Monddonauwelle
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- 22 August 2005
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Hallo
ich habe an eine Frau, die mir sehr viel bedeutet, diesen Brief geschrieben und habe ihn ihr vor einer Woche persönlich übergeben und seither nichts mehr von ihr gehört. Ich weiss nicht wie ich ihr Schweigen deuten soll.
Wie denkt ihr über diesen Brief? Was sage ich in diesem Brief eurer Meinung nach? War ich zu verletzend?
Wie soll ich mich nun weiter verhalten?
Liebe X,
ich möchte dir in diesem Brief meine Empfindungen mitteilen.
Es fällt mir sehr schwer ihn zu schreiben, weil ich Angst habe damit eine von uns beiden zu verletzen, aber ich muss es tun, um eines meiner alten Verhaltensmuster zu unterbrechen und weil du stets ehrlich mir gegenüber warst, möchte ich es auch nun zu dir und zu mir selbst sein.
Dieser Brief soll Klarheit schaffen und ich hoffe, dass es mir nun gelingt mich entsprechend meinen Gefühlen zu äussern, damit sich keine Missverständnisse oder Verwirrungen zwischen uns einschleichen oder sich verfestigen.
Es geht mir um ein zweifaches. Zum einen möchte ich dir mein Verhalten dir gegenüber erklären und zum anderen möchte ich dir eine Rückmeldung darüber geben, was du mit deinem Verhalten und deinen Worten in mir ausgelöst hast.
Wenn ich mir meine Wortwahl und mein Verhalten dir gegenüber rückblickend anschaue, dann stelle ich fest, dass es für dich den Anschein haben kann, als würde ich dir kein Vertrauen schenken und genau das meine ich auch an deinen Reaktionen in verschiedenen Situationen herausgelesen zu haben. Ich möchte aber, dass du weißt was wirklich in mir vorging bzw. vorgeht.
Was ich dir sagen möchte ist: es fiel mir bei dir am schwersten zuzugeben, dass ich nicht taff bin, weil ich dich sehr mag und Angst habe, dass du mich für schwach halten und schlecht über mich denken könntest. Ausserdem habe ich Angst, dass meine weiche Seite in mir Oberhand gewinnt. Ich habe kein Vertrauen in meine weiche Seite, weil sie mir schon zu viele Verletzungen und Enttäuschungen gebracht hat. Ich möchte aber nicht mehr verletzt werden – zumindest so wenig wie möglich. Also versuche ich mich so zu verhalten, dass mir Menschen (emotional) möglichst nicht zu nahe kommen und das obwohl ich mich eigentlich nach Nähe sehne. Je mehr ich merke, dass ich einen Menschen mag und eine gewisse Nähe entsteht, desto cooler und automatisch abweisender verhalte ich mich. Oft verhalte ich mich dann genau entgegengesetzt dem, wie ich mich eigentlich verhalten möchte. Wenn ich es dann geschafft habe die Menschen auf Abstand zu halten, dann werde ich traurig und auch wütend, weil ich weiss, dass mir dadurch zwar die schmerzlichen Seiten weitgehend erspart bleiben, aber dass es damit auch keine schönen Seiten gibt. Es ist dann einfach Nichts und Nichts ist schlimm.
Damit verbunden ist, dass ich wirklich ein Problem habe zu vertrauen und zwar sowohl anderen Menschen als auch mir selbst und da warst auch du keine Ausnahme, zumindest nicht am Anfang. Aber, und das kann ich dir versprechen, am Abend von Y Geburt HATTE ich Vertrauen zu dir; hätte ich das nicht gehabt, wäre ich NIE mit Blasensprung zu Hause geblieben, geschweige denn, dass ich aufgestanden wäre, nachdem mir meine FÄ und die Ärzte in der Uniklinik eingeimpft hatten, mich bei einem Blasensprung umgehen und liegend in die Klinik zu begeben.
Nun aber zum zweiten und weitaus schwierigeren Teil des Briefes.
Ich möchte dir sagen, was dein Verhalten und deine Worte bei mir ausgelöst haben, denn ich glaube, dass du dir dessen nicht immer bewusst warst.
Als du bei uns warst, hast du manchmal Fragen gestellt und Dinge gesagt, die mich innerlich sehr berührt haben. Deine Haltung war einfühlsam und ich hätte dir oft gerne mehr und v.a. ehrlicher auf diese Fragen geantwortet. Ich habe es nicht getan, weil das, was ich dir gerne gesagt hätte, so weitreichend und tiefgehend gewesen wäre, dass es den Rahmen des Verhältnisses zwischen dir als Hebamme und mir als Mutter gesprengt hätte. Ich hätte dir Sachen erzählt, die du nicht hättest abfangen können und ich wäre dann verletzt und alleine da gestanden. Also habe ich geschwiegen.
Zum Beispiel hast du mich einmal gefragt, ob ich Probleme mit meiner Körperlichkeit hätte. Obwohl es aufgrund meiner schwierigen Lebensgeschichte genau so ist (sexueller Missbrauch muss hier als Anhaltspunkt reichen) habe ich es verneint. In dieser Situation habe ich mich verletzt, traurig und alleine gelassen gefühlt, weil ich eben weiss, dass du die Gefühle die durch die Erinnerung an diese Zeit ausgelöst wurden, nicht abfangen und begleiten kannst. Mit dieser Frage hast du bei mir eine Grenze überschritten und es fiel mir schwer diese Grenze Hebamme-Mutter aufrecht zu erhalten. Ich weiss nicht wie du darüber denkst über Grenzen zwischen dir und deinen Frauen, aber ich habe zum Teil diese Grenzen nicht mehr gefühlt. Das ist einerseits ein gutes Gefühl, weil man sich bei dir sicher, geschützt und gut aufgehoben fühlt, aber andererseits ist genau das schwierig, weil du irgendwann nicht mehr da bist und man dann alleine mit seinen vielen Gefühlen zurückbleibt.
Ich kann dir dies alles jetzt auch nur deshalb schreiben, weil ich meine Therapeutin im Rücken habe, aber für mich ist es wichtig dir das gesagt zu haben.
Liebe X, Ich kann (leider) kein Yoga, kein Qi Gong und kenne mich nicht aus in Homöopathie und alles was ich zu bieten habe ist meine Person und ich
weiss nicht, ob sich unsere Wege hier nun endgültig trennen, ich würde mir wünschen, dass dem nicht so ist, aber das ist nicht nur alleine von mir abhängig.
Und warum ich das nun alles geschrieben habe?
1. Ich möchte, dass du endlich weißt woran du bei mir bist
2. Ich möchte nicht mehr so weiter machen wie bisher
3. und wichtigster Grund: weil ich dich sehr gerne mag
Aus diesem Grund dieser Brief von mir an dich und weil ich mir wünsche, dass möglich und offen wird, was Torsten Stoll in seinem Gedicht als unmöglich und verschlossen beschrieben hat:
Alles ist offen, alles ist neu
Am Anfang ist alles offen und nichts möglich
Dann wird vieles möglich, doch vieles bleibt verschlossen
Dann erschliessen und verschliessen wir
Dann entschlüsseln und verschlüsseln wir
Dann werden wir vernünftig und beschliessen
Wenig scheint offen, noch weniger möglich
Dann suchen wir nach Möglichkeiten und öffnen uns scheinbar
Alles scheint wieder offen und möglich
Dann haben wir ermöglicht, dass es sich langsam verschliesst
Dann versuchen wir etwas offen zu halten, damit noch etwas möglich ist
Dann versuchen wir alles Mögliche, um uns zu öffnen
Dann beginnen wir, Mögliches für Unmögliches zu erklären
Dann wird Offenheit zur Gefahr und wir erklären sie zur Lüge
Dann beginnen wir zu lügen
Dann verhindern wir
Wenn wir dann noch die Kraft finden uns zu öffnen,
hassen und zerstören wir
Dann würde alles wieder möglich werden
Am Ende wäre alles möglich gewesen,
doch alles bleibt verschlossen.
ich habe an eine Frau, die mir sehr viel bedeutet, diesen Brief geschrieben und habe ihn ihr vor einer Woche persönlich übergeben und seither nichts mehr von ihr gehört. Ich weiss nicht wie ich ihr Schweigen deuten soll.
Wie denkt ihr über diesen Brief? Was sage ich in diesem Brief eurer Meinung nach? War ich zu verletzend?
Wie soll ich mich nun weiter verhalten?
Liebe X,
ich möchte dir in diesem Brief meine Empfindungen mitteilen.
Es fällt mir sehr schwer ihn zu schreiben, weil ich Angst habe damit eine von uns beiden zu verletzen, aber ich muss es tun, um eines meiner alten Verhaltensmuster zu unterbrechen und weil du stets ehrlich mir gegenüber warst, möchte ich es auch nun zu dir und zu mir selbst sein.
Dieser Brief soll Klarheit schaffen und ich hoffe, dass es mir nun gelingt mich entsprechend meinen Gefühlen zu äussern, damit sich keine Missverständnisse oder Verwirrungen zwischen uns einschleichen oder sich verfestigen.
Es geht mir um ein zweifaches. Zum einen möchte ich dir mein Verhalten dir gegenüber erklären und zum anderen möchte ich dir eine Rückmeldung darüber geben, was du mit deinem Verhalten und deinen Worten in mir ausgelöst hast.
Wenn ich mir meine Wortwahl und mein Verhalten dir gegenüber rückblickend anschaue, dann stelle ich fest, dass es für dich den Anschein haben kann, als würde ich dir kein Vertrauen schenken und genau das meine ich auch an deinen Reaktionen in verschiedenen Situationen herausgelesen zu haben. Ich möchte aber, dass du weißt was wirklich in mir vorging bzw. vorgeht.
Was ich dir sagen möchte ist: es fiel mir bei dir am schwersten zuzugeben, dass ich nicht taff bin, weil ich dich sehr mag und Angst habe, dass du mich für schwach halten und schlecht über mich denken könntest. Ausserdem habe ich Angst, dass meine weiche Seite in mir Oberhand gewinnt. Ich habe kein Vertrauen in meine weiche Seite, weil sie mir schon zu viele Verletzungen und Enttäuschungen gebracht hat. Ich möchte aber nicht mehr verletzt werden – zumindest so wenig wie möglich. Also versuche ich mich so zu verhalten, dass mir Menschen (emotional) möglichst nicht zu nahe kommen und das obwohl ich mich eigentlich nach Nähe sehne. Je mehr ich merke, dass ich einen Menschen mag und eine gewisse Nähe entsteht, desto cooler und automatisch abweisender verhalte ich mich. Oft verhalte ich mich dann genau entgegengesetzt dem, wie ich mich eigentlich verhalten möchte. Wenn ich es dann geschafft habe die Menschen auf Abstand zu halten, dann werde ich traurig und auch wütend, weil ich weiss, dass mir dadurch zwar die schmerzlichen Seiten weitgehend erspart bleiben, aber dass es damit auch keine schönen Seiten gibt. Es ist dann einfach Nichts und Nichts ist schlimm.
Damit verbunden ist, dass ich wirklich ein Problem habe zu vertrauen und zwar sowohl anderen Menschen als auch mir selbst und da warst auch du keine Ausnahme, zumindest nicht am Anfang. Aber, und das kann ich dir versprechen, am Abend von Y Geburt HATTE ich Vertrauen zu dir; hätte ich das nicht gehabt, wäre ich NIE mit Blasensprung zu Hause geblieben, geschweige denn, dass ich aufgestanden wäre, nachdem mir meine FÄ und die Ärzte in der Uniklinik eingeimpft hatten, mich bei einem Blasensprung umgehen und liegend in die Klinik zu begeben.
Nun aber zum zweiten und weitaus schwierigeren Teil des Briefes.
Ich möchte dir sagen, was dein Verhalten und deine Worte bei mir ausgelöst haben, denn ich glaube, dass du dir dessen nicht immer bewusst warst.
Als du bei uns warst, hast du manchmal Fragen gestellt und Dinge gesagt, die mich innerlich sehr berührt haben. Deine Haltung war einfühlsam und ich hätte dir oft gerne mehr und v.a. ehrlicher auf diese Fragen geantwortet. Ich habe es nicht getan, weil das, was ich dir gerne gesagt hätte, so weitreichend und tiefgehend gewesen wäre, dass es den Rahmen des Verhältnisses zwischen dir als Hebamme und mir als Mutter gesprengt hätte. Ich hätte dir Sachen erzählt, die du nicht hättest abfangen können und ich wäre dann verletzt und alleine da gestanden. Also habe ich geschwiegen.
Zum Beispiel hast du mich einmal gefragt, ob ich Probleme mit meiner Körperlichkeit hätte. Obwohl es aufgrund meiner schwierigen Lebensgeschichte genau so ist (sexueller Missbrauch muss hier als Anhaltspunkt reichen) habe ich es verneint. In dieser Situation habe ich mich verletzt, traurig und alleine gelassen gefühlt, weil ich eben weiss, dass du die Gefühle die durch die Erinnerung an diese Zeit ausgelöst wurden, nicht abfangen und begleiten kannst. Mit dieser Frage hast du bei mir eine Grenze überschritten und es fiel mir schwer diese Grenze Hebamme-Mutter aufrecht zu erhalten. Ich weiss nicht wie du darüber denkst über Grenzen zwischen dir und deinen Frauen, aber ich habe zum Teil diese Grenzen nicht mehr gefühlt. Das ist einerseits ein gutes Gefühl, weil man sich bei dir sicher, geschützt und gut aufgehoben fühlt, aber andererseits ist genau das schwierig, weil du irgendwann nicht mehr da bist und man dann alleine mit seinen vielen Gefühlen zurückbleibt.
Ich kann dir dies alles jetzt auch nur deshalb schreiben, weil ich meine Therapeutin im Rücken habe, aber für mich ist es wichtig dir das gesagt zu haben.
Liebe X, Ich kann (leider) kein Yoga, kein Qi Gong und kenne mich nicht aus in Homöopathie und alles was ich zu bieten habe ist meine Person und ich
weiss nicht, ob sich unsere Wege hier nun endgültig trennen, ich würde mir wünschen, dass dem nicht so ist, aber das ist nicht nur alleine von mir abhängig.
Und warum ich das nun alles geschrieben habe?
1. Ich möchte, dass du endlich weißt woran du bei mir bist
2. Ich möchte nicht mehr so weiter machen wie bisher
3. und wichtigster Grund: weil ich dich sehr gerne mag
Aus diesem Grund dieser Brief von mir an dich und weil ich mir wünsche, dass möglich und offen wird, was Torsten Stoll in seinem Gedicht als unmöglich und verschlossen beschrieben hat:
Alles ist offen, alles ist neu
Am Anfang ist alles offen und nichts möglich
Dann wird vieles möglich, doch vieles bleibt verschlossen
Dann erschliessen und verschliessen wir
Dann entschlüsseln und verschlüsseln wir
Dann werden wir vernünftig und beschliessen
Wenig scheint offen, noch weniger möglich
Dann suchen wir nach Möglichkeiten und öffnen uns scheinbar
Alles scheint wieder offen und möglich
Dann haben wir ermöglicht, dass es sich langsam verschliesst
Dann versuchen wir etwas offen zu halten, damit noch etwas möglich ist
Dann versuchen wir alles Mögliche, um uns zu öffnen
Dann beginnen wir, Mögliches für Unmögliches zu erklären
Dann wird Offenheit zur Gefahr und wir erklären sie zur Lüge
Dann beginnen wir zu lügen
Dann verhindern wir
Wenn wir dann noch die Kraft finden uns zu öffnen,
hassen und zerstören wir
Dann würde alles wieder möglich werden
Am Ende wäre alles möglich gewesen,
doch alles bleibt verschlossen.