Introvertiert und Freundschaften? (Achtung lang)

Bright

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5 Februar 2011
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Hallo,

ich bin neu hier. Dieses Posting ist ein Cossover durch einige Forumsrubriken. Hier schreibe ich, weil ich hoffe, dass es am besten hier her passt.

Leider hatte ich nie eine schöne Kindheit, da ich Eltern hatte, die mich nie verstanden, akzeptieren oder gar lieben konnten. Ich "durfte" leider die Erfahrung machen, dass Elternschaft nicht unbedingt die Liebe zu seinen Kindern mit einschliesst. Schon lange gehe ich davon aus, dass meine Mutter selbst Problme mit ihrer Mutter hatte, die selbst Problme mit ihrer Mutter hatte. Irgendwie ein roter Faden, der sich durch die Leben zieht. Meine Mutter hatte def. Problme, die sie nie gelöst hatte.

Gewalt gegen Kinder geht nicht nur körperlich. Geistig und emotionale Missachtung und Gewalt ist m. E. schlimmer, so habe ich es zumindest empfunden.

Mit Menschen konnte ich nie umgehen. Von zuhause aus wurde mir beigebracht, dass ich nichts wert bin, nichts tauge und nichts an mir hätte, was irgendein Mensch als liebenswert erachten könnte. Dies führte zu argen Problmen bei der Partnersuche, weil ich mir nie sicher sein konnte, ob der andere wirklich zu mir hält. Zum Glück lernte ich vor 18 Jahren meinen Mann kennen, der mich Vertrauen lehrte.

Nachdem ich vor 6 Jahren den - eh schon geringen Kontakt - mit meiner Familie abbrach, besserte sich mein Verhältnis zu anderen Menschen. Ich wollte mit meinen Eltern nichts mehr zu tun haben, denn ich hatte es satt Menschen um mich zu haben, die mir immer sagen, wie Scheisse alles ist, was ich tue, die sich 0,0 für mich interessieren (meine Eltern - bzw. heute nur noch mein Vater, denn meine Mutter ist tot - wussten/wissen heute noch nicht, was ich beruflich mache, was ich gerne esse, was ich hobbymäßig tue).

Ich dachte mir damals, dass Leben ist viel zu kurz, um es mit Menschen zu vergeuden, die absolut nichts von Dir als Menschen halten. Liebe? Das zu bekommen hatte ich schon lange aufgegeben. Akzeptanz? Wenigstens das hatte ich mir jahrelang erhofft.

In der Schule war ich der Außenseiter, wurde verprügelt und gemobbt. Die Lehrer sahen das nicht, denn ihr Augenmerk lag auf ihren Lieblingsschülern. Ich hatte genug damit zu tun zu überleben, als daran zu denken, wie ich meine Situation in der Schule verbessern konnte. Lese ich heute über Amokläufe in der Schule, denke ich, zum Glück bin ich weiblich und kam nicht an eine Waffe. Die Wut auf einen Teil der Lehrer und Mitschüler steckt noch tief in mir. Tief vergraben, weil die Wut und der Hass eh nichts bringen. Nur nachts in meinen Träumen kratze ich an diesem Fundament, so daß ich schreiend aufwache.

So lange ich mich erinnere war ich immer ein Mensch, der Zeit für sich benötigte. Ich brauchte Ruhe um Kraft zu tanken. Zu lange mit anderen Menschen ist für mich anstrengend, auslaugend, Kraftzehrend. Lange Zeit dachte ich, dass dies daran läge, dass ich nirgendwo 100 %-ig akzeptiert werde und ich aufgrund meiner Jugend und Kindheit dies so sehr benötige.

Erst vor einiger Zeit fand ich ein Forum, wo ein Satz stand: auf einer Party in der Ecke stehen, Menschen beobachten und am liebsten allein sein. Es war ein Forum von Introvertierten.

Im Internet gibt es viele Persönlichkeitstest. Also spaßeshalber, weil sie kostenlos sind, machte ich mit: bist Du introvertiert? Antwort für mich: ja

Nun denke ich nach: war es damals schon die Introvertiertheit, die mich eher zuhause hat sitzen lassen als das Gefühl von anderen nicht akzeptiert zu werden?

Dann, so zeigt es sich auch heute in meinem Leben, ich akzeptiere keine "Obrigkeit" nur weil irgendjemand eine Stellung über mir inne hat. Für mich muss eine "Führungskraft" beweisen, dass sie die Stellung, die sie inne hat, auch wirklich verdient. Habe ich z. B. einen Chef, der ein Idiot ist, kann ich ihn nicht automatisch ernst nehmen, nur weil er mein Vorgesetzer ist. Bei mir zählt das Wissen, die Kompetenz und nichts anderes. Ich nähme eher Ratschläge von einem Penner an, der mir kompetent erscheint, als von einem hochgebildeten Vorgesetzen, der ein Vollidiot ist. Anweisungen werden, wenn ich sie nicht nachvollziehen kann, hinterfragt.

Auch hier dachte ich lange Zeit, hätte meine Jugend diese Problematik verursacht. Heute denke ich - vielleicht war ich schon immer so und meine Persönlichkeit hat mir Problme mit meinen Eltern und anderen verursacht. Ich habe - so wie ich mich erinnere - schon damals Entscheidungen hinterfragt, wenn ich sie nicht verstand.

Das ganze bei Eltern, die ein Kind eh nicht akzeptieren, die mit 3 Kindern überfordert sind? Gut, ich verstehe heute immer mehr, dass meine Eltern Probleme mit mir hatten, aber das rechtfertigt immer nicht, dass man weder geliebt noch akzeptiert wird noch körperliche Gewalt weil man als Elternteil überfordert ist.

Tja, nun bin ich erwachsen. Habe in den letzten 10 Jahren gelernt, mit Menschen umzugehen. Smalltalk ist nun kein Fremdwort mehr für mich. Bei den letzten Arbeitsstellen und Schulungen war ich nicht mehr der Außenseiter.

Wo liegt also nun das Problem?

Ich schaffe es nicht, Kontakte über die berufliche Ebene in den privaten Bereich zu bekommen.

Das Problem ist:

wie schafft ein introvertierter, kontroverser, disskussionsfreudiger, sarkastischer/zynischer Traumtänzer Freunde zu finden?

Ich liebe es, allein zu hause zu sein, mich mit meinen Katzen zu befassen, einfach zu lesen, Filme zu schauen. Ich geniesse die Ruhe, die ich hören kann, die wohltuend durch mich hindurchfliesst. Ich liebe das Radfahren über die Felder, die Sonnen und den Wind, den ich auf meiner Haut spüre, die Ruhe, die ich fühle. Ich brauche das, ohne dem gehe ich kaputt.

Extrovertierte Menschen verstehen das nicht. Können sie nicht, denn sie sind anders. Ein Leben welches sie führen, stünde ich nicht durch.

Also kann es sein, dass ich mehrere Wochen nichts von mir hören lasse, mich dann aber melde, weil mir die Häufigkeit eines Kontaktes nicht so wichtig ist, eher, dass es ein Mensch ist, dem ich vertraue, der wenigstens ein paar meiner Hobbys teilt.

Dann bin ich leider ein Träumer. Ich habe mindestens 10 Ideen für eine Selbständigkeit. Ehemalige Kollegen wundern sich, dass ich dann einfach nichts ausprobiere. Das Problem ist a) dass mich nur die Erstellung einer Idee fasziniert, weniger die Ausführung, b) wenn es an eine Ausführung ginge, wie bei einigen meiner Ideeen, ich nicht handwerklich in der Lage bin, die auszuführen und c) als Kontrast noch ein Kaufmann bin und alles durchrechne, ob sich die Spinnereien wirklich als lohnende Selbständigkeit herausstellen.

Mit meinem Humor, sarkastisch/zynisch, brauche ich in diesem Teil von Deutschland nicht zu kommen. Der einzige Zweck eines Kellers hier ist, dass die Menschen wenigstens einen Ort haben, an dem sie lachen können. Also verkneife ich mir so einiges, leider schaffe ich es nicht bei allem und bekomme dann verständnislose bis böse Blicke.

Tja, nun stehe ich hier, möchte zwar Kontakte haben, finde aber keine. Langsam frage ich mich, sind introvertierte so in der Minderzahl? Wenn Extrovertierte mich nicht verstehen, Introvertierte müssten es eigentlich. Oder?

Dazu bin ich leider noch sehr stark übergewichtig und groß. Also nicht zu übersehen. Eine ehemalige Kollegin brachte mein doch sehr wakeliges Selbstwertgefühl zum Einsturz indem sie mir irgendwann erklärte - sie wollte freundlich sein: schade, dass Menschen Dir keine Chance geben, wenn sie Dich das erste Mal sehen. Gibt man Dir eine Chance und lernt Dich besser kennen, bist Du doch ein netter Mensch.

Wie schon gesagt - sie wollte nett sein!

Bei Kontakten mit anderen Menschen hoffe ich immer nur, dass die nicht merken, dass um die Scheisse, die in mir ist, nur eine gut tarnende Hülle ist.

Wie kann ich etwas taugen, wenn meine Eltern, Geschwister und sonstigen Verwandten nicht dieser Ansicht sind?

Das alles zusammen: super Konditionen um Freundschaften zu finden.
 
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AW: Introvertiert und Freundschaften? (Achtung lang)

Hallo Bright,
lang, aber trotzdem gut zu lesen.
Das von deiner Kollegin war doch echt ein Kompliment! Das war wirklich so gemeint. Das kenne ich auch, "Du bist zwar dick, aber trotzdem nett"...sagten mal drei Damen zu mir, alle drei gertenschlank (zwei davon fast nicht mehr schön, sondern zu dünn für meinen Geschmack), die dritte hat sich mal Fett absaugen lassen (weiß aber nicht, dass ich das weiß). Na ja, wenigstens nett bin ich :schnl:
Es war auch nett gemeint, leider ein wenig unglücklich ausgedrückt.

Ja es ist nicht so leicht mit den Eltern. Das Problem ist ja, du akzeptierst sie (also Eltern und Verwandtschaft) genau so wenig, wie sie dich.
Vielleicht wäre in deinem Fall eine systemische Familienaufstellung sinnvoll. So könntest du den roten Faden, der sich durch eure Familie zieht, durchtrennen.
Vielleicht kannst du damit vieles (auf)lösen.
Bright schrieb:
Gewalt gegen Kinder geht nicht nur körperlich. Geistig und emotionale Missachtung und Gewalt ist m. E. schlimmer, so habe ich es zumindest empfunden.
Ja, es kann kein anderer sofort sehen, nur du fühlst es und musst damit leben.
Bright schrieb:
Mit Menschen konnte ich nie umgehen. Von zuhause aus wurde mir beigebracht, dass ich nichts wert bin, nichts tauge und nichts an mir hätte, was irgendein Mensch als liebenswert erachten könnte. Dies führte zu argen Problmen bei der Partnersuche, weil ich mir nie sicher sein konnte, ob der andere wirklich zu mir hält. Zum Glück lernte ich vor 18 Jahren meinen Mann kennen, der mich Vertrauen lehrte.
Schön.
Bright schrieb:
Nachdem ich vor 6 Jahren den - eh schon geringen Kontakt - mit meiner Familie abbrach, besserte sich mein Verhältnis zu anderen Menschen.
Gut, trotzdem, es ist und bleibt deine Famlie. Erkundige dich mal über Familienstellen.
Bright schrieb:
In der Schule war ich der Außenseiter, wurde verprügelt und gemobbt. Die Lehrer sahen das nicht, denn ihr Augenmerk lag auf ihren Lieblingsschülern. Ich hatte genug damit zu tun zu überleben, als daran zu denken, wie ich meine Situation in der Schule verbessern konnte. Lese ich heute über Amokläufe in der Schule, denke ich, zum Glück bin ich weiblich und kam nicht an eine Waffe. Die Wut auf einen Teil der Lehrer und Mitschüler steckt noch tief in mir. Tief vergraben, weil die Wut und der Hass eh nichts bringen. Nur nachts in meinen Träumen kratze ich an diesem Fundament, so daß ich schreiend aufwache.
Hast du mal eine Therapie gemacht?
Bright schrieb:
Erst vor einiger Zeit fand ich ein Forum, wo ein Satz stand: auf einer Party in der Ecke stehen, Menschen beobachten und am liebsten allein sein. Es war ein Forum von Introvertierten.
Ich kenne das Gefühl, so geht es mir auch oft. Deswegen habe ich nicht weniger Spaß, aber das glaubt mir keiner.
Bright schrieb:
Nun denke ich nach: war es damals schon die Introvertiertheit, die mich eher zuhause hat sitzen lassen als das Gefühl von anderen nicht akzeptiert zu werden?
Nochmal: Wie ist es mit deiner Akzeptanz gegenüber anderen?
Bright schrieb:
Dann, so zeigt es sich auch heute in meinem Leben, ich akzeptiere keine "Obrigkeit" nur weil irgendjemand eine Stellung über mir inne hat. Für mich muss eine "Führungskraft" beweisen, dass sie die Stellung, die sie inne hat, auch wirklich verdient. Habe ich z. B. einen Chef, der ein Idiot ist, kann ich ihn nicht automatisch ernst nehmen, nur weil er mein Vorgesetzer ist. Bei mir zählt das Wissen, die Kompetenz und nichts anderes. Ich nähme eher Ratschläge von einem Penner an, der mir kompetent erscheint, als von einem hochgebildeten Vorgesetzen, der ein Vollidiot ist. Anweisungen werden, wenn ich sie nicht nachvollziehen kann, hinterfragt.
Auch das kann ich nachvollziehen, mir geht es genauso. Doch manchmal ist es besser, wenn man die Wünsche des Vorgesetzten einfach akzeptiert. Er ist der Chef, er bezahlt dich, also soll er bekommen, was er wünscht. Egal, wie sinnvoll es auch ist. Das muss man manchmal einfach so hinnehmen.
Bright schrieb:
Ich habe - so wie ich mich erinnere - schon damals Entscheidungen hinterfragt, wenn ich sie nicht verstand.
An und für sich ist das ja gut, aber man kann auch zu viel hinterfragen. Mir geht es auch oft so. Bei meinem Chef handhabe ich es oft wie oben. Sind es allerdings Dinge, die ich nicht verantworten kann, sage ich ihm, dass ich das nicht mache und er sich jemanden anders dafür suchen soll.
Das ganze bei Eltern, die ein Kind eh nicht akzeptieren, die mit 3 Kindern überfordert sind? Gut, ich verstehe heute immer mehr, dass meine Eltern Probleme mit mir hatten, aber das rechtfertigt immer nicht, dass man weder geliebt noch akzeptiert wird noch körperliche Gewalt weil man als Elternteil überfordert ist.
Für mich ist es selbstverständlich meine Kinder zu lieben, auch wenn ich manchmal überfordert bin, die Liebe ist das Mindeste, was ich ihnen geben kann. ...oder vielleicht auch das Größte. Ich bin mit dem Glück gesegnet alle meine Kinder zu lieben, ich kenne aber auch Frauen, die das nicht können. Sie verstehen das selber nicht, aber es ist so.
Tja, nun bin ich erwachsen. Habe in den letzten 10 Jahren gelernt, mit Menschen umzugehen. Smalltalk ist nun kein Fremdwort mehr für mich. Bei den letzten Arbeitsstellen und Schulungen war ich nicht mehr der Außenseiter.
Supi...wieder eine Parallele...ich weiß, wie schwer es ist, dahin zu kommen.
Bright schrieb:
Ich schaffe es nicht, Kontakte über die berufliche Ebene in den privaten Bereich zu bekommen.
Vielleicht ist das sogar gut. Vielleicht solltest du dir private Freunde in anderen Bereichen suchen.
Es muss nicht, aber es ist oft der Fall, ist man auch noch außer dem Beruflichen auch Privat verbandelt, und es irgendwann mal zu Knatsch kommt, greift das ins Berufliche über. Muss nicht immer so sein, aber kann so kommen, da ist es besser, wenn es getrennt ist.
Bright schrieb:
Das Problem ist:

wie schafft ein introvertierter, kontroverser, disskussionsfreudiger, sarkastischer/zynischer Traumtänzer Freunde zu finden?
Schlecht.
Sarkasmus und Zynik zeugt ja von einem unzufrieden Sein. So, durch die Sachen, die du mit diesem Hintergrund sagst, zeigst du das ständig. Wer will schon so jemand ständig um sich haben? Ich habe auch so eine Phase gehabt - zum Selbstschutz sozusagen. Ich kenne einige die so sind. Es ist für den Moment witzig, aber auf Dauer anstrengend; weil sie so gar keiner Sache etwas Gutes abgewinnen können. Auch bei denen ist es ein Selbstschutz, siehst du sie auf einer Party ist es vielleicht witzig...aber triffst du sie öfter, ebbt das ab.
Bright schrieb:
Ich liebe es, allein zu hause zu sein, mich mit meinen Katzen zu befassen, einfach zu lesen, Filme zu schauen. Ich geniesse die Ruhe, die ich hören kann, die wohltuend durch mich hindurchfliesst. Ich liebe das Radfahren über die Felder, die Sonnen und den Wind, den ich auf meiner Haut spüre, die Ruhe, die ich fühle. Ich brauche das, ohne dem gehe ich kaputt.
Das ist doch legitim.
Bright schrieb:
Extrovertierte Menschen verstehen das nicht. Können sie nicht, denn sie sind anders. Ein Leben welches sie führen, stünde ich nicht durch.
Ich auch nicht :foto: immer im Mittelpunkt stehen, wäre mir echt zu anstrengend. Jeder ist halt anders. Auch das ist zu akzeptieren.
Bright schrieb:
Also kann es sein, dass ich mehrere Wochen nichts von mir hören lasse, mich dann aber melde, weil mir die Häufigkeit eines Kontaktes nicht so wichtig ist, eher, dass es ein Mensch ist, dem ich vertraue, der wenigstens ein paar meiner Hobbys teilt.
Finde ich jetzt nicht so schlimm. Kenne ich auch.
Bright schrieb:
Dann bin ich leider ein Träumer. Ich habe mindestens 10 Ideen für eine Selbständigkeit. Ehemalige Kollegen wundern sich, dass ich dann einfach nichts ausprobiere. Das Problem ist a) dass mich nur die Erstellung einer Idee fasziniert, weniger die Ausführung, b) wenn es an eine Ausführung ginge, wie bei einigen meiner Ideeen, ich nicht handwerklich in der Lage bin, die auszuführen und c) als Kontrast noch ein Kaufmann bin und alles durchrechne, ob sich die Spinnereien wirklich als lohnende Selbständigkeit herausstellen.
...dann solltest du es vielleicht nicht immer sofort erzählen....
Bright schrieb:
Mit meinem Humor, sarkastisch/zynisch, brauche ich in diesem Teil von Deutschland nicht zu kommen. Der einzige Zweck eines Kellers hier ist, dass die Menschen wenigstens einen Ort haben, an dem sie lachen können. Also verkneife ich mir so einiges, leider schaffe ich es nicht bei allem und bekomme dann verständnislose bis böse Blicke.
Na ja, die Wahrheit hört nicht jeder gerne.
Bright schrieb:
Langsam frage ich mich, sind introvertierte so in der Minderzahl?
Glaube ich nicht. Sie gehen halt nicht so viel unter Leute.
Bright schrieb:
Wenn Extrovertierte mich nicht verstehen, Introvertierte müssten es eigentlich. Oder?
Also ich verstehe dich. Ich bin auch eher introvertiert.
Ich finde die Akzeptanz zieht sich wie ein roter Faden durch deinen Post. Beidseitig. Ein Teufelskreis. Du wirst nicht akzeptiert. Du akzeptierst nicht.
Bright schrieb:
Bei Kontakten mit anderen Menschen hoffe ich immer nur, dass die nicht merken, dass um die Scheisse, die in mir ist, nur eine gut tarnende Hülle ist.
Warum tarnst du dich denn so? So kann dich ja keiner kennen lernen. Wie kann ich dich akzeptieren, wenn du dich verstellst?
Bright schrieb:
Wie kann ich etwas taugen, wenn meine Eltern, Geschwister und sonstigen Verwandten nicht dieser Ansicht sind?
Das geht ganz gut - unabhängig davon.
Die Verwandten sind nicht der Nabel der Welt.
Alles Liebe dir.
Eberesche
 
AW: Introvertiert und Freundschaften? (Achtung lang)

Liebe Bright!

Ich möchte mich inhaltlich Eberesche anschließen, sie hat vieles schon sehr gut auf den Punkt gebracht, finde ich.

Sarkasmus und Zynik zeugt ja von einem unzufrieden Sein. So, durch die Sachen, die du mit diesem Hintergrund sagst, zeigst du das ständig. Wer will schon so jemand ständig um sich haben? Ich habe auch so eine Phase gehabt - zum Selbstschutz sozusagen. Ich kenne einige die so sind. Es ist für den Moment witzig, aber auf Dauer anstrengend; weil sie so gar keiner Sache etwas Gutes abgewinnen können. Auch bei denen ist es ein Selbstschutz, siehst du sie auf einer Party ist es vielleicht witzig...aber triffst du sie öfter, ebbt das ab.

Das sehe ich als Hauptgrund für Deine Mauer. Die nicht nur von Deiner Seite aus gesehen eine Mauer ist, sondern auch von der anderen Seite her so wahrgenommen wird.

Zynismus ist meiner Interpretation nach die Konsequenz aus einer Verletztheit, die der Verallgemeinerung unterlegen ist und dadurch zur Waffe wird - gegen die Allgemeinheit. Hier fehlt die Differenzierung und es trifft dann Menschen, die keine Schuld trifft.

Damit meine ich z.B. wenn Du als Kind negiert wurdest und ungeliebt warst, so wirst Du Dir wahrscheinlich ein bestimmtes Weltbild gebastelt haben, um überleben zu können. Das ist für die Kindheitsphase auch gut, weil oft die einzige Möglichkeit, diese Phase relativ "heil" zu überstehen.

Wenn jedoch dieses Weltbild dann in der Erwachsenenphase, also wenn keine Gefahr von den Eltern ausgeht, den anderen Menschen übergestulpt wird, dann ist das genaugenommen dem Umfeld gegenüber unfair.

Die Gefahr bei Weltbildern ist auch die, dass man durch diesen Filter schaut - und immer wieder genau sein Weltbild bestätigt bekommt - es festigt sich mehr und mehr, obwohl es *eigentlich* nicht mehr passend wäre, würde man die Menschen ohne seine Kindheitsbrille sehen.

Das Beispiel mit dem in Deinen Augen missglückten Kompliment:

Hand aufs Herz - wenn die Frau etwas anderes gesagt hätte, wäre auch die Gefahr da gewesen, es in Deinem Sinne zu interpretieren. Denn ein Satz besteht aus zwei Komponenten - der Botschaft, wie sie ausgesendet wird und dem Teil, wie er interpretiert wird.

Was Dich trifft, be-trifft Dich.

Ich würde an Deiner Stelle verschiedene Wege mal genauer ansehen. Erstens die bereits angedeutete Familienaufstellung und zweitens auch die Möglichkeit einer Psychotherapie, um die traumatisierende Kindheit neutralisieren zu können.

Aus Deinem Beitrag liest sich für mich - also rein subjektiv, bitte nicht falsch verstehen - ein relativ hoher Anspruch an die Umwelt. Das kann ein Schutzmechanismus sein, aber es ist auf jeden Fall etwas, das Dich im Endeffekt selbst am Leben hindert.

Denn oft liegt in der Trivialität auch viel Freude und Lebenslust.

Deine Ideen zur Selbstständigkeit könnte man auch in diese Richtung sehen - das Denken ist es wert, gelebt zu werden - die Ausführung hingegen zu trivial. Das wäre dann ein Anspruch, den Du an Dich selbst stellst.

Ich hoffe, meine Überlegungen kommen bei Dir nicht übergriffig an, das wäre nicht in meinem Sinne. Ich interpretiere jetzt auch ziemlich frei, eher assoziativ vor mich hin - kann auch gut sein, dass ich völlig daneben liege mit meiner Vermutung. Dann einfach in die Tonne mit meinem Posting.;-)

Liebe Grüße
Reinfriede
 
AW: Introvertiert und Freundschaften? (Achtung lang)

Hallo bright,
ich versteh dich ganz gut, auch wenn die Introvertiertheit nicht so stark bei mir ausgeprägt ist wie bei dir.
ich brauche auch viel Ruhe und Raum für mich. Wenn mir eine Bindung zu eng wird bekomme ich schon Angst zu wenig Luft zu bekommen. (doofes deutsch.:dontknow:)

Ich habe eigentlich nur 1 reale Freundin und ansonsten online-Kontakte.
Das andere nenne ich Bekanntschaften.

Am besten fährt man immer wenn man so ist wie man ist.
 
AW: Introvertiert und Freundschaften? (Achtung lang)

Hallo und schönen Sonntag Bright,

das ist wirklich eine sehr bewegende Lebensgeschichte von Dir !!!

Und es war übrigens sehr gut zu lesen !!!

Du hast sehr offen und direkt über Dich und Dein Leben geschrieben, daß ich schon eher das Gefühl habe, daß hinter dieser Lebensgeschiechte eine Frau mit sehr vielen Talenten und Stärken sitzt, sich dieser aber nicht bewußt ist !!!

Gerade den Introvertierten sind sich meistens nicht bewußt, welche Stärken sie haben, da sie es ja nicht laut raus posaunen, sondern eher alles mit sich selbst ausmachen !

Ich denke, daß liegt vielleicht daran , daß Du zuviel in der Vergangenheit lebst !

Das kenne ich auch von mir, aber man sollte sich immer vor Augen halten, daß man die Vergangenheit nicht mehr ändern kann, sondern nur die Gegenwart und die Zukunft !

Ich will Dir eine Geschichte meinerseits erzählen.

Es gab einen Jungen , der sehr still und zurückhaltend war, in der Schule sowie zu Hause .
Bei ihm fand alles im stillen statt, der Schulalltag und die Freizeitgestaltung .
Stundenlang hörte er Musik, spielte karten , las Bücher und unterhielt sich nur wenig.
Bedingt durch seine Statur wurde er auch immer gemobbt, war eher Außenseiter und in seiner Ausbildung hatte man ihm das Leben schwer gemacht !


Trotzdem ging er seinen Weg !! Unbeirrt und zielstrebig!
Denn er war ehrgeizig !!!

Das ist die Geschichte meines Bruders, der nun ein sehr gut angesehener Bauingenieur ist und die rechte hand des Chefs !!
Er wird geschätzt , geachtet und geliebt von uns, so wie er ist !
Auch in der Liebe ist er glücklich geworden !! :)!!!

Ich wollte nun damit nicht angeben, sondern Dir damit zeigen, daß Du Deinen Weg damit gehen kannst, wenn Du zu Dir stehst !!!!!
Egal , was andere über Dich denken !!

Steh zu Deiner Introvertiertheit und Du kannst trotzdem zeigen, was in Dir steckt !!!!



Ich wünsche Dir alles Gute und ganz viel Glück !!!




Silence
 
AW: Introvertiert und Freundschaften? (Achtung lang)

Danke für die Antworten.

Bis heute habe ich 3 Psychotherapien gemacht. 1 bei einem Priester, 2 bei einem Psychologen, und noch 1 x ein Gespräch bei einer Heilpraktikerin, weil sich bei mir Stress über die Blase zeigt (Stressblase).

Der Priester war nett, es brachte aber nichts. Der erste Psychologe brachte mir schon etwas, er brachte mich in der damaligen Situation etwas weiter. Der 2. Psychologe brachte gar nichts. Die Heilpraktikerin brachte mir etwas bei, wie ich in 80 % der Fälle mit der Stressblase umgehe.

Leider steckt in mir wohl so viel Wut, die rauszulassen absolut nichts bringt. Die Träume ich die teilweise habe, sind die besten Horrorfilme, die ihr euch vorstellen könnt.

Das es selbsterfüllende Erwartungen gibt, das unterschreibe ich 100 %-ig. War ich damals der Meinung, die Beziehung wird nichts, weil ich nichts tauge, habe ich alles dran gesetzt, damit diese Erwartungshaltung eintritt. Mein heutiger Mann hielt durch, er ließ sich dadurch nicht vertreiben. Vertraue ich sonst schwer, hat er mein Vertrauen. Seitdem hat sich das gebessert.

Alo an alle, die dieses hier vielleicht auch mit diesem Problem lesen: teilweise habt ihr es in der Hand, wie sich etwas entwickelt. Seht ihr das Leben nur negativ, wird es negativ. Auch wenn es schwer fällt, lasst etwas los und etwas geschehen. Ich habe es überlebt, es geht.

Eltern: mit 24 Jahren zog ich aus. Extra 240 km in eine andere Stadt zum Studium (was ich später aufgab, denn eigentlich wollte ich nur fort und das war ein guter Grund). Allein auf mich gestellt, 240 km von zuhause entfernt, ging es bergauf mit mir. Im Studium fand ich Mitkomilitonen, mit denen ich mich traf, etwas unternahm.

In einer der ersten Nächte hatte ich folgenden Traum: Meine Mutter wäre zu mir in mein Untermietzimmer gekommen und versuchte mich zu töten.

Schöner Traum? Oder? Ich denke, das sagt einiges, warum ich den Kontakt Jahre später abbrechen musste.

Mitte 30 hatte ich eine Fehlgeburt. Frage von meiner Mutter: Hast Du abgetrieben?

Ende 30 musste mir meine Gebärmutter entfernt werden. Es ist schon ein Unterschied, ob man als Frau keine Kinder haben möchte (ambivalentes Verhältnis, weil man den Roten Faden nicht weiter führen will), oder ob man keine bekommen kann. Kein Besuch meiner Eltern im 240 km entfernten Krankenhaus, dafür ein Anruf. Keine Frage: wie geht es Dir? Nein, nur Geschichten meiner gerade neu geborenen Nichte.

Kurz darauf entschied ich mich, keinen Kontakt mehr zu meinen Eltern zu haben. Er war eh schon relativ gering und wenn ich Kontakt mit meiner Mutter hatte, kam so etwas wie oben heraus.

Ansprüche an die Umwelt: Ich hatte damals mit der Heilpraktikerin offen gesprochen. Immerhin, sie war eine gute Zuhörerin. Sie, wie auch mein Mann geben euch Recht, ich erwarte wohl zu viel. Nur, leider interessiere ich mich weder für Mode, noch für Schuhe, noch für Reisen, Make up, habe keine Kinder.

Ich lese gerne, leider nicht gerade Frauenromane, schaue Filme, leider auch hier teilweise nichts "Normales", liebe Technik, liebe Philosophie, gärtnere gerne und setzte mich für Tiere ein. Daneben Thai Chi, Radfahren, Schwimmen. Tja, fast alles Sachen, die man/frau allein macht.

Von Kontakten erwarte ich heute, dass es zumindest ein paar kleine Überschneidungen gibt, sonst gibt es keinen Gesprächsstoff.

Ironie/Zynismus: Mein Humor ist etwas wie Douglas Adams (Schriftsteller). Ich hätte vielleicht noch Sarkasmus vornean stellen müssen. Sarkasmus und Ironie sind für mich eher ein Spiel mit Worten. Beides kann natürlich, vor allem mit Zynismus als Schutzwall genutzt werden. Ich persönlich liebe nur das Spiel mit Worten. Es macht mir Spaß über 3 Ecken zu denken.

Ein ehemaliger Kollege von mir kam mal mit folgendem Witz:

was ist das Gegenteil zum Spruch: der frühe Vogel fängt den Wurm?

Die 2 Maus bekommt den Käse.


Der Kollege und ich verstanden den Witz, andere leider nicht. Es geht um eine Mausefalle.

Oder versucht mal im Restaurant folgendes: Kellnerin: und? Hat das Essen geschmeckt? während sie die Teller abräumt. Antwort: Ja, klasse, ABER, der Rand war nur etwas cross. (Nudeln auf dem Teller).

Es gibt nur wenige, die folgen können, dass es sich a) um einen Witz handelte, und es sich dabei b) um den Tellerrand, in den man biss, handelte.

Gut, dachte ich, versuche einfach, solche Dinge nicht zu bringen. Trockener irnoisch/sarkastischer Humor kommt nicht gut an. Nur leider verleugne ich dann einen Teil meiner Persönlichkeit.

Und, aufgrund meiner Kindheit, wo ich anscheinend nie so sein durfte/konnte wie ich bin (man nehme den o. g. Traum), ist ein sich Verbiegen für mich wie eine Vergewaltigung meiner selbst.

Ich habe gelernt, mich zum Teil anzupassen. Es geht ja in einer Gesellschaft nicht anders. Sich teilweise anzupassen ist aber etwas anders, als Teile von seiner Persönlichkeit zu verbiegen / verbergen. Da kommen wir wieder zum Thema Nichtakzeptanz, womit ich Problme habe.

Traumtänzer: auch das steckt leider viel zu tief in mir drin. Ich sehe die Umgebung, dann fällt mir schlagartig etwas ein. Z. B. als vor Jahren die TFT-Bildschirme auf den Markt kamen. Ich sah die zum ersten Mal im Fernsehen. Mein erster Gedanke: Wow, damit kann man lebendige Bilder an die Wand bringen. Ein paar hintereinander, und man hat eine Bilderwand.

Knapp 2 - 3 Monate später gab es das als eine Dekoration in einer TV-Show.

Das ist noch das harmloseste. So geht es bei mir ständig. Habe ich solche Ideen, habe ich das Gefühl, mein Kopf platzt, ich muss Gedanken raus lassen, damit neue nachkommen. Also schwer, das anderen nicht irgendwann auf die Nase zu binden.

Tja, was macht man, wenn man Vereine nicht ausstehen kann? Das wäre ein Ort, um Bekanntschaften zu schließen. Zudem mich die meisten Vereine: Karneval, Landfrauen, Musikverein (kann eh nur meine Gitarre quälen = kann nicht richtig spielen), Turnen (geht teilweise wegen angeborenen Rückenproblemen nicht), nicht.

Übers Internet: habe ich versucht. Nur leider bisher nur Menschen kennen gelernt, die mit Introvertierten, bzw. meinem Bedürfnis, auch sehr häufig allein zu sein, nicht zurecht kommen.

VHS Kurse: in den Kursen wo ich war, hatte ich immer das Gefühl, kommen die Teilnehmer eh in einem Pulk von Bekannten an. Da finde ich es schwer, rein zu kommen.

Thai Chi Kurs: da ist eher der Thai Chi im Vordergrund als Bekanntschaften. Vor allem aus Thai Chi kann nichts anderes erwachsen.

Aqua Jogging: bin erst das 2 x dabei. Zumindest spreche ich mit den Teilnehmern während wir durch das Wasser joggen.

Nachbarschaft? Wir leben in einem Dorf mit 900 Einwohnern. Die Straße bei uns ist geteilt. Man spricht nur bis zur Hälfte der Straße mit den jeweiligen Nachbarn. Nun ja!

Habe erst vor kurzem eine Anzeige aufgegeben, dass ich Leute suchen, die mit mir kurze Radwanderungen machen, denn das dürfte mehr Spaß machen, als allein zu fahren. Da stört es auch nicht, wenn es nur um das Hobby Radeln geht.

Arbeiten im Tierheim? Habe ich schon dran gedacht. Nur, um TH sollte ich aus Erfahrungen einen großen Bogen machen, sonst leben hier mehr Hunde und Katzen als Menschen (Äh, tun sie sowieso, 2 Menschen, 3 Katzen).

Das waren die Aktivitäten die mir einfallen, Menschen außerhalb des Jobs kennen zu lernen.


Familienaufstellung? Was ist das?


Akzeptanz anderer? Ich hoffe, dass ich jeden Menschen so akzeptiere wie er ist. Ich möchte so akzeptiert werden und glaube, man kann nur das von anderen erwarten, was man selbst zu geben bereit ist.

Es gibt Dinge, die ich nicht akzeptieren kann: Gewalt gegen Kinder, Gewalt gegen Tiere, Gewalt gegen Schwächere, Ungerechtigkeiten jeglicher Art, sich Tiere oder Kinder "anschaffen" und dann keine Verantwortung für diese übernehmen zu wollen. Das ist ein kleiner Auszug, aber hier bin ich dann leider sehr strigent.

Jeder soll leben, wie er glücklich wird. Ich hoffe, ich schaffe es, keinen Menschen zu verurteilen. Auch Trinker, Drogenabhängige usw. nicht. Mich interessiet bei ihnen eher, warum sie so gworden sind, wie sie heute sind.

Trotzdem ich versuche, Menschen zu akzeptieren, weil ich selbst akzeptiert werden will, bedeutet es lange noch nicht, dass ich Freundschaften mit ihnen schließen möchte.

Für mich gibt es da schon einen großen Unterschied.

Kann ich Freundschaft mit jemanden schließen, den ich nicht akzeptiere? Die ehemalige Kollegin von Posting 1 hatte etwas gemacht, was ich nicht akzeptieren konnte. Sie konnte ich mir nicht als Freundin vorstellen. Ging aber auch aus anderen Gründen nicht, wir hatten keine Gemeinsamkeiten ausser dem gleichen Arbeitgeber.

Ansonsten ist dies eine schwere Frage, weil ich noch nie darüber entscheiden musste.
 
AW: Introvertiert und Freundschaften? (Achtung lang)

Ich habe gelernt, mich zum Teil anzupassen. Es geht ja in einer Gesellschaft nicht anders. Sich teilweise anzupassen ist aber etwas anders, als Teile von seiner Persönlichkeit zu verbiegen / verbergen.




Es gibt Dinge, die ich nicht akzeptieren kann: Gewalt gegen Kinder, Gewalt gegen Tiere, Gewalt gegen Schwächere, Ungerechtigkeiten jeglicher Art, sich Tiere oder Kinder "anschaffen" und dann keine Verantwortung für diese übernehmen zu wollen. Das ist ein kleiner Auszug, aber hier bin ich dann leider sehr strigent.

Jeder soll leben, wie er glücklich wird. Ich hoffe, ich schaffe es, keinen Menschen zu verurteilen. Auch Trinker, Drogenabhängige usw. nicht. Mich interessiet bei ihnen eher, warum sie so gworden sind, wie sie heute sind.

Trotzdem ich versuche, Menschen zu akzeptieren, weil ich selbst akzeptiert werden will, bedeutet es lange noch nicht, dass ich Freundschaften mit ihnen schließen möchte.


In diesen Punkten sprichst du mir aus der Seele!!!

Ich finde es auch nicht schlimm introvertiert zu sein,
ich mag auch die Ruhe,für mich sein,
das heißt ja nicht daß man nichts im Kopf hat,nichts Sinnvolles tut.

Ich habe eigentlich ein "heiles" Elternhaus,
meine Eltern sind um die 70 und sehr aktiv in Vereinen,Vorstandsarbeit,
treten Karneval auch auf und solche Sachen,
dafür bewundere ich sie sehr,
ich selbst bin aber gar nicht so,
stehe auch nicht auf Vereine weil da immer irgendeiner was zu meckern hat,
meistens die die eh nichts zum Vereinsleben beitragen,
die setzen sich nur hin und schauen ob es was daran auszusetzen gibt was andere mühevoll organisiert haben.

Ich bin auch eher ruhig,wo mehrere Menschen zusammen sind haben irgendwie immer andere die "größere Klappe".
Aber schlimm finde ich das nicht.
Wer mich kennt und mag tut das auch so,
ohne daß ich den Larry machen muß.

Ja was ich sagen will ist daß ich oft sage

"ich bin falsch auf diesem Planeten"

Aber irgendwie versucht man doch das Beste daraus zu machen.....
 
AW: Introvertiert und Freundschaften? (Achtung lang)

Bright schrieb:
Bis heute habe ich 3 Psychotherapien gemacht. 1 bei einem Priester, 2 bei einem Psychologen, und noch 1 x ein Gespräch bei einer Heilpraktikerin, weil sich bei mir Stress über die Blase zeigt (Stressblase).
Schade, dass es nichts gebracht hat.
Bright schrieb:
In einer der ersten Nächte hatte ich folgenden Traum: Meine Mutter wäre zu mir in mein Untermietzimmer gekommen und versuchte mich zu töten.
für dich war es gut den Kontakt abzubrechen.
Vielleicht kannst du dich aussöhnen.
Du kannst systemisches Familienstellen nach Hellinger mal googeln. Es gibt viele Seiten. Es passt genau auf dich "Ohne Wurzeln keine Flügel". Lass dich nicht von den Gegnern von Hellinger abschrecken. Lies es dir einfach mal nüchtern durch um was es geht. Es geht um das, was wirklich ist - nicht wie es nach aussen scheint. Um familiäre Verstrickungen und um die Seelen - mal in Kurzform. Keine Seele hält das aus, was du mitgemacht hast. Deswegen kannst du dir es besser anschauen und vielleicht etwas im Familiensystem unterbrechen.


Bright schrieb:
Ironie/Zynismus: Mein Humor ist etwas wie Douglas Adams (Schriftsteller). Ich hätte vielleicht noch Sarkasmus vornean stellen müssen. Sarkasmus und Ironie sind für mich eher ein Spiel mit Worten. Beides kann natürlich, vor allem mit Zynismus als Schutzwall genutzt werden. Ich persönlich liebe nur das Spiel mit Worten. Es macht mir Spaß über 3 Ecken zu denken.

Ein ehemaliger Kollege von mir kam mal mit folgendem Witz:

was ist das Gegenteil zum Spruch: der frühe Vogel fängt den Wurm?

Die 2 Maus bekommt den Käse.


Der Kollege und ich verstanden den Witz, andere leider nicht. Es geht um eine Mausefalle.

Oder versucht mal im Restaurant folgendes: Kellnerin: und? Hat das Essen geschmeckt? während sie die Teller abräumt. Antwort: Ja, klasse, ABER, der Rand war nur etwas cross. (Nudeln auf dem Teller).

Es gibt nur wenige, die folgen können, dass es sich a) um einen Witz handelte, und es sich dabei b) um den Tellerrand, in den man biss, handelte.
Ich lach mich schlapp, am meisten über die Kellner, die das nicht verstehen. Mein Vater ist auch so einer. Ganz wenige Bedienungen verstehen seine Witze.
Bright schrieb:
Gut, dachte ich, versuche einfach, solche Dinge nicht zu bringen. Trockener irnoisch/sarkastischer Humor kommt nicht gut an. Nur leider verleugne ich dann einen Teil meiner Persönlichkeit.
Ich sach mal jein. Ich bleibe dabei, das hat nichts mit verbiegen zu tun, das hat mit deiner Kindheit und einem Selbstschutz zu tun. Du kannst nicht mehr anders.
Bright schrieb:
... Also schwer, das anderen nicht irgendwann auf die Nase zu binden....
Was explizit hält dich von der Ausführung ab?
Bright schrieb:
Tja, was macht man, wenn man Vereine nicht ausstehen kann? Das wäre ein Ort, um Bekanntschaften zu schließen. Zudem mich die meisten Vereine: Karneval, Landfrauen, Musikverein (kann eh nur meine Gitarre quälen = kann nicht richtig spielen), Turnen (geht teilweise wegen angeborenen Rückenproblemen nicht), nicht.
Die VHS Erfahrung habe ich auch gemacht, aber ich habe mittlerweile einen anderen Kurs bei der VHS gefunden, in dem es nicht so ist. Selten aber wahr. Wie ist es mit
so Radfahrvereinen, das ist auch oft ganz locker, wie heißt das ADFC oder so.
Bright schrieb:
Nachbarschaft? Wir leben in einem Dorf mit 900 Einwohnern. Die Straße bei uns ist geteilt. Man spricht nur bis zur Hälfte der Straße mit den jeweiligen Nachbarn. Nun ja!
Man und du auch? Wonach wäre dir?
Bright schrieb:
Familienaufstellung? Was ist das?
Siehe oben.
Bright schrieb:
Trotzdem ich versuche, Menschen zu akzeptieren, weil ich selbst akzeptiert werden will, bedeutet es lange noch nicht, dass ich Freundschaften mit ihnen schließen möchte.
Nein, das sage ich ja auch nicht, es hörte sich für mich nur so an. Entschuldigung.
Bright schrieb:
Kann ich Freundschaft mit jemanden schließen, den ich nicht akzeptiere? Die ehemalige Kollegin von Posting 1 hatte etwas gemacht, was ich nicht akzeptieren konnte. Sie konnte ich mir nicht als Freundin vorstellen. Ging aber auch aus anderen Gründen nicht, wir hatten keine Gemeinsamkeiten ausser dem gleichen Arbeitgeber.
Also akzeptierst du ja doch nicht.
Vielleicht gibt es nur Dinge an einem Menschen, die du nicht akzeptieren kannst, aber gleich den ganzen Menschen ablehnen.
Meine Freundin hat einige Dinge getan, die ich echt nicht akzeptiere und auch nicht nachvollziehen kann, aber trotzdem bleibt sie meine Freundin.
Eberesche
 
AW: Introvertiert und Freundschaften? (Achtung lang)

Liebe Bright!

Ich versuchs mal wieder mit blindem Drauflosschreiben, was mir so einfällt zu Deinem Beitrag. Wenns nicht passt, bitte ignorieren.

Die Dinge, die Du schreibst, die Dich beschreiben sollen, hören sich für mich völlig normal an.

Dennoch gibt es eine Schwingung bei Deinen Zeilen, die auffallend ist. Du schreibst zwar, Du möchtest die Menschen verstehen, bist auf der anderen Seite jedoch offensichtlich konsequent bis hin zu einem Grad, der Verstehen ausschließt. Ein wenig habe ich das Gefühl, Du versteckst mit Worten die Essenz. Schöngeredet ist nicht schön, sondern zugedeckt.

Den Traum von Deiner Mutter hatte ich oft - allerdings mit meinem Vater, der mich als Zombie verfolgt und uns Kinder fressen wollte. Mein Hintergrund ist ähnlich dem Deinigen, was die Kindheit betrifft. Ich komme aus einem - sagen wir gewaltbereiten - Milieu und habe lange Zeit gebraucht, diese Dinge zu verarbeiten.

Heute habe ich ein gutes Verhältnis zu meinen Eltern, ich würde es auch als liebevoll bezeichnen - von beiden Seiten. Der Weg dorthin war in erster Linie auch durch den Willen gepflastert, nicht nur verstehen zu wollen, sondern auch zu verstehen.

Und dazu gehört in erster Linie die Heilung der eigenen Wunden. Erst dann ist es möglich (zumindest war es bei mir so), sich die Wunden der anderen anzusehen - mit dem Blick, dass kein Mensch es "böse" meint, sondern nicht anders kann - aufgrund seiner eigenen Geschichte, durch die er durch musste.

Ich würde Dir gerne - ähnlich wie Eberesche - auch raten, Dich mit dem Thema systemischen Familienstellung auseinanderzusetzen.

Liebe Grüße
Reinfriede
 
AW: Introvertiert und Freundschaften? (Achtung lang)

Familenzusammenführung:

geht leider nicht mehr, denn meine Mutter starb vor 3 Jahren und meine Oma ist seit mehreren Schlaganfällen vor 5 Jahren nicht mehr bei klarem Verstand.

Damit sind 2 Hauptakteure "roter Faden" weg.

Ich werde mir es im Internet aber mal ansehen.

Meine Mutter verurteilte ich seit Jahren nicht, weil ich denke, dass sie Probleme mit sich und ihrem Leben hatte. Das ich den Kontakt abbracht bedeutete auch nicht, dass ich nie wieder Kontakt mit ihnen haben wollte, sondern nur, dass ich mal wissen wollte, wer ich bin, ohne mir einreden zu lassen, wie dumm und unnütz ich doch bin. Tja, ihr Tod kam dazwischen. Aber, wer hätte gedacht, dass heute jemand mit 62 Jahre stirbt? Da hat man normalerweise noch Zeit.

Diese Kollegin: selbst, wenn sie nicht konsequent etwas getan hätte, was ich nicht gut heisse, wir wären nicht mit einander ausgekommen. Sie liebt Fußball - ich hasse es, sie liebt Karneval - ich hasse es, sie musste ständig während der Arbeitszeit auf ihrem I-Pod herumtippen - die Arbeit blieb liegen. Sie verstand meinen Humor überhaupt nicht, also ließ ich es usw. usw. usw. Sie und ich sind ganz unterschiedlich. Das gibt es einfach. Die Chemie passt einfach nicht. Trotzdem konnten wir miteinander sprechen.

Ein Nachbar von mir (gegenüber = in meiner Hälfte der Straße) ist nett. Ich unterhalte mich mit ihm, wenn ich ihn sehe. Leider erzählte er mir - und fand es ja soooooooooo lustig, wie er vor Jahren eine Katze mit dem Mähdrescher erwischt hätte. Die sei 10 m hoch und weit gefolgen, halb tot davon gerannt und man habe sie Tage lang nicht gesehen. Man sei davon ausgegangen, sie sei krepiert. Dann aber sei sie doch wieder aufgetaucht. Gerade bei der Stelle, wie die Katze halb tot durch die Luft fliegt, fängt er zu lachen an.

Tut mir leid, darüber kann ich nicht lachen, da ich hier eher die Katzen aufsammle und behandeln lasse. Und ja, ich verurteile das, nicht, dass die Katze verletzt wurde, sondern dass man ein Lebewesen einfach verwundet irgendwo liegen lässt.

Trotzdem, er ist nett ich verurteile nur diese Tat, aber nicht den ganzen Menschen, ich spreche weiter mit ihm. Da es nichts nutzt, werde ich auch keineswegs meine Meinung hierzu kund tun. Hoffe nur, dass er mir nicht noch einmal eine solche Geschichte erzählt, denn durch das krampfhafte Lächeln bekam ich dann doch Gesichtszuckungen.

Dorf: Alteingesessene und Neuzugezogene. Das ist bei 900 Einwohnern das größte Problem. Nein, wir sprechen mit Nachbarn ganz oben an der Straße.

Der Traum mit dem Zombie stelle ich mir grauenhaft vor. Wenn ich das so lese, würde ich fast sagen, das Alkohol auch eine Rolle spielte. Für mich wäre das die Figur einer leeren gewaltbereiten Person, die nichts mit der sonst realen zu tun hat.
 
AW: Introvertiert und Freundschaften? (Achtung lang)

Liebe Bright!

Nur ganz kurz, ich bin leider ein wenig im Stress, aber das erscheint mir doch wichtig:

Familenzusammenführung:

geht leider nicht mehr, denn meine Mutter starb vor 3 Jahren und meine Oma ist seit mehreren Schlaganfällen vor 5 Jahren nicht mehr bei klarem Verstand.

Damit sind 2 Hauptakteure "roter Faden" weg.

Ich werde mir es im Internet aber mal ansehen.

Familienaufstellung ist etwas anderes. Da gehts darum, in einem energetischen Feld (Bühne genannt) Stellvertreter aufzustellen, die gewisse Verflechtungen sichtbar machen können.


Wenn ich das so lese, würde ich fast sagen, das Alkohol auch eine Rolle spielte.
Jepp, gut gefühlt.

Liebe Grüße
Reinfriede
 
AW: Introvertiert und Freundschaften? (Achtung lang)

So, habe mir die systemischen Familienstellung mal im Internet angesehen.

Gemäß den Psychologen weiß ich schon richtig einzuschätzen, woher meine Problme kommen. Das die mir nicht richtig helfen konnten, denke ich, lag daran, sie ließen mich nur reden.

Ich will/muss lernen. Dazu muss ein Gedankenaustausch stattfinden. Bei nur sprechen geht das natürlich nicht.

Über eine Verhaltenstheraphie hatte ich nachgedacht, wo ich andere Verhaltensweisen lerne. Über das wieso und warum meiner Problem habe ich lange genug gegrübelt :))

Vielleicht sollte ich mir auch mal klar machen, dass auch andere Menschen Komplexe haben: wie wirke ich auf andere? werde ich abgewiesen? .............

Ich denke für mich, ich werde ab März hier beim Sportverein mitmachen, damit ich auch mal Dörfler kennenlerne, die nicht in unserer Straße wohnen. Egal, ob sich da etwas entwickelt oder nicht.

Trotz alldem glaube ich fest daran, dass jeder Kontakt zu einem Menschen nie vertane Zeit ist. Jeder Mensch, ob man etwas mit ihm anfangen kann oder nicht, hat dir etwas zu geben und wenn du bereit bist, dich darauf einzulassen, kannst du einfach nicht verlieren.

Auch wenn das vielleicht unglaubwürdig klingt. Ich bin einfach davon überzeugt.
 
Gestern waren wir zur Geburtstagsfeier meiner Schwester. Ja, seit Ende 2010 habe ich wieder leichten Kontakt zu ihr.

Mein Vater war dort, mein Bruder mit seiner neuen Freundin (deren 2 Kinder), die Schwiegereltern meiner Schester und mein Schwager.

Ich frage mich ja immer wieder: was an meinem Verhalten ist introvertiert und was resultiert aus meiner Kindheit?

Das ich objektiv gesehen genügend Zeit hätte, mich mit Menschen zu treffen, subjektiv aber finde, 1 - 2 x im Monat reichte ein Kontakt, das dürfte Introvertiertheit sein. Ich genieße das Alleinsein sehr. Der Garten, die Tiere, die Ruhe. Zu viele Menschen, zu häufig, ermüden mich. Dieses - für viele nicht verständliche asoziale Verhalten - dürfte dann auf die Introvertiertheit zurück zu führen sein. Leider habe ich nur die Erfahrung gemacht, dass viele Menschen dieses Bedürfnis nicht verstehen und keinen Kontakt mit mir haben möchten, da ich zu wenig präsent bin.

Gut, aber gestern?

Meinen Vater habe ich das letzte Mal vor ca. 2 Jahren gesprochen, meinen Bruder desgleichen. Beide wissen wo ich lebe, meine Telefonnummer, keiner meldet sich, weder zu den Feiertagen, noch zu meinem Geburtstag.

Meiner Schwester half mein Vater beim Hausbau, bei mir brachte er es nicht mal fertig, eine Gardinenstange anzubringen. Seine Entscheidung.

Gestern nun auch wieder: ich frage nur, ob er Heu brauchen könnte und mir zeigen könnte, wie ich 100 qm Wildwiese mit einer Sense bearbeite. Vergesst es, er wird nicht kommen. Meine Schwester will Gabionen, die mein Vater und Bruder für sie fertigen sollen - kein Problem.

2 Jahre kein Besuch von ihnen, nichts! Meine Schwester bekommt ständig Besuch von ihnen.

Dann, wenn ich entscheide, dass Familie keine Einbahnstraße ist, und ich für mich entscheide, so zu sein, wie die 2, werde ich vom Rest der Verwandschaft als Schlampe usw. gebrandmarkt. Für die bin ich die Böse.

Ich zahle lieber einen Gärtner Geld, der dann den Rasen senst, weil ich weiß, dass es dann passiert. Holz von meinem Vater? Ich kaufe es lieber von jemandem Fremden, dann weiß ich, ich bekomme Holz.

So saß ich dann gestern dort, und musste feststellen, dass die 2 fremden Kinder meinen Verwandten näher stehen als ich.

Zuhause dann - hatte ich das Gefühl, als ob meine sämtlichen Nervenenden am brennen wären. Am liebsten würde ich mich nur noch in ein Schneckenhaus verziehen und monatelang nicht herauskommen. Das ganze endete in einer schlaflosen Nacht.

So ging es mir in den Jahren, bevor ich den Kontakt mit der Familie abbrach immer, wenn ich sie traf.

Das schlimmste? Anscheinend muss man die Familie ehren, weil es so onvouge ist. Soll ich mir das immer und immer wieder antun? Mir die Arme zerkratzen, das Gesicht? oder sonst etwas, damit der Schmerz etwas aufhört? Soll ich wieder täglich unter Kopfschmerzen leiden? Wieder wöchentlich Krämpfe im Magen haben? Gerade die Kopfschmerzen hörten schlagartig auf, nachdem ich von zuhause weg zog.

Und der Rest der Gesellschaft? Der Familie? Ich fühle mich als Asoziale, weil ich für mich für mich entschied, endlich ein Leben ohne Schmerzen. Trotzdem fühle ich mich ausgestoßen, gebrandmarkt, weil die Situation so ist, wie sie ist. Ich bin die Böse, das schwarze Schaf, den Menschen, den man hängen müsste, weil er Vater und Mutter nicht ehrt! Sollten die Emotionalität die Kinder nicht ehren? Nö, scheint die Gesellschaft zu sagen, Du bist das Kind, die Eltern wissen, warum sie Dich schlugen, emotional misshandelten - und wenn sie Dich nicht lieben konnten, war das Dein Fehler, denn Du warst ein miserables Kind. Wenn sie Dich Selbsthass lehrte, dann haben sie Dir nur gutes getan. Mehr kannst Du von der Welt nicht erwarten, nicht, so wie Du bist. Nicht Du! Nie und nimmer!

Über Anzeigen hatte ich jemanden gesucht, der mit mir etwas unternimmt. Ich warte immer noch darauf, dass diese Frau erkennt, was für ein Stück Scheiße sich hinter einer normalen Fassade, denn immerhin die konnte ich mir in den Jahren des Nichtkontaktes aufbauen, verbirgt. Denn, meine Verwandschaft zeigt mir ja jederzeit, dass ich nichts wert bin.

Wie viel ist nun Introvertiertheit? Und was nicht angepasstes soziales Verhalten? Mein übersteigertes Bedürfnis nach Einsamkeit - Introvertiert oder asozial, wie mich die Umwelt sieht?

Und das alles, wegen nur 1,5 Stunden Zeit mit meinem Vater, Bruder, dessen neuer Flamme, Schwiegereltern meiner Schwester.

Und, sauer auf meinen Bruder bin ich auch noch. Er hat 2 Kinder. Das erste als er mit damals 18 eine 16 jährige schwängerte. Der Junge dürfte nun 16 Jahre alt sein. Mit ihm hat sich mein Bruder eigentlich nie beschäftigt. Eher mit Bier und Computerspiele. Einen weiteren Jungen mit seiner nun Ex-Frau, der nun ca. 10 Jahre alt sein dürfte. Auch da habe ich nicht gesehen, dass mein Bruder Bier und Computerspiele beiseite gelegt hätte und sich mit ihm beschäftigt hätte. ABER, heute mit den 3 Kindern seiner Neuen? Er beschäftigt sich. Ich hoffe nur, dass die 2 Söhne anders gestrickt sind als ich.
 
Hi Bright,

woow - was für ein Thread - ich nehm dich jetzt mal ganz einfach virtuell in den Arm und drück dich an meine Hexenbrust - irgendwie könnten fast alle Sätze hier von mir sein - ausser der körperlichen Gewalt - darauf waren meine Eltern immer stolz, dass sie nie eins ihrer Kinder geschlagen haben - naja, abgelehnt schon - aber geschlagen - nie nicht - wir sind ja eine ehrbare Familie ;-(

Und mir haben Familienaufstellungen geholfen - sowohl, um Frieden mit meinen Eltern zu machen - ginge auch noch nach deren Tod, weil man eh nicht mit richtigen Familienmitgliedern "arbeitet" sondern mit Repräsentanten - und bei mir auch, dass ich den Kreis unterbreche - und es nicht noch auf meine Tochter weiter geht - da unterscheiden sich unsere Geschichten auch.

Allerdings war ich mit 19 ausgezogen - weil ich heiratete, weil ich schwanger war - und weil ichs nicht mehr aushielt zu Hause - meine Tochter zog übrigens auch im Alter von 19 aus - ist noch immer Single - und hat ähnliche Themen wie ich - leider - aber wir schaffens schon noch.

Zu den Familienaufstellungen.

Meine allererste Aufstellung als Klientin war zu dem Thema "ich bin keine gute Mutter" - war mir bewusst, seit sie im Zorn ausgezogen war und wir über Jahre hinweg keinen Kontakt hatten - aber ich wusste nicht, weshalb - und bei dieser Aufstellung kam genau das raus - Mutter schon Probs - nie geliebt worden - kannte das nicht - konnte es eben auch nicht weiter geben - und bei mir detto.

Naja, änderte jetzt nicht wirklich was an meinem NichtVerhältnis zu meiner Tochter - also damals diese Erkenntnis - war einfach nur so, dass ich mich ab dan weniger "komisch" fühlte :)

Jahre später stand ich als Repräsentantin in einer Aufstellung - voll mit meinen NichtGefühlen - und kam drauf, dass es nicht nurmir so ging - war irgendwie auch erleichternd - und am selben Nachmittag stand ich als liebevolle Mutter - und mir warklar - woow - das ist n cooles Feeling - das will ich öfter haben.

Ich suchte nach Jahren wieder Kontakt zu meiner Tochter - schrieb ihr einen Brief - sandte ihn ihrem Vater mit der Bitte, dass er ihn ihr weiter leitet - und Monate später bekam ich von ihr ein SMS "Es ist noch zu früh, ich melde mich wieder." Einige Monate später rief sie an und meine "Gehen wir auf einen Kaffee?". Wir haben lange geredet - haben uns "ausgesöhnt" - und ich möchte ihre Nähe nie wieder missen.

Was ich damit sagen will - man kann diesen roten Faden unterbrechen - auch ohne dass man sich jetzt wirklich real mit der Mutter "aussöhnt" - mein Verhältnis zu meiner Mutter hat sich trotzdem verändert - ich liebe sie noch immer nicht - sie ist für mich nicht mehr und auch nicht weniger wie jede andere Verwandte.

Ich weiß nicht, wie es dazu kam, dass ich gezeugt wurde - ich wills auch gar nicht wissen - da gibt es einige Ungereimtheiten - und ich bin auch nicht sicher, ob ich überhaupt habe geboren werden sollen - aber es ist mir zwischenzeitlich egal - ich lebe - und ich geniesse mein Leben - und ich lass es mir gut gehen - oftmals ganz allein in meinem Hexenknusperhäuschen am Waldrand - mit meinen beiden Katzen.

Ich brauche keine realen Menschen dauernd um mich - mir reicht es, wenn ich ab und zu raus gehe - und mich in die Massen mische - auch in meinem Ortsteil, der knappe 100 Einwohner hat - und ich 2001 hier her zugezogen bin - mitten am Land - und noch dazu den Ruf einer Hexe hab - aber es ist mir egal - ich war vorgestern beim Osterfeuer - habe verheiratete Männer umarmt und gebusselt - und mich von den Blicken der Frauen (von den anderen, weil die jeweils eigenen haben kein Problem damit, weil sie wissen, dass ich von den Männer des Dorfes nix will ;-) töten lassen.

Ich fahre einmal proMonat zu meinen Eltern - lange Zeit fuhren wir gemeinsam, meine Tochter und ich - aber zu Beginn des Jahres gabs nen Crash zwischen ihr und meinem Vater, jetzt gönnt sie sich ne Auszeit von ihnen - ist ok - genauso wie es ok ist, wen ich mal ein Monat aussetze - wie grad eben :)

Es ist mir nicht nur gleich.gültig, sondern schlichtweg egal - sowohl, was sie von mir denken - als auch, was sie über mich erzählen - weil es ändert nix - ob ich komme oder nicht - ob ich mich bemühe oder nicht - die ganze Menscheit ist schlecht - und sie haben mich seit Jahren weder angerufen, noch besucht - und wenn ich mich ne Zeit lang nicht melde kann ich drauf wetten, dass der erste Satz ist "dich gibts eh noch?"

Ich hab mich jahrelang drüber geärgert - seit an die 3 Jahren ist es mir egal - absolut - war kurz vor meiner letzten Scheidung, da gingen sie mir derart auf den Nerv, dass ich einfach beschloss, 49 sei ein gutes Alter, um endlich die Pubertät nach zu holen - und ich war ein halbes Jahr nicht bei ihnen - dannach wars mir irgendwann wieder mal ein Bedürfnis - und seither fahr ich halt wieder ab und zu zu ihnen - sie sind zwischenzeitlich bald 87 und 89.

Aber ich lasse nichts mehr ran an mich - ich würd mir gern was anschauen bei dir - wennst magst, schick mir bitte per privater Nachricht deine Geburtsdaten - Datum + Zeit + Ort - oder schau selbst - ich könnt mir durchaus vorstellen, dass bei dir das rechte Dreieck (Emotionalzentrum) und die oberen beiden (Kopf und Ajna) weiß sind :)

Wenn dem so sein sollte, findest darüber einiges in meinem Blog über die Human Design Matrix - für mich waren diese Erkenntnisse auch mit ein Grund, dass ich jetzt viel weniger Probleme mit meinen Eltern hab als vorher - weil mir bewusst ist, dass ich von ihnen permanent emotional beeinflusst wurde - und zwar nachhaltig - und extrem negativ - und drum bin ich auch grundsätzlich immer wieder mal gern alleine - weil ich dann weiss, dass ich ich bin - und nicht von anderen konditioniert werde.

Hach - ich find es toll, dass du da bist - und freu mich, noch viel von dir zu lesen - hast du schon mal überlegt, nen Blog zu schreiben? Weil dort könntest du deine besonder Art auch ausleben - und wirklich mal probieren, wie viele andere Menschen es gibt, die damit ganz gut klar kommen.

Mir persönlich hilft schreiben oft, meine Gedanken klar zu formulieren - ich habe auch viele Erkenntnisse während des Schreibens. Und ich kenn auch eine junge Frau, die das vor Weihnachten auch für sich entdeckt hat - und die unter Pseudonym schreibt - von wegen Anonymität.

Und bitte - bleib so, wie du bist - wirst sehen, sobald du dich selbst wirklich mit allen Facetten annehmen und lieben kannst, wirst du dich mit deiner Art rundum wohl fühlen - du bist was ganz Besonderes - und auch, wen es noch nicht viele Menschen gibt, die das wahr nehmen - es werden immer mehr.
 
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Liebe Bright!

Das schlimmste? Anscheinend muss man die Familie ehren, weil es so onvouge ist. Soll ich mir das immer und immer wieder antun?

Du bist das Kind, die Eltern wissen, warum sie Dich schlugen, emotional misshandelten - und wenn sie Dich nicht lieben konnten, war das Dein Fehler, denn Du warst ein miserables Kind.

Nein, Du bist nicht schuld. Nein.

Unter "die Eltern ehren" verstehe ich etwas völlig anderes, als Schuld für sie zu tragen.

Sie sind so, wie sie sind. Sie haben getan, was sie getan haben - es ist IHR Koffer, den sie tragen. Es ist nicht Deine Verantwortung und nicht Dein Koffer.

Sie zu ehren heisst für mich, ihnen das auch zuzutrauen, dass sie ihn tragen können. Sie leben mit den Konsequenzen (die durchaus auch Kontaktabbruch bedeuten können), es ist ihre Verantwortung - und ich achte sie, indem ich ihnen zutraue, das auszuhalten.

Jede Handlung hat Konsequenzen - es sind ihre und nicht Deine.

Ich hatte mal so ein Aha-Erlebnis, als ich über meine Kindheit nachgedacht hatte. Ich war in den Augen meiner Eltern "verkehrt". Eigentlich hätten sie einen Jungen haben wollen, eigentlich waren sie überfordert mit noch einem Kind, eigentlich...to be continued.

Und ich fühlte mich lange "verkehrt".

Bis ich draufkam, dass - wäre ich keine Reinfriede geworden, sondern eine Wilma, hätte ich rote Haare gehabt statt schwarzer, wäre ich dicker/dünner sonstwas gewesen, kurz: wäre ich eine andere gewesen - es wäre dasselbe Drama entstanden.

Ich war völlig austauschbar in diesem Spiel. Es ging nicht um mich, sondern um die Rolle, in die ich hineingeboren wurde in der Familie.

Einsteils ist das vielleicht nicht schmeichelnd, wenn man erkennt, dass man völlig austauschbar ist - andernteils war es eine Erlösung für mich. Denn ich war nicht schuld. Ich war nicht verkehrt. Es lag nicht an mir.

Kinder beziehen ja leider alles auf sich - und das war mein Fehler.

Vielleicht hilft Dir der Gedanke weiter, dass Du nicht als Mensch dafür verantwortlich bist, wie sich die Eltern-Kind-Beziehung gestaltet hatte, sondern eben auch in eine Rolle hineingeboren wurdest, die jeden anderen auch hätte treffen können.

Liebe Grüße
Reinfriede
 
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