Ich weiß nicht, was ich wollen soll...?

GreenTea

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29 März 2013
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Lange nicht gemeldet, aber da ich zur Zeit die Verwirrtheit in Person bin, nun mal wieder was von mir.

Zur Zeit bin ich seit etwas mehr als einem Jahr in einer Beziehung. Ironischerweise mit dem Freund, wegen dem ich mich hier damals angemeldet habe. Ich war mir damals sicher ihn NICHT zu wollen und habe ihm einen Korb gegeben. Wer sich noch erinnert oder wen es interessiert: https://www.lebensfragen.com/threads/was-wenn-ich-gefuehle-nicht-erwidern-kann.4312/

Die Geschichte ging so weiter: Ich hatte ihm angeboten sich nochmal freundschaftlich zu treffen. Er hat sich daraufhin eine Weile nicht mehr gemeldet. Nach einiger Zeit schlug er vor, ins Kino zu gehen. Die Stimmung war locker und entspannt. Es war ein sehr schöner Abend. Wir haben uns danach noch ein paarmal getroffen und ich hab mich doch in ihn verliebt. Wir wurden ein Paar, überglücklich.

Wir beide haben irgendwie schnell begonnen, ziemlich hohe Maßstäbe zu setzen und große Erwartungen in die Beziehung zu setzen. Es entstand dieser Grundsatz "wir werden für immer zusammenbleiben". Ich war voll auf ihn fixiert und überglücklich mit ihm und habe ihm mehrmals versprochen "ich werde nie mehr jemanden anderes als Dich wollen". Und ich habe ehrlich so empfunden.

Als ich letztes Jahr einen Studienplatz für Psychologie 300km entfernt angeboten bekommen habe, war ich unsicher ob ich das machen soll. Ich war mir sicher, dass er die Beziehung meines Lebens ist und ich ihn niemals verlieren will. Er hat gesagt ich soll es tun, obwohl er vorher öfter erwähnt hat, dass er Fernbeziehungen blöd findet. Er sagte wir finden einen Weg und hat mich bei allem unterstützt. Alleine hätte ich glaube ich gekniffen und wäre dahein hocken geblieben aber er war es, der gesagt hat ich soll meine Chnace nutzen. Er hat sich krankgemeldet bei seiner Arbeit und hat mich die 300km zur Uni gefahren, damit ich mich dort einschreibe. Hat mit mir Wohnungen besichtigt. Ich bekam ein kleines Zimmerchen in einer WG mit zwei Jungs. Er hat nie etwas dazu gesagt, keine Eifersucht gezeigt.

So begann mein Studium und Pendlerleben. Ich war unter der Woche in der WG und fuhr ca. alle zwei Wochen heim, anfangs sogar jedes Wochenende. Er kam mich auch manchmal besuchen, aber eher selten. Er wohnt noch bei seinen Eltern, ist ziemlich verwöhnt und die WG war ihm glaube ich nicht komfortabel genug.

Mit dem pendeln begann das ganze Dilemma. Anfangs fand ich am Studienort alles scheiße und es regnete dauernd, alles war neu und streßig. Er war mein Fels in der Brandung, wir haben täglich telefoniert und ich habe es kaum abwarten können wieder zu ihm zu fahren.
Mittlerweile ist das komplett anders: ich habe natürlich auch an der Uni meinen Bekanntenkreis aufgebaut, verstehe mich super mit vielen und vor allem: mit einem meiner Mitbewohner.

Ich wurde ein Unruhebündel: war ich in der WG vermisste ich meinen Freund. Aber fuhr ich heim, dann vermisste ich die WG und die entspannten Nächte, den Spaß, das Studentenleben. Und vor allem vermisste ich diesen Mitbewohner. Es entstand mit ihm eine sehr, sehr enge Freundschaft und ich kann mich erinnern, dass ich schon als ich ziemlich neu eingezogen war einmal Nachts träumte, dass er in mein Zimmer kam und sagte "ich wollte dir nur noch gute Nacht sagen" und wir uns umarmten. Es war "nur" ein Traum. Interessant nur ist: mit der Zeit wurde unser Verhältnis tatsächlich so innig, dass wir uns jeden Abend zum Gute Nacht sagen umarmen. Es war aber alles auf freundschaftlicher Basis.

War ich daheim, wollte ich sofort zurück zum Ort der Uni. War ich dann einige Tage da, wurde es besser. Ich war zufrieden und ärgerte mich, wieder zurück zu müssen. War ich dann wieder in der WG am Studienort, hatte ich den Impuls, heim zu meinem Freund zu fahren. Bis ich einige schöne Tage dort verbrachte und nicht mehr von dort wegwollte. Paradaoxer Mist.

Verstärkt wurde die Unruhe durch eine Zukunftsentscheidung: nachdem ich mein Psychologie-Studium angetreten hatte, bekam ich auch noch ein Angebot ab Sept. 2014 in den gehobenen Verwaltungsdienst einzusteigen. In meiner Heimat. Lange hab ich hin und her gegrübelt und mich letztendlich dafür entschieden, das Studium nach einem Jahr abzubrechen und nun noch einmal neu anzufangen. Ob die Entscheidung richtig oder falsch ist, weiß ich nicht. Ich weiß nicht, ob es da richtig oder falsch gibt. Es wird mir in jedem Fall schwer fallen, das Unileben, das interessante Studium und die Leute zurückzulassen.

Die Zeit verstreicht und bald muss ich hier weg. Das hat das alles verkompliziert. Ich beginne, meine Entscheidungen zu hinterfragen. Und das Verhältnis zu meinem Mitbewohner wurde noch inniger. Wir haben uns beide eingestanden, dass wir uns nicht vorstellen können, wie es ohne den anderen gehen soll. Und wenn ich zu meinen Eltern beziehungsweise meinem Freund fahre (ich sage schon nicht mehr nach Hause.. was ist mein Zuhause? Ich drehe komplett durch) dann vermisse ich den Mitbewohner schon auf der Fahrt. Und er mich auch.

Letzte Woche hat es begonnen, dass wir einem Film geschaut haben und ich mich bei ihm angelehnt und er dann den Arm um mich gelegt hat. Wir saßen dann sehr lange so da. Ich habe eigentlich hohe Ansprüche an mich und wollte niemals fremdgehen. Aber im Prinzip habe ich mich schon selbst enttäuscht. Wo fängt fremdgehen an, wo hört es auf? Ich habe mein Versprechen, nie mehr jemanden anderes zu wollen auf jeden Fall gebrochen :-( Und ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll.

Mein Freund ist ein Mensch der extreme: er ist in einigen Hinsichten faul und häufig extrem gleichgültig. Das war manchmal hart, wenn ich am Studienort in der WG war und er hat tagelang nur belanglose SMS geschrieben, die vollkommen lieblos schienen. Ich habe mich abhängig von ihm gefühlt und darauf gewartet, dass er mir seine Liebe ZEIGT. Dann steigert er sich andererseits phasenweise wieder voll in die Beziehung rein. Sagt, ich sei die allertollste, schickt mir lauter Herzen, Smileys, alles. So das es fast schon ZU viel ist. Das KANN ein Mensch garnicht durchhalten. So ist es auch, nach einiger Zeit ebbt es ab und dann kommt eine Zeit lang wieder garnichts liebvolles. Ich habe es angesprochen aber er kann es glaube ich nicht ändern, er kann ja auch nicht aus seiner Haut. Und ich dachte, ich gewöhne mich daran. Außerdem denke ich, die Fernbeziehung hat das ganze verschlimmert und wenn ich wieder dauerhaft bei ihm bin könnte es das besser machen.

Im Moment ist er wieder in einer euphorisch-enthusiastischen Phase, kann es kaum abwarten mich zu sehen. Sagt, ich sei die allertollste. Und ich weiß garnicht wie ich damit umgehen soll, denke nur an meinen Mitbewohner. Ich KANN das nicht einordnen.

Ist das Torschlusspanik, weil ich mir im Allgemeinen nicht sicher bin, ob ich nun vom Unileben in einer WG wieder nach Hause zu Mama ziehen will und ein Beamtenleben beginnen? Hänge ich mich deshalb mit meinen Gefühlen an diesen Mitbewohner? Oder war ich schon die ganze Zeit verknallt, ohne es mir eingestehen zu wollen (siehe der Traum ganz am Anfang der WG-Zeit) und das Ganze eskaliert nun, wo es ernst wird und ich wohl ausziehe? Kommt nun die Wahrheit ans Licht oder ist es einfach ein Streich, den meine Gefühle mir spielen? Ich stehe voll auf dem Schlauch, weiß nicht was ich tun soll, welchen Gefühlen ich trauen soll. Und habe Angst, meinen Freund zu verletzen.

Fühle mich wie ein Hund, der sich, bevor er seinen Platz gefunden hat, zwanzig mal im Kreis um sich selbst dreht um dann erst zur Ruhe zu kommen. Nur wo ist die zu finden?

Liebe Grüße, Eure GreenTea
 
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Hallo GreanTea,

wo beginnt 'Fremdgehen', fragst du. Also, für mich fängt der Betrug im Kopf an, lange bevor es zu einem sexuellen Kontakt kommt.

Ja, wenn du so willst, betrügst du in meinen Augen deinen Freund. Daher solltest du schleunigst mit ihm sprechen. Findest du nicht auch?

Die Ruhe, die du dir wünschst, wirst du erst finden, wenn du dir genau darüber im Klaren bist, was du eigentlich willst.

Da sind eigentlich mehrere, von einander unabhängig zu betrachtende, Entscheidungen, die du zu treffen hast. Da ist zum einen deine berufliche Zukunft. Du willst dein Studium aufgeben für ein Leben als Beamtin. Mit dieser Entscheidung scheinst du nicht so recht zufrieden zu sein, deshalb frage dich einmal, ob du das wirklich möchtest. Wie möchtest du leben? Wie soll der Beruf aussehen, der dich ausfüllt und zufrieden stellt? Schließlich musst du bis zu deiner Verberentung/Pensionierung damit leben.

Dann ist da dein Privatleben. Du hast einen Freund, der dich zu lieben scheint. Du hast dich allerdings in deinen Mitbewohner verguckt. Frage dich, ob du deinen Freund wirklich noch liebst - und ob dein Mitbewohner ein momentanes Abenteuer ist, oder ob du in ihn verliebt bist.

Was willst DU (ganz unabhängig davon, ob du deinem Freund weh tust, oder deine Entscheidungen sich später als falsch herausstellen könnten). Denke gut nach - und dann erst entscheide dich.
 
Hallo GreenTea

Eigentlich ist es nicht dein Thema, sondern das deiner Familie, besser gesagt, das der Vorfahren. Sowohl in der mütterlichen Linie, als auch auf der Seite deines Vaters, findest du ähnliche Muster. Es somit eine Art "Erbstück", welches dich so stark beschäftigt. Hat ja auch in bisschen was von "Romeo und Julia"....
Zu dem beruflichen Teil davon (der Psychologe, der Beamte) kannst du auch in der Familie Parallelen finden, auch zu der Konstellation dieser Berufsgruppen.

Wenn dir klar wird, wo du stehst, und welche Rolle du in der Familie übernommen hast, kannst du auch eine gute Lösung finden.
 
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Warum nur sind für dich stets die Familien/Vorfahren für die Schwierigkeiten der Threadsteller hier verantwortlich?

Wir Menschen sind eigenständige, selbstständig denkende Wesen, die nicht zwangsläufig alle akuten Probleme durch die Analyse ihrer Vorfahren lösen wollen/ können.
 
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