Ernsthaft verliebt mit 6 Jahren?

Minette

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21 Juni 2005
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Hallo Leute,
ich glaube, bei mir zu Hause entwickelt sich gerade ein Problem.
Meine Tochter meinte vor ca. 4 Wochen sie wäre in einen Jungen aus ihrem Kindergarten "verknallt". Sie hatte erst Angst, ich würde sie auslachen. Ich habe ihr aber gesagt, daß ich sie deswegen nicht auslachen würde. Verliebt sein ist etwas Ernstes, über das man nicht lacht.:kuesse:
Anfangs dachte ich noch, daß das nur so eine "Idee" von ihr sei. Jetzt scheint es aber doch ganz schon ernst zu werden. Im Urlaub hat sie zwei mal angefangen zu weinen, weil sie ihren Paul so vermißt.:umarmen:
Heute meinte sie, sie hätte ein Problem. Sie fragte mich, ob man es jemanden sagen solle, wenn man ihn liebt. Ich erklärte ihr anhand meiner eigenen Erfahrung , daß es bei mir ganz gut gewesen ist, daß ich meinem jetzigen Freund gesagt habe, daß ich ihn liebe. Bei Jungen in Pauls Alter könnte das aber etwas schwieriger sein, weil die normalerweise mit Mädchen noch nicht so viel anzufangen wissen. Da erzählte sie mir, daß ie ihn heute auf die Seite nehmen (damit es die Anderen nicht hören) um ihm zu sagen, daß sie ihn liebt, aber er wollte nicht mit ihr gehen und so konnte sie es ihm auch nicht sagen.
Ich sagte ihr, sie solle es langsam angehen (er schein wohl etwas schüchtern zu sein) und ihm vielleicht erst mal ein Bild malen und ich würde ihr dann was draufschreiben.

Soweit zur momentanen Situation.
Sie ist erst 6 Jahre und scheint es doch sehr ernst zu nehmen (ich übrigens auch). Aber wie ernst sollte man das Ganze weiterbetreiben? Sie schein schon wirklich zu leiden.
Zur Gesamtsituation sollte ich vielleicht noch sagen, daß erst vor wenigen Wochen ihr Vater gestorben ist (wir waren schon seit 2 1/2 Jahren getrennt). Er hat sie regelmäßig geholt und sie sind gut miteinander ausgekommen. Mit meinem Freund versteht sie sich auch super.
Ich hab so ein bißchen das Gefühl, als würde sie sich jetzt einen "Ersatz" suchen.

Wart Ihr auch schon mal in einer ähnlichen Situation? Kann mir mal jemand einen Rat geben? :dontknow: :liebe1: :liebe1: :liebe1:

Minette
 
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Hallo Minett, ich selbst war zwar noch nicht in so einer Situation, aber es könnte gut möglich sein, das es mit dem Tod ihres Vaters zusammenhängt.
Einen Vaterersatz wird sie in dem kleinen Paul nicht suchen, eher vielleicht einen unabhängigen Freund, mit dem sie darüber reden kann.Obwohl es für dieses Alter auch ungewöhnlich wäre.
Oder sie sucht jemanden, dem sie die Liebe schenken kann, die sie sonst ihrem Vater geschenkt hat.
Du bekommst hier hoffentlich noch mehr Antworten.
:kiss4: liebe Grüße Alex
 
?Weiß keiner Rat?

Hallo,

erst mal vielen Dank Alex für Deine Antwort.
Ich hab mir eigentlich etwas mehr Resonanz erhofft.
Ich weiß wirklich nicht, wie ich damit umgehen soll, zumal ich gemerkt hab, daß die Trauer um ihren Vater unterschwellig in ihr brodelt.
Sie spricht kaum darüber. Von mir aus möchte ich aber auch nicht damit anfangen. Ich hab Angst ich verletze sie damit zu sehr oder wecke unnötig ihre Verlustängste.
Jetzt kommt auch noch das Problem dazu, daß sie im Kindergarten niemand zu spielen hat. Sie hat vor einem 3/4 Jahr den Kindergarten gewechselt und am Anfang schien auch alles gut zu laufen. Sie hatte relativ schnell eine Freundin gefunden. Einen so großen Freundeskreis wie im alten Kindergarten hat sie dort allerdings noch nicht aufgebaut. Ihre Freundin kam jetzt allerdings in die Schule und ist nicht mehr verfügbar. Ein anderes Mädchen, mit dem sie sonst auch gespielt hat, hat aber offensichtlich keine Lust, immer mit ihr zu spielen und darüber ist sie oft traurig.
Ich komm mir momentan ziemlich hilflos vor.

Für weitere Ratschläge wäre ich dankbar.

Minette
 
Hallo Minette!

Ich glaube auch, dass es naheliegend ist, dass Deine Tochter mit dem Tod des Vaters kämpft, das ist sicher sehr, sehr schlimm für sie.

Ich könnte mir vorstellen, dass Du versuchst, sie bei ihrer Suche nach Freunden und Freundinnen zu unterstützen. Hast Du Bekannte, die Kinder haben? Könntest Du mit den Müttern vom Kindergarten in Kontakt treten und vielleicht die Kinder nach hause einladen?

Ich weiß nicht, inwieweit ihr über das Thema Tod gesprochen habt, aber was für eine Einstellung hat Deine Tochter dazu? Fühlt sie den Vater in ihrer Umgebung, oder fühlt sie sich "alleinegelassen" von ihm?

Liebe Grüße
Reinfriede
 
Liebe Minette,
es ist zwar nicht das Selbe, aber ähnlich.
meine Eltern haben sich scheiden lassen, ich wußte es schon lange vorher, wollte aber nicht darüber reden, weil es so weh tat. Meinen Eltern war es recht, denn es ist bequemer so, als wenn ein Kind rumschreit und wütend ist.

Heute weiß ich, dass es ein fehler von meinen Eltern war. Man muß auch oder gerade über Dinge sprechen die weh tun. Kann es nicht eine andere Vertrauensperson tun? Eine Oma oder Tante?

Sie sucht jetzt Nähe und Geborgenheit und Antworten auf ihre Fragen. Lass sie damit nicht allein indem ihr schweigt.
Meine Tochter hatte auch einen Freund im Kindergarten und wenn der mal krank war war sie tarurig, das ist schon normal, aber bei Deiner Tochter kann es schon ein Vaterersatz sein.
Ich finde es gut, dass Du das erkannt hast, vielleicht würde ein gespräch mit einer Kinderpsychologin(en) helfen.
 
Hallo,

@Reinfriede,

es ist schon so, daß meine Tochter immer mal wieder Freundinnen besucht oder auch Kinder bei uns sind. Das geht natürlich nicht jeden Tag. Sie könnte auch im Kindergarten Freundinnen besuchen, die in einer anderen Gruppe sind. Sie meinte aber, sie fühle sich in der anderen Gruppe nicht wohl. Dazu muß ich sagen, daß sie Anfang des Jahres den Kindergarten gewechselt hat. Sie schien sich war recht schnell gut einzugewöhnen, aber es ist halt nicht wie im alten Kindergarten.

Deine Frage mit dem alleingelassen versteh ich nicht so ganz. Kannst Du Dich dazu nochmal äußern?

@ east of the sun,

es ist oft so, daß man glaubt, wenn man über ein unangenehmes Thema nicht spricht, es sich von alleine löst. Das dem nicht so ist, weiß ich auch und doch muß ich zugeben, daß auch dazu neige.

Ich halte meine Mutter eher für unqualifiziert, um mit meiner Tochter darüber zu sprechen. Meine Schwester schon eher, aber zu ihr haben wir nicht so häufig Kontakt.
Was mir Schwierigkeiten bereitet ist, von mir aus damit anzufangen. Ich dachte immer, wenn sie von sich aus kommt, spreche ich mit ihr über alles was sie wissen möchte. Das ist aber wohl nicht genug.
Ich hab mich auch fürchterlich darüber aufgeregt, daß meine Mutter mit ihr auf den Friedhof ist. Ich war der Meinung, man müsse sie ja nicht auch noch so direkt darauf stoßen und Wunden aufreißen. Sie war danach wieder ganz arg anhänglich.

Vielleicht bekomme ich hier ja noch ein paar Tipps, wie ich das an besten bewerkstellige. Ansonsten werde ich mich wirklich mal an eine Kinderpsychologin wenden.

Vielen Dank
Minette
 
Minette schrieb:
Hallo,

@Reinfriede,


Deine Frage mit dem alleingelassen versteh ich nicht so ganz. Kannst Du Dich dazu nochmal äußern?

Liebe Minette!

Ich meinte damit, was habt Ihr für eine Einstellung zum Tod? Ist es so, dass Deine Tochter nun glaubt, Papa wäre einfach weg und kommt nie wieder oder habt Ihr ihr gesagt, er wäre im Himmel oder er wird wiedergeboren oder, oder...

Ich hab meinen Mädels bei Todesfällen immer gesagt, dass die Verstorbenen noch genauso unter uns weilen, nur "leben" sie in einer anderen Zeit und darum können wir sie nur schwer wahrnehmen, es ist so, als wären sie unsichtbar für uns, aber DA sind sie und manchmal spüren wir das.

Das war sehr tröstend für sie, denn Opa war ja noch "da" und damit konnten sie besser mit dem Thema umgehen (ist übrigens meine generelle Einstellung zum Tod).

Vielleicht schaffst Du es, ihr zu vermitteln, dass die Liebe ihres Vaters immer für sie da ist, sie nur "hinspüren" muss, um sie wahrzunehmen?

Liebe Grüße
Reinfriede
 
Liebe Reinfriede,

Ich meinte damit, was habt Ihr für eine Einstellung zum Tod? Ist es so, dass Deine Tochter nun glaubt, Papa wäre einfach weg und kommt nie wieder oder habt Ihr ihr gesagt, er wäre im Himmel oder er wird wiedergeboren oder, oder...

Ich hab meinen Mädels bei Todesfällen immer gesagt, dass die Verstorbenen noch genauso unter uns weilen, nur "leben" sie in einer anderen Zeit und darum können wir sie nur schwer wahrnehmen, es ist so, als wären sie unsichtbar für uns, aber DA sind sie und manchmal spüren wir das.

Wir haben auch schon vorher über den Tod gesprochen.
Ich habe meiner Tochter erklärt, daß immer wenn jemand stirbt ein Teil von ihm bei uns bleibt. Wir denken an ihn und tragen ihn in unserem Herzen.
Einmal kam sie und meinte sie hätte von ihrem Papa geträumt und da hätte er noch gelebt. Ich sagte ihr, daß ich genau das damit gemeint habe. In ihren Gedanken ist er noch lebendig. Als wir an seinem Grab waren fragte sie mich, wann ihr Papa denn nun in den Himmel komme. Da hab ich versucht ihr zu erklären, daß es nicht der Körper ist, der in den Himmel kommt sonder nur die Seele (sozusagen sein Geist).

Ich bin ja überhaupt nicht gläubig und es fällt mir schwer über solche Dinge wie den Himmel zu sprechen, aber wenn ich meiner Tochter damit helfen kann spring ich da auch mal über meinen Schatten.


Vielleicht schaffst Du es, ihr zu vermitteln, dass die Liebe ihres Vaters immer für sie da ist, sie nur "hinspüren" muss, um sie wahrzunehmen?

Das hört sich schön an. Ich werde das mal so übernehmen. Danke.
Ich hab ihr jetzt auch ein kleines Fotoalbum mit Bildern von ihrem Papa gemacht. Ich hab noch etwas Platz gelassen, falls sie auch noch andere Bilder hinzufügen möchte. Das kann sie sich dann anschauen und vielleicht gibt ihr das auch öfters mal Anlaß mit mir darüber zu sprechen.

Übrigens scheint sie sich jetzt ganz langsam an ihre heimliche Liebe heranzutasten. Sie hat sich gestern von ihm die Schuhe zubinden lassen. So versucht sie offensichtlich langsam einen näheren Kontakt aufzubauen. Sie hat das wohl verstanden, als ich ihr gesagt habe, daß sie ihn mit ihrer Direktheit eher verschreckt.

Liebe Grüße
Minette
 
Minette schrieb:
Ich hab mich auch fürchterlich darüber aufgeregt, daß meine Mutter mit ihr auf den Friedhof ist. Ich war der Meinung, man müsse sie ja nicht auch noch so direkt darauf stoßen und Wunden aufreißen. Sie war danach wieder ganz arg anhänglich.
Liebe Minette, vielleicht war es gut mit ihr auf den Friedhof zu gehen, die Wunde ist da, sie kann nicht aufgerissen werden.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man nur verarbeiten kann wenn man trauert.Der Schmerz ist da und sollte zugelassen werden. Sonst vermittelst Du ihr, dass man nicht trauern darf und den Schmerz verdrängen muss.

Es gibt verschiedene Trauer-Phasen, aber darüber weiß ich zu wenig, leider.
Auf jeden Fall ist es gut zu weinen und darüber zu reden.
 
Hallo Minette,

wie ist denn aktuell die Lage?

Ich wollte nur noch dazu sagen, dass ich das erste mal in der Grundschule in der 3. oder 4. Klasse verknallt war. Da war ich dann wohl 9 oder 10. Und alle haben über mich milde gelächelt und das nicht für so ernst genommen. Aber mir war das damals sehr ernst und ich habe auch richtig darunter gelitten als wir auf verschiedene Schulen gingen und ich den kleinen Jungen nie wieder gesehen habe.

Alles Gute.
 
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Searcher schrieb:
Hallo Minette,

wie ist denn aktuell die Lage?

Ich wollte nur noch dazu sagen, dass ich das erste mal in der Grundschule in der 3. oder 4. Klasse verknallt war. Da war ich dann wohl 9 oder 10. Und alle haben über mich milde gelächelt und das nicht für so ernst genommen. Aber mir war das damals sehr ernst und ich habe auch richtig darunter gelitten als wir auf verschiedene Schulen gingen und ich den kleinen Jungen nie wieder gesehen habe.

Alles Gute.

Hallo Searcher,

danke der Nachfrage. Die Lage hat sich etwas entspannt. Sie hat wohl verstanden, daß sie ihn mit ihren Gefühlen nicht so überrennen darf und nähert sich nun vorsichtig an.
Ich kann mich auch noch daran erinnern, daß ich wohl sehr früh (7 oder 8 Jahr e) das erste Mal verliebt war und für mich war das auch ernst. Wenn auch vielleicht nicht so arg wie bei meiner Tochter.
Daß man in diesem Alter noch milde belächelt wird ist ganz normal. Aber genau deswegen nehme ich meine Tochter in der Sache ernst.

Gruß
Minette
 
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