Meine Tochter verloren?

AW: Meine Tochter verloren?

Die Frage nach dem "Warum" stellen wir uns täglich, wir sitzen manchmal die halbe Nacht zusammen und fragen uns, was wir falsch gemacht gemacht haben.


Nur kurz eine andere Sichtweise:
wann immer ich selbst oder eines meiner Geschwister ein Problem hatten, dann haben unsere Eltern immer gleich reagiert:
"was haben wir nur falsch gemacht, dass ..."

Auf Kinder wirkt diese Selbstanklage belastend, sie entwickeln zunehmend Schuldgefühle, weil sie die Eltern enttäuschen. Das ist eine subtile Sache, denn in Wirklichkeit möchten Kinder die Eltern eben nicht enttäuschen. Sie möchten sich aber auch nicht uneingeschränkt anpassen.
Das Ganze ist also eine Gratwanderung, und genau das macht das Brisante in der Pubertät aus.

Madeleine, was ist denn mit dem alten Freundeskreis eurer Tochter? Hat sie alle Kontakte dort abgebrochen?

Was ihr gerade erlebt, kommt sehr häufig vor, ich kenne es selbst aus der Zeit, als mein Sohn zwischen 15 und 19 war. Nervenaufreibend war das. Schlaflose Nächte, als er nicht heimkam, endlose und sinnlose Diskussionen über sein Verhalten, Streit mit meinem Mann über unsere Erziehungsfehler, gegenseitige Schuldzuweisungen (zu viele Freiheiten, zu wenig, zu viel Druck beim Lernen, zu wenig Verständnis ???). Mir ging es zu der Zeit ziemlich mies .... Aber inzwischen ist er wieder "normal", kann selbst seine Auszucker nachträglich nicht verstehen, möchte sie aber gleichzeitig nicht missen. Das muss man dann einfach so stehen lassen.

Mach dir nicht übermäßig viele Sorgen.

LG
Karin
 
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AW: Meine Tochter verloren?

Ich habe darüber nachgedacht - was dieses "fallen lassen" betrifft - diesen Schnitt und bin zu einem Ergebnis gekommen - zu dem habe ich mit meiner Tochter gesprochen. Bei uns ist es noch nicht sooo lange her, dass wir diesen Abnabelungsprozess hatten. SIe ist jetzt 22 und kann sich gut in Jugendliche hinein versetzen. Ich habe ihr von diesem Thread erzählt.

Auch sie war mit 17 weg, ich hatte keine Kontrolle mehr darüber mit wem sie sich trifft, wie sie lebt usw. Auch ich habe damals oft nächtelang kaum bis schlecht geschlafen usw...

Ich hab das damals so gemacht:
  • ich hab sie machen lassen
  • ich hab nicht mehr eingemischt
  • ich habe meinen Kummer mit mir ausgemacht
  • das einzige was ich ihr gesagt habe war:
  • tu was Du willst, wenn Du was brauchst bin ich für Dich da -
  • ich hab Dich lieb
Ich habe meiner Tochter vertraut und mich in diesem Vertrauen in schweren Zeiten geübt. Sie ist wieder gekommen, sie hat sich mir wieder anvertraut.

Dazu war es aber nötig, mich aus ihrem Leben zurück zu ziehen aber ich habe sie nicht fallen gelassen. Meine Tochter meinte, wenn ich das getan hätte, hätte ihr die Liebe gefehlt. Es kann nicht sein, dass ein Mensch nur dann geliebt wird, wenn er "funktioniert", wenn er lieb und brav ist ....

Bei mir war es so, dass ich ausgeflippt bin in dem Alter und damals von zu Hause ausgezog. Meine Mutter hat sich nie bei mir gemeldet. Sie musste wo ich bin, sie ging keinen Schritt auf mich zu und bis heute empfinde ich ihre Haltung als lieblos. Bis heute ist dieses Verhalten für mich eine Bestätigung, mangelnder Elternliebe.

Jemanden los lassen ja,
jemanden fallen lassen nein.

Das ist meine Meinung - auch wenn sie mit Therapeuten nicht übereinstimmt.

LG Elladana
 
AW: Meine Tochter verloren?

Bei mir war es so, dass ich ausgeflippt bin in dem Alter und damals von zu Hause ausgezog. Meine Mutter hat sich nie bei mir gemeldet. Sie musste wo ich bin, sie ging keinen Schritt auf mich zu und bis heute empfinde ich ihre Haltung als lieblos. Bis heute ist dieses Verhalten für mich eine Bestätigung, mangelnder Elternliebe.

Jemanden los lassen ja,
jemanden fallen lassen nein.

Das ist meine Meinung - auch wenn sie mit Therapeuten nicht übereinstimmt.
Guten Morgen Elladana,
ich weiß, was du meinst, doch in Bezug auf Drogen oder andere extreme Süchte ist es etwas anders. Das muss unbedingt differenziert werden.
Auf alle Fälle ist es ganz wichtig, dass die Kinder wissen, dass sie geliebt werden. Sie müssen aber auch wissen, dass sie nicht auf den Gefühlen der Eltern herumtrampeln können, so wie sie lustig sind. Ich denke dein Fall ist anders gelagert, so wie du schreibst war deine Mutter nicht an dir interessiert. Das ist schade, denn wenn die Liebe fehlt geht den Kindern ohnehin etwas verloren. Deswegen ist es doch toll, was aus dir geworden ist.
Laß´dich mal umarmen :umarmen: Und du bist dann doch der Beweis dafür, dass es auch mit weniger Mutterliebe möglich ist (wenn auch mit mehr Hindernissen) ein friedvolles, liebendes Leben zu führen.

Ahorn hat etwas schönes geschrieben:
Ahorn schrieb:
...vertraut Eurer Tochter und der Erziehung, die sie genossen hat.
Es war zwar eine etwas andere Situation, aber mir hat eine Beraterin mal gesagt: "Den Grundstock der Erziehung haben Sie gelegt, was meinen Sie wie schnell Ihre Kinder wieder zurück sein werden. Geniessen Sie mal die freie Zeit ohne sie."
Dieser Satz hat mir wieder Vertrauen (vielleicht auch in mich) gegeben - und meine Kinder waren nie weg. Als mir dieser Satz gesagt wurde, hat es bei mir Klick gemacht.
Eberesche
 
AW: Meine Tochter verloren?

Erst einmal vielen Dank für eure vielen Ratschläge und das Mitgefühl.

Die Frage nach dem "Warum" stellen wir uns täglich, wir sitzen manchmal die halbe Nacht zusammen und fragen uns, was wir falsch gemacht gemacht haben.

Gut, sie hatte schon mit 14 sehr viele Freiheiten, die andere in ihrem Alter vieleicht nicht hatten. Aber es hat ja funktioniert. Sie hatte einen großen Freundeskreis, den wir auch kannten, ihren Freund und sie hat immer mit uns geredet, auch wenn sie mal Probleme hatte. Sie war immer ehrlich zu uns.

Mit den Eltern ihrer neuen Freunde können wir leider nicht reden, da wir die gar nicht kennen, und viele auch schon alleine wohnen. Einige kommen aus zerrütteten Familien, wo das eh keinen Sinn hätte.

Mit ihrer Vertauenslehrerin haben wir schon einige Gespräche geführt. Leider führt das auch zu nichts, da unsere Tochter ihr gegenüber behauptet, es sei alles in Ordnung und sie versteht nicht, was wir haben.

Da sie in drei Wochen 18 wird, haben wir nun wohl gar keinen Einfluss mehr auf sie.

Wir haben Angst,wenn wir sie wirklich endgültig fallen lassen, dass der Kontakt zu ihr ganz abbricht und dass sie dann endgültig auf der schiefen Bahn landet und nicht wieder rausfindet.

Es tut weh, zuzusehen, wie sie immer weiter abrutscht und man kann gar nichts machen!

Wie oben schon mal geschrieben, ich verstehe eure Ängste sehr gut, aber erst seit dem ich selbst Mama bin!

Ich bin mit knapp 13 von zu Hause ausgezogen, meine Eltern waren geschieden, meine Mutter nur mit ihrer Arbeit und mit meinem kleinen Bruder beschäfftigt. Es gab für mich keinen Grund mehr dort zu bleiben!

Ich zog also aus, in ein betreutes Wohnen, lernte viele Leute kennen denen es gleich oder ähnlich erging wie mir. Ich fühlte mich wohl unter diesen Menschen, ok sie haben geraucht , getrunken , der ein oder andere nahm auch Drogen, aber es störte mich nicht. Damals dachte ich nur es ist überall besser als zu Hause.
Irgendwann merkt man aber, dass diese "Freunde" keine wirklichen Freunde sind, denn wenn einmal nicht alles nur aus Spaß und Party besteht, sind diese "Freunde" einfach nur unbrauchbar!
Dann sehnt man sich wieder nach zu Hause, nach Mama, nach dem "langweiligen" Leben!

Heute bin ich (fast) 21, ich bin zwar nie wieder nach hause gezogen, aber der Kontakt zu meiner Mama könnte besser nicht sein! ;-)

Aus heutiger Sicht weiß ich ; Ich wurde gut erzogen! Ich konnte auch mit meinen 13 Jahren damals einschätzen dass Drogen nicht gut sind. Somit hab ich sie auch nicht genommen.Ich wusste immer wo meine Grenzen sind!


Gebt eurer Tochter die Zeit sich selbst und auch euch mit anderen Augen zu sehen, sie wird merken wo sie hingehört.
Sie wird auch merken, dass ihre "Freunde" keine sind!
Ihr habt eurer Tochter vermittelt was gut und schlecht für sie ist, sie wird eure worte im Ohr haben, glaubt mir!

mfg
 
AW: Meine Tochter verloren?

Guten Morgen Elladana,
ich weiß, was du meinst, doch in Bezug auf Drogen oder andere extreme Süchte ist es etwas anders. Das muss unbedingt differenziert werden.
Auf alle Fälle ist es ganz wichtig, dass die Kinder wissen, dass sie geliebt werden. Sie müssen aber auch wissen, dass sie nicht auf den Gefühlen der Eltern herumtrampeln können, so wie sie lustig sind. Ich denke dein Fall ist anders gelagert, so wie du schreibst war deine Mutter nicht an dir interessiert. Das ist schade, denn wenn die Liebe fehlt geht den Kindern ohnehin etwas verloren. Deswegen ist es doch toll, was aus dir geworden ist.
Laß´dich mal umarmen Und du bist dann doch der Beweis dafür, dass es auch mit weniger Mutterliebe möglich ist (wenn auch mit mehr Hindernissen) ein friedvolles, liebendes Leben zu führen.

Ebenso guten Morgen!

Es ist die Frage, was die Eltern möchten?
Möchten sie dass ihre Tochter wieder zu ihnen zurück kommt oder möchten sie die Tochter klein kriegen und sich durchsetzen?
Wenn es ihnen um die Tochter geht, funktioniert es nur so wie oben beschrieben.

Wer sich durchsetzen möchte, lässt das Kind fallen - funktioniert bestimmt!

Hätte ich damals Drogen genommen, ich wäre völlig alleine dagestanden - ich wäre abgerutscht und diese Kurve hätte ich nicht mehr gekriegt. Ich bitte das mal zu bedenken.

Meine Tochter hat mich an meine Grenzen gebracht, sie hat Fehler gemacht, ihr Umfeld war bestimmt nicht das Beste ... sie konnte zurück kommen im Wissen darum, dass ich sie lieb hab egal was inzwischen passiert ist.

Ich hatte den Eindruck, dass ich mit Problemen nicht nach Hause kommen kann. Meine Tochter kam, nach dem sie sich ausgetobt hatte wieder heim. Ich kam erst, als ich nicht mehr anders konnte ... stellt Euch mal vor wie lange ein Jugendlicher der Drogen nimmt von zu Hause weg bleibt, wenn er meint so lange warten zu müssen bis er nicht mehr kann ...

Fallen lassen artet in ein Machtspiel aus, das der Jugendliche ohne Zweifel verliert, auch wenn es sich für die Eltern erst mal nicht so anfühlt, aber sie sitzen am längeren Ast. Der Jugendliche wird scheitern - wer ausgeflippter Weise versucht sein Leben zu meistern, macht Fehler und scheitert.

Ein Mensch der scheitert, braucht eine Familie... egal in welchem Alter.

LG Elladana
 
AW: Meine Tochter verloren?

Noch was ... ich erinnere mich gerade ... *smile

Mein Verhalten wurde damals als verantwortungslos bezeichnet. Ich wurde als verantwortungslos beschimpft, weil ich mich im Vertrauen übte...

Nur meine Tochter ist wieder nach Hause gekommen im Gegensatz zu den verantwortungsvollen Menschen die damals gemeint haben mich anprangern zu müssen ...

:)
 
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AW: Meine Tochter verloren?

Ich arbeite im Gesundheitswesen und habe mich jetzt mit Betroffenen und Fachleuten unterhalten. Bei uns gibt es eine Drogenberatungsstelle - ich denke, soetwas gibt es bestimmt auch bei Euch madeleine. Angehörige wie Betroffene werden hier beraten.

In der Tat ist es nicht mit einer "herkömmlichen" Pubertätsphase zu vergleichen, wenn es um Drogenkonsum geht. Da der Jugendliche erfinderisch wird wenn es um Drogen geht. Er beginnt nett zu sein um zu Geld zu kommen, er hintergeht ihm nahe stehende Personen, dabei legt der Jugendliche eine Kreativität an den Tag, die eine enorme Konsequenz und Klarheit der Eltern erfordert.

Denn mit jedem mal wo Eltern auf den Jugendlichen "hereinfallen", wird der Drogenkonsum unterstützt.

Grundsätzlich gilt: Klar sein, kein Geld geben, dem Jugendlichen aber versichern, dass er jederzeit zu Hause mitleben kann, dass zu Hause alles für ihn da ist was er braucht - wenn er außer Haus leben möchte, dann muss er dies selbst auf die Reihe kriegen.

Leider habe ich gerade erfahren, dass Jugendliche die dem Drogenkonsum "verfallen", erst nach Hause kommen wenn sie nicht mehr anders können ...

Das finde ich schade - allerdings leuchtet es mir nach diesem Gespräch nun ein.

LG Elladana
 
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