Fettnäpfchen - ADHS und Medienkonsum

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Die Geschichte vom "Zappelphillip"stammt nicht von Wilhelm Busch. Es handelt sich hierbei um eine Episode aus dem "Struwwelpeter". Dieses furchtbare Buch stammt von einem Frankfurter Arzt namens Heinrich Hoffmann und ist im Jahre 1885 erschienen.

In dem Buch geht es sehr autoritär zu. Ein Beispiel für frühere Erziehungsmethoden, die nicht unbedingt als gut zu bezeichnen sind. Aber Zeiten ändern sich und Ärzte lernen bekanntlich dazu....
...und doch gab es ja früher auch schon den Zappelphillip und den Hansguckindieluft, so haben sich die Dinge doch nicht verändert ;-))
 
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Ja, diese Ausdrücke vom "Hans-guck-in-die-Luft" und dergleichen gibt es auch heute noch. Das Buch, so unsäglich es auch ist, ist heute noch sehr bekannt. Die Namen der Kinder dort sind Selbstläufer geworden.

Das macht es, unter anderem, ja so schlimm.
 
Liebe Hortensie,

der Ausdruck "Stigma ADHS" läßt mich ebenfalls erst mal kräftig schlucken. Das Erkennen einer Erkrankung/eines Syndroms kann und darf kein Stigma sein!

Kinder gehören nicht in Schubladen gesteckt! Ihnen gehört kein Stempel aufgedrückt!

Wenn es soweit gekommen ist, daß Eltern, die sich helfen lassen könnten, aus Angst ihr Kind könnte stigmatisiert werden, lieber auf diese Hilfe verzichten, dann läuft in der Gesellschaft etwas falsch.

Ich sehe es nicht als negativ an, sondern als äußerst positiv, daß heute erkannt werden kann, warum ein Kind ein sog "Zappelphillipp" ist. Es gibt nachweisbar Kinder mit ADHS oder ADS. Ihnen kann geholfen werden - und zwar nicht nur durch Ritalin! Es gibt viele andere Maßnahmen, die Kindern und ihren Eltern unterstützend zur Seite stehen können.

Voraussetzung ist aber, daß Eltern, Lehrer und auch Ärzte offen damit umgehen.

Ich kenne aber auch eine andere Seite. Ein Arbeitskollege meines Mannes, erzählte neulich von seinen beiden Kindern(Mädel 10 Jahre, Junge 6 Jahre). Das Mädchen kommt im Unterricht nicht mit und kann deswegen nicht zum Gymnasium wechseln, nach der Grundschule. Jetzt reicht die Schulempfehlung nur für die Hauptschule.

Jetzt haben sich die Eltern fest eingeredet, daß ihre Tochter unter ADHS leidet. - Obwohl alle aufgesuchten Ärzte sagen, es sei alles in Ordnung(die haben natürlich 0 Ahnung). Außerdem zeigt das Mädel keine Auffälligkeiten in der Richtung. Es ist ein ruhiges Kind, freundlich und beliebt. Es kapiert nur den Unterrihtsstoff nicht so gut wie andere Kinder. Was ich persönlich nicht weiter schlimm finde. Na und? Nicht jeder lernt gleich gut in der Schule.

Bei dem Bruder verhält sich das ähnlich. Natürlich sprechen die Eltern auch hier von ADHS.

"Wie habt ihr eure Tochter dazu gekriegt das Gymnasium zu besuchen?" fragte dieser Kollege nun vergangene Woche meinen Mann.

Mein Mann war wohl ziemlich perplex gewesen wegen dieser Frage. Aber er hat, meiner Meinung nach, die einzig richtige Antwort gegeben.

"Wir haben sie einfach immer lieb gehabt - egal, was war und egal wie die Schulnoten ausfielen. Hauptsache sie hatte Freude am Lernen."
 
Hi Clara,
tolle Antwort von deinem Mann!
Das finde ich auch wichtig, so habe ich es auch immer gehalten. Natürlich hätte ich am liebsten, dass meine Kinder auf das Gymnasium kommen (in der heutigen Zeit hat man nun mal bessere Chancen für den späteren Arbeitsweg)....es muss aber nicht, es soll nach ihren Möglichkeiten geschehen. Das (einzig) positive am deutschen Bildungssystem ist, dass die Kinder auch noch später die Dinge über den zweiten Bildungsweg nachholen können. Eine meiner Töchter hat in ihrer "normalen Schullaufbahn" die Realschule absolviert. Sie ist da gut durchgekommen, hatte aber immer Potential nach oben - doch ich bin nicht der Typ Mutter, der die Kinder zu etwas zwingt. Sie hat jetzt ihr Abi noch nachgemacht. Es ist vieles machbar.Und manche Kinder erkennen erst spät, dass sie nur für sich lernen und nicht für die Eltern. Ich versuche meinen Kindern auch immer zu vermitteln, dass es toll ist, dass sie so viel lernen dürfen. Es ist auch wichtig, wie die Eltern das den Kindern vermitteln.
Ich traf doch tatsächlich ein paar Wochen nach der Einschulung ein Kind aus dem Kindergarten und fragte sie, wie ihr denn die Schule gefalle....."Schule ist doof", das fand ich wirklich seltsam. Meine Tochter, die mit ihr (nur in eine andere Schule) eingeschult wurde, war so begeistert, wie fast alle Kinder in der Klasse und ging gerne hin. Die Kinder, die die Schule "doof" finden, bekommen das so von ihren Eltern vorgelebt. Die Eltern schimpfen über die Schule, die Lehrer und wundern sich dann, dass ihr Kind nicht hin möchte.

Meine Nichte hatte damals eine Sonderschulempfehlung. Die Eltern wehrten sich mit Händen und Füßen dagegen. Meine Nichte war langsam und und einfach im Denken - ihr hätte es auf der Sonderschule sicherlich gut getan. So quälte sie sich auf der normalen Schule durch und hatte nie Freude daran. Die Eltern sehen nicht, dass die Kinder dort eine besondere Förderung bekommen, die ihnen gut tut. Sie sehen nur: "Oh Gott Sonderschule, mein Kind ist dumm" Ich finde das traurig, das Kind wird nicht so genommen, wie es ist.
Hortensie
 
hallo laura, deine thesen sind sehr subjektiv und scheinen mir leider nicht unbedingt fundiertem wissen zu entspringen.

wenn ich an die beispiele in meiner familie denke und deine 'thesen' an den unmittelbaren fällen - inkl. meinem eigenen - messen möchte, kann ich sie nicht anwenden.

zunächst einmal bitte ich dich um eine differenzierte herangehensweise. 'ritalin' ist nämlich der name eines einzelnen medikamentes und kein pseudoym für eine medikamentengattung, mit denen die armen kleinen beim geringsten verdacht einer diagnose ads/adhs randvoll abgefüllt werden.

auf das beispiel meines neffen bezogen, der an einer ausgeprägten adhs mit betonung auf unkontrollierbarer hyperaktivität leidet, war die gabe dieses wirkstoffes ein segen, denn - wie in meinem strang schon beschrieben hatte er seine impulsivität und bewegungskoordination nicht unter kontrolle, war absolut konzentrationsunfähig und nicht sozial integriert. im alter von 7 jahren war er kurz vor einer depression und es ging ihm sehr schlecht. dem hat die medikation sehr gut getan.

er ist in behandlung bei einem renommierten kinder- und jugendpsychiater, der zwar auch gutachten erstellen lässt - sehr sinnvoll im falle meiner neffen - der eine ist ein adhs-betroffener hochleister (das muss man in der tat differenzieren es gibt hochintelligente kinder, hochleistende und hochbegabte kinder, das alles muss aber zwangsläufing nichts miteinander zu tun haben!!!!), der andere hochbegabt. wären diese diagnosen nicht gestellt und therapeutische maßnahmen wie ergotherapie und coaching eingeleitet und durchgeführt worden, ginge es der familie und den beiden rabauken nicht so gut wie heute - der kleine konnte ein klasse überspringen und seinem intellekt gemäß gefördert werden und hat sich von einem gelangweilten manipulator und störenfried zu einem sehr selbstbewussten kollegen entwickelt, es ist schön, das mit anzusehen.

und ja - meine schwester ist berufstätig, wie in meinem umfeld 100% der mütter. deswegen ist sie allerdings kein karrieregeiles ungetüm, dem ihre kinder sonstwo vorbei gehen.

im übrigen wird ads/adhs offenbar genetisch weitergegeben, insofern sind meist mehrere familienmitglieder betroffen, ich bin es auch. wenn du deine tochter als so einen harten knochen beschreibst und so von deiner meinung überzeugt bist, bist du ggf. selbst betroffen. sicherlich ist aus dir 'auch etwas geworden'. aus mir auch. :D
 
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