Ein lebenswertes Leben?
Ich (48) lebe jetzt seit einem halben Jahr in einem Heim. Nachdem ich zwei Jahre in einer betreuten WG gelebt habe, bin ich wieder in das Heim zurückgegangen, in dem ich schon vorher drei Jahre war.
Das Heim ist ein Neubau für 30 Personen. Fast alle Bewohner sind ständig im Heim. Ich gehe ab und zu zu einem Freund hier am Ort. Dort habe ich auf meinem PC (war früher Programmierer) Internet-Zugang. Der ständige Aufenthalt der meisten im Heim führt dazu, daß sie ständig über die gleichen Sachen sprechen, was nervt. Sie kauen fast immer dasgleiche Thema noch und noch einmal durch und kommen dabei ins Fabulieren und Phantasieren. So wurde einmal erwähnt, daß ich das Heim wieder verlassen wollte. Danach wurde ununterbrochen, monatelang immer wieder davon geredet, daß ich „fortkäme“. „Morgen kommt er fort“, „Morgen kommt er in die Klinik“ hieß es. Obwohl das nicht der Wahrheit entsprach, ging es mir auf die Nerven, vor allem da ständig hinter meinen Rücken geredet wurde. Natürlich waren hauptsächlich solche Bewohner daran beteiligt, die mich nicht mochten. Aber auch Kräfte vom Personal beteiligten sich daran. Es glich manchmal einer wahren Gruppenpsychose.
Im Heim darf man nicht auf dem Zimmer rauchen. Es gibt dafür für je 14 Bewohner einen winzigen Raucherraum zur Straße hinaus. Dort stehen zwei Bänke für je zwei Personen. Aber es rauchen gut und gerne 12 Leute. So ist der winzige Raum ständig überfüllt und es herrscht praktisch Verdrängungswettbewerb. Weil mir das Rauchen unter einen derartigen Streß nicht gefällt, bin ich auf Schnupftabak umgestiegen und halte mich von diesem Raum fern. Aber am liebsten würde ich das Heim ganz wieder verlassen. Schon nach zwei Wochen merkte ich, daß es mir dort noch weniger gefällt als in der WG. Mein Antrag auf Verlassen wurde jedoch abgelehnt. Danach erklärte ich der Betreuerin immer und immer wieder, daß ich das Heim wieder verlassen will. Aber es geschieht nichts. Die meisten Betreuer sind entgegen dem Gesetz nicht auf Seiten des Betreuten, sondern arbeiten mit dem Heim etc. zusammen. Sie gehorchen den Anweisungen des Wohnstättenbetreibers. So beantragte ich zu Weihnachten, einen kleinen Vorschuß. Das Geld (87 Euro im Monat) wird auf vier Wochen verteilt ausbezahlt. Ich bekam es auf einmal, zu Beginn des Monats. Jetzt will die Leiterin das wieder umstellen, weil ich angeblich mit meinem Geld nicht zurechtkäme. Die Betreuerin wird dem aller Wahrscheinlichkeit nach Folge leisten.
Im Heim hat das Personal Weisungsbefugnis. Die meisten pflegen einen vernünftigen Umgang mit den Bewohnern, obwohl sie meistens unter sich sind. Aber es gibt auch Ausnahmen. Eine gewisse R. meint z.B., daß sie der liebe Gott sei. Sie taucht auf und schreit herum. So muß ich mich mit 48 wie ein Kleinkind herumkommandieren lassen, wo ich aber selbst damals besser behandelt wurde.
In dem Ort ist nichts los und schon gar nicht im Winter. Ich bin aber schon froh, wenn ich das Heim mal für ein paar Stunden verlassen kann. Den ganzen Tag auf dem Zimmer nervt ebenfalls. Gerne würde ich meine Zeit mit Programmieren vertreiben, aber dazu habe ich in den Heim keine Muße. Überhaupt ist ständig etwas los. Mal fehlt dem was, dann dem. Besonders schwere Fälle stören die gesamte Nacht die Ruhe. Da hilft nur etwas in die Ohren stopfen und Funkkopfhörer aufsetzen.
Der normale Mensch kann sich gar nicht vorstellen, wie gut er es hat. Er hat seine Wohnung, sein Auto und seine Ruhe und dazu noch sein Geld. Aber am wichtigsten nach meiner Sicht ist, daß er tun kann, was er will. Ich als Betreuter kann das nicht und muß mich von jeder Putzfrau herumkommandieren lassen. Und dabei ist alles ja so gut gemeint. Gerne würde ich aber auf alles verzichten, wenn ich wieder das tun könnte, was ich will. Ja, ich würde dafür sogar auf eine einsame Insel ziehen. Wenn der Mensch nämlich keine Freiheit mehr hat, hat er auch keine Lust zu Leben mehr und dann ist das Leben nur noch eine Qual und nicht mehr lebenswert. Das Leben eines Gefangenen eben.
Ich (48) lebe jetzt seit einem halben Jahr in einem Heim. Nachdem ich zwei Jahre in einer betreuten WG gelebt habe, bin ich wieder in das Heim zurückgegangen, in dem ich schon vorher drei Jahre war.
Das Heim ist ein Neubau für 30 Personen. Fast alle Bewohner sind ständig im Heim. Ich gehe ab und zu zu einem Freund hier am Ort. Dort habe ich auf meinem PC (war früher Programmierer) Internet-Zugang. Der ständige Aufenthalt der meisten im Heim führt dazu, daß sie ständig über die gleichen Sachen sprechen, was nervt. Sie kauen fast immer dasgleiche Thema noch und noch einmal durch und kommen dabei ins Fabulieren und Phantasieren. So wurde einmal erwähnt, daß ich das Heim wieder verlassen wollte. Danach wurde ununterbrochen, monatelang immer wieder davon geredet, daß ich „fortkäme“. „Morgen kommt er fort“, „Morgen kommt er in die Klinik“ hieß es. Obwohl das nicht der Wahrheit entsprach, ging es mir auf die Nerven, vor allem da ständig hinter meinen Rücken geredet wurde. Natürlich waren hauptsächlich solche Bewohner daran beteiligt, die mich nicht mochten. Aber auch Kräfte vom Personal beteiligten sich daran. Es glich manchmal einer wahren Gruppenpsychose.
Im Heim darf man nicht auf dem Zimmer rauchen. Es gibt dafür für je 14 Bewohner einen winzigen Raucherraum zur Straße hinaus. Dort stehen zwei Bänke für je zwei Personen. Aber es rauchen gut und gerne 12 Leute. So ist der winzige Raum ständig überfüllt und es herrscht praktisch Verdrängungswettbewerb. Weil mir das Rauchen unter einen derartigen Streß nicht gefällt, bin ich auf Schnupftabak umgestiegen und halte mich von diesem Raum fern. Aber am liebsten würde ich das Heim ganz wieder verlassen. Schon nach zwei Wochen merkte ich, daß es mir dort noch weniger gefällt als in der WG. Mein Antrag auf Verlassen wurde jedoch abgelehnt. Danach erklärte ich der Betreuerin immer und immer wieder, daß ich das Heim wieder verlassen will. Aber es geschieht nichts. Die meisten Betreuer sind entgegen dem Gesetz nicht auf Seiten des Betreuten, sondern arbeiten mit dem Heim etc. zusammen. Sie gehorchen den Anweisungen des Wohnstättenbetreibers. So beantragte ich zu Weihnachten, einen kleinen Vorschuß. Das Geld (87 Euro im Monat) wird auf vier Wochen verteilt ausbezahlt. Ich bekam es auf einmal, zu Beginn des Monats. Jetzt will die Leiterin das wieder umstellen, weil ich angeblich mit meinem Geld nicht zurechtkäme. Die Betreuerin wird dem aller Wahrscheinlichkeit nach Folge leisten.
Im Heim hat das Personal Weisungsbefugnis. Die meisten pflegen einen vernünftigen Umgang mit den Bewohnern, obwohl sie meistens unter sich sind. Aber es gibt auch Ausnahmen. Eine gewisse R. meint z.B., daß sie der liebe Gott sei. Sie taucht auf und schreit herum. So muß ich mich mit 48 wie ein Kleinkind herumkommandieren lassen, wo ich aber selbst damals besser behandelt wurde.
In dem Ort ist nichts los und schon gar nicht im Winter. Ich bin aber schon froh, wenn ich das Heim mal für ein paar Stunden verlassen kann. Den ganzen Tag auf dem Zimmer nervt ebenfalls. Gerne würde ich meine Zeit mit Programmieren vertreiben, aber dazu habe ich in den Heim keine Muße. Überhaupt ist ständig etwas los. Mal fehlt dem was, dann dem. Besonders schwere Fälle stören die gesamte Nacht die Ruhe. Da hilft nur etwas in die Ohren stopfen und Funkkopfhörer aufsetzen.
Der normale Mensch kann sich gar nicht vorstellen, wie gut er es hat. Er hat seine Wohnung, sein Auto und seine Ruhe und dazu noch sein Geld. Aber am wichtigsten nach meiner Sicht ist, daß er tun kann, was er will. Ich als Betreuter kann das nicht und muß mich von jeder Putzfrau herumkommandieren lassen. Und dabei ist alles ja so gut gemeint. Gerne würde ich aber auf alles verzichten, wenn ich wieder das tun könnte, was ich will. Ja, ich würde dafür sogar auf eine einsame Insel ziehen. Wenn der Mensch nämlich keine Freiheit mehr hat, hat er auch keine Lust zu Leben mehr und dann ist das Leben nur noch eine Qual und nicht mehr lebenswert. Das Leben eines Gefangenen eben.