Du mußtest auch ein Familienmitglied begraben? Wie geht es dir heute damit?

K

Kyana

Guest
Hallo.

Mein Bruder war eine absolut einzigartige Person. -Genau genommen war er sogar mein Engel. Über alle Maßen hatte ich ihn gerne und wenn wir beisammen waren, dachte ich mir: So wird es immer sein.
Bei unserem letzten Treffen hörten wir (das ist mein voller Ernst) "Gone Away" von Offspring - vielleicht liest du den Text einmal nach. Ich hatte das Bedürfnis, ihm zu sagen, daß ich ihn gern habe, doch ich schob es auf und dachte mir, es sei nicht der geeignete Zeitpunkt, so etwas zu sagen.
Doch am 28.04.2001 erhielt ich die Nachricht, er sei durch einen Motorrad-Raser umgekommen - in seinem Auto verbrannt.
Von diesem Tag an dachte ich, mein Leben könne unmöglich ohne ihn weitergehen und ich fragte mich nach dem Warum und dem Sinn des Lebens.

Doch die Zeit riß mich mit und veranlasst langsam - sehr langsam - daß die Wunden zuheilen.
Nun sind schon viereinhalb Jahre vergangen und mein Bruder fehlt mir immer noch. Noch immer kann ich um ihn weinen, wenn ich keinen guten Tag habe. Obwohl ich mir sicher bin, daß ich schon große Fortschritte gemacht habe. Mir fehlen aber die Gespräche, seine Nähe und die scheinbar endlose Motivation, die er mir immer zukommen ließ.

Ich möchte nun von dir wissen:
wie geht es dir nach dem (plötzlichen) Tod eines Familienmitgliedes?
Hört der Schmerz jemals auf oder verwirft man den Gedanken eines Tages, man hätte dieses oder jenes doch sagen sollen?
Willst du überhaupt, daß der Schmerz nachläßt?

Ich freue mich auf Beiträge von Gleichgesinnten.

Liebe Grüße,
Sabine
 
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Liebe Sabine,
ganz so jäh und plötzlich kam es bei meiner Tante (=war für mich meine Mutter) nicht und trotzdem war es urplötzlich schnell und im Endeffekt unerwartet.

Ich kann dazu nur sagen.
Für mich ist sie nicht tod, sie ist nur mal für eine zeit lang weg, irgentwo hin.
Der Tod klingt so ENDGÜLTIG, das will ich nicht akzeptieren.

Ich habe sie immer gebraucht und werde sie weiterhin brauchen.

Ihr Grab ist für mich nur eine Stätte, die ich pflege, weil ich weiß, das sie großen Wert darauf legt und sei es nur wegen der Leute.
Sie ist nicht dort.

Manchmal rieche ich sie bei mir zu Hause, wo sie noch nie war, weil wir erst nach ihrem Tod dorthin gezogen sind.
Dann freu ich mich und sprech vor mich hin (mit ihr - auch wenn sie nicht antwortet)
Vielleicht ist alles bloß Einbildung, aber das macht nichts, solange es mir dabei gut geht.

Da ist nicht direkt Schmerz mehr in mir, ich will sie einfach bloß ab und an mal irgentwie spüren, um zu wissen, das sie noch bei mir ist.
Das sie über uns wacht oder sonst was.
ich habe Null Ahnung, ob es sowas gibt, aber, wie schon gesagt, selbst wenn es bloß Einbildung ist, dann ist es sehr beruhigend.

Ich weiß nicht, ob ich dir damit weiterhelfen konnte...

liebe Grüße
Alex
 
nicht tot

ja, ich habe meinen vater auch auf eine lange reise geschickt und kann damit besser umgehen, ich weiß,daß fällt unter verdrängung, doch das ist leichter und der schmerz ist nicht so unerträglich, doch da ich im grunde auch sehr darunter leide, wenn ich ihn brauche und gerne bei mir hätte hat mir ein satz den mir einst jemend geschrieben hat sehr geholfen, nämlich die tatsache, da ihr doch auch geschwister, daß ein teil von ihm (genetisch) in dir ist, wenn ihr vom gleichen fleisch und blut seid, dann habt ihr in eurem körper, geist... eine oder mehrere gemeinsamkeiten.
Alles Liebe
Sem
 
Vorahnungen?

Ich danke euch für eure Beiträge!

Alex, ich denke auch, daß mein Bruder immer bei mir ist. Ich habe mir ein kleines Fotoalbum angefertigt, daß nicht viel Platz in meiner Handtasche braucht und mich - wenn ich einsam bin - an ihn erinnert und begleitet.
Wie ich schon sagte - er war mein Engel. Eigentlich ist er es noch immer, aber nun eben "mit Flügeln" :)

Nur eines beschäftigt mich schon.
Warum habe ich ihm nicht gesagt, daß ich ihn gern habe, als ich die Gelegenheit dazu hatte? Meine Intuition hat es mir doch gesagt.
-Und es gab so viele Anzeichen für seinen Tod, daß ich mir im Nachhinein denke: eigenartig, daß wir uns nicht irgendwo im Hinterstübchen etwas gedacht haben:

* Meine Mutter strickt viel und gerne, aber nur in hellen Farben, weil sie dunkle aufgrund ihrer hohen Dioptrien dunkle nicht gut sehen kann. Einige Tage vor dem Tod meines Bruders hatte sie eine schwarze Weste fertiggestellt.
* Mein Bruder und mein Vater waren an unserem Haus-Anbau beschäftigt und als mein Bruder uns das letzte mal diesbezüglich besuchte, zeichnete und schrieb er meinem Vater alles auf, worauf er achten muß, um alle Tischlerarbeiten fertigstellen zu können. Als er ging, verabschiedete er sich zweimal per Händedruck von meinem Vater.
* Monatelang vor seinem Tod träumte ich, es sei ihm etwas zugestoßen und unzählige Male sah ich mich im Traum trauern.
* Als ich ihn das letzte mal sah, hörten wir in seinem Auto Musik - genau genommen "Gone away" von Offspring (lest den Text einfach mal im songtext.net nach - unglaublich).

Man sollte ja wirklich meinen, wir hätten es wissen sollen...

Glaubt ihr an solche "Vorankündigungen"?

LG
Kyana
 
Liebe Kyana, liebe Forumsmitglieder!

Habe mir eure Threads gut durchgelesen... und einen Menschen den man liebt zu verlieren ist etwas sehr sehr schmerzliches.
Ich selbst habe meine beiden Eltern wegen Krebs verloren... und meine Pflegemutter die mich nach dem Tod meiner Mutter aufgenommen hat auch noch vor einem Jahr an Krebs. ... und dann natürlich noch meine Großeltern, Verwandte.. usw,usf.
Ich muss hier unbedingt was dazu loswerden, denn ich bin durch wahnsinnig viele Stadien durchgelaufen, hab mit ihnen geredet, sie waren auch bei mir, war wütend, traurig, verzweifelt..und hab mich natürlich auch verfolgt gefühlt von den vielen Toten. (oder davon, dass gerade bei mir alle die ich liebe sterben... )
1. Ich glaube solche Wunden heilen, aber es bleiben immer ganz,ganz dicke Narben davon zurück. Ein Tod prägt die Überlebenden und es verändert auch das Leben- und auch jetzt noch - nach fast 16 Jahren nach dem Tod meiner Mutter tut es immer noch weh. Nicht mehr jeden Tag, aber weggehen wird es wohl nie. Man vermisst die Menschen einfach und sie fehlen.
2. Ich wusste sofort nach dem Tod meiner Mutter, dass sie jetzt bei mir ist und auf mich aufpasst. Ich hab mit ihr geredet, ich hab sie gerochen, sie war bei mir. Das denke ich ist etwas das sicherlich passiert- und man erst nachvollziehen kann wenn ein geliebter Mensch stirbt.
ABER: Wir hier auf der Erde müssen die Menschen die gestorben sind loslassen!!!
Sie sind vielleicht noch da, sie wollen uns helfen-- aber sie SIND in einer anderen Ebene, haben andere Dinge zu tun und wir müssen ihnen helfen das Leben hier auf der Erde zu beenden-- SIE SIND NICHT MEHR HIER!!!!
Es ist eine ganz ganz wichtige Sache, dass wir die Toten nicht mehr in unser Leben lassen- dass sie ihren Weg gehen und wir unseren.
Nicht nur gutes kann passieren in dem wir sie nicht gehen lassen- wir blockieren unser Leben- und auch das der Toten-- was wissen wir schon was sie sonst noch zu tun haben? Eine Ebene weitergehen, entwickeln... ???

Ich halte es für gut, die Toten eine zeitlang bei sich zu haben- aber dann ist schluss (und ich rede hier wirklich von längstens 1/2 Jahr!!)
Glaubt mir, ich spreche aus Erfahrung-- hört auf sie zu rufen, lasst sie gehen- es ist ihr Leben gewesen, es war ihr Tod. Und wir müssen damit fertig werden- und sie gehen lassen.
Wenn wir sie rufen können sie nicht weiter- und wir auch nicht.

Auch das ist eine schmerzliche Erfahrung, und als ich "meine Toten" gehen lies war ich erst richtig alleine. Und ich vermisse sie.
Aber: WENN MAN LIEBT MUSS MAN LOSLASSEN. Das gilt auch nach dem Tod.

viel Kraft für euren Lebensweg wünsche ich euch,
alles Liebe Cornelia
 
Mein Vater

Liebe Sabine,

vor 2 Jahren ist die Seele meines Vaters ins Licht gegangen. Es geschah plötzlich und war einfach schrecklich für mich. Ich fuhr zu meinen Eltern, sah ihn dort liegen, mit offenem Mund, der Schrei, und meine schwerkranke Mutter saß in ihrem Sessel. Ich konnte gar nicht richtig Abschied nehmen in diesem Moment, weil ich an meine Mutter denken musste. Sie kam Gott sei Dank noch am selben Tag in ein fantastisches Pflegeheim. Danach musste ich die Wohnung meiner Eltern auflösen, hatte einen Erbstreit zu bewältigen, wo konnte ich trauern. Sie kam, massiv, ich ließ all meinen Schmerz raus, ich liebte meinen Vater sehr, er mich auch. Ich suchte nach einem Ort, einem Trauerhaus, wo ich Trauerarbeit machen konnte. Aber ich fand nichts für mich. Dann, eines Morgens, wachte ich auf, und die Trauer war verschwunden. Ich kann seitdem lachen, mich freuen, dass ich so einen fantastischen Vater hatte. Tränen gibt es nicht mehr, nur noch Freude. Und hier möchte ich meinen Engeln danken, die sicher in der Nacht mit mir gearbeitet haben, wo Heilung geschah.

Auch dir und jeder/jedem viel Kraft, lasst Eure Trauer zu, weint, aber habt auch Platz für die Freude im Herzen, wenn Ihr an die/den Verstorbene/n denkt.

Herzlichst Birgit-Fanilia
 
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