kommentare
@sternchen: ich sehe keinen grund, dir als mann böse zu sein, ganz im gegenteil: ich habe große achtung vor deiner kraft, den trennungsschmerz zu durchleiden und keine faulen kompromisse einzugehen (schöpferische kompromisse sind etwas von ganz anderer qualität...), ich teile absolut deine einstellung, dass eine trennung eine trennung ist und sich niemand auf die demütigende rolle einlassen sollte, dass partner/in versuchsweise mal abhaut und dann wieder zurückkommt und das so lange ausprobiert, bis dann doch endgültig das abhauen angesagt ist... und erst recht stimme ich überein, dass es jeder beziehung unheimlich gut tut, wenn beide ihre freiräume behaupten und achten (!) und auf eigenen beinen stehen, denn sonst ist immer das risiko groß, dass ein partner den anderen zum auffüllen der eigenen defizite missbraucht. und das ist dann nicht ergänzung, sondern schmarotzen. geht nie gut, weiß ich aus jahrelanger arbeit mit familiensystemen.
@maja: ich hab nirgends in deinen postings ein schildchen gesehen "bitte nur mitleid". und solange du in einem öffentlichen forum postest, nehme ich mir die freiheit, dazu stellung zu beziehen.
ich hab keine ahnung, was deine näheren umstände, deine persönlichkeit etc. betrifft, das ist richtig. ich kann mich nur an das halten, was du formulierst. und daraus erkenne ich vor allem einmal, dass es dir sauschlecht geht. das in der akuten phase zu genießen ist unmöglich, das weiß ich schon.
offenbar ist da niemand, der dich einfach hält und dir über den kopf streicht und dich über die zeit trägt, bis diese sturmflut der negativ-gefühle abgeflaut ist und du mit etwas weniger wut und zorn und anklage und verletztheit mit der chance eines neuen durchstartens in neues wachstum umgehen kannst, die dir hier geboten wird. du kannst sie selbstverständlich auch ungenutzt verstreichen lassen...
ich habe einige ahnung, was familiensysteme betrifft, arbeit seit jahren damit. und aus dieser erfahrung und deinen informationen aus diesem thread will ich dir erklären, woher meine provokante äußerung stammt, dass ich nun nachfühlen könne, warum er gegangen sei. und wenn du meinst, dass das ein "typisch männliches" nachfühlen sei, hab ich auch damit keine schwierigkeiten. ich verleugne mich ja nicht als neutrum und behaupte auch nicht, deine freundin zu sein. selbstverständlich denke und fühle ich wie ein mann (und das nicht unreflektiert), und ich hoffe doch sehr, dass dich auch die gefühlswelten der männer interessieren, wenn du mit ihnen in partnerschaft leben möchtest!?
gehe ich recht in der vermutung (es liest sich so), dass der mann, der dich verlassen hat, nicht der vater deiner tochter ist? damit stellt sich die dynamik zwischen dir, deiner schwangeren tochter und ihm nämlich ganz anders dar als wenn er ihr vater wäre. wie gesagt, ich gehe davon aus, dass er es nicht ist...
systemisch betrachtet hängt viel davon ab, wie die beziehung mit dem vater deiner tochter verlaufen ist und beendet wurde (und auch allenfalls weitere beziehungen, aber jedenfalls diese ganz besonders, weil es da auch um elternschaft geht). falls - falls! - diese beziehung nicht in achtung und dankbarkeit für die liebe, die war (und die ja immerhin zu einem neuen leben geführt hat) mit dem nehmen der beiderseitigen verantwortung für das ende der beziehung verabschiedet worden ist, besteht eine große wahrscheinlichkeit, dass es dir auch in neuen beziehungen nicht besser gehen wird. dann wäre es für eine musterunterbrechung gut, in dein herkunftssystem zu schauen und die verstrickungen zu lösen, die dich dazu verleiten, dieses muster zu leben.
jeder neue partner hat es dann, und zwar chancenlos, damit zu tun, dass sich diese dynamik neuerlich entfaltet.
umgekehrt hat offenbar auch dein jüngster ex-partner früheres aus deinem leben nicht gewürdigt oder vielleicht auch bequemer weise gar nicht zur kenntnis nehmen wollen, aber er wurde unweigerlich damit konfrontiert, als deine tochter schwanger wurde. auf einmal hatte er nicht nur eine geliebte, sondern musste auch noch akzeptieren, dass sie auch mutter ist und dass ihre liebe nicht ungeteilt zu haben ist.
du schreibst, du hättest ihn abgöttisch geliebt. maja, das hält kein mann aus. niemand ist in der lage, die rolle eines gottes auszufüllen ... das führt zu versagensängsten und treibt in die flucht. nebenbei ist das eine form von liebe, die mit persönlicher liebe zu einem menschen wenig zu tun hat, es hat mehr davon, sich einen götzen zu halten... und wenn du schreibst, dass du gehofft hattest, in diesem mann dein zuhause zu finden, so ist auch das eine haltung, die in männern fluchtreflexe auslöst. wenn der mann das haus ist, in das die frau einzieht und in dem sie dann auch noch ihre gardinen aufhängt und beginnt, die möbel umzustellen... dann ist er weg, mit garantie!
und deine tochter hat nun alles, was sei will, einen sohn und einen neuen freund, der ihn annimmt wie sein kind... und du empfindest das so, als würdest du von ihr einen arschtritt nach dem anderen bekommen...
hör ich da neid heraus? deine tochter führt ihr eigenes leben, und es sieht eh schon so aus, als hätte sie etliches von dir übernommen... auch im interesse deiner tochter schiene mir da einiges systemisch zu lösen zu sein... sie ist erwachsen, sie hat das recht und die pflicht auf ihr eigenes leben, und sie hat das recht und die pflicht, auch im interesse ihres kindes und ihrer eigenen partnerschaft, einer mutter grenzen zu setzen, die sich da hineinmischen möchte (wenn es denn so wäre... ich unterstell dir ja nicht, dass du es tust, und hab keine idee, worin diese "arschtritte" bestehen).
so viele ansatzpunkte... allein aus deinen wenigen sätzen heraus. wirklich, maja, in tiefem mitgefühl für den schmerz über all das zusammengebrochene in deinem leben: es ist deine entscheidung, ob du es als chance nimmst (vielleicht wie sternchen mit 54), ein "neues" leben auf der basis von gut genutzten erfahrungen zu leben oder deine alten muster weiterzuführen. das ist nur deine entscheidung, einzig und allein deine...
ich wünsch dir die kraft - und auch den mut, eine gute, kundige begleitung zu suchen, die dir nicht aus der befangenheit einer freundschaft, sondern in empathischer distanz gangbare wege zeigt.
alles liebe, jake