Es hat mich

raphael

Member
Registriert
19 November 2007
Beiträge
24
Hallo Leute!

Derzeit hat es mich, und zwar sehr. Angst pur, und das in immer neuen Wellen.
Vielleicht habe ich bloß zu lange meine Situation verdrängt und weggeschaut und geduldig wie ein Maultier das mir Aufgebürdete getragen.
Jetzt vermag ich nicht mehr wegzuschauen und mir vorzumachen, mir ginge es eh nicht schlecht.

Der Auslöser der Angst ist konkret, ich stehe vor meiner zwölften Blasenkrebsoperation.
Eine Selbsthilfegruppe im Netz, der ich beitrat, vergrößerte nur meine Angst.
Was ich dort lese, habe ich früher verdrängt.
Mein Leben und meine Gesundheit sind mehr bedroht, als ich wahrhabe wollte.
Die Leute dort sind lieb, an denen liegt es nicht.

Es liegt daran, dass ich Angst habe vor der großen OP, der Entfernung der Blase, der Prostata, der Samenbläschen, der Durchtrennung der Nerven, der Bildung einer Neo-Blase aus Darm, Angst vor der wochenlangen Liegerei im Spital und Angst auch vor den Folgen: Impotenz und Inkontinenz.

Mein Schwager hatte diese OP vor einem Jahr. Sie rettete zwar sein Leben, aber er, der vorher lebenslustig war und gerne unter Menschen ging, lebt seitdem zurückgezogen und verschlossen und ist ein Schatten seiner selbst.
Er ist nicht mehr der Gleiche, der er vorher war.

Schwer depressiv zu werden als Folge der großen OP, davor habe ich ebenfalls Angst.

Doch soweit ist es noch nicht, der nächste Eingriff ist wieder das übliche Ausschaben der Blase.
Nachdem ich aber im letzten Jahr dreimal resektiert wurde, wird mir nach der nächsten wieder eine Chemo in der Blase blühen, dabei wird Mitomycin in regelmäßigen Abständen eingebracht, in der Hoffnung, der Krebs möge sich nicht mehr erneuern.
Wenn er dann wieder rezidiviert, ist die Entfernung der Blase nötig.

Mit diesen Gedanken quäle ich mich derzeit.
Ich wollte, ich wäre an diesem schönen Frühlingstag sonniger im Gemüt!

Mit freundlichen Grüßen
Raphael
 
Werbung:
AW: Es hat mich

Hallo Raphael,

es tut mir leid, deinen Beitrag zu lesen. Es ist schwer in so einer Situation einen Rat zu geben. Verläßt du dich nur auf die Schulmedizin oder gehst du auch alternative Wege?
 
AW: Es hat mich

Lieber Raphael,

als Nicht-Betroffene ist es wirklich schwer, wirkungsvoll helfen zu können. Jeder Mensch, der nicht in dieser Situation steckt, kann nicht wissen, wie man sich dabei fühlt und welche Emotionen bzw Empfindungen hervortreten.

Das Einzige, das ICH dir entgegen bringen kann, ist Mitgefühl. Ich bewundere deinen Mut und deinen Lebenskampf, Respekt lieber Raphael!

Ich arbeite in einem Sozialversicherungsträger und habe jeden Tag mit Menschen zu tun, die an Krebs erkrankt sind. Es sind viele und es werden immer mehr, egal welchen Alters. Leider hab ich nicht die Zeit zur Verfügung, die ein betroffener Mensch eventuell bräuchte. Leider sind so viele kranke Menschen, die ein Anliegen haben bei uns und demnach bleibt die Kommunikation auf der "Zeitnot"-Basis. Nicht umsonst haben so viele Menschen das Gefühl, eine "Nummer" zu sein.

Ich wünsche dir viel Kraft und bitte dich, die Hoffnung nicht zu verlieren.
 
AW: Es hat mich

Lieber Raphael,

kann ich gut verstehen, dass deine Stimmung und das schöne Wetter nicht übereinstimmen.

So viele OPs, das würde an niemandem spurlos vorbei gehen.

Du sagst, du bist einer SH-Gruppe im Internet beigetreten, die dir aber offenbar nicht allzu gut tut. Gibt es denn in deiner Nähe keine reale SH-Gruppe? In so einem Fall würde ich mich auch lieber mit Menschen austauschen anstatt lediglich über Texte. Frag doch mal deinen Arzt, vielleicht kann er dir weiterhelfen mit einer Ansprech-Person.

Versuche bitte auch, denn Fall der ganz großen OP nicht gedanklich schon zu verinnerlichen. Das ist leichter gesagt als getan, aber es muss sich ja nicht alles gleich entwickeln wie bei deinem Schwager, oder?

Hast du jemanden, mit dem du ganz offen reden kannst?

Schreibe ruhig weiter hier, das kann auch hilfreich sein.

LG
Karin
 
AW: Es hat mich

Lieber Raphael -

du befürchtest, ein Griesgram wie dein Schwager zu werden...
das liegt an dir, ob du dein Leben von der Krankheit beherrschen läßt und ob du in eine Depression verfällst.
Du hast schon viel ausgehalten, also bist du auch ein starker, kämpferischer Mensch. Du bist nicht dein Schwager...

Es hört sich hart an, aber ich glaube, dass Depression weniger Chancen hat, wenn "unliebsame" Gedanken nicht verdrängt, sondern gedacht werden und schreckliche, angstvolle Gefühle auch gefühlt werden. Schiebst du es weit von dir, dich mit dem Tod zu beschäftigen? Ich glaube, dass man ihm die Bedrohlichkeit nehmen kann, wenn man sich ernsthaft damit auseinandersetzt (das gilt auch für Gesunde und Jüngere).

Hast du schon einmal erwogen, dir therapeutische Unterstützung bei einem Profi zu suchen? Wenn du drohst, in eine Depression abzugleiten vor lauter Entmutigung, bekommst du das über die Krankenkasse.

Aber wir hier hören dir ebenfalls zu.

Ich wünsche dir Gelassenheit und Zuversicht, RitaMae
 
AW: Es hat mich

Hallo, ihr Lieben!

Ich danke euch für eure netten Worte!

Handwerkprofis:
Ich verlasse mich auf die Schulmedizin.
Würde ich alle wohlmeinenden Ratschläge über Alternativen zur Schulmedizin, die Verwandte, Freunde oder Bekannte vorschlagen, auch befolgen, würde es mich zerreißen.
So divergierend sind sie.

TheAngelsSmile:
Danke für dein Mitgefühl und deinen Respekt!

Karin:
Ich weiß von keiner Selbsthilfegruppe in der Nähe, doch dass ich mich hier ausgesprochen habe, verschaffte mir schon Erleichterung.
Danke auch für deinen Rat, die große OP nicht zu verinnerlichen.
Ich verstehe, was du damit meinst.

RitaMae:
Ich hatte nach dem ersten Rezidiv (damals fiel ich erstmals ins sprichwörtliche tiefe Loch) psychotherapeutische Behandlung.
Daran, dass ich wieder um eine ansuche, habe ich in letzter Zeit mehrmals gedacht.
Mit dem Tod beschäftige ich mich wohl, ich weiß um die Endlichkeit alles Irdischen. Ich bin unterwegs.

Nochmals ein Dankeschön für eure Beiträge, ihr habt mir durch eure menschliche Zuwendung sehr geholfen!
Seinen Weg geht zwar jeder von uns allein mit seinen eigenen Schritten, aber
eine wohltuende Begleitung hilft jedem von uns dabei.
Und dafür danke ich euch!

Mit freundlichen Grüßen
Raphael
 
AW: Es hat mich

Hallo Raphael,

das verstehe ich gut :)
Die Alternative als Ersatz in deinem Fall würde ich keinesfalls machen, nur ergänzend um die Nebenwirkungen abzuschwächen.
Homöopathie könntest du begleitend machen, denke ein guter Homöopath ist auch in deiner Nähe oder frag im Spital, wo du behandelt wirst nach, die meisten sind dem gegenüber aufgeschlossen und können dir weiterhelfen.

Wünsche dir alles Gute!
 
AW: Es hat mich

Hallo ihr beiden!

Ja, ich werde mich umsehen nach etwas, was die Nerven geruhigt.
Vor Jahren nahm ich ein Antidepressivum, doch das habe ich längst abgesetzt.
Was Natürliches ist mir lieber.
Obwohl, nach Einnahme eines Johanniskraut-Präparates war der Juckreiz auch nicht ohne.

Mir geht es auch schon etwas besser und ich kann mich am herrlichen Wetter erfreuen und den Garten genießen.
Vorher bin ich ja nur herumgelegen und habe die Fenster abgedunkelt.

RitaMae: Danke für den Link!

Die Krankheit hat auch ihr Gutes, denn ich habe mich verändert und bin mehr bei mir selbst als früher.
Ich habe mich nie gefragt: "Warum ich?!" Nie, auch nur eine Sekunde lang nicht! Mein Schicksal anzunehmen, war nicht mein Problem.
Als ich innerhalb von elf Monaten, beginnend im Juli 2000, Krebs, Tuberkulose und Gelbsucht bekam, habe ich nur nach vorne geblickt und mir gesagt:"Du musst da durch!"
Erst das erste Rezidiv, knapp eineinhalb Jahre nach dem Primärtumor, hat mich zurückgeworfen und ich verfiel für einige Zeit.
Daraus hochgerappelt blieb doch die Angst vor dem Ergebnis der dreimonatlichen Blasenspiegelung, doch auch da war ein Verdrängungsmechanismus am Werk-- den ich übrigens gar nicht verdamme -- der mich die Angelegenheit bis wenige Tage vor der Untersuchung ausblenden ließ.
Momentan ist´s halt wieder sehr dicht und ich würde es schon als eine Erleichterung ansehen, wenn ich nur nach jeder zweiten oder dritten Spiegelung ins Spital muss.

Mit freundlichen Grüßen
Raphael
 
AW: Es hat mich

Hallo Raphael!

Ich kann Dir keinen Rat geben, habe nix "gescheites" auf Lager.

Allerdings möchte ich Dir meine Hochachtung dafür aussprechen, auf welche Weise Du Deinen Weg gehst. Das ist beeindruckend.

LG Elladana
 
AW: Es hat mich

Hallo Elladana!

Danke für deine lieben Worte!

Ich möchte euch allen, die zu diesem Thema beigetragen haben, danken für eure Feinfühligkeit!
Denn ihr habt mir auf sanfte Art geholfen und es nicht mit der Brechstange versucht.
Ho-Ruck-Methoden sind nämlich in einer solchen Lage nicht zielführend.

Glaubt mir, ich habe an Alternativen schon sehr viel ausprobiert und tue es noch immer.Ich mag gar nicht aufzählen, was alles schon dabei war, aber nach acht Jahren Krankheit kommt da Einiges zusammen.

Was ganz schlimm war, dass ich anfangs im Internet herumgestöbert habe.
Davon kann ich nur jedem Betroffenen abraten.

Ich meine jetzt nicht den Austausch in Foren, sondern das Lesen von klinischen Studien.
Sowas ist einseitig, denn niemand erklärt einem das Gelesene und das führt zu Angstattacken, wenn man z.B. liest, dass man eine 60 %ige Überlebenschance hat auf die nächsten fünf Jahre, bezogen auf die Tumorart und die Malignität.
Dass aber das Durchschnittsalter der Erstbetroffenen bei Blasenkrebs bei knapp 70 liegt und man als Mann da eh schon ein natürliches Ablaufdatum von ca. 7-8 Jahren mit sich herumträgt, das erklärt einem in solch einer wissenschaftlichen Studie niemand.
Und da ängstigte ich mich als ein damals 49 Jähriger fast zu Tode, bis mich ein Onkologe aufklärte und mir die unmittelbare Angst nahm, die nächsten fünf Jahre nicht zu überleben.

Seitdem sind acht Jahre vergangen und ich lebe und habe auch nicht vor, so bald abzutreten.

Mit freundlichen Grüßen
Raphael
 
AW: Es hat mich

Denn ihr habt mir auf sanfte Art geholfen und es nicht mit der Brechstange versucht.
Ho-Ruck-Methoden sind nämlich in einer solchen Lage nicht zielführend.

...und Ratschläge sind eben Schläge!

Zudem tun die so Ratgeschlagenen ohnehin nur, was sie selbst wollen und was zu ihnen passt; daher sind Denk- und andere Angebote viel sinnvoller.
Ich bin überzeugt, dass jeder Mensch weiß, was für ihn das beste ist; wenn er aber eine zu kleine Auswahl an Alternativen hat, kann er das wirklich Beste nicht herausfinden.

Ich freue mich, dass deine Stimmung etwas aufwärts geht, Raphael, und du beschlossen hast, das Gute im Leben (Wetter, Garten) weiterhin zu genießen.

Beste Pfingsgrüße erst einmal, RitaMae
 
AW: Es hat mich

Hallo RitaMae!

Ja, ich kann mich wieder des Lebens freuen, heute gehe ich musizieren, morgen auf Flohmärkte und sonntags koche ich für meine liebe Mutter.

Danke für deine lieben Pfingstgrüße!
Ich wünsche dir auch schöne Feitertage!

Mit freundlichen Grüßen
Raphael
 
AW: Es hat mich

Hallo Raphael :liebe1:

Laß Dich doch einmal in den Arm nehmen...
Jeder Mensch hat seinen Weg zu gehen. Das hast Du erkannt.
Es geht sich aber leichter wenn man ihn gemeinsam gehen kann.

Hast Du schon einmal etwas von REIKI gelesen ?

REIKI ist Energie die dahin fließt, wo sie gebraucht wird.

Kannst mir gerne eine PN schreiben... :)
 
Werbung:
Zurück
Oben