Hausgemachte Einsamkeit

Tüdelü

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10 Juli 2013
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Hallo
Ich bin so traurig dass ich heute einfach nicht anders kann und es loswerden muss.
Normalerweise bin ich der Typ der verdrängt und deshalb habe ich vor gut 2 Jahren eine Therapie angefangen.
Ich war heute dort und ich kann es nicht mehr aushalten meine Therapeutin zu sehen mit dem Wissen dass es "nur" eine therapeutische Situation zwischen uns ist. Ob ich verliebt bin, es sich um die klassische Übertragung handelt oder es eine Sehnsucht ist... ich weiß es nicht. Ich weiß nur dass es sehr weh tut und ich Abbrechen möchte, sie nicht mehr sehen möchte. Ich muß die ganze zeit weinen und komme zu keinem klaren Gedanken. Ich will mich schützen und mich verschließen, so wie immer.
Was soll ich nur tun?
 
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Hallo Tüdelü,

das ist schon mein 2. Anlauf dir zu antworten. Es fällt mir sehr schwer, dir etwas zu raten. Aber in deinen Sätzen lese ich eine große Verzweiflung und Traurigkeit. Daher will ich es doch versuchen.

Meiner (laienhaften) Meinung nach, solltest du mit deiner Therapeutin über deine Gefühle sprechen. Sie wird damit umzugehen wissen, denn das wird sie in ihrer Ausbildung gelernt haben. Es gehört zu ihrer Professionalität solche Situationen zu beherrschen, denn schließlich kommt es öfters vor, dass ein Patient/In Gefühle für seinen Arzt/Ärztin, Therapeuten/Therapeutin usw. entwickelt.

Darf ich dich fragen, warum du deinen Thread den Titel "hausgemachte Einsamkeit" gegeben hast?

Wenn du magst, erzähle mal ein wenig von dir.
 
Hallo Clara

Verzweifelt und traurig, ja das bin ich.
Ich habe ziemlich wenig preis gegeben gestern. Wie soll man mir da etwas raten. Ich möchte soviel erzählen aber es geht einfach nicht. Es ist wie ein riesen Berg der vor einer winzig kleinen Öffnung wartet und sich rauszwängen möchte, es aber nicht schafft. Es ist einfach zu viel und ich weiß nicht was wichtig ist und was hinten an stehen kann.
Mit der Therapeutin darüber reden, ich bekomme gerade eine Gänsehaut. Sie weiß dass ich Kontakte oft abbreche und wir arbeiten daran. Ich habe z.B den Kontakt zu einem Menschen abgebrochen der mir alles bedeutet hat. Eine Freundin die mich enttäuscht hat, die mich um Verzeihung gebeten hat und jetzt in einer anderen Stadt wohnt.
Es tut so weh und ich muss mich schützen. Es ist wie ein Instinkt dem ich nachgehen muss.
Und jetzt habe ich das auch bei ihr. Ich habe solche Angst dass ich nicht mehr anders kann und es abbreche.
Deshalb mein Titel "hausgemachte Einsamkeit"
Ich könnte Menschen um mich haben die mir gut tun, mich mögen. Warum kann ich meiner Freundin nicht verzeihen und den E mail Kontakt genießen. Wenigstens ist das etwas.
Ich habe den Kontakt zu meiner Mutter abgebrochen, schon vor Jahren. Meine Kindheit war nicht rosig und frei von Liebe.
Langsam geht mir die Puste aus. Ich brauche eine Insel, jemand der mich in den Arm nimmt. Der mich liebt mit all meinen Fehlern. Ich habe solange durch gehalten und werde immer verzweifelter. Ich habe eine tolle kleine Familie, die mir jeden Tag soviel Freude macht und Liebe gibt. Aber etwas in mir sehnt sich nach etwas.

Danke für deine Antwort Carla, ich bin durch den Wind. es tut mir leid!
 
He du,

du schreibst, du hast eine tolle, kleine Familie. Also bist du doch nicht so ganz alleine... Normalerweise liebt einen die Familie doch so wie man ist, mit allen Fehlern, Ängsten und Nöten. Sie ist die kleine Rettungsinsel im wogenden Meer, die dir Halt bieten kann(ein wenig blumig ausgedrückt, sorry).

Deine Therapeutin kann keine Freundin für dich sein. Es ist ihr Beruf dir zu helfen. Sie verdient damit ihr Geld. Mehr kann - und darf - da nicht sein.

Natürlich brechen wir manchmal im Leben Kontakte ab, die uns nicht guttun.

Aber wir können Menschen, die uns eigentlich lieb und teuer sind, eine neue Chance geben. Denn wir können abwägen, ob das, was uns so verletzt hat, wirklich so schlimm ist, dass wir eine Bekanntschaft oder Freundschaft deswegen abbrechen müssen.

Wie ist das bei dir? Warum fällt es dir so schwer zu verzeihen? Was hat dich so verletzlich werden lassen, dass du so rigoros reagierst?

Ist es 'nur' die Angst vor neuen Verletzungen oder Kränkungen? Oder kannst du dich nicht wehren, wenn dir jemand wehtut?
 
Ich habe den Kontakt zu meiner Mutter abgebrochen, schon vor Jahren.

Liebe Tüdelü,

Du wirst Deine Gründe gehabt haben, den Kontakt zu Deiner Mutter
abzubrechen.

Du hast diese Beziehung äußerlich aufgelöst, dennoch besteht die
Bindung ja weiter, auch wenn man versucht, sie zu negieren und ihr
keinen Raum im Leben zuzugestehen.

Kontaktabbruch zu den Eltern/der Mutter kann dazu führen, dass
man den inneren Halt verliert. Das Gefühl der Zugehörigkeit zum
Familiensystem kommt abhanden, und damit auch die emotionale
Geborgenheit.

Deine eigene kleine Familie kann zwar das Defizit bis zu einem
gewissen Grad kompensieren, aber da wird immer ein gefühltes
Manko bleiben.

Es könnte gut sein - und ist mE sogar wahrscheinlich - dass Deine
diversen Kontaktabbrüche im Leben nichts anderes sind als die
Angst vor Zurückweisung. Auch hier darfst Du auf Spurensuche
gehen, denn wenn Du Dich von Deiner Mutter abgelehnt erlebst
(erlebt hast), dann wird es Dir schwerfallen, Dich selbst zu akzeptieren
und Dich anderen Menschen "zuzumuten".

Das soll nur ein Denkanstoß sein.
Vielleicht kannst Du den Aspekt mit Deiner Therapeutin besprechen.

LG
Lucille
 
Ich danke euch von Herzen für eure Antworten. Es tut mir sehr gut hier zu schreiben.

Liebe Lucille,
ich habe gerade sehr weinen müssen beim lesen deiner Antwort. Du hast mein Chaos so einfach zusammengefasst. Ich hätte diese Worte nicht gefunden.
Es stimmt dass ich mich niemandem zumuten möchte. Ich frage mich oft wo ich hingehöre, wo ist mein Platz.
Ich bin damit lange Zeit gut gefahren, es hat mich selten eingeholt.
Gerade ist es aber sehr intensiv. Ich kann mich schwer auf das wesentliche konzentrieren.
Ich muss etwas schlafen
 
Langsam geht mir die Puste aus. Ich brauche eine Insel, jemand der mich in den Arm nimmt. Der mich liebt mit all meinen Fehlern. Ich habe solange durch gehalten und werde immer verzweifelter. Ich habe eine tolle kleine Familie, die mir jeden Tag soviel Freude macht und Liebe gibt. Aber etwas in mir sehnt sich nach etwas.


Liebe und Geborgenheit
sich fallen lassen können und dürfen.

Das wird dir nie ein/e PartnerIn geben können
nicht so, wie dus bräuchtest
das kannst du nur aus deiner Herkunftsfamilie bekommen
und wenns nicht von den Eltern kommen kann
vielleicht kanns von den Großeltern kommen.

Und das unabhängig davon
ob sie noch leben oder nicht
stell dir vor
sie stehen hinter dir
die Eltern deiner Mutter
daneben die Eltern deines Vaters
und dahinter jeweils deren Eltern
es wird eine schöne Pyramide von Menschen
und eins darfst mir glauben
alle wollen dir helfen
dich beschützen
dich lieben
dir Kraft geben.

Ich habe es so oft erleben dürfen
Eltern können oft nicht so, wie sie möchten
aber die Ahnen stehen immer und jederzeit hinter uns
und unterstützen und lieben uns
und das ist einfach nur schön.

Die Liebe fließt durch alle Generationen
punktgenau zu dir
in dich
und geht durch dich auf deine Kinder über
aber sie kommt vom Anbeginn der Zeit
alle stehen hinter dir
und schauen liebevoll auf dich
wenn du deinen Weg gehst
und glücklich dabei wirst.
 
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Hallo Tüdelü,

bedingungslose Liebe ist ein kindliches Grundbedürfnis, als Erwachsener ein Faß ohne Boden. Erwachsene Menschen haben alle eine Vorgeschichte und ihre Schwächen genau wie du.
Ich habe die Erfahrung gemacht, die Vergangenheit kann man nicht ändern. Deine Mutter wird dir nicht die Geborgenheit und Liebe gegeben haben, die du gebraucht hast, sie wird ihre Gründe gehabt haben. Vielleicht istz es ihr ähnlich ergangen als Kind und sie war nicht in der Lage dir das zu geben, was du brauchst.
Du scheinst auch nicht in der Lage zu sein, deinen Kindern das zu geben was sie brauchen, daß nennt man Familienkarma. Du bist zu sehr mit dir selbst beschäftigt und deinen Defiziten.
Aus diesem Teufelskreis kommt man meiner Meinung nach nur raus, wenn man in die Erwachsenenrolle schlüpft und im hier und jetzt lebt.

Deine eigene Familie bietet dir das Übungsfeld dazu, das du die Bedürfnisse dieser Menschen wahr nimmst. Vielleicht mußt du lernen, daß man erst ernten kann kann, wenn man gesät hat.
Verzeihen können, sich selbst und anderen wäre auch sehr wichtig zu erlernen.

Es muß sehr anstrengend sein alles abzuwehren, was mir zu nahe kommt und immer sind die anderen schuld. Auf alle Fälle würde ich mit der Psychologin über deine gefühle reden, dafür ist sie da und wird bezahlt. Ich hoffe, es ist eine gute Psychologin.

LG Laura
 
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