Handkantenschläge des Lebens

Friedolin

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9 August 2021
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Tja… was soll ich sagen:
Ich habe ein ereignisreiches Leben, das ich bisher immer selber meistern konnte.

Aber im März dieses Jahres war ich mit meinem Ehemann im Auto als Beifahrerin unterwegs nach Hause vom Einkaufen.

Als ich bemerkte, dass er mir nicht mehr
antwortete und nur noch starr vor sich hin starrte!!! Ich konnte ihn weder mit rufen, noch schütteln erreichen. Zu allem Unglück war das ein Auto, welches keine Handbremse hat, nur Fußpedal. Ich überlegte fieberhaft im fahrenden Auto, was ich tun konnte. Ich wollte den Gang gewaltsam rausdrücken, aber als ich vor lauter Verzweiflungskraft den Schalthebel ausgerissen hatte, kam auch schon eine große weiße Hauswand auf mich zu!!!!

Da habe ich nur noch die Augen zugemacht und gedacht: Jetzt ist alles vorbei.

Wir haben mit dem Auto einen Gartenzaun mit dahinter stehenden Weidebüschen durchbrochen. Die Weiden haben den Aufprall zur Seite abgeschwächt und wir sind dadurch auf der Terrassenmauer längs des Fahrzeuges zu stehen gekommen. Mit allen Rädern in der Luft! So dass nichts mehr passieren hätte können.

Mein Mann ist dadurch wieder aus seiner Absence aufgewacht und wir konnten durch die Heckklappe des Autos nach hinten rsuskrabbeln.
Denn die Airbags hatten ausgelöst und das qualmt ja dann auch noch gewaltig.

Wir haben beide keinerlei Verletzungen zugezogen.

Man kann jetzt im nachhinein sagen, wir haben sehr viel Glück gehabt. Aber ich bin seitdem krankgeschrieben und habe nur noch für 3-4 Stunden pro Tag Lebensenergie. Dann muss ich mich hinlegen.

Ich weiß nicht, ob das jemals wieder besser wird. und ich zermarterte mir das Hirn, WARUM

Zudem ist eine Woche nach dem Unfall mein Job gekündigt worden. Mit über 50 ist das auch ein nächster Hsndkantenschlag des Schicksals.

Hat irgend jemand schon mal so was aushalten müssen oder kann mir irgend jemand irgendwie helfen.

Ich bin seit 5 Wochen bei einem Psychotherapeuten und komme dort auch nicht weiter, weil ich „zu normal“ reagiere…
 
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Oh nein, ihr habt mein Mitgefühl.

Ihr könnt von Glück sagen, dass ihr nicht verletzt worden seid. Zumindest nicht physisch. Psychisch sieht das ganz anders aus.

Was in deinem Leben hast du aus der Hand gegeben?

Ich kann voll nachvollziehen, dass dir die Energie fehlt. Das ist ja ein absoluter Schock. Das will verarbeitet werden. Gib dir Zeit.
Was meinst du mit "zu normal reagiere"? Ist das die Aussage deines Psychotherapeuten?
Das ist wahrscheinlich deine Verarbeitungstaktik. Da sollte ein Psychotherapeut dir helfen das aufzulösen.

Wie geht es denn deinem Mann? Was ist passiert, dass er nicht reagieren konnte? Hat er das öfter?
 
Hallo Hortensie,
mein Mann hatte einen Epileptischen Anfall.

Genannt Absence, weil er total Abwesend war, das hatte er zuvor noch nie.

Dagegen muss er jetzt Tabletten nehmen, bei denen die Nebenwirkungen länger als 20cm auf dem Beipackzettel sind.

Aber er ist dadurch stabil und hat seither keine Anfälle mehr. Gottseidank!!!

Aber allein der Schock durch den Unfall, dann der Schock „Epilepsie“ mit dem drohenden Damoklesschwert der „Grand Mal“ Anfälle.
Bei denen der Kranke zitternd und zuckens am Boden liegt und die zu jeder Tages und Nachtzeit passieren können. :eek: :(
 
Mit „zu normal“ reagieren, meine ich dass ich da ganz locker darüber rede, aber das ist nur die Fassade, hinter der ich mich verstecke, weil ich mich irgendwie vor neuen Schicksalsschlägen schützen will.

Ich glaube, das kostet mich sehr viel Kraft.
 
Gut, dass dein Mann stabil ist. Wie oft bzw. in welchen Abständen werden bei ihm die Gehirnströme gemessen? Oder wird das unter Medikamentengabe nicht gemacht?

Mit „zu normal“ reagieren, meine ich dass ich da ganz locker darüber rede, aber das ist nur die Fassade, hinter der ich mich verstecke, weil ich mich irgendwie vor neuen Schicksalsschlägen schützen will.

Ich glaube, das kostet mich sehr viel Kraft.
Ja das sehe ich auch so. Das ist mega anstrengend für dich.

Was habe ich aus der Hand gegeben?

Ich weiß es nicht, bzw. weiß ich nicht genau, was Du damit meinst …
Ich habe im Laufe der Jahre gemerkt, das was einen im Leben passiert immer seinen Sinn hat oder auf Etwas aufmerksam machen möchte, was man nicht beachtet oder nicht lebt.

Ich hatte mir vor über 30 Jahren mal ein schönes kleines neues blaues Auto gekauft. Innerhalb von nicht mal 2 Jahren sind mir sage und schreibe 9 Leute hineingefahren.
Den letzten Unfall habe ich selbst verursacht, meine Kinder haben hinten gestritten und ich bin auf meinen Vordermann an einer Gabelung, wo wir warteten auf die Straße zu fahren, leicht aufgefahren. Zum Glück waren es immer nur Blechschäden.

So 10 Jahre später habe ich es verstanden, es war ein Wink des Lebens, Schubser, damit ich aufwache und etwas in meinem Leben ändere.

Wenn dir z.B. im Haus viele Lampen oder Elektrogeräte durchbrennen, dann kann das zeigen, dass in deinem Leben/Beziehung zu viel Spannung ist.

Oft kann man, wenn man den Unfallhergang erzählt schon den Worten entnehmen was passiert. So in der Art: Ich habe einen Wagen angefahren...dann kann man sich fragen, wo im Leben fahre ich (andere) an? Das ist das tolle an der deutschen Sprache. Wie wir uns ausdrücken, sagt sehr viel aus.

Aus welchem Grund ist dir dein Job gekündigt worden? Hach 50 ist doch das neue 40 :) Da wir länger bis zur Rente arbeiten müssen, ist es im Verhältnis gesehen nicht alt :whistle:
 
Hallo Hortensie,
es ist schon wieder eine Zeit vergangen seit dem letzten Gespräch und es hat sich vieles zum Guten gewendet.

Ich hatte zwischenzeitlich 2 Bewerbungsgespräche, die mich echt wieder aufgebaut haben, obwohl nicht „erfolgreich“.
Scheinbar ist jetzt eine Zeit, in der erfahrene Menschen doch noch gesucht werden.

Gottseidank ist die elende Energieleere, die mich in der letzten Zeit ausgeknockt hatte, wieder so gut wie verschwunden.

Aktuell habe ich 8 offene Bewerbungen und warte schön geduldig auf eine neue Aufgabe.

Durch meine wöchentlichen Besuche bei einem Psychotherapeuten kann ich mit dessen Hilfe mein Leben aus der „Vogelperspektive“ betrachten und sehe nicht mehr so düster in die Zukunft.
 
Hey Friedolin,
nun ist auch schon wieder über einen Monat vergangen.
Das freut mich sehr zu hören, vielleicht hast du ja inzwischen schon eine neue Stelle.
AL
Hortensie
 
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Hallo Hortensie,
jaaa es ist ja schon wieder sieben Wochen her,
seit ich hier war. Lieben Dank für Deine Nachfrage.
Das habe ich in meiner Verwandtschaft noch nicht so oft erlebt, dass jemand nach mir fragt..

Es geht mir erstaunlicherweise immer besser, vor allem wenn ich denke, wie schlecht es mir psychisch und physisch noch vor einem halben Jahr gegangen ist…
Mittlerweile habe ich schon sieben Bewerbungsgespräche hinter mich gebracht, vorerst noch ohne Erfolg.
Aber mein Psychotherapeut hilft mir, mit den Absagen zurechtzukommen. Er sagt: „Nehmen Sie es zur Kenntnis.“
Das ist viel besser zu sagen, als immer wieder zu denken: Keiner will mich.. warum bekomme immer ich die Absagen…
Darum bin ich dankbar, dass ich in diesen Zeiten einen Therapeuten gefunden habe.

Mein Mann hat keine epileptischen Anfälle mehr, seit er ein anderes Medikament bekommen hat.

Das macht mich sehr glücklich

Es ist schön mitzuerleben, dass man eine sehr schwierige Situation in seinem Leben hinter sich gebracht und so gut es ging gemeistert hat.
 
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