive Richtung gedreht haben und so habe ich auch nicht das Gefühl, dass ich JETZT auf eine Beziehungsbremse treten muss um mich nicht rein zu drehen in die Angelegeneheiten anderer Leute.
Wir achten jetzt darauf nicht nur über dieses Thema zu reden sondern auch ganz bewusst anderes zu besprechen.
Ich bin sehr erleichtert und freue mich über die ersten Teilerfolge. Allerdings - ich weiß, es kann noch anders kommen. Aber dann bin ich für MICH wachsam und pass gut auf!

Liebe Grüße!
 
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