Merkwürdiger Konflikt

bluemerant

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26 Februar 2011
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Liebe Forumsmitglieder,

seit einiger Zeit stecke ich in einer angespannten Situation zwischen einem Bekannten und mir fest, die mir mittlerweile doch recht an die Substanz geht. Es fällt mir schwer die Eigendynamik, die zwischen uns entstanden ist, einzuordnen. Zumal meine Sichtweise im Moment wirklich sehr subjektiv und im negativen Sinne emotional aufgeladen ist.

Es begann also damit das ich diesen Bekannten darum bat sich mir als Partner zur Durchführung eines Projektes zur Verfügung zu stellen. Da ich unter Zeitdruck stand und keine Luft zu weiteren Überlegungen wen ich mir zur gemeinsamen Arbeit überhaupt vorstellen könne hatte fragte ich ihn, denn er lief mir just über den Weg. Prompt sagte er zu und so kam es das wir das Projekt ein paar Tage später in Angriff nahmen. Ich merkte schon am ersten Tag das er sich nur sehr schlampig an der Arbeit beteiligte. Ich versuchte ihn darauf aufmerksam zu machen das ein erfolgreicher Abschluss der Arbeit sehr wichtig für mich sei und ich dabei auf ein gewisses Maß an Kooperation angewiesen sei. Er nahm es zur Kenntnis und ich ging davon aus das wir uns in der folgenden Zeit auf der Grundlage gegenseitigen Respektes schon aufeinander einspielen würden.

Leider war dem aber überhaupt nicht so, trotz aller Klärungsversuche von meiner Seite aus über die er sich noch höchstens lustig machte bzw. wirklich 0,0% Bereitschaft zeigte auch nur einen Schritt auf mich zu zugehen, geschweige denn das er sich überhaupt bemühte mich über die Motive für sein Verhalten aufzuklären. Zeitpunkt und Dauer der Arbeit legte grundsätzlich er fest, immer unter dem Vorwand "er habe noch so viel anderes zu tun". Da er zu dem Zeitpunkt tatsächlich einen Wohnortswechsel zu arrangieren hatte versuchte ich mich damit weitestgehend abzufinden, zumal es mir ja unmöglich war aus der Situation zu flüchten (was ich ansonsten wirklich liebend gern getan hätte!!).

Trotzdem widersprach er sich auch in dieser Hinsicht, mal war er schon umgezogen, dann wieder doch erst in einer (oder auch zwei) Woche/n. Andererseits verhielt er sich sehr charmant, umgarnte mich mit Nettigkeiten und Komplimenten.

Eigentlich gegen meinen Willen entspann sich ein Tete á tete und sogar eine relative "Innigkeit" zwischen uns, und da ich keinen Partner habe ließ ich mich in gewisser Weise darauf ein. Das hinderte ihn aber nicht daran diese "Nettigkeiten" in der nächstbesten Situationen wieder zu relativieren, indem er mir zeigte wie toll eben auch andere Frauen für ihn seien.
Mich kränkte sein Verhalten und ich ließ mich leider auf das Spiel ein, regte mich auf, ja, reagierte wohl genau so wie er es haben wollte...Schließlich offenbarte er mir das ich für ihn nur ein "Kompromiss" wäre, da er eigentlich ein paar andere Frauen aus unserem Bekanntenkreis anziehender finde, von Natur aus aber schüchtern wäre und ich nun eben einfach mal "da" gewesen wäre...

Als wir und das nächste Mal sahen reagierte er aber sehr locker und ging weiter freundschaftlich mit mir um. Sein Verhalten ließ für mich darauf schließen das er es eben so meine und ich mich damit abfinden müsse. Ehrlich gesagt bereue ich das alles, fühle mich jetzt gekränkt und ausgenutzt... Es ist dabei nicht einmal das Problem das ich nun wer weiß wie verliebt in ihn bin, eher hatte ich Interesse und wollte sehen wie sich die Sache zwischen uns entwickeln würde. Trotzdem bin ich aber gekränkt, ziemlich sogar...
Es fällt mir wirklich schwer die Situation klar zu sehen, vielleicht könnt ihr mir da helfen?

Liebe Grüße,
Blümerant
 
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Liebe Blümerant!

Es ist natürlich schwierig, als Aussenstehender eine klärende Aussage zu machen, deswegen betrachte bitte mein Posting mit Vorbehalt, in erster Linie mutmaße ich nur.

So, wie Du ihn beschreibst, dürfte er der Typ sein (vielleicht auch nur in einer solchen Lebensphase), dass er sich mit keinen Lebensumständen festlegen möchte, ein Schmetterling halt.

Das Anziehende an Schmetterlingen ist sehr oft der Charme, das ist angenehm und leicht, dieses Flirtverhalten tut auf den ersten Blick einfach gut.

Aber es bleibt an der Oberfläche, so wie Du ihn beschreibst (Projekt), könnte es sein, dass er generell gerne an der Oberfläche herumrudert.

Du möchtest jedoch mehr Tiefgang und das kann so ein Mensch nicht (oder vielleicht auch nur in dieser Phase nicht, z.B. nach einer Trennung, wenn man "leben möchte").

Vielleicht hilft es Dir, den Gedankengang umzudrehen: Nicht Du bist nichts für ihn, sondern er ist nichts für Dich.

Du bist ein tiefgründiger Mensch, der sich einen ebenfalls tiefgründigen Partner verdient hat - er ist oberflächlich, das passt doch gar nicht zu Dir?

Auch wenn sein Verhalten Dich kränkt, weil es den Stolz anknackst, hättest Du denn wirklich gerne so einen Menschen (der Dich bei dem Projekt schon so schön hängenlässt) auch in Deinem Leben eine große Rolle spielen lassen?

Liebe Grüße
Reinfriede
 
Hallo Reinfriede,

vielen Dank für Deine schnelle Antwort!
Ja, im Grunde lehne ich eine Partnerschaft mit ihm ab, da hast Du Recht. Sein oberflächlicher Charakter blieb mir während unserer gemeinsamen Arbeit natürlich nicht verborgen. Trotzdem fiel es mir schwer die nötige Abgrenzung herzustellen, auf irgendeine Weise, ob bewusst oder unbewusst, muss er das gespürt haben. Es ist gerade nicht einfach das nötige Selbstbewusstsein aufzubringen jetzt erhobenen Hauptes weiterzublicken, auch wenn ich das nach außen hin schon tue... Bisher wurde ich mit solchen "Aussagen" noch nicht konfrontiert und ich merke wie sie mein Selbstbewusstsein unterwandern...
Wie ich anfange mich selbst klein zu sehen. Hinzu kommt eben das ich die Frauen die er reizvoller findet eben subjektiv als nicht besonders anziehend empfinde... Da die Distanz, und eben auch die Akzeptanz zu gewinnen daneben gelegen zu haben ist erst einmal bitter.
 
Liebe Blümerant!

Ich hab eine Freundin, die eine sehr seltene Gabe hat, sie ist sowas von knallhart mit sich selbst, dass es manchmal schon einer gewissen Komik nicht entbehrt.

Wenn sie bei mir auf Besuch ist und von ihren letzten Lovern erzählt (meistens Reinfälle, entweder will er nicht wirklich oder sie nicht wirklich), dann macht sie so eine wegwischende Bewegung mit ihrer Hand und sagt grinsend dazu:

"Ach, was solls, waren doch bloß wieder die Hormone." :D

Ich glaube, so hilft sie sich selbst beim Relativieren.

Vielleicht wäre das auch eine Möglichkeit für Dich, das so zu sehen. Du hattest GEWUSST, dass Ihr nicht zusammenpassen würdet bzw. Du ihn *eigentlich* gar nicht wollen würdest, aber Deine Hormone haben zugeschlagen.

Genauso wie seine Hormone bei allem, was weiblich ist, anspringen.

Und Hormone können einen ganz schön austricksen und einem die berühmte rosa Brille aufsetzen. In Wahrheit siehst Du ihn jetzt so, wie er tatsächlich ist und siehst nun klar, dass er nicht zu Dir gepasst hätte.

Die Frauen, die er jetzt umgarnt, haben diese Erfahrung noch alle vor sich...Du bist ihnen schon einen Schritt voraus.

Versuch bitte, Dein Selbstwertgefühl wieder aufzubauen, zieh den Focus von ihm ab (das hat er ja gar nicht verdient) und verwende die Energie für Dich selbst. Beschäftige Dich nicht mit seinen Gründen, seinen Vorlieben und warum oder wieso er nun dies oder jenes macht oder so reagiert, das kostet Dich nur DEINE Energie - die solltest Du nicht herschenken, schon gar nicht an jemanden, der sich nicht als ernsthaft interessierten Partner erwiesen hat.

Liebe Grüße
Reinfriede
 
Ja, im Grunde lehne ich eine Partnerschaft mit ihm ab

Liebe bluemerant,

Du hast auch ein wenig mit dem Feuer gespielt :cool: und bist kurzfristig
vielleicht der Illusion aufgesessen, dass Du die offensichtlichen Gegensätze
ausblenden könntest.

Du hast diesem Strang den Titel "merkwürdiger Konflikt" gegeben.
Ich denke, diese Sache verdient die Bezeichnung "Konflikt" eigentlich
gar nicht, dazu war die Begegnung nicht wichtig genug.

Dass die "Beziehung" schon im Keim erstickt ist, hat nichts mit Dir zu
tun, auch nicht mit ihm - es hat (und hätte) einfach nicht gepasst.

Sei lieb zu Dir selbst, streichle Dein verletztes Ego ein wenig - und nimm
es vor allem nicht persönlich. Es werden noch mehrere Menschen Deinen
Weg kreuzen, die lediglich eine klitzekleine Spur hinterlassen ;--).

LG
Lucille
 
Hallo bluemerant.
Was mir sofort ins Auge sticht ist deine Passivität bei der ganzen Geschichte. Ich zitiere im folgenden die Stellen wo mir deine Passivität auffällt.
Er nahm es zur Kenntnis und ich ging davon aus .....
Leider war dem aber überhaupt nicht so, trotz aller Klärungsversuche von meiner Seite aus über die er sich noch höchstens lustig machte bzw. wirklich 0,0% Bereitschaft zeigte auch nur einen Schritt auf mich zu zugehen, ...... Zeitpunkt und Dauer der Arbeit legte grundsätzlich er fest, immer unter dem Vorwand "er habe noch so viel anderes zu tun". Da er zu dem Zeitpunkt tatsächlich einen Wohnortswechsel zu arrangieren hatte versuchte ich mich damit weitestgehend abzufinden, zumal es mir ja unmöglich war aus der Situation zu flüchten (was ich ansonsten wirklich liebend gern getan hätte!!).
Also, ER macht sich lustig, ER bemüht sich nicht, ER legt grundsätzlich fest, ER hat einen Wohnungswechsel……… also ER hat so viiiieel Handlungsspielraum und DU nimmst das zur Kenntnis hast jedoch kein Handlungsspielraum. Oder du gestattest dir keinen Handlungsspielraum Grenzen festzulegen. Wo bei IHM alles möglich ist, ist bei dir nix möglich. ER darf sich alles erlauben und DU überlässt ihm das Feld wo er sich austoben darf und musst schauen wie DU den Karren aus dem Dreck ziehst.
Trotzdem widersprach er sich auch in dieser Hinsicht, mal war er schon umgezogen, dann wieder doch erst in einer (oder auch zwei) Woche/n. Andererseits verhielt er sich sehr charmant, umgarnte mich mit Nettigkeiten und Komplimenten.
ER wiederspricht sich und ER verhält sich charmant. Auch hier bist du bei IHM anstatt bei DIR zu sein. Wo ist deine Rolle dabei? Deine Selbstverantwortung? Er agiert und du reagierst.
Eigentlich gegen meinen Willen entspann sich ein Tete á tete und sogar eine relative "Innigkeit" zwischen uns, und da ich keinen Partner habe ließ ich mich in gewisser Weise darauf ein. Das hinderte ihn aber nicht daran diese "Nettigkeiten" in der nächstbesten Situationen wieder zu relativieren, indem er mir zeigte wie toll eben auch andere Frauen für ihn seien.
Das meine ich, „gegen deinen Willen“……… du hast dich „in gewisser Weise“ ein-gelassen. "Er zeigte dir" wo es lang geht... Auch hier: er agiert und du reagierst. Das ist die Passivität welche mir auffällt.
Mich kränkte sein Verhalten und ich ließ mich leider auf das Spiel ein, regte mich auf, ja, reagierte wohl genau so wie er es haben wollte...
.
Das ist der Punkt!
„SEIN Verhalten“ „ER meint es so“…… DU musst dich damit „abfinden“. Er agiert und Du lässt dich darauf ein. Er agiert und du reagierst. Er bestimmt die Spielregeln und du nimmst diese zu deinem Nachteil hin und richtest dich nach SEINEM Verhalten.
Ehrlich gesagt bereue ich das alles, fühle mich jetzt gekränkt und ausgenutzt...
.
Natürlich bereust du es und fühlst dich ausgenutzt.
Denn, so hart es auch klingen mag, hast du im das Feld überlassen.

Stell dir doch mal bitte vor DU bist die Kaiserin in deinem Palast. Du kannst den Palast definieren wie du willst, sei es dein berufliches Projekt, dein Privatleben, dein Gefühlsleben, dein Innrestes, dein Ich, was auch immer. Es ist deins. Dein Territorium. DU hast es Dir eingerichtet und schön eingerichtet, darin Arbeit und Mühe investiert .
Du machst die Türe auf und lässt einen Gast herein, sowohl in deine beruflichen Gemächer als auch in deine Privatgemächer. Und dieser Gast benimmt sich wie die Axt im Walde und pinkelt dir auf deine schönen Teppiche.
Und was machst du? Du rennst weg überlässt ihm dein Hab und Gut und lässt ihn sich in deine „Gemächer“ nach Lust und Laune austoben, wie ein Rockstar der meint mal eben eine Suite kurz und klein zusammenzuschlagen.

Die Frage ist, wo deine Selbstfürsorge und deine Selbstverantwortung bei dieser Geschichte geblieben sind?
Die Sache ist die: du hast die Wahl. Du kannst dich als „Opfer“ weiterhin bemitleiden und darin baden was dieser unsägliche Mann dir alles angetan hat.
Oder, du reflektierst vielleicht darüber was du dafür getan hast um diesem Mann erst sein rücksichtsloses Verhalten erst möglich zu machen. Warum du deine „Gemächer“ fluchtartig verlassen hast und es ihm erlaubt hast nach Lust und Laune in dein verlassenes Zuhause zu wüten.

Wenn du letzteres als Option wählen solltest, hast du die Chance aus dieser Geschichte gestärkt und gereift heraus zu wachsen.

Es gibt übrigens auch Menschen die gerne Blumen ihrer Gastgeberin als Zeichen der Wertschätzung ihrer Gast-Freundlichkeit mitbringen.

Dem geht jedoch voraus, dass die Gastgeberin selbst ihr Zuhause wert-schätzt und entsprechend liebevoll kultiviert.

Ich hoffe ich konnte dir weiterhelfen.

Liebe Grüße,
Johanne
 
Liebe Johanne,

danke, dass kann ich grad auch wieder gut gebrauchen :)
(Nicht für Mr. Wolke 7, sondern meinen Ex betreffend ;))

Mr. Wolke 7 hat immer Blumen für die Kaiserin, äh, Prinzessin dabei, im übertragenen Sinne :D

lg
B.
 
Hallo Ihr,

in zweierlei Dingen habt ihr alle Recht: nämlich das es keinen Sinn macht weiter auf der Sache herumzukauen und das ich mich statt dessen intensiver mit
mir selbst befassen, meinen Bedürfnissen und Wünschen Aufmerksamkeit schenken sollte. Johannes Metapher vom gut hergerichteten Palast trifft es ziemlich genau.

Mit dem Titel "Merkwürdiger Konflikt" ist in dieser Hinsicht vielleicht nicht einmal diese doch recht banal gebliebene Zusammenkunft gemeint, sondern
eher die letzten zwei Jahre, in denen ich mich weitestgehend fremdbestimmt und unfrei gefühlt habe.
Dieses Projekt war von Anfang an eher eine "Zwangsmaßnahme" für mich, es ging einfach darum noch bis zum Semesterende (ich studiere und in ein paar Tagen steht das Vordiplom an) das nötige Pensum an Scheinen zur Zulassung abzukaspern. Der enge Zeitrahmen ließ mir leider keinerlei Spielraum mehr mich noch nach anderen Partnern umzuschauen, es ist wie man so schön sagt "einfach mal besch***** gelaufen"... Dieses Gefühl nicht selbst zu denken, sondern gedacht zu werden, das mich während dieser letzten zwei Jahre, in denen ich mich mehr um Pflichterfüllung und ökonomische Zwänge als um die Frage nach persönlichen Zielen bemüht habe fand in der beschriebenen Situation, so denke ich, einfach seinen Ausdruck.
Wenn ich es mir recht überlege ist die Bezeichnung "Konflikt" tatsächlich ungerechtfertigt, eher kommt es ja dem Charakter der "Selbstverleugnung" gleich...
 
Also, ich kenn ihn nicht und auch nicht die gesamte Situation, aber ich schätze auch, dass es das Beste ist, die Beziehung zu beenden. Wahrscheinlich hat er mit dir gespielt und hätte doch nicht so verantwortungslos sein sollen, dich so mit dem Projekt im Stich zu lassen
 
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Ich meine, er ist in seiner Sicherheit, - Dich bestimmen zu können einen oder eher mehrere Schritte zu weit gegangen
und in einer gewissen Überheblichkeit gelandet. Wenn das so ist, so ist das für dich unerträglich und für Dritte nachvollziehbar.

alles Gute / martin
 
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