.... ihr lieben,
ich muss euch noch was erzählen. ich war heute bei meinem vater am friedhof und hab mir ein "wunder" gewünscht. ich könnte das so gut gebrauchen. ich bin ein wenig krank, ein wenig einsam, ...... gut, dachte ich mir, wunder sollte man sich nicht wünschen in dER FORM - oder vielleicht doch????
mit meinen fast 50 jahren bin ich in dieser beziehung überhaupt nicht erwachsen. es waren halt meine gedanken.
gleich bei betreten des friedhofes flog eine taube mir entgegen und schwirrte dann in die lüfte. gut, dachte ich, das ist es jetzt gewesen.... , ein vogel (gibt ja so einige hier am friedhof) ........ bei weitem nicht diese intensität dahinter wie bei malermamas geschichte ..... und auch nicht so wie meine kleine meise, die da total aufgeweckt im oberen stock in den raum guckte als mein vater aufgebahrt lag.....
"nur" eine taube... .- nix besonderes. ich freute mich.
beim grab angekommen traute ich meinen augen nicht. ich LIEBE tulpen, und was wuchs da aus dem SCHOTTER?? ein tulpentrio!!!
warum ich die tulpen so mag, kann ich jetzt nicht so beschreiben. geht ja wieder um tod und leben.... . malermamas wunder war ja mit LEBEN. aber meins eigentlich auch..
also, doch wieder eine geschichte.
am geburtstag meines neffen (vor 9 jahren) war ich mit meinem mann und meiner tochter in
griechenland. ich dachte mir, ich sollte ihn anrufen, meinen neffen, und zum geburtstag gratulieren, und da dachte ich mir dann, ach, was freut sich der schon über den anruf einer ..... tante,,,, denkt sich, welcher freund ruft denn da an, und dann bins "nur" ich.
wenn ich gewusst hätte, das ist sein letzter geburtstag, hätte ich ihn angerufen!!! wenn ich gewusst hätte, dass er eigentlich voll einsam ist hätte ich ihn angerufen..... wenn.... ja, wenn......
nachher wars zu spät.
er hat sich das leben genommen zwei wochen später. er hätte es ja trotzdem getan, aber vielleicht ist er einsamer gewesen denn je an genau DIESEM geburtstag. vielleicht hat sich NIEMAND gemeldet. beim begräbnis war kein einziger freund.
genau in der mitte zwischen seinem todestag und seinem geburtstag blieb die pc-uhr stehen in der arbeit - wie soll das gehen?? es war aber so.
am todestag hatten wir gerade betriebsausflug und wir sprachen über internet-recherchen mit anschließendem selbstmord. dass sich ein pärchen unbekannterweise sogar getroffen hat, um wo runterzuspringen (das war dann die todesart meines neffen 192 meter, wie schon öfter erwähnt - europabrücke). "ZUFALL". ich werde nie vergessen, dass ich in der todesminute sooo eine sehnsucht hatte, zu einer brücke und zum wasser rüberzugehen, wollte unbedingt jemanden überreden, mitzugehen, ich ließ es dann aber. es war die todesminute, wie sich nachher herausstellte. ich konnte es anhand von fotos nachvollziehen. am tag zuvor hatte ich eine eingebung: hier in der küche werden mal totenbilder stehen (dort standen nachher tatsächlich die fotos von der schwiegermutter mit den rosen, die dann runterfielen).
nach der todernachricht war ich sooo alleinegelassen, ich fuhr zu meinem vater, der lachte höhnisch und neckte die kleinen mädchen, dass sie schreiend davon liefen,
seine lebensgefährtin sprach nur davon, wie sie das essen zubereitete..... . ich konnte es nicht fassen. in welchem film bin ich denn da, in welcher familie bin ich denn da....?? sowas gibts ja nicht. der tod des neffen wurde völlig ignoriert. wo andere zusammen sitzen und alles durchreden und sich stützen, wurde bei uns ein fassungslos-programm durchgezogen.
meine mutter war im krankenhaus, herzinfarkt nach dieser nachricht. sie ging in den oberen stock zu fuß im krankenhaus, um zu sehen, wie hoch es ist, und brach gleich wieder zusammen.
ich schaute vor dem begräbnis noch zu ihr, und sie fragte nur ,warum die anderen nicht mit sind....... ????
wo sollte ICH meinen halt finden????
ich hatte einen riesen-trost.
den allergrößten, den es gibt.
ich hatte........ das gefühl, schwanger zu sein... . ganz sicher.... . am tag des begräbnisses heulte ich voll am morgen, weils die stimmung so wunderbar war. wieder so eine traumhafte stimmung am himmel, und das um 10 h vormittags. ..... . am vortag war ich voll fertig, weil ich dachte, fehlarlarm, am weg zum begräbnis war ich wieder ziemlich sicher. ein BABY. ich weiß genau wann dieses baby entstanden ist. am geburtstag dieses neffen, der jetzt dann begraben wird. welcher trost für meine mama, ich sagte es ihr an DIESEM tag bei gewissheit.
meinen neffen trug ich soo in meinem herzen, ich dachte dann immer sehr liebevoll an ihn und bekam zu selbstmord generell eine völlig andere einstellung . T'ODESSEHNSUCHT ... hat sich so auch positiv angefüllt, mich da reinzuklinken ......
es war, als würde er auch eine andre mission erfüllt haben, und uns geholfen haben, dass für UNS auch was gut wird. so am rande.....
so konnte ich plötzlich damit leben, dass in meinem haus, in dem ich wohnte ein selbstmord passiert ist, und das noch dazu, wo ich vorher von einer wohnung geflüchtet war, genau aus DIESEM grund.
ich war immer so mit selbstmord konfrontiert, ich kenne 16 menschen mehr oder weniger,
.... es war dann auch was sonderbares: die heiztherme wurde immer wieder kaputt damals, es war die stelle, wo das im haus passiert war.
als das auseinandersetzen mit meinem neffen geschah, und ich hab mich sooo in seine situation reinversetzt und mich so mit ihm auf emotionaler ebene verbunden gefühlt,
war dieser spuk plötzlich (bis auf einmal, 2 jahre später, als ich das erste mal jemanden davon erzählte) vorbei. die heizung wurde vorher alle saison mal kaputt. ich weiß auch noch, ich las in einem buch, verstorbene melden sich oft mit "läuten" an der tür, und dann ist niemand da. ich hab das gelesen, hab mir gedacht, DAS war noch nie, und von DA an passierte es plötzlich voll oft, es läutete und niemand war da. und das erste mal genau zu DIESEM zeitpunkt, als ich mir dachte, DAS ist bei uns nicht - eine minute später, ich schloss das buch, ging die treppe runter richtung tür, es läutete, es war niemand da - es war sagenhaft!!!
auch bei der beziehung zu meinem vater hat ich was wesentliches gewandelt seit mein neffe tot war. er hat ja nie notiz genommen von seinem diesem enkel (die anderen hat er wenigstens immer voll geneckt... wenigstens was...). und am begräbnis hat mein vater nur geweint und geweint. es war der beginn des auseinandersetzens auch mit dem schmerz meines vaters. er war nur nach AUßen hin so hart..... ...
es war der beginn des mitfühlens auch für meinen vater. er hat sich nie gemeldet bei mir, und über diese neffengschichte konnte ich ihm verzeihen. und als ich das geschrieben hatte: ich verzeihe ihm, in dieser stunde hat er angerufen und gefragt, ob er vorbei kommen kann. das war ein paar wochen nach dem tod des neffen.
das größte wunder ist für mich aber, dass ich am tag des begräbnisses sicher wusste, dass ich schwanger bin. als wärs ein GESCHENK für MICH: für UNS. ein trost. ein größerer trost geht nicht. mein geschenk - mein bub - hätte rechnerisch gar nicht mehr sein können.... .. DAS ist ja auch so komisch..... .
........................mit meinem mann wars zu diesem zeitpunkt schon sehr, sehr sonderbar.
bei der geburt des kindes wars so, dass ich ohne emotionen war, als er gefahren ist von der klinik., .............
weil nichts weiter ging, sagten wir, bitte, es wird nix mehr in dieser nacht. ich fühlte mich ehrlich gesagt besser .....
ich erinnere mich, bei der geburt der tochter wollte ich keine sekunde ohne ihn sein, beim sohn verhielt es sich ganz anders. ich war auch so enttäuscht, weil alles was mein mann zum tod meines neffen sagte war: "ER HAT ES SO WOLLEN; ALSO LASS IHM JETZT SEINEN FRIEDEN". und punkt.
ich musste ALLES mit mir alleine ausmachen, in dieser schwierigen zeit (forum hat mir geholfen "was hat der tod denn verändert"). mir wurde bewusst, was ich überhaupt all die jahre mitmachte in meiner ehe. wie alleingelassen ich war.
also wars dann instinktiv so, dass ich ihn auch bei der geburt des buben nicht "BRAUCHTE". ich war dann im zimmer mit dem bad, und ich werde nie vergessen, dass eine ganz, ganz eigene stimmung war. .... die wehen waren nicht so schlimm, bei weitem war die geburt anders als bei der tochter.
ich schaute immer in einen wandkasten mit aufgereihten TULPEN. jede sekunde einer wehe zählte ich die tulpen..... es war ein dermaßen elementares erlebnis, die tulpen waren meine hilfestellung, keine hebamme in sicht, ich bewältigte alles in 30 minuten so alleine mit der tulpen-begleitung
,
gerade im letzten augenblick kam die hebamme dazu "das gibts jetzt aber nicht".
seither haben TULPEN SO EINE BESONDERE BEDEUTUNG. in meiner neuen küche hängt ein tulpenbild, es sind die einzigen schnittblumen, die ich wirklich liebe (mir gefallen alle blumen, aber ihr wisst schon....).
und heute dann wünschte ich mir ein kleines WUNDER, weil ich wieder eins brauchen konnte.
und dann steht da eine tulpengruppe innerhalb der grabeinfassung IM WEISSEN KIES!!!!
ich fragte nach, ob jemand diese gesetzt hat. nein.
.... nirgendwo bei den andren gräbern wuchs eine tulpe aus dem KIES...... aus der erde sah ich auf einem verwaisten nachbargrab auch eine tulpengruppe.
es wächst eine tulpengruppe genau bei unserem GRAB aus dem kies. für MICH geht das eindeutig als mein kleines wunder, das ich erlebt habe, durch.
abendsonne