Das falsche Geschenk

MariaH

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21 Januar 2009
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Hallo,
das heutige Datum ruft mir wieder meine langjährige Brieffreundschaft in Erinnerung, welche leider ein jähes Ende fand. Noch immer bin ich damit beschäftigt, die Ursachen zu ergründen und versuche, meinen inneren Frieden und somit einen Abschluss zu finden.

Hier schildere ich einmal den Verlauf und das Geschehnis, das zum plötzlichen Ende dieser an sich guten Brief-Freundschaft führte:
Über 10 Jahre lang tauschten wir (meine Brieffreundin Angelika und ich) ca. 1 mal monatlich schriftlich unsere Gedanken aus, wobei es sich in erster Linie um geistige Themen handelte. Dennoch war zunächst jeder ihrer Briefe mit der Schilderung der jeweils aktuellen Wehwehchen ihrerseits gespickt, deren es jeden Monat zahlreiche gab. Nachdem sie dann jeweils ausgiebig ihr Leid geklagt hatte, ging es zu intellektuellen Themen über.

Als sie dann am 25. März ihren Geburtstag feierte, schickte ich ihr als Geschenk die Kassette von Rüdiger Dahlke „Krankheit als Sprache der Seele“, da ich selbst von diesen seelischen Zusammenhängen und dem körperlichen Empfinden überzeugt bin. Ich hoffte, dass es vielleicht den einen oder anderen Gedankenimpuls für Angelika mit sich brächte, der für sie hilfreich sei und über den wir uns dann auch schriftlich austauschen könnten.

Nach ihrem Geburtstag jedoch erhielt ich in einem Brief diese Kassette zurückgeschickt mit der Bemerkung von Angelika, dass sie über ein solches Geburtstagsgeschenk sehr frustriert sei. Und sie wollte diese Kassette nicht nur nicht anhören, sondern nicht mal in ihrem Haushalt haben, da sie meinte „dass schon das Wort „Krankheit“ negative Energien ausströme“ .
Ich war völlig überrascht, denn ich hatte sie mit meinem Geschenk durchaus nicht beleidigen oder belasten wollen, aber ich empfand ihre Reaktion des Zurücksendens als überzogen und irgendwie auch als eine persönliche Zurückweisung. Dennoch entschuldigte ich mich für die „falsche“ Wahl des Geschenkes und wir schreiben dann noch zwei- oder dreimal hin und her. Aber richtig erholt hat sich die Freundschaft von diesem Schlag nicht mehr, sondern ist dann zum Ende gelangt.
Ich habe ihr geschrieben, dass die innere Kluft, die sich durch den Vorfall aufgetan hat, nicht mehr zu überbrücken sei, und das haben wir auch beide gemeinsam gespürt, so dass ich mich dann schriftlich von ihr verabschiedet habe.
Aber gedanklich hat es mich lange nicht losgelassen, ich frage mich, ob es falsch war, dass ich die Kassette geschickt habe, ob es falsch war, dass sie sie zurückgesandt hat, ob es falsch war, dass ich diese Rücksendung nicht verwinden konnte oder ob ich länger hätte warten sollen, ob sich die Beziehung wieder reinigt… oder oder..
Es sind mir viele Fragen geblieben, und heute – am Tage ihres Geburtstages, dem Anfang vom Ende – muss ich wieder drüber grübeln und wollte euch hiermit an meinen Gedanken teilhaben lassen. Wie seht ihr die Situation als neutrale Betrachter?

Liebe Grüße
MariaH
 
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AW: Das falsche Geschenk

Hallo MariaH,

ich kenne viele Menschen - mein langjähriger guter Freund ist einer davon - die raunzen und sudern (ich bin aus Österreich ;-)) - aber nicht wirklich was ver.ändern wollen.

Ich persönlich hab mich damit abgefunden, dass er weiter leiden möchte - und hab mich damit irgendwie arrangiert - aber wir kennen uns auch schon seit der Schulzeit - und er ist ein wirklich guter Freund.

Aber wir hatten das Thema auch einmal - er war auf einem Seminar bei mir - und danach war er irgendwie "komisch" - wir haben dann ausführlich drüber gesprochen - und seit ich ihm gesagt habe, dass es für mich ok ist, wenn er nichts ver.ändert - haben wir wieder die gleiche solide Basis wie vorher.

Er hatte sich damals irgendwie "in die Enge getrieben" gefühlt - und zu etwas gezwungen, was er nicht gewollt hatte - zu dem damaligen Zeitpunkt - und ich kann mir vorstellen, dass es bei deiner Brieffreundin ähnlich war.

Sie wollte dir von ihren Wehwehchen erzählen - aber sie wollte sie nicht ändern - und sie fühlte sich durch dein Geschenk "in die Enge getrieben" - und sie hat über.reagiert.

Ob deine Re.Aktion damals richtig war? Ganz sicher - für dich zum damaligen Zeitpunkt war sie richtig, denn sonst hättest anders re.agiert.

Was wäre gewesen, wenn die Brieffreundschaft aufrecht geblieben wäre? Sie hätte immer in dem Bewusstsein gestanden, dass du ihr helfen möchtest und/oder könntest - was sie eigentlich ja gar nicht möchte.

Von daher hast du dir sicher auch einiges an gebundenen Energien erspart, die du anderweitig viel besser und effizienter einsetzen kannst.

Ich hatte an die 10 Jahre eine "beste Freundin", bei der ich, als ich sie nicht mehr anrief, drauf kam, dass eigentlich die ganze Zeit ich mich gemeldet hatte - und von ihr aus offensichtlich nie das Bedürfnis nach Kontakt da war.

Irgendwann hab ich eben aufgehört, sie an zu rufen - und somit ist vor 9 Jahren der Kontakt relativ abrupt abgerissen. Wir haben uns zwar nicht die Freundschaft gekündigt - aber ich habe auch keine nachhaltigen Ambitionen, da irgendwas jemals wieder aufleben zu lassen.

Ich bin danach erst drauf gekommen, wie viel Energie ich in ihren Themen gebunden hatte - daher auch die Vermutung vorher - und eine gemeinsame Freundin wollte Anfang des Jahres da wieder "was kitten" - aber ich musste klar und deutlich sagen "nein danke".

Sie war wichtig für mich - damals - aber ich brauche sie heute nicht mehr. Ich bin dankbar für die Lernerfahrungen, die sie mir beschert hat - aber die aktuellen mach ich lieber auf lustvollere Art und Weise.

Ich umärmel dich mal
 
AW: Das falsche Geschenk

Hallo MariaH,
hm, neutral betrachtet war das Geschenk ja toprichtig, wenn sie so reagiert hat. Hätte sie es nicht betroffen, hätte sie es wahrscheinlich an die Seite gelegt und sich bedankt. So zeigt es nur, dass du genau ins Schwarze getroffen hast.
Andersherum, warum kränkt es dich so?
Du hast dann ja die Brieffreundschaft beendet, warum genau?
Manchmal ist das so, Freudschaften gehen auseinander - auch wenn du jetzt noch darüber grübelst, hast du mit dem Beenden der Brieffreundschaft, vielleicht deinem innersten Wunsch entsprochen. Du brauchtest sie nicht mehr. Das ist einfach so. Man kann keine alten Zeiten zurückholen. Oft auch nicht wieder dort anknöpfen....warum das so ist, weiß ich auch nicht. Vielleicht müssen wir auch mal lernen einfach etwas so hinzunehmen und nicht immer die Ursachen erforschen zu wollen. Wenn es anders gelaufen wäre, wäre vielleicht etwas anderes passiert, und die Brieffreundschaft wäre auch auseinander gegangen.
Alles Liebe dir
Eberesche
 
AW: Das falsche Geschenk

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Er hatte sich damals irgendwie "in die Enge getrieben" gefühlt - und zu etwas gezwungen, was er nicht gewollt hatte - zu dem damaligen Zeitpunkt - und ich kann mir vorstellen, dass es bei deiner Brieffreundin ähnlich war.

Sie wollte dir von ihren Wehwehchen erzählen - aber sie wollte sie nicht ändern - und sie fühlte sich durch dein Geschenk "in die Enge getrieben" - und sie hat über.reagiert.

Liebe ChrisTina,
ich denke, du hast das Ganze richtig erfasst, sie fühlte sich in die Enge getrieben bei der Vorstellung, etwas ändern zu sollen. Denn das hat sie sicher aus dem Titel „Krankheit als Spiegel der Seele“ durchaus erfasst und deshalb die Kassette weit von sich gewiesen (sie weggeschickt). Es gibt einen kurzen, aber sehr prägnanten Satz, der hier wohl anwendbar ist: “Was trifft, trifft zu.“

Nur muss ich mich das natürlich auch selbst fragen, warum mich ihre Reaktion so sehr „getroffen“ hat; man kann eine Weisheit nicht nur für den anderen geltend machen.
Und bei sich selbst ist es schwerer zu erkennen als bei anderen, aber ich habe es versucht.
Wenn Angelika mein Geschenk als unpassend tituliert an mich zurückschickt und mich „trifft“ dieses, dann trifft es wohl zu, dass etwas in mir meine Wahl als Geburtstagsgeschenk selbst unangemessen findet. Wahrscheinlich hätte ich es ihr einfach mal so zukommen lassen sollen, anstelle es als Präsent zu versenden, wodurch sich zur Ablehnung des Inhaltes noch die Enttäuschung über eine vermieste Geburtstagsfreude gesellte. Und die Erkenntnis dieses Fehlers, denke ich, hat mich be-troffen gemacht.

Jedenfalls ist es so wie du schreibst, dass man keine Energien in etwas investieren soll, das zwischenzeitlich entschwunden ist. Unser Kontakt danach war nur noch zaghaft und von Förmlichkeit durchzogen gewesen, ganz anders als vorher.
„Manchmal hält man lange an der Angel fest ohne zu merken, dass der Fisch längst weg ist.“
Dem habe ich mich gestellt; ich halte nichts vom langsamen Einschlafenlassen einer Beziehung, sondern habe lieber Klarheit geschaffen. Aber weh getan hat’s trotzdem.

Vielen Dank für deinen Beitrag – und liebe Grüße !
MariaH.
 
AW: Das falsche Geschenk

Hallo MariaH,
hm, neutral betrachtet war das Geschenk ja toprichtig, wenn sie so reagiert hat. Hätte sie es nicht betroffen, hätte sie es wahrscheinlich an die Seite gelegt und sich bedankt. So zeigt es nur, dass du genau ins Schwarze getroffen hast.
Andersherum, warum kränkt es dich so?

Hallo Eberesche,

ja, wie ich schon zu ChrisTina schrieb, kommt hier der Satz „Was trifft, trifft zu“ zum Tragen.
Aber warum kränkte es mich?
Darüber nachdenkend erinnere ich mich an ihre früheren Briefe (vor dem Malheur); darin schrieb sie mir stets, wie sehr sie sich über meine Post freue, dass sie jedes Mal, wenn sie von der Arbeit komme und einen Brief von mir im Kasten findet, sie alles „liegen und stehen lasse“, um sofort zu lesen und dann noch tagelang vom Inhalt zu zehren – so ihre Worte.
Und wenn dieses über die Dauer von 10 Jahren der Fall war, dann sollte man doch eigentlich die Gesinnung eines anderen Menschen kennen. Wenn also Angelika mir das Geschenk zurücksendet, dann empfinde ich das als persönliche Zurückweisung. Denn sie müsste – so finde ich – nicht nur die materielle Sache des Geschenkes sehen, sondern die Schenkende dahinter. Meine Gesinnung, meine innere Haltung ihr gegenüber sollte ihr bekannt gewesen sein, und auf die innere Einstellung kommt es doch beim Schenken in erster Linie an, oder?
Ich weiß nicht, ob es dir je widerfahren ist, dass dir ein Geschenk zurückgegeben wurde, es also abgelehnt wurde, es fühlt sich nicht gut an.

Manchmal ist das so, Freudschaften gehen auseinander - auch wenn du jetzt noch darüber grübelst, hast du mit dem Beenden der Brieffreundschaft, vielleicht deinem innersten Wunsch entsprochen. Du brauchtest sie nicht mehr. Das ist einfach so. Man kann keine alten Zeiten zurückholen. Oft auch nicht wieder dort anknöpfen....warum das so ist, weiß ich auch nicht. Vielleicht müssen wir auch mal lernen einfach etwas so hinzunehmen und nicht immer die Ursachen erforschen zu wollen. Wenn es anders gelaufen wäre, wäre vielleicht etwas anderes passiert, und die Brieffreundschaft wäre auch auseinander gegangen.
Alles Liebe dir
Eberesche

Und wie du es schreibst, man kann nicht einfach an Vorigem anknüpfen, als sei nichts vorgefallen, das wäre unecht.
Aber vielleicht sind uns ja manche zwischenmenschlichen Kontakte und Begegnungen nur für eine bestimmte Zeit vorgesehen, das Ende vorherbestimmt.
Jedenfalls versuche ich die ganze Angelegenheit als eine Übung des Loslassens anzusehen.

Liebe Grüße
MariaH
 
AW: Das falsche Geschenk

Hallo MariaH,
Hallo Eberesche,

ja, wie ich schon zu ChrisTina schrieb, kommt hier der Satz „Was trifft, trifft zu“ zum Tragen.
Aber warum kränkte es mich?
Darüber nachdenkend erinnere ich mich an ihre früheren Briefe (vor dem Malheur); darin schrieb sie mir stets, wie sehr sie sich über meine Post freue, dass sie jedes Mal, wenn sie von der Arbeit komme und einen Brief von mir im Kasten findet, sie alles „liegen und stehen lasse“, um sofort zu lesen und dann noch tagelang vom Inhalt zu zehren – so ihre Worte.
Und wenn dieses über die Dauer von 10 Jahren der Fall war, dann sollte man doch eigentlich die Gesinnung eines anderen Menschen kennen. Wenn also Angelika mir das Geschenk zurücksendet, dann empfinde ich das als persönliche Zurückweisung. Denn sie müsste – so finde ich – nicht nur die materielle Sache des Geschenkes sehen, sondern die Schenkende dahinter. Meine Gesinnung, meine innere Haltung ihr gegenüber sollte ihr bekannt gewesen sein, und auf die innere Einstellung kommt es doch beim Schenken in erster Linie an, oder? .
Vielleicht fand sie das Geschenk anmaßend und in blinder Gekränktheit, konnte sie nicht weiter denken. Nicht so weit denken, daß du dahinter warst. Sie konnte dich einfach nicht mehr sehen.
Du hattest eine Erwartung (ich habe sie mal dick gesetzt). Du hast etwas verschenkt mit einer bestimmten Haltung ihr gegenüber, die sie nicht erfüllt hat. Manchmal meint man einen Menschen zu kennen, in einer Krisensituation verhält der sich aber total anders als man sich es gedacht hat. Was ist? Man ist entweder überrascht oder enttäuscht. In diesem Fall warst du enttäuscht und sogar (zurück)gekränkt.
MariaH schrieb:
Ich weiß nicht, ob es dir je widerfahren ist, dass dir ein Geschenk zurückgegeben wurde, es also abgelehnt wurde, es fühlt sich nicht gut an.
Nein, mir ist das noch nicht passiert. Ich denke, ich wäre auch gekränkt und zudem noch beleidigt gewesen.
MariaH schrieb:
Und wie du es schreibst, man kann nicht einfach an Vorigem anknüpfen, als sei nichts vorgefallen, das wäre unecht.
Nein nicht unbedingt. Entweder ergibt es sich wieder neu oder nicht - nur man sollte es nicht erzwingen.
MariaH schrieb:
Aber vielleicht sind uns ja manche zwischenmenschlichen Kontakte und Begegnungen nur für eine bestimmte Zeit vorgesehen, das Ende vorherbestimmt.
Ja vielleicht.
Natürlich ist es schade, ihr hattet eine schöne Brieffreundschaft, halte sie in guter Erinnerung. Und wer weiß, vielleicht geht sie ja auch einmal in sich und schreibt dir dazu mal etwas. Und wenn nicht, übe weiter loslassen ;)
Eberesche
 
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Liebe Eberesche,

vielen Dank für deine Antwort, die natürlich wieder mal viel Wahres enthält. Mir scheint es wirklich so, dass ich Erwartungen an das Geschenk geknüpft hatte, wenn auch unbewusst und nicht vorsätzlich. Jetzt sehe ich das klarer, wenn ich darüber reflektiere.

Dabei bin ich auf die generelle Frage gestoßen, ob es überhaupt eine Verpflichtung vonseiten des Beschenkten gibt, das Geschenk annehmen zu müssen.
Dieser Gedanke jetzt mal ganz losgelöst gesehen von meinem persönlichen Erlebnis mit Angelika, sondern ganz allgemeingültig. Zum Schenken gehören doch immer zwei, - einer, der gibt und einer, der annimmt. Und beide müssen damit einverstanden sein, erst dann ist das Schenken vollendet. Irgendwie meint man, dass es selbstverständlich sei, dass der Schenkende das Präsent annimmt, aber im Grunde ist es das gar nicht. Es ist ein Angebot, dass er annehmen kann oder nicht. Ein neuer Aspekt für mich, den ich persönlich interessant finde.

Danke dir für deine Zeilen, lb.Eberesche.
Freundliche Grüße

MariaH.
 
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