Kind im Kaufrausch und Eltern beklaut

Liebe Minette!

Ihre Gründe für das klauen waren „das Geld ist immer so schnell weg“. Da hat sie durchaus Recht. Diese Erfahrung mach ich jeden Monat. Wenn ich mir allerdings ansehe, für was das weggeht, bin ich der Meinung, dass sie ihre Einkäufe eher mal etwas überdenken sollte.

Ich weiss nicht, ob es ein Patentrezept ist, aber es wirkte bei mir gut. Da ich auch aus eher ärmlichen Verhältnissen (eher ist eigentlich falsch, wir waren als Kinder bitterarm) komme und mich auch erst hocharbeiten musste, konnte ich mir, gerade in der Anfangszeit der Berufstätigkeit nicht viel leisten, war allerdings in einem Job, in dem Kleidung relativ wichtig war.

Von der Wohnung bis zum Büro ging ich zu Fuß und unglücklicherweise noch durch 2 Einkaufsstraßen. Jeden Tag sah ich die schönsten Kleider in den Auslagen *seufz*....

Mir hatte es unheimlich geholfen, mir bewusst diese Kleider täglich lange und ausgiebig anzusehen. Bei 90% davon hatte ich nach einer Woche genug davon, sie gefielen mir gar nicht mehr - ich hatte mich sattgesehen, so als würden sie schon ewig in meinem Kleiderschrank hängen.. Bei den wenigen, die mich dann immer noch reizten, ging ich in das Geschäft, probierte es an und kaufte sie aber dennoch noch nicht. Ich schlich noch eine gewisse Dauer immer an der Auslage vorbei. Erst, wenn ich sie richtig lange angeguckt hatte, kaufte mir dieses eine Stück. Oft hatte ich dann auch noch das Glück, dass es inzwischen als Ladenhüter reduziert worden war.:cool:

Geduld war und ist mein bester Freund. Wenn Deine Tochter shoppen geht, so hilft ihr vielleicht diese Methode, etwas wirklich öfters anzusehen oder anzuprobieren, bevor sie es kauft. Sehr viele Wünsche erledigen sich damit von alleine, die Dinge werden uninteressanter und Fehlkäufe (weil Spontankäufe) damit vermieden. Also bei einer Shoppingtour immer zu sagen: Das kauf ich vielleicht beim nächsten oder übernächsten Mal, wenn es mir dann noch immer gefällt..


Zum Abschluss möchte ich mal noch den Vorschlag meines Mannes zur Rückgabe der gekauften Sachen hier Vorstellen und um Eure Meinung bitten.
Demnächst steht ein Jahrestag an (Adoption der Tochter durch meinen Mann). Er hat den Vorschlag gemacht, ihr diese Sachen abzukaufen und sie ihr somit zum Geschenk zu machen. Für mich beinhaltet dieser Vorschlag eine gewisse Inkonsequenz. Andererseits weiß ich genau, dass mir die Rückgabe der Sachen mindestens genau so weh tut wie ihr und ich würde ihr die Sachen wirklich gönnen.
Liebe Grüße, Minette

Hier würde ich an Eurer Stelle mit Eurer Tochter darüber reden. Die Idee, sie dadurch von den Rückzahlungen zu befreien, wäre sicherlich überlegenswert, aber sie sollte meiner Meinung nach zumindest an das ehrliche Versprechen von ihr gekoppelt sein, in Zukunft das Portemonnaie von Euch unberührt zu lassen. Sodass es wirklich ein Deal wird, mit ihrem Einverständnis.

Es könnte nämlich auch leicht sein, dass Eure Tochter inzwischen die Sachen gar nicht mehr möchte, weil sie emotional negativ belegt sind.

Liebe Grüße
Reinfriede
 
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Normalerweise würden wir nicht stundenlang an den Hausaufgaben sitzen. Die meiste Zeit geht für Diskussionen drauf. Die eigentlichen Hausaufgaben wären in der Regel schnell erledigt. Ich habe das Gefühl, dass sie ständig im Hinterkopf hat nicht genug Freizeit zu haben,

Kenne ich, diese Diskussionen ...
Ich würde versuchen, diese auf ein Minimum zu reduzieren, denn die gefühlte Zeit, die sie (Ihr) damit verbringt, ordnet sie
automatisch der Hausaufgaben-Zeit zu. Sie müsste erkennen, dass das Diskutieren tatsächlich ihre Freizeit beschneidet.

Lehrersprechtag [...] Das werde ich dann schnellstens nachholen,
obwohl ich mir nicht wirklich viel davon verspreche

Vielleicht kannst Du versuchen, weniger voreingenommen zu sein, was das verwertbare feed-back der Lehrer betrifft.

Oft erkennt man auch in den Aussagen ein Verhalten o.ä., welches Erkenntnisse bringt.
Bei "meinem" Elternsprechtag zB habe ich erfahren, dass meine Tochter meist in der hintersten Reihe sitzt - zwischen
ihren besten Freundinnen. Da sie sich sowieso leicht ablenken lässt, war die Kombination alles andere als förderlich für
die Aufmerksamkeit. Sie hat sich dann nach vorne gesetzt, was ziemlich schnell für eine bessere Mitarbeit gesorgt hat.
Auch haben mir viele Lehrer bestätigt, dass sie rasch "die Flinte in's Korn wirft", was ich so eigentlich nie bemerkt habe.
Also arbeiten wir am "nicht aufgeben" und am "Biss" ;--)

Wenn man da immer nachgibt (so wie ich) wird man irgendwann nicht mehr ernst genommen.

Kommt wohl immer auf die Wichtigkeit der Sache und auf die Situation an sich an.
Wie wirkt sich Deine Nachgiebigkeit denn aus?
Hast Du tatsächlich das Gefühl, dass sie Dich nicht ernst nimmt?

Für gute Noten gibt es eh immer was. Für eine 4 eher nicht aber ab einer 3 gibt es immer was.

Was das Geld-Belohnungssystem angeht, bin ich und war ich immer schon zwiegespalten.
Der Grundgedanke ist nachvollziehbar im Hinblick auf eine realitätsnahe Vorbereitung auf's Erwachsenenleben.

Allerdings besteht die Gefahr, direkt den Druck (besonders bei Kindern, die eben nicht Druck-resistent sind) zu
verstärken ... "ich bin nur dann gut=verdiene Anerkennung, wenn ich entsprechend leiste".
Die Gefahr ist gegeben, dass die emotionale Wahrnehmung kippt >> "ich werde nur geliebt, wenn ich gut bin"

Aber es ist tatsächlich eine sehr individuelle und relative Sache, glaube ich.
Einem Kind, das zB in Mathe wirklich so sehr kämpfen muss, dass bereits eine positive Note (eine 4) ein
Erfolg ist, die Anerkennung zu versagen, ist mE nicht förderlich - eher demotivierend.

Da wird sie von mir ein Budget für Kleidung bekommen und mit ihren Freundinnen losziehen. Allerdings erst wenn ich weiß, dass sie auch das Gefühl für Werte hat

Meine ganz persönliche Meinung:
ich finde, mit 12 Jahren ist das keine gute Idee.
Da hat "man" (Kind) kein Gefühl für Preis-Leistungsverhältnis (woher auch?) und wohl ganz eigene Vorstellungen von dem
Begriff "Wert". Ich könnte mir denken, dass es zur Herausforderung für sie wird, möglichst viele Stücke für das Geld
zu kaufen. Das wäre dann auch nicht Sinn und Zweck der Sache.
Den Alleingang beim Shoppen würde ich frühestens mit 14 befürworten.

ihr diese Sachen abzukaufen und sie ihr somit zum Geschenk zu machen. Für mich beinhaltet dieser Vorschlag eine gewisse Inkonsequenz.

Die Idee ist interessant, aber ich würde es trotzdem nicht so handhaben.
Um unter die ganze Angelegenheit einen endgültigen und vor allem raschen Schlussstrich zu ziehen, würde ich
die Bargelderstattung im Geschäft vorziehen. Sie muss ja auch der Freundin einen Betrag zurückzahlen, und das
sollte umgehend passieren.
Auch den Gedanken von @Reinfriede - dass die Sachen emotional negativ belegt sind - finde ich nachvollziehbar.

~~

Wenn ich nochmal auf das Nägelnagen zurückkommen darf ... irgend etwas "nagt" an ihr, in ihr.
Es muss auch nicht mit der Schule zusammenhängen.
Da Du von Adoption durch ihren Stiefvater gesprochen hast - ist denn das Verhältnis zum leiblichen Vater
ein gutes?
Ich möchte Dir mit dieser Frage nicht zu nahe treten.
Es soll keine negative Unterstellung sein, es ist lediglich ein Gedanke.
Kinder tragen - ganz allgemein - an familiären Rucksäcken oft schwerer, als man glaubt.

LG
Lucille
 
Liebe Reinfriede,
die Schilderung Deines Einkaufsverhaltens ist sehr interessant. Ähnlich habe ich es auch gemacht, allerdings eher unbewusst. Ich hab mir vor einem Kauf immer die Frage gestellt ob es denn unbedingt sein muss und bin meistens zu dem Schluss gekommen, dass es reiner Luxus ist. Das ist mir natürlich nicht immer gelungen und zu Anfang habe ich mich oft zu Ausgaben hinreißen lassen, die unnötig waren und mein Konto überzogen haben. Diese Erlebnisse schildere ich auch meiner Tochter in der Hoffnung, dass sie versteht, was ich ihr vermitteln möchte.
Liebe Lucille,
Hast Du tatsächlich das Gefühl, dass sie Dich nicht ernst nimmt?

Schwer zu sagen. Ich denke schon, dass sie mich genau in dem Moment schon ernst nimmt, dann aber alles wieder vergisst.

Wenn ich nochmal auf das Nägelnagen zurückkommen darf ... irgend etwas "nagt" an ihr, in ihr.
Es muss auch nicht mit der Schule zusammenhängen.
Da Du von Adoption durch ihren Stiefvater gesprochen hast - ist denn das Verhältnis zum leiblichen Vater
ein gutes?
Ich möchte Dir mit dieser Frage nicht zu nahe treten.
Es soll keine negative Unterstellung sein, es ist lediglich ein Gedanke.
Kinder tragen - ganz allgemein - an familiären Rucksäcken oft schwerer, als man glaubt.

Ihr leiblicher Vater ist verstorben als sie 6 Jahre alt war. Mit ihrem Adoptivvater lebten wir zu diesem Zeitpunkt bereits 3 Jahre zusammen. Sie hat ihren leiblichen Vater zwar regelmäßig gesehen, aber ein wirklich gutes Verhältnis hatte sie nicht zu ihm. Ich muss schon sagen, dass diese 3 Jahre mit Trennung und Scheidung der Eltern und dem Tod ihres leiblichen Vaters bestimmt nicht einfach waren und dass die Ursache für das Nägelkauen sein kann, hatte aber nie den Eindruck, dass sie extrem leidet. Sie hatte (bis auf die Zeit der Trennung) immer ein stabiles Umfeld. Hat auch ihren Zweitpapi sofort ins Herz geschlossen und nach dem Tod ihres leiblichen Vaters immer noch eine intakte Familie. Natürlich kann man schlecht in einen Menschen reinschauen. Ich hab mich auch immer gefragt, ob sie das Ganze wirklich so gut weggesteckt hat, wie es den Eindruck machte. Schien aber tatsächlich so zu sein.

Was das Behalten/nicht Behalten der gekauften Sachen betrifft, werde ich nochmal mit ihr reden und hören, ob ihr an dem ein oder anderen Teil etwas liegt.
Ich danke Euch für Euer offenes Ohr und Eure Anregungen. Es ist für mich schon wichtig auch mal andere Sichtweisen zu hören. Kein Mensch ist perfekt und wird es auch nie sein. Ich nicht und meine Tochter auch nicht. Dennoch möchte ich ihr so gut es geht den richtigen Weg zeigen.
Lieben Gruß
Minette
 
.... habe ich mich oft zu Ausgaben hinreißen lassen, die unnötig waren und mein Konto überzogen haben. Diese Erlebnisse schildere ich auch meiner Tochter in der Hoffnung, dass sie versteht, was ich ihr vermitteln möchte.

Ich verstehe Deine Intention sehr gut.

Das bringt mich zu meiner eigenen Mutter, als Kriegskind mit vielen Entbehrungen aufgewachsen.
Sie hat als Erwachsene dann immer soetwas wie Angst gehabt (hat es heute noch), überhaupt Geld auszugeben, geschweige denn, zuviel.
Vor dem Hintergrund durchaus verständlich.

Bei mir hat das letztendlich zu dem sehr lebhaften Wunsch geführt, SO nicht leben zu wollen.
Was wiederum zur Folge hatte, dass ich unverhältnismäßig viel Geld für Luxus ausgegeben habe, sobald das dafür verwendete
Geld mein eigenes war.
Ich habe mir eingeredet, dass ich mir das wert sein darf ;--))
Ehrlicherweise rechtfertige ich auch noch heute damit meine Affinität zu gewissen Labels ;)

Sorry, das war jetzt etwas OT.

LG
Lucille
 
hey, ich habe das selber mal gemacht, dass ist ein egoistisches verhalten, aber man will auf nichts verzichten und sich alles kaufen..und wenn man weiß, dass die eltern genug geld haben, dann denkt man, das stört den ja nicht und die merken das nicht. aber ich hatte schlechten umgang und meine freunde haben mir das vorgemacht. aufjedenfall immer das geld nachzählen, nicht dass das zur gewohnheit wird und auch nicht so viel geld ist. auch der oma bescheid sagen. ich würde euch raten, dass ich eurem kind aufgaben im haushalt gebt und sie sich somit geld dazu verdienen kann. damit sie mit geld umzugehen weiß. anscheid hat sie ihrer meinung nach zu wenig geld.

lg
 
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Hallo Minette,
ich habe Verständnis, Mitgefühl für die geschilderte Situation. Aus persönlicher Erfahrung (6 Kinder) sage ich Dir, daß es halt seine Zeit dauert, bis unsere Kleinen durch die Pupertät sind, alles, auch im Gehirn, recht wieder zusammen gewachsen ist, sich angepasst hat. Bei Einigen war es so, daß wir die Schwierigkeiten selber meistern konnten, bei Dreien haben wir Hilfe von außen geholt, Ergotherapeut, Psychater, Kinesiologin. Letzters war besonders fruchtbar, weil es hier dann auch um alle ging, also eine systemische Familienaufstellung.
Mittlerweile gibt es auch einige, gute Bücher im Handel und in der Bücherei, Thema: (so ungefähr) Hilfe, mein Kind ist in der Pupertät ... Für Mama und Papa zum besseren Verständnis und auch als Anleitung zur liebevollen Konsequenz.

Ich sende Euch Frieden.
 
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