Job kündigen oder "jetzt erst recht" ?

zuckermund

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10 November 2007
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Hallo zusammen,

ich bin neu hier und würde mich freuen, wenn ihr mir ein paar Denkanstöße schreiben würdet, um mir meine Entscheidung zu erleichtern, denn meine Gedanken drehen sich im Moment nur im Kreis, ich komme zu keinem Ergebnis:

Mein Mann und ich sind dabei, auszuwandern, d.h. mein Mann arbeitet schon seit September im (europäischen) Ausland, ich wohne und arbeite auf 400€-Basis nach wie vor in Deutschland. Da ich mir im Moment noch nicht vorstellen kann, Deutschland ganz den Rücken zu kehren, hatte ich es mir so vorgestellt, dass ich für erst einmal unbestimmte Zeit pendle : d.h. von Mitte eines Monats zur nächsten Mitte arbeite ich, dann fliege ich von Mitte zur nächsten Mitte des Monats zu meinem Mann usw.......

Voraussetzung war dabei für mich, dass ich ab Januar statt auf 400€-Basis etwas darüber hinaus arbeite, um über den AG krankenversichert zu sein. Um genauer zu sein: Es handelt sich um einen einzigen zusätzlichen Arbeitstag / Monat mehr. Im Gegenzug hatte ich meinem AG vorgeschlagen, bei krankheitsbedingtem Ausfall von Kollegen ganz unkompliziert darüber hinaus einzuspringen, wenn ich in Deutschland bin. Da ich in der Vergangenheit sehr häufig, zuletzt noch im Frühjahr dieses Jahres, gefragt worden war, ob ich mir mehr Arbeitstage vorstellen könne, dachte ich, es sei eine Formsache nachzufragen. Meine direkte Vorgesetzte ( Stationsleitung) war total begeistert von meinem Vorschlag, auch mit meinen Arbeits- / Freizeitwünschen hatte sie keine Probleme.

Meine Pflegedienstleitung hat aber nun blockiert mit dem völlig unglaubwürdigen Hinweis, sie wolle lieber jemand zusätzlich einstellen. Leider weiss ich, dass sie ihre Entscheidung sehr persönlich gefällt hat und nicht an meinen fehlenden fachlichen Qualitäten oder fehlender Flexibilität festgemacht hat. Die Kollegen arbeiten zum Teil am Rand der Erschöpfung und es fehlt Pflegepersonal. Statt mich mindestens einen Tag / Monat mehr arbeiten zu lassen, bezahlt das Heim völlig unökonomisch lieber wesentlich teurere externe Kräfte. Hinzu kommt, dass bei meinem 400€-Job mehr Abgaben für den AG anfallen als sie bei einem Lohn über 400€ sein würden.....Ich überlege nun, ob ich überhaupt weiterhin dort arbeiten möchte, fühle mich fehl am Platz. Bin ich zu empfindlich?

Ich bin in einem Zwiespalt: Beiss ich die Zähne zusammen, sehe über ihre Entscheidung hinweg und geh weiterhin dort zur Arbeit, ziehe die Aufenthalte in Deutschland bzw. Ausland wie geplant (und genehmigt) durch, obwohl mir meine Pflegeleitung mit ihrer Ablehnung unmißverständlich klar gemacht hat, dass ich eigentlich unerwünscht bin bzw. geduldet bin oder soll ich ins eiskalte Wasser springen und meinem Mann hinterher ziehen? Eine neue Arbeitsstelle in der Pflege zu finden wäre nicht das Problem, aber ich habe vor so großen Veränderungen riesige Angst und bräuchte eigentlich noch Zeit, um mich mit dem endgültigen Weggang abzufinden, denn es wäre ein Weggang für immer......Ich spreche und verstehe zwar die Landessprache, aber nicht so flüssig, dass ich mir dort eine Arbeitsstelle in der hochsensiblen Pflege vorstellen könnte, andererseits liebe ich meinen Beruf sehr, würde ungern darauf verzichten bzw. einen ungeliebten anderen Job ausüben.......

Hinzu kommt, dass sich meine Arbeit eigentlich nicht "lohnen" würde, ich würde praktisch das gesamte verdiente Geld für meine Selbstverwirklichung, ausgeben : Meine Krankenversicherung müsste ich zu 100% selbst tragen und wenn ich den monatlichen Flug rechne, bleibt praktisch nichts übrig.......
 
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AW: Job kündigen oder "jetzt erst recht" ?

Hallo zusammen,

Hinzu kommt, dass sich meine Arbeit eigentlich nicht "lohnen" würde, ich würde praktisch das gesamte verdiente Geld für meine Selbstverwirklichung, ausgeben : Meine Krankenversicherung müsste ich zu 100% selbst tragen und wenn ich den monatlichen Flug rechne, bleibt praktisch nichts übrig.......


Im grossen und ganzen sagt dieser Satz doch schon alles.
Meiner Meinung nach solltest du dich lieber auf die landessprach konzentrieren , damit du schnell genug , dir einen Job in diesem land suchen kannst , der dir dann auch hoffentlich spass bereitet.
Wozu an etwas festhalten , wenn man dir Steine in den Weg legt.

Warscheinlich fällt dir das loslassen etwas schwer, (warum auch immer) aber konzentrier dich lieber auf die gegenwart und auf die Zukunft, freue dich auf das neue was auf dich zukommt und versuche dich auf das positive zu konzentrieren.

Ich kann aus erfahrung sagen ,ich habe mich mehrfach in neue abenteuer gestürzt :) , und ich möchte dies nicht missen, auch wenn vielleicht das ein oder andere negative erlebniss dabei waren. Im nachhinein jedoch gehörten sie dazu und ergeben ein gesamtbild, was ich durchaus positiv sehe.

Also hop hop, hinein ins Kalte Wasser, wenn du dich ein bisschen drin bewegt hast wird dir auch wieder warm

viel glück und viel spass wünsch ich dir, und vielleicht kramst du ja in nem halben Jahr mal diesen alten Thread wieder aus und lässt uns wissen wie es dir so ergangen ist
gruss

aus Bonn
 
AW: Job kündigen oder "jetzt erst recht" ?

Hallo Telar,
Leider sagt es sich so leicht "hopp hopp hinterher". Ja, ich würde es auch jedem so empfehlen - nur mir selbst nicht *lächel*,...... wenn nur nicht diese fürchterliche Angst vor dem Neuen wäre ! Eigentlich ist alles ziemlich ideal: Ich kenne das Land gut, ich kenne den Ort gut, die Menschen leider weniger bis gar nicht, weil ich sehr, sehr zurückhaltend bin und sehr langsam Freundschaften knüpfe. Ich habe Angst, dort zu vereinsamen und unglücklich zu werden, denn ich weiss auch : Es wartet dort niemand auf mich und wenn ich mich nicht selbst bemühe, werde ich den Rest meines Lebens einsam sein.

Ich fliegen am kommenden Donnerstag zum ersten Mal zu meinem Mann. Ich habe mich immer gefreut, wenn wir dort Urlaub gemacht haben, jetzt sehe ich der Reise mit Horror entgegen. Ich weiss, dass die Bewohner in den kleinen Ort freundlich und hilfsbereit sind. Jemand hat auch schon meinen Mann gefragt, ohne mich zu kennen, ob ich nicht ehrenamtlich eine große Veranstaltung mit organisieren kann. Ich müsste mich eigentlich freuen..... Hier in Deutschland wäre das kein Problem, ich hätte sofort ohne Zögern "ja" gesagt, Nun habe ich schon unerträgliches Herzklopfen, wenn ich nur an diese Anfrage denke. Natürlich kann ich mich nicht entziehen, ich MUSS, ABER..... Was erwartet mich? Was erwartet man von mir, der Neuen? Klar, es ist alles sehr lieb gemeint und die Menschen wollen mir helfen, mich zu integrieren. Dennoch schreit mein Inneres ganz laut "nein".

Mein Mann hat jetzt schon diverse Einladungen zu Weihnachtsveranstaltungen. Er stellt es mir frei, mitzukommen, weil er weiss, dass ich solche Veranstaltungen eigentlich nicht mag, aber ich weiss auch, er hofft, dass ich ihn begleite. Klar komme ich mit, egal wie es mir dabei geht. Und wieder kann ich mich nicht entziehen........

Ich habe mich jetzt dazu durchgerungen, mich nach Ankunft sofort nach einem auffrischenden Sprachkurs umhören. Das ist für mich das einzig Positive, das einzige nicht mit Angst behaftete. Ich weiss, dort würde ich gern hingehen und hoffentlich Menschen kennenlernen, denen es ein klein wenig genauso geht wie mir........

Wenn ich mich doch nur bis Ende November entscheiden könnte, zum Jahresende zu kündigen, wäre es mir am liebsten., denn dann bräuchte ich niemanden mehr zu sehen.... Nicht, dass ich im Zorn von meinen Kollegen gehen würde - im Gegenteil : wir sind ein super Team und ich würde fast alle sehr vermissen, aber es nagt gewaltig an mir, dass mein AG sich so verhalten hat.

Irgendwie hoffe ich auf den ganz großen Knall, die große Erleuchtung, die mir ganz klar meinen Weg zeigt und den dringenden Wunsch hervorbringt, schnell hier alle meine Zelte abzubrechen, aber bisher ist nur diese einzige große Angst da und Schlaflosigkeit.

Ja, es wird bestimmt einmal so sein, dass ich da sitzen werde und mich frage, warum ich so ängstlich war, was so schlimm war, aber bis dahin ist es ein weiter Weg. Vielen Dank jedenfalls für deine aufmunternden Worte.
 
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Liebe Zuckermund,

Klar hast du recht, es ist einfach zu sagen hopp hopp und hinterher, und lass dir was verraten, ich bin/war auch ein wenig so wie du.

Man kann die Zukunft nicht vorraussehen, und meine Ängste und Bedenken haben mich oftmals zurückgehalten etwas zu tun, worüber ich mich heute oft ärgern könnte , nunja die Vergangenheit kann mann/frau nicht ändern, aber an der Zukunft kannst du selbst arbeiten.

Als erstes hast du schon mal deinen Mann (in den du hoffentlich vertrauen hast) ich hab die Kaltwassersprünge alleine gemacht. Somit hast du doch zumindest schon mal einen Rettungsring.

Der Sprachkurs ist schon mal eine gute Sache, dort bist du mit Menschen welche auch Ihren anfang machen, und vielleicht finden sich hier auch die ersten guten bekannten .

Ich habe die Erfahrung gemacht, das überall wo ich hinzog es immer wieder super liebe Menschen gab.

Versuch dir nicht jetzt schon zusehr den Kopf zu zerbrechen, sondern nimm kleine schritte (und momentan der Grösste ist ja wohl deine Kündigung)

Mein weg führte mich in einem 10 Jahres zeitraum von Deutschland nach England von dort nach Bermuda danach wieder zurück nach England und letztendlich wieder zurück nach Deutschland. Und Muffensausen, davon kann ich ein liedchen singen hrhrhrh.
Wenn ich damals gewusst hätte was ich bis heute gelernt habe (und so alt bin ich noch nicht :) ) Dann hätte ich bei den meisten Sachen die ich gemacht habe nie so lange überlegt.

Ich denke mal , in den nächsten Tagen werden sich hier noch einige Stimmen melden , welche dir mut zu reden werden, vielleicht hilfts dir Ja ein bisschen , die für dich richtige entscheidung zu treffen.

Wenn du nicht zuuuuuuviel hier in Deutschland aufgeben musst, dann sag ich nur hab mut und freue dich der Dinge die da kommen mögen
 
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Hi Zuckermund,

erst mal Hut ab vor deinem anspruchsvollen Beruf und vor der mutigen Entscheidung auszuwandern!

Ganz spontan würde ich sagen:
gehe gleich den großen Schritt ohne die teilweise Absicherung im Noch-Zuhause.

Das eigenartige Verhalten deines Arbeitgebers kannst du auch als Wink des Schicksals verstehen und sollte deine Entscheidung erleichtern.

Das, was du beschrieben hast über die Bedingungen in der neuen Heimat und was dich dort erwartet klingt alles sehr positiv und ist doch gut strukturiert von dir und deinem Mann.

Ich bin gespannt, wie du dich entscheiden wirst - vielleicht lässt du es uns ja wissen!

Liebe Grüße,
Karin
 
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Ich bin nun wieder zurück in Deutschland. Und : Nein, ich habe nicht gekündigt. Warum nicht? Ich habe lange mit mir gekämpft und viel nachgedacht.

Ich lasse mich nicht aus dem Job herausmobben, denn so habe ich es im November empfunden und ich empfinde es immer noch so. Ich habe meinen eigenen Kopf. Ich gehe dann, wann es MIR passt, auch wenn der AG nicht so mitspielt wie ich es erhofft habe. Er spielt immerhin so mit, dass ich von Mitte des Monats zur nächsten Monatsmitte arbeite und anschließend bis zur Mitte des Folgemonats für mindestens 4 Wochen zu meinem Mann fliegen kann.. Und deshalb habe ich mir vorgenommen, zum Sommer oder spätestens nach dem Sommer zu kündigen, So lange werde ich pendeln.

Ich bin sicher, dass ich dann einen Job bekommen werde - egal welchen, Hauptsache ich traue ihn mir zu. Es muss nicht in der Pflege sein. Es darf auch etwas ganz anderes sein.
 
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