Liebeskummer durch Wut ersetzen?

voelkerball

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13 Juli 2012
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Hallo,

nach der von mir ungewollten Trennung von meiner Freundin, leide ich wirklich an Liebeskummer, Panikattacken überfallen mich, Verzweiflung, Trauer. Ihr kennt das wahrscheinlich alles.
Meine Ex-Freundin meint, dass ich sie loslassen soll, soll mir halt die negativen Seiten an ihr vorstellen, dann wäre es einfacher.
Aber kann man Liebe dadurch "heilen", dass man wütend wird? Hilft das denn langfristig?

Oder gilt wieder einmal, die Zeit heilt alle Wunden, wobei das nur ein sehr schwacher Trost ist.
 
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Also meiner Ansicht nach bearbeitet man Gefühle am Besten dadurch, indem man sie fühlt - indem man sie "zu Ende" fühlt.

Also sich nicht gegen die Verzweiflung und Trauer wehren, aber sich auch nicht von ihnen überwältigen lassen,
sondern zu ihnen "Ja" sagen, nachspüren, an welcher Stelle im Körper sie eigentlich sitzen,
und sie einfach da-sein-lassen, sie einfach nur fühlen.
Ohne etwas damit oder dagegen tun zu müssen.


Ich hatte auch mal ziemliche innerliche Probleme mit einer Trennung. (Und das, obwohl es nur eine sehr kurze Beziehung war, die eigentlich schon vorbei war, ehe sie richtig los ging.)

Meine damalige Therapeuten fragte mich, wie lange ich mir Zeit dafür geben will, die Trennung innerlich zu vollziehen und ihr nachzutrauern.
Ich konnte zunächst mit der Frage nichts anfangen.
Doch dann spürte ich in mich hinein, und meine innerliche Antwort war dann "3 Wochen".
Ich habe mich dann gegen den Schmerz nicht gewehrt, und nach 3 Wochen wurde mir dann tatsächlich bewusst, dass das Ganze inzwischen schon deutlich verblasst war.
 
...Panikattacken überfallen mich...Aber kann man Liebe dadurch "heilen", dass man wütend wird?
dir wird jetzt nicht gefallen, was ich schreibe aber wenn dich panikattacken überfallen, dann waren in eurer beziehung bzw. in deiner beziehung zu der ex destruktive muster am werk und die erwachsene liebe war zweitrangig.

panikattacken haben etwas mit übermäßigen verlustängsten und einer nicht vollendeten erwachsenwerdung des ich zu tun. man wiederholt ein muster aus der kleinkindphase und macht sich abhängig und meint, die abwendung des in anführungsstrichen 'geliebten' würde die existenz bedrohen. wenn man in eine angsterkrankung oder störung nach der trennung geht, hat man den partner in der regel unbewusst ale elternteil funktionalisiert.

nachdem du den anderen strang geschrieben hast, kann ich mir vorstellen, dass deine ex darauf überhaupt keine lust hatte, denn eine gesunde frau möchte partnerin sein und keine mutterrolle übernehmen. ich stimme reinfriedes beitrag aus diesem strang zu, der besagt, dass es sinnvoll sein kann, erstmal mit dir selbst ins reine zu kommen bevor du eine neue partnerschaft eingehst. ggf. mit professioneller hilfe. kann ich persönlich nur empfehlen, hat mir viel geholfen.
 
Guten Morgen,

etwas verwundert lese ich deinen neuen Thread.

Deine Ex-Freundin, die mit ihrem ihrem Leben im Hier und Jetzt nicht so recht klarzukommen scheint, gibt dir Tipps wie du am besten mit deinem Liebeskummer umgehen solltest.

Deine ehemalige Freundin besucht "Rückführungsseminare". Dort lernt sie, daß du nicht gut für sie bist, da ihr in euren "früheren Leben" schon Pobleme miteinander hattet.

Wie weltfremd ist das denn?!

Wenn die Frau mit dir Schluß machen will, dann kann sie dir das doch einfach sagen. Ansonsten sollte sie sich nicht an völlig unbewiesenen Thesen festhalten, die ihr selber nur unnötig das Leben schwer machen.

Der Tipp, den dir deine Ex-Freundin sozusagen zum Abschied noch gibt, ist wirklich die Krönung des Ganzen.
Da sollst du deinen Liebeskummer in Wut "umwandeln".

Zuerst einmal wüßte ich gerne wie das gehen soll. Schmeißt du alle Gefühle, die du für sie hast in einen Mixer, schüttelst alles gut durch - und dann kommt Wut heraus?

Liebeskummer ist ein Gefühl. Wut ist ein Gefühl. Beide Gefühle mußt du verarbeiten. Durch Liebeskummer mußt du durch. Da hilft nichts dagegen. Je nach Stärke des Gefühls, braucht es seine Zeit bis es besser wird.

Was Reinfriede dir in dem anderen Thread geraten hat, war gut und richtig.

Ich wünsche dir alles Gute!
 
... dass ich sie loslassen soll.....
So finde ich den Tipp gut.
Aber kann man Liebe dadurch "heilen", dass man wütend wird?
Vielleicht hilft ein wenig Wut.
Ich kenne das von mir, ich habe leider keine Wut in mir, das verzögert vielleicht den Liebeskummer. Manchmal wäre wütend gut, denn dann ist es nacher wieder bereinigt. So schleppt man es ein wenig länger mit sich. Kann sein, muss aber nicht ;-).
...
Oder gilt wieder einmal, die Zeit heilt alle Wunden, wobei das nur ein sehr schwacher Trost ist.
Ja, gepaart mit loslassen.
 
Hallo Völkerball!

Ich kenne das in einem anderen Zusammenhang:

Nach Trennungen entsteht irgendwann so etwas wie Wut, weil man seinen Selbstwert wieder gefunden hat. Irgendwann kommt der Gedanke: Ja, Himmel, warum lasse ich mich eigentlich so behandeln, wer bitte bin ich denn?

Und da ist die Wut ein Parameter, dass man auf dem besten Weg ist, loslassen zu können.

Liebe Grüße
Reinfriede
 
Vielen Dank für eure hilfreichen Kommentare:

@pisces:
Ja, Verlustängste sind tatsächlich schon immer ein großes Problem von mir, ich habe vor kurzem auch in einer therapeutischen Trance erkannt, dass das mit dem frühen Verlust meines Vaters zusammenhängt und ich ein fast pathologisches Muster entwickelt habe, das sich bis ins Erwachsenenleben zieht. Als Folge davon, wollte ich es immer besonders recht machen, mich anpassen, besonders lieb und nett sein, wenn ich merkte, dass etwas nicht stimmt in der Beziehung habe ich umso mehr versucht, "gut" zu sein. Das hat alles verschlimmert. Schwere Erkenntnis, aber wichtig. Ich gebe sehr gerne, vergesse mich aber dabei häufig. Habe mich emotional abhängig gemacht. Aber ehrlich gesagt, klar unbewusst könnte es vielleicht sein, aber einen "Muttertyp" habe ich nie gesucht.

@Clara Clayton:
Ja, die Rückführungen...letztlich ist es wahrscheinlich egal, ob sie darüber zur Erkenntnis kam, dass es nicht passt, oder ob sie es vorher ahnte und ihre Seele dann in den Rückführungen genau diese Ahnungen spiegelte.
Nein, meine Liebe kann und will ich nicht in Wut umwandeln. Ich will die positive Liebe bewahren aber die Abhängigkeit lösen. Loslassen eben. Meine Ex-Freundin ist ein wunderbarer Mensch, auch wenn ich mit einigen Dingen nicht einverstanden bin.
Ja, durch den Kummer muss ich jetzt durch...

@Reinfriede:
Ja, mein Selbstwertgefühl, ohnehin nicht super ausgeprägt, hat sehr stark gelitten, weil ich ihr ja nie genügen konnte, das ist kein Vorwurf. Einen großen Teil des Problems, Anpassung, sich selbst aufgeben, habe ich verursacht.
 
Na ja, du hast ja geschrieben, dass ich sie unbewusst als Elternteil funktionalisiert hätte. Muttertyp bezieht sich jetzt weniger auf das Äußere, habe mich falsch ausgedrückt, ich meine die Erwartungen...meine Erwartung war eine partnerschaftliche Liebe, keine mütterliche Liebe mit Schwerpunkt auf Geborgenheit und so.
 
@völkerball

Kennst Du das: "Denk doch an die schönen Dinge, die ihr gemeinsam erlebt habt, usw . ........."
Und Du wirst zugeben, dass dies den Liebeskummer verlängern würde.

Denkst Du an jene Dinge, die das Trennende bedeutet haben. Dinge die ein absolutes NO GO waren.
Was würde dann passieren?

Ich nehme an, das Gegenteil. Wenn sie Dir den Weg schon auf diese Weise gewiesen hat, dann geh ihn doch.
Und Du wirst sehn wie rasch sich der Liebeskummer verflüchtigt.

lg martin
 
Ich finde es wichtig, das was schön war zu sehen, zu würdigen - und auch anzunehmen, in sich hereinlassen, als eine schöne, wertvolle Erfahrung zu behalten - ja, auch zu würdigen.
Dies heißt ja nicht, das was zur Trennung führte zu verleugnen oder nicht sehen zu wollen....
Dennoch habe ich das Gefühl, wenn ich eine Beziehung nachträglich schlecht mache.... und das Gute daran ablehne, ......... dann kann ich auch in der nächsten Beziehung das Gute nicht annehmen.....

Ich weiß nicht, ob ich das was für mich deutlich spürbar ist hier so in Worten wiedergeben kann.

Andererseits ist für mich ganz klar: Ich würde nie ernsthaft eine Beziehung zu einer Frau eingehen wollen, welche nachträglich ihre Ex-Partner oder ihre Ex-Beziehungen nicht wertschätzt.
Für mich würde es sich so anfühlen, als ob sie auch nicht in der Lage wäre, mich und unsere neue Beziehung zu schätzen.

L.G. Innere Freiheit
 
Hallo Voelkerball.

Ich kann mir vorstellen wie Du dich fühlst und habe selber oft in meinem Leben Liebeskummer ertragen. du hast hier schon viele gute Ansichten bekommen. Dieses Broken Heart Syndrom, wie es die Mediziner nennen, ist eine anerkannte Krankheit: Die Symptome können mit Psychopharmaka die erste Zeit überbrückt werden.
Es geht nicht um diese Person Ex-Freundin sondern um deine Verlustängste und Du hast die Ursache erkannt: Kindheit, Verlust und Trennung vom Vater. Der Tipp von deiner Ex, dass Du sie loslassen sollst ist schon richtig, braucht aber seine Zeit, denn Du muss das Vater Thema bearbeiten und loslassen. Sie ist nur das Spiegelbild und löst in Dir alte Gefühle aus.
Die anderen beiden Tipps: Denk an unsere schöne Zeit oder an meine negativen Seiten, funktionieren nicht. Das ist so wie:
"Erinnere mich daran, sie zu vergessen."

Wut, Aggression, Treuer und Verzweiflung gehören zur Trauerarbeit.
Sobald Du Ver-ZWEI-felst bist Du nicht mehr allein und redest mit Dir selbst, führst Selbstgespräche.
Du kannst in eine Depression und mehr fallen. Wut und Hass in Dir aufbauen damit schadest Du dich selbst.
Es ist immer noch die selber alte Frage: Warum, warum hast du mich verlassen als ich dich so dringend brauchte?

Kennst das: Denke jetzt nicht an blaue Elefanten.
An was denkst Du? Natürlich an blaue Elefanten.
Um sie aus dem Kopf zu bekommen, denke sofort an was anderes. D.h. tausche den Gedanke aus und ersetze ihn mit einem positiven Gedanken.


Ich wünsche Dir viel Kraft für diese Trauerzeit.

pietro mercuri
 
@Pietro M

Du schreibst: ... Wut, Aggression, Treuer und Verzweiflung gehören zur Trauerarbeit.
Und zwei Zeilen weiter: ..... Wut und Hass in Dir aufbauen damit schadest Du dich selbst.

Nun, - gehört die Wut nun zur Trauerarbeit, dem sprichwörtlich empfohlenen Weg Verluste "weg zu stecken" - oder - schadet die Wut.

@ völkerball

Mein Rezept in dem Fall (und nur meines) wäre, - an möglichst viele negative Dinge aus der Zeit der Partnerschaft zu denken.
Dies vielleicht durch ein Gespräch mit einem Freund (vielleicht mit einem, der die Verflossene nicht unbedingt kennt) zu reden also quasi
manifest zu machen und schon sehen die nächsten Tage ganz anders aus.

Diese Art der Bewältigung kann ICH natürlich nur deshalb als angemessen sehn, weil Deine Ex, laut Deiner Darstellung ohnedies keinen Zweifel darüber hinterließ,
die Beziehung zu beenden.



Ich wünsche Dir eine rigoros verkürzte Zeit zur Bewältigung des Liebeskummers. Denn der kann ganz schön weh tun!

mfg martin44
 
Servus Martin.

Deine Frage ist berechtig und danke das Du fragst.
Trennungsschmerz erleben alle Lebewesen, auch ein Hund ist bei einer Trennung traurig und hat Verlustängste.
Ein Haustier wurde und hat sich von dem Menschen abhängig gemacht und hat Angst ohne den Menschen zu verhungern.

Ein Wechselbad der Gefühle!
Wir können den Verlust und die Trennung nicht begreifen und verstehen, fühlen uns hilflos, ohnmächtig der Situation und den Gefühlen ausgeliefert. Wir sind enttäuscht und wütend auf den Menschen der uns verlassen hat. Danch kommt wieder eine Phase der Trauer, Weinen. Unser Bewusstsein will die Trennung nicht wahrhaben und verteilt den Schmerz etappenweise. Dies ist ein natürlicher Vorgang in unserem Gehirn. Irgendwann kommt die Phase wo wir erkennen wir sind auf uns selber wütend das wir so blind waren. Nicht der andere hat uns enttäuscht, geblendet, sondern wir haben uns täuschen lassen. Nun hat die Täuschung ihr Ende und wir müssen, ob wir wollen oder nicht, langsam die Realität akzeptieren. "Es ist wie es ist und es ist gut so wie es ist." Nach einiger Zeit erkennen wir, dass wir daran gewachsen sind.

Welchen Nutzen sollte es haben sich zusätzlich negative Gedanken zu machen damit man wütend auf die Ex wird?
die Phase kommt am Anfang, wo wir die Ex beschimpfen: Du blöde Kuh usw.
Danach kommt die Phase wo wir uns Selbstvorwürfe machen: Ich blöder Hund. Ich Hornochse. usw.
Alls das tut uns nicht gut und zieht uns runter.
Wir würden wohl genau so reagieren wenn es um unser Geld geht das wir einen Finanzberater anvertraut haben.
In dem Moment wo wir den Verlust erfahren, könnten wir den Kerl umbringen.
Später uns selber in den A. beißen das wir so Blauäugig waten und ihm unserer Geld anvertraut haben.

Aggression, Wut und Hass sind Emotionen in uns selbst und wirken Negativ in uns.
 
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Hallo Pietro

Darum habe ich geschrieben " Mein Rezept in dem Fall (und nur meines) wäre, ......."
So sieht jeder die Dinge anders und aus dieser Vielfalt kann man manchmal, - vielleicht auch öfter, Lehren ziehen.

Dazu folgende Geschichte.
Da lernt ein Mann im besten Alter (tolle Aussage) eine hübsche Frau (auch im besten Alter) kennen . Die beiden verlieben sich Hals über Kopf.
Der Sex ist eine wahres Paradies. Sie kommt um Meilen früher als er. Dass sie verheiratet ist, ist ihm bekannt.
Fünf lange Jahre kein Streit und tausend Dinge gemeinsam erlebt. Bis. Ja, bis es im Kasten des Schlafzimmers "leise knackte".
Der Ehemann wollte die Kastentür noch zuziehn aber zu spät.
Das bedeutete die Liebe war tatsächlich nur einseitig. Der Sinn für diese Lady war mehr oder weniger eine Arbeitserleichterung für den Ehemann.
Maximal drei Tage Wut und die Aufzählung, - was es denn eigentlich an Hinweisen gab - und diese Sache war gegessen. Vergessen tut er's nicht.
Und ne Lehre war es ihm auch. An vielen Tagen davon eine ganz nette Lehre.

Also hat Wut geholfen, Seelenschmerz zu verkürzen.

lg martin44
 
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