Heimat vs Geld

Wäre Euch das Geld die Sache wert?

  • Ja

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  • Nein

    Stimmen: 2 100,0%

  • Umfrageteilnehmer
    2

Hilpers

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8 Januar 2019
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4
Hallo,

ich frage mich gerade, was Zeit im Vergleich zu Geld wirklich wert ist. Ganz kurz:
ich habe einen heimatnahen (10km, 10 Min., keine Autobahn), sicheren und recht anständig bezahlten Job, zwei Kinder (4 und 7 Jahre) und eine Frau, die ebenfalls heimatnah in Teilzeit arbeitet und nicht schlecht verdient. Zusammen haben wir ein Haushaltsnettoeinkommen von etwa 5500 Euro. Der Job macht mir soweit Spaß, mit den Kollegen komme ich gut aus.
Nun habe ich das Angebot, für ca. 700-800 Euro netto im Monat mehr Lohn die Arbeitsstelle zu wechseln, müsste dafür aber 80 Kilometer fahren und wäre einfach ca. 1h unterwegs, also in der Summe zwei Stunden am Tag. Hätte dort auch mehr Verantwortung und damit auch mehr Druck bzw. Stress. Aber insgesamt auch mehr Reputation. Ist also auch ne kleine "Egosache".
Natürlich müsste das Familienleben aber Abstriche machen.

Ich weiß, dass man die Situation immer individuell betrachten muss. Aber vielleicht gibt es hier ja grundsätzliche Meinungen zu der Thematik. Insbesondere vielleicht auch gerade von denen, die
auch viel pendeln, aber entsprechend mehr verdienen und über eine gewisse Erfahrung verfügen.

Was vielleicht noch wichtig wäre: würde ich mich dafür entscheiden, wäre die heimatnahe Option für immer vom Tisch.

Vielen Dank schonmal.
 
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Die Frage kann man nicht generell beantworten, geschweige denn, darüber abstimmen, weil jeder dazu seinen perönlichen Zugang hat.

Ganz persönlich würde ich Geld niemals für eine Zeit mit der Familie / dem Partner eintauschen, und habe das in meinem Leben auch nur gezwungenermaßen gemacht. Genauso aber auch verweigert wenn ich es nicht wollte. Einfach deshalb, weil sowohl die Zeit mit dem Partner als auch mit den Kindern unwiderbringlich weg ist, wenn man sie nicht im Heute erleben darf. Und das Geld ... ja mei, ich habe nie für Geld gearbeitet, sondern immer für die Freude an meiner Arbeit.

Wenn es für das Ego wichtig ist, "wichtig" zu sein, dann ist das natürlich ein völlig anderer Zugang. Da steht halt dann nur die Frage im Raum, welche Priorität man seinem Ego gibt. Ob es das wirklich wert ist.

Aber egal wie die Ausgangssituation ist, letztlich ist es immer eine Sache der eigenen Priorität ... was einem wichtiger ist ... die persönliche Befindlichkeit (das Ego), oder die Partnerschaft und Famile.
 
Nun habe ich das Angebot, für ca. 700-800 Euro netto im Monat mehr Lohn die Arbeitsstelle zu wechseln, müsste dafür aber 80 Kilometer fahren und wäre einfach ca. 1h unterwegs, also in der Summe zwei Stunden am Tag.

Netto?
Hast du da auch schon zusätzlichen Sprit und Abnutzung oder Kosten für öffentliche Verkehrsmittel berücksichtigt?
Und die verminderte Lebensqualität?

Du fährst diese 2 Stunden dann täglich - tagein & tagaus - also wochentags - im Sommer, wie auch im Winter - du verlierst mindestens 10 Stunden pro Woche - und mehr als 40 Stunden im Monat - mit deinen Kindern und deiner Familie.

Mehr Verantwortung bedeutet möglicherweise auch fallweise Überstunden - Reisetätigkeit - was auch immer - noch mehr Stunden, die du deiner Familie abzweigen musst.

Daher auch mein Rat - prüfe dich, was dir wirklich "wichtig" ist - und dann triff deine EntScheidung - weil die kann und will dir niemand abnehmen.

Was sagt eigentlich deine Frau dazu?
 
Das Paradoxe bzgl. meiner Frau ist, dass sie mich eher noch darin bestärkt, es zu machen, wenn ich ansonsten unzufrieden bin oder es werde, wenn ich einer vermeintlichen Chance irgendwann hinterhertrauere. Da hätte sie ja auch nichts von.:) Aber ich sehe es im Grunde ja auch wie ihr. Bei mir überwiegt momentan die Angst, es zu bereuen, der anderen Angst, mögliche Chancen liegen gelassen zu haben. Denn die Familie hat auf jeden Fall Priorität. Mein Gedanke war nur auch der, dass die Kinder ja auch irgendwann groß bzw. selbständig sind....und dann habe ich ja auch noch paar Jahre vor mir. Die Chancen wären dann mit anfang 50 sicher nicht besser, nochmal so ein "Angebot" zu kriegen. Die 800 würden, wenn den alles gut läuft (das weiß ich natürlich nicht), auch nicht stehen bleiben. Da sind schon noch Gehaltssprünge drin. Ich denke da eben ein Stück weit auch an die Rente, wo durch die mögliche Pflege von Angehörigen z.B. schon nicht unerhebliche Kosten auf einen zukommen können. Ist natürlich alles Spekulation...aber die Zeiten werden dahingehend eben auch nicht besser.

Letztlich geht meine Tendenz aber schon dahin, es zu lassen. Die Argumente überwiegen da schon. Vor allem auch die gesundheitlichen. Die Pendelei und der Zusatz an Stress sind ja auch nicht gerade gesund....und wer weiß, wie ich das mit Mitte 50 noch weg stecke.....
 
In Summe eh eine tolle Einstellung. Du denkst nur etwas zu weit voraus. Jetzt hast Du kleine Kinder, wo es viele tolle Sachen zu erleben gibt. Ob Du mit 50 dann noch immer den gleichen Job hast, ob Du überhaupt noch einen Job hast, das wird dir die Zeit zeigen.Du bist jetzt gedanklich schon im Alter von 50 ... und hast eigentlich noch 10-15 Jahre bis dahin ... da kann sich noch viel ergeben.

Genauso mit der Pflege. Ja, wird ein Thema werden. Viellicht noch für Angehörigen im Alter der Eltern, vielleicht erst für dich selber. Nur auch das ist - ausser vielleicht der Abschluss einer Pflegeversicherung für euch beide - heute noch nicht Thema. Wie es dann aussieht, sollten die Eltern pflegebedürftig werden - oder positiv, vielleicht nie werden, weil es ihnen eh bis 95 gut geht ... das heute schon in eine Entscheidung einzubeziehen ist eher widersinning.

Was Du machen könntest, wäre kurzfristig ein Coaching oder eine Familienaufstellung zu dem Thema zu machen, um für dich herauszufinden, was Du tatsächlich willst bzw. brauchst, ob es wirklich so ein Problem für dich ist, diese Chance verstreichen zu lassen.
 
Mein Gedanke war nur auch der, dass die Kinder ja auch irgendwann groß bzw. selbständig sind....und dann habe ich ja auch noch paar Jahre vor mir. Die Chancen wären dann mit anfang 50 sicher nicht besser, nochmal so ein "Angebot" zu kriegen.

Kommt auf die Branche drauf an - bei manchen Branchen könnte es durchaus auch noch mit 50+ ein tolles Angebot geben. Ich habe z.B. mit 56 noch ein Angebot bekommen, von dem ich immer geträumt hatte - und ich habs jetzt bis zu meiner Pension inne gehabt - und ja, dadurch auch die Bemessungsgrundlage für diese noch etwas aufgebessert.

Die 800 würden, wenn den alles gut läuft (das weiß ich natürlich nicht), auch nicht stehen bleiben. Da sind schon noch Gehaltssprünge drin. Ich denke da eben ein Stück weit auch an die Rente,

Kannst du mit Sicherheit sagen, dass das aktuelle Rentensystem in 10 oder 20 oder 30 Jahren noch in einer ähnlichen Form funktioniert wie jetzt? Falls nicht, ist eigentlich auch die Berechnungsgrundlage nicht wirklich relevant.

wo durch die mögliche Pflege von Angehörigen z.B. schon nicht unerhebliche Kosten auf einen zukommen können.

Meine Mutter war ihre letzten Jahre im Pflegeheim - das kassierten 80 % ihrer Pension - den Rest übernahm das Land.

Sollte ich mal nicht mehr selbst können, ist das auch für mich eine Option - damit meine Tochter keine zusätzliche Belastung hat - und für den Fall meines Ablebens habe ich eine Sterbeversicherung, die meine Begräbniskosten abdeckt.
 
Ich habe nicht abgestimmt.

Ich bin so, dass mir die Arbeit Spaß machen muss. Macht sie mir Spaß, bin ich bereit dafür zu fahren. Was nutzt mir eine Stelle vor der Tür, wenn sie mich nicht... befriedigt.
Blöd ist es, entscheidest du dich für die weiter entfernte, dass du nicht zurück kannst. Ist das wirklich so?

Blöd wäre auch, entscheidest du dich für die nahe Stelle, dass du immer im Hinterkopf hast....was wäre gewese, wenn ich die Stelle angenommen hätte.

Ich stand vor ca. 20 Jahren vor genau dieser Entscheidung. Es war allerdings nur eine halbe Stunde fahrt hin und eine halbe Stunde Fahrt zurück. Sicher im Winter war es oft nicht so schön. Ich habe mich für die Fahrt entschieden. Heute habe ich die Stelle nicht mehr, bin wieder heimatnah. Es war damals die richtige Entscheidung.

Ich würde auch für weniger Stundenlohn arbeiten, wenn mir die Arbeit Spaß macht.

Leider können wir dir deine Entscheidung nicht abnehmen und dir glaube ich auch keine Hilfestellung leisten.

Was fühlt sich für dich besser an?
 
Es fühlt sich für mich mittlerweile besser an, es zu lassen. Deshalb werde ich es auch nicht machen. Und ich bin froh, dass ich diese Entscheidung endlich getroffen habe. Dieser ganze Prozess hat mich zugegebenermaßen ziemlich geschlaucht. Mit einem Blick von "oben" spricht sehr wenig dafür, es durchzuziehne. Letztlich blieb bei meinen Überlegungnen nur die"Erfüllung meiner Ambitionen" auf der Habenseite. Alles andere würde sehr wahrscheinlich darunter leiden. Zeit, Familie, Gesundheit, Hobbies und Freunde. Wenn es ja nun so wäre, dass ich mit meinem jetzigen Job total unzufrieden wäre und ich jeden Morgen mit Bauchschmerzen auf die Arbeit fahren würde, wäre das vielleicht nochmal was anderes. Denn da sehe ich es ähnlich wie "Hortensie". Für mich gehört berufliche Zufriedenheit nämlich auch zur Lebensqualität. Es war vermutlich einfach nur der Anreiz, mal aus meiner Komfortzone herauszukommen und auf Dauer nicht zu versauern. Natürlich aufgrund des Jobprofils auch verbunden mit einem evtl. höhren Selbstwertgefühl. Dabei ging es aber auch um die reine Perspektive, was meinen jetzigen Job betrifft. Momentan macht er mir noch Spaß. Aber auf Dauer ist etwas die Angst da, dass ich irgendwann vielleicht unterfordert bin. Und mit einem Seitenblick auf den ein oder anderen Bekannten, der in der Weltgeschichte rumfliegt, ist es vielleicht ein Stück weit auch eine unerfüllte Sehnsucht. Aber schlussendlich zählt das Wesentliche. Ich glaube, ich würde mich letztlich und sehr schnell nach meinem jetzigen Leben zurücksehnen. Und das wäre viel schlimmer. Man vergisst aus Gewohnheitsgründen, gewisse Sachen zu schätzen und mir ist bewusst, dass viele genau das gerne hätten, was ich zum Glück haben darf: Zeit für all das, was ich oben erwähnt habe und trotzdem einen im Grunde zufriedenstellenden Job.
 
Die Option umzuziehen mit der Familie in die Nähe des Arbeitsortes hattest Du in Betracht gezogen???
 
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Das kommt für mich nicht in Frage! Ich bin sehr heimatverbunden, genauso wie ein Großteil meiner Verwandtschaft und Freunde. Außerdem haben wir vor vier Jahren ein Haus gebaut, aus dem wir ungern wieder raus möchten. :) Dieser Umstand steht natürlich sozusagen im Weg , was die berufliche Flexibilität betrifft. Sonst hätte ich vermutlich auch schon länger einen anderen Job bzw. mich örtlich verändert.
 
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